Zitat von ZettelAls ich die erste Meldung las, wollte ich kommentieren, daß kaum je Frauen einen Amoklauf begehen. Aber war es überhaupt einer?
Ich habe den Artikel jetzt um einen Nachtrag ergänzt, der sich zum einen mit den Merkmalen von Amokläufern befaßt (kaum Frauen, wie schon geschrieben) und in dem ich zum anderen vor dem Hintergrund des jetzigen Kenntnisstands begründe, warum ich noch immer nicht davon überzeugt bin, daß es sich um einen Amoklauf handelte.
Der Zufall will es, dass in den vergangenen zwei Wochen in einem ähnlichen Fall in Biel (CH) ebenfalls von einem Amoklauf gesprochen wurde. Der Mann hatte auf die Polizei geschossen, die ihn aus seinem zwangsversteigerten Haus zwingen wollte.
Zitat ... hielt sich der mit einem Gewehr bewaffnete Schweizer Peter K.* (67) verschanzt. Schon seit rund 30 Stunden verbreitet der Amokläufer Angst und Schrecken. [...] Ein Mitglied des Einsatzkommandos wurde trotz schusssicherer Weste schwer verletzt. Der Mann wurde von der Kugel aus nächster Nähe am Kopf getroffen, obschon er einen Helm trug. http://www.blick.ch/news/schweiz/bern/be...rschanzt-156160
Der "Amokläufer" wurde vor zwei Tagen in einem angrenzenden Wald aufgespürt und von einem Polizeihund zur Strecke gebracht, ohne Schiesserei.
Am Rande, und in bezug auf den Fall in Lörrach, stellt sich mir die Frage, weshalb die Frau, offenbar von einem polizeilichen Scharfschützen, getötet wurde. Ich habe vielleicht zu viel Karl May und Old Shatterhand gelesen, aber mir scheint dass ein gut trainierter Scharfschütze in der Lage sein sollte, einen Amokläufer ausser Gefecht zu setzen, ohne ihn zu töten. Umso mehr, als diese Scharfschützen ja oft dort in Aktion treten, wo ein schlecht gezielter Schuss auch Umstehende gefährden könnte.
Nachtrag: In den Medien wurde die Bieler Polizei heftig kritisiert, weil sie nicht in der Lage war, den Rentner gleich nach dem Schuss auf den Polizisten zur Strecke zu bringen und ihm so die Flucht in offenbar vorbreitete Verstecke in den Wäldern des Jura ermöglichte. Der Ruf nach einem "Todesschuss" war in den Medien und in der Bevölkerung unüberhörbar.
Wir sollten erst mal abwarten, bis weitere Fakten bekannt sind. Naturwissenschaftler sind es zwar gewohnt, einzelne Vorgänge akribisch zu beobachten, und dann – unter Verwendung von Literaturzitaten - induktive Schlüsse zu ziehen. Das funktioniert in den Naturwissenschaften zwar sehr gut, die gesellschaftliche Realität ist aber komplexer – die Welt ist halt kein Universitätslabor .
Wann ist es ein Amoklauf, wann ist es eine Beziehungstat?
Entscheidet das die Anzahl der Toten, das Motiv, die "Nähe" zu den Opfern oder "wahlloses töten" ansich?
Goggelt man unter Amoklauf oder Beziehungstat erhält man unter beiden Begriffen die Nachricht von Lörrach. Ich würde "Amoklaufen" mit dem wahllosem Wunsch - zu Töten - verbinden und Beziehungstat aus persönlichen Gefühlen zum Opfer mit dem Wunsch dieses zu bestrafen, verletzen bzw. auch zu töten. Alle weiteren Toten sind dann wohl der Panik und dem momentanen "Ausschalten des Hirns wegen Überforderung" geschuldet. So, als Laie, sicherlich simple dargestellt, wäre das meine Überlegung.
Als "Aufmacher" in den Medien läßt Amoklauf die Medien wohl auf erhöhte Aufmerksamkeit und größeren Konsum hoffen. Das es "nur" eine Beziehungstat war, wie sie so oder ähnlich viel öfter geschieht (leider) interessiert dabei überhaupt nicht.
Zitat von GeozentrikerNaturwissenschaftler sind es zwar gewohnt, einzelne Vorgänge akribisch zu beobachten, und dann – unter Verwendung von Literaturzitaten - induktive Schlüsse zu ziehen. Das funktioniert in den Naturwissenschaften zwar sehr gut, die gesellschaftliche Realität ist aber komplexer – die Welt ist halt kein Universitätslabor.
Mir ist, lieber Geozentriker, oft aufgefallen, wie ähnlich sich in mancher Hinsicht die Aufgabe des Kriminalisten und die des Naturwissenschaftlers sind.
Literaturzitate spielen auch für den Wissenschaftler im Forschungsprozeß selbst keine Rolle; er setzt sie in Publikationen, um seine Ergebnisse in den Kontext des schon Bekannten oder des schon Diskutierten zu stellen.
