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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 49 Antworten
und wurde 5.464 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Llarian Offline



Beiträge: 7.117

03.03.2011 23:19
#26 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Zitat von Gansguoter
Das stimmt schon. Aber es gibt auch Leistungsträger unter den Beamten.


Die gibt es. Genauso wie es leistunsgbereite Hartz4-Emfänger gibt (soll keine ironische Aussage sein). Das Problem dabei ist, dass das Beamtentum, genauso wie das Leben in Hartz4 die Eigenschaft hat, viele Menschen zu korrumpieren, bzw. zu verderben. Ich habe als wissenschaftlicher Mitarbeiter eine Zeit im öffentlichen Dienst verbracht. Und man merkt das einfach, dass es eben eine ganze Reihe Leute gibt, die dieser Versuchung irgendwann nachgeben. Ich konnte es auch bei mir durchaus bemerken und habe dann auch für mich festgestellt, dass ich da raus muss. Was ich dann auch getan habe.
Wenn ein Mensch permanent keine Rückopplung für das bekommt, was er tut, wenn es eigentlich egal ist, ob er seine Arbeit gut oder schlecht macht, wenn es für ihn einen größeren Zugewinn an persönlicher Lebensfreude ist, einen lauen Job zu machen, als sich anzustrengen, dann passiert das eben sehr vielen Menschen. "Leistung muss sich lohnen" ist eben nicht nur eine Erkenntnis für Arbeitslosgkeit, sondern eigentlich für jeden, der irgendwo arbeitet. Wenn sich Leistung nicht lohnt, dann wird sie nicht erbracht. Das Berufsbeamtentum hat nach meinem Dafürhalten immernoch das Bild des preussischen Beamten inne, der seine Arbeit tut, weil das so richtig ist. Der seine Arbeit tut, weil das seine Pflicht ist. Das entspricht aber nicht dem Menschenbild der heutigen Menschen.

Ihren restlichen Ausführungen möchte ich mich explizit anschließen, ich fühle mich nahezu in jedem Punkt angesprochen und ich glaube, das geht vielen so, zumindest in diesem kleinen Zimmer.

vielleichteinlinker ( gelöscht )
Beiträge:

03.03.2011 23:22
#27 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Ich bin beruhigt dass die Diskussion schon so weit verlaufen ist. Denn "es gärt" ja schon seit Jahren, "rumort" überall und es "regt sich" was, die Leute "wachen auf". All diese Floskeln kommen immer wieder hoch. Und wieder, und wieder, und wieder.

Sicher, irgendwann erfüllt sich so eine Prophezeiung selbst. Bis dahin kann ich warten. Wahrscheinlich noch Jahre.

Bis dahin werden noch viele Sarrazins viele Bücher schreiben, einige Guttenbergs von der "linksgrünen Medienmeute" niedergeknüppelt und "Bänkster" gescholten, "Wilders"e verunglimpft, die "Islamisierung" über den ganzen Kontinent ziehen. Und jedes Mal wird es wieder gären und brodeln.

Im Ernst: Diese Gesellschaft verändert sich gerade. Das ist verständlich und erklärbar. Und immer wenn sich etwas verändert möchte jemand, der vorher "zu kurz" gekommen ist, ein größeres Stück vom Kuchen haben. Wir sind noch immer in dem Umbruch der 1990 begonnen hat. Wir integrieren 17Mio "Einwanderer" die völlig anders sozialisiert sind, wir hadern mit anderen, die wir "Zuwanderer" nennen und wir verlieren uns in Europa dass wir nicht mehr verstehen, weil die meisten, die darüber entscheiden, noch nicht am Leben waren als sich Europa so verhalten hat wie es das seit Entstehung immer getan hat.

[edit] ein peinliches s entfernt.

Llarian Offline



Beiträge: 7.117

03.03.2011 23:25
#28 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Zitat
Ich sehe auch keinen Sprengstoff weit & breit. "Mach kaputt, was dich kaputt macht"? Is nich. Kostet zu viel Zeit, & außerdem sind wir dafür viel zu gut erzogen.


Der Punkt scheint mir zu sein, liebe Jana, dass der Unproduktive keine Alternative hat. Er kann (oder will) nicht leisten, entsprechend muss er den Weg über die Gewalt oder den Staat (was in der Wirkung nicht anders ist) gehen. Der Produktive dagegen will von dem Unproduktiven aber nix. Deshalb zettelt er auch keine Revolution an. Denn was würde er damit erreichen ?

