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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 13 Antworten
und wurde 1.830 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

19.01.2011 11:01
Marginalie: Die Aufsichtsrätin Antworten

Sherlock-Holmes-Liebhaber wissen, daß es manchmal interessant ist, wenn ein Hund nicht bellt.

Wie laut hätten wohl die Hunde gebellt, wenn nicht die Hausfrau Doris Schröder-Köpf in den Aufsichtsrat eines deutschen Konzerns berufen worden wäre, sondern die Ehefrau eines anderen prominenten Politikers, ähnlich qualifiziert wie sie?

Natürlich ist der neue Besitzer von Karstadt frei, in seinen Aufsichtsrat zu holen, wen immer er mag; sofern das - was ich hier unterstelle - auf dem dafür rechtlich vorgesehenen Weg geschieht.

Aber wie unsere Vierte Gewalt auf so etwas reagiert, das scheint doch sehr unterschiedlich zu sein. Nicht immer ist der helfende Ehemann halt ein Staatsmann, Weltreisender, Wirtschaftsvertreter und Rechtsanwalt. Und, was die Autorin Susanne Höll zu erwähnen vergaß, prominenter Sozialdemokrat.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

19.01.2011 11:05
#2 RE: Marginalie: Die Aufsichtsrätin Antworten

Zitat von Susanne Höll
Aber daheim in Hannover managt sie seit Jahren ein nicht so ganz kleines Familienunternehmen, in dessen Mittelpunkt der Staatsmann, Weltreisende, Wirtschaftsvertreter und Rechtsanwalt Gerhard Schröder steht.


Das klassische Aufgabenfeld einer Chefsekretärin. Damit qualifiziert man sich für den Aufsichtsrat? Ist das Frau Höll nicht ein wenig peinlich (und Frau Schröder-Köpf erst recht)?

--
Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel

patzer Offline



Beiträge: 359

19.01.2011 11:11
#3 RE: Marginalie: Die Aufsichtsrätin Antworten
DrNick Offline




Beiträge: 809

19.01.2011 12:04
#4 RE: Marginalie: Die Aufsichtsrätin Antworten

Lieber Zettel,

einen aufschlußreichen Abschnitt des Berichts in der SZ haben Sie leider unterschlagen:

Zitat
Überhaupt werden Unternehmen künftig wohl nach Seiteneinsteigerinnen Ausschau halten müssen, jedenfalls dann, wenn sie mehr Frauen in die Aufsichtsgremien berufen wollen. Denn der Kreis der einschlägig fachlich versierten Damen ist begrenzt.



Auf gut Deutsch: Wenn es nicht genug qualifizierte Frauen für Aufsichtsräte gibt, dann müssen wir halt unqualifizierte nehmen.

C. Offline




Beiträge: 2.639

19.01.2011 12:28
#5 RE: Marginalie: Die Aufsichtsrätin Antworten

Zitat von Zettel
Natürlich ist der neue Besitzer von Karstadt frei, in seinen Aufsichtsrat zu holen, wen immer er mag



Eben. Er hätte sich ja auch für Frau Dr. Gesine Lötzsch entscheiden können, die gerade Fachkompetenz im Verwaltungsrat der KfW sammelt.

http://www.iceagenow.com/

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

19.01.2011 12:44
#6 RE: Marginalie: Die Aufsichtsrätin Antworten

So weit hat es der Feminismus bei der SZ immerhin gebracht: Der Mann steht selbstverständlich im Mittelpunkt des "Familienunternehmens".

C. Offline




Beiträge: 2.639

19.01.2011 12:59
#7 RE: Marginalie: Die Aufsichtsrätin Antworten

Zitat von DrNick
Auf gut Deutsch: Wenn es nicht genug qualifizierte Frauen für Aufsichtsräte gibt, dann müssen wir halt unqualifizierte nehmen.



Von der Leyen stellt Macho-Firmen Ultimatum

Zitat von SpOn
Von der Leyen gab auch gleich eine Mindestanforderung an eine solche Selbstverpflichtung vor: "Unter 25 bis 30 Prozent Frauenanteil in Führungspositionen würde ich gar nicht anfangen zu verhandeln", sagte sie. Das Entscheidende sei aber der Zeitraum für die Umsetzung. "Ich sage mal: Es sollten weniger Jahre sein, als meine Hand Finger hat", erklärte von der Leyen.



