Wenn die meisten von Ihnen diese Marginalie lesen, werden Sie klüger sein als ich jetzt, wo ich sie geschrieben und publiziert habe. Sie werden dann wahrscheinlich das Ergebnis kennen; oder jedenfalls Hochrechnungen, die ihm sehr nahe kommen.
Wenn es so kommt, wie es sich im Augenblick abzeichnet, dann wird Nate Silver wieder einmal einen Wahlausgang exakt vorhergesagt haben.
Und wenn es so kommt, wie man es wohl befürchten ist, dann werden unsere Medien uns am heutigen Mittwoch darüber belehren, wie schlecht es ist, daß die gute Politik des guten Präsidenten Obama jetzt dadurch erschwert wird, daß die uneinsichtigen Amerikaner ihr einfach nicht folgen wollten.
Sie sind dieses Mannes eben gar nicht würdig, die Amerikaner.
Zitat von MPHUnd Nate silver ist wirklich sehr bemerkenswert. Ich frage mich, wie der das immer hinbekommt.
Allgemein gesagt: Er ist erstens Mathematiker und arbeitet mit Wahrscheinlichkeitsmodellen (wie die genau funktionieren, habe ich in seinem Blog allerdings noch nicht gefunden). Zweitens scheint er wirklich jede überhaupt publizierte Umfrage auszuwerten.
Im Grunde ist es also das Rezept jeder empirischer Wissenschaft: Sammle so viele Daten, wie du kannst, und werte sie so quantitativ aus, wie du kannst.
Einen ausgezeichneten Überblick über die Entwicklung der Auszählung, mit eingebauten Hochrechnungen, gibt diese interaktive Karte von Nate Silver. Wenn man den Mauszeiger auf einen Wahlkreis richtet, bekommt man die Wahrscheinlichkeit für einen Sieg des einen oder anderen Kandidaten geliefert, die vorhergesagten Stimmenanteile und andere Informationen.
Interessant ist unter anderem, daß sich neben den drei klassischen strongholds der Demokraten (Ostküste, Westküste, middle west) ein vierter entwickelt, nämlich an der Grenze zu Mexiko. Darin drückt sich offensichtlich die Einwanderung von Latinos aus, die bevorzugt die Demokraten wählen.
"Latino" ist eben nicht gleich "Latino". Diejenigen an der Grenze zu Mexiko sind oft erst vor kurzem eingewandert und noch nicht sozial aufgestiegen. Die "Latinos", die in Florida mit großer Mehrheit Marco Rubio gewählt haben, sind überwiegend die Nachkommen von Flüchtlingen aus Cuba, von denen viele inzwischen den sozialen Aufstieg geschafft haben.
À propos sozialer Aufstieg: Der bewegendste Auftritt der Wahlnacht war aus meiner Sicht die Rede von John A. Boehner, der der neue speaker des Repräsentantenhauses werden wird. Er schilderte seinen Aufstieg aus kleinsten Verhältnissen und konnte dabei seine Emotionen nicht verbergen.
Es ist eben ein großer Irrtum, die GOP als die Partei der Reichen und die Demokraten als die Partei der Unterprivilegierten zu sehen. Eher könnte man sagen, daß die Demokraten die Partei der Sozialhilfe sind und die Republikaner die Partei des sozialen Aufstiegs.
Zitat von ZwangsfernsehenErkenntnis 10: Präsisent* im falschen Land Daher, zehnte und letzte Erkenntnis: Sie sind Präsident im falschen Land. Aber die Europäer mögen Sie immer noch. Die glauben an Diplomatie, Klimawandel und soziale Marktwirtschaft. Amerikaner sind doch für Ihre Mobilität bekannt. Mögen Sie nicht einfach umziehen?
*vermutlich von Präservativ abgeleitet.
Mein Liebling ist aber die Erkenntnis 2:
Zitat Erkenntnis 2: Ihr Intellekt Zweitens sind Sie zu intellektuell. Sie haben in Harvard studiert, kennen Zusammenhänge und können auch noch frei formulieren. Das ist wirklich gefährlich! Haben Sie vergessen, wie man die konservative Mitte begeistert? Ronald Reagan schaffte fast den Staat ab und wurde ein Mythos. Bush hat sich extra eine Ranch gekauft. Sarah Palin erschießt massenweise Hochwild und redet von Grizzlybären, statt von Klimawandel. So geht das. Ihre Bürger sind im Herzen Cowboys, keine Akademiker. Wollen Sie nicht mindestens mal einen Schießkurs buchen?
Dazu fallen mir nur Worte ein, die Wamba löschen müsste.