Im Forschungsprozeß selbst verfährt er ähnlich wie der Kriminalist: Er findet bestimmte Fakten vor, für die er die Erklärung sucht. Dazu bildet er Hypothesen (wer gut ist, nicht nur eine - als Kriminalist wie als Forscher) und leitet aus ihnen bestimmte Vorhersagen ab, die er dann prüft.
Beide setzen Indizien zu einem Netz solcher Hypothesen zusammen, einer - wenn sie hinreichend belegt sind - Theorie. Beide wissen, daß sie irren können und daß immer neue Tatsachen auftauchen können, die das beweisen.
Vielleicht bin ich wegen dieser Parallele ein Fan des klassischen Whodunit-Krimis à la Conan Doyle, Ellery Queen und "Der Kommissar".
Zitat von GeozentrikerNaturwissenschaftler sind es zwar gewohnt, einzelne Vorgänge akribisch zu beobachten, und dann – unter Verwendung von Literaturzitaten - induktive Schlüsse zu ziehen. Das funktioniert in den Naturwissenschaften zwar sehr gut, die gesellschaftliche Realität ist aber komplexer – die Welt ist halt kein Universitätslabor.
Mir ist, lieber Geozentriker, oft aufgefallen, wie ähnlich sich in mancher Hinsicht die Aufgabe des Kriminalisten und die des Naturwissenschaftlers sind. Literaturzitate spielen auch für den Wissenschaftler im Forschungsprozeß selbst keine Rolle; er setzt sie in Publikationen, um seine Ergebnisse in den Kontext des schon Bekannten oder des schon Diskutierten zu stellen. Im Forschungsprozeß selbst verfährt er ähnlich wie der Kriminalist: Er findet bestimmte Fakten vor, für die er die Erklärung sucht. Dazu bildet er Hypothesen (wer gut ist, nicht nur eine - als Kriminalist wie als Forscher) und leitet aus ihnen bestimmte Vorhersagen ab, die er dann prüft. Beide setzen Indizien zu einem Netz solcher Hypothesen zusammen, einer - wenn sie hinreichend belegt sind - Theorie. Beide wissen, daß sie irren können und daß immer neue Tatsachen auftauchen können, die das beweisen. Vielleicht bin ich wegen dieser Parallele ein Fan des klassischen Whodunit-Krimis à la Conan Doyle, Ellery Queen und "Der Kommissar". Herzlich, Zettel
Lieber Zettel, Sie dürfen die Realität nicht mit Krimis verwechseln. In der Realität sammelt die Polizei als Hilfsorgan der Staatsanwaltschaft Daten. Dies ist ein eher technischer Vorgang, Schlussfolgerungen ziehen während der Ermittlungen Staatsanwälte, bzw. letztendlich, die Gerichte (bei Gericht – selbstverständlich nach Abwägung aller vorgebrachten Sachen – eher in generalistischer Vorgehensweise). Im realen Leben kann es (besonders, wenn man Verantwortung trägt) sehr schnell passieren, dass man ein Ermittlungsverfahren am Hals hat, ohne einen bewussten Gesetzesverstoß begangen zu haben (Stichworte: Unternehmerverantwortung, Umweltstrafrecht – besonders im Umweltstrafrecht waren Gesetzgeber, Ermittlungsbehörden und Gerichte in letzter Zeit sehr kreativ). Man sollte dann nicht damit rechnen, auf Polizeibeamte zu treffen, die auch nur annähernd über die analytischen Fähigkeiten verfügen, bzw. so differenziert denken können, wie die erfundenen Ermittler in Literatur und Film. Besonders schlimm, und krass falsch informierend, finde ich die Fernsehkrimis im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Im realen Leben sollte man diesen Quatsch sehr schnell vergessen (wenn man es überhaupt fertig bringt, sich diesen - wie ich finde - Mist anzugucken). Wenn man in die Mühlen der Justiz gelangt, kann das sonst sehr schnell ins Auge gehen. Reale Ermittlungsverfahren sind für den Betroffenen kein Spaß – recht teuer (da es grob fahrlässig ist, wenn man nicht die Hilfe eines wirklich guten Anwaltes in Anspruch nimmt) - und können (besonders, wenn man Fehler macht) sehr unangenehme Folgen haben. Ich halte es für unbedingt erforderlich, dies hier richtig zu stellen.
Zitat von GeozentrikerMan sollte dann nicht damit rechnen, auf Polizeibeamte zu treffen, die auch nur annähernd über die analytischen Fähigkeiten verfügen, bzw. so differenziert denken können, wie die erfundenen Ermittler in Literatur und Film.
Och, jetzt rauben Sie mir meine Illusionen.
Zitat von GeozentrikerIch halte es für unbedingt erforderlich, dies hier richtig zu stellen.
Seien Sie mir nicht böse, aber das ist doch selbstverständlich, was Sie schreiben.
