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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 34 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Dagny Offline



Beiträge: 1.096

28.11.2010 23:39
#26 RE: Marginalie: Der "Spiegel" und WikiLeaks Antworten

Fuer wen ist das jetzt eigentlich peinlich:

Fuer die USA? Oder vielmehr fuer die Politiker, die in den Augen der US-Diplomaten anders eingeschaetzt werden, als ihnen lieb ist? (Westerwelle is no Genscher. Seehofer hat keine Ahnung. zu Guttenberg ist ein Motor der transatlantischen Freundschaft. 'Teflon-Merkel'. ).
Wie sieht das mit Israel / Nahost aus? Deuten die Dokumente an, dass Israel mit einigen arabischen Staaten viel besser kann, als man gemeinhin meint? Eine Allianz gegen Teheran? Dann schadet es nicht, wenn wikileaks das aufdeckt und zeigt, wie die Truempfe wirklich verteilt sind. Peinlich vielleicht auch fuer die Tuerkei, dass ganz offen gesagt wird, dass Erdogan die Islam-Karte spielt.
Ob sich Berlusconi und Putin geschmeichelt fuehlen, wenn sie als Alpha-Rueden und Medwedew als blass bezeichnet wird? Da wird nur ausgesprochen, was man eh wissen kann, wenn man zwischen den Zeilen liest und keine ideologische Scheuklappe traegt.

Was schreiben die Unterlagen denn zu Hamastan, Pakistan, Nordkorea, der Wirtschaftskrise, dem Euro, der Dollar-Abwertung, zu China als ernstzunehmende Weltmacht? Hier faende ich es durchaus interessnt, zu lesen wohin die USA denken, dass die Reise geht.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.11.2010 00:15
#27 RE: Marginalie: Der "Spiegel" und WikiLeaks Antworten

Zitat von Dagny
Was schreiben die Unterlagen denn zu Hamastan, Pakistan, Nordkorea, der Wirtschaftskrise, dem Euro, der Dollar-Abwertung, zu China als ernstzunehmende Weltmacht? Hier faende ich es durchaus interessnt, zu lesen wohin die USA denken, dass die Reise geht.

Ist es denn sicher, liebe Dagny, daß man aus diesen Kabeln irgend etwas darüber erfährt, was "die USA denken"? Es sind Berichte von Attachés, vielleicht von einem oder anderem Botschafter, vermutlich oft von untergeordneten Beamten. Sie reden mit diesem und jenem - John Kornblum hat das gestern beschrieben -, machen sich ein Bild und "melden" das.

Was das State Department denkt, was der Präsident denkt, das ist, scheint mir, eine ganz andere Frage.

Aus meiner Sicht geht es überhaupt nicht um das, was in diesen Dokumenten steht. Es geht darum, daß sie gestohlen wurden, um die USA zu demütigen, um sie zu zwingen, den (intern) offenen Meinungsaustausch [Edit: richtiger Datenzugang] einzustellen.

Die Meldung in "Spiegel-Online" beginnt im Augenblick mit dem Satz "Es ist ein Desaster für die US-Diplomatie".

Darum geht es. Es ist ein Sieg der Feinde der USA, der Feinde des demokratischen Rechtsstaats. Ein größerer, als wenn sie ein paar Bomben geworfen hätten.

Herzlich, Zettel

wflamme Offline



Beiträge: 187

29.11.2010 09:21
#28 RE: Marginalie: Der "Spiegel" und WikiLeaks Antworten

Ich bin ehrlich gesagt etwas erleichtert - bestätigt sich doch endlich mal, daß die Diplomatie noch zu fundierten, realistischen Einschätzungen und Schlußfolgerungen imstande scheint.

Lediglich die üblichen Heuchler, die behaupten, man müsse von Kopf bis Fuß (und besonders cerebral) von politischer Korrektheit und Weicheierei durchseucht sein, können sich über sowas er(g)eifern. Der Rest kann endlich aufatmen: Unter der Etikette ist gottseidank immer noch Sache, was Sache ist.

