Zitat einer hervorragenden und sinnvollen Idee, die von den 68ern hervorgebracht wurde und wahrscheinlich zu einer ihrer besten gesellschaftlich konkreten Ideen zählt: die Idee der Wohngemeinschaft. (...)
Ich schmeiß' mich weg - selten kriegt man die dümmliche Arroganz wegen 68 so explizit vorgeführt. Die Idee Wohngemeinschaft ist uralt und die können sich die 68er bestimmt nicht an die Fahne heften. Und was die 68er speziell eingebracht haben zu diesem Thema (ausgehängte Türen, nächtelange Analyse-Sitzungen oder flache Politisiererei ...) ist zu Recht schnell wieder in der Mottenkiste verschwunden.
Man könnte höchstens zustimmen, daß die übrigen gesellschaftlichen Ideen noch schlechter waren ...
Zitat einer hervorragenden und sinnvollen Idee, die von den 68ern hervorgebracht wurde und wahrscheinlich zu einer ihrer besten gesellschaftlich konkreten Ideen zählt: die Idee der Wohngemeinschaft. (...)
Ich schmeiß' mich weg - selten kriegt man die dümmliche Arroganz wegen 68 so explizit vorgeführt. Die Idee Wohngemeinschaft ist uralt und die können sich die 68er bestimmt nicht an die Fahne heften. Und was die 68er speziell eingebracht haben zu diesem Thema (ausgehängte Türen, nächtelange Analyse-Sitzungen oder flache Politisiererei ...) ist zu Recht schnell wieder in der Mottenkiste verschwunden.
Vor ungefähr 1970 lebten Studenten allerdings sehr selten in Wohngemeinschaften, und zwar aus einem einfachen Grund: Ihnen fehlte dafür das Geld, und Vermieter waren nicht bereit, ihnen Wohnungen zu vermieten. Die "Wohngemeinschaften" waren damals ergo Verbindungshäuser oder ähnliche Einrichtungen.
Man wohnte in der Regel "möbliert", weil man gar nicht das Geld hatte, sich eine Wohnungsreinrichtung zu kaufen. Hinzu kam, daß man damals in der Regel mehrfach den Studienort wechselte (ich zum Beispiel dreimal in einem neunsemestrigen Studium; promoviert habe ich dann wieder woanders). Man tat das, um auch andere Lehrmeinungen usw. kennenzulernen.
Die "Kommunen" entstanden auch deshalb zuerst in Berlin, weil es dort billige Altbauwohnungen gab, deren Besitzer froh waren, sie überhaupt vermieten zu können. Es gab dann die Phase dieser ganzen Selbstfinderei, bis sich allmählich das Pragmatische durchsetzte: Es ist billiger und hat auch sonst viele Vorteile, sich gemeinsam eine Wohnung zu mieten.
Von der Kommune-Ideologie ist, soweit ich sehe, nichts geblieben als der Harem von Langhans.
Zitat von ZettelVor ungefähr 1970 lebten Studenten allerdings sehr selten in Wohngemeinschaften, ...
Studenten selten - aber trotzdem gab es Wohngemeinschaften schon lange. Mal als literarisches Beispiel: Sherlock Holmes und Dr. Watson lebten zusammen in einer solchen.
Und wie Sie richtig schreiben: Die Studenten hätten es auch gerne gemacht (einige konnten es sich leisten). Und haben es auch sofort genutzt, als in Berlin und anderen Städten als Folge des Wirtschaftswunders geeignete Wohnungen anmietbar wurden. Eine besondere geistige Leistung der 68er war das nicht, dieses Angebot dann auch zu nutzen.
Zitat Zitat Zettel Die "Kommunen" entstanden auch deshalb zuerst in Berlin, weil es dort billige Altbauwohnungen gab, deren Besitzer froh waren, sie überhaupt vermieten zu können.
