Was Calimero hier treffend-sarkastisch kommentiert hat, das habe ich in diesem Zitat des Tages etwas ausführlicher beleuchtet. Beim Schreiben ist eigentlich mehr eine Meckerecke daraus geworden; das Thema verlangte danach.
ich halte es immer noch für Satire, Malte Lehming hat nun mal einen gewöhnungsbedürftigen Humor, es ist ein "Sarrazin für Dummies" natürlich mit einer Reihe Ungereimtheiten und ohne Quellenangaben: Deutschland schafft sich ab.
Nachtrag: Und wenn es Provokation sein sollte, dann finde ich sie hilfreich.
Zitat von C.ich halte es immer noch für Satire, Malte Lehming hat nun mal einen gewöhnungsbedürftigen Humor, es ist ein "Sarrazin für Dummies" natürlich mit einer Reihe Ungereimtheiten und ohne Quellenangaben: Deutschland schafft sich ab.
Ich habe ja bekanntermaßen, dear C., Defizite beim Erkennen von Ironie; vielleicht generations-, vielleicht auch persönlichkeitsbedingt.
Dein Beitrag da unten, den du jetzt hier verlinkt hast, hat mir sehr gefallen - als typisch C.'sche Ironie. Auch jetzt weiß ich nicht, ob du das wirklich ernst meinst, was du hier schreibst.
Der Mann ist Chef des Meinungsressorts beim "Tagespiegel", nicht des Ressorts "Humor und Vermischtes". Natürlich meint er das ernst, was er schreibt. Er denkt freilich, er soll zuspitzen, einen Denkanstoß geben, dergleichen.
Er hat - das war der zweite verlinkte Artikel, in dem ich mich früher mit ihm befaßt habe - zum Volksbegehren über das Minarettverbot in der Schweiz so Stellung genommen:
Zitat Die Schweizer haben am Sonntag offenbar mehrheitlich die Idee der Freiheit und das Prinzip der Menschenrechte mit Füßen getreten. Sie haben die Weltsicht Osama bin Ladens übernommen, der zufolge ein gedeihliches Zusammenleben von Christen und Muslimen kaum möglich ist. Und sie haben einer monotheistischen Weltreligion den Kampf angesagt. Es ist ein schwarzer Tag für Europa, für den Westen und die Freiheit.
Nee, dear C., das war damals kein Humor und ist es diesmal auch nicht. Der Mann ist so.
1. Weder steht es im Text, noch war es meine Absicht, Verbrechen zu bagatellisieren und/oder Verbrechensopfer zu verhöhnen. Ich bin und war für eine schnelle und harte Bestrafung von Verbrechern, das gilt auch, manchmal erst recht, für jugendliche Verbrecher. Das ist für mich so selbstverständlich, dass ich glaubte, es nicht extra betonen zu müssen. Offenbar habe ich mich in diesem Punkt geirrt. Sorry.
2. Gesellschaftliche Phänomene und Motive zu analysieren, ist etwas anderes, als diese einer normativen Wertung zu unterziehen. Eine Analogie: Wenn Wissenschaftler herausfinden, dass die Kriminalitätsrate in freien Gesellschaften höher ist als in unfreien (unter den obersten Top Ten sind, mit Ausnahme Russlands, ausschließlich Demokratien, ganz unten rangieren Länder wie Nordkorea oder Kuba), versteckt sich darin nicht ein Lob von Diktaturen und eine Verächtlichmachung von Demokratien. Und natürlich ist die Wirtschaftskriminalität in Ländern der ehemaligen Sowjetunion nach dem Fall der Mauer nach oben geschnellt. Dies lässt sich aber auch, statt es nur (im Sinne von ausschließlich) zu beklagen, als Indiz für den Übergang in eine posttotalitäre Gesellschaft begreifen.
3. In der Tat glaube ich, dass sich Fähigkeiten und Eignungen von Menschen grundsätzlich (obwohl in Maßen) trennen lassen von dem, worauf sie sich, oft situativ bedingt, richten. In der Arbeitswelt etwa werden Doktoranden immer noch gelegentlich bevorzugt. Das hat aber nichts mit den in der Regel höchst langweiligen Ergebnissen ihrer Promotionsarbeit zu tun, sondern weil man annimmt, dass deren Leistung, sich zwei bis drei Jahre lang auf Quatsch konzentriert haben zu können, im Produktionsprozess nutzbar gemacht werden kann.
4. Kontrapunkt-Texte sollen den Leser nicht nur beschäftigen und ins Grübeln bringen, sondern dürfen ihn auch emotional erreichen. Wenn's denn der Klarheit dient.
Mir scheint, der Mann neigt zu vorschnellen und extremen Urteilen. Und ihm fehlt das elementare Wissen. Er schreibt zum Beispiel:
Zitat In der Arbeitswelt etwa werden Doktoranden immer noch gelegentlich bevorzugt. Das hat aber nichts mit den in der Regel höchst langweiligen Ergebnissen ihrer Promotionsarbeit zu tun, sondern weil man annimmt, dass deren Leistung, sich zwei bis drei Jahre lang auf Quatsch konzentriert haben zu können, im Produktionsprozess nutzbar gemacht werden kann.
