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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 7 Antworten
und wurde 828 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

08.05.2010 13:53
Marginalie: Sieg der Demoskopie Antworten

Noch immer fehlt bei der offiziellen Auszählung einer der 650 Wahlbezirke im UK. Aber bereits in der Minute nach Schließung der Wahlllokale am Donnerstag lag eine Prognose vor, die die Verteilung der Mandate fast exakt vorhersagte.

Numpy Offline



Beiträge: 113

08.05.2010 14:24
#2 RE: Marginalie: Sieg der Demoskopie Antworten

In Deutschland sind die Umfragen gewollt ungenau. Institute wie Forsa manipulieren vor einer Wahl ganz massiv meist zu Gunsten der Sozialdemokraten.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

08.05.2010 15:18
#3 RE: Marginalie: Sieg der Demoskopie Antworten

Zitat von Numpy
In Deutschland sind die Umfragen gewollt ungenau. Institude wie Forsa manipulieren vor einer Wahl ganz massiv meist zu Gunsten der Sozialdemokraten.


Hm, lieber Numpy, wir haben das ja schon einmal ausführlich hier diskutiert. Ich habe dazu drei Fragen:

Erstens, woher weiß man das? Welche Belege oder wenigstens Indizien gibt es?

Zweitens, wie funktioniert es nach Ihrer Kenntnis? Wie schaffen es die Betrüger, in einem Institut mit doch zahlreichen Mitarbeitern den Betrug zu verdecken? Müssen sie nicht damit rechnen, daß er auffliegt und das Institut dann dicht machen kann, weil niemand mehr ihm seine Daten abkaufen wird? (Die meisten Institute verdienen ihr Geld ja mit Umfragen für die Wirtschaft, nicht mit politischen Umfragen).

Und drittens: Wie soll so eine Manipulation eigentlich wirken? Ist es gut für eine Partei, wenn man ihre Daten nach oben oder wenn man sie nach unten manipuliert? Wenn einer Partei der Sieg prognostiziert wird, dann kann das ja zB bedeuten, daß ihre Wähler beruhigt zu Hause bleiben. Wenn einer Partei schlechte Werte vorhergesagt werden, dann kann das ihre Wähler mobilisieren. Oder auch umgekehrt. Mal angenommen, jemand würde manipulieren - wer kann denn sagen, wie welche Manipulation sich auswirken würde?

Die Demoskopie ist jetzt mehr als ein halbes Jahrhundert alt. Ich kenne, lieber Numpy, keinen einzigen dokumentierten Fall von Manipulation. Kennen Sie einen?

Herzlich, Zettel

Numpy Offline



Beiträge: 113

08.05.2010 16:23
#4 RE: Marginalie: Sieg der Demoskopie Antworten

Zugegeben, es ist sicher kein wasserdichter Fall, aber dennoch gibt es Anzeichen für ein solches Vorgehen.

Als Indiz dafür könnte man die letzten 5+ Wahlen nehmen, wo es einen immer gleichen Vorgang gab. Die SPD lag ~3-2 Monate vor der Wahl ganz weit zurück, chancenlos. Ab dem Zeitpunkt jedoch startet die SPD, so jedenfalls die Umfrageergebnisse, eine fulminante Aufholjagd bei welcher die SPD kurz vor der Wahl quasi wieder aufgeschlossen hat. Das tatsächliche Wahlergebnis brachte jedoch ein anderes Ergebnis -> die SPD liegt weit abgeschlagen.

Zur Manipulation kann ich lediglich Vermutungen anstellen, aber ich glaube auch nicht, daß einfach an den Zahlen herumgeschraubt wird. Die Manipulation ist jedoch auch durch selektierte Befragungsgruppen und suggestiven Fragestellungen (nicht zutreffend bei Wahlumfragen) möglich.

