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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 5 Antworten
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Calimero Offline




Beiträge: 3.280

18.07.2010 16:49
Mittelschicht = Staatsprofiteure? Antworten

Oha, da hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, dem übrigens auch diese prominente Klimawandelfetischistin angehört, sich ja gehörig an den Daten des statistischen Bundesamtes delektiert. Ergebnis der Zahlenhuberei - der deutsche Mittelstand profitiert mehr am Staat, als dieser an ihm.

Zu lesen in der konservativen, bürgerlichen Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Ja, da war ich ja schon ein wenig baff. Wann hätte mir der Staat denn jemals etwas geschenkt? Okay, ich habe mal 100 DM "Begrüßungsgeld" dankend angenommen, und mich auch bei der "Abwrackprämie" schadlos gehalten (wer, außer dem Staat wäre auch so dämlich gewesen, mir noch 2500 Euro für ein Auto zu geben, welches 475000 km auf dem Tacho hat?) ... aber sonst?
Da fällt mir eigentlich nix ein. Gut, ja - die Steuerrückerstattung. Da war mal was mit doppelter Haushaltsführung für ein paar Jahre. 500 DM Miete/mtl plus Fahrtkosten, und dafür gab es etwa 1000 DM vom Staat zurück, die ich ihm dankenswerterweise vorgestreckt hatte. Dann gab es ein paar Jahre, in denen ich jeden Tag 200 km Arbeitsweg zurücklegen musste, wofür mir ca 1500 Euro freundlicherweise "zurückerstattet" wurden. Alleine die Kfz-Steuer und die von mir entrichtete Mineralölsteuer von zwei Monaten hätte das nicht aufgewogen, also wo werde ich nun vom Staat alimentiert? Wo bin ich nun der große Profiteur staatlicher Gnade?

Die FAZ klärt mich auf:

Zitat von FAZ.net
Zwar zahlen Haushalte mit mittleren Einkommen jeden Monat mehrere hundert Euro an Steuern und Sozialabgaben – doch am Ende bekommen sie vom Staat mehr Geld zurück, als sie eingezahlt haben. „Aufgrund des progressiven Steuersystems leistet die Mittelschicht einen geringeren Beitrag als die Oberschicht“, sagt Markus Grabka am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. „Doch die Mittelschicht profitiert auch von vielen staatlichen Transfers.“

Mehr noch. Die Mittelschicht erhält nicht nur Geld, das direkt auf das Konto fließt. Sie profitiert auch stärker als die Unterschicht von öffentlichen Einrichtungen wie Musikschulen und Sporthallen, die hoch subventioniert sind. Das legen Daten nahe, die am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für diese Zeitung erhoben worden sind. Sie stammen aus dem „Sozioökonomischen Panel“ (SOEP), einer Forschungseinrichtung am DIW, die jedes Jahr 23 000 Deutsche befragt und dessen Umfragen von Wirtschafts-Nobelpreisträger James Heckman mit ausgearbeitet werden.



Ach so, ich müsste also nur mehr hochsubventionierte "Staatsangebote" wahrnehmen, die mir als Mittelschichtler so offeriert werden. Dann könnte ich meine abgedrückten Steuergelder mehr als zurückholen. Bestechende Logik.

Aber wie komme ich eigentlich darauf, dass ich der sogenannten Mittelschicht angehören würde? Mein erster Gedanke war: Du hast alles, was du zum bequemen Leben brauchst. Dach über'm Kopf, Heizung und Warmwasser aus der Wand, ein Auto, eine angenehme Wohngegend, eine Einbauküche und einen vollen Kühlschrank. Die überlasteten Bücherregale und die vier zusätzlichen Rechner im Haus würde ich schon als Luxus anrechnen. Also Mittelschicht. Gehobene Mittelschicht von mir aus.
Mein zweiter Gedanke war der, dass ich nicht zu irgendwelchen Ämtern rennen muss, um unseren Lebensstandart gewährleisten zu können. Also Mittelschicht, weil staatsunabhängig.

Aber was muss ich in der FAZ dazu lesen?

Zitat von FAZ.net
Wer ist Mittelschicht? Die Forscher zählen dazu alle Haushalte, deren Nettoeinkommen zwischen 70 Prozent und 150 Prozent des mittleren Nettoeinkommens (Median) liegt – rund 60 Prozent der Deutschen. Dabei berücksichtigen die Wissenschaftler auch, wie viele Menschen von diesem Einkommen leben. Nach dieser Definition gehört beispielsweise eine dreiköpfige Familie zur Mittelschicht, wenn sie zwischen 1720 und 3690 Euro Nettoeinkommen im Monat hat – inklusive aller Zahlungen vom Staat.



Drei Köpfe, 1720 Euro/mtl, incl. aller Zahlungen vom Staat? Lese ich da richtig? Ist das noch eine Mittelschicht, wenn sie von staatlichen Transferleistungen abhängig ist???