lemmyPaz Offline



Beiträge: 90

03.03.2011 23:52
#29 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Da gibts sicher eine Menge mehr Abstufungen und Grauzonen.
Gibt bestimmt auch Menschen mit einem übertriebenen Arbeits-Ethos, die in ihrem aus Angst, ungelösten persönlichen Problemen und viel Schweiß gebastelten Hamsterrädchen SEHR REALE Psychosen entwickeln, die sie für sich selber, andere und ganze Teams zu einer tickenden Bombe machen.
Natürlich muss man auf der Baustelle manchmal Gas geben. Aber ich kann mit solchen andere-Arbeiten-lassen Frohnaturen inzwischen besser leben als mit den Kampfschweinen. Die goldene Mitte ist es halt. Meine Seele braucht manchmal (nicht immer) einfach mal so einen Nachmittag nix konstruktives tun, egal ob jemand dafür nun einen 3-stelligen Stundensatz (nicht an mich) zahlt. Menschen mit einer permanenten Existenzangst machen sich selbst und andere krank. Sie zersetzen unsere Zivilisation.
Über einen zynischen Typen, der große Reden schwingt, immer nur 5 Stunden im Büro ist und dabei schon mal die russische Nationalhymne, die Hymne der DDR oder die Internationale hört, kann man den Kopf schütteln (so erlebt Sept bis Februar). Gegen die ewig kompetitive und komplexbeladende Fachkraft mit fragwürdigen Sozialverhalten muss man Schutzmaßnahmen einleiten. Zum Glück sind die meisten Menschen auf der Arbeit eigentlich ganz nett. Sie finden einen Kompromiss zwischen Leistungsanspruch und einfach mal Mensch sein.

Bernd314 Offline



Beiträge: 133

03.03.2011 23:56
#30 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Zitat

Diejenigen, die unseren Wohlstand erwirtschaften, werden sich nicht unbegrenzt von den Unproduktiven kommandieren lassen, die von ihrer harten Arbeit profitieren.



Ich fürchte, die Gruppe der Leistungserbringer wird sich leider kommandieren lassen müssen, da wir in einer Demokratie leben und die Gruppe der Leistungsempfänger inzwischen in der Merheit ist.

Das sieht man ganz einfach daran, dass die 3 Umverteilungsparteien (rot+rot+grün) zusammen inzwischen fast jede Wahl locker gewinnen können, während das bürgerliche Lager (schwarz+gelb) so gut wie keine Chance mehr auf 50 prozent oder mehr der Stimmen hat.

danielphoffmann Offline




Beiträge: 124

04.03.2011 00:06
#31 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Zitat
Und welche Heidenangst vor allem die Medien hier vor einer solchen Bewegung haben, sieht man unter anderem daran, wie pententrant und unzutreffend diese als "erzkonservativ" bezeichnet bzw. sogar als "rechts" oder im Extremfall gar als "rassistisch" verunglimpft wird.



richtig. Der blitzschnelle, kurzschlussartige Rückgriff auf die von Linksextremisten bekannte Terminologie und Denkweise ist ein klares Zeichen ohnmächtiger Schwäche. Man hat den Bogen überspannt. Man kann es im Fall Sarrazin sehen, der zwar einen sozialbiologistisch unterlegten Diskurs vertritt, aber dennoch nicht zu stoppen war.

Das Schwert ist auch deshalb stumpf geworden, weil man sich notwendig in zu viele Widersprüche verstrickt. Man kann keinen emanzipatorischen Kurs nach Innen predigen und zugleich reaktionär-antiemanzipatorische Tendenzen unter den Muslimen rechtfertigen. Ähnlich auch im Fall Israels. Im Einklang mit antisemitischen Neonazis unterstützt man den palästinensischen Aggressor, während grosse Teile der "Rechten" von ein paar wenigen aufrechten Linken abgesehen, mittlerweile die verlässlichsten Freunde Israel geworden sind.

Ohne das sie es selbst bemerkten, haben bedeutende Teile der Linken die Fronten gewechselt. Heutzutage stehen sie aussenpolitisch zusammen mit den wirklichen Rechten auf der Seite des reaktionär-antiemanzipatorischen Islam und sozial- und wirtschaftspolitisch fährt man zusammen mit den wirklichen Rechten einen verantwortungslos populistischen Kurs, der gegen die Produktiven, wozu gerade auch das Marx'sche Proletariat gehört, gerichtet ist. Innenpolitisch ist man gegenüber "Rechts" geradezu hysterisch übersensibel, während man sich grosszügig und tolerant gegenüber der Millionenfachen Freiheitsberaubung und dem Millionenfachen Massenmord des Sozialismus verhält.

Das man dann Zuspruch von Leuten wie Bahners erhält, der in den ehemalig von SED und DKP finanzierten "Blätter für deutsche und internationale Politik" schreibt und offensichtlich ein grosses Herz für jede Religion und damit auch den Marxismus hat, das ist kein Zufall. Ebenso kein Zufall ist die Kritik von Monika Maron:

Zitat

Und weil Patrick Bahners davon ausgeht, dass der wirklich sittliche Mensch einen Gott braucht, an den er glaubt, verteidigt er das Kopftuch, verharmlost er die Scharia, rückt er die Unterdrückung der Frau in die Nähe freiwilliger Unterwerfung, die immer noch schlimm genug wäre. Vor allem aber enthebt er den Islam jeder Verantwortung für den Terror, die Morde und die Unterdrückung, die in seinem Namen verübt werden, weil für Bahners jede Religion a priori gut ist und selbst die schlechteste noch besser als keine.


http://www.welt.de/print/die_welt/vermis...eisetreter.html

Llarian Offline



Beiträge: 7.117

04.03.2011 00:21
#32 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Zitat
Gibt bestimmt auch Menschen mit einem übertriebenen Arbeits-Ethos, die in ihrem aus Angst, ungelösten persönlichen Problemen und viel Schweiß gebastelten Hamsterrädchen SEHR REALE Psychosen entwickeln, die sie für sich selber, andere und ganze Teams zu einer tickenden Bombe machen.