... Und sie entstanden in Berlin, weil Berlin "fernab" der restlichen bis ins Mark konservativen Republik lag. Berlin in seiner "Sonderpositionierung" wurde von der dort lebenden Bevölkerung zum Versuchskaninchen gemacht (wie heute noch), nicht nur für die Studenten. Von der übrigen BRD-Bevölkerung als Insel betrachtet wurde Berlin mit neidischem Blick auf allerlei Sonderstatuten beäugt. Wen kümmerts da schon, wenn aus Platz- oder Wohnungsmangel, sich Kommunen bildeten, Berlin hatte immer eine Sonderstellung. Zu dem Zeitpunkt in der übrigen BRD undenkbar. Da gab es Gesetze ...
Zitat Es gab dann die Phase dieser ganzen Selbstfinderei, bis sich allmählich das Pragmatische durchsetzte: Es ist billiger und hat auch sonst viele Vorteile, sich gemeinsam eine Wohnung zu mieten.
... und diese Gesetze besagten: Beihilfe zur Prostitution ist strafbar, Homosexualität ist strafbar, usw. Wenn ein Mann bei einer Frau übernachtete die ein Zimmer gemietet hatte, stand die Vermieterin mit einem Bein vorm Kadi. Wenn es dem Denunzianten gefiel. Desgleichen, wenn der Mieter ein Mann war oder die Eltern der Tochter gestatteten, das der Freund übernachtete. Man war in Erklärungsnot. "Keine Herrenbesuche nach XX.00 Uhr".
Was das Zusammenleben in den Kommunen angeht, so war der Wunsch nach sexueller Befreiung zumindest einer der wesentlichsten Punkte. Sexualität und Selbstfindung hielten sich die Hand. Wenn wir von der sexuellen Revolution der 68ziger sprechen, sind die Kommunen sicher auch damit verknüpft und haben ihren Anteil. Für viele jüngere Mitbürger sind diese verkrüppelten Sexualgesetze der damals jungen Demokratie unvorstellbare Verhältnisse und rückblickend kann ich nur sagen, das stimmt.
Was nun den Menschen Rainer Langhans angeht und seine "Botschaft" an die romantisch verklärten 68ziger, hier noch ein kleiner Auszug aus Wikipedia, der eine Antwort erübrigt:
Zitat Im März 2007 lud Langhans die ehemalige Terroristin Brigitte Mohnhaupt in einem Interview mit der Abendzeitung in seinen Harem ein. „Nach so langer Gefangenschaft sind sicherlich Bedürfnisse bei ihr vorhanden, zu denen auch Sexualität gehört. Aber bei uns geht es um viel mehr: Wer intensive Beziehungsarbeit – die auch eine Form von Terror sein kann – zu leisten bereit ist, erlebt das Paradies von morgen.“[14] Im Februar 2008 erging, ebenfalls via „Abendzeitung“, eine Einladung an die Fürther Landrätin Gabriele Pauli.[15]
Es ist im Rückblick meist nur ein Detail, einer großangelegten Ideologie, das zum Fortschritt beiträgt - das Dschungelcamp gehört sicher nicht dazu.
♥lich Nola
"In Deutschland gilt derjenige als viel gefährlicher, der auf den Schmutz hinweist als der, der ihn gemacht hat." - Carl von Ossietzky
Man könnte mit einer eher konservativ-sozialromantischen Attitüde auch genauso gut bzw. genauso schlecht behaupten, das Dschungelcamp pervertiere auf regressive Weise den Geist des Pfadfinderlagers und/oder des kirchlichen Ferienlagers - ganz zu schweigen vom neumodischen, weltanschaulich kaum einsortierbaren Survival-Training. Schließlich betreiben hier Erwachsene unter Anleitung infantile Spiele, um in der Natur zu bestehen, und selbst dies ist noch ein Stück weit simuliert.
