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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 33 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
DrNick Offline




Beiträge: 809

15.05.2011 16:17
Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten
Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

15.05.2011 16:28
#2 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Eine harte Währung ist der einzige Schutz gegen die Begehrlichkeiten von Umverteilern und "Besser"menschen.
Man sollte auch bitte mal den langfristigen Verlauf der Kurse Eur/CHF und US-$/CHF anschauen und man kann dort sehen, das der CHF
im Großen und Ganzen nur eine Richtung kennt. Auch wenn man in die "Geschichte" Deutschlands schaut, kann man sehen, wir sind mit
einer stabileren (von stabil zu reden verbietet sich) Währung gut gefahren.

Sollte es ein Land im Großen und Ganzen angehen und Papiergeld gegen "wertgedecktes" Geld ersetzen dann weiß ich schon wem die anderen dann "Unfairnis"
vorwerfen werden...

Leider sieht es nicht danach aus als ob wir diese "unfairen" Kandidaten werden. Denn wir wissen ja "der Euro ist 'alternativlos'"

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

15.05.2011 19:36
#3 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Zitat von DrNick
Warum das Beispiel der Schweiz zeigt, daß man vor einer harten Währung keine Angst haben sollte.


Sie argumentieren post hoc, ergo propter hoc. Die Schweiz hat viele Vorteile gegenüber dem Euroraum (weniger Sozialsystem, weniger Jobsicherheit, weniger Ökowahn). Gut möglich, dass es der Schweiz trotz des soliden Frankens gut geht - aber mit einem weniger soliden Franken deutlich besser. Allein aufgrund der von Ihnen präsentierten Daten können wir das schlicht nicht entscheiden.

Bei der gewaltigen Exportabhängigkeit vieler Schweizer Unternehmen kann ich mir auch nicht wirklich vorstellen, dass die indifferent gegenüber dem Frankenkurs sind. Auch wenn Zulieferer aus dem Euroraum jetzt natürlich günstiger sind.

--
Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

DrNick Offline




Beiträge: 809

15.05.2011 20:56
#4 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Zitat von Gorgasal
Sie argumentieren post hoc, ergo propter hoc.



Ich denke nicht. Die These Schröders war ja, daß die Schweiz unter ihrer starken Währung "leidet", und das ist einfach falsch (oder wenigstens sehr stark übertrieben). Insofern kann auch die Schweiz kein Beleg für die allgemeine These sein, daß sich eine harte Währung schlecht auf die Wirtschaft auswirkt.

Zitat von Gorgasal
Gut möglich, dass es der Schweiz trotz des soliden Frankens gut geht - aber mit einem weniger soliden Franken deutlich besser. Allein aufgrund der von Ihnen präsentierten Daten können wir das schlicht nicht entscheiden.



Ich habe ja auch nur gesagt, daß es der Schweiz gut geht und eine harte Währung daher kein "Fluch" sein muß, nicht daß sie ein wirtschaftlicher Segen ist.

Um über diese Frage (Segen, Fluch oder auch keines von beiden) zu befinden, reicht es jedenfalls nicht aus, nur über die Exporte zu reden. Unstrittig ist natürlich, daß es für die Exportindustrie der Schweiz etwas schwieriger ist, ihre Waren in der Eurozone oder in den USA zu verkaufen.

Dem stehen aber mindestens zwei positive Effekte gegenüber:

a) Importe werden günstiger. Das ist nicht nur gut, wenn im Fall von Zulieferern die importierten Waren weitervearbeitet werden, sondern auch beim normalen Konsum. Wenn die Konsumenten für die Güter, die importiert werden, weniger bezahlen müssen, steht mehr Geld für den Kauf weiterer (nicht-importierter) Güter zur Verfügung.

b) Ein Land mit einer harten Währung zieht Kapital an, was für Investitionen verwendet werden kann. Wenn ich z.B. von einer weiteren Aufwertung des Frankens gegenüber meiner Heimwährung ausgehe, ist es nicht unattraktiv, gerade eine Schweizer Firma mit Eigen- oder Fremdkapital zu versorgen.

WFI Offline



Beiträge: 187

15.05.2011 21:58
#5 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Wie viel niedriger könnte die Arbeitslosigkeit denn noch sein? Mehr als Vollbeschäftigung kann man nicht haben. Leiden sieht anders aus.

