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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 41 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.04.2010 08:09
#26 RE: Zettels Meckerecke: Mieser Journalismus Antworten

Zitat von Martin
Ich habe mir den Prawda-Artikel nur deshalb durchgelesen, weil die westliche Presse offensichtlich aus russischen Quellen Informationen bezogen hatte. Warum also nicht im 'Original' lesen? Im Übrigen ist in dem Beitrag klar genug zu erkennen, was Tatsache und was Spekulation ist, ob nun von einem angeblichen Experten oder nicht.


Ja, und ich habe mich ja auch für den Link bedankt .

Zitat von Martin
Ansonsten zu Ihrem Meckerfall: Die Medien stehen unter dem Druck, über das Unglück zu berichten, sonst haben sie ihren Zweck verfehlt. Es dürfte in der Natur der Sache liegen, dass wenige Tage nach dem Unglück nicht viel mehr Tatsachen existieren, als dass es den Absturz gegeben hat, die von den Polen berichtete Passagierliste und der Anlass des Fluges. Wenn sich seriöser Journalismus darauf reduziert, tagelang diesen Nachrichtenstand zu berichten, wird er am Nachrichtenmarkt nicht lange bestehen.


Wenn er, lieber Martin, wilde Spekulationen auf dem Niveau der Bildzeitung ausbreitet, dann wird er vielleicht bestehen, aber nicht als seriöser Journalismus.

Zitat von Martin
Die Aussage des Nouvel Observateur, dass über einen Druck auf den Piloten keine Fakten vorliegen ist ja richtig und darf so auch formuliert werden, als Leser hätte ich mich aber auch gewundert, wenn es solche Fakten gäbe. Ist es unseriös, dem Leser spekulative Informationen als solche zu präsentieren? Das einzige, was mich an dem SZ-Beitrag stört, ist der Begriff 'Verdacht' in Verbindung mit einer Schuldzuweisung. Die Journalistin hätte diese Spekulation auch neutraler verpacken können.


Darf ich noch einmal an den Fall Käßmann erinnern? Warum hat man damals offensichtlich unbewiesene Spekulationen als solche behandelt, also nicht darüber Aufmacher geschrieben, und warum verhält man sich jetzt ganz anders?

Ich habe das schon in diesem Thread geschrieben: Die Quelle für diese Insinuationen sind ungenannte russische "Experten". Kann man sich eine armseligere Nachrichtenlage vorstellen? Daß es in Rußland genügend trübe Quellen gibt, die dem lebenslangen Kämpfer gegen die russische Dominanz Lech Kaczyński nicht wohlgesonnen sind, ist nun freilich keine Spekulation.

Zitat von Martin
Aus diesen und auch anderen Erfahrungen heraus ist es für mich absolut plausibel, dass der Pilot des polnischen Unglücksfliegers unter Druck stand, trotz schlechten Wetters zu landen. Ob er sich diesen Druck sebst gemacht hat, oder ob ihm jemand im Nacken saß werden wir wohl nie erfahren. Interessant ist höchstens noch, ob er aus gegebenen Randbedingungen heraus (inkl. eigener Erfahrung) die Gefahrenlage korrekt einschätzen konnte.


Lieber Martin, es ist so viel plausibel. Jede Verschwörungstheorie lebt davon, daß das, was sie behauptet, plausibel ist.

Ist es denn, ich reite da jetzt mal darauf herum, nicht auch plausibel, daß Schröder der Beifahrer von Margot Käßmann war? Was berechtigt es, so etwas ohne jeden Beleg öffentlich auszubreiten, nur weil es plausibel ist?

Herzlich, Zettel

Martin Offline



Beiträge: 4.129

14.04.2010 11:15
#27 RE: Zettels Meckerecke: Mieser Journalismus Antworten

Zitat von Zettel
Ich habe das schon in diesem Thread geschrieben: Die Quelle für diese Insinuationen sind ungenannte russische "Experten". Kann man sich eine armseligere Nachrichtenlage vorstellen? Daß es in Rußland genügend trübe Quellen gibt, die dem lebenslangen Kämpfer gegen die russische Dominanz Lech Kaczyński nicht wohlgesonnen sind, ist nun freilich keine Spekulation.