Der eben beschriebene SPD-Effekt beantwortet auch die Frage nach der Effektivität. Diese Aufholjagd gibt dem Wechselwähler das Gefühl, er läge mit einer Wahl der SPD genau richtig, da ja viele anderen es auch tun. Zusammen mit entsprechenden Medienkampagnen könnte dies durchaus die Wahl beeinflussen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

08.05.2010 17:44
#5 RE: Marginalie: Sieg der Demoskopie Antworten

Zitat von Numpy
Zugegeben, es ist sicher kein wasserdichter Fall, aber dennoch gibt es Anzeichen für ein solches Vorgehen.


Nehmen wir, lieber Numpy, doch einfach die morgigen Wahlen. Hier sind die jeweils letzten Umfragen (Reihenfolge CDU - SPD - Grüne - FDP - Linke - Sonstige). Angegeben sind das Institut, der Auftraggeber, die Größe der Stichprobe, der Befragungszeitraum und das Datum der Publikation:


Emnid FDP-LV
NRW 1.000
28.04.–05.05. 06.05.2010 37 % 33 % 12 % 8 % 5 % 5 %

Forsa stern.de 1.005
03.05.–05.05. 06.05.2010 37 % 37 % 10 % 6 % 5 % 5 %

GMS Sat.1 1.001
03.05.–04.05. 05.05.2010 37 % 33 % 12 % 7 % 6 % 5 %

Emnid Bild am
Sonntag 1.033
21.04.–29.04. 02.05.2010 38 % 33 % 11 % 8 % 6 % 4 %

Forschungs-
gruppe
Wahlen ZDF 1.080
27.04.–29.04. 30.04.2010 35 % 33,5 % 11 % 8,5 % 6 % PIRATEN 3 %
Sonst. 3 %

Infratest
dimap ARD 1.000
27.04.–29.04. 29.04.2010 37,5 % 33 % 12 % 7,5 % 5,5 % 4,5 %

Schaumama, ob die Vorhersagen die Linken begünstigen und ob das Forsa besonders tut.

Herzlich, Zettel

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

08.05.2010 19:52
#6 RE: Marginalie: Sieg der Demoskopie Antworten

Zitat von Zettel
Noch immer fehlt bei der offiziellen Auszählung einer der 650 Wahlbezirke im UK. Aber bereits in der Minute nach Schließung der Wahlllokale am Donnerstag lag eine Prognose vor, die die Verteilung der Mandate fast exakt vorhersagte.



Finden Sie nicht, lieber Zettel, dass ex post eine solche Aussage keinen Wert hat? Natuerlich wird es irgendeine Umfrage geben, die das Ergebnis passend vorhergesagt hat? Interessant vielleicht noch die Frage, ob der Sitzverlust der LibDems vorhergesagt wurde? Presse im Vorfeld und die ersten Hochrechnungen haben die LibDems noch bei 61 Sitzen gesehen (bzw. noch hoeher, aber das waren sicher keine Exit Polls).

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

08.05.2010 21:54
#7 RE: Marginalie: Sieg der Demoskopie Antworten

Zitat von Dagny

Zitat von Zettel
Noch immer fehlt bei der offiziellen Auszählung einer der 650 Wahlbezirke im UK. Aber bereits in der Minute nach Schließung der Wahlllokale am Donnerstag lag eine Prognose vor, die die Verteilung der Mandate fast exakt vorhersagte.


Finden Sie nicht, lieber Zettel, dass ex post eine solche Aussage keinen Wert hat? Natuerlich wird es irgendeine Umfrage geben, die das Ergebnis passend vorhergesagt hat?



Es gab, liebe Dagny, nur diesen einen Exit Poll, gemeinsam durchgeführt von den beiden Instituten MORI und NOP, die das bei früheren Wahlen getrennt gemacht hatten.

Zitat von Dagny
Interessant vielleicht noch die Frage, ob der Sitzverlust der LibDems vorhergesagt wurde? Presse im Vorfeld und die ersten Hochrechnungen haben die LibDems noch bei 61 Sitzen gesehen (bzw. noch hoeher, aber das waren sicher keine Exit Polls).