AldiOn Offline




Beiträge: 983

15.05.2011 23:04
#6 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Zitat von DrNick
stehen aber mindestens zwei positive Effekte gegenüber:

a) Importe werden günstiger.


In einer Welt steigender Rohstoffpreise (Öl!)ist das ein sehr positiver Effekt. Gerade auch in einem Land wie der Bundesrepublik, das zum erheblichen Teil Rohstoffe weiterverabeitet. Im übrigen wirkt eine steigende Währung inflationsdämpfend, so daß auch der häufig größte Kostenfaktor (Löhne) in Grenzen gehalten werden kann.

Im übrigen: Sollte es wegen zu starker Währung zu Schwierikgkeiten kommen, werden die Marktteilnehmer das sehen und die Währung fällt halt wieder.

Das Problem existiert gar nicht.

Harald ( gelöscht )
Beiträge:

15.05.2011 23:16
#7 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Die Schweizer Nationalbank hat im Jahr 2010 über 100 Mrd. Euro gegen Franken gekauft. Diese Devisenmarktintervention wurde nicht einmal sterilisiert, d.h. die Schweiz hat im Gegenwert von 100 Mrd. Euro Franken gedruckt. Umgerechnet auf den Euro oder den US-Dollar wären das 3-4 Billionen Euro...
In 2011 gab es weitere Interventionen.

Und warum passiert das?
Weil es leider einen Unterschied zwischen einer harten und einer massiv überbewerten Währung gibt. Mit einem harten Franken mag man zufrieden sein, mit einem aufgrund spekulativer Zuflüsse viel festen Franken, der sich massiv nagativ auf die Exporte auswirken würde und zu einer Deflation führen würde, eben nicht.

P.S.:Kein Land der Welt hat relativ zur Einwohnerzahl so viel Geld gedruckt wie die Schweiz. Schon komisch, dass das so wenig thematisiert wird...

Harald ( gelöscht )
Beiträge:

15.05.2011 23:18
#8 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Sie sollten mal schleunigst bei der SNB vorstellgi werden und erklären, dass das Problem gar nicht existiert, weswegen über 100 Mrd. Euro gekauft wurden und Franken gedruck wurden.

AldiOn Offline




Beiträge: 983

15.05.2011 23:25
#9 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Zitat von Harald
Sie sollten mal schleunigst bei der SNB vorstellgi werden und erklären, dass das Problem gar nicht existiert, weswegen über 100 Mrd. Euro gekauft wurden und Franken gedruck wurden.



Gern
Aber ich habe Ansprechpartner und Email-Adresse nicht.

Wenn Sie mir da helfen wollen...

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

16.05.2011 01:58
#10 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Ich verstehe sowieso nicht, warum man so heiß drauf sein sollte, möglichst viel mehr Produkte für den Konsum der Menschen in anderen Ländern herzustellen als die das für unseren tun. Klingt doch irgendwie nach einem ganz miesen Deal.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

16.05.2011 06:06
#11 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Zitat
DrNick

b) Ein Land mit einer harten Währung zieht Kapital an, was für Investitionen verwendet werden kann. Wenn ich z.B. von einer weiteren Aufwertung des Frankens gegenüber meiner Heimwährung ausgehe, ist es nicht unattraktiv, gerade eine Schweizer Firma mit Eigen- oder Fremdkapital zu versorgen.



Was aber nicht unproblematisch ist. Oft kamen vor richtig großem Ärger recht große Kapitalzuflüsse. Die Schweiz dürfte aber schon seit einigen Jährchen "Geld anziehen" und bisher scheinen Sie darüber nicht den Verstand zu verlieren. Ich bin relativ überrascht, wie angemessen z.B. die UBS die Wirtschaft und Politik "beurteilt"....

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

16.05.2011 06:09
#12 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Zitat
Harald
P.S.:Kein Land der Welt hat relativ zur Einwohnerzahl so viel Geld gedruckt wie die Schweiz. Schon komisch, dass das so wenig thematisiert wird...