Kleines Vorurteil ? Haben Sie schonmal überlegt, dass Arbeitsethos gänzlich andere Ursachen haben kann, als Angst ?

Zitat
Aber ich kann mit solchen andere-Arbeiten-lassen Frohnaturen inzwischen besser leben als mit den Kampfschweinen.


Das ist ne Frage des eigenen Leistungsanspruchs. Wer selbst noch was erreichen will, hat ein Problem damit, wenn der Kollege die ihm anvertrauten Aufgaben nicht anständig erledigt, denn dann muss er es selber machen. "Kampfschweine" haben als Kollegen den wunderbaren Vorteil, dass sie eine ihnen übertragene Aufgabe auch schnell und gut erledigen. Um bei dem Extrem zu bleiben, ich habe in meinem Leben kaum eine Handvoll echter "Kampfschweine" kennengelernt (also Leute mit einer Standard Wochenleistung von 60+). Es war eigentlich jedes mal ein tolles Zusammenarbeiten, denn diese Leute strotzen in aller Regel vor Energie und Ideen. Und btw. nicht wenige der Unterehmensgründer, die ich kennengelernt habe, fallen genau in diese Kategorie.

Zitat
Meine Seele braucht manchmal (nicht immer) einfach mal so einen Nachmittag nix konstruktives tun, egal ob jemand dafür nun einen 3-stelligen Stundensatz (nicht an mich) zahlt.


Schön. Sagen Sie es nicht ihrem Kunden. Denn wenn ich ihr Kunde wäre, dann würde ich von ihrem Chef verlangen, dass Sie bitte nie wieder mit irgendetwas betraut werden, was ich bestellt habe, weil ich mich ansonsten wo anders umsehe. Ich möchte zu gern wissen, wie entspannt sie sind, wenn der Geselle vom Klempner, den Sie bestellt haben, erstmal 3 Stunden in der Nase popelt, bevor er ihre Wasserleitung repariert.

Sorry, des rüden Tones wegen, aber ich kann nur den Kopf schütteln, wenn ich sowas lese. Kein Auftraggeber würde es zulassen, wenn ein Handwerker mit einer solchen Grundhaltung bei ihm aufschlägt. Ich erwarte von einem Handwerker (genauso wie von jedem anderen Auftragnehmer), dass er seine Arbeit kompetent, effizient und so schnell wie möglich durchführt. Dafür wird er bezahlt. Die Seele kann er in seiner Freizeit baumeln lassen, ist ja nicht so, dass man einen Mangel daran hätte.

Und was die Seele betrifft: Ein unproduktiver Nachmittag ist verschwendete Zeit. Das passiert jedem, denn jeder macht Fehler, jeder hat mal einen schlechten Tag und manchmal hat man auch einfach Pech. Aber brauchen tut man das nicht, das ist jedesmal doof. Was die Seele dagegen braucht sind Nachmittage an denen man mal richtig was geschafft hat. Nichts geschafft zu haben hinterlässt nur Leere, das Bewusstsein etwas geschafft zu haben, etwas bewegt zu haben, etwas getan zu haben, das verschafft Befriedigung.

Politur Offline



Beiträge: 49

04.03.2011 00:30
#33 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Jede Gesellschaft kann man in Gruppen einteilen. Nach Gehalt, nach Bildungsabschluss, nach Geschlecht, nach Schuhgröße oder eben wie Zettel in Erwirtschafter und Profiteure.
Die letztere Unterscheidung erscheint mir wenig sinnvoll. Zum einen duchmischen sich diese Klassen massiv (vor allem im Biergarten), aber auch durch Heirat und Kinderkriegen. Der Klassiker einer Beziehung ist immer noch die Lehrerin und der BWLer oder Ingenieur in der Industrie. Außerdem stellt sich bei vielen die Frage, was sie nun sind. Profiteur oder Erwirtschafter. Zum Beispiel Ärzte leben von einem massiv staatlich reguliertem Wirtschaftssystem, sind aber in diesem selbstständig. Auch manche Selbstständige einen eher zweifelhaften Nutzen für die Bevölkerung (z.B. Versicherungsvertreter), während "Unproduktive", wie sie Zettel nennt, einen hohen Nutzen für die BEvölkerung haben (z.B. Polizisten).
Meine Erfahrung ist, dass es in jedem Berufen sowohl engagierte/verantwortungsbewusste/... als auch unengagierte/Verantwortungsscheue/... Menschen gibt.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

04.03.2011 00:46
#34 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Zitat von Capitalism and Freedom
Als ich den Artikel las, musste ich spontan an eines meiner Lieblingszitate denken



Das wo auch mein Leitspruch ist (s.u.)

