Ich habe das Thema schon einmal im März angesprochen, aber offenbar gehört es zu den Dauerbrennern, die nichts an Aktualität verlieren: Ilse Aigners Kampf gegen den Riesen Google. Für den sie überhaupt nicht zuständig ist.
Marotte einer Ministerin. Kompetenz aus persönlicher Vorliebe.
Egal ob Frau Aigner nun ausgerechnet für Google-Dienste verantwortlich ist, sich profilieren möchte, oder ob sie einfach nur einem persönlichen Wahn verfallen ist ... dieser Kampf gegen Windmühlenflügel ist so hohl, dass es das Schwein graust.
Da bereitet das BMELV (grausames Kürzel!) Muster-Widerspruchsbescheide vor, mit denen man Google mit seinen persönlichen Daten füttern soll (Name, Anschrift, Liegenschaft, Nähere Beschreibung des Objektes), um damit zu verhindern, dass das eigene Heim anonym abgefilmt wird. Also ich finde das hirnrissig. Das ganze treibt ja dann auch andere lustige Stilblüten, so wie hier zum Beispiel. PPQ weist dann auch zu Recht darauf hin, dass auch Städte Webcams betreiben, die ja schließlich Bilder in, naja, Echtzeit übertragen, während Googles Fotoshooting wohl nicht allzu häufig stattfinden wird. Die Paranoia der Ilse Aigner ist eine einzige Lächerlichkeit, wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass eine einzige Frau sich derart viel Unsinn einfallen lassen kann, wenn es um Ge- und Verbote, sowie Vorschriften geht. Da ist wohl der ganze ministerielle Apparat überdimensioniert und/oder unterbeschäftigt.
Übrigens, wer viel Zeit hat und was zum Lachen (oder Kopfschütteln) lesen will, findet bei PPQ auch eine ausgezeichnete Sammlung der Aignerschen Absurditäten. Man muss nur mal Ilse Aigner ins Suchfeld rechts eingeben und erhält (via google-Suche *haha*) jede Menge Beiträge zu Ilse A. - er scheint ein großer Fan zu sein.
Gruß, Calimero
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat . Es ist mir unbegreiflich, wie sie es fertiggbracht hat, diese Kompetenz an sich zu ziehen, und wieso die Kanzlerin das duldet.
Na, die Kanzlerin hat doch kein Problem damit, wenn ein Ministerium seine Kompetenzen zu Lasten eines anderen Ministeriums erweitert. Einen Widerstand sollte es aber eigentlich vom leidtragenden Ministerium geben. In diesem Fall würde ich sagen: vom Justiz-Ministerium. Sofern man hier tatsächlich ein Grundrecht in Gefahr sieht, dass geschützt werden muss (was ich genausowenig sehe wie Zettel), dann wäre es Aufgabe des Justiz-Ministeriums, hier für Abhilfe zu sorgen.
Wenigstens widersetzt sich irgendjemand dem Google'schen Weltverfilmungswahn (den man wohl kaum nicht Touristenphotos, die nicht im großen Stil veröffentlicht werden) - da ist es mir ziemlich egal, ob sie ihre Kompetenzen überschreitet.
Ohnehin gibt es nichts, was einen Minister daran hindert auch zu anderen Themen Vorschläge zu machen. Die Arbeitsministerin treibt das auch gerade mit einer neuen Schnapsidee. (Und auf die Justizministerin kann man sowieso nicht zählen, wenn es wirklich um Wahrung des Rechts zählt. Die kümmert sich mehr darum, das Recht zu korrumpieren.)
Wenn die Kanzlerin nichts tut, darf sie sich auch nicht beschweren.
Wer ist Google eigentlich, daß sie meinen alles photographieren zu dürfen und nur unter sehr engenen Bedingungen verzichten sie gnädigerweise darauf? Mal abgesehen davon, daß staatliche Autorität nicht einem (von seinem Produkt her noch nicht mal sonderlich wichtigen) Wirtschaftsunternehmen überlassen werden darf.
Zitat von lois janeWenigstens widersetzt sich irgendjemand dem Google'schen Weltverfilmungswahn
Es ist, liebe Lois Jane, derselbe "Wahn", der schon die ersten Kartographen vor 2500 Jahren motiviert hat: Die Welt darzustellen, wie sie ist. Um sich in ihr zu orientieren.
Google Street ist der bisherige Höhepunkt dieses jahrtausendealten Unternehmens. Ich kann zum Beispiel, bevor ich in eine Stadt fahre, sie virtuell durchqueren, mir Hotels ansehen, mir Routen einprägen usw. Was in aller Welt ist daran schlimm?
Zitat von lois jane(den man wohl kaum nicht Touristenphotos, die nicht im großen Stil veröffentlicht werden)
Quot licet bovi, licet Jovi. Man kann nicht einem Konzern verbieten, was jeder Tourist darf. Alle Argumente gegen Google Street gelten auch dagegen, daß ein Tourist unsere Straße fotografiert und das Bild ins Netz stellt. Soll das also auch verboten oder eingeschränkt werden?
Die Straße ist ein öffentlicher Raum. Es ist nachgerade lächerlich, den Anblick von Straßen vor den Augen der Öffentlichkeit verbergen zu wollen. Das taten freilich die Kommunisten. Es ist eine ganz illiberale, eine schon fast totalitäre Idee, das verbieten zu wollen.
Zitat von lois janeOhnehin gibt es nichts, was einen Minister daran hindert auch zu anderen Themen Vorschläge zu machen.
