Vielleicht ist Lech Kaczyński schuld an seinem Tod und dem der anderen Passagiere in seinem Flugzeug. Vielleicht ist Gerhard Schröder der Lover von Margot Käßmann. Vielleicht steckt die CIA hinter den Anschlägen vom 11. September.
Spekulationen auf diesem Niveau haben normalerweise in den seriösen Medien nichts verloren; allenfalls berichtet man sie mit der nötigen Distanz, wie das z.B. "Welt-Online" tut.
Die Art, wie "sueddeutsche.de" ihren Aufmacher-Artikel um den durch nichts bewiesenen oder auch nur wahrscheinlich gemachten Verdacht gegen den toten Staatspräsidenten herum aufbaut, ist mieser Journalismus. Argumentiere ich in dieser Meckerecke.
auch die FAZ ist auf diesen sehr naheliegenden Verdacht ausführlich eingegangen, meiner Ansicht nach ganz zu recht. Unseriös finde ich nur, einen unbewiesenen Verdacht als Aufmacher zu bringen, und sei er noch so naheliegend.
Ich würde dazu gerne noch Folgendes zu bedenken geben:
Ich denke schon, daß es Situationen gibt, bei denen man Sicherheitsvorschriften missachten kann und manchmal muß. Wenn ich z.B. höre, daß bei der Bundeswehr in Afghanistan die TÜV/Abgasuntersuchung eingehalten werden muß, dann lange ich mir an den Kopf. Ein verantwortungsvoller Mensch wird doch, wenn es darauf ankommt, das zuverlässigste Fahrzeug wählen und das Papperl ignorieren. Oder wenn ich im Privatfahrzeug einen kranken hätte, der schnellstens ins Krankenhaus muß - ich würde natürlich z.B. auch die rote Ampel ignorieren, wenn dadurch offensichtlich keiner gefährdet würde.
In der hohen Politik stehen manchmal noch viel wichtigere Dinge auf dem Spiel, der Einsatz ist höher, das Risiko auch. Ein Problem sehe ich darin, daß wir uns schon so daran gewöhnt haben, in den Kategorien von Erlaubt/Verboten zu denken, daß wir es leicht mit möglich/unmöglich verwechseln. Und je stärker das Erlaubte und das Mögliche auseinanderdriften, desto schwieriger wird es. Der Maßstab für das Mögliche geht verloren, man kann den "Respekt" vor der echten Gefahr nicht von dem "Respekt" vor der Vorschriften sauber unterscheiden. Wenn ich mich jetzt festlegen müßte, würde ich bei der Ursache auf ein Kommunikationsproblem dieser Art tippen.
Natürlich wird ein Pilot in einem solchen Fall von den Passagieren unter Druck gesetzt, über das hinauszugehen, was er sonst ruhigen Gewissens verantworten würde. Nur - er kann die Wichtigkeit des Anliegens der Passagiere nicht zuverlässig einschätzen, und diese wiederum die echte Gefahr nicht. Und gleichzeitig besteht ja die Möglichkeit, daß die Hinweise aus dem Tower in diesem Fall auch eher politischer Natur sein könnten.
Wie ist denn normalerweise die Wetterlage in dieser Gegend um diese Zeit? Ist denn ein Morgennebel in dieser Jahreszeit nicht ganz normal? Und warum muß eine solche Trauerfeier schon um 9:30 beginnen, wenn die Anreise so problematisch ist? Ich frage ja nur. Die postkommunistische Opposition ist ja auch, wenn ich es richtig gelesen habe, schon einen Tag zuvor mit dem Zug angereist. Ich glaube nicht an eine echte Manipulation, auch wenn sie (Höhenmesseranzeige) vermutlich möglich gewesen wäre. Aber die Abwesenheit des konservativen Präsidenten bei der Trauerfeier wäre den Organisatoren und der Opposition sicher auch sehr willkommen gewesen.
