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Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 13 Antworten
und wurde 1.330 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Johann Grabner Offline



Beiträge: 84

13.05.2011 20:31
Inflation in der Liquiditätsfalle Antworten

außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Warum große Teile westlichen Industrieländer in einer Liquiditätsfalle stecken und Inflation das geringste Problem in dieser Lage dastellt, versuche ich hier zu analysiern.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

13.05.2011 21:09
#2 RE: Inflation in der Liquiditätsfalle Antworten

Zitat von Johann Grabner
Ob in diesem Sinne die PIGS-Krise, allen voran das Faß ohne Boden Griechenland, für Europa wegen der Notwendigkeit hoher zusätzlicher Investitionen nicht sogar am Ende positive Effekte haben wird, kann ich nicht beurteilen.



Da scheint mir die "broken window fallacy" durchzuschimmern.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Johann Grabner Offline



Beiträge: 84

13.05.2011 23:43
#3 aber nur in "some circumstances" Antworten

außergewöhnliche Umstände ... Krugman schlägt nicht vor, funktionerende Dinge kaputt zu machen, sondern bereits heruntergekommene Infrastruktur zu erneuern. In den USA wären Highways, Flughäfen, Eisenbahntrassen, udgl. nach 30 Jahren Vernachlässigung renovierungsbedürftig. Dazu wäre seit 2 Jahren gute Gelegenheit - und noch immer ist es zeitgerecht, das in Angriff zu nehmen. Ähnliches meine ich gilt auch für Griechenland á la Mashall-Plan reloaded: http://kurier.at/wirtschaft/2101584.php es ginge um den Aufbau von neuem produktivem Produktionskapital.

Wobei ich wiederum nicht glaube, daß es sinnvoll ist, in Griechenland Hochtechnologie anzusiedeln. To each his own: Tourismusresorts, Obstplantagen, Solarstromgeneratoren - was da regional halt hinpasst. Maschinenbau und Chipfabrikation eher nicht.

lukas Offline



Beiträge: 261

14.05.2011 00:33
#4 RE: aber nur in "some circumstances" Antworten

Zitat von Johann Grabner
Wobei ich wiederum nicht glaube, daß es sinnvoll ist, in Griechenland Hochtechnologie anzusiedeln. To each his own: Tourismusresorts, Obstplantagen, Solarstromgeneratoren - was da regional halt hinpasst. Maschinenbau und Chipfabrikation eher nicht.



Und wer weiss, was wohin passt?

Hermann ( gelöscht )
Beiträge:

14.05.2011 09:43
#5 RE: aber nur in "some circumstances" Antworten

Griechenland hat bereits Tourismus und Obstbau, und es ist noch nie in der Lage gewesen, die Einnahmen daraus mit seinem bevorzugten Lebensstil in Einklang zu bringen. Ich wüßte auch nicht, wie das möglich sein sollte. Solange Griechenland ökonomische Peripherie bleibt, bleibt es Transferempfänger oder Auswanderungsland.

Kallias Offline




Beiträge: 2.310

14.05.2011 10:26
#6 RE: Inflation in der Liquiditätsfalle Antworten

Zitat von Johann Grabner
Inflation entsteht, wenn die Menschen mehr Güter nachfragen als Produktionskapazität vorhanden ist.

Aha, das ist natürlich ein unerfreulicher Zustand, den man so schnell wie möglich überwinden möchte. Denn das Ziel der Wirtschaft ist ja die Befriedigung der Güternachfrage.

Zitat von Johann Grabner
Einen Zustand, wo die Notenbank trotz lockerster Geldpolitik nicht in der Lage ist, die Wirtschaftstätigkeit zu befördern, weil alle zusätzliche Liqudität nicht verwendet, sondern gehortet wird, nennt man Liquiditätsfalle.

Warum nennt man es nicht Idealzustand? Das heißt ja, daß gerade soviel Produktionskapazität da ist, wie benötigt wird, um die Güternachfrage zu befriedigen. Besser gehts doch gar nicht. Außerdem kann man ja froh sein, daß es diese Liquiditätsfalle gibt, so konnte man ohne schädliche Nebenwirkungen die "Sicherheit vor einem erneuten Austrocknen des Interbankenmarktes" herstellen.

Zitat von Johann Grabner
Ob in diesem Sinne die PIGS-Krise, allen voran das Faß ohne Boden Griechenland, für Europa wegen der Notwendigkeit hoher zusätzlicher Investitionen nicht sogar am Ende positive Effekte haben wird, kann ich nicht beurteilen.

