In dem Land herrscht seit Jahren Bürger- und Guerrilla-Krieg. Einen Weg daraus können sie nur selber finden. Unsere Fähigkeiten zur Hilfe ist extrem beschränkt. Oft kehren sich gutgemeinte Strategien in der komplexeren Umsetzung in Negatives um. Die Drogenabhängigen unserer "weitentwickelten" Kultur schaffen erst die Nachfrage für die lukrativen illegalen Geschäftspraktiken des Mohnanbaus. Und der Schluß von moralisch widerwärtigen Aktivitäten eines nicht unbedingt kleinen Teils einer Gesellschaft auf das "Niveau einer Gesellschaft" erscheint mir als Deutscher nun einmal problematisch. Sonntagsreden von Karriere-Politikern auf der einen, aberwitzige Kosten an Ressourcen, psychologisch überforderten Soldaten auf der anderen Seite. Für einen Krieg, der wohl nicht gewonnen werden kann. Aus Vietnam hat sich die USA Mitte der 70er geschlagen zurückgezogen. Natürlich waren die Jahre danach voller schrecklicher Ereignisse. Die boat people waren nicht auf einer Vergnügungs-Kreuzfahrt. Aber seit Jahren entwickelt sich Vietnam aus sich selbst heraus. Wir tragen Kleider, die von diesen Frauen hergestellt werden (http://www.tagesschau.de/wirtschaft/bangladesch158.html) und gleichzeitig meinen wir jahrzehntelang den Schulgang der afganischen Frauen mit aberwitzig teuren Waffen und Logistik verteidigen zu müssen? Ich fänds weniger heuchlerisch, wenn wir einfach mal die Arme heben würden und zur Erkenntnis gelangen, dass das Leben vieler Menschen dieser Welt weitgehend durch Härte, Mühsal und Entbehrung gekennzeichnet ist. Und wir unter Anerkennung unserer beschränkten geistigen und ethischen Kompetenz begreifen, dass wir die bescheidenen Mittel zumindest effektiv einsetzen sollten. Ausbildungslager für islamische Terroristen finden locations. Heute unter anderem in Somalia und Venezuela.
"Wie unsinnig ist also die Idee, diesem Land eine Demokratie nach unserem Vorbild verpassen zu wollen."
Yeap, aber wer hatte diese Idee nochmal? Und setzte sie auch gleich in die Tat um?
"Der Westen muß den Afghanen helfen, die Taliban zu vertreiben, die dort ja nicht verwurzelt sind."
Naja sie scheinen verwurzelter zu sein als sie denken wenn ein Talib angeblich 3 ANA Soldaten in sein Haus entfuehren kann um sie dort hinzurichten ohne dass dies jemanden in seiner Umgebung stoert (ich hoffe dass diese Geschichte frei erfunden ist - man neigt dort ja zu ehm Uebertreibungen...). Abgesehen davon versucht der Westen nun schon seit fast 9 Jahren diese nichtverwurzelten Taliban aus AF zu vertreiben und ist dabei ziemlich erfolglos...
Zitat von john j"Wie unsinnig ist also die Idee, diesem Land eine Demokratie nach unserem Vorbild verpassen zu wollen." Yeap, aber wer hatte diese Idee nochmal? Und setzte sie auch gleich in die Tat um?
Im Wahlkampf 2008 hat der Kandidat Obama dem Präsidenten Bush vorgeworfen, daß dieser sich auf den Irak konzentriere und Afghanistan zu wenig Aufmerksamkeit widme. Als Präsident werde er das ändern.
Bush hat eine Demokratisierung des Irak angestrebt, weil er sie als Voraussetzung für einen Frieden im Nahen Osten ansah. Ob er jemals eine Demokratisierung Afghanistans angestrebt hat, weiß ich nicht. Die Invasion Afghanistans diente ja primär dazu, der Kaida dieses Rückzugsgebiet zu nehmen.
Anders gesagt, es ging darum ein prowestliches Afghanistan zu bekommen. Das mußte nicht unbedingt ein demokratisches in unserem Sinn sein.
Zitat von john j"Der Westen muß den Afghanen helfen, die Taliban zu vertreiben, die dort ja nicht verwurzelt sind."
Naja sie scheinen verwurzelter zu sein als sie denken wenn ein Talib angeblich 3 ANA Soldaten in sein Haus entfuehren kann um sie dort hinzurichten ohne dass dies jemanden in seiner Umgebung stoert (ich hoffe dass diese Geschichte frei erfunden ist - man neigt dort ja zu ehm Uebertreibungen...). Abgesehen davon versucht der Westen nun schon seit fast 9 Jahren diese nichtverwurzelten Taliban aus AF zu vertreiben und ist dabei ziemlich erfolglos...
Sie sind in den Stammesgebieten so wenig verwurzelt wie die Kaida. Aber dort hat man es in jahrtausendelanger Erfahrung gelernt, sich mit dem Stärkeren zu arrangieren.
Nochmal gesagt: Aus meiner Sicht war der größte Fehler Obamas, zugleich mit dem Surge den Rückzug anzukündigen. Damit war für viele Afghanen klar, daß die USA à la longue die Schwächeren sein würden.
