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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 25 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.12.2010 04:11
Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Ein Verteidigungsminister tut das Selbstverständliche. Die Linke empört sich.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

15.12.2010 10:28
#2 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

So ganz gehe ich nicht d'accord. Wenn der Praesidente der USA, oder der Bundespraesident seine Gattin mitnimmt oder schickt, dann ist das die First Lady. Sie hat zwar keinen echten Verfassungsrang, aber es ist Usus, dass der Ehepartner des Staatsoberhauptes auch repraesentative Pflichten ubernimmt.
Beim Bundeskanzler und vor allem bei den Fachministern ist das anders. Der Ehepartner spielt normalerweise keine politische Rolle. Insofern sehe ich hier die PR tatsaechlich ein wenig mehr im Vordergrund als noetig. Etwa so, wie das Bild vom Times Square. In der SZ findet sich ein amuesanter Kommentar von Kurt Kister, der hier eine Form der adeligen Haus- und Hofhaltung erkennt. Er reitet etwas sehr auf der adeligen Herkunft des Ministers herum. Ich habe sehr gelacht beim lesen. Auf der anderen Seite ubernimmt der Verteidigungsminister Verantwortung fuer 'seine Jungs'. Er zeigt mit dieser Reise, dass er bereit ist, fuer hoehere Aufgaben. Ganz nach dem Motto: Kleide dich nicht fuer den Job, den du hast, sondern fuer den, den Du willst.

Herrn Kerner mitzunehmen finde ich hingegen wieder in Ordnung. Das faellt unter Journalistische Begleitung, vielleicht unter Klatsch und Quote, aber auch das ist Journalismus. Und die kaempfende Truppe kann etwas mehr Aufmerksamkeit zu Weihnachten sicher vertragen.

Reiner aus dem Saarland Offline



Beiträge: 272

15.12.2010 11:18
#3 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Nun müsste man allerdings wissen wer Frau Katzenberger ist. Nie gehört. Selbst nach Durchlesen ihres Wikipedia-Artikels weiss ich immer noch nicht wer die Katzenberger ist.

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

15.12.2010 11:48
#4 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Beim Lesen dieses Artikels kam mir der Respekt, lieber Zettel, den Sie ja auch gegen Ende der Marginalie erwähnten, in den Sinn. Ja, ich halte es für eine Respektserweisung, die unseren Soldaten an der "Front" zusteht. Die Ehefrau mitzunehmen, mag auch darauf deuten, daß "wenn ihr euren Kopf hinhalten müßt, dann tue ich es auch und zwar mit dem "Liebsten" was ich habe". Das unsere Soldaten den Kopf bzw. ihr Leben hinhalten ist ja unbestritten, wenn es auch gerne als "Schulen bauen" etc. deklariert wurde. So ein Schwachsinn und so eine Feigheit der vergangenen Jahre durch unsere Politiker.

Da hat eben zu Guttenberg ein anderes Format. Allein das ist m.E. der Punkt, Neid. Die Opposition und Medien sind ja bestens vertraut damit den armen "bürgerlichen Volltrottel" zu beschützen und zu alimentieren. Ist er doch immer das Opfer von Geburt an. Nun kommt ein charismatischer relativ junger Mann daher, hat eine gute Ausbildung, hat gute Umgangsformen (was ja heute augenscheinlich verpönt ist), kann sich artikulieren, Millionär ist er auch noch und obendrein von Adel, na das sind schon der Attribute zu viel für unsere ewig jammernde Journaille. Da man in Deutschland keinen Prinzen durch den Kakao ziehen kann, dann wenigstens einen Freiherrn.

Das paßt übrigens gut zu der derzeitigen Presselandschaft in Deutschland, Berichte über Königshäuser schreiben, ist ja auch etwas, statt sich mit tiefergehenden Recherchen zu einem fundamentalen Thema zu äussern. Immerhin könnten unser aller Kinder in Afghanistan ihr Leben lassen. Aber dazu schreibt man besser nichts, auch nicht dazu, das die gesamte Versorgungssituation unserer Soldaten immer noch nicht dem Standard entspricht, den wir durchaus leisten könnten. Dafür die Volkesmeinung ein bißchen zu sensibilisieren wäre mal eine Möglichkeit.

Man kann es als PR sehen, aber auch anders, und im Zweifel kann man als Journalist einfach mal die Klappe halten. Mich ärgert sowieso, das so einseitig aus dem Kriegsgebiet berichtet wird. Ich glaube kaum, das Johannes B. Kerner eine Woche unter den Soldaten verbringen würde, mit Kamera ausgerüstet und die Einsätze dokumentieren würde. Ihm bliebe sicherlich sein "Gutfried" im Halse stecken. Zudem liesse es sich wohl nicht mit diversen Gästen, wie etwa Pierre Vogel, vereinbaren, die wahre Bedrohung die von den islamisch geprägten Verhältnissen in Afghanistan ausgeht zu benennen.