Lieber Zettel, zumindest nennt die heutige Stuttgarter Zeitung als Quelle den ehemaligen Kosmonauten und Testflieger Tolbojew, allerdings ohne Datails, wie er zu seinem Urteil kommt. Auf der anderen Seite sagt der Hinweis auf 'trübe Quellen' wiederum auch nichts aus.

Zitat
Lieber Martin, es ist so viel plausibel. Jede Verschwörungstheorie lebt davon, daß das, was sie behauptet, plausibel ist.
Ist es denn, ich reite da jetzt mal darauf herum, nicht auch plausibel, daß Schröder der Beifahrer von Margot Käßmann war? Was berechtigt es, so etwas ohne jeden Beleg öffentlich auszubreiten, nur weil es plausibel ist?
Herzlich, Zettel



Nun, der eine oder andere Mensch reklamiert einen gewissen gesunden Menschenverstand für sich, da spielen eigene Erfahrungen und Intuition eine Rolle, die zum Leidwesen eines nach bestimmten Normen denkenden Naturwissenschaftlers schwer zu fassen sind. Ich muss damit leben, dass ich nicht zu jedem Urteil zu dem ich komme, statistische Wahrscheinlichkeiten mitliefern kann. Ich schrieb von einem plausiblen Verhaltensmuster und einem ganz sicher häufigen Entscheidungsdruck von Menschen die Verantwortung tragen. Beim Fall Schröder mag es zwar ein Schröder'sches Verhaltensmuster geben (für das ich keine große eigene Erfahrung habe); dass es aber auf eine ganz bestimmte prominente Person Käßmann zugetroffen haben soll, dafür fehlen jeglichen plausiblen Hinweise. Steht er nicht eher auf Jüngeres und Blondinen? Mein 'Menschenverstand' erkennt hier jedenfalls keinerlei Ansatzpunkt. 'Verschwörungstheorie' benutze ich grundsätzlich nicht, da es ähnlich 'Klimaskeptiker' eine Abwertung implizieren soll und eigentlich ein Stopschild für weitere Diskussion ist.

Gruß, Martin

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

14.04.2010 11:32
#28 RE: Zettels Meckerecke: Mieser Journalismus Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Martin
Aus diesen und auch anderen Erfahrungen heraus ist es für mich absolut plausibel, dass der Pilot des polnischen Unglücksfliegers unter Druck stand, trotz schlechten Wetters zu landen. Ob er sich diesen Druck sebst gemacht hat, oder ob ihm jemand im Nacken saß werden wir wohl nie erfahren. Interessant ist höchstens noch, ob er aus gegebenen Randbedingungen heraus (inkl. eigener Erfahrung) die Gefahrenlage korrekt einschätzen konnte.

Lieber Martin, es ist so viel plausibel. Jede Verschwörungstheorie lebt davon, daß das, was sie behauptet, plausibel ist.Ist es denn, ich reite da jetzt mal darauf herum, nicht auch plausibel, daß Schröder der Beifahrer von Margot Käßmann war? Was berechtigt es, so etwas ohne jeden Beleg öffentlich auszubreiten, nur weil es plausibel ist?


Die Plausibilität des Käßmann-Beifahrers erschließt sich mir nicht, in der Gegend gibt es ja wohl noch mehr Männer, die in Frage kommen. Das aber ein Pilot, der die Aufgabe hat von A nach B zu fliegen, einen Druck verspürt, dies auch zu erledigen, ist für mich sogar mehr als nur absolut plausibel, es ist sicher. Es sei den, es ist ein Autopilot ;-) Ob der Druck nur von Innen, oder auch von Aussen kommt, und wie er damit umgeht, das ist natürlich eine ganz andere, und sehr schwer zu klärende Frage. Es zählt ja nicht nur das, was sich unmittelbar vor dem Unglück im Flugzeug abgespielt hat. Nur daß er dann am Ende bewußt ein Risiko eingegangen ist, scheint gesichert.