Im Flugzeug ist jedenfalls an diesem Morgen eine unheilvolle Situation entstanden, die bei etwas Nachdenken (Tiflis!) schon vorauszusehen war. Die die natürlich auch bewußt herbeigeführt gewesen sein kann.
Ich bedanke mich mal wieder für Ihre wertvolle und wichtige Arbeit und wünsche noch einen schönen Tag.
Sehr geehrter Zettel, dass das mieser Journalismus ist, ist klar, weil's m.E. von SPON abgeschrieben ist , da hatte ich von dieser Geschichte glaub ich zum ersten mal gehört. Die versuchen sich im Moment wohl alle zu unterbieten.
Zettel, sie vergaloppieren sich hier. Das SZ-Szenario ist nicht unplausibel. Der Flughafen lag im Nebel, die Fluglotsen haben von der Landung abgeraten, der Praesident war im Zeitdruck und hat in einer aehnlichen (bzw. vielleicht weit offensichtlich gefaehrlicheren) Situation dem Piloten (einem Offizier der Luftwaffe) Vorwuerfe gemacht. An Bord der nun abgestuerzten Maschine waren auch die fuehrenden Generaele der polnischen Luftwaffe. Es gab 4 Anlaufe zu landen und der Flughafen war ein Militaerflughafen, der erst kuerzlich fuer den zivilen Verkehr freigeben wurde (woraus ich schliesse, dass der Pilot den Flughafen nicht gekannt haben wird).
Es kann sein, dass der Praesident (oder irgendwer anders) Druck auf den Piloten ausgeuebt hat. Es kann sein, dass es nicht unmittelbarer Druck, sondern Konformitaetsdruck war, aber das aendert an der Ausgangsthese nicht viel. (Es gibt untersuchungen wie sich Konformitaetsdruck auf Fehlentscheidungen im Cockpit auswirkt. Eine Asiatische Fluglinie hat daraufhin die Bordsprache auf Englisch umgestellt, da hier die Sprachbarriere weit niedriger ist, mit der ein Untergebener den Chef darauf aufmerksam macht, dass er gerade im Begriff ist einen Fehler zu machen. So als Randbemerkung.)
Zitat von UngeltAber die Abwesenheit des konservativen Präsidenten bei der Trauerfeier wäre den Organisatoren und der Opposition sicher auch sehr willkommen gewesen.
Möglich. Aber die Reiseplanung ist ja wohl ganz wesentlich die Entscheidung des Präsidenten selber gewesen. Wenn er am Vortag hätte anreisen wollen - dann hätte ihn wohl keiner daran hindern können.
Insofern halte ich Ihre angedeutete Hypothese trotz mancher interessanter Details für insgesamt abwegig.
Zitat von DagnyDas SZ-Szenario ist nicht unplausibel.
Das schon. Aber es ist in erster Linie Spekulation. Und durchaus eine, die den Präsidenten ziemlich schlecht dastehen läßt, die das Opfer zum Täter macht.
Und eine Spekulation, für die es nicht den mindesten Beleg gibt.
Ich halte den Artikel daher wie Zettel für miesen Journalismus, so etwas gehört sich einfach nicht.
Zitat von R.A.Aber die Reiseplanung ist ja wohl ganz wesentlich die Entscheidung des Präsidenten selber gewesen. Wenn er am Vortag hätte anreisen wollen - dann hätte ihn wohl keiner daran hindern können.
Das ist wohl richtig, auf der anderen Seite ist es aber möglicherweise etwas schwierig eine solche Delegation in Smolensk unterzubringen. Ganz unabhängig davon, daß die Leute in einem solchen Fall nicht mehr Zeit opfern möchten, als nötig. Ich habe ja nicht behauptet, daß die Schuld bei den Russen liegt, nur daß die Bedingungen sehr ungünstig waren, warum auch immer.
Zitat von R.A.Insofern halte ich Ihre angedeutete Hypothese trotz mancher interessanter Details für insgesamt abwegig.
