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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 37 Antworten
und wurde 4.119 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.09.2010 10:56
Haben wir noch eine Demokratie? Antworten

Meine Antwort in diesem Artikel: Ja, und sie ist vitaler, als vielleicht viele befürchtet haben. Thilo Sarrazin - das kann man jetzt schon sagen - hat sich um das Vaterland verdient gemacht.

Sein Buch ist auf dem Weg, einer der großen Bestseller zu werden. Heute meldet dpa:

Zitat von dpa
Nach Angaben des Verlags DVA sind inzwischen 70.000 Bücher ausgeliefert; an diesem Montag soll die vierte Auflage mit weiteren 80.000 Exemplaren folgen. Die fünfte und sechste Tranche ist schon in Vorbereitung, insgesamt wird eine Gesamtauflage von 250.000 Exemplaren angepeilt


Wir Deutsche des Jahrs 2010 lassen uns nicht den Mund verbieten, und das Lesen auch nicht. Der Versuch des Meinungskartells aus Politik und Wirtschaft, eine Diskussion über die Zuwanderung nach Deutschland (und, was leider im Augenblick zu kurz kommt, über die demographische Entwicklung) durch Diffamierung des Autors Sarrazin zu verhindern, ist im Begriff zu scheitern.

Sie hat begonnen, diese Diskussion. Sie wurde von der Bevölkerung erzwungen. Wir Deutsche haben gezeigt, daß wir bessere - und erfolgreichere! - Demokraten sind, als wir uns das vielleicht selbst zugetraut haben.

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

06.09.2010 11:38
#2 Der "Presseclub" über Sarrazin Antworten

Ich habe, so muss ich gestehen, die diversen Talkshows zu Sarrazin nicht verfolgt. Irgendwie ertrage ich es nicht mehr, mit Propaganda überschüttet zu werden - noch vor einem Jahr hatte ich eine geradezu zynische Freude an Talkshows, heute kommt mir dabei fast das Essen hoch.

Heute nacht beim Durchzappen bin ich bei einer Wiederholung des ARD-Presseclubs hängengeblieben. Das Thema hieß "Wenn der Sarrazin ruft - wieviel Polemik verträgt das Land?". Das spricht ja schon für sich. Und genau so lief auch die Diskussion, die ich allerdings auch nicht in völler Länge "genießen" konnte, wegen oben geschildertem Problem. Jedenfalls waren sich die Diskutanten einig, dass selbstverständlich Sarrazin aus der SPD ausgeschlossen werden muss (mit sensationell dämlichen Begründungen) und natürlich auch als Bundesbankmitarbeiter untragbar geworden ist. Und die Diskussion über Sarrazins Thesen ist nur so aus dem Ruder gelaufen, weil der Verlag von Sarrazins Buch harte Auflagen gemacht hat, ab wann (natürlich kritische) Rezensionen veröffentlicht werden dürfen, und so die Diskussion durch die weitgehend unkommentierten Vorabveröffentlichungen von BILD und Spiegel bestimmt wurde.

Ich kann hier gar nicht wiedergeben, wie angewidert ich von dieser Diskussion war. Bei jedem Halbsatz war zumeist eine Lüge und eine Halbwahrheit zu finden.

Wer es sich antun will - die Sendung ist in der ARD-Mediathek zu finden: Sonntag, 5.9., 12:03h.

Gruß,
hubersn

patzer Offline



Beiträge: 359

06.09.2010 11:51
#3 RE: Haben wir noch eine Demokratie? Antworten

demoskopie im dienste des politisch- medialen komplexes.waren wir,werter zettel,uns über die qualität dieser umfragen seinerzeit nicht uneins?
nichts für ungut.gruß patzer

dirk Offline



Beiträge: 1.538

06.09.2010 11:56
#4 RE: Haben wir noch eine Demokratie? Antworten

Hmm. Demokratie an sich, in der nackten definitorischen Form, ist zum einen nichts Hervorhebenswertes und zum anderen zum Scheitern verurteilt. Es braucht unbedingt zudem zivilisatorische Umgangsformen und politische (Streit-)Kultur. Und die kann ich beim besten Willen nicht erkennen.

Ohne eine solche wird der politische Wille dem Volk vom Maul abgelesen. Das kann man Demokratie nennen, führt aber zu nichts. Der umgekehrte Weg, dass Vorschläge eingebracht werden, zur Diskussion gestellt und dann Mehrheiten durch Überzeugung gewonnen werden, der ungleich komplexere politische Inhalte umzusetzen erlaubt, ist versperrt. In einem vergifteten Klima nicht gangbar.

VolkerD Offline



Beiträge: 101

06.09.2010 12:00
#5 Grober Klotz, grober Keil Antworten

Natürlich haben wir noch eine Demokratie, lieber Zettel, dass haben Sie ja schön herausgearbeitet.

Aber mich stören mittlerweile ganz massiv zwei Dinge:

1.
Zu einer Demokratie gehört, dass jemand der sich pointiert äußert, entsprechend Gegenwind bekommen kann. Sarrazin ist nich gerade diplomatisch gewesen und hat die entsprechenden Reaktionen bekommen. Natürlich wird dabei von Seiten der Medien übertrieben, denn diese sind mittlerweile geradezu maßlos in ihrer Einflussnahme auf die Politik. Und trotzdem: Das ist noch Demokratie.
ABER: Was mich ganz massiv stört ist die Entlassung Sarrazins. Diese ist in höchstem Maße undemokratisch und durch nichts gedeckt.

2.
Wo bleiben bei dieser ganzen Erregung eigentlich Lösungsansätze? Bisher habe ich da weder von Sarrazin noch von seinen Kritikern etwas mitbekommen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.09.2010 12:45
#6 Kritik an der Demoskopie Antworten

Zitat von patzer
demoskopie im dienste des politisch- medialen komplexes.waren wir,werter zettel,uns über die qualität dieser umfragen seinerzeit nicht uneins?


