Noch zwei Tage bis zu den Feiern des 3. Oktober. Daß bereits eine breite Diskussion über die Wiedervereinigung eingesetzt hätte, wird man nicht sagen können.
Vera Lengsfeld hat ihre (leise, aber klare) Stimme erhoben.
nachdem meine Frau 1976 die DDR 'legal' verlassen hatte und hier im Westen Fuß gefaßt hatte ist sie heute der Meinung, daß sie in ihrem Leben noch nie so offensichtlich gegängelt wurde wie hier in den letzten zwanzig Jahren. Da mag sicherlich mitspielen, daß Beeinflussung in der Jugend nicht als das empfunden wird, was sie ist; ebenso mag mitspielen, daß die Herrschenden der DDR ja ganz offen bekannten, daß sie mit aller Macht beeinflussen wollen - hier war das eben einmal ganz anders. Hier war sie von alldem frei und konnte ein Leben leben, das ihren Angehörigen jenseits des eisernen Vorhangs nicht vergönnt war. Nur begann sich die Empfindung von Freiheit langsam zu verflüchtigen, nicht durch Gewohnheit, sondern durch das akute Empfinden von Verlust des erst kürzlich Gewonnenen.
Auch wenn mir die Freiheit in die Wiege gelegt wurde, empfinde ich ähnlich. Es ist wohl den Freiheitbewußtsein recht förderlich, wenn man ein Diktaturopfer ganz in der Nähe hat.
Zitat von Thomas Paulinachdem meine Frau 1976 die DDR 'legal' verlassen hatte und hier im Westen Fuß gefaßt hatte ist sie heute der Meinung, daß sie in ihrem Leben noch nie so offensichtlich gegängelt wurde wie hier in den letzten zwanzig Jahren. (...) Auch wenn mir die Freiheit in die Wiege gelegt wurde, empfinde ich ähnlich.
Ich respektiere - natürlich - dieses Empfinden, lieber Thomas. Aber ich teile es nicht.
Wir haben das ja schon oft diskutiert; nicht nur du bis da pessimistischer als ich.
Ich empfinde mich nicht als in meine Freiheit eingeschränkt, in keiner Weise. Ich konnte im Beruf das sagen und schreiben, was meiner Meinung entsprach, ich kann es heute als Blogger. Ich habe es in mehr als vierzig Jahren an (überwiegend deutschen) Unis kein einziges Mal erlebt, daß mich ein Agent des Verfassungsschutzes angesprochen hätte, daß man mich bespitzelt hätte, daß ich auch nur den geringsten politischen Pressionen ausgesetzt gewesen wäre.
Ich habe dergleichen nur von Kollegen aus der DDR erfahren; mehr allerdings über sie als direkt von ihnen. Offen haben diejenigen gesprochen, die geflohen waren (in meinem Fach etliche) und dann natürlich viele nach 1989.
Ich habe das schon früher beschrieben, aber ich tue es jetzt noch einmal: Die DDR-Wissenschaftler befanden sich in einem lückenlosen System der Überwachung.
Wer "Reisekader" war, war nicht nur zunächst vom MfS überprüft worden - das war selbstverständlich. Er erhielt auch eine "Reisedirektive", die genau festlegte, wann er an welchem Ort zu sein hatte. Abweichungen waren strikt untersagt. Einer der Kollegen erzählte mir, wie er offenbar in der Bundesrepublik und sogar in Kanada von MfS-Agenten überwacht wurde; man merkte das an Kleinigkeiten, wie daß im Koffer die Dinge nicht mehr so lagen, wie man sie hineingelegt hatte usw.
Wer "reisen durfte", brauchte dazu eine intakte Familie, die das MfS als Geiseln in der DDR festhielt; das gab dem Regime eine gewisse Sicherheit, daß er nicht republikflüchtig werden würde.
Alles, was der Reisekader im KA an Devisen verdiente (etwa durch Publikationen oder Vorträge), mußte er abliefern. Der Devisenhunger der DDR war ein wesentlicher Grund dafür, daß die Kollegen überhaupt "reisen durften".
Die Reiseerlaubnis wurde willkürlich gegeben und entzogen. Zu einem internationalen Projekt, an dem ich mitarbeitete, war ein Kollege aus Prag eingeladen worden. Er kam erst mit ein paar Wochen Verspätung, weil es einem Bürokraten plötzlich gefallen hatte, die schon erteilte Reiseerlaubnis wieder zu streichen.