Ich habe schon zuvor etwas zu "Verschwörungstheorien" schreiben wollen, in Kürze: Der Begriff ist aus meiner Sicht etwas unglücklich. Es gibt doch sicher den einen oder anderen Fall, wo ein Geheim-/oder Sicherheitsdienst aus taktischen Gründen bestimmtes Vorgehen empfiehlt. Oder die Politik eben ein solches wählt. Soll man das gleich "Verschwörung" nennen? Wenn dafür bezahlte Leute dem eigenem Land Vorteile verschaffen wollen?
Warum treffen sich Obama und Medwedew kürzlich gerade in Prag? Die denken sich doch etwas dabei. Medwedew/Putin wohl, daß damit Prag zur "neutralen Zone" umdefiniert wird. Was sich Obama gedacht haben mag, ist mir nicht so klar, vermutlich war er (leider) schon innerlich einverstanden. Und bei einem Treffen von einer solchen Bedeutung, in Katyn meine ich jetzt, sollen die sich nichts gedacht haben? Das kann ich nicht glauben. Nicht unbedingt, wie ich es schon angedeutet habe, daß sie die Leute umbringen wollten. Aber um den eigenen Brüdern im Geiste (in Polen) etwas Unterstützung zu geben, das durchaus.
Ich bin aber nicht so gestrickt, daß ich jetzt felsenfest davon ausgehen würde, daß es so oder so war. Ich behalte die Tatsachen lieber so im Hinterkopf, wie sie auf mich wirkten. Und addiere bei Gelegenheit weitere Tatsachen dazu. Das Russische Konto ist allerdings nicht in dem Zustand, daß ich Putin/Medwedew einen sehr großen Kredit geben möchte.
Herzlich, Ungelt
EDIT: nur grammatikalische Verschlimmbesserungen..
Zitat von DagnyZettel, sie vergaloppieren sich hier. Das SZ-Szenario ist nicht unplausibel. (...) Es kann sein, dass der Praesident (oder irgendwer anders) Druck auf den Piloten ausgeuebt hat.
Ja, gewiß kann das sein, liebe Dagny. So, wie es sein kann, daß Gerhard Schröder neben der Bischöfin Käßmann saß und ihr - ich galoppiere jetzt mal a bisserl weiter -, als die Ampel auf rot sprang, sagte: "Schatz, fahr doch rüber, es sieht ja keiner".
Das ist nicht unplausibel, man kennt ja Schröders Neigung zum Hasardspiel. Nicht wahr?
Und wie, liebe Dagny, würden Sie es finden, wenn die SZ daraus einen Aufmacher fabriziert hätte: "Eine Trunkenheitsfahrt und ein peinlicher Verdacht"?
Eine seriöse Zeitung berichtet das, wozu sie Informationen hat. Nicht irgendwas, was sein kann.
Zitat von Ungeltist es aber möglicherweise etwas schwierig eine solche Delegation in Smolensk unterzubringen.
Nun ja, Fünf-Sterne-Luxus gibt es dort vielleicht nicht. Aber in einer Großstadt mit 300.000 Einwohnnern muß doch eine akzeptable Unterkunft für eine Flugzeugladung Ehrengäste zu organisieren sein.
Zitat Ich habe ja nicht behauptet, daß die Schuld bei den Russen liegt, nur daß die Bedingungen sehr ungünstig waren, warum auch immer.
Die ungünstigen Bedingungen, d.h. der Zeitdruck, können wesentlich zum Unglück beigetragen haben. Aber mehr ist auch nicht zu schließen.
Zitat Es gibt doch sicher den einen oder anderen Fall, wo ein Geheim-/oder Sicherheitsdienst aus taktischen Gründen bestimmtes Vorgehen empfiehlt.
Ja sicher - aber ich sehe keinen Bezug zum konkreten Vorgang. Mir ist nicht klar, welche Vorteile jetzt wer haben soll, wo die Motive liegen sollen?
Zitat Nicht unbedingt, wie ich es schon angedeutet habe, daß sie die Leute umbringen wollten. Aber um den eigenen Brüdern im Geiste (in Polen) etwas Unterstützung zu geben, das durchaus.
