Seit der Verhaftung von Jörg Kachelmann ist in diesem Forum ausführlich über den Fall diskutiert worden. Die zugehörigen Artikel in ZR habe ich jetzt noch einmal zusammengefaßt. Die Diskussionen hier im kleinen Zimmer findet man in folgenden Threads:
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Was mir eigentlich nicht so ganz einleuchtet ist die Systematik, nach der in der Presse Namen von Verfahrensbeteiligten genannt werden oder nicht genannt werden.
Im Falle Dominik Brunner kennt man den Namen des Opfers*, aber nicht den Namen der Täter*. Ebenso im von Patzer zitierten Fall. Im Falle Kachelmann kennt man hingegen den Namen des Täters*, aber nicht den Namen des Opfers*. In Das will mir alles nicht so ganz logisch erscheinen. Vielleicht kann man im Falle Kachelmanns so argumentieren, dass seine Prominenz ihm sein Recht auf Anonymisierung raubt. Aber warum wird das Opfer dann (anders als im Brunner- und im Patzer-Fall) nicht genannt? (Zumal das Opfer immerhin Radio-Moderatorin ist und somit einen vergleichbaren Status mit dem Fernseh-Moderator Kachelmann hat. Wahrscheinlich hat sie sogar mehr Sendezeit als er).
Und wenn man das Opfer schützen will, warum veröffentlicht man dann im Patzer-Fall den Namen des Opfers? (Immerhin wurde das Opfer von einem der Täter damit gedroht, er würde "aufgeschlitzt", wenn er zur Polizei ginge...).
Wie Sie wissen, lieber Zettel, habe ich anfänglich unsere Justiz mit den Worten: dass es genug Gründe geben kann, die eine Verhaftung geboten erscheinen lassen verteidigt. Als dann aber nach einer knappen Woche doch erhebliche Zweifel an der Version des Opfers bekannt wurden, hätte Herr Kachelmann meiner bescheidenen Meinung nach auf freien Fuß gesetzt werden müssen. Dass dies erst jetzt, drei Monate später geschieht, hat mein Vertrauen in die deutsche Justiz, vorsichtig formuliert, doch etwas gedämpft.
Ich bin durchaus dafür, dass die Justiz entschieden durchgreift, doch sollte sie auch soviel Mann sein, zuzugeben sich geirrt zu haben. Fiktive Pressemeldung vom 29.03.2010: Nach neuesten Erkenntnissen bestehen begründete Zweifel an der Täterschaft Herrn Kachelmanns, sodass Herr Kachelmann unverzüglich auf freien Fuß gesetzt wird. Die deutsche Justiz bedauert ihren Irrtum, sendet Herrn Kachelmann auf diesen Schreck hin einen großen Freßkorb, eine Kiste Bier nach Wahl und 10.000 Euronen. Herr Kachelmann, bleiben Sie uns gewogen. Bis denne ...
Uwe Richard
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Wer mich ertragen kann, erträgt auch das Leben -- Uwe R.
Zitat von Uwe RichardWie Sie wissen, lieber Zettel, habe ich anfänglich unsere Justiz mit den Worten: dass es genug Gründe geben kann, die eine Verhaftung geboten erscheinen lassen verteidigt. Als dann aber nach einer knappen Woche doch erhebliche Zweifel an der Version des Opfers bekannt wurden, hätte Herr Kachelmann meiner bescheidenen Meinung nach auf freien Fuß gesetzt werden müssen. Dass dies erst jetzt, drei Monate später geschieht, hat mein Vertrauen in die deutsche Justiz, vorsichtig formuliert, doch etwas gedämpft.
JeffDavis hat das in einem der älteren Threads zu Kachelmann, glaube ich, sehr gut beschrieben: Wenn die Justiz eine Entscheidung getroffen hat, neigt sie dazu, diese wenn irgend möglich aufrechtzuerhalten.
Das hat zum Teil wohl Gründe bei den einzelnen Beamten, die ihre Karriere nicht gefährden wollen. Aber es spielt vermutlich auch eine Rolle, daß man "das Vertrauen in die Justiz nicht erschüttern" will, indem man Fehler einräumt.
Als wenn nicht gerade durch diese Haltung das Vertrauen in die Justiz erschüttert werden würde. Siehe die unsinnig hohen Hürden, die gegen Wiederaufnahmeverfahren aufgebaut werden. Nur bloß kein Fehlurteil zugeben!
Irgendwann habe ich hier im Forum einmal auf die seltsame Formulierung in vielen Urteilen aufmerksam gemacht "also mußte so und so entschieden werden". So, als seien Entscheidungen von Juristen nicht mit denselben Fehlern und Unsicherheiten versehen, die jeder unserer Entscheidungen anhaften. Nie "mußte" so und so entschieden werden. Immer haben nur die betreffenden Richter der betreffenden Entscheidung zugeneigt.
Wenn ich das richtig interpretiere, ist das eine schallende Ohrfeige nicht nur für die Mannheimer Staatsanwaltschaft, sondern auch für das Mannheimer Landgericht. Zum Glück sticht Nordbaden die Kurpfalz
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Man beachte die Zeit zwischen Tat und Urteil: 7 Monate... Das, verbunden mit einer fast nicht spürbaren Strafe kann von den Tätern nur als Ermunterung verstanden werden.
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