Dass Atheisten und Juden besser Bescheid wissen als Mainstream-Gläubige kann daran liegen, dass sie häufiger mit anderen Religionen als ihrer eigenen konfrontiert werden. Mutter Teresa ist auch häufiger in den Nachrichten als Joseph Smith. Dass Hispanics und Black Protestants ganz unten landen kann entsprechend daran liegen, dass sie weniger Kontakt mit Juden und Hindus haben.
-- Civilización es la suma de represiones internas y externas impuestas a la expansión informe de un individuo o de una sociedad. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von GorgasalDass Atheisten und Juden besser Bescheid wissen als Mainstream-Gläubige kann daran liegen, dass sie häufiger mit anderen Religionen als ihrer eigenen konfrontiert werden.
Werden sie m. E. nicht. Ein z. B. Jude bekommt über seine privaten Kontakte das jüdische Wissen mit und über die Allgemeinbildung (sprich den Mainstream in Bildung und Medien) ein bißchen Judentum und einiges an Christentum. Ein Christ bekommt genau denselben Mainstream mit plus seine eigene christliche Ausbildung.
In Summe müßte daher der Christ besser über das Christentum Bescheid wissen als der Jude. Und wenn ich das richtig verstanden habe, ist nicht einmal das der Fall.
Zitat von GorgasalDass Atheisten und Juden besser Bescheid wissen als Mainstream-Gläubige kann daran liegen, dass sie häufiger mit anderen Religionen als ihrer eigenen konfrontiert werden. Mutter Teresa ist auch häufiger in den Nachrichten als Joseph Smith. Dass Hispanics und Black Protestants ganz unten landen kann entsprechend daran liegen, dass sie weniger Kontakt mit Juden und Hindus haben.
Gut möglich. Ich dachte natürlich zuerst, es sei trivial und einfach eine Frage des Bildungsstands. Aber die Reihung bleibt erhalten, wenn man ihn und andere Faktoren auspartialisiert.
Bei den Atheisten/Agnostiker vermute ich, daß - in den USA, bei uns könnte es anders sein - die meisten nicht aus einem atheistischen/agnostischen Elternhaus stammen, sondern dazu durch eine Auseinandersetzung mit Religion(en) geworden sind. Das mag die besseren Kenntnisse erklären. (Übrigens wurden Atheisten und Agnostiker getrennt erhoben, aber man hat in der Auswertung die Daten zusammengefaßt, weil es keine Unterschiede gab).
Die guten Ergebnisse für die Juden und Mormonen wundern mich dagegen. Zumal ja unter den Juden viele nichtorthodoxe sein dürften, die sich kaum für Religion interessieren. Ebenso ist nicht ganz klar, warum Hispanics und Schwarze auch dann noch ganz unten sind, wenn man die Bildung berücksichtigt.
Möglicherweise liegt es daran, daß Bildungsstand nicht gleich Bildungsstand ist. In den USA wird meist in High School - College - Masters/Doctorate eingeteilt. College-Absolventen sind die Mehrheit, und diese ist sehr heterogen. Wer einen B.Sc. in, sagen wir, Physik am CalTech hat, der hat formal denselben level wie jemand, der seinen B.A. mit Hauptfach Women's Studies am Agnes Scott College gemacht hat.
Also, meine Vermutung ist, daß das unterschiedliche Wissen in Religion im Grunde nur das unterschiedliche allgemeine Wissen widerspiegelt, das wiederum von Intelligenz und Ausbildung abhängt.
Nun, es waren nach meiner Zählung zwei Fragen über das Judentum, vier über den Islam, eine über den griechischen Polytheismus, zwei über den Buddhismus, zwei über den Hinduismus, eine über Atheismus/Agnostizimus, drei über das Alte Testament, zwei über das Neue Testament, drei über den Mormonismus, zwei über Differenzen zwischen Protestantismus und Katholizismus, drei über das Verhältnis von Staat und Religion in den Vereinigten Staaten, zwei über die Geschichte des Protestantismus, und eine über Wissenschaftsgeschichte.
Ehrlich gesagt, bei dieser Zusammenstellung von Fragen wundert mich nicht, dass Minderheitenreligionen besser abschneiden als Protestanten und diese wiederum besser als Katholiken.
Ob die Deutschen mehr gewusst hätten? Was Martin Luther und den Islam angeht, wahrscheinlich schon; über Mormonen sicher nicht; aber im großen und ganzen würde ich für Deutschland ähnliche Ergebnisse erwarten.
Der Effekt kommt vermutlich daher, dass man "Nothing in particular" separat von "atheist/agnostic" ausgewiesen hat. Das entspricht natürlich der jeweiligen Selbstbeschreibung aber letztlich läuft es darauf hinaus die überlegt-unreligiösen von den gleichgültig-unreligiösen getrennt auszuweisen. Und genau die Unterscheidung macht man in den anderen Gruppen eben nicht.