Aber selbst wenn dem so ist, macht es wenig Sinn, das Dschungelcamp an hehren Ideen oder ernsthafteren Formen wohnlicher Assoziationen zu messen. Als ob dieses Konzept von brachialer Albernheit, und sei es nur in Form einer Karikatur, diesen Anspruch hätte und sich selbst in diese Reihe stellen würde, weil es den ewigen Kommunarden Rainer Langhans, wie Ursula März meint, als Trophäe vereinnahmt hat. Vielmehr erweist die Autorin unterschiedlichen Formen von Wohngemeinschaften einen Bärendienst, wenn sie mithilfe der Klischeevorlage Kommune 1 und ihrer seit jeher nach Aufmerksamkeit heischenden Personifizierung bei ungleich seriöseren "Wohn- und Lebensverbänden für alte Menschen" und "Mehrgenerationen-Gemeinschaften" landet. Als ob dergleichen aus dem wirren und zumindest albern anmutenden Geist der Kommune 1 entstanden und ohne dieselbe nicht denkbar wäre.
Die einzige veritable Pointe des Dschungelcamps besteht darin, dass die Kommune 1 wirklich eine leidlich kapitalistische Unternehmung war und eine ihrer Akteure (von Ikone lässt sich hier seit 30 Jahren nicht mehr sprechen) nun seinen Auftritt in dieser Wichsvorlage von linken und konservativen Kulturpessimisten hat. Aber ein richtiger Schenkelklopfer oder ein wahrer Grund zur Empörung ist auch das nicht. Und ein subtiler Generalangriff der Kulturindustrie - als ob die Macher der Sendung gleich so weit denken würden - auf Wohngemeinschaften ist es erst recht nicht.
Nebenbei bemerkt ähnelt die kleine links-kulturpessimistische Verschwörungstheorie von Ursula März auf einer abstrakten Ebene der genauso wenig stichhaltigen Argumentation von Paläokonservativen, die hinter mehr Rechten für schwule und lesbische Paare einen Angriff auf die traditionelle Familie erkennen wollen. Auch hier dreht es sich um "gute und schlechte Gemeinschaften", und auch hier ist der ursächliche Zusammenhang zwischen dem Objekt des Anstoßes und dem gefühlten Mangel am eigenen Ideal an den Haaren herbeigezogen.
Zitat von N. NeumannMan könnte mit einer eher konservativ-sozialromantischen Attitüde auch genauso gut bzw. genauso schlecht behaupten, das Dschungelcamp pervertiere auf regressive Weise den Geist des Pfadfinderlagers und/oder des kirchlichen Ferienlagers - ganz zu schweigen vom neumodischen, weltanschaulich kaum einsortierbaren Survival-Training. Schließlich betreiben hier Erwachsene unter Anleitung infantile Spiele, um in der Natur zu bestehen, und selbst dies ist noch ein Stück weit simuliert.
Wie weit das simuliert wird, das fände ich schon interessant zu wissen. Offenkundig gehört es ja zum Vertrag, daß darüber nichts gesagt werden darf, auch nicht nach Beendigung einer solchen Sendereihe.
Ich fürchte, viele Zuschauer sehen sich in der Rolle des Voyeurs, der einem Stück richtiges Leben zusieht. Sie denken gar nicht daran, daß dieses "Camp" eine Art Filmkulisse ist, daß es in eine beachtliche Technik eingebaut ist, mit Regisseuren, Kameraleuten, Scriptgirls usw., die da herumwuseln.
Wieweit die einzelnen Szenen durch das Drehbuch festgelegt sind, weiß man offenbar nicht. Wörtlich auswendig gelernt wird wohl nicht. Spontan ist natürlich auch nichts. Vielleicht ist es wie beim Improvisationstheater: Der Regisseur sagt: Also jetzt gleich wird jemand rausgewählt, und dann weint ihr oder guckt jedenfalls entsetzt, und dann fallen sich ein paar um den Hals usw. Wie oft das geprobt wird, wäre auch interesssant zu wissen.
