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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 15 Antworten
und wurde 854 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.04.2010 11:58
Zettels OsterplauderEi (3): Alice im 3-D-Wunderland Antworten

Er wird mit 3-D immer realistischer, der Film. Und zugleich sind die meisten dieser Realissimo-Filme ganz unrealistisch. Anlaß für Gedanken über den Film.

Gilbert Offline



Beiträge: 70

05.04.2010 12:42
#2 RE: Zettels OsterplauderEi (3): Alice im 3-D-Wunderland Antworten

Ich habe Avatar in 3D gesehen, übrigens auch ein Film, der sich nur in 3D lohnt.

Allerdings ein Film in dem noch nichtanimierte Szenen auftauchen. Und nach dem direkten Vergleich glaube ich, dass die Technik für Trickfilme einfach besser geeignet ist. Die Sache ist nämlich die: Sowohl das Auge als auch die Kamera müssen sich auf die richtige Entfernung einstellen, und Objekte in der richtigen entfernung werden dann scharf auf die Netzhaut bzw. den Film abgebildet, Objekte in anderen Entfernungen dagegen nicht. Das ist kein Problem, wenn man da hinguckt wo auch die Kamera hingeguckt hat, aber wenn man sich auf den Hintergrund konzentriert, merkt man, dass er verschwommen ist.

Das ist nun auch im 2D-Film so und man hat eben gelernt es zu ignorieren. Überhaupt ist Filmgucken eine höhere und lernbedürftige Fähigkeit, ich kenne z.B. eine Katze, die sich von Stofftiegern bedroht fühlt, von echten Tigern im Fernsehen dagegen nicht. Aber in 3D fällt es auf einmal auf und stört extrem. Vielleicht gerade weil die anderen Einschränkungen, an die man auch gewohnt ist, wegfallen.

Und dieses Problem kann man eben mit einem Trickfilm, auf dem das ganze Bild scharf ist, elegant umgehen. Weshalb 3D-Filme zumindestens bis sie sich durchgesetzt haben regelmäßig Trickfilme sein werden.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.04.2010 14:51
#3 RE: Zettels OsterplauderEi (3): Alice im 3-D-Wunderland Antworten

Zitat von gelegentlicher Besucher
Ich habe Avatar in 3D gesehen, übrigens auch ein Film, der sich nur in 3D lohnt.
Allerdings ein Film in dem noch nichtanimierte Szenen auftauchen.


Ja, und meist ist es wohl eine Mischung mit Hilfe z.B. von Augemented Reality. Die Schauspieler agieren im leeren Raum, aber der Regisseur sieht dazu schon die computergenerierte Szene, in die sie hineingeschnitten werden.

Zitat von gelegentlicher Besucher
Und nach dem direkten Vergleich glaube ich, dass die Technik für Trickfilme einfach besser geeignet ist. Die Sache ist nämlich die: Sowohl das Auge als auch die Kamera müssen sich auf die richtige Entfernung einstellen, und Objekte in der richtigen entfernung werden dann scharf auf die Netzhaut bzw. den Film abgebildet, Objekte in anderen Entfernungen dagegen nicht. Das ist kein Problem, wenn man da hinguckt wo auch die Kamera hingeguckt hat, aber wenn man sich auf den Hintergrund konzentriert, merkt man, dass er verschwommen ist.
Das ist nun auch im 2D-Film so und man hat eben gelernt es zu ignorieren.


Es ist ja, wie Sie richtig schreiben, auch beim normalen Sehen so. Die Akkommodation - darum geht es - liefert übrigens beim normalen Sehen zusätzliche Tiefeninformation, die der 3-D-Film nicht simulieren kann. Ich habe noch nicht ganz verstanden, warum es bei 3-D-Filmen ein Problem sein könnte. Ich hätte eher gedacht, daß die Konvergenz ein Problem sein könnte: Durch Änderung des Winkels, in dem die Augen zueinander stehen, können wir normalerweise beeinflussen, welche Objekte auf korrespondierende Netzhautstellen fallen, können also die Querdisparation beeinflussen. Das geht beim 3-D-Film nicht. Ich hatte aber beim Ansehen nicht den Eindruck, daß das den Tiefeneindruck abschwächt.

Zitat von gelegentlicher Besucher
Und dieses Problem kann man eben mit einem Trickfilm, auf dem das ganze Bild scharf ist, elegant umgehen. Weshalb 3D-Filme zumindestens bis sie sich durchgesetzt haben regelmäßig Trickfilme sein werden.


Ich vermute auch, daß 3-D-Trickfilme einen großen Markt haben werden. Aber eher wegen der virtuellen Welten, die damit geschaffen werden können. Ich könnte mir denken, daß der Normalfall für solche Filme hybride Lösungen sein werden, bei denen vor allem die Mimik von echten Menschen kommt, weil diese nach wie vor nicht zu programmieren ist; auch menschliche Bewegung wirkt echter, wenn sie von einem wirklichen Menschen geliefert wird.

Aber Film ist eben kein Abklatsch der Realität. Vielleicht wird man in ein paar Jahrzehnten alle Filme, die nur auf Fotografie beruhen, als eine Notlösung betrachten, solange man noch keine hinreichend gute Animation zur Verfügung hatte.