So war das im KA, im "Kapitalistischen Ausland". Zu Hause in der DDR war es z.B. so, daß an der Karl-Marx-Universität Leipzig (der gesamten Uni!) ein einziges Kopiergerät gab. Es stand im Rektorat. Wer etwas kopieren wollte, der stellte einen Antrag. Das Kopieren erfolgte dann unter Aufsicht durch einen Vertreter des Rektorats.
Wer von einer Reise zurück war, der mußte einen "Bericht" schreiben. Jeder wußte, wo dieser landen würde, nämlich beim MfS.
Nein, lieber Thomas, ich kann, was die Freiheit angeht, keine Ähnlichkeit zwischen unserem demokratischen Rechtsstaat und der DDR erkennen.
Wir alle hier können schreiben, was immer wir für richtig halten. Da wacht nur Wamba und kein staatlicher Zensor. Im Internet können ganz andere Dinge geschrieben werden, als Wamba sie hier erlaubt - massivste Angriffe gegen den demokratischen Rechtsstaat; Inhumanes und Bösartiges.
Das alles wird toleriert. In der DDR war es noch wenige Wochen vor dem Fall der Mauer so, daß eine Frau dafür, daß sie einen Aufruf zu einer friedlichen Demonstration auf ihrer Maschine getippt hatte, vom MfS festgesetzt und so behandelt wurde, daß man das nach den strengen Maßstäben, die in der hiesigen Öffentlichkeit zB an Guantánamo angelegt werden, als Folter bezeichnen würde. Es gab dazu eine ausführliche Dokumentation im TV.
Ich vermute, lieber Thomas, daß deine Frau niemals mit dem Wesen des Regimes in der DDR in Berührung gekommen ist. Viele, die die DDR nur als junge Menschen kannten, sehen sie offenbar vergleichsweise positiv. Man bekommt da halt vieles nicht mit.
Ein Teil freilich - diejenigen, denen schon als Jugendlichen die Freiheit wichtig war - haben die DDR auch als sehr repressiv erlebt. Boche, dem ich im Fußtext danke, deutet das in seinem Blogeintrag an.
sorry, da habe ich mich wohl mißverständlich ausgedrückt. Mein Unbehagen wird durch das Micro-Management, das Hineinregieren in's Private ausgelöst und nichts Anderes war gemeint.
Meine erste Lektion in Sachen DDR hatte ich mit 9 oder 10 Jahren in der 3. Klasse einer "Polytechnischen Oberschule". Plötzlich hieß es morgens vor der ersten Stunde vollkommen unangekündigt: "Ranzenkontrolle! Ranzen sofort auf den Tisch und öffnen! Hände bleiben dann hinter dem Rücken!" Die Klassenlehrerin kontrollierte daraufhin eingehend alle Schulranzen. Ich dachte noch, ja schön, wahrscheinlich kontrolliert sie, ob alles ordentlich gepackt war, ob nicht irgendein Müll darin herumflog. Für die Ordnungsnote im Zeugnis. Aber nein, wie sich bald herausstellte, suchte sie vorallem nach Presseerzeugnissen aus dem Westen. Bei Kindern.
Und sie wurde fündig: Schöne bunte Comichefte, die für einen Jungen in der DDR einen großen Wert darstellten und stolz in der Pause herumgezeigt und bestaunt wurden. Auch mein Kumpel hatte ein solches Heft dabei. Und nun dachte ich bei mir: ok, jetzt wird vielleicht eine Belehrung folgen, dass so etwas nicht in den Ranzen gehören würde und zuhause zu bleiben hätte. Es kam aber etwas anders. Das Heft wurde konfisziert mit der lapidaren Bemerkung, dass das so von der Schulleitung angeordnet wäre und es jetzt keine Diskussion darüber zu geben habe. Und da erlaubte ich mir zu meinem Banknachbarn leise die Bemerkung, dass das aber nicht richtig sei, einfach jemandem etwas wegzunehmen. Das hörte die Lehrerin, die sich wohl irgendwie als Diebin betrachtet fühlte und bestellte mich ernsten Blickes "sofort nach der Stunde" zum Direktor, um das alles mit mir "zu klären". Dort fuhr man dann mit mir ein wenig Karussell, belehrte mich mit einer eigenartig aufgesetzt wirkendenden süßlich-freundlichen Miene im Wechsel mit einer ernst-kantigen Miene, wie schlecht dieses Zeug doch für uns Pioniere wäre und man gar kein andere Wahl hätte. Widerrede vornherein zwecklos. Ich nickte, stimmte zu, gelobte Besserung, denn ich wollte wieder raus aus dieser Situation. Ich durfte gehen. Man sprach nicht mehr davon. Das Comic-Heft meines Kumpels war auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
Von dem Tag an wurde mir als Drittklässler jedenfalls klar, dass da irgendwas nicht stimmte, wenn man schon vor einem Donald Duck so eine Angst entwickelte, dass man ihn von Kindern fernhalten musste. Und dann dieses fremdbestimmte Abarbeiten irgendwelcher Weisungen durch die Lehrerin befremdete mich, genauso, wie nicht fragen zu können: "Warum? Warum nicht anders?" Und Kinder fragen doch so gern nach dem Warum.
