Daß ich heute zum zweiten Mal einen Beitrag in der Rubrik "Stratfors Analysen" bringe, war, wie man sich denken kann, nicht geplant gewesen. Aber die Red Alert, die ich heute Abend erhielt, schien mir doch einen kurzen Artikel wert zu sein.
Wie die Medien nun einmal sind, wird die Aufmerksamkeit meist dorthin gerichtet, wo es gerade am heißtesten, am lautesten zugeht; das habe ich kürzlich schon erwähnt. Aber die Bedeutung eines Landes und seiner politischen Entwicklung hängt ja nicht daran, wie spektakulär es dort gerade zugeht.
Sollte es in der Ostprovinz Saudi-Arabiens zu Aufständen kommen (die der Iran liebend gern schüren und durch Waffenlieferungen anheizen würde), dann könnte das unabsehbare Folgen für die Ölmärkte haben.
Dazu mein Ceterum Censeo: Hätten die USA in der Region noch die Bedeutung wie zur Zeit von Präsident Bush, dann sähen die Machtverhältnisse radikal anders aus, als sie sich jetzt entwickeln. Der Träger des Friedensnobelpreises gefährdet mit seiner Rückzugspolitik nicht nur den Frieden in der gesamten Region, sondern er schadet möglicherweise damit bald auch den wirtschaftlichen Interessen des Westens.
Mit China im Hintergrund, das die Ereignisse im Nahen Osten und in Nordafrika keineswegs nur passiv verfolgt.
Ein gutes Beispiel fuer die seichten Pseudo-Analysen von Stratfor:
Laut CNN handelte es sich bei den protesters um rund 100 Personen. Und was das 'Schiessen der Polizei auf die protesters' betrifft: Eine Person an der Hand verletzt, eine am Fuss und eine am Unterleib. Seit dem Anschlag auf den US-Komplex in Khobar ist es bekannt und auch nicht ungewoehnlich dass die (sehr geringe) schiitische Midnerheit im Nordosten Saudi-Arabiens unruhig ist. Das ist allerdings nock kine Grund zur Panik oder fuer einen Red Alert - bestenfalls fuer einen Orange Alert - die waren ja unter Bush so ziemlich alltaeglich.
mein ceterum censeo: Was momentan im Nahen Osten geschieht hat werde mit Bush noch mit Obama zu tun und auch nur am Rand mit den USA - wenn ueberhaupt. Und finstere statements wie:
"Mit China im Hintergrund, das die Ereignisse im Nahen Osten und in Nordafrika keineswegs nur passiv verfolgt." sind billig wenn sie nicht von konkreten Belegen gestuetzt werden.
Zitat von john j"Mit China im Hintergrund, das die Ereignisse im Nahen Osten und in Nordafrika keineswegs nur passiv verfolgt." sind billig wenn sie nicht von konkreten Belegen gestuetzt werden.
Kommt, liebe John, kommt. Ich kann ja nicht ständig Artikel mit Material von Stratfor bringen.
Das war jetzt nur ein Teaser gewesen.
Was Saudi-Arabien angeht: Warten wir's mal ab, wie sich die Situation entwickelt und wer Recht behält.
Im Fall Ägypten haben sich fast alle Analysen von Stratfor als richtig erwiesen. Sie haben gemeldet, daß die Regierung versuchen würde, gegen die Demonstranten mit Gewalt vorzugehen, am nächsten Tag begannen die Gewaltakte der "Gegendemonstranten". Sie haben vorhergesagt, daß das Militär putschen würde.
Sie haben auch die Taktik der Moslembrüder richtig analysiert, längst bevor ich das irgendwo anders gelesen habe: Sich im Hintergrund halten, dem Militär signalisieren, daß man seine Vormachtstellung respektiert, und dabei ruhig und planmäßig die eigene Position ausbauen.
Ist da eigentlich was nach gekommen bei dem Thema? Das Erdbeben in Japan hat die Sache ja ziemlich verdrängt aber wenn Saudi-Arabien dauerhaft destabilisiert werden sollte, hätte das mit Sicherheit weitreichendere Folgen als das Erdbeben in Japan.
Zitat von isildurIst da eigentlich was nach gekommen bei dem Thema? Das Erdbeben in Japan hat die Sache ja ziemlich verdrängt aber wenn Saudi-Arabien dauerhaft destabilisiert werden sollte, hätte das mit Sicherheit weitreichendere Folgen als das Erdbeben in Japan.
Stratfor hatte dazu Freitag Abend einen Bericht (nur Mitgliedern zugänglich), nach dem am Freitag im Osten Proteste relativ bescheidenen Ausmaßes stattgefunden haben:
Zitat Groups of protesters numbering from the dozens to the low hundreds began gathering in the afternoon in the Shia-populated and oil-rich Eastern Province cities of Hofuf, Qatif and Al-Ahsa amid a heavy security presence. Protesters chanted slogans calling for the release of Shiite detainees and greater political freedoms as helicopters hovered above. Saudi riot police reportedly chased demonstrators down streets, fired rubber bullets to disperse the crowds, continued arrests and called over loudspeakers for people to stay in their houses.
Ähnlich war es in Riad, wo aus dem "Tag des Zorns" aufgrund massiver Polizeipräsenz auch nicht viel wurde.
Insofern geht diese Runde an John J. Die von Stratfor erwarteten schweren Zusammenstöße sind für diesmal ausgeblieben.
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