Vor einem Jahr habe ich mich in ZR schon einmal mit Inge Viett befaßt. Das Zitat des Tages zeigt erneut, daß sie auch heute der Gewalt nicht abgeschworen hat. Sie ist nur von der Täterin mit der Waffe zur Schreibtischtäterin geworden.
Wenn Viett heute Abend mit der Vorsitzenden der deutschen Kommunisten diskutiert, dann hat das schon Symbolwert. Denn in ihrer Person - Terroristin im Westen, angepaßte, vom MfS umsorgte Bürgerin in der DDR - verkörpert sie geradezu die enge Verzahnung zwischen dem Kommunismus, wie die SED ihn praktiziert, und dem revolutionären Terrorismus.
danke für die Erinnerung an den Spiegel-Artikel, den ich längst vergessen hatte. Frau Viett bleibt die Terroristin, die sie stets gewesen ist - unbarmherzig mit ihren vergangenen und künftigen Opfern. Daß ihr altersentsprechend der eigene Kampfeinsatz verwehrt bleibt, ist schade. Auf der anderen Seite ist es positiv zu sehen, daß Frau Viett mit ihren Kumpanen öffentlich zur eigenen militanten Meinung steht. So kann sich auch eine Gegenmeinung artikulieren, die - insbesondere durch Ihr Zutun - auf die MfS-Verbindung hinweist. Und wenn die Wähler der LINKEN sich damit gemein machen wollen ... bitte sehr. Die einseitige Legitimierung von Gewalt nur für eine bestimmte politische Richtung ist bezeichnend. Und wird es dem linken Feuilleton doch etwas schwerer machen.
Man hört heute oft, die DDR sei kein Unrechtsstaat gewesen, denn auch dort und damals hätten Recht und Gesetz geherrscht, wären Verbrechen verfolgt und Kriminelle verurteilt worden, usw. — Ich antworte darauf: Nein, nicht alles, was in der DDR geschah, war Unrecht. Es war Unrecht, daß es die DDR gab.
Es will mir nicht in den Kopf gehen, dass ein Mensch sich so in eine Idee (=Ideologie) verbohren kann, dass er, oder im diesem Fall sie, sämtliche Relationen zur realen Welt verliert. Viett hat für sich persönlich gar nichts zu gewinnen, wenn sie ihre Ideen durchgesetzt hat. Aber sie hat zumindest einen Teil ihrer Lebenszeit verloren, als sie im Gefängnis sass. Leider nicht ausreichend lange, um ihr das Nachdenken zu ermöglichen. Wer war denn der geistreiche Wohltäter, der sie vorzeitig freigelassen hat? Und zu welcher Strafe wurde sie denn für die Verkrüppelung des französischen Polizisten verurteilt.
Es will mir auch nicht in den Kopf, dass sich eine Parteileitung wie die Linke nicht nur nicht von den blutigen Taten der RAF-Mitglieder distanziert, sondern dass sie ihnen auch noch ein Megaphon in die Hand drückt und sich ihre Gedanken zu eigen macht.
Wie würde die Bevölkerung reagieren, wenn die CDU ehemalige Nazis oder Neonazis an ihre Tagungen einladen würde? Wie, wenn man islamistische (oder andere) Terroristen dazu einladen würde, ihr Gedankengut im Rahmen einer Parteiveranstaltung zum Thema Multi-Kultur oder Integration kund zu tun? Würde dieselbe Gleichgültigkeit herrschen, wenn die Erziehungsministerin einem wegen Pädophilie Verurteilten das Wort erteilen oder ihn die Partei aufnehmen würde? Halt, offenbar ist Daniel Cohn-Bendit die unrühmliche Ausnahme.
Zitat von ZettelWenn Viett heute Abend mit der Vorsitzenden der deutschen Kommunisten diskutiert, dann hat das schon Symbolwert.
Und Lötzsch wird den wirren Ansichten von Viett natürlich so nicht zustimmen. Sie wird (wenigstens öffentlich) abschwächen, relativieren und darauf verweisen, dass "revolutionäre Gewalt" Wählerstimmen kostet, welche man doch gewinnen muss um Einfluss zu erlangen. Die MSM werden das ganze dann unter "der Feuerkopf" und "die besonnene Vorsitzende" abhaken, Lötzsch wird wieder aus der Schusslinie genommen und die SPD kann weiter mit den Kommunisten koalieren.
Würde mich wundern, wenn die Episode Lötzsch/Viett irgendeinen bleibenden Reputationsverlust für die roten Strolche mit sich bringen würde.