Haben Sie "Up" gesehen? Das war ja durchgängig Animation, aber eben auch ohne den Anspruch, virtuelle Realität darzustellen. Es war für mich ein anrührender Film, der zeigt - oder sagen wir: der ahnen läßt -, welche Möglichkeiten in einer Art der Filmproduktion stecken, die sich vom Abfotografieren der Realität löst.

Herzlich, Zettel

Ingo_Way Offline



Beiträge: 29

06.04.2010 16:47
#4 RE: Zettels OsterplauderEi (3): Alice im 3-D-Wunderland Antworten

Lieber Zettel,

zu Literaturverfilmungen: Solche müssen regelmäßig scheitern, wenn es sich um gute, um große Literatur handelt. Weil der Film, die Ver-Filmung (Sie haben recht, das klingt wie Verwurstung) immer im Schatten des besseren, größeren Buches steht. Aus schlechten und mittelmäßigen Werken lassen sich jedoch oft sehr gute Filme machen. Alfred Hitchcock hat das so gehandhabt. Er entnahm durchschnittlichen literarischen Vorlagen einzelne Ideen und Handlungsstränge und machte gute Geschichten daraus. Wer kennt Cornell Woolrichs Kriminovelle "Rear Window" oder Robert Blochs Roman "Psycho"? Aber die entsprechenden Filme von Hitchcock sind Klassiker. In den vierziger Jahren soll ihm, Hitchcock, angetragen worden sein, Dostojewskis "Verbrechen und Strafe" zu verfilmen. Das hat er abgelehnt mit dem Hinweis, dieses Kunstwerk gebe es doch schon, es sei ein Roman von Dostojewski.

(Die Transplantation eines Stoffes von einem Genre ins andere - außer in der Art und Weise, wie Hitchcock es gemacht hat, der wirklich etwas ganz neues aus vorhandenen Stoffen schuf - halte ich grundsätzlich für eine fragwürdige Sache. Ein ähnlicher Unfug wie das Verfilmen von Literatur ist die Umwandlung von Filmen oder Romanen in Theaterstücke, wie es etwa die unsägliche Berliner Volksbühne gerne betreibt.)

Hitchcock hat übrigens - reiner Zufall in diesem Zusammenhang - mit dem 3D-Film experimentiert. "Dial M for Murder" ("Bei Anruf Mord") wurde 1954 in 3D gedreht, im Rot-Grün-Verfahren. Diese Fassung wird meines Wissens nirgends mehr gezeigt, auch auf der DVD befindet sich nur die bekannte zweidimensionale Farbversion. An bestimmten Kameraeinstellungen - auffällig plazierten Blumenvasen im Vordergrund z.B. - sieht man noch, daß der Film auf Raumwirkung angelegt war. Von den Schwächen des Rot-Grün-Verfahrens einmal abgesehen, muß dieser Film ja ohne damals noch nicht mögliche digitale Computertricks funktioniert haben. Man sähe ihn gerne einmal in das heute angewandte Polarisationsverfahren umgewandelt auf großer Leinwand.

Die Renaissance des 3D-Films freut mich übrigens sehr. Ich mache seit Jahren Stereodias mit einer alten Kodak-Stereokamera von 1955 bzw. mit einem sowjetischen Modell aus den achtziger Jahren. Der Effekt ist höchst beeindruckend, und da die Kameras Aufmerksamkeit erregen, werde ich oft in interessante Gespräche verwickelt.

Eine Beobachtung, die ich im Kino gemacht habe - bei normalen, "flächigen" 2D-Filmen wohlgemerkt -, ist folgende: Wenn man ein Auge abdeckt und den Film mit nur einem Auge betrachtet, erscheint er einem dreidimensionaler als mit beiden Augen. Vor allem bei Kamerabewegungen entsteht auf diese Weise ein oft überwältigender Raumeindruck. Voraussetzung ist eine ausreichend große Leinwand, die das Gesichtsfeld zu großen Teilen ausfüllt. Ich vermute, das Gehirn rechnet in diesem Falle die fehlende Raumdimension hinzu, da unsere Sinneswahrnehmung gleichsam "erwartet", es mit dem realen dreidimensionalen Raum zu tun zu haben, solange die Sinnesorgane keine widersprechende Information liefern. Bei der beidäugigen Betrachtung fehlt dieser Effekt, da dem Sehzentrum ja der einwandfreie, nicht interpretationsbedürftige Eindruck einer flächigen Abbildung gemeldet wird.

Probieren Sie das mal aus.

Beste Grüße,
Ihr Ingo Way

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.04.2010 19:30
#5 RE: Zettels OsterplauderEi (3): Alice im 3-D-Wunderland Antworten

Lieber Ingo Way,

Zitat von Ingo_Way
Aus schlechten und mittelmäßigen Werken lassen sich jedoch oft sehr gute Filme machen. Alfred Hitchcock hat das so gehandhabt. Er entnahm durchschnittlichen literarischen Vorlagen einzelne Ideen und Handlungsstränge und machte gute Geschichten daraus. Wer kennt Cornell Woolrichs Kriminovelle "Rear Window" oder Robert Blochs Roman "Psycho"? Aber die entsprechenden Filme von Hitchcock sind Klassiker.