Mein Misstrauen war geweckt, meine Kindheit ein kleines Stück beendet und mein liberales, skeptisches Gen aktiviert. Ich war auf der Hut.
Zitat von ZettelIch konnte im Beruf das sagen und schreiben, was meiner Meinung entsprach, ich kann es heute als Blogger. Ich habe es in mehr als vierzig Jahren an (überwiegend deutschen) Unis kein einziges Mal erlebt, ... daß ich auch nur den geringsten politischen Pressionen ausgesetzt gewesen wäre.
Hm. Gut, dass Sie nicht bei der Bundesbank gearbeitet haben.
Wobei ich Ihrem Grundtenor zustimme: die BRD ist keine DDR, der Unterschied ist gewaltig. Nur: er wird kleiner, langsam aber sicher.
-- Civilización es la suma de represiones internas y externas impuestas a la expansión informe de un individuo o de una sociedad. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von Gorgasal Wobei ich Ihrem Grundtenor zustimme: die BRD ist keine DDR, der Unterschied ist gewaltig. Nur: er wird kleiner, langsam aber sicher.
Ich sehe auch einen Trend zur Einschränkung von Grundrechten, allerdings weitaus weniger beruhend auf Aktivitäten von Staatsorganen, denen spätestens das Bundesverfassungsgericht die Grenzen aufzeigt, sondern bedingt durch die "Zivilgesellschaft", eine gesellschaftliche Minderheit, die sich unlegitimiert als das handelnde Subjekt begreift und auch keine Probleme damit hat ihre Ansichten mit Hilfe von Schlägertrupps durchzuprügeln, aber auch selbst mit Drohungen, Bedrohungen, Repressalien, Denunziation und Diffamierung versucht andere an der Wahrnehmung von Grundrechten zu hindern.
In diesem Verbund stehen auch zum Teil die offentlich-rechtlichen Medien und der Qualitätsjournalismus. Wenn die taz ein Loblied auf die Selbstzensur singt oder die "Zeit" als SPD-Zentralorgan den "brillianten" Worten ihres Vorsitzenden huldigt ist das genauso schädlich für die demokratische Diskussionskultur wie die Gedankenspiele einer niedersächsischen Ministerin zur Selbstverpflichtung der Medien und die Überlegungen eines Bundespräsidenten zur Qualitätssicherung. Es braucht nicht direkte zensur zu sein, die Schere im Kopf ist ausreichend.
Das Grundrecht der Versammlungsfreiheit bedeutet, dass eine genehmigte Demonstration, so widerlich auch die transportierten Meinungen sein sollten, ohne ein Riesenaufgebot an Polizei durchgeführt werden kann, das Grundrecht der Meinungsfreiheit bedeutet, dass weder Personenschutz noch geheime Aufenthaltsorte notwendig sind. Zum Grundrecht der Pressefreiheit gehört, dass Presseerzeugnisse vertrieben werden können ohne einen Besuch der lokalen Antifa oder "Stasi" befürchten zu müssen.
Es ist nicht überraschend, dass Akteure dieser "zivilgesellschaftliche Aktivitäten" in enger Verbindung zu Vorfeldorganisationen der KPD (DKP, SEW, SED, PDS, WASG, Linkspartei, Linke. etc.) stehen. Erschreckend ist für mich die Naivität, Unwissen und Unvermögen im Umgang mit diesen offen verfassungsfeindlichen Aktivitäten oder was noch schlimmer ist, die taktische und strategische Zusammenarbeit mit diesen Gruppierungen. Die Distanzierung von Grünen und SPD ist nicht glaubwürdig, in der Gewerkschaft Verdi findet sie noch nicht einmal statt.