Das ist mir ebenfalls rätselhaft: woher kommt die Notwendigkeit hoher zusätzlicher Investitionen? Falls man der Liquiditätsfalle entkommen möchte (aus welchem Grund auch immer), müsste man ja die Investitionen herunterfahren, und zwar solange, bis die Nachfrage wieder über der Produktionskapazität liegt.

Nun schreiben Sie aber auch:

Zitat von Johann Grabner
Wenn die Menschen aus Zukunftssorge Angstsparen, dann kann die Liquidität und damit die Geldmenge so hoch wie irgendwie vorstellbar sein: sie wird nicht nachfragewirksam und erzeugt damit auch keine Inflation.

Wenn die Leute zwar Appetit haben, aber aus Angst nicht konsumieren, dann wäre wohl die beste Politik, ihnen die zu nehmen. In diesem Sinne wären die plötzliche Überschwemmung der Wirtschaft mit US-Dollars, die Rhetorik von "Rettung" und "Krieg", die Einrichtung eines "permanenten Krisenmechanismus" usw. das Schlechteste gewesen, was man tun konnte. Das hätte man auf jeden Fall sein lassen sollen.

Falls es aber gar nicht möglich ist, den Leuten die Angst zu nehmen, dann ist die Angst berechtigt und alle tun gut daran, mehr an die Zukunft zu denken als an die Gegenwart.

Herzliche Grüße,
Kallias

DrNick Offline




Beiträge: 809

14.05.2011 10:38
#7 RE: aber nur in "some circumstances" Antworten

Zitat von Johann Grabner
In den USA wären Highways, Flughäfen, Eisenbahntrassen, udgl. nach 30 Jahren Vernachlässigung renovierungsbedürftig. Dazu wäre seit 2 Jahren gute Gelegenheit - und noch immer ist es zeitgerecht, das in Angriff zu nehmen.



Die Frage ist nur, wie das finanziert werden soll. Die USA sind doch schon heute bis über beide Ohren verschuldet.

Und noch zwei allgemeine Bemerkungen zum Artikel.

a) Es ist zwar richtig, daß Liquidität nur eine notwendige Bedingung für Inflation ist, aber es scheint mir recht klar zu sein, daß wir seit geraumer Zeit eine Inflation haben, die durch zu viel Geld verursacht wurde. Diese Inflation hat sich in dem amtlichen Statistiken zunächst nicht niedergeschlagen, weil dort ja nur die für Verbraucher unmittelbar relevanten Preise erfaßt werden, nicht aber der Preisanstieg von Aktien oder Rohstoffen wie Gold, Silber oder Kupfer. Auch die Immobilienpreise sind bei uns stark gestiegen, und inzwischen manifestiert sich die Inflation auch bei den Verbraucherpreisen in Deutschland und den USA.

b) Man kann ja lange darüber streiten, ob sich eine Volkswirtschaft in einer Liquiditätsfalle befindet. Das Beispiel Japan scheint mir aber klar zu zeigen, daß die von Ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen nicht zielführend sind. Man kann mit öffentlichen Investitionsprogrammen natürlich ein kleines wirtschaftliches Strohfeuer entfachen, wie man auf diesem Wege aber der "Falle" auf Dauer entkommen kann, leuchtet mir nicht so recht ein.

Nils Offline



Beiträge: 53

14.05.2011 10:42
#8 RE: Inflation in der Liquiditätsfalle Antworten

Japan hat zur Genüge versucht, zu "stimulieren": http://mises.org/daily/1099. Resultat: Funktioniert nicht. Und es wird auch woanders nicht funktionieren, weil das Erschaffen von Geld aus dem Nichts die realen Probleme in der Wirtschaft (nämlich Fehlinvestitionen, ineffiziente Allozierung von Ressourcen) nicht lösen, sondern nur eine Weile übertünchen kann.
Im Gegenteil: Easy-Money-Politik führt dazu, dass noch mehr Fehlinvestitionen getätigt werden, sodass der nächste Absturz nur noch tiefer sein wird.

Zitat von Johann Grabner
außergewöhnliche Umstände ... Krugman schlägt nicht vor, funktionerende Dinge kaputt zu machen, sondern bereits heruntergekommene Infrastruktur zu erneuern. In den USA wären Highways, Flughäfen, Eisenbahntrassen, udgl. nach 30 Jahren Vernachlässigung renovierungsbedürftig. Dazu wäre seit 2 Jahren gute Gelegenheit - und noch immer ist es zeitgerecht, das in Angriff zu nehmen.