Und was die Person unseres Verteidigungsministers betrifft, der in seiner Familie schon demokratisch "sozialisiert" wurde, ist er wohl ein anderes "Kaliber" als eine Frau Roth. Es wiederstrebt mir direkt, beide in einem Satz zu erwähnen. Nix, aber auch gar nix, würde einem Vergleich standhalten, also muß man ihn auf ein Niveau runterschreiben, daß ihn bei den allgemeinen Dummschwätzern einordnen soll.

Wikipedia:

Zitat
Der Großvater
Guttenberg begann seine Schulausbildung auf jesuitischen Internatsschulen in Feldkirch in Vorarlberg sowie in St. Blasien im Schwarzwald. 1936 wechselte er auf das Alte Gymnasium in Würzburg, wo er auch sein Abitur ablegte. Im Anschluss ging Guttenberg 1938 als Offizieranwärter zur Wehrmacht und nahm am Zweiten Weltkrieg teil. Nachdem er schon wegen „staatsfeindlicher Äußerungen“ eine Disziplinarstrafe erhalten hatte, kam er 1944 über seinen Onkel Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg in den Umkreis des militärischen Widerstands gegen Adolf Hitler, der im Attentat vom 20. Juli 1944 kulminierte. Sein Onkel wurde hingerichtet. Guttenberg geriet 1944 in britische Gefangenschaft, dort arbeitete er unter anderem für den Soldatensender Calais.

Der Vater

Enoch Freiherr zu Guttenberg ist ein Sohn des ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundeskanzleramt Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg. Mit Christiane von und zu Eltz (* 27. November 1951) war er von 1971 bis 1977 verheiratet Enoch und Christiane sind die Eltern des Bundesverteidigungsministers (…) Seit 1997 ist Enoch zu Guttenberg mit der Chor- und Orchesterdirigentin Ljubka Biagioni verheiratet (…)
(…)Guttenberg studierte Komposition und Dirigieren in München und Salzburg. Einer seiner Lehrer war Carl Feilitzsch. Im Alter von 21 Jahren übernahm er 1967 die Chorgemeinschaft Neubeuern und führte sie innerhalb weniger Jahre zu internationaler Anerkennung. (…)
Auch im Umweltschutz ist Guttenberg stark engagiert. So war er 1975 Mitbegründer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Für seine Arbeit wurde Guttenberg mit zahlreichen Auszeichnungen, darunter dem Deutschen Kulturpreis, dem ECHO Klassik, dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse sowie dem Bayerischen Verdienstorden, geehrt. Er war zunächst Mitglied der CSU, trat aber im Jahr 1992 aus der Partei aus, nachdem er sich mit Ministerpräsident Max Streibl angelegt hatte, weil dieser sich weigerte, an einer Demonstration gegen Antisemitismus teilzunehmen[1]. Mittlerweile ist Guttenberg – „Karl-Theodor hat mich dazu überredet“ – der CSU wieder beigetreten: „Die Partei gehört dringend entbetoniert. Das geht am besten, wenn man dazu gehört“[2].

Der Sohn und heutige Verteidigungsminister
Guttenberg ist seit dem 12. Februar 2000 mit Stephanie Freifrau von und zu Guttenberg, geborene Gräfin von Bismarck-Schönhausen, verheiratet. Karl-Theodor zu Guttenberg ist römisch-katholisch und hat zwei Töchter (* 2001, * 2002).[4][5]
Nach dem Abitur am Ignaz-Günther-Gymnasium in Rosenheim 1991 leistete Guttenberg im Gebirgsjägerbataillon 233 in Mittenwald seinen Grundwehrdienst ab, er schied als Stabsunteroffizier der Reserve aus.[6] Anschließend begann er in Bayreuth und München ein Studium der Rechts- und Politikwissenschaften,[7] wobei er das Studium der Rechtswissenschaften mit dem ersten juristischen Staatsexamen beendete. 2007 wurde er an der Universität Bayreuth mit der von Peter Häberle betreuten Dissertation Verfassung und Verfassungsvertrag: konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU summa cum laude zum Dr. iur. promoviert.[8] Aufgrund des fehlenden zweiten Staatsexamens ist zu Guttenberg kein Volljurist.

♥lich Nola



"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002

Florian Offline



Beiträge: 3.171

15.12.2010 13:06
#5 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Bei dieser Diskussion merkt man wieder einmal, dass es in Deutschland keine "Support our Troops"-Kultur gibt.

