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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 16 Antworten
und wurde 2.330 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.11.2010 12:36
Deutschland im Öko-Würgegriff (24): Tempo 30 in Berlin Antworten

Manchmal dauert es ein wenig, bis ich eine Anregung aus dem kleinen Zimmer aufnehme und daraus einen Artikel mache. Auf die von Künast unterstützte Idee, in Berlin flächendeckend Tempo 30 einzuführen, hatte Calimero schon vorige Woche aufmerksam gemacht.



Das Phänomen, das ich in dem Artikel beschreibe, ist nicht auf die Verkehrspolitik beschränkt: Ein Bereich wird nicht mehr unter dem Gesichtspunkt seiner ursprünglichen Funktion bewertet, sondern nur noch unter dem Gesichtspunkt von Öko-Themen; also Umwelt und Gesundheit.

Maßnahmen der Verkehrspolitik werden überhaupt nicht mehr daraufhin geprüft oder diskutiert, ob sie dem Verkehr dienen oder ihm schaden. Es geht um Umwelt und Gesundheit.

Am Essen interessiert nicht mehr primär, ob es schmeckt, sondern nur noch, ob es auch keine Schadstoffe enthält und ökologisch erzeugt wurde. Es geht um Umwelt und Gesundheit.

Beim Kinderspielzeug ist zweitrangig, ob es den Kindern Spaß macht. Die Öko-Mutti achtet darauf, ob es keine Schadstoffe enthält und ob bei seiner Herstellung nichts ökologisch Verwerfliches geschah; es geht um Umwelt und Gesundheit.

Wie wir unsere Häuser bauen, wie wir sie heizen und wie wir sie beleuchten, richtet sich nicht mehr nach dem Gesichtspunkt des Wohnkomforts und eines vernünftigen Kosten-Nutzen-Verhältnisses. Es geht um Umwelt und Gesundheit.



Und so fort. Nichts macht das Wesen des Öko-Würgegriffs deutlicher, als diese monomane Besessenheit von den Themen Umwelt und Gesundheit: Es handelt sich um eine Ersatzreligion, und zwar eine mit fundamentalistischen, wenn nicht gar fanatischen Zügen. Mit totalitärem Charakter, was ihre politische Seite angeht.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

24.11.2010 12:50
#2 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (24): Tempo 30 in Berlin Antworten

Zitat von Michaela Duhr - Hervorhebung von mir
Nach ihrer Vorstellung würde Tempo 50 in der Hauptstadt künftig wohl nur noch auf Autobahnen und Hauptverkehrsadern gelten.


Tempo 50 auf Autobahnen? Naja...

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La historia claramente demuestra que gobernar es tarea que excede la capacidad del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

C. Offline




Beiträge: 2.639

24.11.2010 13:07
#3 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (24): Tempo 30 in Berlin Antworten

Zitat von Verkehrsexperte Petersen zitiert von Zettel
Allerdings warnt Verkehrsexperte Petersen: Es gibt Stadtverwaltungen, die der Ansicht sind, der Verkehr müsse unbedingt fließen.





Der Entschleunigungsfantasie ist keine Grenze gesetzt:

Zitat von Telekomiker
Unser Verfahren ist weltweit einzigartig, da wir den CO2- Ausstoße einzelner Fahrzeuge im Betrieb messen und die Schadstoffverteilung in einer Mega-City dynamisch erfassen können, sagte Ayyildiz. So sei künftig zum Beispiel auch denkbar, dass Autofahrer eine CO2-abhängige Gebühr in Innenstädten zahlen müssten. Damit könnten Autofahrer belohnt werden, die etwa an Ampeln langsamer beschleunigen und damit weniger CO2 ausstießen



Wenn ich mein Auto an einer Ampel stehe lasse, fahre ich gebührenfrei und rette den Planeten. Die Verkehrsteilnehmer hinter mir werden mir danken, denn auch sie dürfen sich auch an der Erdenrettung beteiligen und werden reich damit.

Warum durfte Orwell das nicht mehr erleben?

http://www.iceagenow.com/

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

24.11.2010 13:15
#4 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (24): Tempo 30 in Berlin Antworten

Zitat von Gorgasal
Tempo 50 auf Autobahnen? Naja...

