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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 21 Antworten
und wurde 1.547 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.06.2010 05:27
Kirgisistan Antworten

Man liest viel über Kirgisistan und erfährt wenig. Hier einige Hintergründe der aktuellen Entwicklung in Zentralasien.

Marriex Offline



Beiträge: 185

17.06.2010 08:39
#2 RE: Kirgisistan Antworten

Na ja, eher zwischen Kasachstan und Usbekistan, den beiden regionalen Mächten...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.06.2010 10:22
#3 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von Marriex
Na ja, eher zwischen Kasachstan und Usbekistan, den beiden regionalen Mächten...


Richtig, Kasachstan ist der Dritte im Bunde. Informationen zur Rolle Kasachstans gibt es zum Beispiel hier.

Im Vergleich mit Usbekistan, das eines der letzten stalinistischen Regimes hat, ist Kasachstan nachgerade demokratisch; wenn da auch ein paar Gänsefüßchen angebracht sind. Innerhalb ist man Mitglied der OECD, hat gegenwärtig sogar deren Vorsitz inne und bemüht sich offenbar um eine Entschärfung der Lage in Kirgisistan.

Herzlich, Zettel

Franz Offline



Beiträge: 44

17.06.2010 13:03
#4 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat
...eine Politik war es deshalb seit der Zeit der Zaren, möglichst breite Pufferzonen zu den benachbarten Mächten zu schaffen und dort Russen als eine ethnische Minderheit anzusiedeln. Diese Politik haben Stalin und seine Nachfolger weitergeführt; Putin versucht das jetzt ebenfalls.

Aber Rußland fehlt es für eine solche Politik heutzutage an einer entscheidenden Ressource: Menschen. Die Geburtenrate ist seit 1990 dramatisch gesunken - so sehr, daß dieser Verlust frühestens ab 2050 wieder aufgefangen werden kann...



Nicht nur die Geburtenrate ist gefallen. Russland muss aufgrund der geringen Lebenserwartung der russischen Männer einen Bevölkerungsrückgang von jährlich 700.000 Menschen hinnehmen. Russen als ethnische Minderheit in den zentralasiatischen Republiken anzusiedeln kommt damit garnicht in Frage. Im Gegenteil, die meisten Russen, die in diesen Staaten leben, versuchen nach Russland zurückzukehren. Das hat gerade in Usbekistan zu einem Bevölkerungsrückgang geführt.

Zitat
...Usbekistan hat also alle Trümpfe in der Hand. Es ist nicht nur als einziges Land der Region mit einer schlagkräftigen Armee und als einziges Land, das in Bezug auf Energie und Nahrungsmittel autark ist, die natürliche Vormacht. Sondern es vertritt auch offen die Auffassung, daß das südliche Kirgisistan, wie auch große Teile Tadschikistans, eigentlich zu Usbekistan gehören. Es hat alle Züge einer imperialen Macht im Kleinen...



Ich wage zu bezweifeln, dass Usbekistan autark ist. In der Landwirtschaft herrscht eine Monokultur vor, was den Anbau von Baumwolle betrifft. Auch bei den Bodenschätzen hat Kasachastan den Kopf vorn. Usbekistan ist immer noch ein bettelarmes Land, das sich einen Krieg gegen Russland nicht leisten kann. Dazu kommen noch interne Probleme mit Islamisten im Ferganatal hinzu. Wobei das Hauptzentrum der Unruhen die Stadt Andidschan (Andijan), nicht weit von Osch (Osh) in Kirgisistan ist.

Edit: Das fehlende "von" vor Osch eingefügt.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.06.2010 13:39
#5 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von Franz
Nicht nur die Geburtenrate ist gefallen. Russland muss aufgrund der geringen Lebenserwartung der russischen Männer einen Bevölkerungsrückgang von jährlich 700.000 Menschen hinnehmen.


Die Lebenserwartung eines männlichen Russen liegt bei unglaublichen 59,3 Jahren!

