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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 30 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.08.2010 12:32
Zitat des Tages: Trittin Antworten
dirk Offline



Beiträge: 1.538

09.08.2010 14:30
#2 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Schon interessant, wie die Linekn erst die iranische Revolution unterstützt haben, dann die DDR und jetzt die Taliban an der Macht sehen wollen. Hauptsache gegen die USA, diesen Unterdrückerstaat, in dem es keinerlei Freiheit gibt.

Franz Offline



Beiträge: 44

09.08.2010 14:46
#3 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Das zeigt doch nur, dass Trittin die Lage realistisch einschätzt. Und es wird doch auch wirklich Zeit, dass man die Lage in Afghanistan sieht, wie sie ist. Mullah Omar ist nun mal der Führer der Taliban. Mit wem soll man verhandeln, wenn nicht mit ihm. Es würde mich nicht überraschen zu erfahren, dass die USA schon seit einiger Zeit Geheimverhandlungen mit den Taliban führen um ihren Abzug so gesichtwahrend, wie möglich zu gestalten.

Dass Karzai schon längst mit den Taliban spricht, ist für mich so gut wie sicher. Welche anderen Optionen, ausser dem Exil, hat er denn sonst? Dieser Krieg, so wie er geführt wurde und wird, ist verloren. Die einzigen Methoden um mit diesen Gegner ferigzuwerden, sind nach unserem Rechtsempfinden nicht anwendbar. Ich denke dabei an die Methoden der NKWD-Truppen gegen den Aufstand der Basmatschen in den zentralasiatischen Republiken, oder das Vorgehen der Sowjets gegen Aufständische im Kaukasus in den 20er Jahren.

Unter diesen Umständen ist es unverantwortlich, dort noch weitere Soldaten fallen zu lassen.

lukas Offline



Beiträge: 261

09.08.2010 15:28
#4 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Die Grünen haben aber zum Glück die Angewohnheit, ihre außenpolitischen Positionen beim Machtantritt... sagen wir mal, umzustrukturieren. Wie eine rot-grüne Außenpolitik nach der nächsten Wahl aussähe, ist schwer vorherzusagen, aber mich zumindest besorgt eher, was eine solche Regierung in und mit Deutschland anstellen wùrde.

john j Offline




Beiträge: 591

09.08.2010 16:25
#5 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

@ dirk:

Haben sie ausser Plattheiten nix zu bieten? Es war immerhin die rotgruene Regierung die zusammen mit den USA Truppen nach AF schickte. Es sind konservative Regierungen die mittlerweile uber den Abzug nachdenken bzw ihn planen und umsetzen.

Wenn es um AF geht hoert immer die gleichen Geschichten: Wilde, umbezaehmbare Krieger seien das; haben die Russen, Englaender und Sowjets besiegt und zeigen es jetzt der NATO etc. Seltsam dass dieses Krieger-Gen offenbar nur der einen Seite zu eigen sein scheint - die lokalen Verbuendeten bspw der Sowjets und nun der NATO schienen oder scheinen es nicht zu besitzen. Ihre kriegerische Veranlagung scheint eher italienisch als afghanisch zu sein.

Und die "battle for the hearts and minds" der lokalen Bevoelkerung. Wen man sich bspw das Time-Titelbild anschaut oder die Geschichte ueber die ermordeten Aertze liest dann fragt man sich was das fuer Leute sind deren "Herzen und Gemueter" man da gewinnen will. Und vor allem was passieren soll wenn es denn gelingen sollte. AF war auch vor den Taliban eine rueckstaendige, gewalttaetige und totalitaere Gesellschaft - die Opfer (Frauen und Minderheiten) waren auch da schon die selben - und die Taeter vielleicht auch.