Es wäre nett, wenn Sie dies mit Links oder weiterführenden Statisttiken belegen könnten. Ich gehe davon aus daß das niemand die USA schlägt:
http://mises.org/daily/5278/The-End-of-Bernankes-End-Game

DrNick Offline




Beiträge: 809

16.05.2011 09:26
#13 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Zitat von Friedrich

Zitat
Harald
P.S.:Kein Land der Welt hat relativ zur Einwohnerzahl so viel Geld gedruckt wie die Schweiz. Schon komisch, dass das so wenig thematisiert wird...



Es wäre nett, wenn Sie dies mit Links oder weiterführenden Statisttiken belegen könnten.




Der Bitte schließe ich mich mal an. Die Entwicklung der Geldmenge in der Schweiz kann man sich in der offiziellen Statistik der SNB anschauen:

http://www.snb.ch/ext/stats/statmon/pdf/..._Geldmengen.pdf

Ich kann da nichts Dramatisches erkennen.

Nils Offline



Beiträge: 53

16.05.2011 09:32
#14 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Zitat von Rayson
Ich verstehe sowieso nicht, warum man so heiß drauf sein sollte, möglichst viel mehr Produkte für den Konsum der Menschen in anderen Ländern herzustellen als die das für unseren tun. Klingt doch irgendwie nach einem ganz miesen Deal.



Ja, es ist verblüffend, wie tief die Vorstellung Exporte sind gut, Importe sind böse bei vielen Leuten engeschliffen hat. Der zugrundelegende Fehler ist beschrieben z.B. hier http://www.thefreemanonline.org/columns/...s-of-economics/ unter 4. The fallacy of production for its own sake.

Vermutlich kommt das letztlich daher, dass die meisten Leute zwar etliche verschiedene Produkte konsumieren, aber ihr Geld nur mit der Herstellung eines einzigen oder weniger Produkte verdienen. Wenn nun ein Import ein vorher im eigenen Land hergestelltes Produkt komplett ersetzt (z.B. weil der Import deutlich billiger ist), hat das zwei Effekte: Erstens wird der Konsum dieses Produktes günstiger (und zwar für jeden im Land), zweitens werden die inländischen Arbeitsplätze, die vorher zur Herstellung dieses Produkts nötig waren, wegfallen.
Insgesamt ist das für das importierende Land von Vorteil, aber intuitiv sehen viele Leute nur den "Verlust" von inländischen Arbeitsplätzen, verstehen ihn als katastrophal (was ja für die wenigen Personen, die betroffen sind auch stimmen kann), und unterschätzen den Gesamtnutzen des billigen Imports weil er sich auf alle Leute verteilt und dadurch schlecht sichtbar ist (wenn ich nur 1% meines Geldes auf Produkt P ausgebe und der Preis von P halbiert sich durch Import, habe ich nur 0.5% weniger Ausgaben und sehe das intuitiv als irrelevant an).

DrNick Offline




Beiträge: 809

16.05.2011 09:47
#15 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Zitat von Nils
Ja, es ist verblüffend, wie tief die Vorstellung Exporte sind gut, Importe sind böse bei vielen Leuten engeschliffen hat. Der zugrundelegende Fehler ist beschrieben z.B. hier http://www.thefreemanonline.org/columns/...s-of-economics/ unter 4. The fallacy of production for its own sake.



Es gibt auch einen lesenswerten Beitrag von Gérard Bökenkamp zu dem Thema:

Zitat
Ein "ewiger" Exportüberschuss, der niemals eingelöst wird, ist eine Absurdität. Wenn man keine Waren einführen will, dann braucht man auch keine Waren ausführen.



http://ef-magazin.de/2010/12/20/2746-mer...-voll-altpapier

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

16.05.2011 11:00
#16 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Ich finde, es geht nicht um Exporte sind gut, Importe sind schlecht sondern insgesamt um Handel ist gut. Das mit dem nur exportieren wurde ja schon in der Weltwirtschaftkrise versucht, und dort wurden Handelshürden noch und nöcher aufgezogen und es wurde versucht ein "Abwertungswettlauf" zu starten. Das sind aber politische Eingriffe gewesen, eben weil man ja was
machen "musste".Vielleicht sollte man es diesmal anders versuchen. Handelshürden abbauen und ansonstne "nichts machen". Aber da glaube ich ehre an die Reichen und das Nadelöhr als an Bürokraten/Politiker und "nichts machen".

