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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 8 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.11.2010 14:21
Notizen zu Sarrazin (6): Die Ente des Daniel Friedrich Sturm Antworten

Wenn irgendwo Kritik an Thilo Sarrazin geübt wird, dann gilt - das haben wir in den vergangenen Wochen gelernt - die Regel: Kein Wort glauben, solange man die betreffenden Behauptungen nicht nachgeprüft hat.

Die Serie "Notizen zu Sarrazin" enthält eigentlich Anmerkungen zu einzelnen Aspekten seines Buchs. In dieser Folge weiche ich von diesem Konzept ab und berichte, was sich ergibt, wenn man die Behauptungen des Daniel Friedrich Sturm nachprüft.

jana Offline




Beiträge: 348

15.11.2010 16:11
#2 RE: Notizen zu Sarrazin (6): Die Ente des Daniel Friedrich Sturm Antworten

Zitat
Wenn irgendwo Kritik an Thilo Sarrazin geübt wird, dann gilt - das haben wir in den vergangenen Wochen gelernt - die Regel: Kein Wort glauben, solange man die betreffenden Behauptungen nicht nachgeprüft hat.


Das sowieso, lieber Zettel. Vielen Dank aber, daß Sie das so schön & ausführlich recherchiert haben! Zusätzlich muß ich noch etwas beichten:

Zitat
Kein Wort glauben, solange man die betreffenden Behauptungen nicht nachgeprüft hat.


Mir geht's längst nicht mehr nur mit Meldungen zu Sarrazin so, sondern eigentlich mit (fast, nein: nur fast-lein, und - um ganz korrekt zu sein: fast-lein_In) allen. Viele Grüße vom Abstellgleis! :,-(

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

16.11.2010 04:39
#3 RE: Notizen zu Sarrazin (6): Die Ente des Daniel Friedrich Sturm Antworten

Aber ich bitte dich, lieber Zettel: Der gestrichene Satz war doch die Hauptaussage des Buches! Was sonst könnte dazu geführt haben, dass die Integration durch das Buch um Jahre zurückgeworfen wurde und dass viele Türken (bzw. deren Nachkommen mit deutschem Pass) jetzt mit dem Gedanken spielen, in die Türkei zu ziehen (eine "Rückkehr" ist das dann ja nicht für alle), wie es jetzt auch im "Economist" zu lesen steht? Nur Zahlen in Tabellen einander gegenüberzustellen kann doch kein "foreigner bashing" sein, oder etwa doch?

Fest steht, wie jetzt überall zu lesen ist: Sarrazin hetzt gegen die Ausländer, und der braune deutsche Mob stimmt ihm dabei zu. Auf welcher Seite die Anständigen zu finden sind, erklärt sich da von selbst.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Asma Offline



Beiträge: 1

16.11.2010 20:03
#4 RE: Notizen zu Sarrazin (6): Die Ente des Daniel Friedrich Sturm Antworten

Daniel Friedrich Sturm ist ein echter Schnellmerker. Shortnews berichtete bereits am 20. Septemer 2010 über die in die 4. Auflage - nicht in die 14. Auflage – eingearbeiteten Änderungen.

Link zur Meldung: http://www.shortnews.de/id/849779/Thilo-...rt-Nachauflagen

C. Offline




Beiträge: 2.639

16.11.2010 23:18
#5 RE: Notizen zu Sarrazin (6): Die Ente des Daniel Friedrich Sturm Antworten

Lieber Zettel,

natürlich muss die Süddiyet in die gleiche Vuvuzela blasen:

Zitat von Südländische Zeitung
Streit um Integration -Sarrazin streicht die Genetik - Von Malte Conradi

Bereits wenige Tage nach dem Erscheinen seines Buches hat Thilo Sarrazin dessen Inhalt verändert. Mit dem angedrohten Parteiausschluss habe das nichts zu tun, versichert er. Doch die Korrekturen sind erheblich





Zitat von Malte Conradi
Mit einem einfachen "Das steht nicht mehr im Buch" hätte Sarrazin sich verteidigen können.



Wie süß.

Was kann Sarrazin dafür, wenn seine Kritiker das Buch entweder gar nicht gelesen haben (wie die Bundeskanzlerin) oder nicht verstanden haben (wie der SPD-Vorsitzende)?

