Nicht Obama ist an der Niederlage seiner Partei schuld, sondern die amerikanischen Wähler.
Daß die deutschen "linksliberalen" Medien so reagieren würden, habe ich ja erwartet. Wie das der Politik-Chef der "Zeit" umsetzt, hat mich allerdings doch überrascht. Eigentlich hätte ich dazu eine Meckerecke schreiben sollen. Ulrichs blut- und gedankenleeres Lamento, halb Bußpredigt und halb Elegie über die Schlechtigkeit der Welt, brachte mich aber nicht in den rechten fighting mood.
Also ist's ein kleines Quiz geworden; oder vielmehr eine Parodie darauf.
sind halt richtige Kinderschen, die Amis! Erst erhoffen sie, daß der neue Präsident alle ihre Probleme löst, und wenn sich dann herausstellt, daß er das natürlich nicht kann, wollen sie gleich einen anderen wählen! Wo der Präsident damit doch gar nichts zu tun hat, oder? Tz, tz.
Das Schönste an der Wahlnacht waren die "Kommentare danach" in der europäischen Presse. So viel Genuß hatte ich seit ewigen Zeiten nicht mehr!
Und als Meister der Propaganda lässt er es sich natürlich nicht nehmen, einen im Zusammenhang der Wahl völlig aus der Luft gegriffenen Seitenhieb auf den Baron zu Guttenberg einzufügen.
Zitat Nein, dass der Hoffnungsträger Obama abgestraft wurde, spricht nicht gegen ihn, es spricht für erwachsenes, mit Blick auf den bayerischen Adeligen auch für dosiertes Hoffen.
Was heißt hier "dosiertes Hoffen"? Doch nichts anderes, als trotz der Qualitäten Guttenbergs das Kreuz an der richtigen, ergo rotgrünen Stelle zu machen. Nicht auf den Rattenfänger reinfallen. Denn auf Guttenberg gemünzt heißt die Hoffnungsträger-Kritik nichts anderes als: Hinter dem sympathischen und gewandten Auftreten des Barons lauert die soziale Kälte der schwarzgelben neoliberalen Klientelpolitik, genauso wie hinter Obamas Charisma die Macht des militärischen Komplexes steht, dem der arme Bub hilflos gegenübersteht.
Sind also Hoffnungsträger grundsätzlich zu verachten? Aber nicht die Bohne, sie müssen nur auf der richtigen Seite stehen wie Willy Brandt und Kennedy (der im übrigen durch Kubakrise und Vietnamkrieg auch vor seinem Tod schon von der Realität eingeholt wurde und im Gegensatz zu Obama durchaus Führungsstärke bewies).
Und deshalb wird auch den Amerikanern vorgeworfen, Obama nicht mehr gut zu finden. Weil er ein Hoffnungsträger der richtigen Seite ist.
Von Sarrazin bis zur Tea Party: Wann merken die deutschen Medienmacher, dass sie auf der falschen Party sind?
Auch gestern im Heute-Journal: Das Zähneknirschen war durch alle Wahlbeiträge zu spüren, auch mit dem verzweifelten Versuch, die Situation für Obama mit Hinweisen auf frühere Halbzeitergebnisse kleinzureden. Immerhin hat der interviewte Richard Burt noch darauf hingewiesen, dass sich Europa und die USA über das Thema Ökologie auseinanderleben könnten, weil Obama die Kosten dafür kaum noch plausibel machen kann.
Gruß, Martin
PS: Der schweizer Artikel ist wirklich mal erfrischend
Zitat von Zettel Ulrichs blut- und gedankenleeres Lamento, halb Bußpredigt und halb Elegie über die Schlechtigkeit der Welt, brachte mich aber nicht in den rechten fighting mood.
Er hätte sich wirklich etwas mehr Mühe geben können, wo Du doch zur klassischen Zielgruppe (gebildet, begütert, mit viel Zeit) der ZEIT gehörst und, wenn ich mich richtig erinnere, dafür auch noch Geld ausgibst. Ich habe leider nicht so viele Abos, wie ich kündigen möchte und die ZEIT zwecks Wutkündigung zu abonnieren, ist selbst mir zu albern.