In den USA oder im UK gibt es das:
Praktisch die gesamte Bevölkerung und alle politischen Richtungen unterstützen die Soldaten.
Das bedeutet dann aber NICHT, dass sie auch den konkreten Einsatz gutheißen.
Man erkennt an, dass die Soldaten ihr eigenes Leben für das eigene Land einsetzen - und dafür zollt man Respekt. Öffentlich. So dass die Soldaten das auch mitbekommen. US-Senatoren beider Parteien sind regelmäßig bei der Truppe. Zum einen natürlich auch des PR-Effekts wegen (für sich selbst). Aber eben auch um den Soldaten moralisch den Rücken zu stärken.
Auch Truppenbesuche diverser Celebrities sind üblich (aus den gleichen Gründen).
Und dann gibt es auch noch Solidarität durch viele private Gesten. Von Schülern, die (ihnen unbekannten) Soldaten Briefe schreiben bis zu Internetseiten über die man für (unbekannte) Soldaten eine Pizza bestellen kann.
Der Respekt für den Soldaten wird auch in vielen öffentlichen Ritualen gelebt. Vom Feiertag "Veteran's Day" bis zur stil- und würdevollen Bestattung in Arlington.

Wenn man mit einem konkreten Einsatz nicht einverstanden ist, dann lässt man das NICHT an den Soldaten aus. Ganz im Gegenteil: Man empfindet eher noch mehr Mitgefühl für die Soldaten, weil sie von der Regierung verheizt werden.
Man geht also ggf. politisch gegen den Einsatz vor, bleibt aber mit dem einfachen Soldaten solidarisch.

In Deutschland fehlt so etwas komplett.
Es ist z.B. absolut ekelhaft, wie regelmäßig gegen die öffentlichen Gelöbnisse der Bundeswehr andemonstriert wird.
Da ist ein junger Mensch bereit, im Ernstfall sein Leben für meine Freiheit zu riskieren - und statt dass ich dafür Respekt zeige, bewerfe ich ihn auch noch mit faulen Eiern.

In den USA wäre z.B. durchaus zu erwarten, dass der Verteidigungsminster von linker Seite dafür kritisiert wird, die Soldaten nicht schnell genug aus Afghanistan abzuziehen. Aber kein Linker in den USA käme auf die Idee, den Minister dafür zu kritisieren, dass er und seine Frau den Soldaten die Aufwartung machen und deren Schicksal in die Presse bringen.

C. Offline




Beiträge: 2.639

15.12.2010 13:10
#6 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Kann man ihm oder seiner Frau nicht auch noch das Außenministerium geben und dafür den Kerner zu Hause lassen. Im Gegenzug könnte man den Bundespräsidenten abschaffen. Oder sind das jetzt zu viele Weihnachtswünsche?

Ja, ich kenne Frau Katzenberger (bin aus der gleichen Stadt ) und warum soll sie nicht auch mal unsere Soldaten im Morgenland besuchen? Kommt sicherlich besser an als ein Besuch von Sigmar Gabriel mit Konstantin Wecker und Roger Willemsen im Schlepptau.

Nun ist Politik nicht von PR zu trennen und ich finde die Guttenbergs allemal stilvoller als Claudia Roth mit Kopftuch im Iran, Cem Özdemir als eingehubschrauberter Obenbleib-Aktivist, Thierse als Asphalthocker, Gabriel als Eisbärenpate, Lafontaine und Ernst als Hoteltester. Wer fehlt? Die FDP, kein Wunder, dass die bei 5 % rumkrebsen. Vielleicht sollte Westerwelle ein Negerbaby adoptieren.

http://www.iceagenow.com/

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.12.2010 13:16
#7 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Zitat von C.
Kann man ihm oder seiner Frau nicht auch noch das Außenministerium geben und dafür den Kerner zu Hause lassen. Im Gegenzug könnte man den Bundespräsidenten abschaffen. Oder sind das jetzt zu viele Weihnachtswünsche?
Ja, ich kenne Frau Katzenberger (bin aus der gleichen Stadt ) und warum soll sie nicht auch mal unsere Soldaten im Morgenland besuchen? Kommt sicherlich besser an als ein Besuch von Sigmar Gabriel mit Konstantin Wecker und Roger Willemsen im Schlepptau.
Nun ist Politik nicht von PR zu trennen und ich finde die Guttenbergs allemal stilvoller als Claudia Roth mit Kopftuch im Iran, Cem Özdemir als eingehubschrauberter Obenbleib-Aktivist, Thierse als Asphalthocker, Gabriel als Eisbärenpate, Lafontaine und Ernst als Hoteltester. Wer fehlt? Die FDP, kein Wunder, dass die bei 5 % rumkrebsen. Vielleicht sollte Westerwelle ein Negerbaby adoptieren.