Ich habe das erst gar nicht verstanden, bis mir aufging, daß er "Doktoranden" (Studenten, die an ihrer Doktorarbeit schreiben) offenbar mit Promovierten verwechselt. Daß jemand in der Arbeitswelt einen Doktoranden einstellt, kommt nach meiner Erfahrung höchst selten vor; der Mann ist ja full time mit seiner Diss beschäftigt.
Ein solcher Schnitzer zeigt, daß Lehming nie in die Nähe einer eigenen Dissertation gekommen ist. Was ihn natürlich für die Aussage qualifiziert, der Stoff von Dissertationen sei "Quatsch".
jetzt hatte ich mich schon halb und halb damit abgefunden, daß Herr Lehming sich wirklich mal einen Scherz erlaubt hat, und nun muß ich akzeptieren, daß offenbar auch auf ihn das zutrifft, was Theodore Dalrymple in seinem sehr lesenswerten Artikel The Cult of Insincerity schreibt: "I suspect that, in his heart of hearts, the author does not believe a word of what he says: a common thing among intellectuals."
Zitat Ich habe das erst gar nicht verstanden, bis mir aufging, daß er "Doktoranden" (Studenten, die an ihrer Doktorarbeit schreiben) offenbar mit Promovierten verwechselt. Daß jemand in der Arbeitswelt einen Doktoranden einstellt, kommt nach meiner Erfahrung höchst selten vor; der Mann ist ja full time mit seiner Diss beschäftigt.
Also dieser Schnitzer hätte mir auch passieren können und das obwohl ich mich gerade in dieser Phase befinde.
Zitat Ein solcher Schnitzer zeigt, daß Lehming nie in die Nähe einer eigenen Dissertation gekommen ist. Was ihn natürlich für die Aussage qualifiziert, der Stoff von Dissertationen sei "Quatsch".
und letzteres würde ich in meinem Falle auch unterschreiben.
Zitat Ich habe das erst gar nicht verstanden, bis mir aufging, daß er "Doktoranden" (Studenten, die an ihrer Doktorarbeit schreiben) offenbar mit Promovierten verwechselt. Daß jemand in der Arbeitswelt einen Doktoranden einstellt, kommt nach meiner Erfahrung höchst selten vor; der Mann ist ja full time mit seiner Diss beschäftigt.
Also dieser Schnitzer hätte mir auch passieren können und das obwohl ich mich gerade in dieser Phase befinde.
Daß Sie, wenn Sie promoviert sein werden, sich nicht Doktor nennen, sondern einen "Doktoranden"? Das hätte Ihnen passieren können? Hm.
Übrigens gibt es dazu in Holland eine Besonderheit. Der Doktorand darf einen Titel tragen, nämlich "Drs.". Ganz offiziell, das steht für "Doctorandus", als wörtlich ein zum Doctor zu Machender, ein zum Doctor Werdender.
Zitat von dirk
Zitat Ein solcher Schnitzer zeigt, daß Lehming nie in die Nähe einer eigenen Dissertation gekommen ist. Was ihn natürlich für die Aussage qualifiziert, der Stoff von Dissertationen sei "Quatsch".
und letzteres würde ich in meinem Falle auch unterschreiben.
Solche Phasen kennen viele Doktoranden, lieber Dirk. Und wenn das Werk fertig ist, dann sind sie doch stolz darauf.
Nach meiner Erfahrung ist das jedenfalls so. Man hat selten die Gelegenheit, sich über Jahre so intensiv mit einem Thema zu befassen. Und wer es ordentlich macht, der weiß dann über dieses Thema mehr als irgendein anderer Mensch auf der Welt (oder nur ganz wenige). So klein das Thema sein mag - das ist doch etwas Erhabenes, oder?
Zitat von ZettelSo klein das Thema sein mag - das ist doch etwas Erhabenes, oder?
Klar - der größte Zwerg der Welt zu sein, ist ja auch etwas Besonderes.
Ich würde, lieber Rayson, eher sagen: Besser hier der erste als in Rom der zweite. (Laut Plutarch hat das Cäsar in einem armseligen Dorf in den Alpen gesagt, auf dem Weg zurück aus Spanien).
Ich habe das Entstehen vieler Dissertationen verfolgt. Es gibt bei den meisten Doktoranden Phasen, in denen sie den ganzen Quatsch hinwerfen wollen. Aber es gibt eben auch diese Zufriedenheit, man kann sagen dieses Glück, ein Gebiet völlig zu beherrschen; etwas herausgefunden zu haben, das noch niemand gewußt hatte.
Allerdings ist meine Erfahrung nicht repräsentativ. Bei mir haben überwiegend Leute promoviert, die eine wissenschaftliche Karriere einschlagen wollten und das überwiegend auch geschafft haben. Wenn jemand nur hinter dem Titel her ist, um damit ein höheres Gehalt zu erreichen, mag es ganz anders sein.
Zitat von ZettelAllerdings ist meine Erfahrung nicht repräsentativ.
Und sie haben, wenn ich das richtig verstanden habe, solche in angewandten Naturwissenschaften betreut. Ein Gebiet, bei dem man wirklich versucht, etwas über die Welt herauszufinden und auch über geeignete Methoden dazu verfügt.
Bei mir wird das leider nicht der Fall sein. Ich habe oft das Gefühl, dass man in der Ökonomie durch das Lesen der Fachliteratur weit weniger gut über die wirtschaftlichen Zusammenhänge informiert wird, als wenn man sich mit seiner Friseurin unterhält.
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