Ja natürlich! Und im nächsten Schritt werden dort Verkehrs-Beruhigungsinseln angelegt, bevor die Autobahnen letztendlich auf eine Spur verengt werden um Platz für jeweils 5 Meter breite Fußgänger-, Fahrrad- und Rollstuhl- und Skateboardwege zu schaffen.
Das Auto ist verkehrstechnisch sowieso längst überholt. Künasts Parteichef Özdemir hat ja schließlich bewiesen, dass man trotz individueller Anreise und völlig ohne die Benutzung einer Raserpiste sogar schneller ans Ziel kommen kann. Geht doch!

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

24.11.2010 13:19
#5 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (24): Tempo 30 in Berlin Antworten

Zitat von Calimero
Künasts Parteichef Özdemir hat ja schließlich bewiesen, dass man trotz individueller Anreise und völlig ohne die Benutzung einer Raserpiste sogar schneller ans Ziel kommen kann. Geht doch!


Zitat
Er habe das angesichts des engen Zeitplans zähneknirschend in Kauf genommen, verteidigte sich Özdemir.


Aber dass andere Leute vielleicht auch ab und zu enge Zeitpläne haben und deswegen wie manche Stadtverwaltungen der merkwürdigen Ansicht sind, "der Verkehr müsse unbedingt fließen", das scheinen die Obergrünen noch nicht ganz verstanden zu haben.

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Calimero Offline




Beiträge: 3.280

24.11.2010 13:28
#6 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (24): Tempo 30 in Berlin Antworten

Zitat von Gorgasal
Aber dass andere Leute vielleicht auch ab und zu enge Zeitpläne haben und deswegen wie manche Stadtverwaltungen der merkwürdigen Ansicht sind, "der Verkehr müsse unbedingt fließen", das scheinen die Obergrünen noch nicht ganz verstanden zu haben.



Andere Leute sind ja schließlich nicht im "Dienste der guten Sache" unterwegs, ne? Also ... hinten anstellen! Wahrscheinlich sind solche hektischen Typen eh alles profitgierige Kapitalisten auf der Jagd nach dem schnellen Geld.
Fortschrittliche, urbane Nachhaltiker können sich das Bio-Gemüse auch von ihrem Bauern per Pferdefuhrwerk kommen lassen. Und die Pferde müssen dann auch nicht mehr soviel Angst haben in Berlin.

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Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

24.11.2010 13:38
#7 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (24): Tempo 30 in Berlin Antworten

Zitat von Calimero
Fortschrittliche, urbane Nachhaltiker können sich das Bio-Gemüse auch von ihrem Bauern per Pferdefuhrwerk kommen lassen.


Das fände ich richtig gut. Dann würden die Grünen und ihre Wähler vielleicht mittelfristig doch noch die Vorteile von Autos zu schätzen lernen.

Zitat
Studien belegen, dass ein erwachsenes Pferd täglich zwischen 33 und 35 Kilo Mist produziert.


http://www.bernerzeitung.ch/region/kanto.../story/16767817

Jetzt könnte man eine kleine Rechnung aufmachen, wieviele Pferdefuhrwerke nötig wären, wenn ein gewisser Anteil der Berliner Bevölkerung auf pferdefuhrwerktransportierte Nahrung umsteigt... und die produzierte Umweltbelastung in Relation dazu setzen, wieviel Müll die Berliner Stadtwerke momentan jeden Tag abtransportieren. Wäre vielleicht ganz lehrreich.

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R.A. Offline



Beiträge: 8.171

24.11.2010 13:53
#8 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (24): Tempo 30 in Berlin Antworten

Zitat von Zettel
Ein Bereich wird nicht mehr unter dem Gesichtspunkt seiner ursprünglichen Funktion bewertet, sondern nur noch unter dem Gesichtspunkt von Öko-Themen; also Umwelt und Gesundheit.


Wie wahr.
Wobei es in der Regel nur um Symbolhandlungen geht. Ob Gesundheit und Umwelt wirklich von der Maßnahme profitieren, wird selten seriös geprüft.

Und umgekehrt wird ab und zu schon noch so getan, als würde die eigentliche Funktion noch eine Rolle spielen. Es wird ja auch der Glauben verbreitet, "Öko"-Nahrungsmittel würden besser schmecken.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

24.11.2010 15:03
#9 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (24): Tempo 30 in Berlin Antworten

Zitat von C.
Der Entschleunigungsfantasie ist keine Grenze gesetzt: ...