Ohne aber gleich von Schuld zu reden, warum zieht man bloß in Deutschland immer gleich dieses große Wort aus dem Ärmel? Das hat doch wirklich Zeit, wenn es denn überhaupt so genau geklärt werden kann/muß. (Möglicherweise ist die reflexhafte Suche nach Schuldigen eine Flucht vor Trauer und den Konsequenzen des realen Lebens. Am Tod muß immer einer "schuld" sein, denn man ist ja im Prinzip "unsterblich".) Ich würde keinen Richter beneiden, der darüber entscheiden müßte. Nur die Dummen und Charakterlosen schreien gleich "hier, ich habe den Schuldigen!" (Entschuldigung, die Juristen gehören wohl auch manchmal dazu, aber das ist dann wohl eine "déformation professionnelle" ;-)

Daß die SZ das daraus macht, was sie daraus macht, überrascht mich natürlich nicht, denn eine solide Zeitung ist die SZ schon lange nicht. Sie ist leider in der Hand von verblendeten Überzeugungstätern, die für sich selbst keinen Anspruch auf objektive Berichterstattung mehr erheben. Reiner Kampfjournalismus. (Gute Journalisten gibt es dort natürlich auch noch, nur die bestimmen leider nicht die Richtung.)

Schönen Tag noch, Ungelt

PS: Es ist natürlich Alles, wie immer, nur meine ganz persönliche Meinung.

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

14.04.2010 13:00
#29 RE: Zettels Meckerecke: Mieser Journalismus Antworten

Zitat von Libero

Auch Konservative sind Menschen und ganz selten Engel, die auf Erden wandeln. Wenn sie schon mal Gabriel heissen, dann sind auch noch in der falschen Partei der abgefallenen Engeln.



War das nicht nicht eher Luzifer?

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

15.04.2010 00:34
#30 RE: Zettels Meckerecke: Mieser Journalismus Antworten

Zitat von Libero
Und Sie glauben, gegen Regel 1 wurde nicht verstossen?




Wie sollte das möglich sein, wenn der Pilot es nicht zulässt? Gerade der vergangene Fall, der den Verdacht jetzt ja nährt, hat die letztlich entscheidende Rolle des Piloten belegt. Das heißt, auch ein Staatsoberhaupt kann nur Druck ausüben, entscheiden aber kann und muss allein der Pilot selbst.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.04.2010 09:18
#31 RE: Zettels Meckerecke: Mieser Journalismus Antworten

Zitat von Martin
Nun, der eine oder andere Mensch reklamiert einen gewissen gesunden Menschenverstand für sich, da spielen eigene Erfahrungen und Intuition eine Rolle, die zum Leidwesen eines nach bestimmten Normen denkenden Naturwissenschaftlers schwer zu fassen sind. Ich muss damit leben, dass ich nicht zu jedem Urteil zu dem ich komme, statistische Wahrscheinlichkeiten mitliefern kann. Ich schrieb von einem plausiblen Verhaltensmuster und einem ganz sicher häufigen Entscheidungsdruck von Menschen die Verantwortung tragen.


Dagegen ist ja auch nichts zu sagen, lieber Martin. Wenn Sie privat solche Überlegungen anstellen, kann Ihnen das niemand verwehren.

Aber es geht hier um einen Fall mit politischen Implikationen. Katyn, das polnisch-russische Verhältnis, Kaczyński als ein lebenslanger Kämpfer gegen die russische Großmachtspolitik gegenüber Polen.

Dieser Mann kommt nun auf diese fürchterliche Weise um, zusammen mit vielen hohen polnischen Würdenträgern, nah bei Katyn. Und russische Medien haben nichts Besseres zu tun, als das Gerücht in die Welt zu setzen, er selbst sei schuld an seinem Tod und an dem seiner Mitflieger.