Gut möglich, lieber Patzer. Ich erinnere mich daran, daß wir darüber diskutiert haben, u. a. auch mit R.A.

Man muß da aber drei Dinge sehen.

Erstens machen die Demoskopen in der Regel nur Umfragen, zu denen sie beauftragt werden. Irgendwer muß das ja bezahlen. (Es gibt Ausnahmen; Allensbach zum Beispiel macht auch Umfragen zu eigenen wissenschaftlichen Zwecken). Wenn also nicht nach der Zustimmung/Ablehung zu Sarrazin gefragt wird, kann das schlicht daran liegen, daß niemand eine solche Umfrage in Auftrag gegeben hat.

Zweitens habe ich dem Blog von Jörg Schönenborn mit großem Erstaunen entnommen, daß er selbst offenbar die Fragen formuliert, und nicht die Experten von Infratest dimap. Sehr eigenartig.

Und drittens und hauptsächlich: Es ist eine Sache, ob man eine Umfrage einfach nicht macht und/oder Fragen in einer bestimmten Weise formuliert, oder ob man bewußt falsche Daten verbreitet. Das war damals das, was R.A. über Forsa vermutet hat, daß sie bewußt niedrigere Werte für die FDP "ermitteln" als die anderen Institute. Eine solche Manipulation halte ich nach wie vor für unglaubhaft; jedenfalls möchte ich gern Belege sehen, bevor ich das glaube.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.09.2010 13:04
#7 RE: Haben wir noch eine Demokratie? Antworten

Jetzt hat es auch "Spiegel-Online" gemerkt. Aber eine Stunde später publiziert als mein Artikel, sonst könnte man glatt denken, ich hätte da abgeschrieben.

RexCramer ( gelöscht )
Beiträge:

06.09.2010 13:35
#8 RE: Haben wir noch eine Demokratie? Antworten

Lieber Zettel,

Zitat von Zettel
Wir Deutsche des Jahrs 2010 lassen uns nicht den Mund verbieten, und das Lesen auch nicht. Der Versuch des Meinungskartells aus Politik und Wirtschaft, eine Diskussion über die Zuwanderung nach Deutschland (und, was leider im Augenblick zu kurz kommt, über die demographische Entwicklung) durch Diffamierung des Autors Sarrazin zu verhindern, ist im Begriff zu scheitern.



war das Volk in der DDR demokratisch? Klar, wie sich jetzt in Sachen Sarrazin das Blatt zu wenden scheint, stimmt optimistisch, aber ist das ein hinreichendes Kriterium für Demokratie? Der Druck des Volkes?
Wie sieht es denn aus mit dem Meinungskartell aus Politik und Medien? Wenn die Aufregung geringer wäre, dann wäre was passiert? Sarrazin wäre entsorgt worden, uns wäre erzählt worden, was politisch-korrekt in dem Fall ist und wir daher zu denken haben, und dann ginge es weiter. Die Sache wäre so schnell wie möglich unter den Teppich gekehrt worden, wie ja auch mit allen Mitteln zu verhindern versucht wurde, daß überhaupt eine sachliche Auseinandersetzung mit ihm und seinem Buch stattfindet. Wäre das demokratisch gewesen, wenn es wie üblich gelaufen wäre, wie es auch hier vom Meinungskartell gewollt worden ist?

Ob wir in einer Demokratie leben oder nicht, bemißt sich nicht nur daran, ob das Volk demokratisch ist oder nicht. Wie sieht es insbesondere mit der Politik aus? Wie ist denn der Vertrag von Lissabon durchgepeitscht worden? Was ist mit dem Bruch internationaler Verträge und den Milliarden für Griechenland? Dem faktischen Einstieg in die Transferunion? Was ist denn hier der Unterschied zu Sarrazin? Es ist keiner vorhanden, außer dem Grad der Aufregung!
Für mich sieht es so aus, als kümmerte sich die Politik nur dann darum, was die Bürger denken, wenn diese sich laut genug artikulieren. Ansonsten möchten unsere Politiker doch lieber vom Volk in Ruhe gelassen werden.

Demokratisch wäre es gewesen, sich direkt inhaltlich mit Sarrazin auseinanderzusetzen. Demokratisch wäre es gewesen, hätte es keinen Versuch gegeben, ihn zu diffamieren und möglichst schnell mundtot zu machen.

Insgesamt stimme ich Ihnen zu, daß wir in einer Demokratie leben. Aber das gilt nicht uneingeschränkt und schon gar nicht für alle Bereiche unserer Gesellschaft.


Mal abgesehen davon: Findet es sonst niemand absurd, daß von den ganzen Bankern in den Staatsbanken ausgerechnet Sarrazin seinen Job verlieren soll? Die Landesbanken sitzen voll mit Politikern in den Aufsichtsgremien, die dafür nicht qualifiziert sind. Das hat nun schon häufiger dazu geführt, daß die Steuerzahler Milliarden für deren Fehler blechen mußten - und nun in der letzten Krise aberwitzige Größenordnungen erreicht. Und diesen ganzen Versagern passiert was? Gar nichts. Man kommt noch nicht einmal auf die Idee, daß es mit diesen Fehlkonstruktionen nicht so weitergehen darf. Aber ein anderer Banker, der ein Buch schreibt, das mit seiner Funktion in der Bank, die noch dazu mit dem Euro ihre Kernaufgaben längst an die EZB abgetreten hat, nichts zu tun hat, soll unbedingt entfernt werden? Der reinste Wahnsinn.

MfG

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

06.09.2010 13:56
#9 RE: Haben wir noch eine Demokratie? Antworten

Lieber Zettel, diejenigen Zimmerleute, die wie ich, schon sehr lange den einen oder anderen m² im "kleinen Zimmer" vollgeschrieben haben, werden mir zustimmen:

Das war ein echter "Donnerhall" aus ihrer Feder.