Welche Unterstützung? Ich verstehe wirklich nicht, was eigentlich der Plan gewesen sein soll.
Zitat Das Russische Konto ist allerdings nicht in dem Zustand, daß ich Putin/Medwedew einen sehr großen Kredit geben möchte.
Völlig d'accord. Ich traue beiden eine Menge schlechter Sachen zu. Aber hier sehe ich nicht, wo irgendwo ihr Vorteil liegen könnte.
Zitat von DagnyZettel, sie vergaloppieren sich hier. Das SZ-Szenario ist nicht unplausibel. (...) Es kann sein, dass der Praesident (oder irgendwer anders) Druck auf den Piloten ausgeuebt hat.
Ja, gewiß kann das sein, liebe Dagny. So, wie es sein kann, daß Gerhard Schröder neben der Bischöfin Käßmann saß und ihr - ich galoppiere jetzt mal a bisserl weiter -, als die Ampel auf rot sprang, sagte: "Schatz, fahr doch rüber, es sieht ja keiner". Das ist nicht unplausibel, man kennt ja Schröders Neigung zum Hasardspiel. Nicht wahr? Und wie, liebe Dagny, würden Sie es finden, wenn die SZ daraus einen Aufmacher fabriziert hätte: "Eine Trunkenheitsfahrt und ein peinlicher Verdacht"? Eine seriöse Zeitung berichtet das, wozu sie Informationen hat. Nicht irgendwas, was sein kann. Herzlich, Zettel
Gerhard Schroeder hat dementieren lassen der Beifahrer gewesen zu sein. 'Eine Trunkenheitsfahrt und ein peinlicher Verdacht' haette ich einen passenden Aufmacher gefunden, wenn es fuer eine Liason Schroeder - Kaessmann weitere Indizien gegeben haette. Etwa dass Gaeste die beiden auf der Party gesehen haetten und dass der Beifahrer einschlaegig nachts rote Ampeln ignoriert haette.
Eine serioese Zeitung.... Nein, dem Verdikt schliesse ich mich hier nicht an. Puzzleteile unter unvollstaendiger Informationslage zusammenzufuegen und ein vorlaufiges Bild abzugeben ist nicht a priori unserioes.
Zitat von R.A.Nun ja, Fünf-Sterne-Luxus gibt es dort vielleicht nicht. Aber in einer Großstadt mit 300.000 Einwohnnern muß doch eine akzeptable Unterkunft für eine Flugzeugladung Ehrengäste zu organisieren sein.
Waren Sie schon in Smolensk? Hier ist eine Liste aller Hotels in Smolensk, es erscheint genau eines. Und vergessen sie nicht, daß auch noch die Journalisten und die teilnehmenden Russen untergebracht werden wollen. Ich war natürlich auch nie dort, vielleicht ist es ja doch nicht so schlimm, aber zusätzlich 90 Regierungsleute unterzubringen, das stelle ich mir doch eher schwierig vor. Es ist ja überhaupt nicht mit einer westlichen Stadt mit 300.000 Einwohnern zu vergleichen.
Zitat von R.A.Welche Unterstützung? Ich verstehe wirklich nicht, was eigentlich der Plan gewesen sein soll.
Wenn die postkommunistische Oposition bei den kommenden Präsidentschaftwahlen (im Herbst, glaube ich) überall "Katyn" plakatiert, und auf die eigene nationale Gesinnung hinweist, und zusätzlich auf die guten Beziehungen zu Russland, der konservative Präsident aber während der Trauerveranstaltung im Flugzeug oder in Minsk gesessen hätte (wovon es dann mit Sicherheit auch Bilder geben hätte) - das könnte schon wahlentscheidend sein. Es wäre auch geeignet, den Präsidenten lächerlich zu machen. Das _könnte_ ein/der Plan gewesen sein.
Zitat von R.A.Die ungünstigen Bedingungen, d.h. der Zeitdruck, können wesentlich zum Unglück beigetragen haben. Aber mehr ist auch nicht zu schließen.