Ein Gerücht, für das es nach wie vor nicht den Schatten eines Belegs gibt.

Niemand weiß, ob der Pilot Kaczyński auch nur kontaktiert hat, um über die Frage einer Landung zu sprechen. Niemand kennt bisher den genauen Ablauf und den Inhalt der Voice Black Box. Und dann kommen Russen daher und konstruieren solch eine Story, und deutsche Medien plappern es nach und setzen es sogar, wie die SZ, als Aufmacher ganz nach vorn. Und machen einen "entsetzlichen Verdacht" daraus.

Das alles, bevor der Tote auch nur unter die Erde gebracht ist. Ich finde das, lieber Martin, empörend. Aber zugegeben, Empörtsein ist etwas sehr Subjektives, und natürlich gestehe ich jedem das Recht zu, ganz anders zu reagieren.

Herzlich, Zettel

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

15.04.2010 09:32
#32 RE: Zettels Meckerecke: Mieser Journalismus Antworten

Zitat von Zettel

Niemand weiß, ob der Pilot Kaczyński auch nur kontaktiert hat, um über die Frage einer Landung zu sprechen. Niemand kennt bisher den genauen Ablauf und den Inhalt der Voice Black Box.



Wurde die Voice-Box nicht schon am selben Tag gefunden? Wie lange kann eine Auswertung derselben denn dauern? In wessen Händen befindet sie sich, und warum erfährt die Öffentlichkeit nichts über deren Inhalt?

Fragend, Calimero

----------------------------------------------------
Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

15.04.2010 10:06
#33 RE: Zettels Meckerecke: Mieser Journalismus Antworten

Zitat von Calimero
Wurde die Voice-Box nicht schon am selben Tag gefunden? Wie lange kann eine Auswertung derselben denn dauern? In wessen Händen befindet sie sich, und warum erfährt die Öffentlichkeit nichts über deren Inhalt?

Es gibt sogar zwei davon - ich habe irgendwo gelesen, daß es eine "gemeinsame Untersuchungsstelle für Flugzeugkatastrophen aller(?) ehemaligen Sowjetrepubliken" gibt, jetzt aus dem Gedächtnis zitiert, dort sollen die Daten analysiert werden. Auf der Unglückstelle soll(t)en (auch wieder aus dem Gedächtnis) ca. 80 russische Experten anwesend (gewesen) sein, später sind ca. 10 polnische Experten dazugekommen. Die polnische Seite hat gebeten, die Unfallstelle noch bis Mitte dieser Woche unverändert zu belassen, der Bitte sei entsprochen worden.

Mir ging natürlich auch durch den Kopf, welche Unterlagen / Geräte wohl in diesem Fall unter den Trümmern zu finden sein werden. Ich bitte es nicht als Mangel an Pietät mißzuverstehen, aber man sollte auch hier nicht vom "Ende der Geschichte" und einer immerwährenden Verbrüderung ausgehen. Die russische Seite macht derzeit einen sehr entgegenkommenden und betroffenen Eindruck, die entsprechenden Dienststellen werden aber davon unabhängig sicher weiter ihre Arbeit erledigen.

Schönen Gruß, Ungelt

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

15.04.2010 11:19
#34 RE: Zettels Meckerecke: Mieser Journalismus Antworten

Zitat von Zettel
Und dann kommen Russen daher und konstruieren solch eine Story, und deutsche Medien plappern es nach und setzen es sogar, wie die SZ, als Aufmacher ganz nach vorn.


Dieses Muster hatten wir ja schon häufig (z. B. bei der Georgien-Krise).
Die deutschen Medien, und linke Zeitungen wie die SZ vorneweg, haben seit dem Ende des kalten Kriegs eine erstaunlich Rußland-Affinität entwickelt. Nicht zuletzt auch als treue Anhänger von Schröders Kreml-Politik.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.04.2010 11:47
#35 RE: Zettels Meckerecke: Mieser Journalismus Antworten

Zitat von R.A.

