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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 22 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

16.11.2010 20:37
Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

Wie in der sechsten Folge angekündigt, befasse ich mich in dieser siebten Folge mit dem Porträt Sarrazins, das der Chef des Berliner Büros der NYT, Michael Slackman, gezeichnet hat.

Ich arbeite die Einwände gegen den Artikel aus und belege sie im Detail, die ich in meiner ersten Reaktion auf den Hinweis von Reader schon skizziert hatte.

C. Offline




Beiträge: 2.639

17.11.2010 00:12
#2 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

Lieber Zettel,

über die Faktenschwäche von Slackman kann ich noch hinwegsehen, da hat er sich schnell den deutschen Gegebenheiten angepasst, weitaus bedenklicher sind seine Mutmaßungen über die Wirkung von Sarrazins Buch:



Zitat von Herr Slackman
What he seems to have accomplished is blasting open a door many thought was sealed shut by Germany’s Nazi past. As a lifelong Social Democrat, and not some fringe far right extremist, Mr. Sarrazin has made it acceptable for the German everyman to criticize a specific minority group, and to make sweeping statements about that group’s intellectual capacity.



Ich will Slackman zugute halten, dass er nicht auf dem Stand der Diskussion ist und er auf das typisch deutsche Verwirrspiel hereingefallen ist. Die Empörung richtet sich nicht gegen eine spezifische Minderheit, sondern gegen die Bevormundung durch Politiker und Qualitätsjournalisten, gegen Indoktrination und Manipulation.

Ich greife ein Beispiel heraus, das ich für typisch halte:

Zitat von Katia Rathsfeld in der WELT
Der Kulturwandel kann Migranten krank machen
Migranten leiden in ihrer neuen Heimat unter Depression, hegen Selbstmordgedanken. Das bleibt oft unentdeckt – bis es zu spät ist.



Zitat
Mit zwölf Jahren kommt Nesrin (Name von der Redaktion geändert) aus Afghanistan nach Deutschland. In ihrer neuen Heimat versucht sie, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Doch ihre tiefreligiösen Eltern und die sieben Brüder wissen das zu verhindern. Mit 18 Jahren wollen sie die junge Erwachsene mit einem Cousin verheiraten. Als Nesrin davon erfährt, versucht sie in ihrer Verzweiflung, sich das Leben zu nehmen





Es ist eben nicht der Kulturwandel, den diese junge Frau krank macht, im Gegenteil, sie sieht die Chance ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Es ist ihre Familie, die sie aus religiösen Gründen daran hindert. Was treibt Katia Rathsfeld dazu eine solch irreführende Überschrift zu wählen?

Es ist nicht der Fundamentalismus der Aufklärung, der krank macht, sondern der religiöse Fundamentalismus, allerdings genießt dieser Welpenschutz und es werden damit seine Opfer verhöhnt. Es ist bequemer zu vernebeln, als in Gefahr zu geraten "Ressentiments zu wecken".

http://www.iceagenow.com/

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

17.11.2010 00:34
#3 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

Zitat von C.
Was treibt Katia Rathsfeld dazu eine solch irreführende Überschrift zu wählen?

Vielleicht die Tatsache, dass sie einfach kein Fan von selbstbestimmtem Leben ist? Immerhin rezensiert sie ein ziemlich belangloses Buch über die Werbewelt (verfasst von einem ehemaligen Chefredakteur der Prantl-Bunten) mit den Worten

Zitat
Sie kann erdrückend sein, die Last der erbarmungslosen Leistungsgesellschaft ... Weilers Figuren sind die Verlierer dieser schnelllebigen Zeit ... Der ehemalige Werbetexter und Chefredakteur des «SZ-Magazins» entblößt ernsthaft und schonungslos die Klischees der Mediengesellschaft und ergreift Partei für die Schwachen und Ausgemusterten. Einfühlsam beschreibt er ihre Schicksale, ohne sich über sie lustig zu machen.

Zum Vergleich eine Rezension den gleichen Buches in der FAZ, wo man meint, die Autorin hat was ganz anderes gelesen..

Das ist einfach dieser Germanistinnentypus, der mit der westlichen Moderne nicht klarkommt und in all ihren Folgen nur Entfremdung sieht.

Gruß Petz

123 Offline



Beiträge: 287

17.11.2010 12:19
#4 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

Wir leben in einer Diktatur.

Kennzeichen einer Diktatur ist das Fehlen jeglicher Opposition und Meinungsfreiheit.

Formell wird hier niemand politisch verfolgt und jeder kann sagen was er denkt.

Aber wenn man dafür massiv sanktioniert wird, und zwar außerhalb staatlicher Maßnahmen, ist der Effekt der selbe wie wenn die Sanktionen direkt vom Staat ausgehen. Insofern ist Deutschland heute eine Diktatur, und zwar im Sinne linker politischer Korrektheit.

Die Sanktionen sind heute nicht mehr sichtbare Folter oder Ermordung, sondern das Zufügen von seelischem Schmerzes durch grausame Rufmordkampagnen und Zerstörung der wirtschaftlichen Existenz.

Man muß nicht gleich jeden Abweichler, wie hier unseren lieben Zettel, an den Pranger stellen. Es genügt wenn man die "frontrunner", jene die eine Publikumsgröße erreichen könnten, die tatsächlich systemgefährdend wäre, abstraft, im Ansehen total vernichtet und damit isoliert und wirkungslos macht. Die Botschaft lautet: Aufmucken lohnt sich nicht, man erntet totale Verachtung und Jobverlust.


Im Fall Sarrazin kann man gut studieren wie die Linken mit Anderdenkenden umgehen:

Es wird einem subjektiv jede Eigenschaft der Person negativ ausgelgt:

Ist man sachlich wie Sarrazin, wird einem Kälte vorgeworfen, oder Langweiligkeit
Wäre Sarrazin emotional wie Claudia Roth daher gekommen, hätte es geheißen: Irrational, hysterisch, unglaubwürdig. Der Roth wirft man das nie vor in den Medien. Sie ist ja auch im System und dort Triebfeder.

Faktencheck: Noch nie wurde in fast allen Medien eine Aussage eines Politikers oder Buchautors einem "Faktencheck" unterzogen.