Ja, schon, aber der Zeitdruck ist doch nicht einfach vom Himmel gefallen. Wenn der Beginn einer solchen, für die Polen essentiell wichtigen Veranstalltung auf 9:30 festgesetzt wird, in einem solchen Umfeld, dann ist ein Zeitdruck doch von Anfang an nicht zu vermeiden. (Und eben, möglicherweise ist er auch erwünscht gewesen.)
Zitat Und vergessen sie nicht, daß auch noch die Journalisten und die teilnehmenden Russen untergebracht werden wollen.
Aber doch wohl deutlich nachrangig - der polnische Präsident sollte doch Vorrang haben. Sollen doch die Journalisten nachfliegen (und ich will damit nicht sagen, um die wäre es weniger schade gewesen).
Zitat Wenn die postkommunistische Oposition bei den kommenden Präsidentschaftwahlen (im Herbst, glaube ich) überall "Katyn" plakatiert,
Gibt es irgendwelche Indizien, daß sie so etwas vorgehabt haben könnte? Ich kenne mich nicht sehr mit polnischer Innenpolitik aus. Aber ich halte es für sehr unwahrscheinlich, daß die Postkommunisten ausgerechnet ein so prominentes kommunistisches Verbrechen für den Wahlkampf verwenden würden - und daß sie überhaupt versuchen könnten, ausgerechnet einen Nationalisten mit nationalistischen Parolen zu übertrumpfen.
Zitat Wenn der Beginn einer solchen, für die Polen essentiell wichtigen Veranstalltung auf 9:30 festgesetzt wird
Haben die Russen das alleine festgesetzt? Auch hier gehe ich davon aus: Wenn der polnische Präsident einen späteren Zeitpunkt gewünscht hätte, dann hätte er das wohl auch durchsetzen können.
Zitat von R.A.Gibt es irgendwelche Indizien, daß sie so etwas vorgehabt haben könnte?
Ich begebe mich unverzüglich auf die Suche ;-)
Zitat von R.A.Ich kenne mich nicht sehr mit polnischer Innenpolitik aus. Aber ich halte es für sehr unwahrscheinlich, daß die Postkommunisten ausgerechnet ein so prominentes kommunistisches Verbrechen für den Wahlkampf verwenden würden - und daß sie überhaupt versuchen könnten, ausgerechnet einen Nationalisten mit nationalistischen Parolen zu übertrumpfen.
Die Polen denken deutlich mehr national, als es in Deutschland üblich ist. Und Katyn hat dort sicher nichts mit Nationalismus zu tun. Wenn es um den Fortbestand des eigenen Volkes geht, und in diesem Gefühl leben die Polen, ist es aus meiner Sicht auch absolut nachvollziebar. (Eine Prise Nationalismus / Patriotismus haben die kleinen Nationen wohl immer, die anderen gibt es nicht mehr.)
Und ausserdem, Sie wissen ja: im Wahlkampf versucht man jeweils die von der anderen Seite zu sich rüberzuziehen, die "eigenen Leute" wählen ja sowieso schon richtig ;-)
Zitat von R.A.
Zitat von UngeltWenn der Beginn einer solchen, für die Polen essentiell wichtigen Veranstalltung auf 9:30 festgesetzt wird
Haben die Russen das alleine festgesetzt? Auch hier gehe ich davon aus: Wenn der polnische Präsident einen späteren Zeitpunkt gewünscht hätte, dann hätte er das wohl auch durchsetzen können.
Ich glaube gelesen zu haben, daß es zunächst als eine rein russische Veranstaltung geplant wurde. Erst danach sind die Polen ins Gespräch gekommen. (Ich versuche die Quelle zu finden.)
Vielen Dank für den Hinweis! Der Artikel ist interessant, weil er das Bestreben erkennen läßt, Rußland möglichst gut dastehen zu lassen. (Frühere Abstürze von TU-154 in Polen seien auf schlechte dortige Wartung zurückzuführen gewesen; das jetzige Flugzeug sei technisch in Ordnung gewesen usw.).