Danke, für diesen differenzierten Beitrag!

♥lich Nola

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.09.2010 14:13
#10 RE: Haben wir noch eine Demokratie? Antworten

Zitat von RexCramer
Wäre das demokratisch gewesen, wenn es wie üblich gelaufen wäre, wie es auch hier vom Meinungskartell gewollt worden ist?


Es wäre, lieber RexCramer, aus meiner Sicht demokratisch bedenklich gewesen; was nicht heißt, daß wir nun gleich "keine Demokratie mehr gehabt" hätten. (Was das eigentlich meint, darauf bin ich in dem Artikel absichtlich nicht eingegangen; ist ein schwieriges Thema).

Aber daß es nun nicht so läuft, das zeigt eben, daß es trotz dieser Dominanzbestrebungen in Deutschland intakte demokratische Strukuren gibt. Es ist eben nicht zufällig so, wie sich die Dinge jetzt entwickeln, sondern es hat diagnostischen Wert.

Die SPD-Führung kann nicht machen, was sie will, denn es gibt innerparteiliche Demokratie (das Parteiausschluß-Verfahren wird Gabriel noch um die Ohren fliegen, und er wird sich verfluchen, daß er das gepusht hat ).

Die Gewaltigen des ÖR Rundfunks können auch nicht machen, was sie wollen. Auch an ihnen sind die Proteste und Meinungsäußerungen ihres Publikums nicht spurlos vorübergegangen.

Ähnlich ist es bei den Printmedien. Die SZ hätte einen Kommentar wie den von Dohnanyi vor einer Woche nicht gedruckt. Jetzt nimmt sie auf ihre Leser Rücksicht; wer will schon ein Agitprop-Blatt kaufen?

Er funktioniert, der Druck von unten. Und das zeigt wieder einmal, was ich immer einmal wieder schreibe: Bei aller Kritik an unseren gegenwärtigen Verhältnissen - es gibt keine Ähnlichkeit mit der DDR. Wer das behauptet, der hat keine Ahnung, was Diktatur bedeutet.

Zitat von RexCramer
Ob wir in einer Demokratie leben oder nicht, bemißt sich nicht nur daran, ob das Volk demokratisch ist oder nicht. Wie sieht es insbesondere mit der Politik aus? Wie ist denn der Vertrag von Lissabon durchgepeitscht worden? Was ist mit dem Bruch internationaler Verträge und den Milliarden für Griechenland? Dem faktischen Einstieg in die Transferunion? Was ist denn hier der Unterschied zu Sarrazin? Es ist keiner vorhanden, außer dem Grad der Aufregung!


Das sind alles Beispiele, wo man mit Entscheidungen nicht einverstanden sein kann (ich so wenig wie Sie vermutlich); aber die Demokratie sehe ich dadurch nicht gefährdet. Auch nicht durch die Verträge von Lissabon. Ich habe sie in einem früheren Artikel als eines von drei Beispielen für eine wachsende Kluft zwischen der politischen Führung und der Mehrheit der Bevölkerung genannt. Aber so etwas kann in jeder Demokratie vorkommen; wir wollen ja nicht (ich jedenfalls will nicht) das imperative Mandat.

Zitat von RexCramer
Für mich sieht es so aus, als kümmerte sich die Politik nur dann darum, was die Bürger denken, wenn diese sich laut genug artikulieren.


That's democracy. Wobei "laut genug" auch heißen kann, daß man eine Regierung, die schlechte Arbeit abliefert, abwählt. So, wie jetzt erst einmal in ein paar Wochen die demokratische Mehrheit im US-Kongreß abgewählt werden wird (wahrscheinlich); so wie die Amerikaner Obama abwählen werden, wenn es einen guten Gegenkandidaten gibt (bisher nur Huckabee, der aber vielleicht nicht mehrheitsfähig ist. Romney ist altes Eisen. Palin als Kandidatin wäre eine Katastrophe; dann könnte Obama auf einen Wahlkampf verzichten).



Es gibt halt nur *Gebetsmühle ein* einen gravierenden Unterschied zwischen den USA und uns: Die Amerikaner können einen demokratisch beherrschten Kongreß abwählen und ihn durch einen republikanisch beherrschten ersetzen. Sie können den incumbent abwählen und sich einen neuen Präsidenten suchen.

Wir können das nicht. Wer SPD wählt, weil er Merkel abwählen will, der wählt damit vielleicht eine große Koalition unter just Merkel. Wer die FDP wählt, damit Merkel im Amt bleibt, der wählt damit vielleicht eine Ampel unter Gabriel. Wer SPD wählt, der kann alles kriegen - Große Koalition, Rotgrün, Volksfront. Wer die Grünen wählt, der kriegt vielleicht Rotgrün, vielleicht aber auch Schwarzgrün unter dem Kanzler Röttgen.

Die einzigen, die wissen, was sie wählen, sind die Wähler der Kommunisten: Sie kriegen, wenn es dazu reicht, eine Volksfront; sonst die Opposition.

Ceterum Censeo: Mehrheitswahlrecht nach französischem Vorbild! *Gebetsmühle aus*.

Herzlich, Zettel

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

06.09.2010 14:13
#11 RE: Haben wir noch eine Demokratie? Antworten

Lieber Rex Cramer, ich stimme Ihnen - wie fast immer - vollends zu.
Ich hätte nur einen Einwand:
Was ist, wenn durch diese Diskussion, die ja wirklich an den Grundfesten unserer Demokratie (wach)rüttelt und damit endlich der Dornröschenschlaf beendet wird. Das Gebilde von Wolkenkuckucksheim zusammenbricht und die Realität ohne rosa Brille wieder zum Gegenstand wird?