Wie ein anderer Kommentator bereits schrieb - Karsai duerfte schon seit einiger Zeit mit den Taliban verhandeln; er will schliesslich nicht am Laternenpfahl enden wie einer seiner Vorgaenger, denn er weiss die NATO wird frueher oder spaeter abziehen. Und ohne NATO koennte er sich ungefaehr 5 Minuten lang behaupten. Trittin, der mE mal wieder schamlos den Mord an der Aerzten fuer parteipolitische Zwecke missbraucht hat insofern leider recht dass die NATO hier nicht abseits stehen sollte um dann unangenehm ueberrascht zu werden.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

09.08.2010 16:38
#6 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Lieber Franz,

es geht gar nicht aml so sehr um die Verhandlung an sich als um die Häme, die Trittin den USA entgegenbringt.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

09.08.2010 16:42
#7 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

@john_j

Wieso Plattheiten? Herr Trittin ist offenbar der Meinung, dass die Taliban gar nicht so Böse seien wie sie von einem amerikanischen Präsident gemacht wurden.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.08.2010 16:52
#8 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Zitat von Franz
Das zeigt doch nur, dass Trittin die Lage realistisch einschätzt. Und es wird doch auch wirklich Zeit, dass man die Lage in Afghanistan sieht, wie sie ist. Mullah Omar ist nun mal der Führer der Taliban. Mit wem soll man verhandeln, wenn nicht mit ihm.


Er ist ein Verbrecher.

"Mit den Taliban verhandeln" kann doch vernünftigerweise nur heißen, daß man die Bedingungen ihrer Kapitulation aushandelt. Es wird keine bedingungslose Kapitulation sein; insofern würde es dann "Zugeständnisse" geben.

Aber die Vorstellung, die Trittin äußert, daß man den Verbrechern die Macht zurückgibt, ist doch nachgerade unglaublich. Nach fast zehn Jahren mit großen Opfern des Westens.

Aber so denkt Trittin, so denken viele Kommunisten. Pinochet durfte aus ihrer Sicht um keinen Preis an der Macht bleiben, denn er war prowestlich. Wenn es um die Taliban geht - oder um die Hamas, den Iran usw. - , dann sind sie auf einmal Realpolitiker.

Herzlich, Zettel

dirk Offline



Beiträge: 1.538

09.08.2010 16:55
#9 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Zitat von Zettel

Aber so denkt Trittin, so denken viele Kommunisten. Pinochet durfte aus ihrer Sicht um keinen Preis an der Macht bleiben, denn er war prowestlich. Wenn es um die Taliban geht - oder um die Hamas, den Iran usw. - , dann sind sie auf einmal Realpolitiker.



Exakt. Es geht ihm - das Zitat zeigt es - nicht um Afghanistan, nicht um die Soldaten sondern nur darum, dass die USA und der Westen eine Niederlage erleiden.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

09.08.2010 17:02
#10 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Zitat von Franz
Das zeigt doch nur, dass Trittin die Lage realistisch einschätzt. Und es wird doch auch wirklich Zeit, dass man die Lage in Afghanistan sieht, wie sie ist. Mullah Omar ist nun mal der Führer der Taliban. Mit wem soll man verhandeln, wenn nicht mit ihm.


Das erinnert mich sehr daran, wie die US-Demokraten 1975 Südvietnam fallen ließen wie eine heiße Kartoffel.

Zitat von Franz
Es würde mich nicht überraschen zu erfahren, dass die USA schon seit einiger Zeit Geheimverhandlungen mit den Taliban führen um ihren Abzug so gesichtwahrend, wie möglich zu gestalten.


Aber mich. Die USA (genauer: Obama) haben den Abzug schon längst angekündigt. Was hätten sie den Taliban zum jetzigen Zeitpunkt zu bieten? "Wir jagen Eure Anführer die nächsten Monate nicht mehr, und dafür schneidet Ihr nach der Machtübernahme jungen Frauen die Nasen nur noch im stillen Kämmerlein ab"?

Zitat von Franz
Dass Karzai schon längst mit den Taliban spricht, ist für mich so gut wie sicher. Welche anderen Optionen, ausser dem Exil, hat er denn sonst?