Was ist eigentlich aus der von Nola begründeten Galerie der Beiträge geworden, die dem Vergessenwerden entrissen werden sollten? Dieser jedenfalls gehörte da hinein.

Solche Beiträge sollten in ZR stehen, aber so bissig-intelligent kann ich leider nicht schreiben.

Herzlich, Zettel

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

15.12.2010 13:25
#8 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Zitat von Florian
Bei dieser Diskussion merkt man wieder einmal, dass es in Deutschland keine "Support our Troops"-Kultur gibt.



Danke fuer den Hinweis. Mit diesem Argument lasse ich meine leichten Vorbehalte gegen die Reisebegleiterin des Ministers sofort fallen.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

15.12.2010 14:37
#9 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Ich glaube es handelt sich um ein generelles Problem. Wir werden überflutet mit einer Fülle von teils sehr belangloser Information und gleichzeitig besteht, aus welchem Grund auch immer, das Bedürfnis sie zu "bewerten". Man kennt es ja schon aus der SChule, wo weniger Information und Einordnung in den Kontext abgefragt wurde als eine Meinung.

Der Verteidigungsminister besucht seine Truppen, etwas völlig Alltägliches. Wie aber will man so eine triviale Information bewerten? Und deswegen schreibt jeder von jedem ab. Bereits ein paar wenige Journalisten/Politiker mit vorgefertigten Meinungen genügen daher um als Meinungsmacher fast das gesamte Medienecho zu steuern.

Wie kann man damit umgehen? Zum einen könnte man versuchen das journalistische Klima dahingehend zu ändern, dass Information ausreicht und man auf Wertungen verzichtet. Ich denke das wäre ads wünschenswerte. So lange das nicht erreicht ist, muss man aber wohl selber versuchen das Spiel mitzuspielen und schnell passende "narrative Frames" (wie Sie mal erklärten) in die Welt setzen.

Die Linken haben dabei den Vorteil, dass deren Frames immer ein wenig kritisch sind und jemand, der sich ihrer bedient, sich rebellisch, kritisch und intellektuell fühlen kann. Und gleichzeitig, weil man sich ja von der aktuellen Politik absondert, legt man auch jede Verantwortung ab. Wie praktisch.

john j Offline




Beiträge: 591

15.12.2010 15:45
#10 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Dass ein Verteidigungminister Truppen im Einsatz besucht ist normal. Dass er dabei gegegebenfalls andere Politiker mitnimmt ist ebenfalls normal. Alles andere an diesem Besuch der Guttenbergs in Afghamnistan ist nicht normal - und die Liste der schraegen Vergleiche hier belegt das nur.

Die First lady der USA hat eine ganz andere Rolle und Stellung in der Politik als die Frau des deutschen Vertedigungsministers. Sie hat ihren eigenen Stab und nimmt regelmeassig politische Verantwortungen wahr. Der Besuch Hillary Clinton's in Tuzla ist also etwas ganz anderes als die Mitreise der Frau zu Guttenberg nach Afghanistan die nach meinem Wissen weder eine offizielle noch eine inoffizielle Stellung in der Regierung einnimmt.

Johannes B Kerner als "Journalist"? Und es geht da "auch" um "Klatsch und Quote"? Es geht da NUR um "Klatsch und Quote". Haette Guttenberg einen Entertainer, eine Saengerin etc mitgenommen um die Truppen zu unterhalten - kein Problem. Aber diese Talkshow aus Afghanistan diente einzig und allein der Selbstdarstelung eines einzelnen - Guttenbergs. Die Soldaten und das lager ware die Staffage fuer die Guttenberg-Show.

Demnaechst nimmt Dirk Niebel Sandra Maischberger mit nach Afrika um dort aus einem Dorf in der Sahelzone eine "Talkshow" zu senden. Im Hintergrund zu sehen: Echt unterernaehrte Kinder.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

15.12.2010 15:52
#11 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Ich gehe hier nicht komplett mit.

Es ist richtig, daß Guttenberg den Afghanistan-Einsatz erstmals vernünftig adressiert hat, incl. der überfälligen Solidarisierung mit den Soldaten vor Ort.
Seine Besuche dort halte ich für sehr gut und vorbildlich.

Ob nun die Ehefrau mitkommen sollte?
Da bin ich doch recht zögerlich.
Generell halte ich recht wenig von den monarchischen Relikten, daß irgendwelche "First Ladies" bei Staatsbesuchen mitkommen. Das paßt überhaupt nicht zu einer modernen, demokratischen Gesellschaft mit Gleichberechtigung. Da es aber nun weltweit bei Präsidenten etc. üblich ist, kann man in Maßen mitmachen.