"Im Wahlkampf 2008 hat der Kandidat Obama dem Präsidenten Bush vorgeworfen, daß dieser sich auf den Irak konzentriere und Afghanistan zu wenig Aufmerksamkeit widme. Als Präsident werde er das ändern."
Ich denke dass Praesident Obama Afghanistan durchaus mehr Aufmerksamkeit widmet.
"Anders gesagt, es ging darum ein prowestliches Afghanistan zu bekommen. Das mußte nicht unbedingt ein demokratisches in unserem Sinn sein."
Prowestlich konnte Afghanistan nur sein wenn sich dort eine entsprechende Regierung an der Macht halten wuerde und die Taliban (und ihre Unterstuetzer) dauerhaft vetrieben bzw besiegt wuerden. Und die Regierung Karzai wurde ja zudem bereits unter Bush durch mehr oder weniger demokratische Wahlen bestaetigt - also mE ein Hinweis auf ein demokratisches Afghanistan das man anstrebte, was ja auch die prowestliche Neigung zementieren wuerde. Natuerlich gibt es auch prowestliche Regimes die zugleich undemokratisch sind (Pakistan bspw oder Saudi-Arabien), aber die Probleme mit solchen Verbuendeten sind ja ziemlich offensichtlich.
"Sie sind in den Stammesgebieten so wenig verwurzelt wie die Kaida. Aber dort hat man es in jahrtausendelanger Erfahrung gelernt, sich mit dem Stärkeren zu arrangieren."
Nun ja was die Verwurzelung der Taliban betrifft sind wir offenbar anderer Meinung ohne dass wir dies mit Fakten belegen zu koennen. Ich persoenlich denke die Situation in Afghanistan spricht in dieser Hinsicht fuer sich, aber gut. Die Rote Armee kuendigte ihren Rueckzug aus AF nicht 1.5 Jahre vorher an und dennoch nahm die Intensitaet des Widerstands nicht ab - meinen sie wirklich dass sich das nur auf die Ankuendigung Obama's zurueckfuehren laesst dass die Taliban nicht lockerlassen und auch in der Bevoelkerung Rueckhalt erfahren? Auch wenn ich zugebe dass die Ankuendigung kontraproduktiv war.
Zitat von john jProwestlich konnte Afghanistan nur sein wenn sich dort eine entsprechende Regierung an der Macht halten wuerde und die Taliban (und ihre Unterstuetzer) dauerhaft vetrieben bzw besiegt wuerden. Und die Regierung Karzai wurde ja zudem bereits unter Bush durch mehr oder weniger demokratische Wahlen bestaetigt - also mE ein Hinweis auf ein demokratisches Afghanistan das man anstrebte, was ja auch die prowestliche Neigung zementieren wuerde.
Wie demokratisch?
Es war neben der Ankündigung des Rückzugs meines Erachtens ein weiterer großer Fehler Obamas, nach den Wahlen vom 20. August 2009 ein Beobachterteam zu unterstützen, das "Wahlbetrug" feststellte und ein Drittel der Stimmen für ungültig erklärte; siehe hier. Das wurde als Einmischung des Westens in lokale Sitten betrachtet und hat Karsai geschwächt.
Das in einem Land, in dem man jeden Gouverneursposten kauft und damit das Recht erwirbt, durch Ämterpatronage usw. eine schöne Rendite für diese Investititon zu bekommen!
Man kann ein politisches System, das sich in Jahrhunderten entwickelt hat, nicht plötzlich von außen her umkrempeln. Daran sind auch die Russen gescheitert, die ja bekanntlich ins Land gekommen waren, um ein kommunistisches System zu stützen.
"Das wurde als Einmischung des Westens in lokale Sitten betrachtet und hat Karsai geschwächt."
Kann sein. Ich nehme an die Besetzung des Landes durch die NATO wurde noch viel mehr als "Einmischung des Westens in lokale Sitten betrachtet".
"Das in einem Land, in dem man jeden Gouverneursposten kauft und damit das Recht erwirbt, durch Ämterpatronage usw. eine schöne Rendite für diese Investititon zu bekommen!"
Nun ja es ist halt schwer zu erklaeren warum ueber 2,000 Nato-Soldaten ihr Leben lassen mussten nur um sicherzustellen dass man in AF weiterhin "jeden Gouverneursposten kauft und damit das Recht erwirbt, durch Ämterpatronage usw. eine schöne Rendite für diese Investititon zu bekommen!" Aehnlich sieht es beim Drogenhandel etc aus.
"Man kann ein politisches System, das sich in Jahrhunderten entwickelt hat, nicht plötzlich von außen her umkrempeln."
Wie gesagt, ich stimme ihnen zu. Zumal es hier nicht nur um Politik sondern auch um Kultur und Religion geht. Und es zeigt sich hier die Kurzsichtigkeit und auch Vermessenheit der Bush'schen Aussen- und Sicherheitspolitik die der meinung war dies liesse sich ohne weiteres bewerkstelligen.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.