Grüße,

Wolfgang Flamme

Eierkopp Offline



Beiträge: 226

29.11.2010 09:24
#29 RE: Marginalie: Der "Spiegel" und WikiLeaks Antworten

Zitat von vivendi
Wer hat diese Dokumente weitergegeben? Entweder wurden sie gestohlen (als gesammeltes Werk, in elektronischer Form??) oder ein Insider hat sie herausgegeben (gegen Belohnung von Wikileaks?).



Hier findet man einige Informationen dazu. Das ist meiner Meinung nach viel
blamabler, als die Informationen selbst. Da ist meine Pornosammlung besser
gegen unbefugten Zugriff geschützt.

Die Bedeutung von Wikileaks wird in der ganzen Affäre völlig übertrieben.
Wikileaks ist nur eine Webseite, auf der man Informationen anonym verbreiten
kann, Cryptome fällt mir sofort als weiterer Kandidat ein und mit ein bisschen
Know-How braucht man diese Infrastruktur überhaupt nicht.

Vorteil einer Seite wie Wikileaks ist, daß Informantenschutz oberstes Gebot ist,
daher wird auch sicher kein Geld geflossen sein. Ausserdem stellt die Verbreitung
über eine Website sicher, daß nicht ein einzelnes Medienunternehmen die Deutungshoheit
über die Daten gewinnt.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.11.2010 09:58
#30 RE: Marginalie: Der "Spiegel" und WikiLeaks Antworten

Zitat von Eierkopp

Zitat von vivendi
Wer hat diese Dokumente weitergegeben? Entweder wurden sie gestohlen (als gesammeltes Werk, in elektronischer Form??) oder ein Insider hat sie herausgegeben (gegen Belohnung von Wikileaks?).


Hier findet man einige Informationen dazu. Das ist meiner Meinung nach viel
blamabler, als die Informationen selbst. Da ist meine Pornosammlung besser
gegen unbefugten Zugriff geschützt.



Es sind bzw. waren ja keine top secret Informationen. Vermutlich meist die vierte Geheimhaltungsstufe (in Deutschland VS-Nur für den Dienstgebrauch).

SIPRNet war, wie schon erwähnt, laut John Kornblum eine Reaktion auf 9/11. Es basierte offenbar auf der Überlegung, daß die leichte Verfügbarkeit solcher Informationen für alle Entscheidungsträger so nützlich ist, daß dieser Gesichtspunkt gegenüber der Gefahr eines Verrats überwiegt.

Man hatte eben nicht mit der kriminellen Energie von Manning und WikiLeaks gerechnet. Der eigentliche Schaden für die USA besteht - abgesehen davon, daß alle Welt über sie lacht - darin, daß sie jetzt den Informationsfluß einschränken müssen.

Zitat
Die Bedeutung von Wikileaks wird in der ganzen Affäre völlig übertrieben.
Wikileaks ist nur eine Webseite, auf der man Informationen anonym verbreiten
kann, Cryptome fällt mir sofort als weiterer Kandidat ein und mit ein bisschen
Know-How braucht man diese Infrastruktur überhaupt nicht.
Vorteil einer Seite wie Wikileaks ist, daß Informantenschutz oberstes Gebot ist,
daher wird auch sicher kein Geld geflossen sein. Ausserdem stellt die Verbreitung
über eine Website sicher, daß nicht ein einzelnes Medienunternehmen die Deutungshoheit
über die Daten gewinnt.


Hm. In der "Hausmitteilung" des "Spiegel" ist die Rede von einem "Datenschatz von 251 287 Dokumenten aus dem Bestand des amerikanischen Außenministeriums ..., den die Enthüllungsplattform WikiLeaks zur Verfügung gestellt hatte".

Also die Informationen wurden selektiv dem "Spiegel" und den Konsorten zur Verfügung gestellt. Es wurde eben gerade diesen einzelnen Medienunternehmen die Deutungshoheit übertragen. Und eine WebSite kann ja so etwas nicht machen; es waren Personen, die diese Entscheidung getroffen haben.

Herzlich, Zettel

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

29.11.2010 11:40
#31 RE: Marginalie: Der "Spiegel" und WikiLeaks Antworten

Zitat
Und was die Türkei angeht, bei aller Liebe zur USA, ist es eine Unverschämtheit oder gar Bösartigkeit immer noch auf einen EU-Beitritt zu drängen.