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat von vivendiEs will mir auch nicht in den Kopf, dass sich eine Parteileitung wie die Linke nicht nur nicht von den blutigen Taten der RAF-Mitglieder distanziert, sondern dass sie ihnen auch noch ein Megaphon in die Hand drückt und sich ihre Gedanken zu eigen macht.
Wenn sie sich distanziert, lieber Vivendi, dann ja nur aus taktischen Gründen.
Die gesamte Führung der umbenannten SED bekennt sich zu Rosa Luxemburg; Lötzsch hat das ja jetzt nur besonders explizit gemacht. Wie alle Kommunisten folgen auch die deutschen Kommunisten Lenin darin - und Luxemburg widerspricht dem ja überhaupt nicht -, daß das Ziel die Diktatur des Proletariats ist und daß alle Mittel erlaubt sind, um es zu erreichen.
Das kann der Weg über den Parlamentarismus sein, jedenfalls ein Stück weit. Lötzsch zitiert ja ausführlich, wie sie sich dieses sich "hinpressen" in den Machtapparat vorstellt. Es kann revolutionäre Gewalt sein.
Kein Kommunist lehnt revolutionäre Gewalt ab. Jeder betrachtet Leute wie Viett als Genossen. Die SED hat zur Zeit der DDR in ihnen Genossen gesehen, denen man nach Kräften geholfen hat. Heute ist das nicht anders.
Man hat ihnen geholfen, ohne selbst mitzukämpfen; denn im MfS war man realistisch genug, um zu wissen, daß die Zeit für den "bewaffneten Kampf in Westeuropa" noch nicht gekommen war. Aber man unterstützte die RAF, weil man erwartete, daß sie die Bundesrepublik destabilisieren würde.
Daß das nicht gelungen ist, ist übrigens ganz entscheidend das Verdienst von Helmut Schmidt, der den Angriff von Viett und Genossen auf unsere Demokratie mit eiserner Härte abgewehrt hat. Schon allein deswegen ist er einer der großen deutschen Staatsmänner.
Lieber Herr Zettel, Zitat: "Daß das nicht gelungen ist, ist übrigens ganz entscheidend das Verdienst von Helmut Schmidt, der den Angriff von Viett und Genossen auf unsere Demokratie mit eiserner Härte abgewehrt hat. Schon allein deswegen ist er einer der großen deutschen Staatsmänner."
Zitat "Wikipedia": "Nach Gründung der Bundeswehr wurde Schmidt im März 1958 zum Hauptmann d. R. befördert. Im Oktober/November 1958 nahm er an einer Wehrübung in der „Reichspräsident-Ebert-Kaserne“ in Hamburg-Iserbrook teil;[6] noch während der Übung wurde er mit der Begründung, er sei ein Militarist, aus dem Vorstand der SPD-Bundestagsfraktion abgewählt.[7][8]"
Zitat Es will mir auch nicht in den Kopf, dass sich eine Parteileitung wie die Linke nicht nur nicht von den blutigen Taten der RAF-Mitglieder distanziert, sondern dass sie ihnen auch noch ein Megaphon in die Hand drückt und sich ihre Gedanken zu eigen macht.
Es wurde ja nicht die Ideologie reformiert, sondern nur die Partei. Schon zu DDR-Zeiten war das die Denke der aktivsten, revolutionärsten Alt-Genossen und wie die Alten sungen, so zwitschern jetzt die Jungen. Für den Sieg der "guten Sache" ist halt jedes Mittel recht. Man muß es ja nicht in der Öffentlichkeit mit Beifall bedenken. Das hebt man sich, wie früher, für die Hinterzimmer und besonderen Veranstaltungen auf. Auch eine Partei "Die Linke" hat doch nicht ihre revolutionären Ambitionen aufgegeben, sie verschleiert sie doch nur, um am demokratischen Prozess teilnehmen zu dürfen. Es ist nur zu hoffen, daß dies der Bürger begreift. Ein bischen Sozialismus mag ja für Herrn und Frau Jedermann mitunter ganz lustig sein, die Partei "Die Linke" wollen diesen aber ganz und gar, auch wenn sie Anderes öffentlich behaupten. Da dürfte der Spaß dann schon weniger lustig werden, wie die modernen "sozialistischen Experimente" der jüngsten Zeit deutlich zeigen.
Beste Grüße B.
---------------------------------------------------- Bibliotheken sind eine gefährliche Brutstätte des Geistes
Zitat von BibliothekarEin bischen Sozialismus mag ja für Herrn und Frau Jedermann mitunter ganz lustig sein, (...)
