Ein hübsches Beispiel, wie man einen Sachverhalt via Statistik schlecht erscheinen lassen kann, bietet das Editorial der neuen "GEO": Nur vier Prozent der Eheschließungen in Deutschland sind Heiraten zwischen Ost und West. Wieso "nur"?
Und noch ein Hinweis: wenn alle Ostdeutschen eine(n) Westdeutschen heiraten würden, dann läge die gesamtdeutsche "interzonale Heiratsquote" auch noch immer nur 20%...
Um zu beurteilen, ob 4% "interzonale Heiratsquote" viel oder wenig ist, müsste man sie mit anderen Heiratsquoten zwischen geographisch geschlossenen Blöcken von 20% der deutschen Bevölkerung mit den übrigen 80% vergleichen.
- Wieviel Prozent der deutsch-deutschen Ehen sind zwischen einem (einer) Nordrhein-Westfalen und einem (einer) Nicht-Nordrhein-Westfalen?
- Wieviel Prozent der deutsch-deutschen Ehen sind zwischen Bewohnern der nördlichen Bundesländer (Niedersachsen, MeckPomm, Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg) und Bewohnern der südlich(er)en Länder?
-- La función didáctica del historiador está en enseñarle a toda época que el mundo no comenzó con ello. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von GorgasalUm zu beurteilen, ob 4% "interzonale Heiratsquote" viel oder wenig ist, müsste man sie mit anderen Heiratsquoten zwischen geographisch geschlossenen Blöcken von 20% der deutschen Bevölkerung mit den übrigen 80% vergleichen.
Ja, natürlich, daran hatte ich auch schon gedacht. Aber ich hatte keine Zeit und Lust, das zu recherchieren. Mich hätten auch Erhebungen interessiert, wie hoch tatsächlich der Einfluss der Wohnortsnähe ist.
Zitat von HerrJa, natürlich, daran hatte ich auch schon gedacht. Aber ich hatte keine Zeit und Lust, das zu recherchieren.
Ich wollte auch gar nicht insinuieren, dass Sie das noch hätten tun sollen; ich glaube nicht einmal, dass Statistiken über die Herkunft von Eheschließenden existieren. Die Standesämter erheben ja nur den Wohnort, und der ist wahrscheinlich heutzutage bei 90% der Heiratenden identisch. Man könnte auch sagen: "90% der Deutschen suchen ihren Ehepartner im gleichen Haus", klingt nach einer furchtbaren genetischen Verarmung
Nein, darauf hätte nur GEO hinweisen sollen. Aber Statistik kann ja leider niemand... wenn man Statistik beherrscht, dann ist das ja mittlerweile suspekt, siehe Sarrazin und Politiker, die sich "mehr für Menschen als für Zahlen interessieren"...
-- La función didáctica del historiador está en enseñarle a toda época que el mundo no comenzó con ello. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von Herr Der eine ist der, an einem Beispiel zu zeigen, wie man mit – entgegen dem viel zitierten Churchill-Wort – durchaus nicht gefälschten Statistiken, doch Aussagen manipulieren kann. – Also schauen Sie bei statistischen Aussagen lieber etwas genauer hin: Was wird denn hier eigentlich behauptet? Und ist es dabei so wie es auf den ersten Blick scheint?
Churchill war ja interessanterweise der Lieblingsfeind des Sozialisten Goebbels, und nicht etwa Stalin, den sein Ministerium längst nicht so ins Visier nahm wie Churchill.
Warum ich das nachgesehen habe? Ich schreibe gerade am vierten und letzten Teil der Serie "Sarrazin auf dem Prüfstand der Wissenschaft", wo es um Demographie, also Statistik gehen wird.
Ihr Text erläutert trefflich, was ich auch dort betone. Mit Statistik kann man, entgegen einem weit verbreiteten Vorurteil, nicht "lügen". Wohl aber kann man bestimmte Aspekte der Daten herausgreifen und dadurch den Adressaten oder Rezipienten zu voreiligen Folgerungen verführen. Wie Sie sehr schön zeigen.
Und wenn Sie mir das nicht als zu schulterklopferisch verübeln: Für einen Theologen haben Sie ein verdammt gutes Verständnis von Deskriptiver Statistik!
Danke! Ich habe aus Churchill "Churchill" gemacht. Das sollte reichen.
Zitat Und wenn Sie mir das nicht als zu schulterklopferisch verübeln: Für einen Theologen haben Sie ein verdammt gutes Verständnis von Deskriptiver Statistik!
Naja, ich bin ja eigentlich ein verhinderter Mathematiker ...
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