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

C. Offline




Beiträge: 2.639

04.03.2011 01:05
#35 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

[quote="vielleichteinlinker"] Im Ernst: Diese Gesellschaft verändert sich gerade.Zitat:

Ein Aspekt der Gesellschaftsveränderung kommt bei Zettels Betrachtung zu kurz, die Veränderung durch a) das Internet und b)soziale Netzwerke.
Ich kann die Auswirkungen nicht einschätzen, vor allem weil b) in Deutschland poltisch bisher irrelevant war.
Es gibt eine andere Informationsstruktur, die auch trügerisch sein kann, weil Themen von geringer Relevanz nach oben gepusht weren.

http://www.iceagenow.com/ Cooling is the New Warming

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

04.03.2011 01:20
#36 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Zuerst dachte ich: Mensch, da hat er eine interessante Sicht ins Spiel gebracht, der Zettel. Zwar kennen wir den Dualismus zwischen Nettoempfängern und Nettozahlern staatlicher Umverteilungssysteme schon genug aus konservativ-libertären Publikationen wie "eigentümlich frei", aber einen ähnlichen Gegensatz auf der Ebene der Leistungserbringer abzubilden, das war zumindest für mich neu. Auf Anhieb ist diese Sicht auch geeignet, einige Phänomene zu erklären, z.B. den eklatanten Gegensatz zwischen der Sichtweise einer gemäßigt linken Meinungselite und der gerne von Westerwelle beschworenen Gruppe der Menschen, die morgens früh aufstehen müssen, um zur Arbeit zu gehen. Mir scheint, lieber Zettel, da hast du wirklich einen Punkt, um mal provokativ einen dieser schrecklichen eingedeutschten Anglozismen zu verwenden.

Aber nach etwas längerem Nachdenken komme ich nicht umhin, es ähnlich zu sehen wie Kommentator "Politur":

Zitat von Politur
Meine Erfahrung ist, dass es in jedem Berufen sowohl engagierte/verantwortungsbewusste/... als auch unengagierte/Verantwortungsscheue/... Menschen gibt.



Es fiele mir z.B. schwer, die Polizeibeamten, die da in Gorleben 16-Stunden-Schichten schieben, zu den Unkündbaren zu zählen, die sich ein "gutes Leben" machen. Gerade in den unteren Vergütungsgruppen sind die Entgelte für Beamte nicht gerade üppig. Eine Zeitlang - ich glaube, das hat sich inzwischen geändert - haben sich z.B. Polizisten gewehrt, wenn sie nach München versetzt werden sollten, weil sie sich diesen Standort einfach nicht leisten konnten. Der Anreiz für solche Beamte, sich zu bewähren, um ja nicht bei der Einstufung in bessere Verwendungen übersehen zu werden, dürfte ziemlich hoch sein.

Nun habe ich, wie viele andere vermutlich auch, wenn sie nicht schon selbst betroffen sind, Erfahrungen aus zweiter Beamtenhand in meinem Verwandten- und Freundeskreis gesammelt. Ich kenne den Typus desjenigen, der es im Beamtenstatus (Strafvollzug) versteht, seine Bedürfnisse nach Freizeit und Kostenübernahme maximal realisiert zu bekommen. Und ich kenne die Lehrerin, die ihren Traumberuf seit Jahrzehnten voller Engagement und Hingabe ausübt, und der noch viele Jahre nach Ende der Schulzeit ehemalige Schüler und deren Eltern mit großer Dankbarkeit begegnen, gerade die "schwierigen Fälle" übrigens. Gerade, weil ich über die Umstände des Lehrerberufs besonders gut Bescheid weiß (meine Liebste ist Konrektorin an einer Werkrealschule, einer baden-württembergischen Mischung aus Haupt- und Realschule), kann ich auch nachvollziehen, warum niemand Leiter einer Grundschule werden will: Die Arbeit verdoppelt sich (Hausmeister und Sekretärin? Fehlanzeige!), aber das Gehalt bleibt nahezu gleich. Diese Bedingungen würden auch in der Wettbewerbswirtschaft, in der ja Topmanager mit Millionenboni motiviert werden müssen, ihren Job zu tun, nur ein müdes Gähnen hervorrufen. Ach ja, den Ärger mit der Kultusbürokratie, die sich in der Disziplin des zwangsbewehrten Bewegens von weiblichen Exemplaren der Gattung "Sus scrofa domestica" durch ländliche Besiedlungen nur noch mit dem Qualitätsjournalismus vergleichen lässt, gibt es gratis noch oben drauf.

Will sagen: Hier gilt die juristische Standardantwort Nr.1. "Es kommt darauf an". Auf den konkreten Job, dessen Rahmenbedingungen und die Lage desjenigen, der ihn ausübt. Vielleicht, lieber Zettel, bist du zu sehr durch das Beispiel deiner Professorenkollegen negativ beeinflusst, denn - korrigiere mich bitte, wenn dies nicht zutreffen sollte - in diesem Job muss man schon eine enorme Eigenmotivation mitbringen, weil die Rahmenbedingungen es doch sehr nahe legen, sich einen lauen Lenz zu machen, wenn man mit der C-Stufe zufrieden ist, in der man sich befindet. Notfalls verdient man sich über außeruniversitäre Aktivitäten noch den einen oder anderen Euro hinzu, die Ressourcen seiner Alma Mater gerne nutzend. Die Versuchungen der Professoren dürften nur noch mit denen ihrer ehemaligen Robengenossen, den Richtern, zu vergleichen sein.

Also: Einen Teil erklärt es, aber das Raster ist noch zu grob.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Popeye Offline



Beiträge: 207

04.03.2011 09:42
#37 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Grundsätzlich volle Zustimmung, Llarian!
Ich arbeite mit und für Menschen, die auf mich angewiesen sind, würden meine "Kampfschwein"-Kollegen und ich es den "andere-Arbeiten-lassen Frohnaturen" gleichtun, wären diese Menschen zum Teil auf gefährliche Weise unterversorgt und das kann ich nicht tolerieren!