Ich bin jedenfalls froh über jeden zurückgewonnenen cm der Pressefreiheit, der Meinungsfreiheit und der (vor)gelebten Demokratie. Das die Bürger von der politischen "Elite" dermaßen zwingend einfordern, sich der Demokratie unterzuordnen, das hat es zuletzt (m. E.) vor 20 Jahren gegeben.

♥lich Nola

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

06.09.2010 14:45
#12 RE: Haben wir noch eine Demokratie? Antworten

Zitat
Zitat Zettel:
Am Mittwoch teilte in der Sendung "Hart, aber fair" eine betrübt dreinblickende Redakteurin mit, daß auch dort eine große Mehrheit der Zuschauer, die sich zu Wort gemeldet hatten, Sarrazin zustimmten.



Viele Jahre war die Sendung Haf ein Lichtblick in der Medienlandschaft. Aber seit 2007, lieber Zettel, ist Herr Plasberg sein eigener Produzent, wie etwa auch Frau A. Will. Klar das er so produziert, keinem auf die Füße zu treten, hier ein Beispiel:

Zitat
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0111/medien/0013/
Archiv » 2008 » 11. Januar » Media
Textarchiv
"Wurde der gar nicht gebrieft?"
Was für eine Debattenkultur: Plasbergs Talk über Ausländer
Marcus Bäcker

"Jung, brutal und nicht von hier - was ist dran am Streit um Ausländergewalt?", lautete der seltsam krawallige Titel der jüngsten Ausgabe von "Hart aber fair". (…)
(…) Die erste Hälfte der Sendung ging klar an Koch, die kritischen Fragen an ihn folgten erst später. Da hatte man allerdings längst den Eindruck gewonnen, der Berliner Grünen-Politiker Özcan Mutlu und Bundesjustizministerin Brigitte Zypries wollten verbissen ein paar unbequeme Wahrheiten verschweigen, etwa über die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, und Koch sei tatsächlich die Stimme der schweigenden Mehrheit, als die er sich mit Vorliebe geriert. (…)
(…)Glänzend ins Bild passte auch die Tatsache, dass der Berliner Oberstaatsanwalt Roman Reusch auf Geheiß seines Vorgesetzten der Einladung Frank Plasbergs nicht hatte folgen dürfen.(…)
(…)Bei "Hart aber fair" wurden durchaus harte Zahlen genannt - und je nach Gesinnung ignoriert, uminterpretiert oder begeistert in ein fixes Gedankensystem einsortiert.(…)
(…)Wie weit manche Volkstreter bei ihrer Mission gehen, die Realität ihrem Weltbild anzupassen, wurde in dieser Sendung auf ausgesprochen denkwürdige Weise deutlich. Als ein ehemals gewalttätiger türkischer Jugendlicher erklärte, ihm fiele nichts ein, was der Staat für ihn hätte besser machen können, man müsse sich seine Möglichkeiten halt selber suchen, da flüsterte Frau Zypries Herrn Mutlu zu: "Wurde der gar nicht gebrieft?" "Doch", zischte Herr Mutlu. "Doch?", echote Frau Zypries fassungslos. Was für eine Debattenkultur.

♥lich Nola

patzer Offline



Beiträge: 359

06.09.2010 14:49
#13 RE: Kritik an der Demoskopie Antworten

beweiskräftige belege kann ich leider nicht liefern.fakt ist jedoch ,dass die politik demoskopische institute für umfragen bezahlt.dies funktioniert direkt über die parteien(überwiegend steuerfinanziert)oder indirekt über ministerien,behörden,institute usw(ausschliesslich steuerfinanziert).diese auftraggeber haben nicht die intention geld zu verdienen(wie zum beispiel die versicherungswirtschaft die korrekte daten bei umfragen verlangt)sondern die nächsten wahlen zu gewinnen.demoskopie wird in diesem zusammenhang zum propagandainstrument da es genug institute gibt die auffassungen ihrer politischen auftraggeber gerne mit umfrageergebnissen untermauern.wirtschaftliche not kennt kein gebot.ergebnisse in diesem bereich sind leicht zu manipulieren.es existiert da eine hamburger studie die gezeigt hat,dass durch geringfügige änderung der fragestellung das ergebnis von 20%zu80% auf 80%zu20% gedreht werden kann.peinlicherweise habe ich keinen link dahin,aber sie,werter zettel,werden sie kennen.
gruß patzer

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

06.09.2010 14:54
#14 RE: Kritik an der Demoskopie Antworten

Die Beachtung grundlegender Regeln der Orthographie (Großschreibung; Leerzeichen) würde der Lesbarkeit ganz erheblich zuträglich sein. Wer gelesen werden will, sollte sich auch leserfreundlich verhalten.

RexCramer ( gelöscht )
Beiträge:

06.09.2010 15:08
#15 RE: Haben wir noch eine Demokratie? Antworten

Lieber Zettel,

Zitat von Zettel
Die Gewaltigen des ÖR Rundfunks können auch nicht machen, was sie wollen. Auch an ihnen sind die Proteste und Meinungsäußerungen ihres Publikums nicht spurlos vorübergegangen.



das mag wohl sein, aber der ÖR ist insgesamt ja schon problematisch, da ich als Bürger keine Möglichkeit habe, ihn loszuwerden. Oder gibt es eine Partei, die die Zwangsfinanzierung abschaffen und stattdessen den ÖR privatisieren will? Wenn es sie gäbe, würde sie dann nicht sofort von eben diesem ÖR niedergemacht werden? Daraus folgt, daß dieses heiße Eisen niemand anfaßt. Damit ist dieser Apparat für mich keine demokratische Veranstaltung, was auch immer die Vertreter des ÖR von sich geben.