Diese Beispiele kannte ich nicht, aber was den allgemeinen Sachverhalt angeht, stimme ich Ihnen zu. Er bestätigt auch das, was ich am Anfang des Artikels geschrieben habe. Nur bei einem guten Roman ist die Sprache wichtig, nur er regt dazu an, beim Lesen die Gedanken sich entwickeln zu lassen. Schlechte Romane lassen sich im Grunde auf die Handlung reduzieren; und diese kann man ins Medium des Films übertragen.

Aber man stelle sich einmal eine Verfilmung von, sagen wir, Arno Schmidts "Das steinerne Herz" vor!

Das würde höchstens ein Kurzfilm: Ein Mann kommt in eine Kleinstadt, weil er auf der Suche nach Niedersächsischen Staatshandbüchern ist. Er findet sie auf einem Dachboden, macht einen Ausflug nach Berlin, um dort eine kleine Betrügerei zu begehen, entdeckt auf dem besagten Dachboden einen Schatz und lebt mit diesem sowie der Hauswirtin glücklich, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie heute noch.

Zitat von Ingo_Way
In den vierziger Jahren soll ihm, Hitchcock, angetragen worden sein, Dostojewskis "Verbrechen und Strafe" zu verfilmen. Das hat er abgelehnt mit dem Hinweis, dieses Kunstwerk gebe es doch schon, es sei ein Roman von Dostojewski.


Das finde ich sehr interessant; er war eben ein ganz Großer, der Hitchcock. (Wie alle Großen des Kinos war er höchst unterhaltsam, während die bemüht "Künstlerischen" wie Faßbinder oder Ingmar Bergmann zu Recht kaum noch gespielt werden).

Nur ein kleiner Widerspruch, lieber Ingo Way: Wie es der Zufall will, habe ich heute mit meiner Frau über diese Übersetzung Dostojewskis von Swetlana Geier gesprochen. Ich kenne sie nicht und werde wahrscheinlich auch nichts davon lesen, weil ich es eh vermeide, Übersetzungen zu lesen. Aber sie wird, sagte meine Frau, allseits gelobt. Dazu gehören auch die neuen Titel - der "Jüngling" ist jetzt, glaube ich, ein "grüner Junge", und aus "Schuld und Sühne" wurde eben "Verbrechen und Strafe".

Ich kann dem nichts abgewinnen, und zwar aus zwei Gründen. Zum einen sind diese Titel ja im Deutschen gewissermaßen eigenes Kulturgut geworden; so, wie, sagen wir, die Tieck-Schelling'sche Übersetzung von Shakespeare. Auch da könnte man manches "verbessern". Sollte man "The merry wives of Windsor" nicht vielleicht richtiger mit "Die fröhlichen Ehefrauen in Windsor" übersetzen; statt "Die lustigen Weiber von Windsor"? Ist wirklich etwas "faul" im Staat Dänemark, und doch nicht eher "verkommen"? Und so fort. Aber man läßt es mit guten Gründen so, wie es sich eingebürgert hat.

Zweitens finde ich dann, wenn "Verbrechen und Strafe" richtig ist, auch "Schuld und Sühne" nicht falsch. Sollte im Russischen - das ich nicht kenne - das "prestuplenie" wirklich nicht auch die Dimension der Schuld umfassen, und das "nakazanie" als Wort für Strafe nicht auch das Sühnen?

Nebenbei bemerkt - Frau Geiger hat Russisch als Muttersprache, nicht Deutsch. Ich habe größte Zweifel daran, daß man bei selbst bester Kenntnis einer Zweitsprache in diese hinein so gut übersetzen kann wie ein Muttersprachler.

Zitat von Ingo_Way
Hitchcock hat übrigens - reiner Zufall in diesem Zusammenhang - mit dem 3D-Film experimentiert. "Dial M for Murder" ("Bei Anruf Mord") wurde 1954 in 3D gedreht, im Rot-Grün-Verfahren. Diese Fassung wird meines Wissens nirgends mehr gezeigt, auch auf der DVD befindet sich nur die bekannte zweidimensionale Farbversion. An bestimmten Kameraeinstellungen - auffällig plazierten Blumenvasen im Vordergrund z.B. - sieht man noch, daß der Film auf Raumwirkung angelegt war.


Ich habe mich gewundert, warum Hitchcock das gemacht hat, und habe deshalb in der Wikipedia nachgesehen: Er wurde von Warner dazu gedrängt, weil 3-D damals im Kommen zu sein schien. Übrigens auch damals schon im Polarisationsverfahren. Als ich für den Artikel schrieb, hat mich das auch gewundert, daß es dieses schon in den fünfziger Jahren gab, weil ich irrig gedacht hatte, man hätte damals nur mit Rotgrün gearbeitet.

Zitat von Ingo_Way
Eine Beobachtung, die ich im Kino gemacht habe - bei normalen, "flächigen" 2D-Filmen wohlgemerkt -, ist folgende: Wenn man ein Auge abdeckt und den Film mit nur einem Auge betrachtet, erscheint er einem dreidimensionaler als mit beiden Augen. Vor allem bei Kamerabewegungen entsteht auf diese Weise ein oft überwältigender Raumeindruck. Voraussetzung ist eine ausreichend große Leinwand, die das Gesichtsfeld zu großen Teilen ausfüllt. Ich vermute, das Gehirn rechnet in diesem Falle die fehlende Raumdimension hinzu, da unsere Sinneswahrnehmung gleichsam "erwartet", es mit dem realen dreidimensionalen Raum zu tun zu haben, solange die Sinnesorgane keine widersprechende Information liefern. Bei der beidäugigen Betrachtung fehlt dieser Effekt, da dem Sehzentrum ja der einwandfreie, nicht interpretationsbedürftige Eindruck einer flächigen Abbildung gemeldet wird.
Probieren Sie das mal aus.