Nachdem das Wahlergebnis im Groben feststeht, berichte ich in dieser Marginalie über das eine oder andere Detail, das mir interessant erschien, als ich die Berichterstattung von CNN verfolgt und die Meldungen in der amerikanischen Presse gelesen habe.
Zitat von ZettelNachdem das Wahlergebnis im Groben feststeht, berichte ich in dieser Marginalie über das eine oder andere Detail, das mir interessant erschien, als ich die Berichterstattung von CNN verfolgt und die Meldungen in der amerikanischen Presse gelesen habe.
Um 11 Uhr gestern Nacht kam auf CNN ein Bericht über die Teaparty-Bewegung. Der Berichterstatter war übrigens ein Afro-Amerikaner, dem es gelang Sara Palin zu interviewen. Angeblich verweigert Frau Palin Fernsehinterviews. Dieser Bericht war übrigens bemerkenswert objektiv. Sozusagen das Gegenteil von Herrn Perger.
"Bei einem solchen Kandidaten muß aber jeder Wahlzettel darauf geprüft werden, ob der Name auch (hinreichend) korrekt geschrieben ist. Bei dem Namen Murawski nicht ganz leicht."
Auch fuer Zettel offenbar nicht denn die Frau heisst bekanntlich Lisa Murkowski.
Zitat von Reiner aus dem Saarland Ist dieser Text von Udo Lielischkies eventuell eine Satire? Mir kam es so streckenweise so vor. [EDIT] Entschuldigung... der Mann arbeitet für den NDR. Das hatte ich übersehen.
Es gibt keine Satire oder Kabarett im öffentlichen-rechtlichen Fernsehen ohne Agitation , geballter Faust und emporgehaltenen Zeigefinger. Volkserziehung ist eine ernste Sache und wir erleben gerade Fingerübungen, was mit denjenigen passieren wird, die versuchen würden, die Tea-Party zu kopieren. Ich rieche den Angstschweiß in den Redaktionen.
Zitat von Reiner aus dem Saarland Ist dieser Text von Udo Lielischkies eventuell eine Satire? Mir kam es so streckenweise so vor. [EDIT] Entschuldigung... der Mann arbeitet für den NDR. Das hatte ich übersehen.
Zitat von Meister Petz Aber so weit von der tatsächlichen Satire ist er nicht entfernt... Gruß Petz
Jürgen Trittin sagte in einem Interview zur US-Wahl: "dies ist ein schwarzer Tag nicht nur für die USA sondern für die ganze Welt. Das ist das Ende des Klimaschutzes"
Zitat von john j"Bei einem solchen Kandidaten muß aber jeder Wahlzettel darauf geprüft werden, ob der Name auch (hinreichend) korrekt geschrieben ist. Bei dem Namen Murawski nicht ganz leicht." Auch fuer Zettel offenbar nicht denn die Frau heisst bekanntlich Lisa Murkowski.
Juhu! Sie haben's gemerkt. Andere haben's gemerkt. Ich hab's jetzt korrigiert.
Sowas kommt davon, wenn man sich eine Wahlnacht um die Ohren schlägt, im Dienst der Öffentlichkeit.
Herzlich, Zettel
P.S.: Der Fehler hat übrigens einen Hintergrund. Alice geb. Murawski war die Frau von jenem A.S., dem Zettels Raum seinen Namen verdankt, und ich manches mehr.
Zitat von Reiner aus dem Saarland Jürgen Trittin sagte in einem Interview zur US-Wahl: "dies ist ein schwarzer Tag nicht nur für die USA sondern für die ganze Welt. Das ist das Ende des Klimaschutzes"
Ich bin wieder mal einigermaßen entsetzt, dass ein Medium wie SPON derart tendenziell berichtet: Neuer Kopf der Contra-Bande - das ist nicht etwa ein Drogenboss aus Mexiko oder ein Putschist aus Guatemala. Das ist der künftige Speaker des US-Repräsentantenhauses. Nur gut, dass Rudolf Augstein das nicht mehr miterleben muss …
Zitat von stefanolixIch bin wieder mal einigermaßen entsetzt, dass ein Medium wie SPON derart tendenziell berichtet: Neuer Kopf der Contra-Bande - das ist nicht etwa ein Drogenboss aus Mexiko oder ein Putschist aus Guatemala. Das ist der künftige Speaker des US-Repräsentantenhauses. Nur gut, dass Rudolf Augstein das nicht mehr miterleben muss …
Zumal "Kontrabande" verbotene Ware ist, Schmuggelgut:
Zitat von stefanolixIch bin wieder mal einigermaßen entsetzt, dass ein Medium wie SPON derart tendenziell berichtet: Neuer Kopf der Contra-Bande - das ist nicht etwa ein Drogenboss aus Mexiko oder ein Putschist aus Guatemala. Das ist der künftige Speaker des US-Repräsentantenhauses.