Ministergattinen sind dagegen keine "First Ladies" und haben auch keine Truppenbetreuungsfunktionen. Wie ambivalent Guttenberg selber in dieser Frage ist, zeigt der Kostenaspekt: Wenn ich das richtig mitbekommen habe, werden der Gattin die Reisekosten in Rechnung gestellt und die bezahlt sie privat.
Was ich nun absurd finde: Sie ist ja bestimmt nicht als Touristin dort, hätte als solche auch keinen Zutritt zu Militärlagern, die BW ist auch Reiseunternehmen.
Entweder also billigt man ihr einen offiziellen Status zu, dann sind auch die Spesen inclusive. Oder aber es ist privat, dann bleibt sie besser gleich zu Hause.
Letzteres wäre mir die liebere Option, aber ich kann akzeptieren, wenn Guttenberg das anders handhabt. Das liegt m. E. einfach im Ermessensspielraum eines Ministers.

Normal ist auch, wenn Journalisten mitreisen. Nicht aber, wenn diese vor Ort mit Studioausrüstung eine Talkrunde mit dem Minister machen. Das halte ich deutlich für übertrieben - auch wenn natürlich "Selbstdarsteller"-Vorwürfe ausgerechnet von diversen rot/grünen Politikern völlig heuchlerisch sind, ein wahrer Kern steckt trotzdem drin.

Ich hätte es gut gefunden, wenn Guttenberg etwas für die Soldaten tut. Wenn z. B. statt der Studioausrüstung eine Sonderladung Weihnachtsessen mitkäme, oder statt Kerner Lena Meyer-Landrut mitfliegt und den Soldaten eine Unterhaltungs-Show bietet.
Aber eine Minister-Sondersendung - das bringt den Truppen vor Ort nichts.

Insgesamt glaube ich daher schon, daß Guttenberg es etwas übertrieben hat. Aber das ist keine zentrale Kritik, im Kern liegt er richtig.

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

15.12.2010 16:14
#12 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Zitat
Zitat R.A.
(...)Wenn z. B. statt der Studioausrüstung eine Sonderladung Weihnachtsessen mitkäme, oder statt Kerner Lena Meyer-Landrut mitfliegt und den Soldaten eine Unterhaltungs-Show bietet.
Aber eine Minister-Sondersendung - das bringt den Truppen vor Ort nichts.(...)



Stimme ich zu. Obwohl ich mir auch vorstellen könnte, das genau mit dieser Art Propaganda in diesem linksgestrikten Land die Menschen und damit die öffentliche Meinung doch noch zu erreichen ist. Manchmal heiligt der Zweck die Mittel, und wenn es keinem weh tut, ist es einen Versuch wert.

Eine Show-Einlage von wem auch immer, hätte wohl zu einem landesweiten, empörten Aufschrei geführt, etwa: in Anbetracht der kritischen Lage, dem Ernst der Situation nicht angemessen usw. Dabei weiß jeder, wenn die Soldaten monatelang unter "Dampf" stehen, gibts nichts besseres als ein positiv geöffnetes Ventil.

Weil dieser Einsatz deutscher Soldaten so schlechtgeredet wurde, sind sie lange genug als Stiefkinder behandelt worden. Das muß aufhören und ich denke Guttenberg arbeitet daran.

edit:
Wenn innerhalb einer TV-Sendung unsere Soldaten ein Gesicht bekommen finde ich das übrigens sehr gut. Bislang hat man sie nur bei Beerdigungen wargenommen.

♥lich Nola



"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002

Florian Offline



Beiträge: 3.171

15.12.2010 16:36
#13 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Zitat
Aber eine Minister-Sondersendung - das bringt den Truppen vor Ort nichts.



Wirklich?
Guttenberg hat mit dem Kerner-Deal zweierlei erreicht:
Zum einen den PR-Effekt für sich selbst - und es wäre naiv anzunehmen, dass das nicht ein entscheidender Punkt in seinem Kalkül war. Auch die Begleitung durch seine Frau hatte einen PR-Effekt (den er zumindest als positiv geplant haben wird - die negativen Reaktionen hatte er sicher unterschätzt).

