Wenn man dem Nachrichtenmagazin Time glauben darf, dann ist Präsident Obama auf dem Weg, "Mr. Unpopulär" zu werden. Das liegt sicherlich zum Teil an der drohenden Rezession, der jetzt schon wachsenden Arbeitslosigkeit, der schlechten Zukunftsperspektive, die viele Amerikaner für sich sehen.
Und viele stellen offensichtlich einen Zusammenhang mit der Amtsführung ihres Präsidenten her. Seine Gesundheitsreform wird auf der amerikanischen Wirtschaft lasten wie ein Felsbrocken. Unter ihm steigen die Staatsausgaben. Er erweckt nicht den Eindruck, das freie Unternehmertum, die Initiative des Einzelnen, die Innovationskraft der Amerikaner zu fördern. Viele sehen inzwischen seine Politik als den Versuch, den Geist der USA zu brechen. Dazu dieses Zitat des Tages.
Dumm gelaufen für Obama ist, dass Kalifornien, wo schon länger eine Politik mit dieser Stoszrichtung betrieben wurde, nun der Staats ist, der am heftigsten von der Krise getroffen wurde. Interessante Texte hierzu:
Naja, lieber Zettel, ausgerechnet DDH als pars pro toto zu nehmen, ob als Liberaler, der er nun wirklich nicht ist, oder als Libertärer, was der Sache etwas näher käme, ist, soweit ich ihn kennen gelernt habe, nicht besonders sinnvoll. DDH ist DDH. Vor seinem Individualismus kann auch ich mich nur verneigen. Er hat eben abstrakt bestimmte Feindbilder, kann sich aber auch immer wieder für einzelne Personen total begeistern. Er kennt nur Fisch oder Fleisch, Sekt oder Selters, barfuß oder Lackschuh, nichts dazwischen. So formuliert er auch. Eine echte Persönlichkeit, ein interessanter Typ, den ich irgendwie mag, aber nun wirklich nicht repräsentativ für irgendwas außer ihm selbst...
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Paul Krugman hat eine etwas andere Theorie, warum Obamas Beliebtheit abgenommen hat:
Zitat von Paul KrugmanThis theory led to a strategy of playing it safe: never put forward proposals that might fail to pass, avoid highlighting the philosophical differences between the parties.
...
And they’re still doing it. This is crazy: when you’re well down in the polls, minimal steps that won’t move the economy and won’t grab voters’ imagination are just a way of guaranteeing a devastating defeat.
Via neo-neocon, die sich (wie ich auch) fragt, in welcher Realität Krugman die letzten zwei Jahre verbracht hat.
-- La función didáctica del historiador está en enseñarle a toda época que el mundo no comenzó con ello. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von RaysonEine echte Persönlichkeit, ein interessanter Typ, den ich irgendwie mag, aber nun wirklich nicht repräsentativ für irgendwas außer ihm selbst...
Schon recht, lieber Rayson.
Als ich mich an die damalige Debatte erinnert habe, ist halt nur er mir in den Sinn gekommen; weil ich mich damals wirklich über ihn geärgert habe. Weniger über diese Sprache, die in ihrer Aufgeblasenheit und Aggressivität sehr nach linksradikal klingt, sondern über den aus der Luft gegriffenen Vorwurf des Rassismus. Das fand ich inakzeptabel.
So ist unser Gedächtnis nun mal gestrickt. Dank der Verbindungen zwischen Hippocampus und Limbischem System bleibt vor allem das in Erinnerung, was eine emotionale Reaktion ausgelöst hat. Überleg mal, was dir aus deiner Biographie besonders in Erinnerung ist. Es wird alles etwas Emotionales sein, ob nun positiv oder negativ.
Wie auch immer - wie die damaligen Obama-Fans (es gab ja manchen, ob nun liberal oder libertär) Obama heute beurteilen, das würde mich schon interessieren.
Zitat weil ich mich damals wirklich über ihn geärgert habe. Weniger über diese Sprache, die in ihrer Aufgeblasenheit und Aggressivität sehr nach linksradikal klingt,
Ein Konvertit?