Die geburtenschwachen Jahrgänge ab 1990 werden jetzt erwachsen; und es wird nicht nur an jungen Familien fehlen, sondern eben auch an Rekruten.

Zitat von Franz
Ich wage zu bezweifeln, dass Usbekistan autark ist.


Zeihan schreibt über Usbekistan:

Zitat von Stratfor
It is the only country of the five former Soviet states in the region that actually has a military that can engage in military action. It is the only one of the five that has most of its cities in logical proximity and linked with decent infrastructure (even if it is split into the Tashkent region and the Fergana region by Stalinesque cartographic creativity). It is the only one of the five that is both politically stable (if politically brittle) and that has the ability to project power. And it is also the only Central Asian state that is self-sufficient in both food and energy.


Herzlich, Zettel

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

17.06.2010 19:28
#6 RE: Kirgisistan Antworten

Eine rein syntaktische Frage, die ich mir bezüglich der Berichterstattung stelle: wann hat das eigentlich angefangen, dass das (früher mal) gebräuchliche und ja auch von Ihnen verwendete "Kirgisistan" durch "Kirgistan" weitgehend abgelöst wurde?

Gruß,
hubersn

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

17.06.2010 19:34
#7 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von hubersn
Eine rein syntaktische Frage, die ich mir bezüglich der Berichterstattung stelle: wann hat das eigentlich angefangen, dass das (früher mal) gebräuchliche und ja auch von Ihnen verwendete "Kirgisistan" durch "Kirgistan" weitgehend abgelöst wurde?



Für mich war Kirgisien gebräuchlich, und ich wunderte mich über die merkwürdigen -stans. Da hab ich früh mal gegoogelt und das hier gefunden. Für mich hat sichs damit erklärt:

http://www.focus.de/politik/ausland/kurz...aid_520155.html

----------------------------------------------------
Mein derzeitiger Avatar bezeugt meine Solidarität mit unseren Jungs, die derzeit in irgendwelchen politisch-medial nicht unterstützten Kriegen verheizt werden. Das Truppenabzeichen im Hintergrund ist das des Fallschirmjägerbataillons 373, dem ich mich persönlich stark verbunden fühle. Kameraden, Glück ab!

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.06.2010 22:22
#8 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von hubersn
Eine rein syntaktische Frage, die ich mir bezüglich der Berichterstattung stelle: wann hat das eigentlich angefangen, dass das (früher mal) gebräuchliche und ja auch von Ihnen verwendete "Kirgisistan" durch "Kirgistan" weitgehend abgelöst wurde?


Nehmen Sie mir die kleine Beckmesserei nicht übel, lieber Hubersn, aber das ist keine syntaktische Frage, sondern eine lexikalische.

Herzlich, Zettel

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

17.06.2010 22:52
#9 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von hubersn
Eine rein syntaktische Frage, die ich mir bezüglich der Berichterstattung stelle: wann hat das eigentlich angefangen, dass das (früher mal) gebräuchliche und ja auch von Ihnen verwendete "Kirgisistan" durch "Kirgistan" weitgehend abgelöst wurde?


Nehmen Sie mir die kleine Beckmesserei nicht übel, lieber Hubersn, aber das ist keine syntaktische Frage, sondern eine lexikalische.




Ohne Beckmesserei aus reinem Interesse: Wieso eine "lexikalische", ich bin nämlich auch drüber gestolpert und hätte gesagt eine "morphologische"?

Gruß Petz

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

18.06.2010 03:04
#10 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von Meister Petz
Ohne Beckmesserei aus reinem Interesse: Wieso eine "lexikalische", ich bin nämlich auch drüber gestolpert und hätte gesagt eine "morphologische"?


Beides, denke ich. Es geht um Lexeme, also den Wortschatz (nämlich welches das richtige Worte im Lexikon als Bezeichnung für dieses Land ist). Morphologisch kann man "Kirgisistan" und "Kirgisien" in jeweils den Wortstamm "Kirgis" und das Suffix "-istan" oder "-ien" zerlegen. Insofern ist es auch eine morphologische Frage.