Auch mein erster Eindruck.
Nur, liebe C, zum Thema Türkei (und damit Islam bzw. Muslim) spreche ich unseren Regierungsverantwortlichen aus genau diesen Gründen jegliche Ehrlichkeit ab, denn das was über die "Marschrichtung" der Türkei besonders in den letzten Jahren bekannt wird, ist so eindeutig (Die Aussagen des türkischen Aussenministers sind ja da ganz eindeutig und nicht nur seine Aussagen), daß für mich die politische Verantwortung von Frau Merkel anders ausgesehen hätte. Im Besonderen ist ja eine Verquickung mit unserem Land nicht zu leugnen, auch wenn man uns als Bürger immer den moderaten Sand/Islam in die Augen streuen wollte. Noch besser, ganz Europa soll den Islam auffangen, gelingt das nicht, bliebe immer noch die Chance einer gegenseitigen "Umerziehung" mit Blick auf jahrzehntelanges Kräftemessen.

Da erzählen wir uns pausenlos, wie glücklich sich Europa schätzt, seit über 60 Jahren kriegsfrei, relativ gut im Wohlstand zu leben, während parallel eine langsame aber beständige "Übernahme" vorbereitet wird.

Nur die, wohl auch unserer Kultur zuzuordnende Überheblichkeit, führt wieder einmal zum "das haben wir so nicht gewußt", das hätten wir so nicht gedacht", "wir sind doch ein Volk von Gutmenschen".
"wir sind doch ein für europäische und internationale Belange immer offener Geldbeutel", "wir unterstützen sogar unsere uns nicht wohlgesonnenen "Religionen", "wir lieben doch die ganze Welt - bitte habt uns auch lieb". Blabla und Blup.

Mit dem Vorgang WikiLeaks eröffnet sich eine Dimension, für die es mehr braucht als Machtansprüche für die nächsten Wahlen, sichern der Pfründe, sondern endlich Politik, mit klaren abgesteckten Zielen für nationale Belange. Für derzeitige politische Endscheidungsträger führt es hoffentlich zu der Einsicht, dem Volk zu vertrauen und mit Ehrlichkeit Politik zu gestalten und danach können sie alle ihrem Lobbyismus freien Lauf lassen. Mit Wonne sehe ich zu, wie derzeit so manchem Politiker der A... auf Grundeis geht, wenn dies oder jenes herauskommt. Erinnern wir uns an die Daten-CD von Steuersündern, da hatten die Politiker keine Skrupel geklaute Daten zu kaufen. Was erwartet man jetzt vom Volk? Etwa das Bewußtsein, um eine strafbare Handlung von WikiLeaks? Das ist wie mit Eltern, die ihren Kindern eine Verhaltensweise vorleben, die von diesen später nicht als kritikwürdig empfunden wird.

Während in Deutschland eine Online-Zensur über mehrere Stellschrauben angezogen wird und noch werden soll, hat der Daten-Super-Gau von internationaler Brisanz "die kleinkleckersdorfer Online-Zensur" von blauäugigen Schwätzern eines besseren belehrt. Da mag es sein, daß "J.Edgar" ... ihr Handy und ihre Leute gut im Griff hat, aber online-global ist damit nicht abzuschalten. Gottseidank.

♥lich Nola



"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002

notquite Offline



Beiträge: 506

29.11.2010 12:58
#32 RE: Marginalie: Der "Spiegel" und WikiLeaks Antworten

Zitat
Und was die Türkei angeht, bei aller Liebe zur USA, ist es eine Unverschämtheit oder gar Bösartigkeit immer noch auf einen EU-Beitritt zu drängen.