[Nebenbei kurz zur Information: Ich habe mich im kleinen Zimmer bisher "gelegentlicher Besucher" genannt. Nachdem ich mich bei meinem Gastbeitrag vor einigen Monaten anders genannt hatte, hat Zettel mich freundlicherweise auch hier umbenannt.]
Zitat von Marriexhttp://blogs.ssrc.org/tif/2010/10/05/religious-knowledge/
Vielen Dank! Haben Sie das alles gelesen und können sagen, ob etwas Lesenswertes darunter ist, lieber Marriex? Beim Überfliegen bin ich auf keine Oase in der Wüste der Gemeinplätze gestoßen, aber ich habe jeden Beitrag nur "angelesen".
Zitat von GilbertDer Effekt kommt vermutlich daher, dass man "Nothing in particular" separat von "atheist/agnostic" ausgewiesen hat. Das entspricht natürlich der jeweiligen Selbstbeschreibung aber letztlich läuft es darauf hinaus die überlegt-unreligiösen von den gleichgültig-unreligiösen getrennt auszuweisen. Und genau die Unterscheidung macht man in den anderen Gruppen eben nicht.
Ausgezeichneter Punkt! Ich muß gestehen, daß ich diese Kategorie "nothing in particular" glatt überlesen hatte.
Allerdings könnte diese Gruppe "nothing in particular" noch andere als Gleichgultig-Unreligiöse umfassen, nämlich Religiöse ohne denomination. Diese gibt es in Deutschland auch; in den USA aber sehr viel häufiger, weil man sich ja seine Konfession aktiv aussucht und auch oft wechselt. Wer das nicht tun will, der kann trotzdem zB Christ sein, aber ohne Bindung an eine denomination. Oder er ist vielleicht Spiritualist, Druidengläubiger (im UK ja jetzt eine anerkannte Religion ) und Anderes mehr.
Zitat von Gilbert[Nebenbei kurz zur Information: Ich habe mich im kleinen Zimmer bisher "gelegentlicher Besucher" genannt. Nachdem ich mich bei meinem Gastbeitrag vor einigen Monaten anders genannt hatte, hat Zettel mich freundlicherweise auch hier umbenannt.]
In der stillen Hoffnung, daß dadurch auch aus dem "gelegentlich" irgend etwas Häufigeres wird.
Hmm, da müsste man jetzt den Fragebogen sehen. Wenn die berichteten Kategorien den gefragten entsprechen, würde ich das für vernachlässigbar halten. Ein nondenominational christian wird sich so gut wie immer als "white evangelical protestant" oder "black protestant" einordnen. Unklar ist mir allerdings, was aus Moslems und Heiden geworden ist. Vielleicht sind die wie die Atheisten so selten, dass man aus einer Umfrage der Gesamtbevölkerung nichts signifikantes über sie rauskriegt. Dann sollte die Kategorie, in die man sie schmeißt, aber "other" heißen. Besonders dumme Neuheiden würden mir aber auch hervoragend in die Vorurteile passen .
Zitat von GilbertEin nondenominational christian wird sich so gut wie immer als "white evangelical protestant" oder "black protestant" einordnen.
Naja, wahrscheinlich eher "white mainline protestant" als "white evangelical protestant". Aber anscheinend sind da in der Tat viel feinere Selbsteinschätzungen zusammengeworfen worden.
Zitat von GilbertUnklar ist mir allerdings, was aus Moslems und Heiden geworden ist. Vielleicht sind die wie die Atheisten so selten, dass man aus einer Umfrage der Gesamtbevölkerung nichts signifikantes über sie rauskriegt. Dann sollte die Kategorie, in die man sie schmeißt, aber "other" heißen.
Guter Punkt. Und wenn man in das oben verlinkte pdf hineinschaut (Seite 6), dann sieht man da, dass sich 1% der Teilnehmer als Atheisten, 3% als Agnostiker, 12% als "nothing in particular" und 1% als Muslime identifizieren. Bei 3412 Antwortern erscheint mir die statistische Fundierung von Aussagen wie "Atheisten und Agnostiker unterscheiden sich kaum, darum werfen wir sie zusammmen und berichten danach, dass diese gepoolte Gruppe sich von anderen unterscheidet" ein bisschen dünne.
Zitat von GilbertBesonders dumme Neuheiden würden mir aber auch hervoragend in die Vorurteile passen .
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Zitat von GilbertUnklar ist mir allerdings, was aus Moslems und Heiden geworden ist. Vielleicht sind die wie die Atheisten so selten, dass man aus einer Umfrage der Gesamtbevölkerung nichts signifikantes über sie rauskriegt.