Zitat von Zettel
Das sind alles Beispiele, wo man mit Entscheidungen nicht einverstanden sein kann (ich so wenig wie Sie vermutlich); aber die Demokratie sehe ich dadurch nicht gefährdet. Auch nicht durch die Verträge von Lissabon. Ich habe sie in einem früheren Artikel als eines von drei Beispielen für eine wachsende Kluft zwischen der politischen Führung und der Mehrheit der Bevölkerung genannt. Aber so etwas kann in jeder Demokratie vorkommen; wir wollen ja nicht (ich jedenfalls will nicht) das imperative Mandat.



Um eins der Beispiele herauszugreifen: Sie halten den faktischen Einstieg in die Transferunion, der nicht nur einen Bruch internationaler Verträge darstellt, für den keinerlei Erklärung geliefert und der mal eben als "alternativlos" hingestellt wurde, sowie das damit verbundene Verschieben von Geldern in einer Höhe, die noch vor wenigen Jahren unvorstellbar war, für nicht gefährdend für die Demokratie?

Wir reden hier nicht darüber, daß für die Einführung eines neuen Straßenschildes jedesmal ein Volksentscheid mit riesigem Brimborium herbeigeführt werden soll, sondern von finanziellen Entscheidungen in gigantischen Größenordnungen. Meinen Sie nicht, daß da wenigstens ein paar Sätze der Erklärung angebracht wären? Kann es sein, daß man nur deswegen dbzgl. nichts hört, weil das gar nicht sinnvoll zu begründen ist? Darüber, wie es in Einklang mit den entsprechenden Verträgen zu bringen ist, erst recht nicht?
Nein, hier gibt es keine Kluft, sondern diese selbstherrlichen Entscheidungen ohne Rücksicht auf irgendetwas wirken auf mich, als fänden sie in einem anderen Universum statt.

Sie könnten nun natürlich einwenden, das sei nur mein Eindruck und ich stünde damit alleine, aber da habe ich schlechte Nachrichten für Sie: Es gibt einen Grund dafür, daß die Wahlbeteiligungen bei Europawahlen weitaus niedriger in den Mitgliedsländern sind im Vergleich zu deren nationalen Wahlen.
Sie sagen zwar, Sie sehen die Demokratie nicht gefährdet, aber auf europäischer Ebene sind wir längst über diesen Punkt hinaus, denn hier geht es nicht mehr um eine Gefährdung, sondern an den Wahlbeteiligungen sieht man, daß sich ein großer Teil des Volkes bereits abgewendet hat.

Zitat von Zettel
That's democracy. Wobei "laut genug" auch heißen kann, daß man eine Regierung, die schlechte Arbeit abliefert, abwählt.



Tja, leider ist unser Dilemma in Deutschland, daß keine gute Regierung zur Wahl steht. Was wir auch wählen, wir bekommen neue Ämter, mehr Regulierung, neue Steuern und höhere Schulden - nur in unterschiedlicher Dosis.

MfG

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.09.2010 15:13
#16 RE: Kritik an der Demoskopie Antworten

Zitat von patzer
diese auftraggeber haben nicht die intention geld zu verdienen(wie zum beispiel die versicherungswirtschaft die korrekte daten bei umfragen verlangt)sondern die nächsten wahlen zu gewinnen.demoskopie wird in diesem zusammenhang zum propagandainstrument da es genug institute gibt die auffassungen ihrer politischen auftraggeber gerne mit umfrageergebnissen untermauern.


Das eben bezweifle ich, lieber Patzer. Wenn man einen so schwerwiegenden Vorwurf erhebt, dann muß man ihn mit handfesten Belegen untermauern. Wenn nicht, dann können die Institute das zu Recht als Verleumdung rubrizieren,

Zitat von patzer
wirtschaftliche not kennt kein gebot.ergebnisse in diesem bereich sind leicht zu manipulieren.es existiert da eine hamburger studie die gezeigt hat,dass durch geringfügige änderung der fragestellung das ergebnis von 20%zu80% auf 80%zu20% gedreht werden kann.peinlicherweise habe ich keinen link dahin,aber sie,werter zettel,werden sie kennen.


Nein, diese Untersuchung kenne ich nicht; ich habe aber einmal über ein ähnliches Ergebnis aus den USA berichtet, und zwar in diesem Artikel in ZR. Da ging es um die bemannte Raumfahrt.

Dazu zwei Anmerkungen: Erstens ist es oft wirklich schwer, eine Frage oder ein Statement, zu dem der Befragte Stellung nehmen soll, neutral zu formulieren. Dahinter muß keine manipulative Absicht stecken; siehe das Beispiel in dem Artikel. Da hilft es nur, die Daten verschiedener Institute zu aggregieren, darüber haben wir ja schon früher diskutiert.

Zweitens gibt es gerade bei Umfragen zum Wahlverhalten aber dieses Problem so gut wie nicht. Die Standardfrage so ziemlich aller Institute ist dieselbe: "Angenommen, es wären am nächsten Sonntag Bundestags- (Landtags-)wahlen, Welcher Partei würden Sie dann Ihre Stimme geben?"

Wenn in diesem Fall verschiedene Ergebnisse publiziert werden, dann liegt das zum einen am Stichprobenfehler, zum anderen an der jeweiligen Gewichtungsformel, die das betreffende Institut entwickelt hat. Dafür, daß dabei manipuliert wird, habe ich noch nicht den Schatten eines Belegs kennengelernt. Und dann - siehe oben - sollte man so etwas, lieber Patzer, meines Erachtens auch nicht behaupten.

Wenn so etwas aufgedeckt würde, dann wäre das betreffende Unternehmen ruiniert. Warum sollte es dieses Risiko eingehen? Ehemalige Angestellte, die im Unfrieden ausgeschieden sind und die eine solche Information an die Presse verkaufen würden, könnte es immer geben.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.09.2010 15:21
#17 Orthographie und Verortung Antworten

Zitat von Gansguoter
Die Beachtung grundlegender Regeln der Orthographie (Großschreibung; Leerzeichen) würde der Lesbarkeit ganz erheblich zuträglich sein. Wer gelesen werden will, sollte sich auch leserfreundlich verhalten.