Denke ich jedenfalls; als jemand, der sich nur am Rand mal a bisserl mit Linguistik befaßt hat.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

18.06.2010 10:15
#11 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von Zettel
Morphologisch kann man "Kirgisistan" und "Kirgisien" in jeweils den Wortstamm "Kirgis" und das Suffix "-istan" oder "-ien" zerlegen. Insofern ist es auch eine morphologische Frage.


Wobei die ursprüngliche Frage ja den Unterschied zwischen "Kirgisistan" und "Kirgistan" betraf, ohne "Kirgisien", und die ist ganz entschieden morphologisch - ob nämlich zwischen den Stämmen "Kirgis" und "stan" (Turk für "Land") noch ein "i" hineinkommt, das wahrscheinlich im "Kirgisistan" irgendeiner Flexion von "Kirgis" geschuldet ist.

Denke ich jedenfalls; als jemand, der sich nur am Rand mal a bisserl mit Linguistik befaßt hat.

--
El liberalismo pregona el derecho del individuo a envilecerse, siempre que su envilecimiento no estorbe el envilecimiento del vecino. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

18.06.2010 10:30
#12 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von Gorgasal

Zitat von Zettel
Morphologisch kann man "Kirgisistan" und "Kirgisien" in jeweils den Wortstamm "Kirgis" und das Suffix "-istan" oder "-ien" zerlegen. Insofern ist es auch eine morphologische Frage.


Wobei die ursprüngliche Frage ja den Unterschied zwischen "Kirgisistan" und "Kirgistan" betraf, ohne "Kirgisien", und die ist ganz entschieden morphologisch - ob nämlich zwischen den Stämmen "Kirgis" und "stan" (Turk für "Land") noch ein "i" hineinkommt, das wahrscheinlich im "Kirgisistan" irgendeiner Flexion von "Kirgis" geschuldet ist.



So ist es. Und Calimero hat dann die Frage auf "Kirgisien" ausgedehnt; was auch die mir geläufigste Variante ist. Übrigens sind morphologische Fragen lexikalische Fragen, wenn man nämlich die allgemeine Unerscheidung zwischen der Wortebene (lexikalische Fragen) und der Aussagen-Ebene (syntaktische Fragen) trifft.



Allgemein tun wir Deutsche uns ja bei der Bezeichnung von Ländern a bisserl schwer, weil wir versessen darauf sind, es ja korrekt zu machen.

Wenn ich "Holland" sage, dann weist mich oft irgendwer darauf hin, daß es aber doch "die Niederlande" heißen müsse, weil Holland bekanntlich nur ein Teil usw. Nur daß man in Holland selbst diese Korrektheit nicht kennt.

Ebenso ist es mit der tschechischen Republik. Die traditionelle deutsche Bezeichnung für den tschechischen Teil der ehemaligen CSSR war "Tschechei". Aber warum auch immer wurde das als nicht pc erkannt, und jetzt sagen wir "Tschechien", und die ganz Korrekten sagen immer "Tschechische Republik".

Die Nachsilbe "-istan" ist vielleicht auch irgendwelchen pc-Überlegungen geschuldet; jedenfalls kommt sie wohl aus einer orientalischen Sprachfamilie. Karl May wußte das, als er "Ardistan und Dschinnistan" schrieb; übrigens ein grandioses Werk.

Noch etwas, das ich interessant finde: Westdeutsche erkennt man unweigerlich daran, daß sie die Sowjetunion als "UdSSR" bezeichnen, während man in der DDR "SU" sagte. Jedenfalls meines Wissens: als jemand, der sich nur am Rand a bisserl mit der untergegangenen DDR befaßt hat.

Herzlich, Zettel

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

18.06.2010 10:54
#13 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von Gorgasal
Denke ich jedenfalls; als jemand, der sich nur am Rand mal a bisserl mit Linguistik befaßt hat.