Es hat keine Entstasifizierung stattgefunden, im Gegenteil verfügen die Anhänger des Unrechtssystems der DDR über eine höhere Anerkennung und größeren Einfluss als zuvor. Es sind anders als in der DDR nicht die Staatsorgane die die Repression ausüben, sondern es sind extralegale Repressionen einer selbsternannten "Zivilgesellschaft", die ihre Gegner sytematisch "zersetzt".
Wenn Zettel schreibt,
Zitat von ZettelWir alle hier können schreiben, was immer wir für richtig halten. Da wacht nur Wamba und kein staatlicher Zensor. Im Internet können ganz andere Dinge geschrieben werden, als Wamba sie hier erlaubt - massivste Angriffe gegen den demokratischen Rechtsstaat; Inhumanes und Bösartiges.
ist das sicherlich richtig, mit der Einschränkung, solange man nicht in ein Wespennest sticht. Ich verzichte darauf den Beweis anzutreten, da homepagemodules schneller dieses Kleine Zimmer abschalten würde, als Wamba reagieren könnte.
Neben diesen erwähnten extralegalen Repressionen ist in Zukunft auch über die EU eine Einschränkung von Freiheiten zu befürchten (oder über den Umweg EU).
Zu den faktischen Einschränkungen, seien sie jetzt extralegal oder über "wohlmeinende" Gesetze, gibt es auch die gefühlte Unfreiheit, die aus mangelnden Partizipationsmöglichkeiten entsteht:
Zitat von Vera LengsfeldEine ähnliche Diskrepanz zwischen veröffentlichter und öffentlicher Meinung kenne ich nur aus der DDR der 80er-Jahre.
Hier möchte ich allerdings einschränkend sagen, dass diese Diskrepanz nicht generell besteht. Wenn die öffentliche Meinung einem linksgrünen Thema folgt wie zum Beispiel dem Atomausstieg, dann deckt sie sich in der Regel auch mit der veröffentlichten Meinung.
Zitat Wobei ich Ihrem Grundtenor zustimme: die BRD ist keine DDR, der Unterschied ist gewaltig. Nur: er wird kleiner, langsam aber sicher.
Natürlich besteht nach Verfassungsrecht und Verfassungswirklichkeit ein großer Unterschied zwischen der DDR-Diktatur und der Bundesrepublik. Ich kann mich aber nicht entsinnen, dass ich vor zehn Jahren das Gefühl gehabt hätte, ich müsste aufpassen, was ich in der Öffentlichkeit sage. Seit zwei, drei Jahren ist das anders, und nicht nur bei mir. Wie oft habe ich in den letzten Monaten Sätze gehört wie: "Das darf man ja nicht laut sagen, aber ..."; "Hier unter uns kann man ja mal offen sprechen ..."; "Man muss ja immer aufpassen, was man sagt und wer gerade mithört ...". In der Schule der Spagat zwischen dem, was politisch korrekt in den Schulbüchern steht, und dem, was man aus Gründen der wissenschaftlichen Redlichkeit sagen möchte - und immer die Sorge, man würde wegen unliebsamer Äußerungen irgendwo angeschwärzt. Natürlich war der EInzelne in der DDR viel grundlegender und ernsthafter gefährdet, Bekanntschaft mit Hohenschönhausen zu machen - so ist es bei uns nicht -; aber dieses Gefühl der Sorge vor Kontrolle, vor den Folgen von Äußerungen, mit denen man sich unbeliebt gemacht hat, das breitet sich aus und macht einen krank. Im Falle von Th. S. sieht man ja, wie leicht es ist, jemanden aus dem Beruf zu katapultieren.
Und dann ein Rätsel für die Mitleser: In welchem Staat / welcher überstaatlichen Organisation wurde der folgende Text erfasst:
"Sobald die aktive Durchsetzung beginnt, wird ... empfohlen, eine Aufsehen erregende Strafverfolgung zu betreiben, um die abschreckende Wirkung zu verstärken. Wenn festgestellt wird, dass sich prominente Personen bewusst über die Rechtsvorschriften hinweggesetzt haben und diese in der Gesellschaft bekannt sind, können die Behörden ihre Entschlossenheit und die Ernsthaftigkeit der Rechtsvorschriften unter Beweis stellen, indem sie mit rigorosen und zügigen Maßnahmen reagieren und dabei die größtmögliche öffentliche Aufmerksamkeit erregen. Dies wird zu einer verstärkten freiwilligen Einhaltung der Rechtsvorschriften führen und die für die Überwachung und die Durchsetzung benötigten Mittel verringern."