Jetzt bin ich, lieber Gansguoter, aber richtig erschrocken, weil ich dachte, daß Sie meinen Artkel meinen.

Erst das Umschalten in den Threaded-Modus und das Aufsuchen Ihres Beitrags dort sowie dessen Verortung brachten mir dann Erleichterung.

Ich sehe das übrigens gelassener. Die meisten hier im Forum geben sich große Mühe, sprachlich und auch orthographisch richtig zu schreiben; auch Tippfehler sind bei den meisten seltener als leider manchmal bei mir.

Aber wenn jemand das nicht machen will - das ist aus meiner Sicht seine Sache. Es sagt ja etwas aus; so, wie zum Beispiel die immer fehlerfreien und oft schön gestalteten Beiträge von einigen (ich nenne jetzt niemanden, weil ich dann garantiert wieder jemanden vergessen würde ) etwas über die Autoren aussagen.

Jeder Jeck is halt anners, und solange er sich an die Forumsregeln hält, ist das jedenfalls mir recht so.

Herzlich, Zettel

RexCramer ( gelöscht )
Beiträge:

06.09.2010 15:22
#18 RE: Haben wir noch eine Demokratie? Antworten

Liebe Nola,

Zitat von Nola
Was ist, wenn durch diese Diskussion, die ja wirklich an den Grundfesten unserer Demokratie (wach)rüttelt und damit endlich der Dornröschenschlaf beendet wird. Das Gebilde von Wolkenkuckucksheim zusammenbricht und die Realität ohne rosa Brille wieder zum Gegenstand wird?

Ich bin jedenfalls froh über jeden zurückgewonnenen cm der Pressefreiheit, der Meinungsfreiheit und der (vor)gelebten Demokratie. Das die Bürger von der politischen "Elite" dermaßen zwingend einfordern, sich der Demokratie unterzuordnen, das hat es zuletzt (m. E.) vor 20 Jahren gegeben.



ja, volle Zustimmung. Es gibt endlich mal wieder einen guten Grund, in Sachen Politik eine Flasche Sekt kaltzustellen.

Ich hoffe nur, daß Wulff Sarrazin seines Amtes enthebt, er dagegen klagt und Merkel samt ihres Abnickers, den sie als Präsident installiert hat, dieses Gehabe richtig um die Ohren fliegt. Das noch garniert mit möglichst viel Wirbel um das Parteiausschlußverfahren, könnte dazu beitragen, daß einige Damen und Herren in Berlin endlich mal wieder richtig eingenordet werden. Falls das noch nicht reichen sollte, wird es den nächsten Wachmacher bei der BW-Wahl geben.

MfG

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

06.09.2010 15:32
#19 RE: Haben wir noch eine Demokratie? Antworten

Zitat
Ich hoffe nur, daß Wulff Sarrazin seines Amtes enthebt, er dagegen klagt und Merkel samt ihres Abnickers, den sie als Präsident installiert hat, dieses Gehabe richtig um die Ohren fliegt. Das noch garniert mit möglichst viel Wirbel um das Parteiausschlußverfahren, könnte dazu beitragen, daß einige Damen und Herren in Berlin endlich mal wieder richtig eingenordet werden. Falls das noch nicht reichen sollte, wird es den nächsten Wachmacher bei der BW-Wahl geben.



Da hoffen wir schon zu zweit. Diese Alleingänge (die dummerweise öffentlich waren, von den anderen erfährt man ja nix) müssen genauso öffentlich "abgestraft" werden. Sie sind sich so sicher geworden in ihren Hinterstuben auf eigenem Parkett, daß sie gar nicht mehr merken, wann sie auf der Bühne stehen.

♥lich Nola

C. Offline




Beiträge: 2.639

06.09.2010 16:27
#20 Bildung, Bildung, Bildung Antworten

Zitat
Das die Bürger von der politischen "Elite" dermaßen zwingend einfordern, sich der Demokratie unterzuordnen, das hat es zuletzt (m. E.) vor 20 Jahren gegeben.



Angela Merkel hat in ihrem Interview mit der Hürryet deutlich gemacht, dass sie keinesfalls gewillt ist sich der Demokratie unterzuordnen, sondern so weitermachen will wie bisher.

Zitat
Diese Aussagen sind allesamt Unsinn“ - In gewohnt großen Lettern reißt die „Avrupa“-Seite der Hürriyet am Freitag das als „exklusiv“ angepriesene Interview mit Bundeskanzlerin Angela Merkel an. Beinahe triumphierend zitiert die auflagenstärkste türkische Zeitung Merkels Aussagen, fett gedruckt Passagen wie jene: „In Deutschland gibt es viele Beispiele für gelungene Integration.“ Betrachtet man die Berichterstattung türkischer Medien bezüglich der Aussagen von Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin, so leuchtet ein, dass die Hürriyet hier einen Coup gelandet hat. Mehrfach war der ehemalige Berliner Finanzsenator als „Rassist“ bezeichnet worden, selbst die wenig boulevardeske Zeitung „Radikal“ verstieg sich dazu, Sarrazin mit Hitler zu vergleichen.



Sie weiß jetzt, dass sie weiter die volle Rückendeckung der Qualitätsmedien haben wird. Die Diskussion wird in ganz andere Resultate münden als wir es uns erhoffen, nachdem jetzt augenscheinlich ist, dass mehr als die Hälfte der Deutschen Rassisten sind. Nicht Gedanken zur Integration von integrationsunwilligen Mohammedanern werden die Debatte der nächsten Monate prägen, sondern die Erziehung des undankbaren Volkes.

Aus der Frankfurter Rundschau:

Zitat
Professor Zick, wie groß ist der Resonanzboden hierzulande, auf den Sarrazin trifft?