Wieviele Moslems es in den USA gibt, weiß offenbar niemand. Die Schätzungen schwanken zwischen 1,3 Mio und 7 Mio! Das wären bei einer Bevölkerung von 310 Mio zwischen 0,3 Prozent und 1,3 Prozent.
Zitat von ZettelWieviele Moslems es in den USA gibt, weiß offenbar niemand. Die Schätzungen schwanken zwischen 1,3 Mio und 7 Mio! Das wären bei einer Bevölkerung von 310 Mio zwischen 0,3 Prozent und 1,3 Prozent. Also vermutlich in der Umfrage nicht zu erfassen.
Wie oben schon geschrieben: in der Umfrage identifizierten sich 1% als Muslime - und ebenso viele als Atheisten. Aber über die Atheisten lesen wir Ergebnisse (weil sie ähnlich zu Agnostikern waren, eine reichlich dünne Argumentation), zu Muslimen nicht.
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Danke. Demnach gab es eine getrennte Kategorie für "other faiths", nur sind das mit etwa 1% genau wie bei den Moslems zu wenig für eine sinnvolle Auswertung.
Mainline (die inzwischen zahlreicheren Evangelikalen sagen auch oldline) sind Episkopale, Lutheraner, Presbyterianer u.s.w. also relativ große und heutzutage theologisch liberale kirchliche Gemeinschaften, neuerdings (einige Jahre bis Jahrzehnte) untereinander größtenteils mit Interkommunion. Das entspricht etwa der Stellung die hierzulande die EKD hat. Nondenominational sind die aber gerade nicht, im Gegenteil etwas bösartig gesprochen eher Organisationen die sich weiter jeden Sonntag treffen weil das Vereinsleben so schön ist, auch wenn man die Inhalte nicht mehr ernst nimmt. Evangelikale haben dagegen auch lokale Gemeinden, die es aber teilweise nicht nötig finden sich auf nationaler Ebene zu vernetzen, weil sie von der sichtbaren Kirche sowieso nicht so viel halten. Die hat die Umfrage aber jedenfalls als "other protestant / protestant non-specific" abgefangen.
Bei den Atheisten ist die Aussage ja nicht, dass man Ähnlichkeit festgestellt hätte, sondern dass man die Atheisten als vermutlich ähnlich zu den Agnostikern gepackt hat, um auf eine auswertbare Gruppe zu kommen. Also kein Ergebnis, sondern eine reingesteckte Vorannahme. Die Annahme scheint mir allerdings für Fragen dieses Schwierigkeitsgrades durchaus plausibel Und bei den Moslems hat man eben keine Gruppe mit der man sie sinnvollerweise ohne weitere Untersuchungen zusammenschmeißen könnte.
Unterm Strich bleibt aber die Erkenntnis, das für "nothing in particular" tatsächlich nur noch Gleichgultig-Unreligiöse übrigbleiben.
Zitat von GilbertMainline (die inzwischen zahlreicheren Evangelikalen sagen auch oldline) sind Episkopale, Lutheraner, Presbyterianer u.s.w. also relativ große und heutzutage theologisch liberale kirchliche Gemeinschaften, neuerdings (einige Jahre bis Jahrzehnte) untereinander größtenteils mit Interkommunion. Das entspricht etwa der Stellung die hierzulande die EKD hat. Nondenominational sind die aber gerade nicht, im Gegenteil etwas bösartig gesprochen eher Organisationen die sich weiter jeden Sonntag treffen weil das Vereinsleben so schön ist, auch wenn man die Inhalte nicht mehr ernst nimmt. Evangelikale haben dagegen auch lokale Gemeinden, die es aber teilweise nicht nötig finden sich auf nationaler Ebene zu vernetzen, weil sie von der sichtbaren Kirche sowieso nicht so viel halten. Die hat die Umfrage aber jedenfalls als "other protestant / protestant non-specific" abgefangen.
Hm, ich weiß nicht. Nach dem obigen PDF (Seite 6) waren 52% Protestanten, aber nur 5% "non-denominational Protestant". Ich denke eher, dass die Unterscheidung in evangelikal/nicht-evangelikal nach der zusätzlichen Frage "Would you describe yourself as a "born-again" or evangelical Christian, or not?" erfolgte.
Zitat von GilbertBei den Atheisten ist die Aussage ja nicht, dass man Ähnlichkeit festgestellt hätte, sondern dass man die Atheisten als vermutlich ähnlich zu den Agnostikern gepackt hat, um auf eine auswertbare Gruppe zu kommen. Also kein Ergebnis, sondern eine reingesteckte Vorannahme.
Stimmt, das hatte ich falsch in Erinnerung.
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