Offenbar arbeiten wir halt "gut genug", daß wir unsere Produkte trotz hoher Preise wohl an den Mann oder die Frau bringen können. Also behaupte ich mal
wenn wir auch mit die schlechtesten Politiker haben aber unsere "Produktiven" sind einfach gut ;-)

Harald ( gelöscht )
Beiträge:

16.05.2011 12:36
#17 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Sehr gerne

Die Bilanz der SNB:
http://www.snb.ch/de/iabout/snb/annacc/id/snb_annac_balance

Man sieht, dass die Devisenreserven von 95 auf 204 Mrd. Franken (Ich hatte glaube ich Euro Geschrieben, insofern ist es dann etwas weniger, aber der Betrag ist natürlich immer noch immens). Die Bilanzsumme der SNB hat sich von 207 auf 270 Mrd. Euro erhöht. Die SNB hat 2010 einen Verlust von 20 Mrd. Franken gemacht.

Ich glaube dies zeigt, wie stark sie die Schweiz gegen den Anstieg des Schweizer Frankens stemmt.

Zur Geldmenge: Wenn ich die schweizer Daten mit denen der USA und Europa vergleiche, dann ist insbesondere bei M1 und M2 seit 2008 das Wachstum im Franken viel höher als im Euro und im US-Dollar.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

16.05.2011 13:06
#18 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Zitat von Rayson
Ich verstehe sowieso nicht, warum man so heiß drauf sein sollte, möglichst viel mehr Produkte für den Konsum der Menschen in anderen Ländern herzustellen als die das für unseren tun. Klingt doch irgendwie nach einem ganz miesen Deal.


Für die Leistungsbilanz stimme ich Dir zu. Aber bei der reinen Handelsbilanz (und von er ist ja hier bei "Produkte herstellen" die Rede) ist ein Überschuß für einen Staat wie Deutschland schon wichtig - alleine schon um unsere Urlaubsfahrten zu finanzieren.

Johann Grabner Offline



Beiträge: 84

16.05.2011 13:42
#19 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Kommt darauf an, wie die "Härte" der Währung zustande kommt. Hohe Anleihezinsen und Austeritätspolitik sind wohl nicht zu rechtfertigen, wenn aber die Nachfrage nach der eigenen Währung wegen der von den Anlagern angenommenen günstigen Rahmenbedingungen als Nebenwirkung auch den Tauschwert der eigenen Währung erhöht, dann ist das ein Qualitätsmerkmal. Insofern ist es weniger die Schweiz, die vom hohen Tauschwert des Franken profitiert, sondern die Währung profitiert von einer der bestorganisierten Volkswirtschaften der Erde.

Für Österreich galt das in der Zeit der Schilling-DM - Bindung ähnlich. Es war nicht so sehr die Tatsache, daß der Schilling im Wert so hoch war, es war die Mehrheitsmeinung in der Bevölkerung, daß man für den Werterhalt etwas tun müsse. Zurückhaltung bei Lohnverhandlungen, längere Arbeitszeiten und geringere Sozialleistungen waren leichter argumentierbar, wenn man auf den Einfluß auf die Wettbewerbsfähigkeit hinwies.

Eine künstliche Hochhaltung, wie es etwa Argentinien in der Zeit vor 2001 versucht hat, kann dagegen - konkret an diesem Beispiel - kontraproduktiv sein. Jemand, der bereits einen Halbmarathon erfolgreich bewältigt hat, der profitiert vom Marathontraining. Einem übergewichtigen oder gar kranken Menschen kann es umbringen. Für Argentinien war dann auch die Abwertung der eigenen Währung 2001 eine gute Lösung, bis heute.

Die Schweiz ist dann übrigens nicht das einzige Land, das sich gegen eine übermäßige Aufwertung der eigenen Währung stemmt: viele der sog. BRICS-Staaten versuchen das, zB Brasilien sogar mit einer Steuer auf ausländische Investitionen: http://www.faz.net/s/Rub58BA8E456DE64F18...n~Sspezial.html hier ist weniger die aktuelle Aufwertung, sondern die Angst vor einer Flucht des heißen Geldes á la 1997 der Grund: http://de.wikipedia.org/wiki/Asienkrise das trifft die Schweiz aber wenig, da hier die Ausländer vor allem Finanzanlagen kaufen.