Würde man dies bei jedem so machen, könnte kein Politiker und Autor mehr bestehen. Denn subjektiv kann man alles widerlegen und schlecht reden. Genau das wurde bei Sarrazin getan. Ummäntelt als Sachlichkeit - Faktencheck eben.

Wie wär es mal einen Faktencheck bei allem was die Grünen so von sich geben ?

Stigmatisierende Adjektive: Sarrazins "Thesen" werden immer bewertet mit Worten wie "krude, steil, absurd, gefährlich" usw. Praktisch alle medialen Aussagen über Sarrazin enthalten diese Formulierungen.

Verleumdungen werden als Bewertungsmaßstab verwendet: Nicht was Sarrazin selbst sagt oder äußert dient seiner Beurteilung, sondern was seine Gegner in verleumderischer Absicht über ihn in Umlauf bringen.

Die Unwissenheit der Sarrazin-Gegner ist eklatant. Ihr Standpunkt rein auf Vorurteilen und ideologischen Überzeugungen gründend. Aber sie nehmen ihre Unwissenheit (z.B. zum Stand der aktuellen Erkenntnisse bei der Intelligenzentwicklung) zum einzig moralisch legitimen Maßstab um jene negativ zu beurteilen die mehr wissen als sie selbst. Hier findet natürlich auch kein Faktencheck der Sarrazin-Gegner statt.


In einem solchen Umfeld hat die Wahrheit keine Chance mehr. 99% aller Journalisten und praktisch alle Verleger mit nennenswerter Reichweite plus die GEZ-Kanäle sind heute dunkelgrün bis dunkelrot. Eine derartige Gleichschaltung aller Medien findet man sonst nur im roten und braunen Sozialismus. Das einzigen Korrektive sind die Leserkommentare, und die werden ebenfalls massiv zensiert, und bei besonders heiklen Themen erst garnicht freigeschaltet.

Was in ganz Europa fehlt ist ein wirklich liberaler, freier TV-Sender wie fox-news in den USA, um das faktische Berufsverbot von menschenrechtlich orientierten Journalisten überhaupt eine Einkommensmöglichkeit zu geben. Der die linke Demagogie sachlich analysiert und aufzeigt, daß Aussagen von Linken dazu dienen deren Machtgier zu befriedigen, aber bisher nachweislich nie deren Paradiesversprechungen zur Folge haben.


Sarrazin muß fertig gemacht werden, weil er ein totalitäres System in Frage stellt, das auf nichts als Propagandalügen aufgebaut ist. Ein System das sich sogar selbst zerstört. Aber speziell die Grünen haben ja den "ökologischen Umbau", die Neo-SED den "Systemwechsel" ganz offen im Programm. Im Klartext: Die Zerstörung unserer freiheitlichen Wohlstandsgesellschaft als logisches Endresultat, was aus Sicht der Linksgrünen jedoch eine bessere Welt darstellt - letztlich eine Interpretationsfrage ist. Damit "richtig" interpretiert wird, müssen die Wertvorstellungen der Bevölkerung mittels Medien so umerzogen werden, daß sie Armut als gelungenen Umweltschutz, steigende Kriminalität als kulturelle Bereicherung, und Kopftücher als Befreiung vom kapitalistischen Sexsklaventum der Frau versteht.

Funktionieren kann eine solche ethische Totalumpolung nur, wenn die Propaganda vollkommen ungestört verläuft.

Wirksam ist letztlich nicht ein einsames Buch sie das von Sarrazin. Das wird gelesen, weggelegt, und vergessen.

Sondern was täglich 100 mal in den Medien propagiert wird. Das bleibt letztlich hängen. So funktioniert die heutige Diktatur.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

17.11.2010 12:29
#5 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

Zitat von 123
Wir leben in einer Diktatur.


Nein.
Solche haltlosen Übertreibungen sind eine Verhöhnung der Opfer echter Diktaturen.

Zitat
Kennzeichen einer Diktatur ist das Fehlen jeglicher Opposition und Meinungsfreiheit.


Und das ist in Deutschland deutlich nicht der Fall.

Ich teile zwar die Kritik an der hiesigen Medienlandschaft und an diversen politischen Prozessen. Aber dennoch gibt es Meinungsfreiheit, die ist strafrechtlich nur marginal eingeschränkt, und diese Meinungsfreiheit wird auch genutzt.

Nur mal als naheliegender Beleg: In einer Diktatur wäre "Zettels Raum" schon längst geschlossen und diverse Forumsteilnehmer von den Staatsorganen "behandelt" worden.

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

17.11.2010 12:34
#6 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten



Wenn man nur wüßte, lieber 123, wie dieser "Kreislauf" zu unterbrechen ist. Wir alle mühen uns ja ständig, aber werden wir gehört? Ist es nicht doch nur der "Tropfen auf dem heißen Stein"?

♥lich Nola



"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

17.11.2010 12:37
#7 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

Zitat von R.A.

Zitat von 123
Wir leben in einer Diktatur.

Nein. Solche haltlosen Übertreibungen sind eine Verhöhnung der Opfer echter Diktaturen.
Zitat:


Zustimmung. Eine Gesinnungsdiktatur innerhalb großer Teile der Öffentlichkeit ist noch keine politische Diktatur im Sinne eines autoritären Staatswesens.
Gruß Petz

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.11.2010 13:01
#8 Meinungsdominanz und demokratischer Rechtsstaat Antworten

Zitat von 123
Wir leben in einer Diktatur.


Nein, lieber 123. Allein daß Sie das schreiben können, ohne daß man Sie - und mich als den Verantwortlichen für dieses Forum - behelligen wird, beweist, daß Sie Unrecht haben. Ich stimme völlig mit R.A. überein.

Zitat von 123
Formell wird hier niemand politisch verfolgt und jeder kann sagen was er denkt.

Nicht nur formell, sondern auch real. Die einzige - und allerdings schlimme - Ausnahme ist das Delikt der Volksverhetzung. Rechtsextreme werden allein dafür, daß sie bestimmte Äußerungen öffentlich getan haben, strafrechtlich verfolgt. Das ist des demokratischen Rechtsstaats, in dem wir leben, nicht würdig. Aber das macht ihn so wenig zu einer Dikatur, wie irgendeine kleine Freiheit, die gewährt wird, eine Diktatur schon zu einer Demokratie macht.