Zitat von C.2. Obama tritt ein schweres Erbe an, weil Bush und seine neoliberalen, neokonservativen religiösen Rechten mit ihrem öligen Imperialismus alles zu Grunde gerichtet haben.
Zitat von Bernd UlrichOb Finanz- oder Hypothekenkrise, ob Arbeitslosigkeit, Guantánamo oder Afghanistan – stets wurden Obama die giftigen Vermächtnisse seines Vorgängers zum Vorwurf gemacht. Ihm ist es nicht gelungen, in zwei Jahren zu reparieren, was die Republikaner in acht Jahren zerdeppert haben – wie enttäuschend!
Allerdings steigt Bernd Ulrich gegen Ende seines Aufsatzes zu unerwarteten intellektuellen Höhen auf:
Zitat von Bernd UlrichDoch auch die kindische, unreife Erwartung, die Welt möge alsbald so werden, wie sie uns gefällt, ist schwer zu ertragen.
Für einen ehemaligen Mitarbeiter beim Fraktionsvorstand der Grünen ist das ein ungewohnt vernichtendes Urteil über Claudia Roth.
Hätte ich glatt vergessen zu schreiben: Herr Obama wird natürlich wiedergewählt, wenn er ein zweites Mal antritt. DEN Wahlkampf kann man sich schenken.
Ohne den Originaltext zu lesen, kann ich ihnen sagen, dass
- Obama nur falsch verstanden wurde. - Die Waehler sich von boesen Konzerninteressen einspannen liessen. - Die Tea-Party populistisch ist. - Die Waehler den Populisten von rechts auf den Leim gingen. - Obama von den boesen Republikanern voellig unverstaendlicherweise und aus rein machttaktischen gruenden gestoppt wird.
Das Drehbuch lauft doch bei linken Hoffnungstraegern immer so ab, dass das Scheitern immer auf unerwartete, unverstaendliche, dumme, externe Gruende zurueckzufuehren ist. Auf die Weltwirtschaft, auf die boesen Amis, auf den Geheimdienst, auf den dummen Waehler der nicht versteht was gut fuer ihn ist. Das Scheitern der Chavez, Obamas, Lafontaines, Browns, ... ist n i e auf deren schlechte Politik zurueckzufuehren.
Sehr interessant ist Information wie unterschiedlich verheiratete und unverheiratete Frauen wählen. Bei dieser Wahl nicht erhoben, aber 2008:
In 2008, McCain won 50 percent of the votes of married women, but only 29 percent of unmarried women.
Ansonsten ist die GOP eine Partei die ganz überwiegend von Weißen gewählt wird. Die Minoriäten wählen hingegen ganz überwiegend, bis zu 90% bei den Schwarzen, Democrats.
Entscheidend für den Wahlausgang ist, ob die GOP die Weißen so sehr motivieren kann, daß die Minderheitenstimmen ausgeglichen werden können. Nur sind die Weißen eben gespalten, und wählen ebenfalls Democrats, während die Minoritäten ganz überwiegend nie GOP wählen.
Das ist ein immenser Vorteil für die US-Linken.
Es zeigt auch, daß die Wahlen in den USA immer mehr zur Rassenabstimmung mutieren. Aber nur oberflächlich, denn dahinter stehen ethische Parameter. Die Minortäten sind geprägt vom Ideal daß ein allmächtiger Staat etwas Gutes ist. Die Schwarzen durch ihre überproportionale Abhängigkeit von Sozialtransfers, die Latinos weil sie kulturell entsprechend fixiert sind auf ein hierarchisch-patriarchales Gesellschaftskonstrukt mit starker Führerfigur an der Spitze. Bei Asiaten ist das ähnlich, wenn auch hier die unternehmerische Eigenverantwortung dem entgegen steht und eigentlich den Rep. nützen sollte.
Nur bei den Weißen gibt es diesen Wert von individueller Freiheit und Selbstverantwortung als Ideal. Und hier nur bei den Konservativen. Die US-Linken sympathisieren mit dem europäischen Enteignungs- und Entrechtungsmodell neosozialistisch-sozialdemokratischer Prägung.
