Wenn man diese detaillierten Informationen liest, dann kann man ja schon a bisserl daran zweifeln, daß unsere Medien uns sehr umfassend informieren.
Was mir besonders aufgefallen ist: In Tschechien - vielleicht repräsentativ für die vom Kommunismus befreiten Länder? - ist offenbar das Parteiensystem noch viel fließender als in einem Staat wie Deutschland.
Und, wie auch anders: Ein Wahlsieg der Rechten wird in der Berichterstattung unserer Medien nicht als ein solcher mitgeteilt.
Vielleicht noch zwei kurze Ergänzungen, auch zur Ehrenrettung der deutschen Medien.
Über die antilinke Stimmung bei den jüngeren Wählern schrieben die Prager Korrespondenten der ARD kurz vor der Wahl:
Zitat von Christina Janssen und Kilian KirchgeßnerVon politischer Stagnation und Korruptionsaffären enttäuscht, hatten sich die tschechischen Jugendlichen jahrelang zurückgezogen. Jetzt verschaffen sie sich wieder Gehör. Die vielen Initiativen gegen Links sind kaum zu überschauen. Eine der Internetseiten nennt sich: "Rette Tschechien! Versteck’ Deiner Oma den Perso". In Klammern: Damit sie nicht wählen gehen kann. Eine Facebook-Gruppe wirbt mit dem Slogan "Paroubek auf den Mars". Eine Anspielung auf den Spitzenkandidaten der Sozialdemokraten Jiri Paroubek, der einmal gesagt hatte, er würde zur Not sogar mit Marsmännchen koalieren.
Dieser Paroubek scheint Ähnlichkeiten mit Sigmar Gabriel zu haben.
In einem Audiokommentar berichtet Christina Janssen, Karel Schwarzenberg sei u.a. deswegen so erfolgreich gewesen, da er wegen seines Reichtums als nicht korrumpierbar gelte.
Eine ähnliche Einschätzung trug 1994 in Italien zum Aufstieg Berlusconis bei, und hat sich dort als Trugschluß herausgestellt: der Reiche ist zwar nicht korrumpierbar, macht aber Politik im Firmeninteresse. Hoffen wir, daß Schwarzenberg ein wenig seriöser ist!
Zitat von ZettelWas mir besonders aufgefallen ist: In Tschechien - vielleicht repräsentativ für die vom Kommunismus befreiten Länder? - ist offenbar das Parteiensystem noch viel fließender als in einem Staat wie Deutschland.
Bezieht sich Ihr "noch" noch auf Tschechien oder schon auf Deutschland, lieber Zettel? In Deutschland ist es seit 1999 üblich geworden, daß die großen Parteien 10 und mehr Prozentpunkte bei Landtagswahlen verlieren. Irgendwann dürfte es dann auch im Bund mal soweit sein, vielleicht ja schon beim nächsten Mal.
Ich möchte noch auf einen sehr informierten und guten Artikel von Karl-Peter Schwarz auf FAZ.NET aufmerksam machen. Er stellt die Wahl auch in einen Gesamtzusammenhang und liefert weitere interessante Details - ich kann ihm fast ausnahmslos zustimmen. Und ich beneidete ihn beim Lesen um seine leichte Feder - mein häufigster Gedanke war dabei: "Ja, genau so hätte man es noch besser ausdrücken können" ;-)
Ich möchte mich auch noch bei Zettel sehr herzlich bedanken, der mein Rumpeldeutsch zu einem lesbaren Text umfrisierte.
Zitat von KalliasDieser Paroubek scheint Ähnlichkeiten mit Sigmar Gabriel zu haben.
Das ist mir bisher überhaupt nicht aufgefallen, aber es stimmt! Genau das gleiche plumpe Ignorantentum, kombiniert mit einer rücksichtslosen Rhetorik und der dazu passenden Durchsetzungskraft. Auch von der Physiognomie könnten die beiden ja Brüder sein. (Im Geiste sind sie es ja! ;-)
Zitat von KalliasIn einem Audiokommentar berichtet Christina Janssen, Karel Schwarzenberg sei u.a. deswegen so erfolgreich gewesen, da er wegen seines Reichtums als nicht korrumpierbar gelte. Eine ähnliche Einschätzung trug 1994 in Italien zum Aufstieg Berlusconis bei, und hat sich dort als Trugschluß herausgestellt: der Reiche ist zwar nicht korrumpierbar, macht aber Politik im Firmeninteresse. Hoffen wir, daß Schwarzenberg ein wenig seriöser ist!
Ich halte ihn für einen sehr integeren Menschen, auch wenn ich ihn teilweise der Gutmenschenfraktion zuordne und mit seiner EU-Position überhaupt nicht übereinstimme. Er ist aber ein intelligenter und humorvoller Mensch, da verzeiht man dann so manche Unzulänglichkeit schon mal ;-)
Gewähl hätte ich seine TOP 09 aber nicht, ich hätte wohl die SSO (Partei Freier Bürger) gewählt, eine Splitterpartei (0,74%) des Petr Mach. Die ist liberal-konservativ und EU-kritisch, genau nach meinem Geschmack ;-)
Zitat von ZettelWas mir besonders aufgefallen ist: In Tschechien - vielleicht repräsentativ für die vom Kommunismus befreiten Länder? - ist offenbar das Parteiensystem noch viel fließender als in einem Staat wie Deutschland.
Bezieht sich Ihr "noch" noch auf Tschechien oder schon auf Deutschland, lieber Zettel? In Deutschland ist es seit 1999 üblich geworden, daß die großen Parteien 10 und mehr Prozentpunkte bei Landtagswahlen verlieren. Irgendwann dürfte es dann auch im Bund mal soweit sein, vielleicht ja schon beim nächsten Mal.
Mit dem "noch" meinte ich, daß in einer jungen Demokratie die Parteienstrukturen noch nicht so verfestigt sind wie zB in Deutschland. Wir hatten ja nach 1949 auch noch Bewegungen im Parteiensystem. Der BHE verschwand, die Deutsche Partei. Andere, wie das Zentrum und die Bayernpartei, schrumpften zum Miniformat. Die Grünen kamen hinzu. Das ist jetzt dreißig Jahre her, und seitdem hat sich nichts bewegt, sieht man davon ab, daß wir von der DDR die Kommunisten geerbt haben.
In Tschechien haben jetzt, wie ich durch Ungelts Artikel gelernt habe, die beiden neugegründeten Parteien TOP 09 und VV auf Anhieb zusammen ein Viertel der Stimmen bekommen.
Zitat von ZettelMit dem "noch" meinte ich, daß in einer jungen Demokratie die Parteienstrukturen noch nicht so verfestigt sind wie zB in Deutschland
Deutsch ist schon eine wunderbare Sprache, stellt es doch neben "gefestigt" auch "verfestigt" dem kundigen Benutzer zu Verfügung ;-)
Zitat von ZettelIn Tschechien haben jetzt, wie ich durch Ungelts Artikel gelernt habe, die beiden neugegründeten Parteien TOP 09 und VV auf Anhieb zusammen ein Viertel der Stimmen bekommen.
In dem Ausmaß wäre es wohl unter normalen Umständen auch nicht möglich gewesen, da braucht es schon eine engagierte Mithilfe seitens der "etablierten" Parteien. Und daren fehlete es nun wirklich nicht. ;-)
Herzlich, Ungelt
EDIT: Die Parteien in Deutschland tun aber derzeit auch ihr Möglichstes, lassen wir uns mal überraschen.
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