Zitat von 123
Die Sanktionen sind heute nicht mehr sichtbare Folter oder Ermordung, sondern das Zufügen von seelischem Schmerzes durch grausame Rufmordkampagnen und Zerstörung der wirtschaftlichen Existenz.

Haben Sie den Artikel von Slackman gelesen? Er zitiert Sarrazin, der sagt, er sei mit dem, was nach der Publikation seines Buchs passierte, vollauf zufrieden.

Der Mann hat keinen seelischen Schmerz erlitten, auch wenn man ihn zu diffamieren versucht hat. Er hat offenkundig damit gerechnet und es gelassen hingenommen. Für sein Buch war es ja ohnehin Publicity. Wirtschaftlich steht er sich bestens; nicht nur aufgrund des Autorenhonorars.

Zitat von 123
Man muß nicht gleich jeden Abweichler, wie hier unseren lieben Zettel, an den Pranger stellen. Es genügt wenn man die "frontrunner", jene die eine Publikumsgröße erreichen könnten, die tatsächlich systemgefährdend wäre, abstraft, im Ansehen total vernichtet und damit isoliert und wirkungslos macht. Die Botschaft lautet: Aufmucken lohnt sich nicht, man erntet totale Verachtung und Jobverlust.

Es hat in der Zeit des Mehltaus gewiß solche Befürchtungen gegeben, und nicht immer unbegründet.

Aber das "System", wie Sie es nennen, ist eben ein gutes System. Unser demokratischer Rechtsstaat funktioniert. Wir sehen ja in diesen Wochen und Monaten, wie sich die Stimmung - jedenfalls im Internet, jedenfalls in den Diskussionen an den Stammtischen, am Arbeitsplatz usw. - zu drehen beginnt.

Zitat von 123
Im Fall Sarrazin kann man gut studieren wie die Linken mit Anderdenkenden umgehen:
Es wird einem subjektiv jede Eigenschaft der Person negativ ausgelgt:
Ist man sachlich wie Sarrazin, wird einem Kälte vorgeworfen, oder Langweiligkeit
Wäre Sarrazin emotional wie Claudia Roth daher gekommen, hätte es geheißen: Irrational, hysterisch, unglaubwürdig. Der Roth wirft man das nie vor in den Medien. Sie ist ja auch im System und dort Triebfeder.


Ja, das stimmt alles. Aber es hat nichts mit einer Dikatur zu tun. In einer freien Gesellschaft streben alle nach der Meinungsführerschaft, so wie in einer freien Wirtschaft jeder am liebsten ein Monopol hätte.

Das hat in den letzten beiden Jahrzehnten zu einer sehr unangenehmen Dominanz geführt; aber zu keiner Zeit war unsere Freiheit in Gefahr. Die demokratischen Institutionen, die Gerichte, auch die Polizei haben sich immer rechtsstaatlich verhalten.

Zitat von 123
Die Unwissenheit der Sarrazin-Gegner ist eklatant. Ihr Standpunkt rein auf Vorurteilen und ideologischen Überzeugungen gründend. Aber sie nehmen ihre Unwissenheit (z.B. zum Stand der aktuellen Erkenntnisse bei der Intelligenzentwicklung) zum einzig moralisch legitimen Maßstab um jene negativ zu beurteilen die mehr wissen als sie selbst. Hier findet natürlich auch kein Faktencheck der Sarrazin-Gegner statt.


Stimmt.

Zitat von 123
In einem solchen Umfeld hat die Wahrheit keine Chance mehr.


Das sehe ich nicht. Von dem Buch sind, wenn ich richtig informiert bin, inzwischen über eine Million Exemplare nicht nur gedruckt, sondern auch verkauft. Sarrazin ist doch nicht mundtot gemacht worden! Und ZR hat seit meinen Sarrazin-Artikeln viele Leser gewonnen; auch ich profitiere von der Sau, die durchs Dorf getrieben wurde.

Zitat von 123
Was in ganz Europa fehlt ist ein wirklich liberaler, freier TV-Sender wie fox-news in den USA, um das faktische Berufsverbot von menschenrechtlich orientierten Journalisten überhaupt eine Einkommensmöglichkeit zu geben.


Ich habe Fox News gern gesehen, als er noch in Deutschland frei zu empfangen war. Inzwischen scheint das nicht mehr der Fall zu sein (sind Sie in Deutschland und können Sie ihn empfangen? Würde mich interessieren). Aber liberal würde ich Fox nicht nennen. Das sind schon sehr konservative Leute. Um objektive Berichterstattung bemühen sie sich nicht; aber das behaupten sie ja auch gar nicht. Bill O'Reilly macht Propaganda. Aber er lädt gern Gegner ein und behandelt sie fair.

Als Gegengewicht sehr gut; aber nur, weil es eben auch Sender wie CNN oder auch Al Jazeera gibt (den ich gern einschalte).

Lieber 123, lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit (wieder einmal) etwas Grundsätzliches sagen: Ich kritisiere die linke Dominanz, die sich in den vergangenen zwanzig Jahren entwickelt hat. Aber ich kritisiere nicht unseren Staat. Ich halte die Bundesrepublik für einen Glücksfall der deutschen Geschichte; der mit Abstand beste Staat, den wir Deutschen jemals gehabt haben.

Phasen einer Meinungsdominanz kann man nicht vermeiden. Wer sollte das denn tun? Es käme doch nur die Super-Meinungsdominanz der betreffenden Institution heraus.

Herzlich, Zettel

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

17.11.2010 13:34
#9 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

Zitat von Meister Petz

Zitat von R.A.

Zitat von 123
Wir leben in einer Diktatur.

Nein. Solche haltlosen Übertreibungen sind eine Verhöhnung der Opfer echter Diktaturen.
Zitat:


Zustimmung. Eine Gesinnungsdiktatur innerhalb großer Teile der Öffentlichkeit ist noch keine politische Diktatur im Sinne eines autoritären Staatswesens.
Gruß Petz




Lieber Meister Petz,
was ist wenn diese Gesinnungsdiktatur vom Staatswesen stillschweigend abgenickt oder gar gefördert wird?
Was ist wenn Politik aus verfassungsrechtlichen Gründen natürlich nicht offiziell diktatorisch einwirkt, aber dem öffentlich medialen "Geschmacksverstärkern" rotgrünes Licht gibt, um hinterher sagen zu können: das ist Meinungsfreiheit.