Zitat von lemmyPaz
Gibt bestimmt auch Menschen mit einem übertriebenen Arbeits-Ethos, die in ihrem aus Angst, ungelösten persönlichen Problemen und viel Schweiß gebastelten Hamsterrädchen SEHR REALE Psychosen entwickeln, die sie für sich selber, andere und ganze Teams zu einer tickenden Bombe machen.



Stimmt, die gibt es auch, aber ich meine, diese erkennt man daran, das Nebensächlichkeiten zur Hauptsache werden und sie sich in Detailfragen verirren.


Wie schon gesagt, finde ich gut, das viele Zimmerleute eine genauere Einstufung der einzelnen Gruppen fordern. Meine Frage ist nun, kann man am Medienmainstream eine gewisse Neigung zu einer dieser Gruppen erkennen oder ist das nur ein Bias von mir?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.03.2011 10:07
#38 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Zitat von hoegi1973
Vielleicht kann man sagen, die Tea Party-Bewegung schwappt etwas verspätet über den großen Teich? Wünschenswert wäre es auf jeden Fall.

Und welche Heidenangst vor allem die Medien hier vor einer solchen Bewegung haben, sieht man unter anderem daran, wie pententrant und unzutreffend diese als "erzkonservativ" bezeichnet bzw. sogar als "rechts" oder im Extremfall gar als "rassistisch" verunglimpft wird.

So ist es, lieber Hoegi. Es ist die Mitte, die rebelliert. Man versucht sie nach rechts zu schieben, um die eigene ideologische Dominanz zu retten.

Was ich hier und hier geschrieben habe, noch unsicher, ob es zutrifft, erscheint mir immer wahrscheinlicher.

Jemand, der den Parteibetrieb in Berlin von innen kennt, hat mir kürzlich sinngemäß geschrieben: Das ist ein Raumschiff. Diese Politiker lesen ihre Pressemappe und haben keine Vorstellung davon, wie die Leute denken.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.03.2011 10:21
#39 Privilegien Antworten

Zitat von Llarian
Wenn ein Mensch permanent keine Rückopplung für das bekommt, was er tut, wenn es eigentlich egal ist, ob er seine Arbeit gut oder schlecht macht, wenn es für ihn einen größeren Zugewinn an persönlicher Lebensfreude ist, einen lauen Job zu machen, als sich anzustrengen, dann passiert das eben sehr vielen Menschen. "Leistung muss sich lohnen" ist eben nicht nur eine Erkenntnis für Arbeitslosgkeit, sondern eigentlich für jeden, der irgendwo arbeitet. Wenn sich Leistung nicht lohnt, dann wird sie nicht erbracht.


Genauso ist es, lieber Llarian. Ich sage das als jemand, der sein ganzes Berufsleben im Öffentlichen Dienst verbracht hat.

Es gibt drei Möglichkeiten.

Erstens kann man weggehen, wie Sie es getan haben. Wenn ich heute mein Leben noch einmal leben könnte, dann wäre ich nach der Promotion an eine amerikanische Privatuniversität gegangen und Amerikaner geworden. Ich hatte damals die Möglichkeit; ich habe mich nicht dazu entscheiden können.

Man kann zweitens diesen luxuriösen Trott genießen. Das sind alle diese "ausgebrannten" Lehrer und Professoren, die sich beim Italiener treffen, deren Gedanken um einen noch tolleren Urlaub in noch entlegeneren Gegenden kreisen.

Drittens kann man das machen, was ich versucht habe. Die Privilegierung bedeutet ja auch Freiheit. Ich habe versucht, gute Lehre zu machen (was auch so war); ich habe versucht, in die Wissenschaft Ideen einzubringen und diejenigen zu fördern, von denen ich dachte, daß sie die Wissenschaft voranbringen werden. Was auch so war.

Das ist die, wie man so sagt, "intrinsische" Motivation. Man ist ein bißchen wie der Stadtschreiber von Enkheim, der einfach dafür bezahlt wird und Kost und Logis bekommt, daß er da ist.

Er könnte das mißbrauchen und sich einen schönen Lenz machen. Er kann es aber auch nutzen.

Herzlich, Zettel

Edit: Ich meinte den Stadtschreiber von Bergen-Enkheim.

Stefanie Offline



Beiträge: 606

04.03.2011 10:51
#40 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Zitat von Zettel
Jemand, der den Parteibetrieb in Berlin von innen kennt, hat mir kürzlich sinngemäß geschrieben: Das ist ein Raumschiff. Diese Politiker lesen ihre Pressemappe und haben keine Vorstellung davon, wie die Leute denken.