Wenn ich mal auf meine Gehaltsabrechnung gucke, dann verschwinden dort ca 50 Prozent meines Bruttolohns für Steuern, AV, KV, PF, Soli und RV (und ich habe es da noch gut, weil Schichtzuschläge noch steuerfrei sind), wenn ich vom verbliebenen Netto dann die Miete, Wasser, Strom, Müll, Sonstiges bezahlt habe ... dann wird mir bei jedem Kauf eine Mehrwertsteuer draufgeschlagen, eine Mineralölsteuer, Tabaksteuer, Sonstwassteuer. Ich bezahle für die "Trittin-Rentner", die sich PV-Anlagen aufs Dach nageln lassen und für die Windmüller in abgelegenen Gegenden.
Ich zahle für "den grünen Punkt", für "den Kampf gegen Rechts", für jede Forschungsarbeit im Bereich "Gender-Studies", für jeden "nötigen"(haha!) SozPäd in diesem Lande, für Entwicklungshilfe in China, dem Gaza-Streifen, und jedem anderen merkwürdigen Diktatorenstaat. Ich zahle für den öff.-rechtl. Staatsrundfunk und die nichtsnutzige Politbürokratie der EU. Auch zahle ich für bescheuerte Staatspropaganda wenn es um die "Erhaltung der Volksgesundheit" geht. Runter vom Gas! Gib AIDS keine Chance! Mein Freund ist Ausländer! Du bist Deutschland!

Wo bekomme ich da einen Mehrwert vom Staat zurück?

Tja, ich sollte wohl öfters in die Oper gehen, denn die FAZ weiß, wie ich mein Geld zurückbekomme:

Zitat von FAZ.net
Zusätzlich profitiert die Mittelschicht – gemeinsam mit der Oberschicht – von öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Sporthallen, Bibliotheken, Museen und Musikschulen. Was das die öffentliche Hand kostet, ist kaum zu ermitteln, denn das Geld stammt aus Tausenden unterschiedlicher Quellen in Bund, Ländern und den einzelnen Städten. Doch die Summe ist riesig.

Das beginnt mit den Opern und Theatern: Laut Statistik wird jedes Opern- und Theaterticket vom Staat mit dem Vierfachen seines Preises bezuschusst. In der Frankfurter Oper zahlt der Staat für jeden Besucher 200 Euro drauf. Spötter schlugen schon vor, die Oper zu schließen und das Geld den Besuchern direkt auszuzahlen. Die könnten damit nach Wien fliegen, dort die Oper besuchen und anschließend noch Essen gehen. Nicht jede öffentliche Einrichtung ist so teuer wie die Oper, aber es beginnt schon im Kleinen: Für die Rheinische Musikschule bezahlt die Stadt Köln jährlich mehr als sechs Millionen Euro – von dern Schülern bekommt sie nur die Hälfte zurück.



Mist, bisher wurde mir noch kein einziges Rammstein-Konzert gesponsert, und auf Freibad-Besuche habe ich irgendwie auch keine Lust mehr.

(alle Hervorhebungen von mir)

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

18.07.2010 18:16
#2 RE: Mittelschicht = Staatsprofiteure? Antworten

Passend dazu: Auch den "Berlin Mitte - latte macchiato - alleinerziehenden Muttis" zieht ihr Mittelschichtsdasein die Füße weg. Warum können nichtmal diese vom Staat profitieren? Laut FAZ ist doch ein finanzielles Ungleichgewicht zwischen Staat und Mittelschichts-Bürgern zu konstatieren, warum jammert jetzt ausgerechnet die taz?

Hm ... Opern, Theater und Freibäder sind wohl auf Dauer doch nicht genug für die staatliche Vollversorgung von "modernen Lebenswirklichkeiten"? Nie hätte ich gedacht, dass ich mal so gehässig sein könnte, aber den Latte-Macchiato-Muttis Berlin-Mittes würde ich gern mal ein augenzwinkerndes "Bauer sucht Frau" rüberschicken. Ist auch voll naturverbunden und so ... voll grün vom Feinsten.

/ironiemodus aus

... aber den konnte ich mir nicht verkneifen. Gruß, Calimero

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Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.253

18.07.2010 19:51
#3 RE: Mittelschicht = Staatsprofiteure? Antworten

Ich habe es mir mal ausrechnen lassen; wenn ich Hartz-IV-Empfänger wäre, kämen wir (Vierpersonenhaushalt) inklusive aller, auch vom Land und der Stadt gewährten Vergünstigungen, auf ca. 23.000 EUR. Damit zählte ich dann zur unteren Mittelschicht.

Ich könnte also tun und lassen was ich wollte, zur Unterschicht könnte ich niemals aufsteigen.

Mit einem Stundenlohn von fünfzehn EUR brutto hat ein Alleinverdiener (wieder Vierpersonenhaushalt) ein Jahreseinkommen von ca. 24.000 EUR (inkl. Kindergeld) netto plus Vergünstigungen der Stadt, in der er lebt. Jeder Familienvater der als Alleinverdiener unter fünfzen EUR die Stunde verdient, wäre folglich ein Idiot, wenn er arbeitete, um seinen und seiner Familie Lebensunterhalt zu bestreiten. Mehr als untere Mittelschicht wäre für ihn nicht drin. Armes Deutschland.