Wenn Kanzlerin Merkel und Bundespräsident Wulf öffentlich Herrn Sarrazin abstrafen im Sinne einer Gesinnungsdiktatur dann halte ich das für sehr bedenklich, zumal es mit der Position von Sarrazin in Verbindung stand.

Und ist es nicht vielleicht auch eine Kunst "Diktatur unter das Volk zu bringen", indem man ihm suggeriert, es ist doch Volkesmeinung also "eure" eigene Meinung, die aber von Politik lanciert wird über alle zur Verfügung stehenden, aber dennoch, bis dahin rechtlichen Medien-Mittel? Diktatur im Sinne totalitärer Staaten ist anders, ja, keiner wird hier im Forum die Opfer von Diktaturen höhnen wollen. (Das ist auch für meinen Geschmack ein zu starkes Argument, eine Keule, die wir glaube ich nicht nötig haben)

Jeder Mensch ist glücklich mit einer Entscheidung, die er vermeintlich selbst getroffen hat, diese hohe Kunst der Politik kann man nicht Diktatur nennen, man nennt es nur Manipulation. Da wir uns aber nicht im Gesetzgebungsverfahren befinden, spreche ich als Bürger von Diktatur, die ich empfinde, subjektiv, aber genährt von Realitäten.

So ist es für mich schon diktatorisch, wenn Macht über Medien zur Umsetzung eigener politischer Vorstellungen ge(miß)braucht wird oder mit einem hinweisenden Augenzwinkern auf den "rechten Weg" ("rechten Weg" nicht im Sinne von braun) erzwungen wird. Das ist natürlich nicht nachzuweisen, könnte man jetzt sagen, doch manchmal schon.

http://www.youtube.com/watch?v=1dGTcYm8xj8
(Hinterzimmer Pressekonferenz )

♥lich Nola



"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002

123 Offline



Beiträge: 287

17.11.2010 13:34
#10 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

@ R.A., und Petz

Sie haben Recht - im klassischen Sinne ist Deutschland keine Diktatur.

Es ist eine neuartige Form von Diktatur, mit anderen Repressionsmechanismen, die aber höchst effizient funktionieren.
Ebenso mit sehr effizienten Kontrollmechanismen damit eine Opposition erst garnicht mehr entstehen kann.

Da wirkt ein äußerst effektiver Repressionsmechanismus, wenn z.B. Sozialarbeiter und Lehrer nicht öffentlich sagen, daß sie Rassismus durch islamisch sozialisierte Kinder erleben, weil sie mit Verlust ihres Arbeitsplatzes rechnen müssen (wie grade geschehen in Berlin) oder der Ächtung in ihrem (linken) Umfeld. Weil man mit solch einer Nennung von Erlebtem ein Tabu, eine Glaubens- und Grundsatzüberzeugung die Gruppenidentität stiftet, die für Viele eine Grundlage ihrer Selbstbestätigung ist, gebrochen hat.

Auch ist die Gleichschaltung der Medien thematisch nicht durchgängig. Aber bei den wichtigsten Themen gibt es so gut wie garkeine Abweichungen. Z.B. Klimawandel. Ich kenne keinen einzigen Artikel in welchem klar gesagt wird, daß das IPCC seine Daten manipuliert hat (Hockeystick), und daß man dies bewusst getan hat (Climategate). Das gilt ganz besonders für die GEZ-Medien. Dafür wird inzwischen in nahezu jeder Natur-Doku so ganz beläufig erwähnt, daß das Naturidyll natürlich von der bösen menschengemachten Klimaerwärmung bedroht sei.


Nun kann man in Foren wie diesem noch anderer Meinung sein. Na und ?

Das hat keinen Einfluß auf die Machtinteressen der politmedialen Elite. Selbst wenn dieser exzellente Blog 3 Millionen Leser täglich hätte, stehen dem immer noch Zigmillionen gegenüber die ihre Weltsicht von der Tagesschau und Heute übernehmen, und brav nachplappern was sie für "ihr Wissen" halten.

Das perfide an dieser totalitären Struktur ist ja grade, daß man ohne Abholung und Inhaftierung auskommt - bisher zumindest.

Aber daß trotzdem alle Angst haben etwas zu sagen, wenn sie vom linkspolitischen "Konsens" abweichen. Eben weil sie Sanktionen befürchten. Und sei es "nur", daß einem nachgesagt wird man wäre "rechts". Wie hört es sich an, wenn man z.B. als Psychologe mit Praxis, als "rechter Psychologe" gilt, oder als Arzt, als Bäcker, als Tankstellenpächter, als Sozialarbeiter, als Lehrer, als Bankdirektor, als Sportler, ....

Isolation wäre das mindeste das einen erwartet. Anfeindungen sehr wahrscheinlich. Und der Druck geht nicht primär, oder sogar garnicht vom Staat aus, sondern von den lieben Mitmenschen, den Kunden, den Kollegen, und ggf. den Medien. Und selbst wenn es Personen gibt die ähnlich denken, haben die ebenfalls Angst davor einem beizustehen, weil sie sonst ebenfalls Sanktionen befürchten. Wie sagte schon Robbespierre: "Wenn ihr die Angeklagten beschützt, klagt ihr euch selbst an".



Das alles hat eine tiefenpsychologische Ebene.

Angst vor Isolation ist eine Urangst der Individuen der Spezies Mensch. Ausgestoßen zu werden aus der Steinzeithorde reduzierte die Übelebenschancen drastisch, war fast ein Todesurteil.

"Dazugehören" ist ein emotionales Grundbedürfnis. Fast jeder gehört zu einer Gemeinschaft, zu einem Freundeskreis, Verwandschaftskreis, Kollegium, Verein, usw. Jeder kann nachempfinden wie schlecht man sich fühlt, wenn man aus diesen "Kreisen" ausgeschlossen wird wegen "schlechtem Benehmen". Hinzu kommt, daß diese Personenkreise ihrerseits wieder zu noch größeren Gemeinschaften gehören, die ebenfalls wieder mit Distanzierung reagieren bei Verhalten das man, neutral gesagt, nicht mehr versteht.


