Zitat von HerrTypisch an der Äußerung von Frau Göring-Eckardt ist im übrigen auch, dass sie gleich der "ganzen Menschheit" vorschreiben will, wie sie zu denken habe. Bescheidener geht's wahrscheinlich nicht.
Dieser Widerspruch wundert mich auch immer wieder. Wenn es um "Bewahrung der Schöpfung", "Bescheidenheit" und Riskovermeidung geht, dann sollte das doch in erster Linie für Versuche gelten den neuen Menschen und die neue Gesellschaft zu schaffen.
Zitat von Katrin Göring-Eckardt[...] steht symbolhaft dafür, dass die Menschheit bedingungslos danach strebt, die Schöpfung zu unterwerfen. Es wird jetzt Zeit, dass sich die Menschheit daran erinnert: Wir sind nur ein Teil der Schöpfung und können nur mit ihr, nicht gegen sie leben.
Aber die weltweiten klimatischen Bedingungen per Dekret dem politischen Willen unterwerfen wollen... Außer Kopfschütteln bleibt mir da nicht mehr viel übrig.
~~~ Die zunehmende Armut, welche allenthalben beklagt wird, scheint mir zuvörderst geistiger Natur.
Zitat von HerrPassend zum grünen Kirchentag kommentiere ich eine Äußerung der grünen Kirchentagspräsidentin und EKD-Präses Göring-Eckardt.
Ergänzend könnte man noch anmerken, dass in dem vielen Gerede über die Schöpfung der Schöpfer gar keine Rolle spielt ...
Es ist, scheint mir, mehr Rousseau und Thoreau als AT und NT.
Was mich interessieren würde: Sie zitieren die Genesis. Wie ist es aber in der Kirchengeschichte, in der christlich geprägten Tradition? Hat es jemals, in irgendeiner christlichen Strömung, eine solche Naturvergötterung gegeben, wie sie heute die GrünChristInnen als nachgerade selbstverständlich christlich ansehen?
Mir scheint das nicht der Fall zu sein, aber mir fehlen die Kenntnisse. Ich habe den Eindruck, daß eher in manichäischen und asketischen Bewegungen (in allem, was von den Neuplatonikern beeinflußt wurde) die Natur nachgerade als der böse Feind erschien. Zuvorderst die eigene leibliche Natur, aber das doch eingebettet in eine allgemeine Geringsschätzung des Nichtgeistigen.
Wie war das dann im MA, etwa bei dem gern von den GrünChristInnen reklamierten Franz von Assisi?
Im Barock gab es alle diese Lobpreisungen der Natur; ich habe ja einmal den Brockes zitiert. Aber da wurde, soweit ich sehe, nicht die Natur um ihrer selbst willen gepriesen, sondern als Beweis für die Herrlichkeit des Schöpfers.
Erinnerung aus dem Konfirmandenunterricht:
Mein Auge schauet was Gott gebauet zu seinen Ehren um uns zu lehren wie sein Vermögen sei mächtig und gut.
Die Verse fallen mir noch ein, aber von wem ist es?
Wenn der Mensch Teil der Schöpfung ist, dann kann er nicht der Schöpfer (Gott) sein und folglich nicht die Schöpfung unterwerfen. Hierzu wird dem Menschen in Genesis 1,28 kein Auftrag erteilt, sondern zur Beherrschung anderer Objekte der Schöpfung, wie z.B. Fische, EHEC u.a. Woher weiß Frau Göring-Eckardt, dass dieser göttliche Beherrschungsauftrag nicht auch die Kernenergie umfasst? Ist sie Gott? Wohl kaum. Der Nachname spricht für eine Abstammung von dem großen Mystiker Meister Eckardt oder dem sich selbst maßlos überschätzenden Flugboot-Vertreter G.
Zitat Was mich interessieren würde: Sie zitieren die Genesis. Wie ist es aber in der Kirchengeschichte, in der christlich geprägten Tradition? Hat es jemals, in irgendeiner christlichen Strömung, eine solche Naturvergötterung gegeben, wie sie heute die GrünChristInnen als nachgerade selbstverständlich christlich ansehen?
Gute Frage. Ich glaube: Nein. (Allerdings ist es schlechterdings nicht möglich, einen kompletten Übeblick über die Kulturgeschichte der letzten zwei Jahrtausende zu haben. Vielleicht übersehe ich da etwas).
