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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 525 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.01.2011 12:06
Marginalie: Revolutionen Antworten

Über Artikel in der "Zeit" hatte ich in letzter Zeit selten Positives zu berichten. Um so lieber tue ich es hier und verbinde das mit einigen kleinen Anmerkungen zur Befindlichkeit in Revolutionen.

Ich habe so etwas wie revolutionäre Stimmung nur in a nutshell erlebt, in den Jahren der "Studentenrevolte". Aber wenn das, was sich damals an manchen Unis zutrug, auch nicht mit richtigen Revolutionen vergleichbar ist - die Grundmechanismen, die Grundbefindlichkeiten schienen mir doch sehr ähnlich zu sein. Die Welt gerät aus den Fugen.



In dem Artikel mache ich darauf aufmerksam, daß der Autor Gero von Randow lange Zeit als Wissenschaftsjournalist gearbeitet hat und kürzlich im "Philosophischen Quartett" auftrat. Es ging dort um Glauben und Religion; von Randow war den beiden Philosophen und dem Theologen, mit denen er diskutierte, nicht nur argumentativ gewachsen, sondern dank seiner Kenntnisse in Wissenschaftstheorie und Naturwissenschaften oft überlegen. Ein bemerkenswerter Journalist.

patzer Offline



Beiträge: 359

20.01.2011 12:40
#2 RE: Marginalie: Revolutionen Antworten

in instabilen gesllschaftlichen lagen besteht die gefahr,dass sich besonders motivierte kreise bei der umgestaltung durchsetzen."gefahr" deshalb,weil angesprochene gruppierungen meist einem der vielen "ismen"anhängen und die durchsetzung einer totalitären agenda droht.so ist es immer wieder zu beobachten,dass radikale minderheiten allein durch fanatischen einsatz und unbedingtem glauben eine gemäßigte mehrheit dominieren.mal schaun.
gruß patzer

Kaa Offline




Beiträge: 658

20.01.2011 12:41
#3 RE: Marginalie: Revolutionen Antworten

Lieber Zettel

Eine Perle

Kaa

PS: Ich lese mit, aber ich diskutiere nicht, bis ich meine "Antwortschuld" erbracht habe. Die Behauptung, die ich vor Monaten eingeworfen habe, ist mir immer noch wichtig und ich will diesen offenen Punkt nicht untergehen lassen. Führte ich mehrere Diskussionen würde mir das sicher passieren.

Meiner Freude über diesen Artikel kundtun ... ist ja keine Diskussion.


Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus Autor im Netz bekannt

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

20.01.2011 12:46
#4 RE: Marginalie: Revolutionen Antworten

Ein guter Artikel. Da merkt man noch, daß die ZEIT einmal eine Qualitätszeitung war.

Die interessante Frage ist natürlich - warum darf plötzlich ein kompetenter Journalist ein so aktuelles Thema bearbeiten?
Wahrscheinlich liegt das schlicht daran, daß die ZEIT wie der übrige Medien-Mainstream noch nicht weiß, wie die tunesische Revolution ins Weltbild paßt. Insbesondere scheint Israel weder bei der alten Regierung noch bei den potentiellen Nachfolgern eine Rolle zu spielen - damit fehlt der wesentliche Kompaß deutscher Außenressorts.

Aber ein bißchen merkwürdig ist der Artikel auch. Es wird erwähnt, daß Frankreich besondere Beziehungen zum alten Regime pflegte. Aber das wird in einer Weise mit dem Namen Sarkozy verknüpft daß man fast glauben könnte, der wäre persönlich der Schutzpatron des korrupten Alt-Diktators gewesen.
Dabei war natürlich die französische Unterstützung keine Parteisache und wurde von den Linken genauso gefördert.

Denn es ist ja noch krasser: Die korrupte Diktatur-Partei war offizielles Mitglied der Sozialistischen Internationalen, also anerkannter Partner der SPD. Etwas ärgerliches Detail für eine SPD-Zeitung.

Inzwischen hat die SI die tunesische RCD rausgeworfen.
http://www.socialistinternational.org/vi...?ArticleID=2085
Offenbar nicht, weil diese undemokratisch ist - das war ja Jahre bekannt und hat die SI nie gestört. Aber die Macht zu verlieren, das gehört sich für Sozis wohl nicht.
Den Rauswurf hat SI-Chef "Kapo" Schulz übrigens im Alleingang verfügt (bzw. zusammen mit dem Generalsekretär). Das sagt auch viel über die inneren Strukturen der Sozialisten.

lukas Offline



Beiträge: 261

20.01.2011 14:02
#5 RE: Marginalie: Revolutionen Antworten

Zitat von R.A.
Denn es ist ja noch krasser: Die korrupte Diktatur-Partei war offizielles Mitglied der Sozialistischen Internationalen, also anerkannter Partner der SPD. Etwas ärgerliches Detail für eine SPD-Zeitung.

Inzwischen hat die SI die tunesische RCD rausgeworfen.
http://www.socialistinternational.org/vi...?ArticleID=2085
Offenbar nicht, weil diese undemokratisch ist - das war ja Jahre bekannt und hat die SI nie gestört. Aber die Macht zu verlieren, das gehört sich für Sozis wohl nicht.
Den Rauswurf hat SI-Chef "Kapo" Schulz übrigens im Alleingang verfügt (bzw. zusammen mit dem Generalsekretär). Das sagt auch viel über die inneren Strukturen der Sozialisten.



Ach, bei der SI treibt sich so einiges herum. Mubaraks Nationaldemokratische Partei ist ja auch mit dabei... bis sie die Macht verliert, nehme ich an.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.01.2011 17:07
#6 RE: Marginalie: Revolutionen Antworten

Zitat von patzer
in instabilen gesllschaftlichen lagen besteht die gefahr,dass sich besonders motivierte kreise bei der umgestaltung durchsetzen."gefahr" deshalb,weil angesprochene gruppierungen meist einem der vielen "ismen"anhängen und die durchsetzung einer totalitären agenda droht.


Ja, das stimmt historisch. Und zwar nicht deshalb, weil die Extremisten von vornherein sehr erfolgreich wären; das waren zum Beispiel weder die Jakobiner noch die Bolschewiken.

Sondern wenn sie straff organisiert sind, dann haben sie in den Wirren einer Revolution bessere Chancen als die anderen sich durchzusetzen. Ein Lehrstück ist es, wie Lenins Bolschewiken, die im einzigen frei gewählten russischen Parlament, der Konstituante, nur 168 von 703 Abgeordneten hatten, diesem ihren Willen aufzwangen.

Revolutionäre brauchen nie eine Mehrheit; das hat Rosa Luxemburg richtig erkannt. Mao hatte so wenig eine Mehrheit wie Fidel Castro und wie Liebknecht und Luxemburg. Auch die heutigen deutschen Kommunisten rechnen natürlich nicht mit einer Mehrheit, wenn für sie die Frage der "Machteroberung" aktuell wird.

Liebknecht und Luxemburg andererseits verloren. Nicht immer siegen die Extremisten. Auch in Tunesien ist jetzt, wie geschrieben, alles offen.

Nur den Eindruck, den zum Teil unsere Medien erwecken, daß jetzt eine demokratische Entwicklung das Wahrscheinlichste sei, halte ich für unbegründet. Sie ist eine der Möglichkeiten und wird nicht schon dadurch wahrscheinlicher, daß man sie sich wünscht.

Herzlich, Zettel

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