Die richtige Antwort im Quiz ist (A). Das Zitat stammt aus einem "Spiegel"-Gespräch mit der Ministerpräsidentin der rotgrünen Koalition in Düsseldorf Hannelore Kraft, das im aktuellen "Spiegel" (22/2011 vom 30. 5. 2011, S. 24) zu lesen ist.
Kommentar:It's a strange, strange world. Nicht nur benimmt sich eine Regierung aus Union und FDP, als werde ihr Handeln durch die Beschlüsse von Parteitagen der Grünen bestimmt (siehe "Was dann?" - Aussteigernation Deutschland. Gebt Raum, ihr Völker, unsrem Schritt; ZR vom 28. 5. 2011), sondern jetzt sind es auch noch Politiker der SPD, die als Sachwalter der Interessen der deutschen Industrie auftreten.
Zitat von ZettelKommentar:It's a strange, strange world. Nicht nur benimmt sich eine Regierung aus Union und FDP, als werde ihr Handeln durch die Beschlüsse von Parteitagen der Grünen bestimmt (siehe "Was dann?" - Aussteigernation Deutschland. Gebt Raum, ihr Völker, unsrem Schritt; ZR vom 28. 5. 2011), sondern jetzt sind es auch noch Politiker der SPD, die als Sachwalter der Interessen der deutschen Industrie auftreten.
Sie waren doch Sozialdemokrat. Kommt Ihnen das wirklich so seltsam vor?
Zitat von ZettelKommentar:It's a strange, strange world. Nicht nur benimmt sich eine Regierung aus Union und FDP, als werde ihr Handeln durch die Beschlüsse von Parteitagen der Grünen bestimmt (siehe "Was dann?" - Aussteigernation Deutschland. Gebt Raum, ihr Völker, unsrem Schritt; ZR vom 28. 5. 2011), sondern jetzt sind es auch noch Politiker der SPD, die als Sachwalter der Interessen der deutschen Industrie auftreten.
Sie waren doch Sozialdemokrat. Kommt Ihnen das wirklich so seltsam vor?
Mit persönlich kommt es erwähnenswert vor, weil Frau Kraft (a) in einer Koalition mit den Grünen steht und sich dort jetzt als Stimme der Vernunft positioniert, nachdem ich sie früher oft als Stimme mit Gefühl wahrgenommen habe. Und (b) weil man solche Aussagen eigentlich von der Bundeskanzlerin erwarten würde.
Von einer Hintertür konnte nach den Informationen im Text gar keine Rede sein. Die Überschriften-Redakteure sind ideologisch schon so aufgeladen, dass sie reflexartig die Hintertür ins Spiel bringen.
In Sachen Energiepolitik ist die SPD (im Verbund mit einigen Gewerkschaften) im Grunde die letzte Hoffnung. Sie vertritt eine Wählerschaft, die es sich schlicht nicht leisten kann, ein Leben aus dem Feinkostladen und dem Manufactum-Katalog zu führen. Und die als Industriearbeiter und Mieter den Preis für die Ökowende zahlen soll, ohne an den üppig ausgereichten Subventionen verdienen zu können.
Vor allem aber hat die SPD als Partei bereits erfahren, was passiert, wenn man allzu ungehemmt den grünen Zeitgeist päppelt: Man macht die Grünen immer größer und muss irgendwann sogar um den eigenen Rang als Volkspartei kämpfen.
Für die Klientel der SPD und für ihre traditionsbewusste Parteiorganisation geht es hier ans Eingemachte.
Fragt sich nur, ob das die Führung noch rechtzeitig merkt.
Und vielleicht ist das der Silberstreifen am Horizont. Wenn sich die SPD endlich von den Grünen emanzipiert, wäre sie möglicherweise ein geeigneter Kooperationspartner für die FDP und auch wählbar. Dort wo die SPD im Kern ideologisch ist - nämlich beim Sozialstaat - ist ohenhin keine Veränderung möglich. Mit oder ohne SPD. D.h. mit Ausnahme der aus ökonomischen Gründen erzwungenen Veränderungen (Rente mit 67,...), aber die macht gelegentlich auch die SPD mit.
Wenn sie dann auf den anderen Bereichen, etwa bei Zukunftstechnologien, pragmatisch wird, könnte es was werden.
Zitat von ZettelKommentar:It's a strange, strange world. Nicht nur benimmt sich eine Regierung aus Union und FDP, als werde ihr Handeln durch die Beschlüsse von Parteitagen der Grünen bestimmt (siehe "Was dann?" - Aussteigernation Deutschland. Gebt Raum, ihr Völker, unsrem Schritt; ZR vom 28. 5. 2011), sondern jetzt sind es auch noch Politiker der SPD, die als Sachwalter der Interessen der deutschen Industrie auftreten.