Stimmt. Seit die USA ihn fallen gelassen haben.

--
La función didáctica del historiador está en enseñarle a toda época que el mundo no comenzó con ello. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.08.2010 17:12
#11 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Zitat von Gorgasal

Zitat von Franz
Dass Karzai schon längst mit den Taliban spricht, ist für mich so gut wie sicher. Welche anderen Optionen, ausser dem Exil, hat er denn sonst?


Stimmt. Seit die USA ihn fallen gelassen haben.



So ist es. Mit der Entscheidung von Präsident Obama, ab Juli 2011 aus Afghanistan abzuziehen, war kein Sieg mehr möglich. Eine Entscheidung, die allein innenpolitisch motiviert gewesen sein dürfte.

Ich habe es ja geschrieben - hänge dich auf oder hänge dich nicht auf, du wirst beides bereuen.

Hätten die USA einen verantwortungsbewußten Präsidenten, dann wäre ich dafür, durchzuhalten. Nicht mit dem Ziel einer Entwicklung hin zur Demokratie wie im Irak, aber mit dem Ziel, daß wieder tradtionelle afghanische Verhältnisse entstehen. Die Taliban sind ja bekanntlich Revolutionäre, die diese Gesellschaft untergraben wollen.

Aber so, wie dieser Präsident agiert, wird auch das wahrscheinlich nicht zu erreichen sein. Karzai, der in der Tat seit der Ankündigung Obamas im Dezember 2009 nach anderen Verbündeten sucht - China, dem Iran -, wird sich mit Vertretern der Taliban arrangieren. Aber nicht mit den Oberverbrechern.

Historische Parallelen sind immer fragwürdig; aber es ist vielleicht so ähnlich, wie wenn die Alliierten sich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs nicht auf die bedingungslose Kapitulation festgelegt hätten. Sie hätten dann vielleicht mit Vertretern des deutschen Widerstands verhandelt oder mit "gemäßigten" Nazis wie Speer; aber doch nicht mit Hitler, Goebbels oder - wovon dieser ja träumte - Himmler.

Herzlich, Zettel

Franz Offline



Beiträge: 44

09.08.2010 18:52
#12 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Zitat
Aber die Vorstellung, die Trittin äußert, daß man den Verbrechern die Macht zurückgibt, ist doch nachgerade unglaublich. Nach fast zehn Jahren mit großen Opfern des Westens.



Aber wie sähe die Alternative aus? Ich sehe nur Eine, die aber in den westlichen Demokratien nicht durchführbar wäre. Nämlich gnadenlose Repression nicht nur gegenüber den Taliban sondern auch gegen ihre Angehörigen und Sympathisanten. Mit allen, was dazu gehört: Geiselnahme und Geiselerschiessungen, öffentliche Massenhinrichtungen, Folterungen, Niederbrennen von Dörfern, Zwangsumsiedlung von ganzen Volksgruppen usw usf. So wie es die Kommunisten und Nazis vorgeführt haben. Aber ist doch heutzutage zum Glück absolut unrealistisch.

Auch wenn es bitter und äusserst unbefriedigend ist, eine westliche Demokratie kann mit rechtstaatlichen Mitteln einen Krieg gegen einen solchen Gegner nicht gewinnen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.08.2010 18:59
#13 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Zitat von Franz

Zitat
Aber die Vorstellung, die Trittin äußert, daß man den Verbrechern die Macht zurückgibt, ist doch nachgerade unglaublich. Nach fast zehn Jahren mit großen Opfern des Westens.


Aber wie sähe die Alternative aus? Ich sehe nur Eine, die aber in den westlichen Demokratien nicht durchführbar wäre. Nämlich gnadenlose Repression nicht nur gegenüber den Taliban sondern auch gegen ihre Angehörigen und Sympathisanten. Mit allen, was dazu gehört: Geiselnahme und Geiselerschiessungen, öffentliche Massenhinrichtungen, Folterungen, Niederbrennen von Dörfern, Zwangsumsiedlung von ganzen Volksgruppen usw usf. So wie es die Kommunisten und Nazis vorgeführt haben. Aber ist doch heutzutage zum Glück absolut unrealistisch.