Sarrazin bedient ein rechtspopulistisches Potenzial, das 25 bis 30 Prozent der Bevölkerung umfasst. Zuspruch findet er mit einzelnen Thesen aber bei bis zu 50 Prozent. So haben wir in Befragungen erhoben, dass jeder Zweite findet, wir hätten zu viele Zuwanderer; vier von zehn Bürgern haben Angst vor Überfremdung, nur 16 Prozent meinen, die muslimische Kultur passe hierher



Ich befürchte, das wir in Zükünft in den Talkshows noch mehr Süpermüslimas aushalten werden müssen, die uns, natürlich diffamiert, beleidigt, ausgegrenzt, ihre neuesten gefühlten Forschungsergebnisse unter die Nase reiben.

Auch der Spiegel hat die Gefahr für die Bevölkerung erkannt, die Gefahr ist das Volk.
Volksheld Sarrazin - Warum so viele Deutsche einem Provokateur verfallen

Und es kommt noch besser: Thilo Sarrazin hat mit seinem Buch das Land gespalten - Deutsche schimpfen gegen Migranten, Bürger gegen Politiker

Der Super-Thilo hat das gerade wiedervereinigte Deutschland gespalten, mit einem Buch, dass immer noch so gut wie keiner gelesen hat und das herzlich wenig mit der Diskussion darüber zu tun hat. Der Kampf gegen das Volk kann und wird weitergeführt werden, allerdings ist mir das Motiv bisher noch nicht klar geworden. Vielleicht neige ich zu wenig zu Verschwörungstheorien, bin aber dankbar für jeden Hinweis, warum der Bundespräsident, die Bundeskanlerin und die Bundesregierung so erpicht darauf sind, ihren Amtseid zu brechen. Die gute Presse, die sie dafür bekommen, kann es wohl nicht alleine sein.

Zumindest ein Anlagetipp ist sicher. Die Aktien der Migrationsindustrie werden steigen und dem Islam wird weiterhin der Rote Teppich ausgerollt werden, denn für ihn gibt es die "rote Linie" nicht.

http://www.iceagenow.com/

Philipp Offline



Beiträge: 78

06.09.2010 17:28
#21 RE: Bildung, Bildung, Bildung Antworten

Lieber Zettel,

Sie haben in Ihrem Artikel ja schon auf Klaus von Dohnanyis Ankündigung hingewiesen, wonach dieser Sarrazin vor dem Parteigericht vertreten würde. Das mittlerweile über Welt-Online verfügbare Interview mit von Dohnanyi ist ebenfalls sehr lesenswert:

Zitat
WELT ONLINE: Warum wird das so von der Politik nicht gesehen, die eine breite Phalanx gegen Sarrazin gebildet hat?

Dohnanyi: Sie sind gefangen in Tabuzonen, die sie selbst aus dem bereits genannten historischen Schuldkomplex heraus geschaffen habe. Die Folge ist, dass bestimmte Themen gar nicht mehr angesprochen werden dürfen. Wir haben Diskussionsräume geschlossen mit dem Argument, das sei nicht mehr ein Raum der Meinungsfreiheit, sondern ein Raum, den man nicht betreten darf, etwa weil er rassistisch sei. Auf diese Weise verhindert die Politik die offene Debatte. Und die Parteien schaden sich dadurch selbst.



Quelle: http://www.welt.de/politik/deutschland/a...s-ersparen.html

Palmström, etwas schon an Jahren,

wird an einer Straßenbeuge

und von einem Kraftfahrzeuge

überfahren.

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

06.09.2010 19:08
#22 RE: Bildung, Bildung, Bildung Antworten

Zitat
...allerdings ist mir das Motiv bisher noch nicht klar geworden...


Liebe C,

wer nichts unternimmt, der macht auch nichts falsch; der kann immer behaupten, er hätte Schlimmeres verhindert. Aber das wirkliche Übel liegt darin, wie es zu einer solchen Politik kommen konnte. Ich fürchte, unser Staatsvolk ist bereits derart zersplittert, daß die wenigen einigenden Themen (Kindesmißbrauch, ääh, was denn noch?) nicht mehr ausreichen, um Volksparteien oder Koalitionen zu tragen. Das Einzige, was Politiker noch tun können, ist, niemand auf die Füße zu treten und zu hoffen, daß es noch mal reichen wird.

Herzlich, Thomas

Numpy Offline



Beiträge: 113

06.09.2010 21:16
#23 RE: Haben wir noch eine Demokratie? Antworten

Nunja, der Wandel in den Medien hat leider nicht viel mit unserer Demokratie zu tun, denn die Volksvetreter sind weiterhin darauf erpicht, nichts an der aktuellen Situation zu ändern. Was sich jedoch gezeigt hat, ist das gute am Kapitalismus.

Die Verkaufszahlen - und nur die, haben die großen Medien zum Wandel gezwungen. Um ihre Leserschaft zu halten haben sie sich entschlossen, die Propaganda fallen zu lassen, Stück für Stück.

Reiner aus dem Saarland Offline



Beiträge: 272

06.09.2010 22:23
#24 RE: Haben wir noch eine Demokratie? Antworten

Es gibt bzgl. der Sarrazin-Debatte in der ARD noch eine weitere Merkwürdigkeit: die Foren von tagesschau.de sind geschlossen. Es ist nicht möglich auf tagesschau.de zum Fall Sarrazin zu kommentieren. Dies ist insofern bemerkenswert, da bei anderen Themen (z.B. Kernenergie) sehr intensiv diskutiert wird (was man so "diskutieren" nennt). Eigentlich kann man auf tagesschau.de zu nahezu jedem tagesaktuellen Thema diskutieren.

Fairerweise sollte allerdings gesagt werden, dass blog.ard.de offen für die Diskussion ist (siehe den Kommentar von Jörg Schöneborn http://blog.tagesschau.de/?p=8164) und wahrscheinlich auch die Seiten von Illner, Plasberg und Will.