D.h. demografisch werden die USA ethisch immer linksradikaler, immer staatstotalitärer werden. Die linken Weißen sind kein Problem. Durch ihre Familienfeindlichkeit elemenieren sie sich selbst (Können aber durch ihre Dominanz in Medien und Universitäten immer wieder neu Kinder der Konservativen missionieren). Entscheidend ist aber die Massenzuwanderung, und mit ihr verändern sich die ethischen Schwerpunkte in den USA.
Die Werte denen die USA ihren Wohlstand verdanken, treten in den Hintergrund.
Die Folge wird ein Niedergang des Landes sein, auf lateinamerikanisches Niveau eines Tages. Mit Unterstützung der Schwaren und linken Weißen.
Nur ein totaler Zuwanderungsstop und eine Gebäroffensive der konservativen Weißen kann diesen Prozeß verhindern, unter der Voraussetzung daß die kultuellen Werte der Konservativen ebenfalls weiter vermittelt werden.
Zitat von 123Die Werte denen die USA ihren Wohlstand verdanken, treten in den Hintergrund.
Das sehe ich noch nicht. Im Gegenteil zeigt doch Obamas Scheitern, daß der Versuch diese Werte wegzudrücken auf ganz breiten Widerstand stößt.
Zitat Die Folge wird ein Niedergang des Landes sein, auf lateinamerikanisches Niveau eines Tages. Mit Unterstützung der Schwaren und linken Weißen. Nur ein totaler Zuwanderungsstop und eine Gebäroffensive der konservativen Weißen kann diesen Prozeß verhindern, ...
Das halte ich nun doch für sehr überzogen. Die Lateinamerikaner kommen in die USA, weil sie eben das "lateinamerikanische Niveau" ihrer Heimatländer ablehnen und am "american dream" teilhaben wollen. Aufstieg und Wohlstand durch Arbeit ist für die wesentliche Motivation - und führt dann am Ende auch zu entsprechenden politischen Positionen, siehe die Latinos in Florida.
Wenn die neu eingewanderten Latinos derzeit eher demokratisch wählen, dann ist das m. E. im wesentlichen Reaktion auf die neue harte Linie der Republikaner gegen diese Einwanderung. Natürlich wollen die Neuankömmlinge keine Politik, die ihre eigene Einwanderung verhindert hätte und ihnen oft auch den Nachzug von Verwandten und Freunden erschwert. Da ist ihnen einfach das Hemd näher als der Rock.
Das sehe ich noch nicht. Im Gegenteil zeigt doch Obamas Scheitern, daß der Versuch diese Werte wegzudrücken auf ganz breiten Widerstand stößt.
aus dem eingestellten Link geht hervor, daß der Widerstand gegen Obamas Staatsexpansion fast nur von den Weißen ausgeht. Nur die Moblisierung vieler weißer Stimmen hat zu diesem Wahlergebnis geführt.
Es stimmt zwar, daß die Lations in die USA einwandern wegen der besseren Verdienstmöglichkeiten, aber zugleich behalten sie mit Ausnahme der Exil-Kubaner sehr viel von ihrer kulturellen Prägung bei. Und die ist anders als jene, die auf die Einwanderer aus dem ehemals feudalistischen Europa zurück geht. Eben Staats- und Autoritätsgläubiger, heute "sozial" genannt.
Die Summe der Wertvorstellungen wird sich folglich auf die Politik in den USA auswirken. Und spätestens wenn die Minoritäten plus die linken Weißen die Mehrheit stellen, werden auch die USA den Weg Europas gehen. Musterbeispiel dafür ist Kalifornien, wo inzwischen eine strukturelle linke Mehrheit entstanden ist, die nur noch durch extreme Ereignisse zu Gunsten der GOP gekippt werden kann. Unter Reagan hat Kalifonien noch konservativ gewählt. Das ist nun wohl dauerhaft vorbei.
Die politische Landschaft spaltet sich demnach nicht nur auf in Demokraten und Republikaner, sondern außerdem in konservative Weie auf der einen Seite, und Minderheiten plus linke Weiße auf der anderen. Es läuft also auf eine ethnische, und somit kulturelle Spaltung der USA hinaus.