Das heißt, nachdem jetzt Unmengen Ressourcen für Hausbau verschwendet wurden ("Housing Bubble" = Es wurden mehr Ressourcen für Hausbau verbraucht, als effizient gewesen wäre), indem der Staat massive Fehlanreize gesetzt hat, soll das Problem gelöst werden, indem man noch mehr Ressourcen auf andere Projekte verbraucht, deren Nutzen völlig unklar ist?

Zitat von Johann Grabner

Ähnliches meine ich gilt auch für Griechenland á la Mashall-Plan reloaded: http://kurier.at/wirtschaft/2101584.php es ginge um den Aufbau von neuem produktivem Produktionskapital.


Es gibt nur eine Möglichkeit, neues produktives Produktionskapital zu erschaffen: Durch Verzicht auf Konsum, das heißt durch Sparen. Kapital entsteht ja nicht aus dem Nichts und insbesondere nicht durch Regierungs-Dekret. Aber gerade die Vorstellung, jetzt in der Krise zu sparen scheint für Keynesianer (soweit ich es mitkriege) ein rotes Tuch zu sein. Können Sie die Forderung nach mehr Konsum, die ich immer höre und Ihre Forderung nach Schaffung neues Produktionskapitals übereinbringen?



Zitat von Johann Grabner

Wobei ich wiederum nicht glaube, daß es sinnvoll ist, in Griechenland Hochtechnologie anzusiedeln. To each his own: Tourismusresorts, Obstplantagen, Solarstromgeneratoren - was da regional halt hinpasst. Maschinenbau und Chipfabrikation eher nicht.


"To each his own" stellt nur der freie Markt einigermaßen sicher (perfekt kann es niemand garantieren). Aber auch nur dann wenn der Staat nicht durch zu billiges Geld die Lukrativität von Investitionen vortäuscht, die eigentlich unsinnig sind.

Harald ( gelöscht )
Beiträge:

14.05.2011 13:24
#9 RE: Inflation in der Liquiditätsfalle Antworten



Endlich jemand in Netz, der wirtschafts- und finanzpolitische Themen gut analysiert !!!
Dies ist leider Mangelware in der deutschen Presse, in den Kommentaren und in der insbesondere liberalen Blogwelt.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

14.05.2011 17:05
#10 RE: aber nur in "some circumstances" Antworten

Zitat von Johann Grabner
Wobei ich wiederum nicht glaube, daß es sinnvoll ist, in Griechenland Hochtechnologie anzusiedeln. To each his own: Tourismusresorts, Obstplantagen, Solarstromgeneratoren - was da regional halt hinpasst. Maschinenbau und Chipfabrikation eher nicht.



Wenn wir schon von "glauben" sprechen: Ich glaube nicht, dass irgendein einzelner Mensch oder ein Gremium diese Fragen beantworten kann. Wäre dem so, würde Planwirtschaft funktionieren. Die Frage ist doch, warum diese angeblich nötigen Investitionen bisher unterlassen wurden.

Außerdem sind wir nicht mehr in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts, wo Hacke und Spaten schwingende Arbeiter noch fester Bestandteil der Wirtschaft waren. Dass wir so schön makroökonomisch (fast hätte ich makrobiotisch gesagt) von "Arbeit" reden, verdeckt leider die zunehmende Komplexität dieses Aggregats, die auch hierzulande z.B. dadurch zum Ausdruck kommt, dass wir zwar noch Millionen Arbeitslose haben, aber gleichzeitig Fachkräfte händeringend gesucht werden. Wir müssen im Gegenteil davon ausgehen, dass diese netten Infrastrukturprojekte, die da am akademischen Reißbritt entworfen werden, am besten noch mit einem Multiplikator von größer 1 versehen, in Wirklichkeit mit den vom Markt ausgelösten Investitionen konkurrieren, statt sie zu ergänzen. Was auf der Finanzierungsseite ja schon lange ein Thema ist.

Griechenland leidet nicht an auf mysteriöse Weise unausgelasteten Kapazitäten, sondern an jahrelangem Konsum auf Pump. Das sah im Deutschland des Marshall-Plans, dessen ökonomische Effekte übrigens überschätzt werden, dann doch etwas anders aus.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.05.2011 18:02
#11 RE: aber nur in "some circumstances" Antworten

Zitat von Rayson
Griechenland leidet nicht an auf mysteriöse Weise unausgelasteten Kapazitäten, sondern an jahrelangem Konsum auf Pump. Das sah im Deutschland des Marshall-Plans, dessen ökonomische Effekte übrigens überschätzt werden, dann doch etwas anders aus.