Als jemand der Linguistik nicht einmal aus dem fahrenden Zug gesehen hatte, möchte ich mich bei dieser Gelegenheit mal summarisch bei Allen für diese tolle "Universität des dritten Alters" bedanken. Als bescheidene Gegenleistung kann ich leider nur an die tschechische Hauptbedeutung von "stan" hinweisen - nämlich "Zelt". Da sieht man wieder die Überheblichkeit der Tschechen gegenüber fremden Kulturen.

Herzlich Ungelt

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

18.06.2010 10:58
#14 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von Zettel
Die Nachsilbe "-istan" ist vielleicht auch irgendwelchen pc-Überlegungen geschuldet; jedenfalls kommt sie wohl aus einer orientalischen Sprachfamilie.


Aus den Turksprachen und dem Persischen (das ja an sich indoeuropäisch ist), siehe den von Calimero verlinkten Artikel. Ursprünglich allerdings anscheinend aus dem indoeuropäischen Persischen, mit einer Wurzel *stā- "stehen", die sich auch in englisch stand, lateinisch stare und deutsch Stadt wiederfindet.

EDIT - Nachtrag: und die Nachsilbe ist eben nicht "-istan", sondern "-stan", das "i" kommt woanders her... Tut mir leid, aber das musste noch sein.

--
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Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

18.06.2010 11:01
#15 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von Ungelt
Als bescheidene Gegenleistung kann ich leider nur an die tschechische Hauptbedeutung von "stan" hinweisen - nämlich "Zelt".


Nach dem oben verlinkten Wikipedia-Artikel kommt das von der gleichen Wurzel, ebenso russisch стан (stan) für "Siedlung" oder "Lager" oder bosnisch/kroatisch/serbisch stan für "Wohnung".

--
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Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

18.06.2010 11:08
#16 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von Zettel
Ebenso ist es mit der tschechischen Republik. Die traditionelle deutsche Bezeichnung für den tschechischen Teil der ehemaligen CSSR war "Tschechei". Aber warum auch immer wurde das als nicht pc erkannt, und jetzt sagen wir "Tschechien", und die ganz Korrekten sagen immer "Tschechische Republik".



Das ist ja überhaupt ein Sonderfall, weil "Tschechisch" meines Wissens nicht von "Cesky", sondern von "Cechy" (Hacek mangels Auffindbarkeit am Mac ausgelassen), was nur für Böhmen steht (ohne Mähren). Kann mir den Unterschied im Original mal erklären? Ungelt hilf!

Gruß Petz

edit: Nur als jemand, der mal am Rande der tschechischen Grenze gewohnt hat

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

18.06.2010 11:13
#17 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von Gorgasal
EDIT - Nachtrag: und die Nachsilbe ist eben nicht "-istan", sondern "-stan", das "i" kommt woanders her... Tut mir leid, aber das musste noch sein.


Schon recht, schon recht, lieber Gorgasal.

Schade, daß man von Califax nichts mehr hört (auch sein Blog scheint verwaist zu sein). Er könnte uns wahrscheinlich weiterhelfen. Das "I" könnte einer Flexion entstammen, oder es könnte auch phonetische Gründe haben.

Aber was anderes: Zur deutschen pc-Neigung, was solche Namen angeht, ist mir inzwischen noch allerlei eingefallen:

Warum sagen wir eigentlich nicht mehr "Persien", sondern "der Iran"? Warum sprechen wir nicht mehr von Burma und Ceylon? Weil diese Staaten sich selbst anderes nennen? Aber dann dürften wir auch nicht Japan sagen, sondern Nippon; nicht Peking, sondern Bei jing oder so ähnlich; nicht Mailand, sondern Milano.

Es gibt Fälle, wo Staaten ihren Namen aus Kolonialzeiten als diskriminierend emfinden; Ghana zum Beispiel, das glaube ich einmal Gold Coast hieß. Aber die Côte d'Ivoire hat ihren Namen beibehalten.