Herzlich, Zettel




Dieses Raumschiff existiert aber nicht erst seit gestern und hat auch nachvollziehbare Gründe. Ein Politiker, der sich "unters Volk" mischt, steht nicht nur unter ständiger Beobachtung, sondern wird mehr als jeder Arzt, Rechtsanwalt, Geschäftsführer eines Unternehmens, dem Mitarbeiter über den Weg laufen etc. angequatscht unter dem Motto, können Sie mal kurz Auskunft geben, was ich Ihnen mal sagen wollte etc. Politiker können sich nur da frei bewegen, wo das ausgeschlossen ist, sprich auf Veranstaltungen, wo entweder nur Leute sind, die das Problem selbst kennen und es daher bleiben lassen oder eben unter sich bleiben. Bedeutet, der Kontakt zum Volk beschränkt sich letztlich auf neben den beruflichen Kontakten auf das private Umfeld und es ist einfach logisch und auch nur höflich, dass hier dann nicht stets darüber geredet wird, was ggf. nicht erkannt wird etc. Vom weiteren Umfeld kann man Kritik nicht erwarten, denn wer tritt schon gerne anderen auf den Fuß. Insbesondere auch durch die stets in Berlin oder Landeshauptstätten präsente politische Medien und andere, muss auch ein Politiker in der Öffentlichkeit darauf aufpassen, was er macht. Sich also kontrollieren und dass man in seiner Freizeit dann Orte aufsucht, wo man nicht unter Beobachtung steht, ist auch nur verständlich.

Sie sprachen von der Pressemappe. Auch diese ist nicht selbstverständlich neutral. Sind die Personen, welche diese erstellen, doch der Öffentlichkeitsarbeit zugeordnet und wenn es an negativen Schlagzeilen nur so hagelt, müssen die ja nach Mentalität des vorgesetzten damit rechnen, dass sie erst einmal zum Dampf ablassen herhalten müssen. Selbst bei diesen Dingen spielen also weitere Interessen mit rein, die nicht unbedingt dafür sorgen, dass Politikern wirklich ein gnadenlos Bild entworfen wird. Ist bei Print schwieriger, da hier ja die Artikel vorgelegt werden müssen, aber die Auswertung aus dem Fernsehen und dem Internet - Foren etc. - wird wohl doch eher geschönt, um selbst nicht als Blitzableiter herhalten zu müssen.

Daher, das Volk hat nur die Politiker, die es verdient. Und würde das Volk diese nicht bei Mischung unter das Volk zulabern, die Medien stets auf der Lauer liegen etc, dann hätte unsere Politiker auch weit mehr Berührungen mit Stimmungen.

Beim ersten Lesen ihres Artikels dachte ich, so einen Graben sehe ich nicht. Beim Drübernachdenken dachte ich, ganz Unrecht haben sie nicht. Allerdings sehe ich den Graben abstrakt. Dass sich also der Eindruck immer mehr verfestigt, dass mit unseren Steuern und Abgaben Institutionen ernährt werden, welche nicht das bringen, was man von ihnen verlangen könnte. Dass also das Geld verschwendet wird und damit auch Gruppen finanziert werden, bei denen man sich fragt, was leisten die eigentlich. Dass dann über diese Institutionen auch Personen ins Visier geraten. Dass es aber letztlich nicht um die Personen, sondern den aufgeblähten Staatsapparat im weitesten Sinne geht.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.03.2011 10:52
#41 Das grobe Raster Antworten

Zitat von Rayson
Einen Teil erklärt es, aber das Raster ist noch zu grob.

Das Raster ist immer zu grob, lieber Rayson.

Bei allem, was ich schreibe, weiß ich, daß es Experten gibt, die das besser wissen.

Ich habe auf einem winzigen Gebiet gearbeitet, auf dem ich wirklich Experte war. Ich bin es heute nicht mehr, weil ich mit dem Übergang in den Ruhestand es sein gelassen habe, täglich Stunden mit der Lektüre der Fachliteratur zu verbringen. Das ist schon a bisserl fordernd, und Laien machen sich meist keinen Begriff davon.

Wir müssen uns mit groben Rastern begnügen, lieber Rayson. Deine Einwände waren mir gegenwärtig; deshalb habe ich ja den letzten Teil des Artikels geschrieben. Aber man muß auch Schneisen schlagen.

Herzlich, Zettel

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

04.03.2011 11:14
#42 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Zitat von Gansguoter

Damit verbunden, wie Sie ausführen, aber noch wichtiger ist das Rumoren bei den Jungen und Leistungsbereiten gegen die Verkrustungen in Staat, Gesellschaft und Politik. Die causa Guttenberg war dafür ein mächtiger Katalysator, gerade bei den jungen und teils promovierten Kollegen. Der Frust hat sich in den letzten zwei Jahren mehr und mehr gesteigert. Auf Merkel ruhten viele Hoffnungen, lag die Erwartung, die Befreiung von der Großen Koalition und die bürgerliche Koalition würde die Probleme Deutschlands anpacken - und dann mussten wir eine Ohrfeige nach der anderen einstecken. So wird die Regierung wahrgenommen - das möchte ich betonen, um auf Differenzierungen in den einzelnen Punkten verzichten zu können) -, in etwa dieser Reihenfolge: (...)



Durchaus auch durch ihren Kommentar inspiriert, habe ich mich bei mir zu einem Grundsatzkommentar hinreißen lassen. Meines Erachtens nach steuern wir auf einen unabwendbaren Backlash hin, sofern hier nicht noch irgendwer die Reißleine findet.

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

lukas Offline



Beiträge: 261

04.03.2011 12:27
#43 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Zitat
Das sieht man ganz einfach daran, dass die 3 Umverteilungsparteien (rot+rot+grün) zusammen inzwischen fast jede Wahl locker gewinnen können, während das bürgerliche Lager (schwarz+gelb) so gut wie keine Chance mehr auf 50 prozent oder mehr der Stimmen hat.