Hat Frau von der Leyen eigentlich die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass Frauen zu intelligent sind, um sich mit "Führungspositionen" abzufinden? Es reicht doch wenn der Ehegatte das Geld nach Hause bringt, die wahre Kreativität liegt im nachhaltigen Geldausgeben für alternativlose Konsumgüter.

http://www.iceagenow.com/

vonhaeften Offline



Beiträge: 48

21.01.2011 00:54
#8 RE: Wenn es nicht genug qualifizierte Frauen für Aufsichtsräte gibt, dann müssen wir halt unqualifizierte nehmen. Antworten

Bezeichnenderweise beklagen Feministen immer nur dort mangelnde weibliche Repräsentanz, wo es darum geht, mit wenig Gelaber viel Geld zu verdienen.
Oder hat schon mal jemand gehört, daß eine Frauenquote für Elektroingenieure, Maschinenbauer oder Müllarbeiter eingeführt werden müsse?
Nein? Warum wohl nicht? Und warum treiben sich wohl im Controlling-Bereich der Software-Industrie so viele Frauen herum? Ganz bestimmt nicht, weil man
dort ja ach so viele Systemkenntnisse vorweisen muß, um Projekte zu "steuern". Es ist mir wirklich ein Rätsel, warum in der Öffentlichkeit
noch nie jemand auf diese Diskrepanz hingewiesen hat. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, daß bei Talkshows und Quizsendungen
kaum jemals ein Ingenieur oder Naturwissenschaftler beteiligt ist. Dafür umso mehr Deutsch-Lehrer, Rechtsanwälte, Sozialarbeiter
und Theaterwissenschaftler.

Florian Offline



Beiträge: 3.136

21.01.2011 11:41
#9 RE: Marginalie: Die Aufsichtsrätin Antworten

Lieber Zettel,

Sie haben natürlich wie immer recht.

Und dieser Fall wirft in der Tat auch ein Schlaglicht auf die Quoten-Diskussion.
Ebenso ist es auffallend, dass die gleiche Zeitung, die Frau Schröder-Köpf mangelnde Branchen- und Fachkenntnis so locker verzeiht in der gleichen Ausgabe die Köpfe (und die persönliche Haftung für Fehlentscheidungen!) der Aufsichtsräte der BayernLB fordert und scharf kritisiert, dass dort nicht nur Fachleute sondern auch Politiker sitzen.


Nachfolgendes ist daher nur als Ergänzung und nicht als Gegenrede gedacht:

Lustigerweise stand ich selbst vor kurzem vor der Aufgabe, für ein (großes mittelständisches) Einzelhandelsunternehmen eine Nachbesetzung für den dortigen GmbH-Beirat "einfädeln" zu dürfen.
Ich habe mich in diesem Fall für eine Frau entschieden. Wie Frau Schröder-Köpf war auch sie "nicht vom Fach" sondern zufällig ebenfalls Journalistin.
Die Entscheidung war aber aus meiner Sicht durchaus rational. Zum einen bin ich schon der Meinung, dass für die Führungsetage eines Einzelhandelsunternehmens ein ordentlicher Frauenanteil ein Wert an sich ist. Nicht im Sinne einer plumpen "Frauenquote" sondern im Sinne einer besseren Entscheidungsfindung. 80% der Kaufentscheidungen werden im Einzelhandel (und auch bei Karstadt) von Frauen getroffen. Und es schadet da gar nichts, einmal einen "weiblichen" Blickwinkel auf Investitionsentscheidungen zu haben.
Sagen wir mal: Ist es wichtiger, allen Wäscheabteilungen bei Karstatdt neue Ladeneinrichtungen zu gönnen - oder ist es vielleicht ausreichend und sogar wichtiger, in dieser Abteilung schöne Umkleidekabinen zu haben?
Da kann ggf. ein gesunder "Konsumentinnenblickwinkel" genauso wertvoll sein wie eine langjährige Einzelhandelserfahrung. Letztere war (zumindest in meinem Fall) durch die anderen (durchweg männlichen) Beiratsmitglieder ohnehin ausreichend abgesichert.
In meinem Fall hatte die Dame übrigens auch sinnvolle Kontakte. Also auch hier analog zu Frau S-K.

Was ich damit sagen will:
"Qualifikation" ist für ein Aufsichts- oder Beiratsgremium ein relativer Begriff.
Eine breite Basis an Blickwinkeln ist da eben auch wichtig. Und nicht nur die reine Fachkompetenz.
Letzteres muss natürlich auch durch ausreichend viele Köpfe gesichert sein.
Aber im Zweifel ist ja darüber hinaus auch der Vorstand nach dem Kriterium "Fachkompetenz" besetzt und enthält meist keine "exotischen Außenseiter" die spannende Ideen aus anderen Blickwinkeln einbringen können.

Die Entscheidung von Herrn Berggruen finde ich daher in der Summe gut nachvollziehbar und durchaus segensereich für Karstadt (und eben keine reine "Quotenentscheidung").

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

21.01.2011 13:05
#10 RE: Marginalie: Die Aufsichtsrätin Antworten

Zitat von Florian
Und es schadet da gar nichts, einmal einen "weiblichen" Blickwinkel auf Investitionsentscheidungen zu haben.