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gelöscht
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Beiträge:
04.09.2010 22:02
#7 RE: Zitat des Tages: "Der amerikanische Geist wird gebrochen"
Ich sehe Obama im grossen und ganzen immer noch genauso wie vor zwei Jahren - aus den folgenden Gruenden:
1. Er uebernahm die USA in einer ihrer tiefsten Krsien seit dem 2. WK: Militaerisch an zwei Fronten erfolglos engagiert, wirtschaftlich schwer angeschlagen und politisch-sozial tief gespalten. 2. Die Republicans hatten weder damals noch heute charismatische und qualifizierte Persoenlichkeiten: John "George" McCain und Sarah Palin? Und seitdem ist McCain zurueck im Glied und Palin wird von Monat zu Monat erratischer. 3. Die Republicans blockieren u.a. durch die Tea Party jedes politische Momentum. Das ist ihr Recht aber es nicht die Schuld Obama's dass sie lieber obstruktiv sind als an den Loesungen der Probleme (die sie zum grossen Teil zwischen 2000 und 2008 verursacht haben) mitzuarbeiten. Where's the American Spirit in this? 4. Aehnlich wie in Deutschland gehen die Erfolgsmeldungen in der generellen Missmutigkeit unter: GM ist saniert und zahlt seine Kredite zurueck; Ford hat Rekordabsaetze und selbt Chrysler geht es mehr oder weniger ok. Die Krise am Immobilienmarkt ist weitgehend beigelegt. Die US-Banken sind einigermassen stabil. Energiepreise bewegen sich in einer vernuenftigen Bandbreite (trotz shocks wie Deepwater Horizon); aus dem Irak koennen endlich Truppen abgezogen werden; Israel und die Araber reden zumindest miteinander etc. 5. Obama hat bislang mehrere einer signature initiatives durchgebracht; Bush bspw scheiterter mit mehreren seiner innenpolitischen signature initiatives.
Alles in allem als keine schlechte Bilanz; auch nicht hervorragend aber gemessen an den Umstaenden durchaus nicht schlecht. Das einiger der uebermaessigen Vorschusslorbeeren sich nicht bewahrheitet haben - das ist eben Politik. Geht Merkel und Westerwelle nicht anders...
Noch viel dramatischer ist aber der Verlust seiner persönlichen Beliebtheit (favorability). Man vergleiche die jetzigen Werte vor allem mit denen vor der Wahl im November 2010:
Selbst in der Polarisierung des Wahlkampfs hatten ungefähr 55 Prozent eine gute Meinung von Obama und nur 30 bis 35 eine schlechte (was übrigens zeigt, wie fair die Amerikaner selbst den politischen Gegner beurteilen). Und jetzt, wo er das Staatsoberhaupt ist, halten sich gute (49,3 Prozent) und schlechte (45,3 Prozent) Meinung schon fast die Waage.
Das sind für einen incumbent schon dramatisch schlechte Werte; George Bush hat dergleichen erst in seiner zweiten Amtszeit erreicht, als die Amerikaner den Irak-Krieg für ein Schlamassel hielten, aus dem sich eine Niederlage ergeben würde.
Und sehen Sie sich, lieber John, bitte auch noch diese Grafik an. Da wird gefragt, ob sich das Land insgesamt in die richtige Richtung bewegt, oder ob es auf einem falschen Weg ist. Nach Obamas Amstantritt, im Frühjahr 2009, lagen diese Werte nah beieinander (Abstand weniger als 10 Prozentpunkte). Nach eindreiviertel Jahren Präsiden Obama glauben 59,2 Prozent, daß das Land sich auf einem falschen Weg befindet, und nur noch 30,9 Prozent meinen, daß die Richtung stimmt. Also ein Verhältnis von fast 2:1!
Das ist ein vernichtendes Urteil über einen Mann, der mit dem Versprechen angetreten war, das Land zu einen und wieder nach vorn zu bringen. Immer mehr Amerikaner sehen Obama nicht mehr als den Erlöser, sondern als einen Rattenfänger, der die Nation gegen ihren Willen sozialdemokratisieren will.
Man hat ihn als denjenigen gewählt, der den amerikanischen Traum zu verkörpern schien. Jetzt sehen ihn die meisten als jemanden, der sich alle Mühe gibt, diesen Traum zerplatzen zu lassen.
Was Sie im einzelnen zu Obamas Politik schreiben, lieber John, das haben wir alles ja schon des öfteren diskutiert. Ich gehe deshalb jetzt nicht darauf ein.
Und was die Regierung Merkel angeht:
Die Kanzlerin ist bekanntlich die Chefin einer Koalition und nicht mit der Machtfülle eines amerikanischen Präsidenten ausgestattet. Diese Koalition ist seit ihrem Bestehen in einem miserablen Zustand; was zu vielleicht siebzig Prozent darauf zurückgeht, daß Seehofer seine Macht über die CSU-Landesgruppe nutzt, um diese Regierung zu demontieren: er regiert ja in Bayern und hat dabei nichts zu verlieren. In die verbleibenden 30 Prozent teilen sich die CDU und die FDP, die sich in einen Kleinkrieg verhakelt haben.
Warum, das habe ich oft aus meiner Perspektive geschrieben: Weil die FDP aufgrund ihres glänzenden Wahlergebnisses einen Einfluß verlangte, den ihr die CDU als der stärkere Partner nicht zugestehen wollte. Und weil Guido Westerwelle eine Fehlbesetzung ist, und zwar in seinen beiden Ämtern.
Er war ein guter, vor allem ein programmatisch guter Oppositionsführer. Er ist ein lausiger Außenminister und versagt auch als der Vorsitzende einer Regierungspartei.