Das ist schon mit Blick auf verlinkten Artikel richtig. Dieser ist allerdings nur eine extrem harmlose Fassung dessen, was im heutigen SPIEGEL (S.116-117) zu lesen ist. Danach wäre Erdogan ein ignoranter, inkompetenter Islamist, zudem korrupt bis ins Mark. Da wird von "8 ausländischen Konten" geraunt, von windfalls aus seltsamen Privatisierungen, da soll gar ein Fußballverein (Trabzonspor) von einem Erdogan-Getreuen gekauft und anschließend mit Mitteln aus geheimen Regierungskassen finanziert worden sein. "(...) der Premier sagt, seinen Reichtum habe er durch Geschenke erlangt, die Gäste seinem Sohn bei der Hochzeit überreichten. Außerdem finanziere ein türkischer Geschäftsmann seinen vier Kindern das Studium in den USA." Dazu kommen dann noch allerlei Posten, die mit offensichtlich völlig inkompenten Parteigängern besetzt werden und die traditionell säkulare Bürokratenelite regelmäßig schockieren. Dann noch die auch öffentlich ausgebreiteten neoosmanischen Visionen des Außenministers Ahmet Davutoglu ("Dem Balkan, dem Kaukasus und dem Nahen Osten sei es unter Kontrolle und Einfluss der Osmanen bessergegangen. Seitdem haben Teilung und Krieg verheerende Auswirkungen gehabt. Jetzt jedoch sei die Türkei zurück und bereit zu führen. "Wir werden den osmanischen Balkan wiederherstellen. - Kommentar der US-Diplomaten: die Türkei habe "Ambitionen wie Rolls-Royce, jedoch nur die Mittel von Rover") und das inzwischen katastrophale Verhältnis zu Israel. Und so weiter und so weiter.

In diesem Zusammenhang ist es wohl ein seltener Glücksfall, dass es aktuell keinen amerkanischen Botschafter in der Türkei gibt.

http://turkey.usembassy.gov/chief_of_mission.html

C. Offline




Beiträge: 2.639

29.11.2010 13:20
#33 RE: Marginalie: Der "Spiegel" und WikiLeaks Antworten

Passend zu Zettels kleinem Quiz und den Beiträgen von notquite und Nola


Zitat von Die Presse
Angesprochen auf Zweifel in manchen EU-Staaten gegenüber einem Beitritt der Türkei meinte Clinton entschieden: „Wären wir EU-Mitglied, würden wir stark für einen Beitritt eintreten



Clinton: "USA für EU-Beitritt der Türkei"

Zitat von notquite
Und so weiter und so weiter.



Damit könnte man Bände füllen, vom Moscheebau bis zu den Islamholdings. Es ist wirklich beruhigend, dass zumindest die Diplomaten vor Ort einen Blick für die Realität haben und ich bin außerordentlich dankbar, dass diese Erkenntnisse öffentlich sind. Ich unterstelle, dass die Außenministerin der USA ihre Äußerung bei vollem Bewusstsein und Unterrichtung durch die Diplomaten getätigt hat.

http://www.iceagenow.com/

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

29.11.2010 19:58
#34 RE: Marginalie: Der "Spiegel" und WikiLeaks Antworten

Zitat von Zettel
Man hatte eben nicht mit der kriminellen Energie von Manning und WikiLeaks gerechnet.



So groß musste die ja gar nicht sein.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.11.2010 23:16
#35 RE: Marginalie: Der "Spiegel" und WikiLeaks Antworten

Zitat von Zettel
Hm. In der "Hausmitteilung" des "Spiegel" ist die Rede von einem "Datenschatz von 251 287 Dokumenten aus dem Bestand des amerikanischen Außenministeriums ..., den die Enthüllungsplattform WikiLeaks zur Verfügung gestellt hatte".
Also die Informationen wurden selektiv dem "Spiegel" und den Konsorten zur Verfügung gestellt. Es wurde eben gerade diesen einzelnen Medienunternehmen die Deutungshoheit übertragen. Und eine WebSite kann ja so etwas nicht machen; es waren Personen, die diese Entscheidung getroffen haben.


Es ist vermutlich noch schlimmer. Der "Spiegel" hat offenbar nicht nur mit den Kriminellen seit Monaten zusammengearbeiet, sondern es gibt jetzt noch einen weiteren Verdacht. Heute ist bei CNN in einem Bericht über die Kabel-Affäre dies zu lesen:

Zitat
CNN has not had advanced access to the documents, unlike some media organizations, because the company declined to sign a confidentiality agreement with WikiLeaks.


Man darf im Umkehrschluß davon ausgehen, daß also der "Spiegel" einen solchen Vertrag mit den Kriminellen geschlossen hat.

Es ist unverantwortlich, was sich der "Spiegel" leistet. Aber wen schert's? In Deutschland offenbar kaum jemanden.

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