nicht nur in Berlin, sondern überall in der BRD sind Strassen und Plätze nach linken Revolutionären benannt. Und auch nicht erst seitdem die in Die Linke umbenannte SED parlamentarisch eine Rolle spielt: in meiner Stadt gibt es eine nach Rosa Luxemburg benannte Strasse mindestens seit den 70ern, wenn nicht gar noch früher. Falls mir meine Erinnerung keinen Streich spielen sollte, ging das auf die SPD zurück. Die SPD, die Hauptfeind der Rosa Luxemburg war und nach dem Tod der linken Revolutionären immer noch Hauptfeind der KPD blieb, eine Partei aus der die in Die Linke umbenannte SED hervorging und die noch 1933 primär die SPD bekämpfte, während sie zu diesem Zeitpunkt bereits einige Aktionen gemeinsam mit der NSDAP erfolgreich bestritten hatte und später dann den Hitler-Stalin Pakt verbissen gegen den britischen "Imperialismus" verteidigte.
Es gibt in der BRD Luxemburg Strassen, Engels Plätze und Marx Alleen. Marx wird auf Unis gelehrt und gilt als "intelligenter Kapitalismuskritiker", obwohl selbst von linker Seite sein Geschreibsel mehrfach als unwissenschaftlich eingestuft wurde (in deinem Forum wurde von Schreiberlingen dagegen unlängst die absurde These vertreten, die Arbeitswertlehre wäre empirisch prüfbar) und der Zusammenhang seiner Lehre mit der totalitären Herrschaft ebenfalls mehrfach nachgewiesen wurde. Seine Epigonen werden mittlerweile selbst in der Springerpresse dem Leser als seriöse Wissenschaftler verkauft.
Es schaut doch so aus, als ob die (politische) Elite der BRD Lust am eigenen Untergang hätte. Oder aber sich klammheimlich mit einer Konzeption identifiziert, die einer politischen Avantgarde die autoritär-elitären Eigenschaften eines priviligierten Wahrheitszugangs und einer sich aus der Kenntnis der Gesetze und Resultate des Geschichtsverlaufs sich ergebenden Überlegenheit gegenüber dem Volk zuschreibt. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie sich die politische Elite der BRD notorisch über den erkennbaren Volkswillen hinwegsetzt, könnte man das fast meinen.
Ich muss immer den Fernseher ausschalten, wenn ich Aufnahmen von Reden dieses Fanatikers sehe. Der erste Gedanke: Ein neuer Goebbels. Man kann wohl mit einiger Berechtigung davon ausgehen, dass es den Mythos Dutschke nicht geben würde, wenn er so gekonnt hätte, wie er ganz offensichtlich wollte. Man sollte nicht vergessen, dass Dutschke die Person war, die am Grab des aus eigener Entscheidung verhungerten Holger Meins mit gereckter Faust die Worte rief "Holger, der Kampf geht weiter!".
In Sachen "Karl Marx Straße": Berlin ist da keine Ausnahme. Es gab 2006 in Ostdeutschland immer noch weit über 500 Straßen mit diesem Namen. Es ist wohl sehr unwahrscheinlich, dass auch nur eine davon bis heute umbenannt wurde. http://www.spiegel.de/politik/deutschlan...,440393,00.html
stimmt, mich hat der auch immer an einen fanatischen Nazischergen erinnert. Die hatten auch mal vor als Minderheit wohlgemerkt in West-Berlin die Macht zu übernehmen. Götz Aly beschreibt das ganz gut. Allerdings war Dutschke damals nicht die einzige Flamme des alten deutschen politischen Fanatismus. Da gab es viele mehr und noch weitaus verstocktere und dogmatischere Typen. Dutschke muss man immerhin zugute halten, dass er ein entschiedener Bekämpfer der DDR/SED/SEW und DKP war!