Sarrazin hat ja oft genug darauf hingewiesen, dass es vielleicht hilfreich sein könnte einen Blick ins Buch zu werfen, bevor hilflos dahergeplappert wird.

http://www.iceagenow.com/

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.11.2010 06:18
#6 RE: Notizen zu Sarrazin (6): Die Ente des Daniel Friedrich Sturm Antworten

Zitat von Asma
Daniel Friedrich Sturm ist ein echter Schnellmerker. Shortnews berichtete bereits am 20. Septemer 2010 über die in die 4. Auflage - nicht in die 14. Auflage – eingearbeiteten Änderungen.
Link zur Meldung: http://www.shortnews.de/id/849779/Thilo-...rt-Nachauflagen


Vielen Dank für den Hinweis!

Ich habe das jetzt nachgeprüft. Es handelt sich um zwei verschiedene Änderungen. In der ersten Auflage, die in Shortnews zitiert wird, hieß der Satz auf Seite 370:

Zitat
So spielen bei Migranten aus dem Nahen Osten auch genetische Belastungen, bedingt durch die dort übliche Heirat zwischen Verwandten, eine erhebliche Rolle und sorgen für den überdurchschnittlich hohen Anteil an angeborenem Schwachsinn und anderen Erbkrankheiten.


In der vierten Aufgabe (die ich habe) lautet der Satz:

Zitat
So spielen bei Migranten aus dem Nahen Osten auch genetische Belastungen – bedingt durch die dort übliche Heirat zwischen Verwandten – eine erhebliche Rolle und sorgen für einen überdurchschnittlich hohen Anteil an verschiedenen Erbkrankheiten.


Daniel Friedrich Sturm behauptet, das stünde so in der ersten Auflage. Ich kann das nicht nachprüfen (Calimero vielleicht?), aber es widerspricht dem, was in Shortnews zitiert wird.

In der 14. Auflage wurde dann der Satz laut Sturm ganz gestrichen. Auch das habe ich übernommen, ohne es nachprüfen zu können.



Wie ich schon in dem Artikel geschrieben habe: Solche kleinen Änderungen sind, seit man das technisch mühelos machen kann, zwischen Auflagen üblich. Jeder Autor findet noch das eine oder andere, was man besser förmulieren kann oder auch besser streichen sollte.

Was die - vermutliche - Änderung von der ersten zur vierten Auflage angeht: In dem "Spiegel"-Artikel von Wensierski ist in der Tat nicht von angeborenem Schwachsinn die Rede; ein auch terminologisch überholter Begriff. Man würde heute von geistiger Behinderung sprechen.

Nachdem der "angeborene Schwachsinn" gestrichten worden war, paßte der Satz im Grunde nicht mehr in den argumentativen Kontext, nämlich Intelligenz; daß er für diesen nicht benötigt wird, habe ich in dem Artikel angemerkt. Insofern war es konsequent, ihn dann ganz zu streichen.

Herzlich, Zettel

PS: Willkommen im kleinen Zimmer!

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.11.2010 06:34
#7 RE: Notizen zu Sarrazin (6): Die Ente des Daniel Friedrich Sturm Antworten

Zitat von C.
Lieber Zettel,
natürlich muss die Süddiyet in die gleiche Vuvuzela blasen:


Danke für den Hinweis!

Der Autor übernimmt die Ente von Daniel Friedrich Sturm, hat aber immerhin offenbar beim Verlag nachgefragt und das gesagt bekommen, was auch in meinem Artikel steht: Solche kleinen Korrekturen sind heute bei jedem Buch üblich, das viele Auflagen durchläuft.

Auch meine Vermutung über den Grund für die Streichung des Satzes über die Folgen von Inzest stimmte offenbar:

Zitat
Auch der Erfolgsautor selbst will von seinen Thesen nichts zurücknehmen. Er habe zwar "einige minimale Änderungen" vorgenommen, nicht jedoch inhaltliche Korrekturen, lässt Sarrazin die Bild-Zeitung wissen. Die Aussage mit dem sensiblen Wortpaar "genetische Belastung" habe er nur aus einem Grund getilgt: "Sie gab denjenigen Munition, die zu Unrecht behaupten, dass ich die Probleme muslimischer Migranten auf genetische Ursachen schiebe." Falsch sei der Satz nicht.