Das Gerücht, Kaczyński hätte den Piloten zu den Landeversuchen gedrängt, basiert offensichtlich auf der wilden Spekulation angeblicher Experten; auch in dem Prawda-Bericht wird kein Beleg genannt.
Zitat von DagnyEine serioese Zeitung.... Nein, dem Verdikt schliesse ich mich hier nicht an. Puzzleteile unter unvollstaendiger Informationslage zusammenzufuegen und ein vorlaufiges Bild abzugeben ist nicht a priori unserioes.
Ganz einverstanden, liebe Dagny. Nur sehe ich hier kein einziges Puzzleteil.
Es kann ja sein, daß es so war, wie diese Spekulation behauptet. Aber eine Spekulation, die derart gegen das Ansehen eines Menschen geht - Kaczyński sei selbst schuld an seinem Tod und dem der anderen Passagiere - kann man doch nicht einfach weitergeben und noch dazu für einen Aufmacher verarbeiten, ohne daß man auch nur den geringsten Beleg hat.
Kaczyński war ein aufrechter Gegner der russischen Dominanzversuche in Osteuropa. Wenn russische "Experten" versuchen, ihm das jetzt anzuhängen, dann sollte man darauf keinen Pfifferling geben.
Übrigens war die Landung in Tiflis damals bekanntlich gefährlich, weil die Russen als Teil ihres völkerrechtswidrigen Überfalls auf Georgien dessen Hauptstadt beschossen.
eine Stunde vor dem Flugzeug des Präsidenten landete bereits eine polnische Maschine mit den Journalisten und dem Troß des Präsidenten auf dem Militärflughafen Smolensk. Ohne Probleme. Danach hat sich das Wetter erheblich verschlechtert
Sie übersehen, daß nicht nur die militärische Führung der polnischen Streitkräfte an Bord waren, sondern auch der Oberbefehlshaber im Krieg und im Frieden. Eben der polnische Präsident. Selbst wenn der Präsident nicht den Piloten aufforderte, zu landen, wäre es dem Piloten schwer gefallen, die Landung abzubrechen. Das er den Pilot sanft, aber wirklich nur ganz sanft ermahnt hat, halte ich für wahrscheinlich.
Eigenartig ist, daß an Bord der Maschine fast die gesamte Führungspitze Polens war. Das ist doch irgendwie gaga. Ein Unfall kann immer passieren und es gibt eigentlich Richtlinien, die verhindern sollen, daß durch ein tragisches Unglück der Tod wütet.
Regeln
1. An Bord eines Passagierflugzeuges ist nur ein Mensch der Oberkommandierende. Der Pilot. Niemand sonst, egal wie ranghoch seine Passagiere sind. Selbst wenn er Präsident ist.
2.Reise nie mit deiner gesamte Führungscrew in einem Flugzeug. Nie, einfach nie.
Gegen Regel 2 wurde verstossen. Und Sie glauben, gegen Regel 1 wurde nicht verstossen?
Auch Konservative sind Menschen und ganz selten Engel, die auf Erden wandeln. Wenn sie schon mal Gabriel heissen, dann sind auch noch in der falschen Partei der abgefallenen Engeln.
Manchmal neigen Menschen zu hitzigem Temperament. Wofür ich Verständnis habe.
Eine andere Frage ist, ob man so eine Nachricht bringt, selbst wenn sie wahr ist.
Im übrigen stimme ich Dagny zu.
Libero
Man sollte vorsichtig sein in der Wahl seiner Feinde: Früher oder später wird man ihnen ähnlich.
Auf YouTube gibt es jetzt eine Simulation, leider nur in polnisch, die angeblich auf den realen Aufzeichnungen basiert, wenn ich es richtg deute. Und wenn ich die Flugbewegungen richtig deute, und die Simulation auch stimmt, dann handelt es sich nicht um vier "Landeversuche", sondern um ein vorsichtiges "Abtasten" des Luftraums und nur einen wirklichen Landeversuch. Dieser wurde, wieder nur wenn die Simulation stimmt, zu niedrig angesetzt - er berührte bereits vor dem kleinen Wäldchen einen Sendemasten.