Mit 68 ist der alte deutsche politische Fanatismus zurückgekehrt und damit der Glaube an die allein selig machende eine Wahrheit mit der bekannten politisch-korrekten Intoleranz als Ergebnis. Wenn Richard Wagner auf der Achse die Abstimmungsdemokratie erwähnt, die alles meint an die "Mehrheitsmeinung" anpassen zu müssen, so fällt mir auf, dass ich den noch in den 70ern überall auftauchende Begriff Pluralismus seit dem Eindringen der Grünen in die Politik kaum bis gar nicht mehr vernommen habe. Verschwunden ist er. Heute gilt dagegen die "Mehrheitsmeinung".
Zitat von SpOnIn Charlottenburg-Wilmersdorf gibt es seit sechs Jahren einen Beschluss, wonach nur noch nach Frauen umbenannt werden darf. "Weil man damals festgestellt hat, dass nur vier Prozent der Plätze und Straßen weibliche Namen tragen", sagt Stadtrat Gröhler.
Wie wäre es mit einem Nancy-Reagan-Platz?
Ansonsten gibt es keinen Grund zum Meckern, die Wähler in Berlin wollen das genau so.
Wenn ich mir die Zusammensetzung der Bezirksverordnetenversammlung in Kreuzberg-Friedrichshain anschaue, kommt mir zwar das Gruseln, aber das ist Demokratie. CDU und FDP müssen sich allerdings fragen, woran das liegt und ob sie damit zufrieden sind. Vielleicht gelingt es dank des Guttenberg-Vorstoßes und mit Hilfe der BILD und der BZ daraus eine Mobilisierungskampagne zu machen.
Dutschke fast schon als Gewaltfanatiker darzustellen entbehrt jedweder Grundlage, erst Recht ihn mit der RAF auf eine Stufe zu stellen. Dutschke war nie ein Gewalttäter. Gerade Dutschke, der den Begriff vom Marsch durch die Institutionen geprägt hat und Opfer eines fanatischen Neo-Nazis wurde, gerade diesen Rudi Dutschke so darzustellen, nein, das ist nicht in Ordnung.
Die Kritik zu übermäßig vielen, nach Kommunisten benannten, Straßen könnte man mal einer empirischen Prüfung unterziehen, das wäre mal interessant.
Zitat von KaterKarloDutschke fast schon als Gewaltfanatiker darzustellen entbehrt jedweder Grundlage, erst Recht ihn mit der RAF auf eine Stufe zu stellen.
Wer hat ihn denn mit der RAF auf eine Stufe gestellt? Wer hat ihn denn als einen Gewaltfanatiker dargestellt? Ich jedenfalls nicht; es wäre - ich schreibe das immer wieder - hilfreich, durch ein Zitat anzugeben, auf wen und auf was Sie sich beziehen.
Dutschke war ein Revolutionär. Ihm war klar, daß keine Revolution ohne Gewalt möglich ist; also hat er die revolutionäre Gewalt gelobt, ich habe ja aus dem Brief zitiert, den er gemeinsam mit Gaston Salvatore geschrieben hat.
Aber er und Rabehl, Semler und Genossen dachten sich die Machtübernahme in Westberlin nicht nach Art der RAF, sondern durch einen Volksaufstand, der zu einer Räterepublik führen sollte. Das offenkundige Modell war 1919, wo es das ja an verschiedenen Orten in Deutschland vorübergehend gegeben hat.
Es gab nach dem Scheitern dieser Idee zwei Reaktionen unter den Revolutionären: Die einen setzten auf den sogenannten individuellen Terror (und konnten sich dabei übrigens auf Lenin berufen), die anderen auf die Gründung kommunistischer Parteien, die dann in großer Zahl entstanden - KPD/AO, KPD/ML, KB, KBW usw.
Dutschke war damals aufgrund des Attentats zur politischen Aktion nicht mehr fähig; er schrieb erst weiter an seiner Doktorarbeit (übrigens einem fast unlesbaren Wust; ich habe sie zu lesen versucht) und war dann Lecturer in Aarhus.