Das werde ich tun. Mir leuchtet Ihre Erklärung sehr ein, denn es gibt ja viele einäugigige Tiefenindikatoren (monocular depth cues) wie Zentralperspektive, Luftperspektive, Texturgradient, Verdeckung usw. - und eben auch, sehr wichtig, die Bewegungsparallaxe. Einäugig signalisieren sie alle gleichermaßen Tiefe. Die fehlende Stereopsie beim beidäugigen Beobachten signalisiert aber Nicht-Tiefe. Nimmt man diesen Cue weg, indem man ein Auge schließt, dann sollte in der Tat der Tiefeneindruck sich verstärken. Ungefähr so, wie beim Dämmerungssehen die Gedächtnisfarben eine größere Rolle spielen als beim photopischen Sehen.

Ihre Beobachtung paßt also bestens in die Psychologie des Tiefensehens. Vor allem J.J. Gibson hat sich mit solchen einäugigen Tiefenindikatoren befaßt. (Sie werden einäugig genannt, weil sie auch mit einem Auge funktionieren; natürlich verarbeitet man sie in der Regel beidäugig).

Mit Dank für Ihre interessanten Anmerkungen,

herzlich, Zettel

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

06.04.2010 20:52
#6 RE: Zettels OsterplauderEi (3): Alice im 3-D-Wunderland Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Ingo_Way
Aus schlechten und mittelmäßigen Werken lassen sich jedoch oft sehr gute Filme machen.


Diese Beispiele kannte ich nicht, aber was den allgemeinen Sachverhalt angeht, stimme ich Ihnen zu. Er bestätigt auch das, was ich am Anfang des Artikels geschrieben habe. Nur bei einem guten Roman ist die Sprache wichtig, nur er regt dazu an, beim Lesen die Gedanken sich entwickeln zu lassen. Schlechte Romane lassen sich im Grunde auf die Handlung reduzieren; und diese kann man ins Medium des Films übertragen.




Obwohl ich grundsätzlich der Ansicht zustimme, daß Literaturverfilmungen oft scheitern, sehe ich die Ursache nicht in der Sprachgewalt guter Romane, sondern im Versagen des Films. Ein Film wird immer dann scheitern, wenn er sich nicht der spezifischen Mittel der Filmkunst bedient, sondern ein "verfilmter Roman" bleibt. Ein Film wird dem Roman niemals künstlerisch nahekommen, wenn er lediglich versucht, dessen Worte möglichst getreu in Bilder umzusetzen. Schlechte Literaturverfilmungen vertrauen zu wenig auf die Macht der bewegten Bilder. Bilder regen die Gedanken mindestens ebenso sehr an wie Worte, aber eben nicht, wenn sie wie Worte "satzförmig" aneinandergereiht werden.

Gelungene Literaturverfilmungen sind zB - jetzt auf die Schnelle - Pavel Kosintzevs Hamlet-Verfilmung und die Shakespeare-Filme von Kenneth Branagh. Oder die Verfilmung von J.L. Carr's "A Month in the Country", ein Kriegsheimkehrerroman, der im England unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg spielt. Ich denke auch an Murnaus Bram Stoker - Verfilmung "Nosferatu".


Zitat von Zettel

Das finde ich sehr interessant; er war eben ein ganz Großer, der Hitchcock. (Wie alle Großen des Kinos war er höchst unterhaltsam, während die bemüht "Künstlerischen" wie Faßbinder oder Ingmar Bergmann zu Recht kaum noch gespielt werden).


Ob Hitchcock ein ganz Großer war, will ich offen lassen (ich persönlich halte ihn für einen bedeutenden Regisseur, aber nicht für einen der großen Vertreter des Films als Kunst). Mich interessiert die Aussage über Bergmann und Faßbinder: Woraus, lieber Zettel, leiten Sie das her, das "kaum noch gespielt"? An der Zahl der Aufführungen in Kinos? Ausstrahlungen im TV? Zahl der DVD-Veröffentlichungen? Zumindest auf DVD sind die zwei mindestens so gut repräsentiert wie Hitchcock. Cineasten werden Ihnen auch vehement widersprechen, wenn Sie behaupten, die zwei würden zu Recht kaum noch gespielt, seien bemüht künstlerisch oder keine Großen des Kinos.

80% der Deutschen vertrauen dem Rechtsstaat. Die anderen 20% haben bereits mit ihm zu tun gehabt.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.04.2010 22:40
#7 RE: Zettels OsterplauderEi (3): Alice im 3-D-Wunderland Antworten

Lieber JeffDavis,

Zitat von JeffDavis
Obwohl ich grundsätzlich der Ansicht zustimme, daß Literaturverfilmungen oft scheitern, sehe ich die Ursache nicht in der Sprachgewalt guter Romane, sondern im Versagen des Films. Ein Film wird immer dann scheitern, wenn er sich nicht der spezifischen Mittel der Filmkunst bedient, sondern ein "verfilmter Roman" bleibt.