Auweh! Dieser Artikel ist ja glatt einen eigenen ZR-Artikel wert.

Diese Vollhonks setzten erstens CO2 mit Schadstoff gleich (Megacity = Verkehrsstau = Dunstglocke/Smog = Umweltbelastung) und wollen zweitens diesen angeblichen Schadstoff ausgerechnet in Afrika, Asien und Südamerika durch allerlei Technikvernetzung im Individualverkehr reduzieren.
Ähm, ich glaube in Kairo oder Kalkutta ist genau so etwas dringend nötig. CO2-Reduktion ist da echt mal langsam angesagt. So gehts ja nicht weiter. Nee, echt mal. es wird Zeit, dass die Telekom all den Ägyptern, Indern, Chinesen und Mexikanern mal zeigt was mit Magenta-Technik alles so machbar ist. Flugs eine Telekom-obu in jedem rußigen 60-er Jahre LKW und jedem Moped installiert, ein T-Com-Navi vorgeschrieben und noch die Dekra für die jährliche HU ins Boot geholt ... dann wirds endlich was mit der Rettung des Planeten!

Ich bin dafür, dieses System zuerst mal in Freiburg, Marburg und natürlich in Berlin zu testen. Da gibt es auch weniger störende Rikschas und Eselskarren (noch jedenfalls). Oh Mann.

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Elmar Offline



Beiträge: 282

24.11.2010 15:28
#10 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (24): Tempo 30 in Berlin Antworten

New York hat sich darüber auch schon Gedanken gemacht:
http://www.thefreemanonline.org/columns/...crisis-of-1894/

Das ist allerdings stark entschleunigte 116 Jahre alt, aber früher war ja eh alles besser

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.11.2010 15:34
#11 Und Martenstein ... Antworten

Beim Schreiben sammle ich meist Material, das am Ende übrig bleibt, weil der Artikel einen anderen Weg nimmt. Hier gehört dazu etwas, das ich so schön finde, daß ich es jetzt hier nachtrage: Ein Kommentar von Harald Martenstein im "Tagesspiegel". Auszug:

Zitat
Bei einer Volksabstimmung hätte Tempo 30 keine Chance. Du wirst auf dem Weg zu deinem Job, für den du sowieso immer weniger Cash bekommst, weil Steuern, Abgaben, Strompreise, Wasserpreise et cetera pausenlos steigen, viel mehr Zeit brauchen als vorher, ohne Auto geht es vielleicht gar nicht. (...)

Nun kann jederzeit jemand kommen und Statistiken vorlegen. Tempo 30 rettet, laut Statistik, soundso viele Menschenleben im Jahr. Lärmschutz! Abgase! Gewiss, man kann versuchen, alle Gefahren, die es gibt, mithilfe von Vorschriften aus dem Weg zu räumen, man kann den Leuten verbieten, bei Glatteis aus dem Haus zu gehen, das rettet Menschenleben, man kann Schokolade mit 200 Prozent versteuern, man kann eine Joggingpflicht und eine Gemüsepflicht einführen, aber nur mit Helm. Am Ende wird meine statistische Lebenserwartung um zweieinhalb Stunden gestiegen sein, aber wissen Sie, Herr Statistiker, so ein Leben will ich gar nicht haben.


Martenstein schreibt auch eine wöchentliche Kolumne im "Zeit-Magazin". Nicht immer brillant, aber meist von erfrischender Wurschtigkeit, was das Nicht-Grüßen von Geßlerhüten angeht.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

24.11.2010 16:58
#12 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (24): Tempo 30 in Berlin Antworten

Zitat von Zettel
Ein Bereich wird nicht mehr unter dem Gesichtspunkt seiner ursprünglichen Funktion bewertet, sondern nur noch unter dem Gesichtspunkt von Öko-Themen; also Umwelt und Gesundheit. Maßnahmen der Verkehrspolitik werden überhaupt nicht mehr daraufhin geprüft oder diskutiert, ob sie dem Verkehr dienen oder ihm schaden.