Aber:
Die Kerner-Show bringt den Truppen vor Ort schon auch etwas.
Nämlich Aufmerksamkeit und somit die Chance, ihre Probleme der deutschen Öffentlichkeit transparent zu machen.
Wann war denn zum letzten Mal ein "hochrangiger" deutscher Journalist vom Kaliber Kerner in einer Bundeswehrkaserne in Afghanistan und hat zur besten Sendezeit über eine Stunde lang von dort berichtet und dies im Schwerpunkt auch aus der Perspektive der dortigen Soldaten (statt im sonst üblichen "Land-und-Leute-Versteher-Duktus" eines Scholl-Latour oder in anklagendem Tonfall über die Fehler der westlichen Truppen in Afghanistan)?
Wahrscheinlich ist das nun das erste Mal!
Und es kann den Soldaten nur gut tun, wenn über sie berichtet wird.
Erstens einmal ist es auch Balsam für die Seele. Und ganz praktisch verbessert es politisch eher die Chance auf gute Ausrüstung wenn die Soldaten ein Gesicht haben.

Und klar: Frau zu Guttenberg war Teil des PR-Kalkül ihres Mannes.
Aber sie hat eben auch dazu beigetragen, dass die Truppe eine Aufmerksamkeit bekommen hat, die durch - sagen wir mal - einen zusätzlichen Staatssekretär im Ministerhelikopter wohl kaum erreicht worden wäre.

Ihr Vorschlag mit Lena Meyer-Landrut finde ich übrigens sehr gut.
(Allerdings weiß ich nicht, ob sie da mitmachen würde. Wie ich anderen Orts geschrieben habe, ist die "Support our Troops"-Kultur in Deutschland nicht sehr ausgeprägt).

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

15.12.2010 17:32
#14 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Zitat von Florian
dies im Schwerpunkt auch aus der Perspektive der dortigen Soldaten


Hat er das? Das war mir nicht bewußt (ich sehe extrem selten Fernsehen), ich hatte den Eindruck, daß wäre ein reines Sofa-Interview mit Guttenberg vor Kundus-Kulisse.

Wenn da wirklich die Soldaten vorkommen (und möglichst auch zu Wort kommen) - das wäre etwas Anderes, dann würde ich das ingesamt auch positiv bewerten.

Jenninger Offline



Beiträge: 14

15.12.2010 17:53
#15 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Zitat

Hat er das? Das war mir nicht bewußt (ich sehe extrem selten Fernsehen), ich hatte den Eindruck, daß wäre ein reines Sofa-Interview mit Guttenberg vor Kundus-Kulisse.
Wenn da wirklich die Soldaten vorkommen (und möglichst auch zu Wort kommen) - das wäre etwas Anderes, dann würde ich das ingesamt auch positiv bewerten.




Zumindest der auf bundeswehr.de veröffentlichte Trailer lässt dies vermuten:

http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/k...E%2Fcontent.jsp

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

15.12.2010 18:31
#16 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Die Aufzeichnung wird am 16. Dezember um 23.15 Uhr von SAT.1 gesendet.
Neben dem Ministergespräch geht es vor allem um persönliche Geschichten von Soldaten.
Nach einer Anfrage des Moderators hat die Bundeswehr bereits im August entsprechende
Vorbereitungen getroffen, um die Belastungen der Truppe möglichst gering zu halten.

♥lich Nola



"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002

Inger2 Offline



Beiträge: 23

15.12.2010 20:35
#17 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Liebe Nola, lieber Florian,
im Augenblick sind gewisse Leute sowas von baff, daß sie ihr antikapitalistisches Vokabular nicht abspulen können, weil sie doch schon mit Sarrazin gemerkt haben, daß eingefahrene Wege nicht so recht zu begehen sind.
Es wird nicht so lange dauern, bis die Herrschaften das geregelt haben und sie wieder aus allen Rohren loslegen.Es ist halt schwierig, die Taliban als Befreier darzustellen.
Seitdem sich in Südafrika keine "Friedensbewegung" mehr lohnt, wird auch nicht weiter berichtet, wie das Land abdriftet. Ähnlich in Simbabwe. Ganz schlimm in Somalia. Nix geht mehr und die UNO ist am Debattieren.
Gruß,
Inger

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

15.12.2010 20:58
#18 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Zitat
Zitat C.:
Wer fehlt? Die FDP, kein Wunder, dass die bei 5 % rumkrebsen. Vielleicht sollte Westerwelle ein Negerbaby adoptieren.



*lol*

Aber das haben sie ja nur gedacht, oder? Sagen darf man's ja nicht mehr. "Negerküsse" sind ja auch schon abgeschafft worden und heissen jetzt "Schaumküsse". Hmm ..., aber Rumkugeln gibt's ja auch nicht mehr, die heissen jetzt Murmeln, das bringt bestimmt bald irgendwelche Genderziehungskorrektoren auf den Plan.