Der erste Exit Poll, den ich für den Artikel benutzt habe, sah sie bei 59. Es gab dann einen zweiten. Er hatte Labour unverändert bei 255, die Tories nur noch bei 305 statt 307 und die LibDems bei 61 statt 59. Diese zweite Variante um 00.07 deutscher Zeit, in die vermutlich Daten eingingen, die um 23 Uhr noch nicht vorgelegen hatten, war also jedenfalls in Bezug auf LibDem schlechter als die erste.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.05.2010 01:17
#8 RE: Marginalie: Sieg der Demoskopie Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Numpy
Zugegeben, es ist sicher kein wasserdichter Fall, aber dennoch gibt es Anzeichen für ein solches Vorgehen.


Nehmen wir, lieber Numpy, doch einfach die morgigen Wahlen. Hier sind die jeweils letzten Umfragen (Reihenfolge CDU - SPD - Grüne - FDP - Linke - Sonstige). Angegeben sind das Institut, der Auftraggeber, die Größe der Stichprobe, der Befragungszeitraum und das Datum der Publikation:
Emnid FDP-LV
NRW 1.000
28.04.–05.05. 06.05.2010 37 % 33 % 12 % 8 % 5 % 5 %
Forsa stern.de 1.005
03.05.–05.05. 06.05.2010 37 % 37 % 10 % 6 % 5 % 5 %
GMS Sat.1 1.001
03.05.–04.05. 05.05.2010 37 % 33 % 12 % 7 % 6 % 5 %
Emnid Bild am
Sonntag 1.033
21.04.–29.04. 02.05.2010 38 % 33 % 11 % 8 % 6 % 4 %
Forschungs-
gruppe
Wahlen ZDF 1.080
27.04.–29.04. 30.04.2010 35 % 33,5 % 11 % 8,5 % 6 % PIRATEN 3 %
Sonst. 3 %
Infratest
dimap ARD 1.000
27.04.–29.04. 29.04.2010 37,5 % 33 % 12 % 7,5 % 5,5 % 4,5 %
Schaumama, ob die Vorhersagen die Linken begünstigen und ob das Forsa besonders tut.




Hier nun das vorläufige amtliche Endergebnis: 34,6 % 34,5 % 12,1 % 6,7 % 5,6 % 6,5 %

Die Linken (SPD, Grüne und Kommunisten) haben zusammen 52,2 Prozent erreicht. Vorhersagt hatte ihnen Emnid 50 Prozent, Forsa 52 Prozent, GMS 51 Prozent, die FG Wahlen 50,5 Prozent und Infratest dimap 50,5 Prozent. Alle Vorhersagen lagen also knapp unter dem tatsächlichen Ergebnis.

CDU und FDP haben zusammen 41,3 Prozent erreicht. Vorhergesagt hatte Emnid 45 und in der vorausgehenden Umfrage 46 Prozent, Forsa 43 Prozent, GMS 44 Prozent, die FG Wahlen 43,5 Prozent und Infratest dimap 45 Prozent. Alle Vorhersagen für Schwarzgelb lagen also über dem tatsächlichen Ergebnis.

Jedenfalls diese Daten liefern also keine Belege für die Hypothese, daß die Institute die Linke bevorzugen. Übrigens liegt Forsa sowohl für die Linke als auch für Schwarzgelb am nächsten am tatsächlichen Ergebnis.

Daß die Institute durchweg Schwarzgelb zu hoch und die Linke zu niedrig eingeschätzt haben, liegt meines Erachtens an dem Stimmungsumschwung in letzter Minute aufgrund des Griechenland-Beschlusses; siehe hier. Und natürlich kann man argumentieren, daß sich ohne diesen eben doch ein Bias zugunsten der Linken gezeigt hätte.

Aber es geht ja um Belege für die Hypothese, daß die Institute und speziell Forsa die Ergebnisse zugunsten der Linken manipulieren. Jedenfalls diese Wahlen haben dafür keinen Beleg geliefert.

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