Es bedarf schon extrem starker Persönlichkeiten, wie sie Sarrazin wohl hat, um all die vorhersehbaren seelischen Grausamkeiten
ertragen zu können.

Wenn man mitbekommt, daß über einen nur die unfaßbarsten Verläumdungen in Umlauf gebracht werden, ohne je eine andere Meinung als Gegengewicht (einzig in Zettel fand ich eine Analyse der sachlichen Inhalte von Sarrazins "kruden" Genthesen, also 300 Leser gegen 50 Millionen falsch informierte !!!!!), und man dann weiß, daß einem fast jeder der einem begegnet von solchen Falschmeldungen beeinflußt ist und aufgrund dessen ein falsches Bild von einem hat - das ist beängstigend.

Dieser psychologische Druck führt zum selben Verhalten wie wenn man in einer Diktatur leben würde. Man hält die Klappe weil man Sanktionen befürchtet, weil man (psychischen) Schmerz befürchtet.

Diktatur oder nicht ? Beurteilt man es vom klassischen Instrumentarium her - nein.
Beurteilt man es vom Grad der Angst her ob man sich offen äußern kann, und den sich daraus ergebenden schmerzhaften Sanktionen - ja.

Worauf es ankommt sind nicht die Instrumente der Repression, sondern der damit erzielte Wirkungsgrad.

Und wären die Leserkommentare und Blogs nicht anonymisiert sondern mit Klarnamen, könnten sich viele ihre Aussagen schlicht nicht mehr leisten.



@ Nola

Sie fragen wie man diesen Kreislauf aubrechen könnte ?

Indem ein Superreicher sich seiner Verantwortung stellt, ein Nachrichtenmagazin auf dem Qualitätsniveau der Weltwoche finanziert bis es sich trägt. Das Format müsste so ansprechend sein wie das des Spiegel.

Das ganze politkorrete Gleichschaltungssystem funktioniert nur durch die fast vollkommene Kontrolle der Medien durch überzeugte Linke. Und ein solches Magazin müsste die Kunst der Skandalisierung beherrschen, wie es der Spiegel und die Linken vormachen.
Mit Sachlichkeit allein kommt man nicht weit.

Man muß beanspruchen Normen zu setzen. Denn letztlich folgt in einem System in dem man zwar noch wählen kann ohne Auswahl, der Politikinhalt der Normsetzung.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

17.11.2010 14:13
#11 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

Zitat von Nola
was ist wenn diese Gesinnungsdiktatur vom Staatswesen stillschweigend abgenickt oder gar gefördert wird?
Was ist wenn Politik aus verfassungsrechtlichen Gründen natürlich nicht offiziell diktatorisch einwirkt, aber dem öffentlich medialen "Geschmacksverstärkern" rotgrünes Licht gibt, um hinterher sagen zu können: das ist Meinungsfreiheit.

Naja, das gab es schon immer, siehe die Erhardschen Pinscher. Wichtig ist ja, dass die Gesinnungsdiktatur keinen Verfassungsrang hat, und selbst wenn eine Gesinnung in der Verfassung vorkommt (z. B. Gottesbezug), schert sich keiner drum.

Zitat von Nola
Wenn Kanzlerin Merkel und Bundespräsident Wulf öffentlich Herrn Sarrazin abstrafen im Sinne einer Gesinnungsdiktatur dann halte ich das für sehr bedenklich, zumal es mit der Position von Sarrazin in Verbindung stand.


Naja, was Merkel angeht, war es ja kein richtiges Abstrafen, sondern eine (mangels Lektüre des Buches) unqualifizierte Meinungsäußerung. Bei Wulff ist es wieder was anderes, weil er sich tatsächlich in Sachen einmischt, die seine Kompetenz (zumindest im frühen Stadium) nicht berühren.

Zitat von Nola
Und ist es nicht vielleicht auch eine Kunst "Diktatur unter das Volk zu bringen", indem man ihm suggeriert, es ist doch Volkesmeinung also "eure" eigene Meinung, die aber von Politik lanciert wird über alle zur Verfügung stehenden, aber dennoch, bis dahin rechtlichen Medien-Mittel? Diktatur im Sinne totalitärer Staaten ist anders, ja, keiner wird hier im Forum die Opfer von Diktaturen höhnen wollen. (Das ist auch für meinen Geschmack ein zu starkes Argument, eine Keule, die wir glaube ich nicht nötig haben)
So ist es für mich schon diktatorisch, wenn Macht über Medien zur Umsetzung eigener politischer Vorstellungen ge(miß)braucht wird oder mit einem hinweisenden Augenzwinkern auf den "rechten Weg" ("rechten Weg" nicht im Sinne von braun) erzwungen wird. Das ist natürlich nicht nachzuweisen, könnte man jetzt sagen, doch manchmal schon.

Naja, aber ich habe eher den Eindruck, dass die Medien Schwarz-Gelb vor sich hertreiben. Also wenn Frau Merkel Staats-Propaganda machen wollen würde, dann wüsste sie doch aus der DDR, wie das geht.

Gruß Petz

123 Offline



Beiträge: 287

17.11.2010 14:22
#12 RE: Meinungsdominanz und demokratischer Rechtsstaat Antworten

Danke für ihre lange Erwiderung.


Gäbe es eben tatsächlich mediale Vielfalt, und zwar ausgewogen, und gäbe es ein ausgewogenes Verhältnis bei den Berufspolitikern, also sehr viele, die offen dem Widersprechen was heute wie ein Glaubensdogma Politikinhalt geworden ist, könnte man die ganzen Kampagnen und Diffamierungen in der Tat als Bestandteil des üblichen Machtkampfes in einer Demokratie sehen.

Denn dann würden die üblichen "Waffen" wie der Rassismusvorwurf auch gegen die Grünen verwendet z.B.. Dort wären sie sachlich eher angebracht einerseits, aber zugleich eben auch inflationiert, und damit wie eine Währung pro verwendeter Einheit immer weniger wirksam.

Was Sarrazin betrifft und seinen Umgang mit den Rufmordkampagnen. Vielleicht ist er wirklich so unglaublich teflonbeschichtet, daß all diese böswilligen Kampagnen gegen ihn an ihm einfach abgleiten, sogar ohne Reibungshitze quasi. Aber damit dürft er eine ganz große Ausnahme sein. Auch daß er sich finanziell dank dem Verkaufserfolg nun gut stellt, war ja so nicht vorhersehbar. Und wiederholbar für einen weiteren "Sarrazin" ist so etwas auch nicht.