Sie waren doch Sozialdemokrat. Kommt Ihnen das wirklich so seltsam vor?
Ja, lieber Lukas. Denn die alte Arbeiterpartei, die es sehr wohl verstanden hatte, daß das Wohl ihrer Wähler vom Wohlergehen der Industrie abhängt, gibt es ja nicht mehr.
Die SPD ist heute eine Partei des Öffentlichen Dienstes, der Transferempfänger und des Helfer-Sektors. Die Industrie kann ihr weitgehend egal sein; das Geld für ihre Klientel kommt ja vom Staat.
Die alte SPD, wie ich sie erlebt habe (mein Ortsverein lag in einem Arbeiterbezirk), mag am ehesten noch in NRW in Spurenelementen vorhanden sein. Das ist vielleicht einer der Gründe für Krafts Vorpreschen.
Allgemein spielt vielleicht eine Rolle, daß man sich in der SPD inzwischen fragt, was man denn noch als Alleinstellungsmerkmal gegenüber den Grünen hat, die ja auch die oben genannte Klientel bedienen. Da scheint man sich wieder darauf zu besoinnen, daß man ja irgendwann früher einmal eine Arbeiterpartei gewesen ist.
Rückblickend ist übrigens zu erkennen, daß die Wandlung der SPD Anfang der achtziger Jahre einsetzte (Votum gegen den Nato-Doppelbeschluß) und Mitte der achtziger Jahre weitgehend abgeschlossen war (Beschluß zum Ausstieg aus der Atomenergie auf dem Nürnberger Parteitag 1986).
Ich brauchte noch ein paar Jahre, bis ich das mitbekommen hatte und austrat.
Zitat von dirkUnd vielleicht ist das der Silberstreifen am Horizont. Wenn sich die SPD endlich von den Grünen emanzipiert, wäre sie möglicherweise ein geeigneter Kooperationspartner für die FDP und auch wählbar.
Das wäre ein interessantes Szenario: Die CDU geht immer weiter auf die Grünen zu, und dafür könnte es wieder sozialliberale Koalitionen geben. Ich habe mich eh immer gefragt, wie die SPD so dumm sein konnte, so viel grüne Ideologie in die eigene Programmatik aufzunehmen. Die ersten rot-grünen Koalitionen in Hessen oder NRW waren ja beiliebe nicht die Manifestationen eines "rot-grünen Projektes", sondern reine Zweckbündnisse mit reichlich Konfliktpotential in puncto industrielle Großprojekte.
Zitat von dirkWenn sich die SPD endlich von den Grünen emanzipiert, wäre sie möglicherweise ein geeigneter Kooperationspartner für die FDP und auch wählbar.
Das ist jetzt aber ein gigantisch großes "Wenn". Denn die Funktionärsschicht der SPD ist zutiefst grün in ihrem Denken und kann mit den Wünschen und Bedürfnissen der alten Stammwähler nichts mehr anfangen, verachtet diese Leute eher. Abgesehen davon sind sowohl SPD wie FDP derartig wählermäßig abgerutscht, daß eine Mehrheitsfähigkeit für längere Zeit nirgends erkennbar ist.
Zitat Ich habe mich eh immer gefragt, wie die SPD so dumm sein konnte, so viel grüne Ideologie in die eigene Programmatik aufzunehmen.
Das ist doch nichts ungewöhnliches: Das Frage ich mich bei allen Parteien, denn in allen Parteien kommt es in größerem oder kleinerem Ausmaß dazu.
Mit grüner Ideologie kann man andere einfach wunderbar vor sich hertreiben, weil grüne Phrasen einfach in Talkshows so (wie soll man es ausdrücken?) - menschlich gut wirken.
Und es scheint mir eine Ideologie zu sein für die sich gerade besser verdienende Eliten begeistern können, also auch das Führungspersonal und die leitenden Funktionäre der im Bundestag vertretenen Parteien.
Grüne Ideologie ist eine Ideologie, die zu elitärem Denken passt, ich glaube hier liegt ihr großes Potential. Jemand der sich als Teil einer Elite betrachtet und die Ideologie übernimmt wird von der grünen Ideologie umschmeichelt.
Zitat von RADas ist jetzt aber ein gigantisch großes "Wenn".
Es ist ein großes "Wenn" wegen der Juso-Funktionärsschicht, d'accord. Aber es es nicht unmöglich und vielleicht wahrscheinlicher als dass mit der CDU nochmal Staat zum machen ist.
Zumal die SPD enormes Kapital in Form von Glaubwürdigkeit gerade in Bezug auf Sozialpolitik hat. Ob zu recht oder unrecht, und so häufig sie aich in letzter Zeit die Wähler betrogen hat, die meisten Menschen gestehen einem SPD Politiker erstmal das zu, was sie bei einem CDU oder FDP Politiker anzweifeln, nämlich das Vertrauen aus einem (sozialen) Gewissen und weniger aus egoistischen Motiven heraus zu handeln.