Der Pilot kannte übrigens den Flugplatz gut, er ist erst wenige Tage zuvor mit Tusk gelandet.
EDIT: eine zweite aus vermutlich russischer Quelle aber einer etwas anderen Aussage gibt es dort auch.
Zitat von LiberoRegeln 1. An Bord eines Passagierflugzeuges ist nur ein Mensch der Oberkommandierende. Der Pilot. Niemand sonst, egal wie ranghoch seine Passagiere sind. Selbst wenn er Präsident ist. 2.Reise nie mit deiner gesamte Führungscrew in einem Flugzeug. Nie, einfach nie. Gegen Regel 2 wurde verstossen. Und Sie glauben, gegen Regel 1 wurde nicht verstossen?
Ich habe dazu keinen Glauben, lieber Libero. Ich sage ja nicht, daß es nicht so war; woher sollte ich das wissen? Ich sage nur, daß man einen solchen schwerwiegenden Vorwurf gegen einen Menschen, auch wenn er tot ist, nicht erheben darf, wenn man dafür nicht den geringsten Beleg vorweisen kann.
Zu Regel 2: Es gibt wohl in Polen gewisse Regeln, die aber anscheinend eingehalten wurden. Wenn ich richtig gelesen habe, hätte zusammen mit dem Präsidenten nicht der Präsident des Sejm im selben Flugzeug reisen dürfen, an den das Amt ja jetzt übergegangen ist. Ähnlich ist es meines Wissens in den USA: Der Vizepräsident darf nicht zusammen mit dem Präsidenten im selben Flugzeug, Zug oder Auto reisen.
Weiß übrigens jemand, wie es in Deutschland ist? Darf Vizekanzler Westerwelle zusammen mit der Kanzlerin fliegen? Und wie steht es mit Bundespräsident Köhler und dem jeweiligen Präsidenten des Bundesrats, der ja sein Vertreter wäre?
Zitat von UngeltAuf YouTube gibt es jetzt eine Simulation, leider nur in polnisch, die angeblich auf den realen Aufzeichnungen basiert, wenn ich es richtg deute. Und wenn ich die Flugbewegungen richtig deute, und die Simulation auch stimmt, dann handelt es sich nicht um vier "Landeversuche", sondern um ein vorsichtiges "Abtasten" des Luftraums und nur einen wirklichen Landeversuch. Dieser wurde, wieder nur wenn die Simulation stimmt, zu niedrig angesetzt - er berührte bereits vor dem kleinen Wäldchen einen Sendemasten.
Das beantwortet eine Frage, die ich mir bisher gestellt hatte: Wenn der Absturz erst in einer Höhe begann, in der das Flugzeug Bäume streifen konnte - wieso waren dann die Wrackteile weit verstreut, wie es eigentlich nur bei einem Absturz aus größerer Höhe sein kann?
Zitat Gegen Regel 2 wurde verstossen. Und Sie glauben, gegen Regel 1 wurde nicht verstossen?
Sorry, aber das ist kein sauberes Argument. Man könnte sonst ähnlich absurd ja auch so argumentieren:
"Regel 1: Du sollst nicht morden. Regel 2: Du sollst keine Kaugummis auf die Straße spucken. Ich habe gesehen, wie mein Nachbar gegen Regel 2 verstoßen hat. Und da soll ich glauben, dass er nicht auch Regel 1 gebrochen hat?"
Zitat Weiß übrigens jemand, wie es in Deutschland ist?
Dazu stand etwas auf Spiegel Online. Demnach gibt es in Deutschland dazu auch keine Regel. Es ist in der Vergangenheit auch schon oft passiert, dass Kanzler und Vizekanzler im gleichen Flugzeug saßen. In seltenen Fällen sogar Kanzler und große Teile der Bundesregierung. Teilweise auch Kanzler und Präsident.