Falsch. Sie sollen ihm schaden. Ob City Maut, Plakettenzonen oder Geschwindigkeitsbeschränkung - das Ziel ist es, die Stadt für Autofahrer unattraktiv zu machen. In München kennen wir das seit Jahrzehnten dank der früheren Verkehrsreferentin Christine Thalgott, die die Rote-Welle-Ampelschaltung eingeführt hat, um Autofahrer zu ärgern:

Zitat
Schon bei ihrem Amtsantritt gab sie mit der Devise „Auch Stau ist eine Politik“ die Fahrtrichtung Ihrer Politik vor.

http://www.focus.de/auto/neuheiten/verke...aid_158429.html

Übrigens war das Bürgerbegehren für die neuen Ringtunnel erfolgreich und die Rotgrünen haben geschäumt vor Wut.

Gruß Petz

Pirx Offline



Beiträge: 92

24.11.2010 17:43
#13 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (24): Tempo 30 in Berlin Antworten

Auch hier in Wien darf man sich wohl bald über solche Verkehrspolitik freuen; jetzt, wo die Grünen in die Stadtregierung einsteigen und das Verkehrsressort übernehmen.

Dazu der grüne Gemeinderat Christoph Chorherr im Interview mit derStandard.at:

Zitat
Natürlich sind die Grünen eindeutig in ihrer Ausrichtung, das weiß auch jeder: Mehr Platz für Menschen, Kinder, Grünraum, weniger für Autos. Da geht es um eine grundlegende kulturelle Auseinandersetzung.

Juno Offline



Beiträge: 332

24.11.2010 20:42
#14 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (24): Tempo 30 in Berlin Antworten

Das Beispiel Tempo 30 und der Artikel von M. Duhr sind wirklich in vieler Hinsicht äußerst lehrreich, wenn man den Politikansatz der Grünen verstehen will. Es geht eben nicht bloß um die Lösung real existierender Umweltprobleme. Es geht nicht einmal nur um Primat der Ökologie. Es geht um Hegemonie der eigenen Gruppe, die Veränderung von Gesellschaftsstrukturen und Machtverhältnissen. Die selbst ernannten Guten aus dem Kiez wollen endlich ungehemmt diktieren, wie andere zu leben haben.


Schon der Einstieg des Duhr-Artikels setzt den Ton: Armer Radfahrer im hippen Teil Berlins (einer von uns!) wird von Auto (Mercedes! Bonzenkarre!) fast überfahren; das Opfer-Täter-Schema ist sofort klar. Hier muss etwas geschehen!

Selbstverständlich kann und will niemand in einer solchen Szene den Raser verteidigen. Zur Berliner Verkehrsrealität gehören allerdings auch noch viele andere hässliche Phänomene, die im Artikel erst gar nicht vorkommen. Z.B. halsbrecherische Temporadler, die im Bewusstsein ihrer moralischen Überlegenheit nahezu im Blindflug über Kreuzungen und Bürgersteige brettern; oder notorische Autoraser, die mit einer bis zum Anschlag aufgedrehten Musikanlage auf sich aufmerksam machen und sich nur sporadisch an irgendwelche Tempolimits halten. Hier muss natürlich aus grüner Sicht gelten: Das Problem ist der BMW - keinesfalls der benachteiligte junge Mann hinterm Steuer.


Geradezu brilliant ist der Ausstieg des Artikels:

Zitat
Wie viel Tempo 30 wirklich bringt, hängt bei allem Für und Wider letztlich an den Autofahrern: Sie müssen Tempo 30 auch akzeptieren. Oder mithilfe von Radarfallen dazu gezwungen werden.



Diese Formel könnten die Grünen auch auf ein Blankoformular drucken lassen, das dann universell verwendbar wäre:

Zitat
"Wie viel ......... wirklich bringt, hängt bei allem Für und Wider letztlich an den Bürgern. Sie müssen ........ auch akzeptieren. Oder mithilfe von ....strafen dazu gezwungen werden.



Denn merke: Grüne Regulierungen machen alles besser. Falls das nicht so ist, liegt das letztlich nur an der Borniertheit der Leute. Wir sind total liberal und setzen immer auf Freiwilligkeit. Nur bei denen, die nicht freiwillig mitmachen, setzen wir ausnahmsweise auf sehr schmerzhaften Zwang.