Leipziger ( gelöscht )
Beiträge:

06.09.2010 22:58
#25 RE: Haben wir noch eine Demokratie? Antworten

Zitat von Zettel
Sie werden es nicht glauben: Wir wissen es nicht


Doch, ich glaube das sofort. Genauer: Ich weiß es.
Das wichtigste Element unserer Demoskopie ist (wie in der Sozial“wissenschaft“) die Unterdrückung der Wahrheit. Und weil die plumpe Unterdrückung nicht gut aussieht, wird diese mit tausenden pseudo-wissenschaftlichen Untersuchungen überdeckt.
Unsere hunderte sozial- und politik“wissenschaftlichen“ Lehrstühlen und Instituten haben
tausendfach „wissenschaftlich“ bewiesen, dass Frauen für gleiche Leistung 25%, 33%, 18%, 23%, 9% ... sucht Euch was aus ... weniger Lohn kriegen.
tausendfach „wissenschaftlich“ bewiesen, dass der Faschismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.
tausendfach „wissenschaftlich“ bewiesen, dass Migranten Opfer rassistischer Unterdrückung sind.
tausendfach „wissenschaftlich“ bewiesen, dass das Patriarchat einen Vernichtungskrieg gegen Frauen führt, dass (überhaupt nicht pauschalierend) „die Männer“ „die Frauen“ zu alltäglich (je nach Studie) 30 bis 40 Stunden unentgeltlichen Frondiensten als Putz-, Haus- und Sexsklavin zwingen.
tausendfach ... die Aufzählung der knallfroschwissenschftlichen Untersuchungen ließe sich seitenweise fortsetzen
90% dieser „wissenschaftlichen“ Untersuchungen kann man getrost in zwei Kategorien einordnen
1. Auf den ersten Blick erkennbar falsch
2. Auf den zweiten Blick erkennbar falsch.

Die wirklich wichtigen Themen werden nur im Ausnahmefall untersucht – und selbst dann regelmäßig unterdrückt.

In wie vielen Fällen von Kindermord wurde die Tat
a) von der Mutter
b) vom Vater
c) von anderen
begangen?
Und wie viele Kinder kommen alljährlich in staatlicher Obhut (d.h. bei Pflegeeltern oder im Kinderheim) zu Tode?
Na so was. Die Hans-Böckler-Stiftung weiß von nichts, die Friedrich-Ebert-Stiftung ist ahnungslos. Die GenderleerstühlInnen kennen nicht mal die Frage. Und das Deutsche Jugendinstitut blockt ebenfalls.
Der unvermeidliche Heitemeier weiß von nichts; und die medial omnipräsente Plaudertasche Hurrelmann kann ja nicht zu allem was sagen.
Sie können es gern überprüfen. Zum sagenumwobenen Kindesmissbrauch („Väter sind Täter“ ist der überhaupt nicht pauschalierende Titel einer Hetzschrift) gibt es tausende „wissenschaftliche“ Untersuchungen.
Die letzte Untersuchung zum Kindermord gab es in den 80ern. Seitdem ist das Thema tabu.

In Deutschland werden alljährlich ca. 550.000 Gewaltstraftaten verübt (von Körperverletzung bis Mord).
Wie hoch ist bei den Tätern der prozentuale Anteil von autochtonen Deutschen und Migrationshintergründleristen?
Und schon wieder weiß die Hans-Böckler-Stiftung von nichts, ist die Friedrich-Ebert-Stiftung ist ahnungslos ...

Es wurde jahrzehntelang sinniert, ob es in der DDR (für die innerdeutsche Grenze) einen Schießbefehl expressis verbis gab. Eine Fragestellung, die ich nie verstanden habe. Würde man fragen, ob es möglich ist, dass 28 Jahre lang an 1500km Grenze ohne Schießbefehl auf Flüchtlinge geschossen wird – die Antwort läge auf der Hand.
Ähnlich sind die deutschen Schwierigkeiten mit der Wahrheit.
Gibt es expressis verbis ein Wahrheitsverbot? Beweisen kann man jedenfalls nichts.
Aber wenn wir fragen, ob die flächendeckende Wahrheitsunterdrückung, die Mediengleichschaltung und die Medienhetze ohne zentrale Koordinierung möglich sind - die Antwort ... siehe Schießbefehl.


Zur Basisfrage, die Zettel (seriös begründet) so beantwortet:

Zitat von Zettel
die Antwort ist einfach: Ja, wir leben in einer Demokratie

Ich sehe das nicht so optimistisch.
Um bei den GenossInnen Merkel, Wulff, Weber, Schäuble und de Maiziére nicht anzuecken, verwende ich zur Untersuchung einfach mal deren Vorbeter Friedrich Engels. Der hat was gut zitierbares (Anti-Dühring) vorgelegt:
„Freiheit des Willens heißt daher nichts andres als die Fähigkeit, mit Sachkenntnis entscheiden zu können“
Und genau an der Stelle sehe ich das Problem. Als durchschnittlicher Medienkonsument hat man keine Chance, Sachkenntnis zu erwerben. Egal ob man früh auf dem Arbeitsweg das Radio einschaltet, ob man Abends die Fernsehnachrichten sieht oder die Zeitung liest – der immer gleiche Müll.
Sachkenntnis? Ja, die kann man sich dank Internet erarbeiten; ein mühsames Geschäft, das nicht jedermanns Sache ist.
Und es ist fraglich, wie lange uns diese Informationsquelle noch bleibt. Denn die Antidemokraten (Merkel, Wulff, Weber, Schäuble und de Maiziére) arbeiten ja mit Hochdruck an einer Zensurinfrastruktur, so dass wir demnächst auch im Netz nur noch die richtige Meinung lesen dürfen.

Bleibt die Frage, ob Demokratie ohne Sachkenntnis möglich ist.
Ich denke nicht!

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