Zwei Meldungen von heute haben mich zu dieser Marginalie veranlaßt. Beide bestätigen das, was in ZR seit Monaten über die Folgen der Außenpolitik von Präsident Obama zu lesen ist.
Wenn diese Analyse stimmt - was ich glaube-, dann ist es eine dringende Frage, welche Konsequenzen die deutsche Politik ziehen sollte. Immerhin sind die Deutschen ja ebenfalls in Afghanistan engagiert, regelmäßig kommen dort Soldaten zu Tode. Wozu eigentlich noch?
Langfristig reichen die Konsequenzen eines amerikanischen Machtverfalls natürlich noch weit über das Afghanistan-Problem hinaus. Es sieht nicht so aus, als ob man sich darüber in Deutschland oder in Europa bislang auch nur ansatzweise die nötigen Gedanken machen würde.
Zitat von JunoWenn diese Analyse stimmt - was ich glaube-, dann ist es eine dringende Frage, welche Konsequenzen die deutsche Politik ziehen sollte. Immerhin sind die Deutschen ja ebenfalls in Afghanistan engagiert, regelmäßig kommen dort Soldaten zu Tode. Wozu eigentlich noch?
Das frage ich mich auch, lieber Juno.
Obwohl ich grundsätzlich der Überzeugung bin, daß der Westen seine Positionen auch militärisch halten muß, um die Hegemonie Chinas wenigstens hinauszuzögern, sehe ich keinen Sinn mehr im deutschen Afghanistan-Einsatz (siehe diesen Thread vom April dieses Jahres).
Obama will Afghanistan nicht halten. Aber er kann nicht Hals über Kopf abziehen, ohne gänzlich das Gesicht zu verlieren. Dafür opfert er jetzt seine Soldaten.
Er spielt dasselbe Spiel wie die USA in Vietnam zwischen den Verträgen von Paris im Januar 1973 und dem Abzug ihrer letzten Truppen im April 1975. Spätestens 1972 war man entschlossen, Südvietnam zu opfern. Aber noch mehr als zwei Jahre lang mußten amerikanische Staaten und vietnamesische Zivilisten sterben, um es wie einen geordneten Rückzug aussehen zu lassen. (Es sah am Ende doch nicht so aus).
Es ist unmoralisch und auch politisch falsch, dafür auch nur einen einzigen deutschen Soldaten sterben zu lassen.
Das Problem ist nur, daß Deutschland seine vertraglichen Verpflichtungen hat; eingegangen von der Regierung Schröder/Fischer, so daß ja auch die SPD und die Grünen den Einsatz unterstützen.
Zitat von JunoLangfristig reichen die Konsequenzen eines amerikanischen Machtverfalls natürlich noch weit über das Afghanistan-Problem hinaus. Es sieht nicht so aus, als ob man sich darüber in Deutschland oder in Europa bislang auch nur ansatzweise die nötigen Gedanken machen würde.
Das ist auch mein Eindruck; jedenfalls tut man es nicht öffentlich.
Die Machtverschiebung im Verhältnis USA-China hat sich unter Obama nachgerade dramatisch entwickelt. Die Chinesen zeigen heute auf internationalen Konferenzen (Klimakonfererenz von Kopenhagen, jetzt G-20-Gipfel) gegenüber den USA ein ganz anderes Selbstbewußtsein, als es das bis zum Ende der Amtszeit von Präsident Bush jemals gegeben hatte.
Ich habe, lieber Juno, mehr und mehr den Eindruck, daß Obama als der Präsident in die Geschichte eingehen wird, unter dem die USA die Weltmacht Nummer zwei geworden sind. Wenn die Wähler ihm 2012 noch einmal vier Jahre geben sollten, wird er der Präsident sein, unter dem die USA sich überhaupt von ihrer Rolle als Weltmacht verabschieden.
Das Schlimme ist, daß auch im US-Außenministerium niemand sitzt, der in Machtkategorien denkt. Der ehemalige Sozialarbeiter Obama hat sich keinen Profi ins State Department geholt, sondern die Sozialpolitikerin Clinton. Auch im Amt des Sicherheitsberaters sitzt niemand, der es auch nur entfernt mit Henry Kissinger oder Condoleezza Rice aufnehmen könnte.
Da kann der diplomatische Apparat auch nicht viel machen; zumal Obama ja viele seiner Geldgeber, die von Diplomatie wenig Ahnung haben, zu Botschaftern gemacht hat.
Nur das Militär weiß es besser. McChrystal mußte gehen, weil er die Wahrheit über diese Amateure im Weißen Haus und im State Department gesagt hatte. Warum Petraeus noch ausharrt, weiß ich nicht. Es gibt Gerüchte, daß er sich eine Kanditur für die Präsidentschaft vorstellen kann oder daß man ihn dazu dränge.
Was nicht das Schlechteste wäre. Einen zweiten Eisenhower könnten die USA nach dem Obama-Debakel gebrauchen; einen strategisch denkenden Mann statt des Manns mit dem Erlöserkomplex und dem Bauchgefühl.
Um das von Obama geschaffene Machtvakuum zu füllen müsste man die Wirtschaft dynamisieren und das Militär ausbauen, zu modernen, beweglichen, global einsetzbaren Truppen nebst effektiver Raketenabwehr für zuhause.