♥lich Nola



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Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

15.12.2010 23:57
#19 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Zitat von Nola
Allein das ist m.E. der Punkt, Neid. Die Opposition und Medien sind ja bestens vertraut damit den armen "bürgerlichen Volltrottel" zu beschützen und zu alimentieren. Ist er doch immer das Opfer von Geburt an. Nun kommt ein charismatischer relativ junger Mann daher, hat eine gute Ausbildung, hat gute Umgangsformen (was ja heute augenscheinlich verpönt ist), kann sich artikulieren, Millionär ist er auch noch und obendrein von Adel, na das sind schon der Attribute zu viel für unsere ewig jammernde Journaille. Da man in Deutschland keinen Prinzen durch den Kakao ziehen kann, dann wenigstens einen Freiherrn.



Herr Kuzmany bestreitet das auf Spon natürlich vehement, obwohl sich der Rest des Artikels genau so liest:

Zitat
Vermutlich stellen Sie sich jetzt vor, ich sei ein bedauernswerter, zerknirschter Mensch, zerfressen vom Neid auf die wunderbaren Guttenbergs. Da kann ich Sie beruhigen: Ich beneide Karl-Theodor zu Guttenberg weder um sein schweres Amt noch um seine schöne Stephanie. Und manchmal bringt mich die allgemeine Guttenberg-Verehrung sogar zum Lachen.


http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaf...,734707,00.html

Übrigens befällt mich beim Lesen der Kuzmanyschen Ergüsse immer ein wohlig-nostalgisches Gefühl, weil der Zufall es will, dass wir beide dasselbe Gymnasium besucht haben. Und damals als Chefredakteur der Schülerzeitung hat er ungefähr das Gleiche geschrieben...

Gruß Petz

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.257

16.12.2010 01:58
#20 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Parteipolitik, da haben Sie recht...
... wäre aber umgekehrt (roter oder grüner Minister) nicht anders. Polit-Kasperletheather.

Interessant an ihrem Beitrag fand ich die Tatsache, die ich immer wieder sehe:
Die Leute, die den Afghanistan-Einsatz beschlossen haben (Rot-Grün), stellen sich jetzt nicht nur gegen das Mandat, sondern greifen teilweise auch die Soldaten an, die erst durch deren Auftrag dort sind, wo sie sind.
Das ist extrem schäbig, ich würde mich (trotz aller Partei-Taktik) zu tode schämen, so eine Propaganda zu betreiben.

Selbst für deutsche Politiker ist sowas noch unterirdisch.

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

16.12.2010 08:34
#21 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Zitat
Zitat Inger
(...)Es wird nicht so lange dauern, bis die Herrschaften das geregelt haben und sie wieder aus allen Rohren loslegen.(...)



Lieber Inger,

Du hast recht, denn der TV-Oberzeigefinger 3Sat "Kulturzeit" bemühte dann auch den Intendanten des Deutschen Theater Berlin, Ulrich Khuon, zu einer Stellungnahme. Man hielt gerade ihn für berufen über die "Inszenierung" in Afghanistan seine "maßgebliche Meinung" zu äussern.

Das tat er dann auch und sprach von einem brisanten politischen Thema, einer Showtendenz aus Amerika importiert, dessen schmaler Grad ja auf der Hand liegt. Oder hier im Interview nahm er eine Analyse vor, die an seine Zeit als Chefdramaturg (das ist das Fach in welchem Frau Roth geübt ist)in Konstanz erinnert.

"Die Afghanistan-Reise des Paares zu Guttenberg soll dieses Ganz-bei-sich-Sein wohl noch unterstreichen. Familie und Beruf fallen in eins. Merkwürdigerweise geschieht aber eher das Gegenteil. Das Inszenierte dieser Paar-Performance schiebt sich unangenehm in den Vordergrund. Eine Tendenz wird spürbar: Das Politische wird theatralischer ­ das Theater möglicherweise wirklichkeitshaltiger."

Ja, der Herr Intendant und seine "gespürten" Tendenzen. Zu den Weihnachtstagen gibts deshalb auch im Deutschen Theater Berlin ein von eben diesem Theater in Auftrag gegebenes Stück unter dem Titel "Diebe", mit der "Tendenz":

"Die Figuren treffen in unterschiedlichen Konstellationen aufeinander, sehen sich in überraschenden Begegnungen wieder. Es entsteht ein düsteres und dennoch der Komik nicht entbehrendes Panorama von Menschen unserer Zeit. Immer am Abgrund und doch hoffnungsvoll".

Ein Auftragswerk des Deutschen Theater Berlin
http://www.deutschestheater.de/spielplan/spielplan/diebe/

Na bitte, da haben wirs doch. Immer am Abgrund, wie kommen wir nur darauf, das Weihnachten ein schönes Fest mit freundlichen, warmherzigen Gedanken sein sollte/könnte?