Ja, aber ist er das nicht eben, wenn es sich um eine Literaturverfilmung handelt?

Wenn man das nicht machen will, dann bleibt allenfalls so etwas übrig wie "nach Motiven von XYZ". Da wird dann im Grunde nur der Name des Autors benutzt, um den Film zu bewerben.

So war es zB bei den Karl-May-Verfilmungen, die nur ein paar Gestalten von May mehr oder weniger getreu übernommen haben, und fast nichts von den Handlungen. Obwohl gerade May ein klassisches Beispiel für das ist, was ich mit verfilmbaren Romanen meinte: Sprache und Gedanken spielen keine Rolle; es fasziniert allein die Handlung. Hinzu kommt, daß er diese überwiegend in Form von Dialogen vorangetrieben, also nachgerade schon Drehbücher geschrieben hat.

Zitat von JeffDavis
Ein Film wird dem Roman niemals künstlerisch nahekommen, wenn er lediglich versucht, dessen Worte möglichst getreu in Bilder umzusetzen.


Aber wird er ihm nahekommen, wenn er es nicht versucht?

Zitat von JeffDavis
Schlechte Literaturverfilmungen vertrauen zu wenig auf die Macht der bewegten Bilder. Bilder regen die Gedanken mindestens ebenso sehr an wie Worte, aber eben nicht, wenn sie wie Worte "satzförmig" aneinandergereiht werden.


Das ist sicher wahr. Aber nicht die Reflexion. Zum Reflektieren braucht man Zeit, und die hat man eben während des Ansehens des Films in der Regel nicht, weil dieser ja weitergeht. Man hat sie höchstens bei langsamen Filmen wie denen von Kaurismäki, den ich u.a. deshalb schätze (auch wegen der optischen Arrangements und vor allem wegen seines Humors).

Zitat von JeffDavis
Gelungene Literaturverfilmungen sind zB - jetzt auf die Schnelle - Pavel Kosintzevs Hamlet-Verfilmung und die Shakespeare-Filme von Kenneth Branagh. Oder die Verfilmung von J.L. Carr's "A Month in the Country", ein Kriegsheimkehrerroman, der im England unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg spielt. Ich denke auch an Murnaus Bram Stoker - Verfilmung "Nosferatu".


Bei Branagh stimme ich Ihnen zu. Aber da wurden ja nicht Romane verfilmt, sondern Schauspiele; teilweise mit - wenn ich mich recht erinnere - wörtlicher Übernahme der Dialoge. Das geht dann nahtlos in verfilmte Inszenierungen über, wie bei der Verfilmung der "Faust"-Inszenierung von Gründgens. - Zu den anderen Beispielen kann ich nichts sagen. Bei "Nosferatu" kenne ich nur den Film, aber nicht das Buch. Den anderen Film kenne ich gar nicht.

Zitat von JeffDavis

Zitat von Zettel
Das finde ich sehr interessant; er war eben ein ganz Großer, der Hitchcock. (Wie alle Großen des Kinos war er höchst unterhaltsam, während die bemüht "Künstlerischen" wie Faßbinder oder Ingmar Bergmann zu Recht kaum noch gespielt werden).


Ob Hitchcock ein ganz Großer war, will ich offen lassen (ich persönlich halte ihn für einen bedeutenden Regisseur, aber nicht für einen der großen Vertreter des Films als Kunst).



De gustibus non disputandum.

Zitat von JeffDavis
Mich interessiert die Aussage über Bergmann und Faßbinder: Woraus, lieber Zettel, leiten Sie das her, das "kaum noch gespielt"? An der Zahl der Aufführungen in Kinos? Ausstrahlungen im TV?


Beides. Gefühlt.

Und beides in Relation zu der Penetranz, mit der beide einmal gespielt wurden. Ich gebe aber gern zu, daß ich da nicht gerecht bin und sein kann. Bergmann ist mir mit seinem klebrigen Tiefsinn unerträglich, und Faßbinder ist für mich ein aufgeblasener Effekthascher, wie es ihn seit den Vorführungen des Alissandro di Cagliostro nicht mehr gegeben hatte.

Zitat von JeffDavis
Cineasten werden Ihnen auch vehement widersprechen, wenn Sie behaupten, die zwei würden zu Recht kaum noch gespielt, seien bemüht künstlerisch oder keine Großen des Kinos.

Vielleicht nicht alle Cineasten.

Herzlich, Zettel

Ingo_Way Offline



Beiträge: 29

07.04.2010 03:14
#8 RE: Zettels OsterplauderEi (3): Alice im 3-D-Wunderland Antworten