Auch wenn es bitter und äusserst unbefriedigend ist, eine westliche Demokratie kann mit rechtstaatlichen Mitteln einen Krieg gegen einen solchen Gegner nicht gewinnen.



Sie gehen, lieber Franz, meines Erachtens von einer falschen Voraussetzung aus, nämlich daß die Taliban eine starke Verankerung in der Bevölkerung haben.

Dafür kenne ich keinen einzigen Beleg. Außerhalb von Kabul lebt man in Afghanistan überwiegend in traditionellen Stammesgesellschaften. Die aus Pakistan hereingekommenen Eiferer sind so wenig beliebt wie die Eiferer der Kaida in Anbar im Irak, die von ihren sunnitischen Glaubensbrüdern schließlich vertrieben wurden.

Es ist abwegig - aber wird leider von unseren Medien nicht selten so gezeichnet -, in den Taliban so etwa wie die authentischen Vertreter der Afghanen zu sehen. Sie sind das so wenig, wie 1917 die paar Tausend Bolschewiken die authentischen Vertreter des russischen Volks waren.

Die Aufwertung der Taliban, wie Trittin sie betreibt, entspringt nach meiner Überzeugung der Strategie, die dieser Altkommunist mit seinen Genossen teilt: Alles, was dem Westen schadet, dient dem schließlichen Sieg des Sozialismus.

Herzlich, Zettel

Franz Offline



Beiträge: 44

09.08.2010 19:03
#14 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

@john

Zitat
er will schliesslich nicht am Laternenpfahl enden wie einer seiner Vorgaenger, denn er weiss die NATO wird frueher oder spaeter abziehen. Und ohne NATO koennte er sich ungefaehr 5 Minuten lang behaupten



Sie meinen bestimmt Nadschibullah, der hat sich immerhin noch zwei Jahre behauptet. Aber er war allerdings aus einem anderem Holz geschnitzt als Karzai.

Ich bin sicher Karzei hat von den USA eine feste Zusage, dass für ihn ein Platz im letzten US-Helicopter der Kabul verlässt reserviert ist.

john j Offline




Beiträge: 591

10.08.2010 18:16
#15 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

"Sie gehen, lieber Franz, meines Erachtens von einer falschen Voraussetzung aus, nämlich daß die Taliban eine starke Verankerung in der Bevölkerung haben.

Dafür kenne ich keinen einzigen Beleg. Außerhalb von Kabul lebt man in Afghanistan überwiegend in traditionellen Stammesgesellschaften. Die aus Pakistan hereingekommenen Eiferer sind so wenig beliebt wie die Eiferer der Kaida in Anbar im Irak, die von ihren sunnitischen Glaubensbrüdern schließlich vertrieben wurden."

Haben sie das bei Stratfor gelesen oder doch eher bei Karl May? Wenn die Taliban keine "starke Verankerung in der Bevölkerung" haben sollten wie erklaeren sie die offensichtlichen Misserfolge er NATO bei der Befriedung Afghanistans? Und bitte nicht mit der altbcakenen These dass die NATO ein bisschen haerter hinlangen muesste - haerter als die Rote Armee 1980-88 kann die NATO auch nicht agieren und schon damals stellte sich der Erfolg nicht ein. Die "traditionellen Stammesgesellschaften" haben sich offenbar entweder mit den Taliban arrangiert oder unterstuetzen sie - anders koennten sich die Taliban in diesen Regionen ausserhalb Kabuls kaum bewegen.

"Es ist abwegig - aber wird leider von unseren Medien nicht selten so gezeichnet -, in den Taliban so etwa wie die authentischen Vertreter der Afghanen zu sehen. Sie sind das so wenig, wie 1917 die paar Tausend Bolschewiken die authentischen Vertreter des russischen Volks waren."