Sie machen es sich zu einfach, Bernd. Gerade die SPD ist an der Basis immer noch vielerorts eine Arbeiterpartei (besonders jetzt, da die Linke ihnen das Arbeitslosenvotum weggeschnappt hat), und die Union ist voller subventionierter Landwirte. Vielfältige Volksparteien eben.

Edit: Zitat eingefügt, damit man sieht, worauf ich mich beziehe.

hoegi1973 Offline



Beiträge: 17

04.03.2011 12:52
#44 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Aber vielleicht versuchen diese Leute gar nicht, die Mitte nach rechts zu schieben, sondern glauben ihre Behauptungen tatsächlich? Diesen Verdacht habe ich, denn: Der überwiegende Großteil der Medien in Deutschland steht bekanntlich sehr weit links und von links außen betrachtet ist die Mitte natürlich "rechts"...

Und um mal auf die Darstellung der Tea Party in den Medien zurückzukommen: Die infamste Darstellung habe ich bisher in der WAZ gefunden (mein Vermieter hat die Zeitung seit Jahrzehnten abonniert und wenn er im Urlaub ist, darf ich mir diese unter den Nagel reissen - kaufen würde ich die WAZ niemals) - in einem Cartoon war eine Versammlung der Tea Party dargestellt, der Redner trug ein T-Shirt mit der Beschriftung "For a white America", neben ihm stand Thilo Sarrazin und unter der Zeichnung dann die Aussage des Redners "Und nun begrüßen Sie unseren Gast aus "Good old Germany", der uns nochmal erklären wird, warum die weiße Kultur allen anderen grundsätzlich überlegen ist."

Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, um die eigene Ideologie zu transportieren...



PS:

Zitat von hoegi1973
pententrant



Was habe ich denn da geschrieben? Pententrant? Das muß natürlich "penetrant" heißen. Hat aber wohl trotzdem jeder verstanden, denke ich mal.

vielleichteinlinker ( gelöscht )
Beiträge:

04.03.2011 13:47
#45 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Zitat
Es gibt eine andere Informationsstruktur, die auch trügerisch sein kann, weil Themen von geringer Relevanz nach oben gepusht weren.



Und weil sich plötzlich jeder in der Mitte einer großen Masse von menschen wähnt. Mehr als 300.000 Facebooknutzer sind wahrscheinlich von der "guttenberg ist supi" zur "Wir wollen Guttenberg zurück"-Gruppe gewechselt. Das ist noch keine Massenbewegung die irgendwas bewegt. Das sind frustrierte Konservative die glauben (möchten) dass sie das Volk sind.

C. Offline




Beiträge: 2.639

04.03.2011 14:06
#46 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

Zitat von vielleichteinlinker

Zitat
Es gibt eine andere Informationsstruktur, die auch trügerisch sein kann, weil Themen von geringer Relevanz nach oben gepusht weren.



Und weil sich plötzlich jeder in der Mitte einer großen Masse von menschen wähnt. Mehr als 300.000 Facebooknutzer sind wahrscheinlich von der "guttenberg ist supi" zur "Wir wollen Guttenberg zurück"-Gruppe gewechselt. Das ist noch keine Massenbewegung die irgendwas bewegt. Das sind frustrierte Konservative die glauben (möchten) dass sie das Volk sind.




Das hat überhaupt nichts mit konservativ zu tun, sondern mit Spaß, ein virtueller Flashmob. Ich mache da natürlich auch mit, obwohl ich ihn gar nicht zurückhaben will, auch nicht in zwei oder fünfzig Jahren. Vielleicht bleiben aber dabei 80.000 über, die mal so aus Jux in die FDP eintreten und die Listenkandidaten etwas aufmischen.

http://www.iceagenow.com/ Cooling is the New Warming

Llarian Offline



Beiträge: 7.117

04.03.2011 17:02
#47 RE: Privilegien Antworten

Lieber Zettel,

genau diesen dritten Weg habe ich gemeint, als ich weiter oben vom Bild des preussischen Beamten sprach, Sie nennen das intrinsische Motivation. Etwas tun, weil es richtig ist. Ein Problem dabei ist, dass das selten ist. Man muss schon eine ziemlich geballte Ladung Pflichtbewusstsein haben, um das 30 oder gar 40 Jahre durchzuhalten. Ich bestreite nicht, dass es solche Menschen gibt, ich habe allergrössten Respekt davor. Ich gebe nur ebenso ehrlich zu, ich gehöre nicht dazu. Und ohne jetzt von mir auf andere zu schliessen, ich glaube diese Sorte Mensch ist eher die Ausnahme. Das mache ich auch durchaus an Beobachtungen fest, sei es bei Beamten, bei Ödis oder auch bei Sozialhilfeemfängern. Die permanent fehlende Rückkopplung zerstört in Jahren, wenn nicht in Jahrzehnten immer mehr diese Motivation. Verkürzt könnte man auch sagen (frei nach Lord Acton): Kündigungsschutz korrumpiert und absoluter Kündigungsschutz korrumpiert absolut. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber Jahrzehnte des Arbeitslebens sind eine verdammt lange Zeit.