Zitat von Zettel
Nur ein kleiner Widerspruch, lieber Ingo Way: Wie es der Zufall will, habe ich heute mit meiner Frau über diese Übersetzung Dostojewskis von Swetlana Geier gesprochen. Ich kenne sie nicht und werde wahrscheinlich auch nichts davon lesen, weil ich es eh vermeide, Übersetzungen zu lesen. Aber sie wird, sagte meine Frau, allseits gelobt. Dazu gehören auch die neuen Titel - der "Jüngling" ist jetzt, glaube ich, ein "grüner Junge", und aus "Schuld und Sühne" wurde eben "Verbrechen und Strafe".
Ich kann dem nichts abgewinnen, und zwar aus zwei Gründen. Zum einen sind diese Titel ja im Deutschen gewissermaßen eigenes Kulturgut geworden; so, wie, sagen wir, die Tieck-Schelling'sche Übersetzung von Shakespeare. Auch da könnte man manches "verbessern". Sollte man "The merry wives of Windsor" nicht vielleicht richtiger mit "Die fröhlichen Ehefrauen in Windsor" übersetzen; statt "Die lustigen Weiber von Windsor"? Ist wirklich etwas "faul" im Staat Dänemark, und doch nicht eher "verkommen"? Und so fort. Aber man läßt es mit guten Gründen so, wie es sich eingebürgert hat.
Zweitens finde ich dann, wenn "Verbrechen und Strafe" richtig ist, auch "Schuld und Sühne" nicht falsch. Sollte im Russischen - das ich nicht kenne - das "prestuplenie" wirklich nicht auch die Dimension der Schuld umfassen, und das "nakazanie" als Wort für Strafe nicht auch das Sühnen?



Das weiß ich nicht, lieber Zettel, ich bin des Russischen nicht mächtig, auch nicht ansatzweise. Daher kann ich die Werktreue der Übersetzung Swetlana Geiers nicht beurteilen. Das Rezensentenlob enthält meist das Urteil über den Stil, dieser sei lakonischer und weniger schwülstig als der früherer Dostojewski-Übersetzungen, damit näher am Original. Letzteres kann ich, wie gesagt, nicht beurteilen. Geiers Stil finde ich allerdings tatsächlich angenehm lakonisch und auch lesbarer als andere Übertragungen. Er unterhält mich besser. Daher ziehe ich die Übersetzung von Geier anderen vor. Ob ich damit der Sprache Dostojewskis näher bin oder ferner - ich weiß es nicht. Den alten Namen "Schuld und Sühne" hätte man meinetwegen beibehalten können, obwohl ja auch der englische Titel "Crime and Punishment" lautet.

Zitat von JeffDavis
Gelungene Literaturverfilmungen sind zB - jetzt auf die Schnelle - Pavel Kosintzevs Hamlet-Verfilmung und die Shakespeare-Filme von Kenneth Branagh. Oder die Verfilmung von J.L. Carr's "A Month in the Country", ein Kriegsheimkehrerroman, der im England unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg spielt. Ich denke auch an Murnaus Bram Stoker - Verfilmung "Nosferatu".



"Nosferatu" ist einer meiner liebsten Filme aus der Stummfilmzeit. Inwieweit er ein gutes Beispiel für eine gelungene Literaturverfilmung ist, kann ich nicht sagen, da ich Bram Stokers "Dracula" nie gelesen habe. Ich kann mir jedoch vorstellen, daß es sich um ein literarisch eher durchschnittliches Stück im Hitchcock'schen Sinne handelt. Der Film jedenfalls ist bildgewaltig und atmosphärisch beklemmend. Jedoch sollte man sich auch durch den Klassikerstatus, den dieser Film sich m.E. zu Recht erworben hat, seine kritische Distanz nicht abkaufen lassen. Es gibt in "Nosferatu" Stellen, die unfreiwillig komisch sind. Lange Zeit dachte ich, das läge an der heute veraltet wirkenden Filmsprache. Bis ich dann erfuhr, daß Zeitgenossen dies bereits ebenso sahen. So schrieb etwa der Schriftsteller und Filmkritiker Roland Schacht gleich nach der Premiere: "Dazu dann dieser Nosferatu, der egal mit einem Sarg herumschleppt, wie jemand, der kurz vor sieben, wenn die Postämter schließen, noch ein Weihnachtspaket aufgeben will und nicht recht weiß, wo er's noch probieren soll." Das fand ich ziemlich lustig.

Zitat von Zettel
Faßbinder ist für mich ein aufgeblasener Effekthascher, wie es ihn seit den Vorführungen des Alissandro di Cagliostro nicht mehr gegeben hatte.



Ihr Urteil über Faßbinder teile ich vollumfänglich. Zudem stammt von ihm eine der quälendsten und prätentiösesten Literaturverfilmungen, die es gibt: "Berlin Alexanderplatz", in dem es Faßbinder tatsächlich gelungen ist, ein modernes, avantgardistisches, geradezu filmisches Buch in den behäbigen Modus eines Gesellschaftsromans des 19. oder gar des 18. Jahrhunderts zu versetzen. Ingmar Bergmann hingegen schätze ich außerordentlich und halte ihn im Gegensatz zu dem Scharlatan Faßbinder für einen wirklichen Künstler. Was auch damit zu tun haben mag, daß ich mit einigen seiner Filme persönliche Erinnerungen verbinde. De gustibus ...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.04.2010 07:01
#9 RE: Zettels OsterplauderEi (3): Alice im 3-D-Wunderland Antworten

Zitat von Ingo_Way
Ihr Urteil über Faßbinder teile ich vollumfänglich. Zudem stammt von ihm eine der quälendsten und prätentiösesten Literaturverfilmungen, die es gibt: "Berlin Alexanderplatz", in dem es Faßbinder tatsächlich gelungen ist, ein modernes, avantgardistisches, geradezu filmisches Buch in den behäbigen Modus eines Gesellschaftsromans des 19. oder gar des 18. Jahrhunderts zu versetzen.