Abwegig ist hoechstens von Dingen auszugehen die keinesfalls belegt oder bewiesen sind - und die auch letztendlich ziemlich unwichtig sind. Ob "authentisch" oder nicht, die Taliban haben heute in AF in weiten Teilen das Sagen, vor allem sobald der glegentliche NATO-Konvoi wieder weitergefahren ist. So wie die Bolschewiken in Russland 1917 die Macht uebernahmen - kann ja sein dass die "Weissen" 1917ff "authentischer" waren als die Bolschewiken. Ihre Niederlage hat das jedenfalls nicht verhindert.

"Die Aufwertung der Taliban, wie Trittin sie betreibt,..."

Die Taliban muessen nicht von Trittin oder sonstwem "aufgewertet" werden - sie halten seit nunmehr fast 8 Jahren (nach kurzer Schockstarre 2001-2002) Tausende von NATO-Soldaten in Schach. Diese Realitaet sollte man anerkennen - welche Folgerungen man daraus zieht ist eine ganz andere Frage.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.08.2010 18:45
#16 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Zitat von john j
Die Taliban muessen nicht von Trittin oder sonstwem "aufgewertet" werden - sie halten seit nunmehr fast 8 Jahren (nach kurzer Schockstarre 2001-2002) Tausende von NATO-Soldaten in Schach. Diese Realitaet sollte man anerkennen - welche Folgerungen man daraus zieht ist eine ganz andere Frage.


Das ist halt, lieber John, dieser westliche Defätismus.

Man erstarrt im Schock vor diesen Anderen, die angeblich die betreffende Bevölkerung repräsentieren.

Nur ist und war das niemals so. Die Vietnamesen wollten nicht die Kommunisten, die dort immer eine kleine Minderheit gewesen sind. Die Afghanen wollen natürlich nicht die Taliban. Kaum jemand will die Herrschaft von Extremisten.

Würde der Westen sich zu seinen eigenen Werten bekennen. dann würde er selbstverständlich den Zuspruch der großen Mehrheit der Menschen auch in Afghanistan haben.

Auch dort ist nur eine sehr kleine Minderheit dafür, Frauen ihre Nase abzuschneiden und Homosexuelle zu verfolgen.

Aber dank der Politik von Präsident Obama glauben offenbar die meisten Afghanen nicht mehr daran, daß der Westen durchhalten wird. Also kuschen sie, was bleibt ihnen. Sie sehen völlig realistisch Obama als den charakterlosen Defätisten, der er ist.

Also bin ich, lieber John, gespalten, was den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan angeht. Ja, er ist unbedingt erforderlich. Ja, er ist nutzlos, solange in Washington ein verantwortungsloser Präsident regiert.

Herzlich, Zettel

Franz Offline



Beiträge: 44

10.08.2010 21:12
#17 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Die Sowjetunion hat aus den gleichen Gründen den Krieg in Afghanistan verloren, wie die USA den Vietnamkrieg. In beiden Fällen gab es ein Nachbarland, in das sich die Kämpfer jederzeit zurückziehen konnten, von dem aus es unbegrenzten Nachschub an Material und Kämpfern gab, und das den Krieg mit allen Mitteln unterstützt hat. Bei Vietnam war es Nordvietnam (im Hintergrund UdSSR und China). Bei Afghanistan war und ist es Pakistan (damals mit den USA im Hintergrund). Solange die Taliban die Unterstützung Pakistans geniessen, werden sie nicht besiegbar sein. Was diese Sache eigentlich unverständlich macht, ist die Tatsache, dass die USA mit Milliarden Dollars Pakistan unterstützen.

Auch die Sowjetunion konnte in den 80ern nicht sehr so agieren, wie zu den Zeiten Stalins.Zum Glück kann man nur sagen. Über den Rückhalt den die Taliban bei afghanischen Bevölkerung geniessen sollen, habe ich nie etwas geschrieben, und kann es mangels zuverlässiger Informationen auch nicht seriös beurteilen.