Eine Chance für die konservativen Weißen wäre noch möglichst viel Latinos und vor allem auch Ostasiaten für sich zu gewinnen, indem man ihnen aufzeigt, daß links wählen nun, da sie im Land sind, ihren Interessen schadet. Entweder wenn sie erfolgreiche Selbständige geworden sind, oder als Migranten, indem sie erkenne, daß noch mehr Migranten für sie Konkurrenz bedeutet und damit ihr eigentliches Ziel, ihren Lebensstandard zu verbessern, schadet.
Zitat von DagnyDas Drehbuch lauft doch bei linken Hoffnungstraegern immer so ab, dass das Scheitern immer auf unerwartete, unverstaendliche, dumme, externe Gruende zurueckzufuehren ist. Auf die Weltwirtschaft, auf die boesen Amis, auf den Geheimdienst, auf den dummen Waehler der nicht versteht was gut fuer ihn ist. Das Scheitern der Chavez, Obamas, Lafontaines, Browns, ... ist n i e auf deren schlechte Politik zurueckzufuehren.
Nur auf den dummen Wähler:
Zitat Noch nie war Dummheit in den Staaten so schick wie heute, was etwas heißen will, denn schließlich wurde das Land fast ein Jahrzehnt lang von Ronald Reagan regiert, der, ohnehin schon nicht besonders brillant, während seiner letzten Regierungsjahre wahrscheinlich auch noch an den Früherscheinungen einer Alzheimererkrankung litt. Aber heute würde er neben den Tea-Party-Damen Sarah Palin oder Michelle Bachmann wie ein Methusalem neben zwei wild gewordenen Killerbarbies wirken.
Und woran liegt es? Auf die Antwort kann nur ein deutscher Salonschreiber (die Bezeichnung habe ich mir nicht ausgedacht, Daniel Schreiber leitet bei Cicero das Ressort Salon) kommen: Es gibt zu wenig Feuilleton in den Medien.
Zitat Damit Deutschlands Medien sich nicht noch stärker nach US-amerikanischem Vorbild verwandeln und damit Angela Merkel, Ursula van der Leyen, Renate Künast oder Andrea Nahles, um Wahlen zu gewinnen, sich nicht notgedrungen einmal mit rahmenloser Brille auf der Nase und einem Haufen Kinder auf dem Arm vor selbst erlegtem Rotwild präsentieren und komplett absurde, prolettchenhaft klingende Reden schwingen müssen, mache ich an dieser Stelle einen Vorschlag: Man sollte die Kulturteile der Zeitungen und Zeitschriften dieses Landes erheblich ausweiten. Auch wenn bei weitem nicht alles rosig ist, scheint man dort immer noch mehr Wert auf Inhalte zu legen als in der Politik.
Also ich habe ja schon sehr viel hanebüchenen Unsinn in deutschen Medien gelesen, aber das ist wirklich eine besondere Perle. Gut, dass ich mein Cicero-Abo bereits kurz nach der Usurpation durch Naumann abbestellt habe.
Zitat Damit Deutschlands Medien sich nicht noch stärker nach US-amerikanischem Vorbild verwandeln und damit Angela Merkel, Ursula van der Leyen, Renate Künast oder Andrea Nahles, um Wahlen zu gewinnen, sich nicht notgedrungen einmal mit rahmenloser Brille auf der Nase und einem Haufen Kinder auf dem Arm vor selbst erlegtem Rotwild präsentieren und komplett absurde, prolettchenhaft klingende Reden schwingen müssen,
Ich habe es immer schon gesagt, lieber Petz (ich glaube, es gab 2008 auch einen Artikel darüber in ZR): Sarah Palin macht bestimmte Männer an, Leute wie diesen Daniel Schreiber zum Beispiel.
Sie ist so etwas wie ein Archetyp; die zugleich emanzipierte und weibliche Frau. Eben mit dem erlegten Wild und Kindern. Da werden Männerfantasien wach, vor allem vermutlich bei Softies. Die starke Übermutter.
Und dagegen setzt dann - hätte Freud gesagt - Reaktionsbildung ein, und fertig ist der Palin-Haß.
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