Ich habe damals nur eine oder zwei Folgen gesehen und hauptsächlich in Erinnerung, daß die Beleuchtung so war, als spiele das Ganze im Keller. Gesehen habe ich an von Faßbinder verfilmter Literatur die "Effi Briest"; da wäre ich rausgegangen, wenn ich nicht auf meine Frau Rücksicht genommen hätte. Fontane als der Selbstbedienungsladen, aus dem sich Faßbinder für seine manieristischen Kunststücklein das Zubehör besorgt.

Zitat von Ingo_Way
Ingmar Bergmann hingegen schätze ich außerordentlich und halte ihn im Gegensatz zu dem Scharlatan Faßbinder für einen wirklichen Künstler.


Ich auch, lieber Ingo Way. Ich bestreite seinen Rang nicht (obwohl ich ihn hinter beispielsweise Hitchcock, Billy Wilder, Kurosawa, Chabrol sehe); aber ich kann einfach mit diesen Beziehungskisten und diesem nordisch-protestantischen Tiefsinn nichts anfangen.

Und er streift aus meiner Sicht manchmal die Grenze zwischen Kunst und Kitsch, wie in der "Jungfrauenquelle". Auch Faßbinder streift sie manchmal, aber von der anderen Seite.

Herzlich, Zettel

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

07.04.2010 09:08
#10 RE: Zettels OsterplauderEi (3): Alice im 3-D-Wunderland Antworten

Zitat von Ingo_Way

"Nosferatu" ist einer meiner liebsten Filme aus der Stummfilmzeit. Inwieweit er ein gutes Beispiel für eine gelungene Literaturverfilmung ist, kann ich nicht sagen, da ich Bram Stokers "Dracula" nie gelesen habe. Ich kann mir jedoch vorstellen, daß es sich um ein literarisch eher durchschnittliches Stück im Hitchcock'schen Sinne handelt. Der Film jedenfalls ist bildgewaltig und atmosphärisch beklemmend. Jedoch sollte man sich auch durch den Klassikerstatus, den dieser Film sich m.E. zu Recht erworben hat, seine kritische Distanz nicht abkaufen lassen. Es gibt in "Nosferatu" Stellen...



D'accord. Aber solche Stellen finden sich immer und überall. Wenn ich nur lange genug suche, würde ich vermutlich in "Schuld & Sühne" auch schwächere Stellen finden. Es kommt meines Erachtens auf das Kunstwerk als Gesamtheit an. Die Vorlage selbst geht tatsächlich mehr in Richtung literarischer Durchschnitt, ähnlich wie Frankenstein oder Dr. Jekyll & Mr. Hyde.

80% der Deutschen vertrauen dem Rechtsstaat. Die anderen 20% haben bereits mit ihm zu tun gehabt.

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

07.04.2010 09:36
#11 RE: Zettels OsterplauderEi (3): Alice im 3-D-Wunderland Antworten

@Zettel:

Sie legen den Finger durchaus auf einen wunden Punkt, deshalb gibt es wohl auch so wenige gelungene Literaturverfilmungen. Aber wenn ein Film nicht mehr schafft, als einen Roman sozusagen Wort für Wort in Bilder zu übersetzen, hat er sein Ziel verfehlt. Was ist mit der Atmosphäre, die ein Roman schafft, den Figuren, die er lebendig werden läßt, den Landschaften, die vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen? Wenn ein Film das einfängt, ist er in meinen Augen gelungen, auch wenn der Roman nicht 1:1 umgesetzt wird. Bei "A Month in the Country" ist das zB sehr gut gelungen: Die wohlgeordnete, ländliche Umgebung in der englischen Provinz mit ihrem ruhigen Lebensrhythmus, in deren Rahmen die beiden Heimkehrer mit ihren tiefen psychologischen Wunden (dargestellt von Colin Firth und Kenneth Branagh) agieren, der ganz unvermutet erfolgte Einbruch des Krieges in das Leben der Bauernfamilien, alles das ist nicht nur im Roman, sondern auch im Film überzeugend eingefangen worden. So etwas gelingt hin und wieder, aber mE eben nur, wenn er nicht am Wort allein kleben bleibt.


Was Bergmann & Co betrifft, dürfte Hitchcock nur im Fernsehen häufiger auftauchen als die zwei anderen, was weniger mit dem künstlerischen Rang als mit den Vorlieben der Zielgruppe zusammenhängt. Ich teile aber aus den gleichen Gründen wie Sie Ihre Abneigung gegenüber Faßbinder (von dem ich nichts erträglich finde) und Bergmann (der immerhin "Das Siebte Siegel" geschaffen hat), spreche aber Bergmann den Rang als großen Regisseur nicht ab. Ob er bedeutender ist als Hitchcock, ist wiederum Geschmacksfrage.

80% der Deutschen vertrauen dem Rechtsstaat. Die anderen 20% haben bereits mit ihm zu tun gehabt.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.04.2010 09:56
#12 RE: Zettels OsterplauderEi (3): Alice im 3-D-Wunderland Antworten

Zitat von JeffDavis
Aber wenn ein Film nicht mehr schafft, als einen Roman sozusagen Wort für Wort in Bilder zu übersetzen, hat er sein Ziel verfehlt. Was ist mit der Atmosphäre, die ein Roman schafft, den Figuren, die er lebendig werden läßt, den Landschaften, die vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen? Wenn ein Film das einfängt, ist er in meinen Augen gelungen, auch wenn der Roman nicht 1:1 umgesetzt wird.