Ich würde es auch nicht als Defätismus bezeichnen, wenn man sich frägt, was der Westen eigentlich in Afghanistan zu suchen hat. Ist es wirklich unser Problem, ob dort Männer und Frauen gleichgestellt sind, und ob Mädchen eine Schule besuchen können? Ist es nicht eine Art grössenwahnsinnige Überheblichkeit der ganzen Welt die eigenen Massstäbe und Lebensweise überstülpen zu wollen? Das wäre, wenn überhaupt, vor 100 Jahren möglich gewesen. Aber jetzt, wo sich der ganze Westen in einem nicht endend wollenden Niedergang befindet, ist das mit Sicherheit nicht möglich. Wir sollten uns besser um unsere eigene Probleme kümmern, von denen es nicht wenige gibt.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

10.08.2010 21:50
#18 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Zitat von Franz
Ist es wirklich unser Problem, ob dort Männer und Frauen gleichgestellt sind, und ob Mädchen eine Schule besuchen können?


Ja, das ist es.

Zitat von Franz
Ist es nicht eine Art grössenwahnsinnige Überheblichkeit der ganzen Welt die eigenen Massstäbe und Lebensweise überstülpen zu wollen?


Nein, das ist es nicht.

--
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JeffDavis Offline



Beiträge: 448

10.08.2010 22:04
#19 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Die Taliban stützen sich ganz überwiegend auf die Paschtunen und besitzen einen festen Rückhalt im traditionellen afghanischen Stammessystem. Sie stellen etwa 40% der Bevölkerung in AF. Die anderen größeren Bevölkerungsgruppen (zB die Tadschiken und Usebeken) sind den Taliban feindlich gesinnt und waren vor Oktober 2001 in der Nordallianz organisiert. Die Paschtunen leben auch in großer Zahl auf der pakistanischen Seite, was den Rückhalt der Taliban dort (auch) erklärt. Der deutsche Wiki-Artikel zu den Passchtunen gibt eine leise Ahnung von den komplizierten Stammesverhältnissen.

Ich ziehe daraus den Schluß, daß es ein afghanisches Volk überhaupt nicht gibt, da die im afgh. Staatsgebiet lebende Bevölkerung sich weder als Staatsvolk im westlichen Sinne begreift, noch - und zwar trotz einer langen gemeinsamen Geschichte und gemeinsamer Kämpfe gegen ausländische Invasoren - ein Volk im Sinne einer Schicksalsgemeinschaft bildet.

Der Vergleich mit den Kommunisten in Vietnam ist daher ebenso fragwürdig wie die Behauptung, die große Mehrheit der Menschen in AF würde dem Westen zusprechen, wenn sich dieser nur zur seinen Werten bekennen würde. Ob in AF tatsächlich nur eine sehr kleine Minderheit dafür ist, die von Ihnen genannten Greueltaten gutzuheißen, können Sie gar nicht wissen. Ich befürchte aber, eine dahingehende Volksbefragung würde Sie, lieber Zettel, ganz, ganz böse überraschen. Westliche "Werte" sind den Paschtunen ebenso fremd wie dem modernen Westler das Ethos paschtunischer Stammeskrieger oder der Ehrenkodex der Samurai. Beide halten Demokratie, Rechtsstaat, Gleichberechtigung oder die Errungenschaften der Aufklärung nicht für erstrebenswert oder der Weisheit letzter Schluß. Das sind Welten, zwischen denen es keine Brücken gibt.


Nach der Zerstörung der Al Kaida - Stützpunkte (die den Sturz des Talibanregimes erforderte) hätte sich der Westen aus AF zurückziehen sollen. Es hätte ausgereicht, die Gegner der Taliban militärisch zu unterstützen und dafür zu sorgen, daß sich die Afghanen selbst beschäftigen. Es war ein schwerer Fehler, ausgerechnet in AF nation-building betreiben zu wollen. Der Einsatz der Bw ist ab diesem Zeitpunkt weder erforderlich noch sinnvoll. Die ganz überwiegende Mehrzahl der counter-insurgency - Kriege geht übrigens verloren. Genauso wird es auch in AF kommen, mit verheerenden Folgen für den Westen.