Von solchen Sonderfällen abgesehen - warum sollte man ein Land eigentlich nicht so benennen, wie es in Deutschland nun einmal traditionell genannt wird, ebenso eine Stadt? Wir bringen den Amerikanern ja auch nicht nahe, "München" statt "Munich" zu sagen. Im Gegenteil, sogar die Durchsagen in den ICEs verwenden im englischen Text nicht die deutschen Ortsnamen.

Herzlich, Zettel

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

18.06.2010 12:03
#18 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat
(Hacek mangels Auffindbarkeit am Mac ausgelassen)



Da isser.

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

18.06.2010 13:07
#19 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von Meister Petz
Das ist ja überhaupt ein Sonderfall, weil "Tschechisch" meines Wissens nicht von "Cesky", sondern von "Cechy" (Hacek mangels Auffindbarkeit am Mac ausgelassen), was nur für Böhmen steht (ohne Mähren). Kann mir den Unterschied im Original mal erklären? Ungelt hilf!


Ich will es versuchen, aber ich bin leider weder ein Linguist, noch ein Lexikalist, geschweige den ein Morphologist bin. Nur mit der Syntax muß ich mich beim Programmieren zwangsläufig dauernd abmühen.

"Čechy" bezeichnet tatsächlich nur "Böhmen", und ich hoffe, daß dieses ständige Ärgernis (für die Mährer) nicht irgendwann dazu beiträgt, größere Zwistigkeiten zu begründen. Es existiert meines Wissens auch im Tschechischen kein eingeführter Begriff, der beide Teile als Einheit beschreiben würde. Außer des manchmal benutzten Begriffs "Země Koruny české", also die "Länder der tschechischen Krone", der allerdings auch sehr unhandlich ist. Dieses Gebilde (von Karl IV 1348 rechtlich definiert) umfaßte aber noch weitere Gebiete im Norden.
"Český" ist ein Adjektiv, abgeleitet von "Čechy", daher z.B. "Český Krumlov" für Krummau oder "Česke Budejovice"

Die Namensgebung war für die Tschechen nach der Trennung von der Slowakei tatsächlich ein Problem. Man hatte auch neben der offiziellen Staatsbezeichnung auch noch "Česko" als Kurzbezeichnung für beide Landesteile eingeführt, das ungefähr "Tschechien" entspricht, und das zumindest am Anfang wenig beliebt war. (Wird kontrovers diskutiert, sagt man in dem Fall korrekterweise, nicht? ) Und "Česko" ist natürlich wieder "tschechisch-zentriert" und ignoriert die Mährer.)

Zitat von Meister Petz
edit: Nur als jemand, der mal am Rande der tschechischen Grenze gewohnt hat


Das ist mir schon irgendwann mal aufgefallen, war das nicht irgendwo in Jana's Nachbarschaft?
Dort an der Grenze bin ich auch zuhause, egal wo ich gerade wohne.

Ich hoffe, ich konnte etwas helfen. Herzlich, Ungelt

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

20.06.2010 01:10
#20 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von hubersn
Eine rein syntaktische Frage, die ich mir bezüglich der Berichterstattung stelle: wann hat das eigentlich angefangen, dass das (früher mal) gebräuchliche und ja auch von Ihnen verwendete "Kirgisistan" durch "Kirgistan" weitgehend abgelöst wurde?


Nehmen Sie mir die kleine Beckmesserei nicht übel, lieber Hubersn, aber das ist keine syntaktische Frage, sondern eine lexikalische.




Aber nein, lieber Zettel. Aus Sicht eines Informatikers gibt es nur syntaktische oder semantische Fragen

Gruß,
hubersn

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

24.06.2010 11:58
#21 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von Ungelt
Man hatte auch neben der offiziellen Staatsbezeichnung auch noch "Česko" als Kurzbezeichnung für beide Landesteile eingeführt, das ungefähr "Tschechien" entspricht, und das zumindest am Anfang wenig beliebt war. (Wird kontrovers diskutiert, sagt man in dem Fall korrekterweise, nicht? ) Und "Česko" ist natürlich wieder "tschechisch-zentriert" und ignoriert die Mährer.