Beim Beirat eines mittelständischen Unternehmens ist das wohl richtig. Der hat ja keine wirkliche Kontrollfunktion, sondern soll die Unternehmensleitung beraten.

Beim Aufsichtsrat einer Großfirma wie Karstadt ist das eher nicht so. Wenn die dort Ladeneinrichtung vs. Umkleidekabinen diskutieren würden, würden die ihre Arbeit falsch machen. Einen speziell weiblichen Blickwinkel im AR einer solchen Firma kann ich mir auch aus meinen eigenen Erfahrung aus solchen Gremien nicht vorstellen.

Zitat
In meinem Fall hatte die Dame übrigens auch sinnvolle Kontakte. Also auch hier analog zu Frau S-K.


Richtig - und das war wohl der alleinige Grund für diese Berufung.

Und richtig auch, daß das aus Sicht des Unternehmenslenkers völlig sinnvoll und legitim ist. Er kauft sich indirekt die Kontakte von Gerhard Schröder ein - das kann eine sehr sinnvolle Investition sein.

Peinlich ist das dagegen für die SPD. Der Vorgang beweist eigentlich ihre Korruptionsanfälligkeit.
Denn die Kontakte von Schröder sind ja nur deswegen etwas wert, weil genügend wichtige Leute (also insbesondere Sozialdemokraten) bereit sind, mehr für Karstadt zu tun wenn der Altkanzler anruft.

lukas Offline



Beiträge: 261

21.01.2011 14:47
#11 RE: Marginalie: Die Aufsichtsrätin Antworten

Zitat von R.A.
Peinlich ist das dagegen für die SPD. Der Vorgang beweist eigentlich ihre Korruptionsanfälligkeit.



Hier ist es die SPD, aber soweit ich das überblicke, sieht es bei Altpolitikern anderer Parteien auch nicht anders aus. Kontakte sind halt wichtig, das ist überall und auf jeder Ebene der Politik so.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

21.01.2011 15:00
#12 RE: Marginalie: Die Aufsichtsrätin Antworten

Zitat von lukas
Hier ist es die SPD, aber soweit ich das überblicke, sieht es bei Altpolitikern anderer Parteien auch nicht anders aus. Kontakte sind halt wichtig, das ist überall und auf jeder Ebene der Politik so.


Im Prinzip ja - aber man muß schon jeden Fall einzeln betrachten.
Denn selbstverständlich verfügen viele Politiker, gerade wenn sie lange Jahre in Spitzenpositionen waren, über profunde Kenntnisse und Erfahrungen, die in einem Aufsichtsrat direkt nützlich sind.
Zusätzlich kann das mit den Kontakten kommen, und das halte ich grundsätzlich für problematischer.

Hier aber ist alleine Schröders Adreßbuch gekauft worden, so etwas gab es m. W. noch bei keiner anderen Partei.

lukas Offline



Beiträge: 261

21.01.2011 15:13
#13 RE: Marginalie: Die Aufsichtsrätin Antworten

Zitat von R.A.
Hier aber ist alleine Schröders Adreßbuch gekauft worden, so etwas gab es m. W. noch bei keiner anderen Partei.



Auf Bundesebene vielleicht nicht (es fällt mir zumindest kein Beispiel auf Anhieb ein), aber auf lokaler Ebene gibt es genügend Fälle, wo genau das geschieht.

Florian Offline



Beiträge: 3.136

21.01.2011 15:42
#14 RE: Marginalie: Die Aufsichtsrätin Antworten

Zitat
Wenn die dort Ladeneinrichtung vs. Umkleidekabinen diskutieren würden, würden die ihre Arbeit falsch machen.



Ok, ich habe hier das Beispiel etwas zu launig ausgewählt.
(Das wäre in der Tat auch bei meinem Mittleständler zu operativ gewesen, als dass sich der Beirat damit beschäftigt).

Der Hintergrund ist aber sehr real:
Entscheider bei Handelsunternehmen sind überwiegend Männer.
Die Konsumentscheidungen fällen aber überwiegend Frauen.
Es gibt allerdings absolut strategische Fehler die man machen kann, wenn man zu wenig aus weiblicher Brille denkt.
Ein Beispiel, das mir gerade einfällt:
Viele Jahre lang war bei allen Baumärkten Marketing, Sortiment etc. auf eine männliche Kundschaft ausgerichtet.
Selbst in dieser Branche ist das falsch (man muss sich nur einmal an der Kasse anschauen, wieviel Frauen dort einkaufen).
Ob. aber nun eine Baumarktkette in jeder Filiale mehrere hundert Quadratmeter für Wohnaccessoires und Dekostoffe freiräumt, sollte eigentlich schon auch den Aufsichtsrat beschäftigen. Da geht es nämlich um Investitionsentscheidungen, Organisationsentscheidungen und nicht zuletzt um das Image ("soft" oder "hart"), das sich das Unternehmen gibt.

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