Zitat von Zettel
Und dann kommen Russen daher und konstruieren solch eine Story, und deutsche Medien plappern es nach und setzen es sogar, wie die SZ, als Aufmacher ganz nach vorn.


Dieses Muster hatten wir ja schon häufig (z. B. bei der Georgien-Krise).
Die deutschen Medien, und linke Zeitungen wie die SZ vorneweg, haben seit dem Ende des kalten Kriegs eine erstaunlich Rußland-Affinität entwickelt. Nicht zuletzt auch als treue Anhänger von Schröders Kreml-Politik.



Ja, nicht wahr, das ist seltsam? Wo doch in Rußland der ungezügelte Kapitalismus herrscht. Vom Mangel an Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ganz zu schweigen.

Vielleicht ist es das Emotionale, das man nicht so schnell los wird, auch wenn der Kommunismus dort vorerst nicht mehr stattfindet. Vielleicht ist es aber auch hauptsächlich der Antiamerikanismus; nach der Devise: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.

Herzlich, Zettel

jana Offline




Beiträge: 348

15.04.2010 12:11
#36 RE: Zettels Meckerecke: Mieser Journalismus Antworten

Zitat
Vielleicht ist es das Emotionale, das man nicht so schnell los wird, auch wenn der Kommunismus dort vorerst nicht mehr stattfindet.


Ich glaube, daß Rußland - auch schon ohne den Kommunismus - eine große Anziehungskraft auf die Deutschen ausübt, oder zumindest auf sehr viele. Wie oft schwärmt man hier von der rrussichen Seele (die bekanntlich schrecklich viel Leid ohne Murren erträgt), von den alten & gebeugten Großmütterchen (am besten in irgendeiner Tracht), von den russischen Weiten oder gar von Sibirien! Das sind verschiedene Dinge, aber allen gemeinsam ist die Abwesenheit von Urbani-, Internationali-, Moderni-, Souveränität usw.

Zitat
Vielleicht ist es aber auch hauptsächlich der Antiamerikanismus; nach der Devise: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.


Das sowieso! ;-)

Florian Offline



Beiträge: 3.135

15.04.2010 12:49
#37 RE: Zettels Meckerecke: Mieser Journalismus Antworten

Zitat
Vielleicht ist es aber auch hauptsächlich der Antiamerikanismus; nach der Devise: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.



Das wird sicher der entscheidende Grund sein.
Man denke nur an die damalige, in bestimmten Kreisen bejubelte, Achse Paris-Berlin-Moskau.

Auf welchem gemeinsamen Interessenfundament kann eine solche Achse eigentlich basieren?
Es fällt einem da eigentlich wenig ein. Auch wenig, was aus linker Sicht besonders sinnvoll wäre.

Denn auch z.B. der Pipeline-Deal müsste doch gerade aus linker Sicht Fragen aufwerfen.
Es mag ja ein kaltes Machtkalkül geben, die osteuropäischen Staaten zwischen Deutschland und Russland in die Zange zu nehmen - aber das darf doch eigentlich kein Kalkül von Leuten sein, die sich mit nationalem Dominanzstreben extrem schwer tun.

Von Russlands Neokolonialismus im Kaukasus und den autoritären Strukturen ganz zu schweigen.

Was bleibt also an gemeinsamen Interesse, dieser von den Linken bejubelten Achse?
Es bleibt daher eigentlich nur das (zumindest in der Konstellation mit Chirac und Schröder) gemeinsame Interesse, die USA zu schwächen.

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

21.04.2010 01:42
#38 RE: Aktueller Stand der Untersuchung der Absturzursache nach tschechischen Quellen Antworten

Ich habe in tschechischen Quellen einige zumindest für mich neue Details entdeckt. Ich bitte um Entschuldigung, wenn sie bereits bekannt sind, ich habe leider zu wenig Zeit, um es genauer zu verfolgen.