Daß er die RAF offenbar nicht abgelehnt hat, geht aus seinem berühmten und auch schon in diesem Thread zitierten "Holger, der Kampf geht weiter" hervor. Er mag die Strategie der RAF für falsch gehalten haben, aber es waren doch seine Genossen und Mitrevolutionäre.
Dutschke war vielleicht kein Gewaltfanatiker - aber er hat sehr viel mehr mit Gewalt zu tun gehabt, als weithin bekannt ist. Dieser Text http://einestages.spiegel.de/static/topi...guerillero.html berichtet von gleich zwei Begebenheiten, bei denen Dutschke in den Transport von Bomben verwickelt war. In einem der beiden Fälle muss festgehalten werden, dass nur das Stümpertum der Gruppe einen Bombenanschlag verhindert hat.
Zitat von meyerDutschke war vielleicht kein Gewaltfanatiker - aber er hat sehr viel mehr mit Gewalt zu tun gehabt, als weithin bekannt ist. Dieser Text http://einestages.spiegel.de/static/topi...guerillero.html berichtet von gleich zwei Begebenheiten, bei denen Dutschke in den Transport von Bomben verwickelt war.
Vielen Dank für diesen Hinweis! Diesen Text von Prof. Langguth hatte ich bisher nicht gekannt. Ich werde eine Ergänzung zu dem Artikel schreiben, mit Dank an Sie.
Und sollte irgendjemand meinen, dass die Fakten in dem Spiegel-Text nicht stimmen - die Geschichte mit Feltrinelli und den Bomben im Kinderwagen kann man auch in Ulrich Chaussys Buch "Die drei Leben des Rudi Dutschke" nachlesen. Wenn mich die Erinnerung nicht trügt - es ist bestimmt 15 Jahre her, dass ich dieses Buch gelesen habe - dann hat Dutschke tatsächlich auch eine Bombe im Kinderwagen unter seinem Baby transportiert. Das wäre aber noch mal zu überprüfen - allein, das Buch habe ich vor Jahren verliehen und nicht wieder zurückbekommen.
Zitat von meyerWenn mich die Erinnerung nicht trügt - es ist bestimmt 15 Jahre her, dass ich dieses Buch gelesen habe - dann hat Dutschke tatsächlich auch eine Bombe im Kinderwagen unter seinem Baby transportiert. Das wäre aber noch mal zu überprüfen - allein, das Buch habe ich vor Jahren verliehen und nicht wieder zurückbekommen.
Die Erinnerung trügt Sie nicht – hab's gerade nachgeschlagen.
Christoph Links Verlag Berlin, September 1993, Seite 208/209
Mit freundlichem Gruß
-- „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ – sagt Ingeborg Bachmann
Dutschke fast schon als Gewaltfanatiker darzustellen entbehrt jedweder Grundlage, erst Recht ihn mit der RAF auf eine Stufe zu stellen. Dutschke war nie ein Gewalttäter. Gerade Dutschke, der den Begriff vom Marsch durch die Institutionen geprägt hat und Opfer eines fanatischen Neo-Nazis wurde, gerade diesen Rudi Dutschke so darzustellen, nein, das ist nicht in Ordnung.
Dutschke war übrigens kein Opfer eines Neonazis, sondern eines langjährigen Stasi-Spions und SED-Mitglieds!
Gewaltfanatiker und Gewalttäter sind zwei verschiedene paar Schuhe. Hättest du die Nachrichten damals verfolgt bzw. hättest du Götz Aly's Ausführungen gelauscht, dann wäre dir klar, dass die Dutschke&Co in der Tat in Westberling aus einer Minderheitenposition gewaltsam die Macht erobern wollten. Das war bei denen tatsächlich ernsthaft so in Diskussion. Und nicht nur bei denen.