Wie können wir es wagen und den aufrechten Gang wieder erproben!

♥lich Nola



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Nobby Offline



Beiträge: 110

16.12.2010 15:26
#22 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Die Anregung von C. wurde doch umgehend aufgegriffen:


http://www.bild.de/BILD/unterhaltung/leu...nuddelbaer.html

Link bei ACHGUT gefunden.

Habe mich extra im Forum angemeldet, passt zu gut.

Ich lese hier schon länger mit und finde Zettels Raum eine der besten liberalen Foren im Netz.




Zitat
Ja, ich kenne Frau Katzenberger (bin aus der gleichen Stadt ) und warum soll sie nicht auch mal unsere Soldaten im Morgenland besuchen? Kommt sicherlich besser an als ein Besuch von Sigmar Gabriel mit Konstantin Wecker und Roger Willemsen im Schlepptau.


Zettel Offline




Beiträge: 20.200

16.12.2010 16:03
#23 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Zitat von Nobby
Ich lese hier schon länger mit und finde Zettels Raum eine der besten liberalen Foren im Netz.


Danke! Und willkommen im kleinen Zimmer!

Herzlich, Zettel

lois jane Offline



Beiträge: 662

16.12.2010 16:35
#24 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Also ich versteh die ganze Aufregung auch nicht.

Soll er doch mitnehmen wen er will - Frau, Kinder, Hund, Kerner.

Die Frage nach First Lady or nicht stellt sich doch gar nicht. Eine First Lady gibt es verfassungsmäßig in Amerika auch nicht, was man schon an solch Ankündigungen wie "We welcom the President of the United States, and Mrs Bush" (so gehört anno 1990) ersehen kann.

Kein Kommentar!

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

18.12.2010 13:21
#25 RE: Marginalie: Guttenberg in Afghanistan Antworten

Zitat
Zitat Florian
Und es kann den Soldaten nur gut tun, wenn über sie berichtet wird.




So geschehen in Theodor Fontanes Ballade „Das Trauerspiel von Afghanistan“ von 1857

Der Schnee leis stäubend vom Himmel fällt,
Ein Reiter vor Dschellalabad hält,
„Wer da!“ – „„Ein britischer Reitersmann,
Bringe Botschaft aus Afghanistan.““

Afghanistan! er sprach es so matt;
Es umdrängt den Reiter die halbe Stadt,
Sir Robert Sale, der Commandant,
Hebt ihn vom Rosse mit eigener Hand.

Sie führen in’s steinerne Wachthaus ihn,
Sie setzen ihn nieder an den Kamin,
Wie wärmt ihn das Feuer, wie labt ihn das Licht,
Er athmet hoch auf und dankt und spricht:

„Wir waren dreizehntausend Mann,
Von Cabul unser Zug begann,
Soldaten, Führer, Weib und Kind,
Erstarrt, erschlagen, verrathen sind.

„Zersprengt ist unser ganzes Heer,
Was lebt, irrt draußen in Nacht umher,
Mir hat ein Gott die Rettung gegönnt,
Seht zu, ob den Rest ihr retten könnt.“

Sir Robert stieg auf den Festungswall,
Offiziere, Soldaten folgten ihm all’,
Sir Robert sprach: „Der Schnee fällt dicht,
Die uns suchen, sie können uns finden nicht.

„Sie irren wie Blinde und sind uns so nah,
So laßt sie’s hören, daß wir da,
Stimmt an ein Lied von Heimath und Haus,
Trompeter, blas’t in die Nacht hinaus!“

Da huben sie an und sie wurden’s nicht müd’,
Durch die Nacht hin klang es Lied um Lied,
Erst englische Lieder mit fröhlichem Klang,
Dann Hochlandslieder wie Klagegesang.

Sie bliesen die Nacht und über den Tag,
Laut, wie nur die Liebe rufen mag,
Sie bliesen – es kam die zweite Nacht,
Umsonst, daß ihr ruft, umsonst, daß ihr wacht.

Die hören sollen, sie hören nicht mehr,
Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
Einer kam heim aus Afghanistan.

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Der Schriftsteller Theodor Fontane leitete als Auslandskorrespondent in London von 1855 bis 1859 die Zeitschrift „Deutsch-englische Korrespondenz“. Mit der Ballade beschreibt er 1857 den katastrophalen Ausgang des ersten der drei anglo-afghanischen Kriege (1839– 1842). In diesem Konflikt versuchten Briten und Russen, die koloniale Vorherrschaft in Zentralasien zu erringen.

♥lich Nola



"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002

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