Wie lustig (oder wie harmlos) man sich anscheinend so ein bissl Sozialismus vorstellt kann man sich bei Spon derzeit ansehen. Nur sind Punkt 1 und 3 schlicht falsch, und bei Punkt 5 und 10 frage ich mich, ob da auch ein Quentchen Selbstironie dabei ist.
Nu ja, laut Satire-Spon ist jedenfalls alles nicht so wild mit dem Kommunismus der Linken.
Beste Grüße, Calimero
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Zitat von vivendiWie würde die Bevölkerung reagieren, wenn die CDU ehemalige Nazis oder Neonazis an ihre Tagungen einladen würde? Wie, wenn man islamistische (oder andere) Terroristen dazu einladen würde, ihr Gedankengut im Rahmen einer Parteiveranstaltung zum Thema Multi-Kultur oder Integration kund zu tun?
So weit muss man gar nicht denken. Es ist mittlerweilen ja nicht einmal möglich einen Wissenschaftler wie Professor Fred Singer zu einer Tagung geschweige denn zu einer Parteiveranstaltung von CDU oder FDP einzuladen.
Zitat von ZettelVor einem Jahr habe ich mich in ZR schon einmal mit Inge Viett befaßt. Das Zitat des Tages zeigt erneut, daß sie auch heute der Gewalt nicht abgeschworen hat.
Nicht nur sie. Die Opfer des Stalinismus bekommen vor der Konferenz erstmal "aufs Maul", wie man das da wohl nennt.
Zitat von Kölnische RundschauNach Angaben der VOS wurde ihr Berliner Vorsitzender Frieder Weiße am Auge verletzt. Zudem sei ein weiterer Demonstrant „blutig“ geschlagen worden. Die SED-Opfer protestierten vor der Urania gegen die Äußerung von Lötzsch, ihre Partei habe bereits 1990 unwiderruflich mit dem Stalinismus gebrochen.
Naja, sowas kann passieren, wenn man mit den Guten in Streit gerät. Bei der Revolution für den Frieden und die Freiheit gibts halt kein Gerede.
Nachtrag: Hab die Warnung für Empfindsame vergessen: Beim letzten Link gibts Punk aufs Ohr.
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Und noch einen prominenten Augenzeugenbericht zur Verteidigung der Rosa Luxemburg Konferenz gibt es bei der Achse des Guten. Vera Lengsfeld war dabei.
Zitat von Vera LengsfeldBeim ersten Angriff waren nicht alle mitgeführten Protest-Schilder zerstört worden. Als ich mich bückte, um ein unversehrt gebliebenes Schild aufzuheben, kam eine zweite Angriffswelle. Diesmal rückten schwarz gekleidete Vermummte vor, vier in einer Reihe, gut trainiert und im Kickboxen erfahren. Einer davon griff mich an und zielte mit seinen Stahlkappenschuhen auf meinen Bauch. Zwei mal konnte ich zurückspringen, beim dritten mal erwischte er mich, weil ich gegen einen Menschen prallte.
Na, zum Glück konnten Veranstalter und Polizei verhindern, dass aus der "Rangelei" (O-Ton Rundfunk Berlin-Brandenburg) eine Saalschlacht wurde. Wohl gerade nochmal gut gegangen.
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Ob diese Frau weiß, dass die von ihr hochgejubelte "DDR" dem neonazistischen Terroristen Odfried Hepp Unterschlupf gewährte?
Solange man nur nicht zu öffentlich mit den andersgefärbten Sozialisten und gegen den gemeinsamen Feind kämpft, ist sicher alles erlaubt. Vielleicht darf Herr Hepp auch einmal auf einer der nächsten Konferenzen reden? Er könnte den Teilnehmen noch einen weiteren Weg vorstellen.
Zitat Es will mir auch nicht in den Kopf, dass sich eine Parteileitung wie die Linke nicht nur nicht von den blutigen Taten der RAF-Mitglieder distanziert, sondern dass sie ihnen auch noch ein Megaphon in die Hand drückt und sich ihre Gedanken zu eigen macht.
das ist erst einmal richtig, denn der SED Staat distanzierte sich nach Aussen genauso von der RAF, wie die Westfiliale der SED vor der Wende. Das es irgendwelche Verbindungen gab wussten die DKP Mitglieder von wenigen Ausnahmen abgesehen nicht. Nähe zu der RAF hatten eher "K" Gruppen und Spontis.
Die Linke verbündet sich mit allen Kräften, die ihr irgendwie antikapitalistisch vorkommen. Das ist der Schlüssel zum Verständnis.
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