Und die Sache mit der RAF ist auch komplizierter als du denkst. Dutschke mit der RAF auf eine Stufe zu stellen, ist nicht in Ordnung. Da hast du recht. Jedoch gab es Übergänge und Ursachen. Das in diesen linksradikalen Kreisen vorherrschende marxistische Gesellschaftbild lud zur Gewalt ein. Ob dann einer tatsächlich Molotovcocktails warf oder gar mit der Knarre unterwegs war, das war dann auch eine sehr persönliche Entscheidung. Den Zusammenhang marxistisches Gesellschaftbild und Gewalt zu leugnen, macht angesichts der Vielzahl marxistischer Verbrechen keinen Sinn.
Im Fall von Dutschke herrschte klar ein elitäres Konzept vor. Mehrheiten interessierten in nicht wirklich. So warf er der SPD vor, den Sozialismusbegriff aufgegeben zu haben. Tatsächlich waren die Mehrheiten damals so geordnet, dass der Sozialismusbegriff wunderbar dafür geeignet war, die Mehrheiten zu vergrätzen. Das interessierte Dutsche& Co jedoch nicht. Hier ging es ums Prinzip getragen von der Gewissheit einer überlegenen Elite dazugehörig zu sein, die stets im recht und geboren zur Führung ist.
Trotzallem nochmals der Hinweis darauf, dass Dutschke immerhin zugute zu halten ist, dass er ein entschiedener und äusserst konsequenter Feind der SEW/SED/DKP&Co war. Mit Verlaub gesagt, ein solcher Dutschke, der ganz klar die Gysi&Co bekämpft und hart ausgrenzt, fehlt den bundesrepublikanischen Linken heute, um wirklich glaubwürdig und nicht länger ein wie auch immer verwässertes Anhängsel der "Linken" zu sein. Ich halte das für bedauernswert.
Zitat von danielphoffmann Dutschke war übrigens kein Opfer eines Neonazis, sondern eines langjährigen Stasi-Spions und SED-Mitglieds!
Benno Ohnesorg war das, nicht Dutschke. Oder weißt du etwas, das der Rest der Welt und Wikipedia nicht wissen?
Zitat Bachmann hatte Ausschnitte aus der National-Zeitung bei sich, darunter die Titelzeile „Stoppt den roten Rudi jetzt“ und Fotos von Dutschke. In seiner Wohnung hing ein selbstgemaltes Porträt Adolf Hitlers.[20] Man vermutete daher rechtsextreme Motive eines Einzeltäters.[21] Bachmann hatte in seiner Heimatstadt Peine seit 1961 Kontakte zu Neonazis. Von ihnen hatte er die Tatwaffe gekauft, an ihren Schießübungen teilgenommen und bereits zuvor ein Attentat auf Walter Ulbricht mit ihnen ins Auge gefasst.
Diese Hintergründe, die erst 2009 aus Unterlagen der DDR-Staatssicherheit und der West-Berliner Polizei öffentlich bekannt wurden, hatte Bachmann bei seiner Vernehmung offen zugegeben.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Das Dorf Niederschmalkalden in Thüringen hat weniger als 10 Straßen,darunter Ernst-Thälmann-Str.(die Hauptstraße,ehemals Mühlweg) Leninstr. Wilhelm-Pieck-Str. Karl-Marx-Str. Eine Umbenennung gab es nach der Wende: Der Rosenweg hieß zu DDR-Zeiten Puschkinweg oder Puschkinstr.
Zitat von PisanerObwohl es nicht ganz zum Thema passt:
Das Dorf Niederschmalkalden in Thüringen hat weniger als 10 Straßen,darunter Ernst-Thälmann-Str.(die Hauptstraße,ehemals Mühlweg) Leninstr. Wilhelm-Pieck-Str. Karl-Marx-Str. Eine Umbenennung gab es nach der Wende: Der Rosenweg hieß zu DDR-Zeiten Puschkinweg oder Puschkinstr.
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