Vielen vielen Dank, das ist sehr lehrreich! Sagen Sie mal, gibt es zwischen Böhmen und Mährern auch so eine Art Rivalität?

Überhaupt ist das ja mit Länderbezeichnungen so eine Sache.. Holland z. B. ist nur ein Teil der Niederlande, die aber historisch (die niederen Lande) auch einen Teil des heutigen Belgien umfassen...

Zitat von Ungelt
Das ist mir schon irgendwann mal aufgefallen, war das nicht irgendwo in Jana's Nachbarschaft? Dort an der Grenze bin ich auch zuhause, egal wo ich gerade wohne.



Ich habe keine Ahnung, wo Jana wohnt, aber ich war ca. 20 km vom Grenzübergang Waidhaus-Rozvadov entfernt. Da gab es immer einen schönen Grenzverkehr, wir haben Sprit und Zigaretten drüben eingekauft, und die Tschechen bei uns beim Mediamarkt Elektronikkram. Und es war schon ein merkwürdiges und erhebendes Gefühl, zum ersten Mal ohne Grenzkontrolle in ein ehemaliges Ostblockland zu fahren.

Gruß Petz

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

06.07.2010 12:53
#22 RE: Kirgisistan Antworten

Zitat von Meister Petz
Sagen Sie mal, gibt es zwischen Böhmen und Mährern auch so eine Art Rivalität?

Die Frage hatte es in sich. Ich wollte nicht mit einem flachen Witzchen antworten, denn ich vermute, daß es sie wirklich interessiert. Also habe ich etwas recherchiert, das Thema wurde immer umfangreicher und umfangreicher, und ich erkannte, daß das mit einigen kurzen Sätzen nicht in der (von mir) gewünschten Genauigkeit zu beantworten ist. Ich behalte es aber im Hinterkopf.

Zitat von Meister Petz

Zitat von Ungelt
Das ist mir schon irgendwann mal aufgefallen, war das nicht irgendwo in Jana's Nachbarschaft? Dort an der Grenze bin ich auch zuhause, egal wo ich gerade wohne.

Ich habe keine Ahnung, wo Jana wohnt, aber ich war ca. 20 km vom Grenzübergang Waidhaus-Rozvadov entfernt.


Nein nein, das sollte nur ein kleines Witzchen sein. Ich hatte mich nur etwas ungenau an diese nette Unterhaltung erinnert, und Sie dabei mit Kallias verwechselt. Wenn man etwas witziges absondern möchte, sollte man schon etwas genauer recherchieren.

Zitat von Meister Petz
Und es war schon ein merkwürdiges und erhebendes Gefühl, zum ersten Mal ohne Grenzkontrolle in ein ehemaliges Ostblockland zu fahren.

Das kenne ich auch gut, auch die erste Zeit nach November 89. Ich hatte mich schon innerlich damit abgefunden, nie wieder diese Gegend zu betreten.

In Tschechien herrscht übrigens deutlicher Unmut darüber, wie die "Schleierfahndung" praktiziert wird. Auch Linienbusse werden sehr häufig und sehr ausführlich kontrolliert, das habe ich selber einmal miterlebt. Damit ist der vorgesehen Fahrplan natürlich nicht einzuhalten, und es entsteht ein ziemlich unangenehmes Gefühl dabei. Auch deswegen, weil sich so noch stärker der Eindruck einstellt, man wäre schon durch das falsche Kennzeichen am Auto verdächtig. Das Anhalten eines Fahrzeugs auf freier Strecke, manchmal auch durch zivile Fahrzeuge und zunächst nicht identifizierbare Personen, führt schon zu einer deutlichen Anhebung des Adrenalin-Levels. Es wäre vermutlich besser gewesen, bei den üblichen Grenzkontrollen zu bleiben, die waren ja nach 89 immer unproblematisch und freundlich. (Ich möchte nicht behaupten, daß man den Grenzverkehr unkontrolliert laufen lassen kann.)

Schönen Tag noch, Ungelt

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