Obamas dilettantische Führung bleibt davon unberührt, die steht auf einem ganz anderen Blatt.

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JeffDavis Offline



Beiträge: 448

10.08.2010 22:08
#20 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Zitat von Gorgasal

Zitat von Franz
Ist es wirklich unser Problem, ob dort Männer und Frauen gleichgestellt sind, und ob Mädchen eine Schule besuchen können?


Ja, das ist es.





Nein, das ist es nicht...

Zitat von Gorgasal

Zitat von Franz
Ist es nicht eine Art grössenwahnsinnige Überheblichkeit der ganzen Welt die eigenen Massstäbe und Lebensweise überstülpen zu wollen?


Nein, das ist es nicht.



Überheblichkeit ist es nicht (mehr), sondern Naivität. Sehe meinen Beitrag eben...

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(P.J.O'Rourke)

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

10.08.2010 22:15
#21 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Zitat von Franz
Die Sowjetunion hat aus den gleichen Gründen den Krieg in Afghanistan verloren, wie die USA den Vietnamkrieg. In beiden Fällen gab es ein Nachbarland, in das sich die Kämpfer jederzeit zurückziehen konnten, von dem aus es unbegrenzten Nachschub an Material und Kämpfern gab, und das den Krieg mit allen Mitteln unterstützt hat. Bei Vietnam war es Nordvietnam (im Hintergrund UdSSR und China). Bei Afghanistan war und ist es Pakistan



Richtigerweise ist nicht Nordvietnam als solches das Problem gewesen, sondern der Unwille der USA, NV zu Lande anzugreifen. Die UdSSR hätte deshalb keinen Krieg mit den USA begonnen, und China war ab 1966 mit der Kulturrevolution, also mit sich selbst, beschäftigt. Die USA haben die chin. Lage falsch eingeschätzt. Eine Zerstörung der militärischen Infrastruktur in NV hätte die komm Kriegführung, deren Ziel es war, den Krieg möglichst in die Länge zu ziehen und den Gegner zu zermürben, in erhebliche Schwierigkeiten gebracht. Ob die USA den Krieg gewonnen hätten, ist damit zwar noch nicht gesagt. Aber die Fähigkeit der Kommunisten, ihre Strategie durchzuhalten, wäre schwer getroffen gewesen.

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Franz Offline



Beiträge: 44

10.08.2010 23:10
#22 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

@jeff davis

Nun wir kommen zwar jetzt vom Thema ab. Aber darauf muss ich doch antworten:

Zitat
und China war ab 1966 mit der Kulturrevolution, also mit sich selbst, beschäftigt.



Wie China auf einen Angriff auf Nordvietnam reagiert hättee, konnte damals niemand wissen. Vielleicht hätte es ähnlich, wie beim Koreakrieg Millionen von "Freiwilligen" geschickt. Und man sollte auch nicht vergessen, China war 1966 eine Atommacht. Im Rückblick bin den USA heute dankbar, dass sie es nicht darauf haben ankommen lassen. Die Folgen waren nicht absehbar gewesen.

Was Afghanistan angeht, gebe ich Ihnen uneingeschränkt Recht. Als damals der Mullah Omar mit seinen Leuten vor der Nordallianz aus Khandahar geflohen ist, hatten die USA vielleicht 200 - 300 Mann auf dem Boden gehabt. Die hauptsächlich per Satellitentelefon Luftunterstützung für die Nordallianz angefordert haben. Hätten die USA danach die Sache auf sich beruhen lassen, und die Afghanen die Sache unter sich ausmachen lassen, wäre jedem Despoten in der Welt klar gewesen, dass es sich nicht auszahlt antiamerikanischen Terrorgruppen ein Refugium zu gewähren.