Ansonsten enthält der Artikel in der SZ die üblichen Fehler:

Zitat
Und doch muss es Sarrazin ein wichtiges Anliegen gewesen sein, den Satz zu streichen. Im Vorwort der neuesten Auflage von Deutschland schafft sich ab heißt es: "Bei der Wiedergabe meiner Thesen in den Medien ist es teilweise jedoch zu Verkürzungen gekommen, durch die meine Ansichten geradezu ins Gegenteil verkehrt wurden. An keiner Stelle des Buches behaupte ich, bestimmte ethnische Gruppen seien genetisch bedingt dümmer als andere." Als dümmer hat Sarrazin die Migranten aus dem Nahen Osten tatsächlich nicht bezeichnet, als genetisch belastet aber sehr wohl. Das aktuelle Vorwort konnte er erst schreiben, als er den entscheidenden Satz gestrichen hatte.


Der Autor der SZ Malte Conradi hat halt keine Ahnung von Genetik. Die Behauptung, daß eine Population "genetisch bedingt dümmer" sei, bezieht sich auf das Genom. Eine genetische Belastung aufgrund von Inzest betrifft aber nicht das Genom (die Allele, für Gorgasal gesagt ), sondern lediglich den Phänotyp.

Es ist immer wieder dasselbe: Diejenigen, die sich zutrauen, Sarrazin kritisieren, wenn nicht denunzieren zu können, haben schlicht keine Ahnung von der Materie.

Herzlich, Zettel

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

17.11.2010 09:33
#8 RE: Notizen zu Sarrazin (6): Die Ente des Daniel Friedrich Sturm Antworten

Zitat von Zettel
Nachdem der "angeborene Schwachsinn" gestrichten worden war, paßte der Satz im Grunde nicht mehr in den argumentativen Kontext, nämlich Intelligenz; daß er für diesen nicht benötigt wird, habe ich in dem Artikel angemerkt. Insofern war es konsequent, ihn dann ganz zu streichen.


In der ersten Ausgabe ist der "angeborene Schwachsinn" nicht enthalten, der Satz entspricht genau dem in Ihrer 4.Ausgabe.

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

15.12.2010 21:35
#9 Wie hält es die Türkei mit den Genen ? Antworten

Zitat

(...)Was sonst könnte dazu geführt haben, dass die Integration durch das Buch um Jahre zurückgeworfen wurde und dass viele Türken (bzw. deren Nachkommen mit deutschem Pass) jetzt mit dem Gedanken spielen, in die Türkei zu ziehen(...)



Aber sicherlich nur, mit einem türkischen Partner, oder wie sonst...

Gesetzerweiterung in der Türkei

Es gehe darum, die Abstammung in den einzelnen Familien zu schützen. "Die zukünftigen Kinder sollen wissen, wer ihr Vater oder ihre Mutter ist." Strafe bei Befruchtung im Ausland

Türkische Paare, die im Ausland eine künstliche Befruchtung vornehmen lassen und auf anonyme Spender zurückgreifen, riskieren bis zu drei Jahren Haft.

Um diese Restriktion zu umgehen, sind in den letzten Jahren zunehmend mehr Ehepaare ins Ausland gereist, um sich dort behandeln zu lassen. Das soll nun unterbunden werden. Mit einem Zusatz zu dem bestehenden Gesetz wird eine künstliche Befruchtung im Ausland unter Strafe gestellt. Die Betreffenden können zu Gefängnisstrafen zwischen einem und drei Jahren verurteilt werden.

Zur Begründung heißt es in dem Zusatz, die "Abstammungslinien des Landes sollen geschützt werden".

Außerdem sollen medizinische Einrichtungen, die Patienten für solche Behandlungen ins Ausland schicken, einer offiziellen Strafverfolgung ausgesetzt werden.

Die Frage eines türkischen Journalisten, ob die Türkei ihre Bevölkerung vor den Genen Fremder schützen wolle, um die Reinheit der türkischen Rasse nicht zu gefährden, verneint Irfan Sencan, Direktor im Gesundheitsministerium und zuständig für Gesundheitsfürsorge. Das habe "nichts mit Rassegedanken zu tun".

♥lich Nola



"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002

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