Die Gründe für die niedrigen Werte der deutschen Regierung sind also ganz andere als die für den Verfall der Popularität von Obama. Gegen den Kurs der Kanzlerin haben wenige etwas. Er hat uns ja einen Boom beschert, den viele vor einem Jahr noch für unmöglich gehalten hätten (während Obama, wie es scheint, die USA mit seinem Etatismus in die nächste Rezession führt).
Zitat weil ich mich damals wirklich über ihn geärgert habe. Weniger über diese Sprache, die in ihrer Aufgeblasenheit und Aggressivität sehr nach linksradikal klingt,
Ein Konvertit?
Könnte sein. Vielleicht weiß Rayson das?
Jedenfalls gibt es wohl dieses Phänomen - ich habe es, glaube ich, schon einmal angesprochen -, daß Linksradikale ihre politische Position wechseln, aber nicht ihren Stil des Argumentierens und vor allem des Umgangs mit Andersdenkenden. Euckens Erbe hat das vor drei Wochen sehr gut beschrieben.
Herzlich, Zettel
Leipziger
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Beiträge:
05.09.2010 10:20
#11 RE: Zitat des Tages: "Der amerikanische Geist wird gebrochen"
Zitat von ZettelGegen den Kurs der Kanzlerin haben wenige etwas. Er hat uns ja einen Boom beschert, den viele vor einem Jahr noch für unmöglich gehalten hätten ...
ach die Kanzlerin war das? Und welcher Boom genau? Was hat sie gemacht, außer weiter munter die Verschuldung hochzutreiben? Sind schon irgendwelche ernstzunehmenden Reformen bekannt geworden, die sie eingeleitet hat? Sind wenigstens die Landesbanken eingestampft worden? Ist Bürokratie abgebaut worden? Eine Steuerreform durchgezogen worden? Überhaupt irgendetwas getan worden?
Zitat von john jDie Republicans blockieren u.a. durch die Tea Party jedes politische Momentum.
Das hört sich jetzt so an, als wären die TPs durch die Republikaner gesteuert. Unbenommen, dass Republikaner da mitmischen, aber für mich scheint das doch hauptsächlich eine grassroots-Angelegenheit zu sein und eher die Republikanische Partei durch die TPs getrieben zu werden als umgekehrt. Und die TPs sind sicher die Hauptexponenten der von Zettel sehr schön beschriebenen Desillusion.
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Zitat von RaysonNaja, lieber Zettel, ausgerechnet DDH als pars pro toto zu nehmen, ob als Liberaler, der er nun wirklich nicht ist, oder als Libertärer, was der Sache etwas näher käme, ist, soweit ich ihn kennen gelernt habe, nicht besonders sinnvoll. DDH ist DDH. Vor seinem Individualismus kann auch ich mich nur verneigen. Er hat eben abstrakt bestimmte Feindbilder, kann sich aber auch immer wieder für einzelne Personen total begeistern. Er kennt nur Fisch oder Fleisch, Sekt oder Selters, barfuß oder Lackschuh, nichts dazwischen. So formuliert er auch. Eine echte Persönlichkeit, ein interessanter Typ, den ich irgendwie mag, aber nun wirklich nicht repräsentativ für irgendwas außer ihm selbst...
Da war jemand schneller als ich. DDH jauchzt himmelhoch und ist dann wieder zu Tode betruebt. Hans-Hermann-Hoppe wird von ihm heute im Staube zerrissen, einst hielt er dessen Werk fuer das wichtigste und beste je geschriebene. Aehnliches gilt/galt fuer Obama, Andre Lichtschlag's eifrei und manch andere. - Ob man sich davor, wie Rayson, verneigen mag sei dahingestellt. Manchmal wirkt es mehr als albern./
Zitat von john jDie Republicans blockieren u.a. durch die Tea Party jedes politische Momentum.
Das hört sich jetzt so an, als wären die TPs durch die Republikaner gesteuert. Unbenommen, dass Republikaner da mitmischen, aber für mich scheint das doch hauptsächlich eine grassroots-Angelegenheit zu sein und eher die Republikanische Partei durch die TPs getrieben zu werden als umgekehrt.
Beispielsweise treten bis dato unbekannte Vertreter der Tea Party-Bewegung in Vorwahlen der Republikaner gegen Veteranen an. Und gewinnen.
Zitat von NZZBei den Vorwahlen für den amerikanischen Senat hat die ultrakonservative Tea-Party-Bewegung erneut einen Überraschungssieg erzielt. Ihre bis dato unbekannte Kandidatin Christine O'Donnell konnte sich am Dienstag im Staat Delaware gegen den erfahrenen Republikaner Mike Castle durchsetzen, zweimaliger Gouverneur und dienstältester Abgeordneter in der Geschichte von Delaware. O'Donnell wird nun bei den Kongresswahlen am 2. November als Vertreterin der Republikaner gegen den Demokraten Chris Coons antreten.
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