Aber jetzt haben sich die USA und der Westen als Papiertiger entlarvt, der wenn man nur hartnäckig genug ist, den Schwanz einzieht. Die Folgen daraus sind unabsehbar. Ich fürchte der Terror wird nicht abnehmen, sondern dramatisch zunehmen, weil er sich anscheinend bezahlt macht.

john j Offline




Beiträge: 591

10.08.2010 23:13
#23 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Also Obama ist letztendlich daran schuld dass Maedchen oder Frauen in AF die Nasen abgeschnitten werden? Weil er ein "charakterloser Defätist" ist und sich die Nasenabschneider in AF nur von charakterstarken Optimisten wie G W Bush sagen lassen wer die Nase behaelt und wer nicht?

"Würde der Westen sich zu seinen eigenen Werten bekennen. dann würde er selbstverständlich den Zuspruch der großen Mehrheit der Menschen auch in Afghanistan haben."

Aha. So einfach kann das also sein. Der Westen muss sich nur zu Demokratie, Gleichberechtigung (vor allem der Frauen aber auch anderer Minderheiten), Rechtsstaatlichkeit und Christentum bekennen und schon loesen sich die von ihnen selbst beschrieben jahrhundertealten Stammesgesellschaften AF's in Nichts bzw in westlich gepraegte Buergerbegehrensgruppen auf. "Selbstverständlich".

"Ja, er ist nutzlos, solange in Washington ein verantwortungsloser Präsident regiert."

Ja, es lief ja auch vorher unter Bush junior so gut in AF - bis 2008 eben. Obama macht alles kaputt.

Was die Vergleiche mit Vietnam und den Kommunisten dort etc betrifft - das ueberlasse ich Hobby-Feldherren und Nachtraeglich-Guten-Rat-Gebern wie dem Kollegen Jeff Davis der bereits die Strategieprobleme der USA in Vietnam um 1966 endlich geloest hat.

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

10.08.2010 23:38
#24 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

@john j

Wie wär's, wenn Sie mal einen konstruktiven Beitrag verfassen, statt immer nur zu stänkern und zu nörgeln? Ein brauchbares Argument in diesem Thread (und in anderen; auf eine tragfähige Begründung für Ihre Behauptung, die israelische Kaperung der Gaza-Flottille sei Piraterie, warten wir bis heute) habe ich von Ihnen noch nicht gelesen. Und Ihre Argumentation wird durch Ihre persönlichen Angriffe auch nicht überzeugender. "Durch Heftigkeit ersetzt der Irrende, was ihm an Wahrheit und an Kräften fehlt" (Goethe).


Ansonsten: Einfach den Rat von Dieter Nuhr beherzigen...

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(P.J.O'Rourke)

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.08.2010 01:01
#25 RE: Zitat des Tages: Trittin Antworten

Zitat von JeffDavis
@john j
Wie wär's, wenn Sie mal einen konstruktiven Beitrag verfassen, statt immer nur zu stänkern und zu nörgeln? Ein brauchbares Argument in diesem Thread (und in anderen; auf eine tragfähige Begründung für Ihre Behauptung, die israelische Kaperung der Gaza-Flottille sei Piraterie, warten wir bis heute) habe ich von Ihnen noch nicht gelesen. Und Ihre Argumentation wird durch Ihre persönlichen Angriffe auch nicht überzeugender. "Durch Heftigkeit ersetzt der Irrende, was ihm an Wahrheit und an Kräften fehlt" (Goethe).


Es gbt, lieber JeffDavis, kaum jemanden unter den ernstzunehmenden, den von mir geschätzten contributors - setzen Sie ein deutsches Wort dafür ein - in diesem Forum, der ständig so sehr andere persönlich attackiert, wie Sie das tun.

Sie haben es nicht nötig. Sie sind ja gut, Sie haben was zu sagen. Sie ragen intellektuell heraus.

Ich versteh's nicht.

Herzlich, Zettel

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