Ich habe leider dafür keine Verlinkung. Aber in einem Sarrazin-Artikel wurde er begleitet im Alltag. Er bekam durchaus viel Zuspruch. Aber eine Lehrerin schilderte ihm im Zug, daß sie Sanktionen erleiden musste wegen einer Meinungsäußerung. Was sie tun könne, fragte sie Sarrazin. Dieser meinte, man brauche schon ein dickes Fell. Tja, und wer das nicht hat....

Der Rechtsweg - Schon allein die Kosten für den Rechtsbeistand sind für Privatpersonen ein ganz erhebliches Risiko. Für Normalbürger wirkt das sehr, sehr abschreckend. Hinzu kommt die gradezu teils kroteske Allmacht der Richter. Jahrelange Haft für Leugung des Holocaust, aber Bewährungsstrafen bis hin zum Beinahetodschlag. Für juristischer Laien wirkt das wie Willkür.

Die rechtsstaatlichen Strukturen werden letztlich auch nur von Menschen aufrecht erhalten. Haben die dafür Verantwortlichen linke Denkweisen verinnerlicht, wird sich das früher oder später auswirken.


Und was ich hier schreibe, kann ich nur veröffentlichen, weil ich hier anonym sein kann. Sonst würde ich es nicht tun. Das hätte garantiert scherwiegende berufliche Konsequenzen für mich. Und mein Einkommen zu verlieren kann ich mir nicht leisten aufgrund familiärer Verantwortung.


PS. Fox-news ist in der Tat sehr konservativ. "Erzkonservativ" sagen unsere Medien. Aber eben immer noch liberaler als der Spiegel.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

17.11.2010 14:28
#13 RE: Meinungsdominanz und demokratischer Rechtsstaat Antworten

Zitat von 123
Und was ich hier schreibe, kann ich nur veröffentlichen, weil ich hier anonym sein kann. Sonst würde ich es nicht tun. Das hätte garantiert scherwiegende berufliche Konsequenzen für mich. Und mein Einkommen zu verlieren kann ich mir nicht leisten aufgrund familiärer Verantwortung.

Sie sind Bundesbankvorstand?

Gruß Petz

Thanatos Offline



Beiträge: 232

17.11.2010 15:19
#14 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

Ich stimme 123s Beschreibung der Situation in allen Punkten zu. Aber ich verstehe auch, wenn sich mancher schwertut mit dem Begriff "Diktatur". Es fehlt einfach die physische Komponente. In Rußland werden unliebsame Journalisten erschossen, renitente Unternehmer eingesperrt.

Bei uns werden Andersdenkende "nur" aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Und es gibt die Nische Internet. Sobald hier erste Zensurbestrebungen einsetzen, ist die Bezeichnung "Diktatur" dann wirklich gerechtfertigt.

MfG

Thanatos

--

Unmögliches erledigen wir sofort.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

17.11.2010 15:49
#15 RE: Meinungsdominanz und demokratischer Rechtsstaat Antworten

Zitat von 123
Und was ich hier schreibe, kann ich nur veröffentlichen, weil ich hier anonym sein kann. Sonst würde ich es nicht tun. Das hätte garantiert scherwiegende berufliche Konsequenzen für mich.



Ach, ich weiß nicht. Ich finde ja, dass es durchaus etwas Befreiendes hat, wenn man mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hält. Gerade wenn man eine gewisse Vorbildfunktion innehat sollte man sich nicht im Mainstream wegducken, sondern klar Position beziehen. Sarrazin hat es getan und ist ein Volksheld geworden, Jan Fleischhauer hat sich, als SPIEGEL-Redakteur, auch aus der Deckung gewagt, und viele andere bekommen gerade dann verstärkt Zuspruch, wenn sie sich gegen den Strom der toten Fische stemmen.

Wenn man mit sich selbst im Reinen und offen für Meinungsaustausch ist, gibt es m.E. keinen Grund zwei getrennte Persönlichkeiten in sich vereinen zu müssen. Im Gegenteil, ich finde es interessant, sowohl hochgezogene Augenbrauen als auch mal offene Zustimmung zu kassieren. Ich weiß ja nicht welchen Job sie haben, lieber 123, dass sie so um diesen fürchten müssen, aber ich finde die Vorstellung schrecklich sich derart verbiegen zu müssen.

Die Anonymität halte ich persönlich hier nur deshalb aufrecht, weil sich in meinen Beiträgen ja sowohl Privates, als auch Berufliches wiederfindet ... und das soll bitteschön für mein jeweiliges Umfeld streng getrennt bleiben. Dass ich nicht unbedingt scharf darauf bin, dass meine Mitarbeiter oder meine Vorgesetzten hier meinen Beiträgen folgen, versteht sich von selbst. Aber das hat nix damit zu tun, dass ich meine Ansichten nicht auch genau so Aug-in-Aug vertreten könnte.

Beste Grüße, Calimero

----------------------------------------------------
Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

C. Offline




Beiträge: 2.639

17.11.2010 16:51
#16 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

Zitat
Bei uns werden Andersdenkende "nur" aus der Gesellschaft ausgeschlossen.



Es ist nicht die Gesellschaft, sondern eine selbsternannte Elite, die Richard Wagner treffend als das Presseballkartell charakterisiert hat. Dazu gesellen sich die üblichen unverdächtigen Blockwarte, arbeitslosen MfS Mitarbeiter, das akademische Lumpenproletariat der Geisteswissenschaftler und die Lobbyisten der Migrationsindustrie.

Das ist nicht die Gesellschaft, sondern ein alimentierter Klüngel, der sich für die Gesellschaft hält und dessen Hauptaufgabe darin besteht sich das möglichst oft zu bestätigen oder wie es Harald Welzer selbstentlarvend formuliert:

Zitat von Welzer
: Was mich daran stört, ist Folgendes: Die 90 Prozent, die für Sarrazins Thesen sind, haben ja sonst kein Bedürfnis, sich zu artikulieren. Hier spricht nicht das bürgerliche, politische Subjekt oder der demokratische Idealbürger, der für das eintritt, was er denkt.