Und soweit ich mir dieses Machwerk angetan habe, ist für SPON seine Bräune das Wichtigste. Traurig
-- La historia claramente demuestra que gobernar es tarea que excede la capacidad del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Stimmt, aber diesen Begriff meinen die tendenziösen Meinungsmacher bei SPON wohl eher nicht. Das »Contra« ist anscheinend eine Anspielung auf »Konterrevolution«. »Contras« nannte man damals die Gegner der guten Sandinisten in Nicaragua. Damit sollte die Richtung klar sein ;-)
Zitat von GorgasalUnd soweit ich mir dieses Machwerk angetan habe, ist für SPON seine Bräune das Wichtigste. Traurig
Und er spricht (Zitat SPON) mit »tiefer Stimme, der zwei Päckchen Zigaretten pro Tag deutlich anzuhören sind«. Ein sonnengebräunter Raucher also. Wenn das mal kein investigativer Journalismus ist. Aber da fehlt doch noch der Alkohol? Kein Problem: »Boehner schätzt gesellige Abende bei teurem Steak und gutem Wein.« Und ausnahmsweise wird noch eine politische Information beigefügt — John Boehner scheint ein Protegé von Newt Gingrich gewesen zu sein.
Mir liegt es jetzt völlig fern, für die eine oder andere Seite in den USA Partei zu ergreifen. Aber wenn SPON derartigen Blödsinn schreibt, solange der Mann sein Amt noch nicht mal angetreten hat, dann darf man sich doch mal aufregen …
Zitat von GorgasalUnd soweit ich mir dieses Machwerk angetan habe, ist für SPON seine Bräune das Wichtigste. Traurig
Und er spricht (Zitat SPON) mit »tiefer Stimme, der zwei Päckchen Zigaretten pro Tag deutlich anzuhören sind«. Ein sonnengebräunter Raucher also. Wenn das mal kein investigativer Journalismus ist. Aber da fehlt doch noch der Alkohol? Kein Problem: »Boehner schätzt gesellige Abende bei teurem Steak und gutem Wein.«
Lustige Bemerkung am Rande: wenn man bei der Bildersuche von google.com "Obama" eingibt, dann ist die zweite vorgeschlagene Vervollständigung "Obama smoking". Ich liege mit meiner Suche voll im Trend!
-- La historia claramente demuestra que gobernar es tarea que excede la capacidad del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von GorgasalLustige Bemerkung am Rande: wenn man bei der Bildersuche von google.com "Obama" eingibt, dann ist die zweite vorgeschlagene Vervollständigung "Obama smoking". Ich liege mit meiner Suche voll im Trend!
Aber welche dieser Bilder sind echt, welche getürkt? Wie steht es zB mit diesen Bildern?
Keine Scharia in Oklahoma - Republikaner ließen das Volk abstimmenvon14:52 Uhr Wie die Zeitung "The Oklahoma" heute schreibt, steht jetzt ein entsprechendes Verbot in der Verfassung. Der republikanische Parlamentsabgeordnete Rex Duncan sagte, das Verbot werde dringend gebraucht, denn am Horizont ziehe drohend die Scharia auf.
Erste Konsequenzen und neues Selbstbewußtsein?
♥lich Nola
"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002
Eine Reaktion der anderen Art zeigt sich in Rußland:
Zitat 03.11.2010 , aktualisiert 03.11.2010 18:12 UhrNach US-Kongresswahl: Droht ein neuer Rüstungswettlauf? Die bittere Pleite bei den Kongresswahlen hat für US-Präsident Obama nun auch außenpolitische Konsequenzen. Russland zweifelt daran, dass ein geschwächter Obama seinen außenpolitischen Kurs fortsetzen kann. Damit ist der neue atomare Abrüstungsvertrag gefährdet. (...)
(...)Der außenpolitische Ausschuss der Staatsduma beschloss dagegen nach der US-Wahl überraschend, eine Empfehlung vom Juli zur Ratifizierung des START-Vertrages zurückzuziehen. Russland wolle den Vorgang nun erneut prüfen, sagte Ausschuss-Chef Konstantin Kossatschow.(...)
Und Herr Westerwelle meldet sich auch gleich dazu, indem er an die neue Mehrheit im amerikanischen Repräsentantenhaus appeliert:„Wir dürfen nicht zurückfallen in eine Rhetorik der Aufrüstung“. Ich denke den erhobenen deutschen Zeigefinger braucht jetzt kein Mensch. Ein Unterlassen des rhetorischen Geschwurbels wäre auch schon ein Anfang.
♥lich Nola
"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002
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