Welch gewaltiger Gestaltungsanspruch hinter dem scheinbar bloß ein bisschen übervorsichtigen Tempo 30 steckt, zeigt dieses Interview mit dem einflussreichen Wiener Verkehrsplaner Hermann Knoflacher ("Man wird die Wirtschaft umorganisieren müssen"). Geführt wurde es bezeichnenderweise in einer Sendung namens "Ökotopia".

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1079408/

Zitat
Auszug: Ich habe 1975 das Verkehrskonzept für Wien gemacht, und das hat 27 Jahre gedauert, dass es so stark durchschlägt, dass seit 2002 der Autobesitz in Wien abnimmt. Das heißt, die Wiener haben festgestellt, sie brauchen gar nicht mehr so viele Autos.

Frage: Das heißt, damals hat man gesagt, Sie sind ein Spinner, und später hat man erkannt, das geht doch?

Knoflacher: Ja, ich habe natürlich die Stadtverwaltung mit meinen Studenten sozusagen immer versorgt, das heißt, es gibt sachkundige Leute, die mit Systemen umgehen können und die wissen, wo man zugreift.



Das ist die "kulturelle Auseinandersetzung", die Pirx hier im Forum bereits zitiert hat. Knoflacher will die angeblich entfremdenden, das Patriarchat stützenden Großstrukturen unserer Zeit langsam erdrosseln, indem er schnelle Mobilität konsequent ausbremst. Das führe uns dann zurück in eine dörflichere, "menschlichere" Lebensweise.


Dieses dörfliche Utopia ist die romantische Vision, mit der die Grünen heute so erfolgreich sind: Ein kleines sanftes Paradies, ohne Schnellbahnhöfe oder Großkraftwerke, fernab vom Krach der bösen großen Welt, ein Idyll der Radfahrer und der Solarpanel.

Kritik an den Grünen muss deutlich machen, dass diese Utopie im Alltag nichts anderes ist, als ein reaktionäres Verarmungs- und Entmündigungsprogramm.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

24.11.2010 21:28
#15 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (24): Tempo 30 in Berlin Antworten

Zitat von Juno
Dieses dörfliche Utopia ist die romantische Vision, mit der die Grünen heute so erfolgreich sind: Ein kleines sanftes Paradies, ohne Schnellbahnhöfe oder Großkraftwerke, fernab vom Krach der bösen großen Welt, ein Idyll der Radfahrer und der Solarpanel.
Kritik an den Grünen muss deutlich machen, dass diese Utopie im Alltag nichts anderes ist, als ein reaktionäres Verarmungs- und Entmündigungsprogramm.



Ich habe gerade die Romanverfilmung von "Die Säulen der Erde" gesehen, da hat der Sender so ein komisches Telefonquiz angeboten: "In welcher Zeit spielt der Roman?"

Antwort a) im Mittelalter
Antwort b) in der Zukunft

Also in Anbetracht der Tatsache, dass da alles handmade, öko und garantiert bio war und auch keinerlei Zeichen von Globalisierung zu erkennen gewesen sind, war ich mir bei der richtigen Antwort erst garnicht mehr so sicher. Aber dann ... okay, da liefen überall und ausschließlich Christen rum, also konnte es nicht b sein!
Hab aber trotzdem nicht angerufen - wegen Handystrahlen und so ...

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

25.11.2010 17:21
#16 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (24): Tempo 30 in Berlin Antworten

Zitat
Dieses dörfliche Utopia ist die romantische Vision, mit der die Grünen heute so erfolgreich sind: Ein kleines sanftes Paradies, ohne Schnellbahnhöfe oder Großkraftwerke, fernab vom Krach der bösen großen Welt, ein Idyll der Radfahrer und der Solarpanel. Kritik an den Grünen muss deutlich machen, dass diese Utopie im Alltag nichts anderes ist, als ein reaktionäres Verarmungs- und Entmündigungsprogramm.


Liebe Juno,

mir scheint, daß dies auch ein zutiefst eskapistisches Programm ist.

Herzlich, Thomas

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

25.11.2010 17:22
#17 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (24): Tempo 30 in Berlin Antworten

Zitat
Aber dann ... okay, da liefen überall und ausschließlich Christen rum, also konnte es nicht b sein!
Hab aber trotzdem nicht angerufen - wegen Handystrahlen und so ...


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