Natürlich artikulieren sich die 90% und natürlich nicht erst seit Sarrazins Thesen, allerdings wurden sie bisher geflissentlich ignoriert. Obwohl das Presseballkartell und seine Höflinge vieles aufgeboten haben um Sarrazin zu zersetzen, ist es bisher nicht gelungen. Auch die Publikumsbeschimpfung, zu der mittlerweile übergegangen wurde, scheint am renitenten Volk abzuprallen. Natürlich hat man noch nicht sein Pulver verschossen, Infamie ist nach oben offen. Dazu gehört es auch Sarrazin für Äußerungen und Handlungen verantwortlich zu machen, die außerhalb seines Verantwortungs- und Kontrollbereichs liegen: Ihr Applaus, Herr Sarrazin

Nein, das ist keine Diktatur, sondern gelebte Demokratie. Die Nanny wurde zum Schottern geschickt.

http://www.iceagenow.com/

Nola ( gelöscht )
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17.11.2010 17:05
#17 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

Zitat
Zitat Meister Petz
Naja, was Merkel angeht, war es ja kein richtiges Abstrafen, sondern eine (mangels Lektüre des Buches) unqualifizierte Meinungsäußerung. Bei Wulff ist es wieder was anderes, weil er sich tatsächlich in Sachen einmischt, die seine Kompetenz (zumindest im frühen Stadium) nicht berühren.



Das habe ich anders empfunden. Gerade weil Frau Merkel das Buch nicht gelesen hatte (hat ja auch in der Kürze keiner verlangt) hätte sie sagen können: "Dazu werde ich mich erst äußern, wenn ich bzw. meine Mitarbeiter den Inhalt kennen und verifiziert haben" oder auch überhaupt keine vorschnellen Äußerungen machen, wie es sonst auch ihre Art ist. Nein, hier wurden von einem ernstzunehmendem Autor schnellstens Aussagen vom Tisch gewischt, die nicht zu den lummerlandkonformen Multi-Kulti-Schokostreuseln passen. Was Herrn Wulf angeht, denke ich an vorauseilenden Gehorsam des "Schwiegersohns" aller nieders. Mütter. Dieser Gelegenheit, sich "billig" zu profilieren konnte er nicht wiederstehen. Jahrelang hat er hier in Hannover den "Gutmensch" 1. Klasse gegeben und genau so viel ist auch nur drin in dieser Mogelpackung die sich heute im höchsten Amt befindet.

Aber es zeigt auch, daß auf ebensolche Strahlemänner zurückgegriffen wird oder werden muß, warum auch immer.

Zitat
Zitat vom Meister
Naja, aber ich habe eher den Eindruck, dass die Medien Schwarz-Gelb vor sich hertreiben.



Ja, da gebe ich Ihnen recht. Schwarz-Gelb ist den Medien ein Dorn im Auge. sowie alles was abseits von Rot-Grün politische Verantwortung trägt.

Zitat
Also wenn Frau Merkel Staats-Propaganda machen wollen würde, dann wüsste sie doch aus der DDR, wie das geht.



Es freut mich übrigens, das wir hier absolut einer Meinung sind. Sie weiss es, da bin ich ganz sicher, zumal wir hier gerade in letzter Zeit über Auswirkungen von Sozialisationen diskutiert haben und wieweit sie in einem Menschen vorhanden bleiben.

♥lich Nola



"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

17.11.2010 17:34
#18 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

Zitat von Nola
Gerade weil Frau Merkel das Buch nicht gelesen hatte (hat ja auch in der Kürze keiner verlangt) hätte sie sagen können: "Dazu werde ich mich erst äußern, wenn ich bzw. meine Mitarbeiter den Inhalt kennen und verifiziert haben" oder auch überhaupt keine vorschnellen Äußerungen machen, wie es sonst auch ihre Art ist. Nein, hier wurden von einem ernstzunehmendem Autor schnellstens Aussagen vom Tisch gewischt, die nicht zu den lummerlandkonformen Multi-Kulti-Schokostreuseln passen. Was Herrn Wulf angeht, denke ich an vorauseilenden Gehorsam des "Schwiegersohns" aller nieders. Mütter. Dieser Gelegenheit, sich "billig" zu profilieren konnte er nicht wiederstehen. Jahrelang hat er hier in Hannover den "Gutmensch" 1. Klasse gegeben und genau so viel ist auch nur drin in dieser Mogelpackung die sich heute im höchsten Amt befindet.
Aber es zeigt auch, daß auf ebensolche Strahlemänner zurückgegriffen wird oder werden muß, warum auch immer.(...)Sie weiss es, da bin ich ganz sicher, zumal wir hier gerade in letzter Zeit über Auswirkungen von Sozialisationen diskutiert haben und wieweit sie in einem Menschen vorhanden bleiben.

Bis zur Sozialisation wollte ich gar nicht gehen, ich dachte mehr an die Methoden. Aber wenn wir bei dem Thema gelandet sind: Wulff und Merkel haben doch zunächst mal zwei völlig unterschiedliche Biographien. Wulff ist ein klassisch angepasster JU-Karrierist, der wahrscheinlich auch sein Shampoo nach der öffentlichen Meinung auswählt. Im Gegensatz zu Merkel ist er kein offensiver Machtpolitiker, sondern immer unauffällig und schleichend in seine Ämter geglitten, in Niedersachsen ist er erst im dritten Anlauf zum First Son-in-Law geworden, ohne dass dies seiner Karriere geschadet hätte. Wo nichts ist, kann auch nichts hängenbleiben. Anders Merkel, die bei jeder Demontage ihrer Rivalen ordentlich ins Risiko gegangen ist, und die jedem den Vogel gezeigt hätte, der sie mit 51 zur Bundespräsidentin hätte machen wollen. Auch ist ihr zumindest ihr öffentliches Ansehen eher egal, während Wulff sich gerne im öffentlichen Glanz sonnt und auf die dazugehörige Verantwortung gut verzichten kann. Auch ist er kein Köhler, der die fehlende Meinungsfreiheit als Bundespräsident nicht ertragen hat. Im Gegenteil, er geht darin auf.

Fazit: Warum Wulff Sarrazin nicht gestützt hat, ist klar. Bei Merkel war es sowohl taktisch unklug als auch m. E. gegen ihre Überzeugung.