Das ist ein Kapital, das schnell aktiviert werden könnte. Gerade die FDP könnte davon profitieren. Und umgekehrt könnte sich die SPD als Zukunftspartei positionieren und so von Linkspartei und CDU abgrenzen.
Zitat von ZettelDie SPD ist heute eine Partei des Öffentlichen Dienstes, der Transferempfänger und des Helfer-Sektors. Die Industrie kann ihr weitgehend egal sein; das Geld für ihre Klientel kommt ja vom Staat.
Nun wählt aber der Öffentliche Dienst grün und die Transferempfänger die Partei, die einst SED hieß.
Die deutsche Arbeiterbewegung hat sich (ähnlich übrigens wie die amerikanische) dadurch ausgezeichnet, dass sie nicht dogmatisch-sozialistisch dachte, sondern stets das Wohl der Arbeiter im Blick hatte. Ein Kern dieser Haltung ist immer noch in der SPD vorhanden, und es ist gut, wenn sie sich darauf besinnt, und sei es aus Verzweiflung.
Zitat Ein Kern dieser Haltung ist immer noch in der SPD vorhanden, und es ist gut, wenn sie sich darauf besinnt
In Hamburg war die SPD damit zuletzt sogar bei den Wählern recht erfolgreich. Aus der Opposition gegen eine schwarz-grüne Koalition heraus hat sie stark auf Wirtschaftskompetenz gesetzt.
Zitat von stefanolixMit persönlich kommt es erwähnenswert vor, weil Frau Kraft (a) in einer Koalition mit den Grünen steht und sich dort jetzt als Stimme der Vernunft positioniert, nachdem ich sie früher oft als Stimme mit Gefühl wahrgenommen habe. Und (b) weil man solche Aussagen eigentlich von der Bundeskanzlerin erwarten würde.
Ist doch klar, warum das so ist: Nach der gegenwärtigen politischen Großwetterlage ist die Koalition mit den Grünen bei beiden, also Kraft und Merkel, die präferierte Option, aber nur in einem von beiden Fällen Realität. Deswegen muss sich Kraft eher abgrenzen, um in der Regierung als dominierender Part wahrgenommen zu werden, während Merkel den Grünen den Hof machen muss, um sich ins Spiel zu bringen. Unpolitik at its best.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Um politische Aussagen besser zu verstehen muss man vielleicht nur die finanziellen Auswirkungen der Entscheidungen von Schwarz-Gelb besser verstehen. So profitiert Bayern heute bereits deutlich von der Solarenergie, während NRW am meisten draufzahlt http://blog.check24.de/solarstrom-eeg-umlage-bayern-2057/. Eine ähnliche Frage müsste man sich stellen, wenn man die Auswirkung einer Wegnahme von AKWs vom Netz zu Ende rechnet. Irgendwie muss das ja in einem Wegfall von Steuereinnahmen und vielem mehr zu Buche schlagen. Ich zweifle, dass die 'Ethikkommission' die Folgen eines Ausstiegsszenarios auf die einzelnen Bundesländer heruntergebrochen hat. Diese Rechnung dürfte jetzt anfangen und vielleicht die eine oder andere Überraschung bringen.
"Daß sich ein führendes Industrieland ohne real existierenden Probleme nur aus Angst selbst wirtschaftlich ruiniert, ist in der Geschichte einzigartig.
Der Autor hat nicht die Hoffnung, mit seinen Zeilen noch irgend etwas an diesem Prozeß aufzuhalten; das wäre realitätsfern. Das mußte nur einfach aufgeschrieben werden, damit es jemand liest. Tatsächlich ist es kein Artikel, sondern ein Nachruf."
Zitat " Daß sich ein führendes Industrieland ohne real existierenden Probleme nur aus Angst selbst wirtschaftlich ruiniert, ist in der Geschichte einzigartig.
Servus! In der Wiener Zeitung werden die österreichischen Wähler analysiert. Da bis auf die FPÖ (früher mal die Partnerpartei der FDP) das Elektorat doch sehr ähnlich ist, finde ich die Analyse sehr interessant. Alle sind eigentlich konservativ mit Ausnahme der GRÜNEN. Es regieren dort im Augenblick die Christdemokraten ÖVP mit den Sozialdemokraten.
Es ist so richtig wie auch falsch ist. Eine gehätschelte Industrie ist nicht wettbewerbsfähig. Eine schwere Situation erfordert besser und innovativer zu sein. Insofern, der Nachruf ist vielleicht etwas verfrüht, wenn man auch Pessimist sein darf.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.