- der weißrussische Reporter Sergej Serebro fotografierte nach eigener Aussage einige Stunden nach der Katastrophe aber schon vor der Ankunft des russischen und polnischen Premierministers russische Soldaten, die Glühbirnen bei der Flughafenbeleuchtung gewechselt haben. Die polnische Prokuratur verlangt Aufklärung. Dem polnischen Fernsehen TVN24 sagte (soll gesagt haben?) der Reporter, daß die Scheinwerfer ohne Glühbirnen waren. Die Fotos sollen zuerst auf dem weißrussischen Server news.vitebsk.cc veröffentlicht worden sein.

- im gleichen Artikel des Nachrichtenportals iDnes ist eine Grafik verlinkt, die eine sehr detailierte Beschreibung der Flugbahn und des Geländeprofils enthält. Sie unterscheidet sich deutlich von der Grafik mit dem tuschierten Funkturm, die ich hier bereits verlinkt habe. Der neuen Grafik zufolge befindet sich vor der Landebahn im Gelände eine Vertiefung (60 m), die den Piloten möglicherweise dazu verleiten konnte, zu niedrig anzufliegen. (Er versuchte ja im Nebel vermutlich Bodensicht zu bekommen.)

- das Nachrichtenportal berichtet (am 20.4.10) außerdem, das die polnische Staatsanwaltschaft "gestern" Rußland ersucht hat, die Aufzeichnungen der Blackbox aus russischer Fertigung freizugeben. Die zweite Blackbox (polnischer Herkunft) wurde in Polen untersucht. Beide sollen identische Daten enthalten, die Gesprächsaufzeichnungen sollen aber sehr undeutlich sein und müssen weiter analysiert werden.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.04.2010 08:09
#39 RE: Aktueller Stand der Untersuchung der Absturzursache nach tschechischen Quellen Antworten

Vielen Dank, lieber Ungelt, daß Sie das Thema aktuell halten.

Offenbar gibt es ja nach wie vor nicht den geringsten Beleg für die Behauptung, der Präsident hätte dem Piloten befohlen, gegen dessen eigenen Willen in Smolensk zu landen. Es war und ist eine Schande, daß dieses leere Gerücht von Zeitungen wie der SZ derart hochgespielt wurde.

Zitat von Ungelt

- im gleichen Artikel des Nachrichtenportals iDnes ist eine Grafik verlinkt, die eine sehr detailierte Beschreibung der Flugbahn und des Geländeprofils enthält. Sie unterscheidet sich deutlich von der Grafik mit dem tuschierten Funkturm, die ich hier bereits verlinkt habe. Der neuen Grafik zufolge befindet sich vor der Landebahn im Gelände eine Vertiefung (60 m), die den Piloten möglicherweise dazu verleiten konnte, zu niedrig anzufliegen. (Er versuchte ja im Nebel vermutlich Bodensicht zu bekommen.)


Wenn ich die Darstellung richtig verstehe, dann sind zwei verschiedene Szenarien dargestellt, oder gehören die beiden Abbildungen zusammen? Google Translate hilft leider nicht, weil die Texte Teil der Grafik sind. Besagt die untere Grafik daß der Pilot konstant zu niedrig geflogen ist (rote vs grüne Kurve)? Besagt sie, daß er sich in einem leichten Steigflug befand, als er das Hindernis streifte?

Zitat von Ungelt
- das Nachrichtenportal berichtet (am 20.4.10) außerdem, das die polnische Staatsanwaltschaft "gestern" Rußland ersucht hat, die Aufzeichnungen der Blackbox aus russischer Fertigung freizugeben. Die zweite Blackbox (polnischer Herkunft) wurde in Polen untersucht. Beide sollen identische Daten enthalten, die Gesprächsaufzeichnungen sollen aber sehr undeutlich sein und müssen weiter analysiert werden.

Hoffentlich läßt sich daraus entnehmen, ob und ggf. wie sich der Präsident in die Entscheidung eingemischt hat, ob man die Landung in Smolensk versuchen soll.