Gruß Petz

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

17.11.2010 18:10
#19 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

Lieber Meister Petz,

Zitat
Anders Merkel, die bei jeder Demontage ihrer Rivalen ordentlich ins Risiko gegangen ist, und die jedem den Vogel gezeigt hätte, der sie mit 51 zur Bundespräsidentin hätte machen wollen.



Sie bringen mich doch immer wieder zum Schmunzeln.

Zitat
Fazit: Warum Wulff Sarrazin nicht gestützt hat, ist klar. Bei Merkel war es sowohl taktisch unklug als auch m. E. gegen ihre Überzeugung.



Ich sage nix dagegen.

♥lich Nola



"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.11.2010 18:28
#20 Diktatur? Antworten

Zitat von Thanatos
Ich stimme 123s Beschreibung der Situation in allen Punkten zu. Aber ich verstehe auch, wenn sich mancher schwertut mit dem Begriff "Diktatur". Es fehlt einfach die physische Komponente. In Rußland werden unliebsame Journalisten erschossen, renitente Unternehmer eingesperrt.


Es fehlt nicht nur das, lieber Thanatos. Es fehlt alles.

Der Unterschied zwischen einem demokratischen Rechtsstaat und eine Diktatur liegt erstens in der Verfassung. Wir haben die Verfassung eines demokratischen Rechtsstaats. Ich denke, darüber brauchen wir nicht zu debattieren.

Zweitens gibt es die Ebene der Verfassungswirklichkeit und der gesetzlichen Ausgestaltung der Verfassung. Auch da sehe ich überhaupt keinen Grund, Deutschland in die Nähe einer Diktatur zu rücken oder es gar eine Diktatur zu nennen.

Drittens gibt es, davon scharf zu trennen, die gesellschaftliche Ebene. Sie umfaßt viele Teilsysteme à la Luhmann, Milieus usw. Auf dieser Ebene kann man überhaupt nicht von Demokratie oder Diktatur sprechen, sondern nur von Konformität oder Diversität der Meinungen.

In der Bundesrepublik hat es Phasen einer größeren Konformität und einer größeren Diversität gegeben; das ist vermutlich in jedem demokratischen Rechtsstaat so. Hohe Konformität herrschte in der Adenauerzeit; damals mit umgekehrten Vorzeichen wie jetzt. Höchste Diversität herrschte in der Umbruchzeit der siebziger und der ersten Hälfte der achtziger Jahre. In den beiden Jahrzenten des Mehltaus hat es wieder eine stärkere Konformität gegeben; mit eindeutigen Versuchen einer "linksliberalen" Elite, ihr Weltbild zu einem gesellschaftlich verbindlichen zu machen.

Das hat aber, lieber Thanatos, nichts mit einer Dikatur zu tun. Wir erleben in diesen Wochen und Monaten, wie dieses Weltbild bröckelt.

Mir ist es im Grunde unverständlich, wie man darauf kommen kann, diesen Staat als eine Diktatur wahrzunehmen. Vielleicht liegt es an fehlenden Erfahrungen mit einer wirklichen Diktatur. Oder einer hinreichend gründlichen Befassung mit den Zuständen, wie sie in wirklichen Dikaturen herrschten und herrschen.

Wenn Sie die Bundesrepublik als eine Diktatur wahrnehmen - welche real existierenden Staaten sind denn dann aus Ihrer Sicht keine Diktaturen? Oder sehen Sie jede Staatsform als eine Diktatur an? Dann freilich wird der Begriff sinnleer.

Noch ein letzter Gedanke: Es ist das untrügliche Zeichen für eine Dikatur, daß ein großer Teil der Menschen fliehen würde, wenn sie denn könnten. Aus Deutschland braucht man nicht zu fliehen. Jeder kann das Land verlassen, der es als eine Diktatur wahrnimmt. Und ich empfehle jedem, der sich in Deutschland in einer Diktatur fühlt, das dann auch zu tun. Es ist unzumutbar, in einer Diktatur leben zu müssen.

Herzlich, Zettel

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

17.11.2010 18:29
#21 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

Zitat von Nola




Gruß Petz

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

17.11.2010 19:19
#22 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

Zitat
Zitat 123:

@ Nola

Sie fragen wie man diesen Kreislauf aubrechen könnte ?

Indem ein Superreicher sich seiner Verantwortung stellt, ein Nachrichtenmagazin auf dem Qualitätsniveau der Weltwoche finanziert bis es sich trägt. Das Format müsste so ansprechend sein wie das des Spiegel.

Das ganze politkorrete Gleichschaltungssystem funktioniert nur durch die fast vollkommene Kontrolle der Medien durch überzeugte Linke. Und ein solches Magazin müsste die Kunst der Skandalisierung beherrschen, wie es der Spiegel und die Linken vormachen.



Erinnert mich irgendwie ein bißchen an "Warten auf Godot"

"...Während dem elendiglichen Warten und der ewigen Ungewissheit, bleibt einzig und allein die Hoffnung, die zeitweise in Hoffnungslosigkeit überschlägt. Warten, harren auf etwas, umfasst die Hauptthematik des Stückes und ist Teil des menschlichen Lebens. Im Leben warten wir ständig auf etwas. Godot vertritt den Gegenstand dieses Wartens..."

Warten auf denjenigen der es tut, der die Möglichkeit hat, den man dazu überreden kann, dem man ein "neues Baby" in den Schoß legen kann um dieses mit allen von uns gewünschten Attributen auszuzeichnen. Soviel Glück auf einmal gibts ja gar nicht. Und die Zeit drängt, weil die gleichgeschalteten Medien je mehr Kritik sie erfahren, noch fester im Zusammenschluß arbeiten und noch dreister gegen ihre eigenen Konsumenten, und deren Ruf nach Wahrheit und Recherche, arbeiten.

♥lich Nola



"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002

lukas Offline



Beiträge: 261

23.11.2010 20:44
#23 RE: Notizen zu Sarrazin (7): Michael Slackmans Artikel Antworten

In der aktuellen Ausgabe des britischen "Prospect" setzt sich der Chefredakteur (!) David Goodhart relativ sachlich mit Sarrazins Buch auseinander. Seine Buchbesprechung kann man auch online lesen.

 Sprung  



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