Und Griechenland hat ja nicht nur ein Ausgaben-, sondern vor allem auch ein Einnahmenproblem. Ein Staat, dessen Bürger die Steuerhinterziehung nicht nur als einen Sport, sondern nachgerade als einen Akt legitimen Widerstands gegen einen korrupten Staat ansehen, hat es nun einmal etwas schwer, einen ausgeglichenen Haushalt hinzubekommen.

Ich will nicht sagen, daß das repräsentativ ist; aber illustrativ ist es jedenfalls: In einer Universitätsstadt, die ich a bisserl kenne, gab es drei griechische Gastronomiebetriebe, die ich regelmäßig aufgesucht habe: Einen Edelgriechen mit gehobenem Angebot, eine Kneipe und einen Imbiß. Alle drei Inhaber verschwanden nacheinander aus ihrem Lokal; und zwar in Richtung Gefängnis wg. Steuerhinterziehung. Der Edelgrieche wurde geschlossen, die beiden anderen Betriebe führten die Frauen weiter, bis der Chef wieder da war.

In der Kneipe war ich ganz gut bekannt und habe mit der Wirtin über die Sache geredet. Sie war immer noch fassungslos darüber, daß man in Deutschland für etwas ins Gefängnis kommt, das in Griechenland jeder tut, der nicht völlig blöd ist.

Herzlich, Zettel

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

15.05.2011 06:39
#12 RE: Inflation in der Liquiditätsfalle Antworten

Zitat
Kalias
Zitat von Johann Grabner

Inflation entsteht, wenn die Menschen mehr Güter nachfragen als Produktionskapazität vorhanden ist.

Aha, das ist natürlich ein unerfreulicher Zustand, den man so schnell wie möglich überwinden möchte. Denn das Ziel der Wirtschaft ist ja die Befriedigung der Güternachfrage.




Von Friedman kommt der Satz: Inflation ist immer ein monetäres Problem. Und hier die Zentralbanken "außen" vor zu lassen ist schlicht und einfach "falsch". Ihre Argumente sind leider allzu gebräuclich und man kann sehen wo sie enden. Dazu schauen Sie einfach mal in "This time is different". Und dieses Argument passt auch hervorragend zu Zettels:
http://zettelsraum.blogspot.com/2011/05/...in-spiegel.html

Ich habe ansonsten den Argumenten von Kaliass nichts hinzuzufügen.

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

15.05.2011 06:46
#13 RE: aber nur in "some circumstances" Antworten

Zitat
Zettel

Und Griechenland hat ja nicht nur ein Ausgaben-, sondern vor allem auch ein Einnahmenproblem. Ein Staat, dessen Bürger die Steuerhinterziehung nicht nur als einen Sport, sondern nachgerade als einen Akt legitimen Widerstands gegen einen korrupten Staat ansehen, hat es nun einmal etwas schwer, einen ausgeglichenen Haushalt hinzubekommen.




Also die Lösung soll es sein korrupten Politkern "das Geld zu geben"?

Und man hat ein Einnahmeproblem? Also alles halb so wild? Nehmen wir das mal so an. Ich wollte also folgendes (Beispiel) ich möchte gerne eine 747 mein Eigen nennen. Leider übersteigen die Anschaffungskosten von so um die 200 Millionen mein Budget. Also ich möchte gerne mein Einnahmeproblem gelöst haben, daß ich mir den Jumbo kaufen kann. Ich bräuchte also nur meine Einnahmen zu steigern. Nun als Staat habe ich ja die Waffen, also warum nicht vor der Haustür stehen und mein Geld "verlangen". Damit sollte mein Einnahmeproblem lösbar sein....

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

15.05.2011 06:49
#14 RE: Inflation in der Liquiditätsfalle Antworten

Zitat
Harald
Endlich jemand in Netz, der wirtschafts- und finanzpolitische Themen gut analysiert !!!
Dies ist leider Mangelware in der deutschen Presse, in den Kommentaren und in der insbesondere liberalen Blogwelt.




Dazu nur:
http://www.bissige-liberale.net/2011/05/...e-fur-den-euro/ speziell auf den Link der Expertin am Ende zu klicken

Und sicher Harald, diesmal ist wirklich "alles" anders.

Hier die "Nicht" Auswirkungen von QExy... (definitiv nicht gelöst)
http://blog.mises.org/16938/they-are-getting-what-they-want/

 Sprung  



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