Aber selbst in einem solchen Katastrophen-Szenario wenn Kanzler und Präsident gleichzeitig sterben sollten, sehe ich eigentlich nicht, wie das Deutschland ernsthaft aus der Bahn werfen würde. Das weitere Prozedere ist verfassungsrechtlich hinreichend klar geregelt, es gibt keine lange Ämtervakanz. (Und ein paar Tage ohne Kanzler und Vizekanzler könnte die Nation notfalls auch verkraften).
Hingegen sehe ich gewisse Vorteile wenn Regierungsmitglieder zusammen reisen. In erster Linie die Chance, die Zeit sinnvoll zu nutzen und sich miteinander zu unterhalten. (Und in zweiter Linie auch die Kostenersparnis, die allerdings hier keine entscheidende Rolle spielen darf).
wenn der Artikel darauf hinweist, dass der Flugzeugtyp nicht russischen, sondern sowjetischen Ursprungs ist, dann halte ich das erst mal nur für eine Klarstellung (was auch immer der Anlass war). Vielleicht existiert ein bisschen Paranoia, dass Russland sich immer ein bisschen angrgriffen fühlt.
Ich habe mir den Prawda-Artikel nur deshalb durchgelesen, weil die westliche Presse offensichtlich aus russischen Quellen Informationen bezogen hatte. Warum also nicht im 'Original' lesen? Im Übrigen ist in dem Beitrag klar genug zu erkennen, was Tatsache und was Spekulation ist, ob nun von einem angeblichen Experten oder nicht.
Ansonsten zu Ihrem Meckerfall: Die Medien stehen unter dem Druck, über das Unglück zu berichten, sonst haben sie ihren Zweck verfehlt. Es dürfte in der Natur der Sache liegen, dass wenige Tage nach dem Unglück nicht viel mehr Tatsachen existieren, als dass es den Absturz gegeben hat, die von den Polen berichtete Passagierliste und der Anlass des Fluges. Wenn sich seriöser Journalismus darauf reduziert, tagelang diesen Nachrichtenstand zu berichten, wird er am Nachrichtenmarkt nicht lange bestehen. Die Aussage des Nouvel Observateur, dass über einen Druck auf den Piloten keine Fakten vorliegen ist ja richtig und darf so auch formuliert werden, als Leser hätte ich mich aber auch gewundert, wenn es solche Fakten gäbe. Ist es unseriös, dem Leser spekulative Informationen als solche zu präsentieren? Das einzige, was mich an dem SZ-Beitrag stört, ist der Begriff 'Verdacht' in Verbindung mit einer Schuldzuweisung. Die Journalistin hätte diese Spekulation auch neutraler verpacken können.
Zur dieser Spekulation selbst: Als Skipper und Mitsegler bei Urlaubstörns kenne ich durchaus den Druck der Gäste oder Mitsegler auf den Skipper, den Urlaub möglichst attraktiv zu gestalten, selbst wenn die Witterungsbedingungen nicht dazu passen; oder, das Boot muss nach 14 Tagen im vereinbarten Hafen sein, die Törnplanung ist aber wegen des Wetters eng geworden. Nichteinhaltung der Vereinbarung ist teuer. Der Skipper wird in der Regel unter diesem Druck höhere Risiken eingehen, bleibt aber juristisch trotzdem verantwortlich, selbst wenn er die Mitsegler auf die Gefahren hingewiesen hat. Aus diesen und auch anderen Erfahrungen heraus ist es für mich absolut plausibel, dass der Pilot des polnischen Unglücksfliegers unter Druck stand, trotz schlechten Wetters zu landen. Ob er sich diesen Druck sebst gemacht hat, oder ob ihm jemand im Nacken saß werden wir wohl nie erfahren. Interessant ist höchstens noch, ob er aus gegebenen Randbedingungen heraus (inkl. eigener Erfahrung) die Gefahrenlage korrekt einschätzen konnte.
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