Es ändert aber nichts daran, daß Kriminalisten vor der Aufgabe stehen, einen Täter zu ermitteln. Und dazu müssen sie eben so verfahren, wie ich es beschrieben habe. Natürlich sind soundso viel Prozent reine Routine - das Abgleichen von Dateien, Verhöre, Warten auf Laborbefunde. Aber am Ende muß man versuchen, sich auf alles, was an Fakten da ist, einen Reim zu machen. Nicht alle machen das so miserabel wie offensichtlich die Mannheimer Staatsanwälte im Fall Kachelmann.
Da in diesem Forum ja fast alle Berufsfelder vertreten sind - haben wir vielleicht auch einen Staatsanwalt oder Kriminalen unter uns, der dazu etwas sagen könnte?
Zitat von NolaIch würde "Amoklaufen" mit dem wahllosem Wunsch - zu Töten - verbinden und Beziehungstat aus persönlichen Gefühlen zum Opfer mit dem Wunsch dieses zu bestrafen, verletzen bzw. auch zu töten. Alle weiteren Toten sind dann wohl der Panik und dem momentanen "Ausschalten des Hirns wegen Überforderung" geschuldet. So, als Laie, sicherlich simple dargestellt, wäre das meine Überlegung.
Ja, das entspricht wohl auch der Verwendung des Begriffs in der Kriminalistik, soweit ich das beurteilen kann.
Wie es nun im Fall Lörrach war, ist offenkundig noch unaufgeklärt. Mir scheint nach wie vor wenig auf einen Amoklauf hinzudeuten. Es gibt keinen Hinweis darauf, daß das primäre Motiv das Töten von möglichst vielen Menschen gewesen ist. Wie ich von Anfang an gemutmaßt hatte, gab es zunächst eine Beziehungstat. Wie daraus dann die weiteren Taten hervorgingen, ist derzeit unklar. Vielleicht wird es sich nie aufklären lassen.
Gemäss den bis jetzt bekannten Umständen handelt es sich eindeutig um eine Beziehungstat zwischen den Ehepartnern. Der "Amoklauf" zum und im Krankenhaus wird mit einer dort erlittenen Fehlgeburt in Zusammenhang gebracht. Die Frau scheint die Tat kaltblütig vorbereitet und danach verwirrt ausgeführt zu haben. http://www.tagblatt.ch/aktuell/internati...;art620,1610901
Und schon wieder laufen auch einige Politiker amok. Woher die Waffe stammt, scheint bisher nicht bekannt zu sein, aber Claudia Roth weiss schon, wie sie diesen Amokläufen Herrin werden kann:
Zitat Nach der Bluttat wird in Deutschland eine weitere Verschärfung des Waffenrechts gefordert. «Es ist ein skandalöser Umstand, dass wir anderthalb Jahre nach Winnenden schon wieder um die Opfer eines tragischen Amoklaufs trauern müssen», sagte die Parteichefin der Grünen, Claudia Roth. Sportwaffen müssten aus privaten Wohnungen verbannt werden. «Waffen haben zu Hause nichts zu suchen», sagte Roth.
Sollte man nicht auch Plastiksäcke und Brandbeschleuniger verbieten ...?
Zitat von vivendiGemäss den bis jetzt bekannten Umständen handelt es sich eindeutig um eine Beziehungstat zwischen den Ehepartnern. Der "Amoklauf" zum und im Krankenhaus wird mit einer dort erlittenen Fehlgeburt in Zusammenhang gebracht. Die Frau scheint die Tat kaltblütig vorbereitet und danach verwirrt ausgeführt zu haben. http://www.tagblatt.ch/aktuell/internati...;art620,1610901 Und schon wieder laufen auch einige Politiker amok. Woher die Waffe stammt, scheint bisher nicht bekannt zu sein, aber Claudia Roth weiss schon, wie sie diesen Amokläufen Herrin werden kann:
Zitat Nach der Bluttat wird in Deutschland eine weitere Verschärfung des Waffenrechts gefordert. «Es ist ein skandalöser Umstand, dass wir anderthalb Jahre nach Winnenden schon wieder um die Opfer eines tragischen Amoklaufs trauern müssen», sagte die Parteichefin der Grünen, Claudia Roth. Sportwaffen müssten aus privaten Wohnungen verbannt werden. «Waffen haben zu Hause nichts zu suchen», sagte Roth.
Sollte man nicht auch Plastiksäcke und Brandbeschleuniger verbieten ...?
Lieber Vivendi,
als ich den neuen Artikel publiziert habe, war ich in Eile (deshalb war auch der Link von ZR ins kleine Zimmer keiner).
Dadurch hatte ich Ihren Beitrag noch nicht gelesen und hielt das mit Claudia Roth für eine satirische, also realistische Vorhersage.
Weiter jetzt also, wenn's Recht ist, im neuen Thread.
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