Friedrich ( gelöscht )
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04.03.2011 18:28
#48 RE: Privilegien Antworten

Vor langer Zeit schrieb ich:
http://fdominicus.blogspot.com/2008/12/n...-steckt-in.html"

oder auch
http://fdominicus.blogspot.com/2008/09/staat-als-retter.html

Ach ist eigentlich egal. Fast jeder meiner Einträge hat diesen Ungerechtigkeit zum Thema. Diese Art der "Demokratie" ist wirklich das "ideale" Ausbeutungskonstrukt. Die Bürokraten und Politiker machen Gesetze, die für Sie kaum zutreffen (z.B. Krankenversicherung oder aber "Rente", diese Gesetze kosten jedesmal eine Heidengeld das die "verbliebenen" Produktiven zu tragen haben. Ja es ist perfekt. Jedes Gesetz bringt Kosten mit sich, die aber nicht von den Verursachenden zu tragen sind.

Ein anderes Beispiel Steuerzahler. Die werden nicht behandelt wie "Kunden" sondern wie "Abschaum", auch wenn Sie alle Kosten dieses Apparates bezahlen, ein Steuerbeamter kann Ihnen das Leben zur Hölle machen. Einen Stolz auf's bezahlen ist nicht mehr möglich, denn man weiß ja. Das Geld landet in den "dubiosesten" "Unternehmungen". Und dann ist die Gehirnwäsche auch schon so gediehen, daß Politiker von "Steuergeschenken" reden. Wie kann man noch klarer machen wessen Geistes Kind man ist. Das Eigentum der Bürger ist Manövriermasse für Delebets. Und es wird auch alles getan um erst mal alle Bürger unter den Verdacht der "Steuerhinterzieher" zu stellen. Man muß sozusagen nachweisen, daß man "nicht" irgendwelche Steuern "hinterzieht".

Ach ja für alle die es noch nicht gelesen haben. Es empfiehlt sich ein Blick in "Atlas shrugged" oder in der deutschen Fassung "Wer ist John Galt". Dort ist diese Erpressung sehr schön ausgeführt....

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.03.2011 21:02
#49 RE: Privilegien Antworten

Zitat von Llarian
genau diesen dritten Weg habe ich gemeint, als ich weiter oben vom Bild des preussischen Beamten sprach, Sie nennen das intrinsische Motivation. Etwas tun, weil es richtig ist. Ein Problem dabei ist, dass das selten ist. Man muss schon eine ziemlich geballte Ladung Pflichtbewusstsein haben, um das 30 oder gar 40 Jahre durchzuhalten.

Ich habe das immer gern gemacht. Das war nicht das Realitäts-, sondern das Lustprinzip.

Ich habe das schön gefunden, daß meine Vorlesungen überlaufen waren; daß ich der "Professor des Jahres" wurde usw. Ich habe das schon genossen. Ich habe das auch richtig schön gefunden, wie ich die Klügsten in meine Arbeitseinheit bekommen konnte, wie sie dann bedeutende Wissenschaftler wurden.

Das ist, lieber Llarian, auch etwas Emotionales. Nur geht es eben nicht um Einkommen.

Ich habe als Student auch von 350 Mark im Monat so gelebt, daß mir nichts fehlte. Ich würde auch heute mit einem Drittel oder Viertel meiner Bezüge gut leben können.

Das ist alles privilegiert; natürlich. I can't change it.

Herzlich, Zettel

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.257

05.03.2011 12:25
#50 RE: Marginalie: Klassenkampf Antworten

@ Politur:

Grundsaetzlich sehe ich das auch so, wenn man sich auf die Analyse der beruflichen Taetigkeit beschraenkt: Was ist der Unterschied zwischen einem privaten Wachmann und einem Polizisten? Erst mal keiner.

Es gibt jedoch einen entscheidenden: Der private Wachmann muss sich am Markt durchsetzen und besser sein als die Konkurrenz, wenn er mehr Geld will*. Ein Empfaenger von Steuergeldern muss sich nicht anstrengen, sondern kann seine Interessen an der Wahlurne durchsetzen.

Oder extrem formuliert: Der eine muss fuer mehr Geld dem Auftraggeber ggue. mehr leisten, der andere nimmt sich vom Auftraggeber einfach per Gewalt das, was er haben will. Alles eine Frage der Mehrheitsverhaeltnisse.


* Nachtrag: Aus dem 'durchsetzen muessen' kommt eine unheimliche Menge an Innovation und Produktivitaet. Ich bspw. arbeite freiberuflich fuer eine einzige Firma. Um die eigene Verhandlungsposition zu staerken, versucht man sich also unersetzbar zu machen; der Auftraggeber ist staendig bemueht, genau dies zu verhindern, um nicht erpressbar zu werden. Wenn beide Parteien schlau sind und es vertraglich halbwegs unmoeglich machen, vom anderen uebervorteilt zu werden, fuehrt das automatisch zu hoeherer Produktivitaet (bessere Arbeitsablaeufe, wovon beide profitieren), Innovation (entwicklung neuer Produkte, wovon der Auftraggeber profitiert) und dadurch zu besserer Verhandlungsposition und hoeherem Einkommen fuer den Entwickler der Innovation (also den Auftragnehmer). Win-win-Situation.

- F.Alfonzo

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