Zitat von GansguoterUnd dann ein Rätsel für die Mitleser: In welchem Staat / welcher überstaatlichen Organisation wurde der folgende Text erfasst:
Das war die EU-Antiraucher-Kampagne, nicht? Diese Aussagen waren dermaßen erschreckend, dass ich sie mir, wenigstens sinngemäß, gemerkt habe. Da ging es doch auch um die Raucherpolizei und ähnlichen Unsinn.
Zum Thema Selbstzensur ist noch anzumerken, dass das Perfide daran ist, dass vor allem die Multiplikatoren davon betroffen sind. Je höher man auf der Karriereleiter oder im Rampenlicht steht, desto weniger offen kann man sich äußern. So entsteht der Eindruck eines common sense aller Intellektuellen und Entscheidungsträger, dem man sich nun noch weniger entgegenstellen möchte.
Beste Grüße, Calimero
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Sie haben recht , die "EMPFEHLUNG DES RATES vom 30. November 2009 über rauchfreie Umgebungen": http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexU...004:0014:DE:PDF Dem Wortlaut nach könnte dieser Passus auch ganz anderen politischen Systemen entsprungen sein.
Zitat von waulmurfMeine erste Lektion in Sachen DDR hatte ich mit 9 oder 10 Jahren in der 3. Klasse einer "Polytechnischen Oberschule". Plötzlich hieß es morgens vor der ersten Stunde vollkommen unangekündigt: "Ranzenkontrolle! Ranzen sofort auf den Tisch und öffnen! Hände bleiben dann hinter dem Rücken!" Die Klassenlehrerin kontrollierte daraufhin eingehend alle Schulranzen. Ich dachte noch, ja schön, wahrscheinlich kontrolliert sie, ob alles ordentlich gepackt war, ob nicht irgendein Müll darin herumflog. Für die Ordnungsnote im Zeugnis. Aber nein, wie sich bald herausstellte, suchte sie vorallem nach Presseerzeugnissen aus dem Westen. Bei Kindern. (…)
Das kann ich bestätigen und wenn ich mich recht erinnere, wurde es hier auch schon thematisiert. Ich bin 1973 in die Schule gekommen und es gab diese Durchsuchungen in jedem Jahr in der Grundschule. Es war demütigend und peinlich. In unserer Schule wurde bei den Durchsuchungen ganz offen auf sogenannte »Schund- und Schmutzliteratur« oder allgemein »Schund und Schmutz des Klassenfeinds« Bezug genommen und darunter fiel grundsätzlich alles Westliche bis hin zur Plastiktüte mit Werbung oder zu einer westlichen Trinkflasche. So wollte man uns Kinder offiziell natürlich nicht unterdrücken, sondern nur vor dem Unheil bewahren.
Später wurden diese Durchsuchungen nicht mehr durchgeführt. Es hörte (wenn ich mich recht erinnere) etwa 1977 auf. Ob das nach einer Intervention des Westens geschah, kann ich nicht sagen. Es gab ja so einige Erleichterungen, die auf sanften westlichen Druck hin erfolgten. In den achtziger Jahren gab es dann auch kleine bis mittlere Auflagen westlicher Literatur zu kaufen.
Zitat von Gansguoter:Zitat: In welchem Staat / welcher überstaatlichen Organisation wurde der folgende Text erfasst: "Sobald die aktive Durchsetzung beginnt, wird ... empfohlen, eine Aufsehen erregende Strafverfolgung zu betreiben, um die abschreckende Wirkung zu verstärken. Wenn festgestellt wird, dass sich prominente Personen bewusst über die Rechtsvorschriften hinweggesetzt haben und diese in der Gesellschaft bekannt sind, können die Behörden ihre Entschlossenheit und die Ernsthaftigkeit der Rechtsvorschriften unter Beweis stellen, indem sie mit rigorosen und zügigen Maßnahmen reagieren und dabei die größtmögliche öffentliche Aufmerksamkeit erregen. Dies wird zu einer verstärkten freiwilligen Einhaltung der Rechtsvorschriften führen und die für die Überwachung und die Durchsetzung benötigten Mittel verringern."
Der Text dient als Handreichung für die Bundes- und Landesbehörden, die sogenannte Steuersünder-CDROMs angekauft haben? ;-)
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