Denn darum scheint es mir allein zu gehen. Für die Möglichkeit, daß der Absturz etwa absichtlich herbeigeführt worden sei, sehe ich keinen Anhaltspunkt.

In einem Bericht des Warschauer Korrespondenten der FAZ las ich vor ein paar Tagen, daß viele Polen an eine Verschwörung glaubten - u.a. mit dem Argument, daß offiziell nicht von der Möglichkeit einer Verschwörung gesprochen werde. Also Vertuschung!

Herzlich, Zettel

Herr Offline




Beiträge: 406

21.04.2010 11:25
#40 RE: Aktueller Stand der Untersuchung der Absturzursache nach tschechischen Quellen Antworten

Zitat von Zettel
Vielen Dank, lieber Ungelt, daß Sie das Thema aktuell halten.
Offenbar gibt es
Wenn ich die Darstellung richtig verstehe, dann sind zwei verschiedene Szenarien dargestellt, oder gehören die beiden Abbildungen zusammen? Google Translate hilft leider nicht, weil die Texte Teil der Grafik sind. Besagt die untere Grafik daß der Pilot konstant zu niedrig geflogen ist (rote vs grüne Kurve)? Besagt sie, daß er sich in einem leichten Steigflug befand, als er das Hindernis streifte?


Nein, die zweite Darstellung stellt gewissermaßen die Draufsicht dar und zeigt, dass der Pilot leicht links vom richtigen Anflugweg geflogen ist. So weit das zu erkennen ist, ist die Abweichung nicht so dramatisch, dass sie nicht hätte bei Sicht auf die Piste korrigiert werden können. Durch den Kontakt mit den Bäumen wurde die Maschine dann offensichtlich nach links abgelenkt und zerschellte.

Die obere Darstellung ist interessanter. Danach ist es in der Tat sehr plausibel, dass der Pilot die Bodensicht gesucht hat, aber das Ansteigen des Geländes nicht beachtet hat. Normalerweise sollte die Maschine Bodenradar gehabt haben, so dass der Abstand über Grund sehr genau angezeigt worden wäre: bei flachem Gelände kein Problem, bei plötzlich ansteigendem schon. Nicht nur, dass wohl zu wenig Zeit zum Reagieren blieb, sondern auch, dass ein plötzliches Hochziehen der Maschine bei Landegeschwindigkeit zum Strömungsabriss führt ...

Das alles gibt trotzdem keine Antwort darauf, warum der Pilot die Landung versucht hat, ohne dass die erforderlichen Sichtminima gegeben waren.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.04.2010 11:29
#41 RE: Aktueller Stand der Untersuchung der Absturzursache nach tschechischen Quellen Antworten

Zitat von Herr
Nein, die zweite Darstellung stellt gewissermaßen die Draufsicht dar und zeigt, dass der Pilot leicht links vom richtigen Anflugweg geflogen ist. So weit das zu erkennen ist, ist die Abweichung nicht so dramatisch, dass sie nicht hätte bei Sicht auf die Piste korrigiert werden können. Durch den Kontakt mit den Bäumen wurde die Maschine dann offensichtlich nach links abgelenkt und zerschellte.


Vielen Dank für die sachkundige Auskunft, lieber Herr. Mir scheint, Sie verstehen vom Himmel (sky) ebensoviel wie vom Himmel (heaven).

Herzlich, Zettel

Herr Offline




Beiträge: 406

21.04.2010 11:36
#42 RE: Aktueller Stand der Untersuchung der Absturzursache nach tschechischen Quellen Antworten

Zitat von Zettel

Vielen Dank für die sachkundige Auskunft, lieber Herr. Mir scheint, Sie verstehen vom Himmel (sky) ebensoviel wie vom Himmel (heaven).



Zur Erklärung: Ich bin seit vielen Jahren Flugsimulant und auch im Online-Netzwerk VATSIM aktiv, wo Flugoperationen so realitätsnah wie möglich durchgeführt werden. Wie ich finde, ein faszinierendes Hobby.

Herzliche Grüße!
Herr

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