Uwe Richard

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Political language – and with variations this is true of all political parties, from Conservatives to Anarchists – is designed to make lies sound truthful and murder respectable, and to give an appearance of solidity to pure wind – Eric A. Blair

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

18.07.2010 20:07
#4 RE: Mittelschicht = Staatsprofiteure? Antworten

Zitat von Uwe Richard
Ich könnte also tun und lassen was ich wollte, zur Unterschicht könnte ich niemals aufsteigen.



Der war gut! ... ob Versprecher oder ernst gemeint - es passt! Das Band finanziellen Spielraums zwischen vermeintlich Armen und vermeintlich Reichen ist mittlerweile derartig dünn, dass jeder von uns sich durch einen blöden Zufall auf der einen oder anderen Seite der sog. "Mittelschicht" wiederfinden könnte. Und auf diesem schmalen Grat befinden sich also 60 Prozent der Deutschen? Glaube ich nicht.

Beste Grüße, Calimero

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RexCramer ( gelöscht )
Beiträge:

18.07.2010 22:04
#5 RE: Mittelschicht = Staatsprofiteure? Antworten

Lieber Calimero,

Zitat von Calimero
Ach so, ich müsste also nur mehr hochsubventionierte "Staatsangebote" wahrnehmen, die mir als Mittelschichtler so offeriert werden. Dann könnte ich meine abgedrückten Steuergelder mehr als zurückholen. Bestechende Logik.



scheinbar ist Ihnen nur noch nicht klargeworden, wie gut es der Staat mit Ihnen meint. So könnten Sie das Preis-Leistungs-Verhältnis des Zwangsgebührenfunks schlagartig verbessern, wenn Sie den ganzen Tag vor der Glotze säßen ...

Zitat von FAZ.net
Was das die öffentliche Hand kostet, ist kaum zu ermitteln, denn das Geld stammt aus Tausenden unterschiedlicher Quellen in Bund, Ländern und den einzelnen Städten. Doch die Summe ist riesig.



Mit anderen Worten: Niemand ist verantwortlich und damit auch niemand zuständig. Wie wunderbar für unsere Politiker: Sie können ständig darüber streiten bei vollen Bezügen, sich in Talkshows künstlich aufspielen, ohne jemals etwas zu ändern, während wir bis in alle Ewigkeit zahlen dürfen.


Natürlich geht Merkel sowas nichts an, denn sie befaßt sich mit wichtigeren Dingen wie dem Transfer unseres Geldes nach Griechenland, weil man dort lieber schon mit 60 in Rente gehen wollte und damit ihnen infolgedessen der Laden nicht um die Ohren fliegt. Die Richtlinienkompetenz der Kanzlerin? Man weiß es nicht, was es damit auf sich hat.
Unsere Minister? Da denkt man lieber über Quotenregelungen u. ä. Schwachsinn nach.
Der Finanzminister? Den Posten bekommt vermutlich immer der Kandidat, der von Finanzen am wenigsten versteht: Während manche Fachleute meinen, unser Steuerirrsinn kostete uns ca. 30 Mrd Euro p. a. gegenüber einem vernünftigen System, glaubt er, die Beibehaltung von möglichst viel unnötiger Bürokratie sei aus Kostengründen notwendig.
Das Parlament? Unsere Abgeordneten haben leider gerade keine Zeit, denn sie müssen Israel verurteilen. Und mal ehrlich: Selbst wenn sie wollten, so mit Fraktionszwang und so kann man leider nichts machen, sondern nur gelegentlich abnicken. Das muß man schon verstehen.
Die Länder? Warum sollten sie sich einschränken, da doch über diesen tollen Finanzausgleich sowieso andere Leute blechen dürfen?
Also bleibt alles unverändert - weiter geht es mit dem sozialdemokratischen Einheitsbrei. Wer regiert? Das ist ziemlich egal.
Es ist kein Geld da? Spielt auch keine Rolle, denn man kann ja wunderbar die Verschuldung in die Höhe treiben. Was passieren wird, wenn man selbst nicht mehr im Amt ist, interessiert ja nicht.

MfG

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.253

18.07.2010 22:50
#6 RE: Mittelschicht = Staatsprofiteure? Antworten

Zitat von Calimero

Zitat von Uwe Richard
Ich könnte also tun und lassen was ich wollte, zur Unterschicht könnte ich niemals aufsteigen.


Der war gut! ... ob Versprecher oder ernst gemeint - es passt!


Das war schon Absicht. Zuerst hatte ich noch ein Teufelchen angehängt ... dann aber die Doppeldeutigkeit erkannt und das Teufelchen gelöscht.

Wenn eine dreiköpfige Familie zur Mittelschicht gehört, sobald sie über mehr als 1.720 Euro Nettoeinkommen – inklusive aller Zahlungen vom Staat – also inklusive Kindergeld, Kindergartenzuschuß etc. pp, verfügt, dann ... dürfte es keine Armen mehr geben und die Unterschicht dürfte im Promillebereich dümpeln.

Andererseits: Hey, noch knapp 700 Euronen mehr, und ich gehörte zu den 40 Prozent der Oberschicht. Wenn das mein armes Mütterlein selig noch erleben dürfte ...


Uwe Richard

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