Ich habe, lieber JeffDavis, jetzt noch einmal überlegt, welche gute Literaturverfilmungen ich gesehen habe. Mir sind zwei eingefallen:

- die Verfilmung von Fontanes "Unterm Birnbaum" des DDR-Regisseurs Ralf Kirsten mit Angelika Domröse

- die Verfilmung von Zolas "La bête humaine" durch Jean Renoir mit Jean Gabin.

Interessanterweise sind beides Kriminalgeschichten; "Unterm Birnbaum" hat Fontane eine "Kriminal-Novelle" genannt. Und Fontane und Zola haben gemeinsam, daß sprachliche Artistik nicht ihre Stärke ist. Ihre Stärke ist der Realismus; und da bietet sich die Verfilmung wohl eher an. Beide Male war ich überrascht, daß mir die Verfilmung gefiel, denn Fontane und Zola gehören zu meinen Lieblingsautoren; da sind die Ansprüche hoch.

Herzlich, Zettel

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

07.04.2010 10:50
#13 RE: Zettels OsterplauderEi (3): Alice im 3-D-Wunderland Antworten

Stimmt! Zolas Roman habe ich nicht gelesen, aber Fontane (mein Lieblingsautor, aber ich bevorzuge ohnehin Lyrik). Es gibt übrigens eine Box mit 7 DVD, mit dem "Stechlin" und "Vor dem Sturm", die steht noch auf meiner Wunschliste:

http://www.amazon.de/Theodor-Fontane-Box...d=35A71RMDGJGLG


Kennen Sie die?

80% der Deutschen vertrauen dem Rechtsstaat. Die anderen 20% haben bereits mit ihm zu tun gehabt.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.04.2010 11:03
#14 RE: Zettels OsterplauderEi (3): Alice im 3-D-Wunderland Antworten

Zitat von JeffDavis
Stimmt! Zolas Roman habe ich nicht gelesen, aber Fontane (mein Lieblingsautor, aber ich bevorzuge ohnehin Lyrik). Es gibt übrigens eine Box mit 7 DVD, mit dem "Stechlin" und "Vor dem Sturm", die steht noch auf meiner Wunschliste:
http://www.amazon.de/Theodor-Fontane-Box...d=35A71RMDGJGLG
Kennen Sie die?


Nein, leider nicht. Ich wußte gar nicht, daß auch "Vor dem Sturm" verfilmt wurde. Beide scheinen mir eigentlich wenig geeignet, verfilmt zu werden, weil sie - Fontane-typisch, aber "Unterm Birnbaum" ist da eben eine Ausnahme - keine straffe Handlung haben, sondern aus vielen Handlungssträngen zusammengewebt sind; vor allem aber von den vielen schönen Gesprächen leben (eben den causeries, den "Plaudereien").

"Vor dem Sturm" gehört, wie der bekanntere "Stechlin", zu meinen Lieblingsbüchern von Fontane. Als er es geschrieben hatte, soll er, wenn ich mich recht erinnere, geäußert haben, diese lange Form sei nichts für ihn, oder so ähnlich. Es war wohl auch kein Publikumserfolg, wie ja überhaupt Fontane zu Lebzeiten längst nicht so geschätzt wurde wie heute; er hat darunter sehr gelitten.

Seine liebevoll-kritische Sicht auf das alte Preußen und dessen Adel, der ja bei beiden Büchern im Mittelpunkt steht, hat mein Preußenbild sehr geprägt, vielleicht zu sehr.

Herzlich, Zettel

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

07.04.2010 11:13
#15 RE: Zettels OsterplauderEi (3): Alice im 3-D-Wunderland Antworten

Zitat von JeffDavis
Es gibt übrigens eine Box mit 7 DVD, mit dem "Stechlin" und "Vor dem Sturm", die steht noch auf meiner Wunschliste


Stehen die nur auf der Wunschliste, weil es Fontane ist (was ich gut nachvollziehen könnte) - oder kennen Sie die Sendungen auch?
Ich habe große Schwierigkeiten mir vorzustellen, daß gerade diese Werke gut verfilmt werden können.

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

07.04.2010 11:57
#16 RE: Zettels OsterplauderEi (3): Alice im 3-D-Wunderland Antworten

Zitat von R.A.

Zitat von JeffDavis
Es gibt übrigens eine Box mit 7 DVD, mit dem "Stechlin" und "Vor dem Sturm", die steht noch auf meiner Wunschliste


Stehen die nur auf der Wunschliste, weil es Fontane ist (was ich gut nachvollziehen könnte) - oder kennen Sie die Sendungen auch?
Ich habe große Schwierigkeiten mir vorzustellen, daß gerade diese Werke gut verfilmt werden können.




Weil es Fontane ist. Die Sendungen kenne ich nicht. Ich denke aber, nach allem, was ich bisher über die Box gelesen habe, ist es den Versuch wert.

Ich muß übrigens ergänzen, die "Wanderungen" sind ebenfalls in der Box enthalten.

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