Thanatos Offline



Beiträge: 232

16.05.2011 16:35
#20 Exportüberschüsse Antworten

Ja, warum ist man so fixiert auf die Produktion von Exportprodukten, wenn man sich dank des Handelsbilanz-Überschusses doch nur Papiergeld-Reserven oder andere wertlose Assets ins Portfolio holt (oder gleich ganz die Rechnungsbegleichung abschreiben muß, wie bei den U-Booten für Griechenland)? Warum nicht lieber billig importieren, was ja ökonomisch vernünftiger scheint? Rein ökonomische Gründe sind viel zu wenig für die Gesamtbetrachtung.

Die Grundlage unseres gesamten Wohlstandes und natürlich auch die einer harten Währung ist eine funktionierende, effiziente Volkswirtschaft auf der Basis des technischen Fortschritts. Wiederum dafür ausschlaggebend ist ein in Jahrzehnten aufgebautes Potential aus

a) einer umfassenden wirtschaftlichen, bildungsmäßigen und produktionstechnischen Infrastruktur
b) einer verinnerlichten Arbeitsethik von Fleiß, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit
c) einer möglichst weitgehenden Ausschöpfung der Potentiale aller Bürger, d.h. Einbindung in den Wirtschaftsprozeß
d) einem fortwährenden Innovationsprozeß

Global gesehen sind wir wirtschaftlich konkurrenzfähig, haben qualitativ und innovativ tolle Produkte, zuverlässige Liefertermine und Kundenservice. Wir können aber all' das nur behaupten, wenn die Suche und das Streben nach Produktivitätssteigerung, nach Modernisierung, Weiterbildung, nach Innovationen und bestem Kundenservice fortwährend anhält. Heruntergebrochen auf den Einzelnen heißt das, jeder Geschäftsführer wie auch jeder Ingenieur, Forscher und Facharbeiter muß permanent sein Bestes geben. (Ich weiß, daß das reine Theorie ist und ich weiß, wieviel Leerlauf es in den Büros so gibt! Anderswo scheint es halt noch viel mehr davon zu geben.).

Im Effekt haben wir natürlich Überkapazitäten, die keinen direkten Nutzen bringen. Wir müssen exportieren, weil die Maschine so gut läuft - auch wenn wir keinen materiellen Gegenwart reinholen können.

Es wäre nämlich tödlich, die Maschine zu drosseln. Ein simples "Niveau halten" oder eine Verringerung des Konkurrenzdrucks bzw. des Produktionsniveaus führt systematisch zum Verlust des gesamten Leistungsvermögens. Weniger Leute, die produzieren und entwickeln, bedeutet weniger Know-How im eigenen Land, das kaum wieder aufgeholt werden kann. Gibt es keine Spitzenforschung und Spitzentechnologie mehr, gibt es auch die Leute nicht mehr, die diese beherrschen und vorantreiben. Konkretes Beispiel: Export von U-Booten, die der Abnehmer nicht bezahlen kann. Hören wir deswegen auf, U-Boote zu bauen, verlieren wir die Werften, das Know-How, die Ingenieure und die Facharbeiter - und eine große Menge von Leuten mit "soft skills", Leute, die es gewohnt sind, sich anzustrengen, ihre Arbeit fachlich hervorragend auszuführen und die Arbeitszeit auszunutzen. Irgendwann müssen wir dann selber U-Boote importieren. Sinngemäß gilt das für alle Gebiete. Arbeitslose verkümmern einfach mental, da ist es nicht wurscht, ob sie ökonomisch gebraucht werden, sondern besser, daß sie für den Export produzieren und dabei ihre "soft skills" behalten: Organisiertheit, Fleiß, Pünktlichkeit, Struktur, letztlich auch Lebenssinn.

Man könnte gegenargumentieren, daß ja Importländer mit großem Defizit auch gut leben, ohne Know-How und "soft-skills". Siehe Griechenland. Aber man stelle sich bitte einmal die Konversion Deutschlands von einem Streberland par excellence zu einer laissez-faire-Gesellschaft, zu einem zweiten Griechenland vor. Nicht, daß man dafür keine Ansätze finden könnte! Aber es ist dennoch ein Horror, etwas, was der Deutsche als solcher nicht verkraften könnte.