Es geht nicht um Vorschläge als Politikerin, sondern um Kompetenz als Ministerin. Sie verhandelt ja; doch offenbar im Auftrag der Bundesregierung. Sie hat diese Kompetenz an sich gerissen.
Zitat von lois janeMal abgesehen davon, daß staatliche Autorität nicht einem (von seinem Produkt her noch nicht mal sonderlich wichtigen) Wirtschaftsunternehmen überlassen werden darf.
Ja, hat denn der Staat Autorität über den Anblick unserer Straßen?
Noch ein Gesichtspunkt, von dem mir scheint, daß er in dieser absurden Diskussion völlig übersehen wird: Es gibt ja bekanntlich bereits, offenbar unbeanstandet, Google Earth.
Wenn ich dort unser Haus aufsuche, dann sehe ich die Sitzgruppe auf der Terrasse, die Liegestühle, die Bepflanzung. Ich sehe unser Auto vor dem Haus stehen.
Natürlich sieht man den genauen Grundriß des Hauses, alle Zufahrtsmöglichkeiten usw. Für einen potentiellen Einbrecher weitaus interssanter als eine Aufnahme von Google Street.
Bei diesen Luftbildaufnahmen hätte man wirklich diskutieren können, ob sie nicht die Privatsphäre verletzen, denn sie enthalten Informationen, die dem einfachen Passanten nicht zugänglich sind.
Aber da schwieg man - und jetzt dieser lächerliche Aufruhr, geschürt von einer Ministerin, die ihre Kompetenzen überschreitet.
Zitat von ZettelBei diesen Luftbildaufnahmen hätte man wirklich diskutieren können, ob sie nicht die Privatsphäre verletzen, denn sie enthalten Informationen, die dem einfachen Passanten nicht zugänglich sind.
Lieber Zettel, ich weiß nicht, ob Sie schon den Konkurrenzdienst Bing Maps von Microsoft kennen. Wenn nicht: Suchen Sie eine beliebige Großstadt in Deutschland und wählen Sie dann anstatt des Luftbilds die Vogelperspektive aus.
Ich habe bis heute noch nicht eine Beschwerde über diesen Dienst gehört.
Zitat von montyich weiß nicht, ob Sie schon den Konkurrenzdienst Bing Maps von Microsoft kennen. Wenn nicht: Suchen Sie eine beliebige Großstadt in Deutschland und wählen Sie dann anstatt des Luftbilds die Vogelperspektive aus.
Ich habe bis heute noch nicht eine Beschwerde über diesen Dienst gehört.
Interessant. Nein, kannte ich noch nicht; vielen Dank für den Hinweis.
Ein Grund mehr für die Vermutung, daß hier eine publikumswirksame Schlacht gegen Google geschlagen werden soll.
Bezüglich Ilse Aigner's Anti-Google-Wahn wurde alles gesagt. Sehr interessant fand ich den Hinweis auf bing.maps und die sogenannte Birdseye-Perspektive.
http://tinyurl.com/3a5m8vn Hier geht es nach Baltimore in den USA. Jetzt schlage ich einmal ein kleines Experiment vor. Gehen Sie einmal in die normale Landkarten-Perspektive und suchen sie sich einen Vorort von Baltimore aus. Dann gehen Sie bitte in die fotorealistische Perspektive d.h. die Birdseye-Perspektive und schauen Sie sich eine typische amerikanische Vorstadt an.
Und jetzt die grosse Rätselfrage: Was ist der Unterschied zwischen einer amerikanischen (Vor-)Stadt und einer deutschen? Schauen Sie sich einmal ganz genau die Häuser, die Gärten bzw. die "Nachbarschaftsverhältnisse" an.
Die deutsche Hysterie bzgl. Streetview könnte hier eine zumindestens teilweise Erklärung finden.
Zitat von Reiner aus dem SaarlandBezüglich Ilse Aigner's Anti-Google-Wahn wurde alles gesagt. Sehr interessant fand ich den Hinweis auf bing.maps und die sogenannte Birdseye-Perspektive. http://tinyurl.com/3a5m8vn
Faszinierend! Das bietet tatsächlich weit mehr als Google Earth. Einen großen Unterschied zu Google Street sehe ich da auch nicht; im Gegenteil: Durch die Vogelperspektive kann man dort hineinsehen, wo man von der Straße aus eben nicht hineinsehen kann. Aber die Häuserfassaden sind bis ins Detail zu erkennen, und man kann (manchmal) den Winkel auch so drehen, daß man zunächst verdeckte Fassaden sieht. Das scheint aber nicht immer möglich zu sein.
Allerdings scheint mir die Abdeckung im Augenblick noch viel geringer zu sein als bei Google Earth, und das Material ist zum Teil ziemlich alt. Unser Haus auf dem Land zum Beispiel ist nicht nur in schlechterer Auflösung zu sehen als bei Google Earth, sondern die Aufnahme muß auch schon ein paar Jahre alt sein.
Jedenfalls vielen Dank für den Hinweis, und herzlich willkommen im kleinen Zimmer!
Danke für die freundliche Begrüßung. Zettels "Kleine Meckerecke" ist ein gelungener Ausgleich für den Öko-marxistischen politischen Blogger-Mainstream.
Eigentlich wollte ich bei meinem Hinweis auf Baltimore auf etwas ganz bestimmtes hinaus: für den amerikanischen Hausbesitzer sind Mauern oder Hecken ein Fremdwort. Die Häuser in diesen Vorstädten besitzen keine Abgrenzungsmauern sondern sind nach allen Seiten offen. Völlig undenkbar hier in Deutschland. Und darum regt sich den USA vermutlich auch kein Mensch über eine "Marginalie" wie StreetView auf.
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