Ebenso, wieweit die Gesamt-Dramaturgie festgelegt ist. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, dann gibt es da jetzt eine junge Frau, die das Schwarze Schaf spielen muß. Wurde sie gezielt für diese Rolle engagiert, oder hat sie diese erst im Lauf des Geschehens übertragen bekommen? Da das "Herauswählen" ja vermutlich nicht gefakt ist, muß das Drehbuch zwangsläufig immer wieder improvisiert werden. Und so fort.
Also, es geht aus meiner Sicht wieder einmal um das beliebte Thema Aufhebung der Grenze zwischen Realität und Fiktion im Medium Fernsehen.
Echt immerhin dürfte Dirk Bach sein. Der ist immer so.
mit simuliert meinte ich auf dem Hintergrund des Zitierten auch, dass sich ein Arzt in unmittelbarer Nähe befindet und für die einzelnen Teilnehmer bekanntlich die Möglichkeit besteht, das Ganze sehr schnell abzubrechen. Zusätzlich wissen die Teilnehmer, dass sie unter nahezu kompletter Beobachtung stehen, was bei der Gattung homo sapiens (wie und in welchem Maße jeweils auch immer) Verhaltensänderungen bewirkt. Ohne Zweifel echt sind demnach nur die Stressauslöser in Form von spärlichen Nahrungsrationen, unkomfortablen Schlafstätten, einem Mangel an Privatsphäre sowie die unmittelbaren Reaktionen auf die Ekel-Prüfungen. Insofern und weil die beteiligten "Figuren" sehr wahrscheinlich nicht ohne Bedacht ausgewählt werden, würde ich zumindest bezweifeln, dass ein für den Zuschauer nicht ersichtliches Skript oder wirklich verdeckte Regieanweisungen eine große Rolle spielen.
Schließlich werden auch viele Teilnehmer von politischen Talkshows häufig nicht oder nur nachrangig nach der Maßgabe ihres "Informationswerts" oder ihrer Argumentationskraft eingeladen. Vielmehr steht auch hier häufig die Quote, um nicht zu sagen das Theater, stark im Vordergrund. Diese wird durch den Wiedererkennungswert (z.B. irgendein bekannterer Schauspieler, der vom diskutierten Thema wirklich kaum etwas weiß, aber grammatikalisch korrekt spricht) oder den "Konfliktwert" der Teilnehmer erreicht. Sei es, dass letzterer darin besteht, dass sich andere Teilnehmer besonders provoziert oder gar intellektuell beleidigt fühlen müssen und die Runde folglich aufgrund von lebhaftem Streit (auch) unterhaltsam wird. Oder sei es dadurch, weil ein oder gleich mehrere Gäste so dermaßen bekloppt sind, dass gerade viele der reflektierteren Zuschauer vor lauter schaurigem Staunen eben nicht wegzappen.
All das wird völlig einleuchtend wenn man sich folgende Konstellationen und Personen aus Maischberger-Runden vor Augen hält: 1.: Konstantin Wecker + Sky DuMont + Basilius von Streithofen. 2. Jutta Ditfurth + Nina Hagen. 3. Jürgen Fliege + Pierre Vogel. Ich persönlich habe es nicht geschafft, mir eine von diesen drei mir in Erinnerung gebliebenen Runden komplett anzusehen. Gleichwohl bin ich mir sicher, dass es auch hier während der Sendungen keinerlei gesonderten Regieanweisungen bedurfte. Will sagen: Wer die genannten Personen in dieser Konstellation einlädt, der hat im Voraus mehr als genug geplant, ist über den Verlauf der Sendung nicht verwundert und baut darauf, dass allenfalls der Zuschauer sich wundert, was die Freakshow soll. Es soll nämlich unter der Wahrung eines gewissen Scheins der Seriösität (Fragen mit ernster Miene) eine politische Freakshow sein. Das birgt wahrscheinlich auch aus Sicht von Sandra Maischberger und ihrer Redaktion Nachteile, gerantiert aber unterm Strich ein höheres Maß an Aufmerksamkeit.
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