Letztlich ist eine harte Währung wie auch ein Exportüberschuß nichts anderes als die Transformation einer nationalen Mentalität in die Ökonomie. Es spielt keine Rolle, daß wir den Importeuren vieles schlicht "schenken" - wir müssen das tun, um unser Niveau zu halten bzw. zu steigern. Just my two cents.

MfG

Thanatos

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Unmögliches erledigen wir sofort.

Thanatos Offline



Beiträge: 232

16.05.2011 16:36
#21 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Zitat
Insofern ist es weniger die Schweiz, die vom hohen Tauschwert des Franken profitiert, sondern die Währung profitiert von einer der bestorganisierten Volkswirtschaften der Erde.

Für Österreich galt das in der Zeit der Schilling-DM - Bindung ähnlich. Es war nicht so sehr die Tatsache, daß der Schilling im Wert so hoch war, es war die Mehrheitsmeinung in der Bevölkerung, daß man für den Werterhalt etwas tun müsse. Zurückhaltung bei Lohnverhandlungen, längere Arbeitszeiten und geringere Sozialleistungen waren leichter argumentierbar, wenn man auf den Einfluß auf die Wettbewerbsfähigkeit hinwies.



Volle Zustimmung. Ich habe das in einem längeren Text nochmal etwas anders versucht, zu beschreiben.

MfG

Thanatos

--

Unmögliches erledigen wir sofort.

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

16.05.2011 17:38
#22 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Zitat
Thanatos
Volle Zustimmung. Ich habe das in einem längeren Text nochmal etwas anders versucht, zu beschreiben.



Zu wem was?

Aber nehmen wir mal Griechenland und D als "Beispiel". Wo hat Deutschland seine Vorteile, wo könnten Sie Griechenland haben?
Ich sehe hier durchaus eine Reihe von Möglichkeiten. Als erstes mal: Alles was reichlich mehr Wärme braucht dürfte in Griechenland vorteilhaft anzubauen zu sein.
Also ich weiß z.B. von keinem Olivenanbau in D. Dann haben wir den Tourismus. Ich denke es werden mehr Deutsche nach Griechenland fahren als anders herum. Weiter sehe ich eine gewissen Vorteil für den Schiffsbau in Griechenland. Und sicher gibt es noch weitere lohnende Bereiche von Griechenland. Es wäre interessant zu wissen warum es da nicht
von griechischer Seite "mehr" gäbe..

Offensichtlich haben wir in anderen Bereichen Vorteile was auch die Griechen zu schätzen wissen. Also wo ist das Riesenproblem wenn in einem Land eine bestimmte Sache exportiert wird?

Thanatos Offline



Beiträge: 232

16.05.2011 18:59
#23 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

@Friedrich:

Ich habe in mein Zustimmung noch den Textteil eingefügt, dem ich zustimme - aus dem Beitrag Johann Grabners.

MfG

Thanatos

--

Unmögliches erledigen wir sofort.

Harald ( gelöscht )
Beiträge:

31.05.2011 18:59
#24 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

So dies zeigt wohl eindeutig, dass eine superharte Währung keine gute Sache ist. Sonst würde die Schweit wohl keine so brutalen und immens risikoreichen Masnahmen gegen den Ansteig der eigenen Währung unternehmen, oder ?

Bin mal gespannt, ob sich der Verfasser des Artikels dazu auf den 2.Versuch äußert.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

31.05.2011 19:07
#25 RE: Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet Antworten

Zitat von Harald
So dies zeigt wohl eindeutig, dass eine superharte Währung keine gute Sache ist. Sonst würde die Schweit wohl keine so brutalen und immens risikoreichen Masnahmen gegen den Ansteig der eigenen Währung unternehmen, oder ?


Wer ist "dies"? Was sind die "brutalen und immens risikoreichen Masnahmen"?

Bitte: wenn Sie nach zwei Wochen einen Thread neu beantworten, dann seien Sie doch bitte ein wenig spezifischer. Das macht das Verständnis deutlich leichter.

--
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