Das ist den Europäern aber nicht möglich. Bei einer Bevölkerung die an staatliche Rundumversorgung gewöhnt ist, bei demographischem Verfall und einer veröffentlichten Meinung, in der die Bezeichnung als Patriot praktisch ein Schimpfwort ist, ist dies ausgeschlossen.
Der Abstieg Europas ist unaufhaltsam, darauf kann man sich nur einstellen, zu verhindern ist dies fast nicht mehr.
Die USA haben eine Chance, wenn es zu einer langfristigen konservativ-liberalen Wende kommt. Dies erscheint im Moment als möglich, jedoch keinesfalls als sicher.
"Karzai said he was grateful to the American people for their support, particularly the flood of taxpayer money for new schools, roads, clinics and other development projects. But he questioned the Obama administration's motives."
To Mr Karzai: And we, the American taxpayers, are a bit less than grateful for the Afghan corruption, subversion, cowardice and incompetence that 'flood of taxpayer money' has bought us over the years. And we question a lot more than the Karzai's administration's motives.
Wenn ich diesen und andere Artikel von Ihnen zum Thema 'Warum einzig und allein Obama am (angeblichen) Niedergang der USA schuld ist' richtig verstehe, dann werfen sie Obama vor dass er es in knapp 2 Jahren nicht geschafft hat die Kriege im Irak and AF zu beenden indem er die Truppen dort massiv aufstockt, waehrend er gleichzeitig die US-Schulden an China um ein paar hundert Milliarden reduziert, die US-Wirtschaft mit einem double-digit month over month Wachstum in Gang bringt, die Arbeitslosigkeit halbiert, und den US-Immobilienmarkt saniert. Zudem waere es noch nett wenn dabei quasi nebenher die Russen so eingeschuechtert wuerden dass sie Georgien und die Ukraine der NATO praktisch anbieten. Und natuerlich braucht es Loesungen, und zwar fix, fuer die illegale Einwanderung aus Mexico und das Problem der Abhaengigkeit der USA von fossilen Energietraegern aus nun ja unruhigen Gegenden der Welt. 2 Jahre sind ja wohl genug fuer sowas.
Obama gibt aussen- und sicherheitspolitisch Positiuonen auf die sowieso auf mittlere und lange Sicht nicht zu halten waren - die USA sind militaerisch und wirtschaftlich ueberbeansprucht mit den beiden Konflikten im Irak und in AF. Und wenn sich ein paar der korrupten und inkompetenten Fuehrer wie Karzai von den USA abwenden sollten ist das noch nicht mal schlecht. Abgesehen davon ist es ziemlich egal was bspw Karzai tut oder laesst - wenn die USA aus AF abziehen sitzt auch Karzai in einer der ersten Globemasters.
Der Niedergang der USA (den ich ueberhaupt nicht als gegeben ansehe) wird sich nicht dadurch verhindern lassen dass man letztlich unhaltbare Positionen ein bisschen laenger haelt. Er laesst sich verhindern indem man sich auf die strategischen Herausforderungen konzientriert. Und die sind vor allem wirtschaftlicher Natur. Kein Land der Welt, ob Welt-, Gross- oder Mittelmacht hat es jemals in der Geschichte geschafft eine tiefe wirtschaftliche Krise zu ueberwinden und gleichzeitig jahrelang Krieg zu fuehren.
Zitat von ZazazDie Europäer können gar nichts tun. Um das von Obama geschaffene Machtvakuum zu füllen müsste man die Wirtschaft dynamisieren und das Militär ausbauen, zu modernen, beweglichen, global einsetzbaren Truppen nebst effektiver Raketenabwehr für zuhause. Das ist den Europäern aber nicht möglich. Bei einer Bevölkerung die an staatliche Rundumversorgung gewöhnt ist, bei demographischem Verfall und einer veröffentlichten Meinung, in der die Bezeichnung als Patriot praktisch ein Schimpfwort ist, ist dies ausgeschlossen. Der Abstieg Europas ist unaufhaltsam, darauf kann man sich nur einstellen, zu verhindern ist dies fast nicht mehr. Die USA haben eine Chance, wenn es zu einer langfristigen konservativ-liberalen Wende kommt. Dies erscheint im Moment als möglich, jedoch keinesfalls als sicher.
Ich zitiere Ihren Beitrag komplett, weil ich ihm (leider) komplett zustimmen muß.
(West-)Europa hat sich seit dem 2. Weltkrieg immer auf den amerikanischen Schutz verlassen. Das haben die Amerikaner ja oft genug zu Recht kritisiert: Sie geben Unsummern für das Militär aus, unter dessen Schutz wir Europäer (und die Japaner) ihre Wirtschaft entwickeln und sich ein schönes Leben machen konnten.
Wenn Obama eine zweite Amtszeit schaffen sollte, dann wird es damit vorbei sein. Eine Zeitlang wird Europa den fehlenden Schutz vielleicht kaum merken - bis Rußland seine momentane Aufrüstung weit genug vorangebracht hat, bis China seinen globalen Hegemonialanspruch anmeldet.
Dann werden wir Europäer es sein, die "ungleiche Verträge" hinnehmen müssen und von denen es keiner wagen darf, einen Chinesen scheel anzusehen.
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