Natürlich gab es im Abendland immer wieder gewisse Strömungen der Naturverehrung (im Barock, im Sturm und Drang, in der Romantik, selbst im Nationalsozialismus). Diese Strömungen waren aber nicht in erster Linie christlich fundiert. Bestenfalls so wie Sie geschrieben haben: die wunderbare Natur als Gottesbeweis. Aber nicht als Wert an sich. Im Nationalsozialismus (und wohl auch schon bei Rousseau und vielleicht auch im Sturm und Drang) war die Tendenz sogar eher, eine Art Naturreligion als Gegenstück zum christlichen Gott zu etablieren.
Aber nun meine Idee:
Es gibt glaube ich dennoch ein christliches Prinzip, auf dem die derzeitige Religion der Naturbewahrung basiert. Und zwar das Prinzip Barmherzigkeit, bzw. der Schutz des Schwächeren. Die Natur wird heutzutage als dem Menschen unterlegen wahrgenommen - also ist es christlich geboten, sich auf ihre Seite zu stellen.
Dies ist deshalb ein neues Phänomen, weil bis vor wenigen Jahrzehnten die Natur noch unbezwingbar und als Bedrohung empfunden wurde. Entsprechend gab es für den guten Christenmenschen keine Veranlassung, für den Schutz der Natur einzutreten.
Ist das soweit plausibel?
Wenn man nun weiter darüber nachdenkt: Bis zu diesem logischen Schritt, ist das alles ganz vernünftig. Und auch symphatisch (auch mir persönlich symphatisch). Problematisch ist nun allerdings der häufig vollzogene nächste Schritt: dem Schwächeren wird eine überlegene Moral unterstellt. Nicht nur, dass es moralisch geboten ist, ihm zu helfen. Nein: Er selbst ist moralisch dem Stärkeren überlegen. Hier also: Die Natur wird moralisch überhöht. Sie ist das Gute. Der Mensch ist das Böse. Und dieser zweite Schritt ist genaugenommen eben ethisch (und auch christlich) nichtzu begründen. Er wird aber unbewusst gemacht und damit gerät man in gefährliches Fahrwasser: Wenn "die Menschheit" weniger "gut" ist als die Natur, dann hat letztere im Konfliktfall immer Vorrang. Dann dürfen plötzlich keine Abwägungen mehr getroffen werden. Und dann haben wir sie: die "Vergöttlichung" der Natur.
PS: Dieser fatale Mechanismus, greift auch in anderen Bereichen immer wieder. Im Nahostkonflikt waren ganz zu Anfang die Juden die Schwächeren - und hatten die ungeteilte Symphatie des Westens. Seit sie erkennbar die militärisch Stärkeren sind, verlieren sie diese Symphatie gerade auch bei moralisch argumentierenden Linken. Und zwar - soweit meine Theorie - schlicht deshalb, weil es moralisch geboten erscheint, sich auf die Seite der Schwachen (d.h. hier der Palästinenser) zu stellen und weil damit implizit eine (durch keine Fakten wirklich zu begründende) moralische Aufwertung der Schwachen einhergeht.
Zitat von ZettelWas mich interessieren würde: Sie zitieren die Genesis. Wie ist es aber in der Kirchengeschichte, in der christlich geprägten Tradition? Hat es jemals, in irgendeiner christlichen Strömung, eine solche Naturvergötterung gegeben, wie sie heute die GrünChristInnen als nachgerade selbstverständlich christlich ansehen?
Mir ist nichts dergleichen bekannt. Frans von Assisi? – Er fühlt sich den Geschöpfen brüderlich verbunden und preist darüber den Schöpfer, oder er predigt den Mitgeschöpfen den Schöpfer. Nun ja, ich kann mit diesem sonderbaren Heiligen nicht viel anfangen.
Zitat Mein Auge schauet was Gott gebauet zu seinen Ehren um uns zu lehren wie sein Vermögen sei mächtig und gutgroß und wo die Frommen dann sollen hinkommen wann sie mit Frieden von hinnen geschieden aus dieser Erden vergänglichem Schoß.
Zitat von FlorianEs gibt glaube ich dennoch ein christliches Prinzip, auf dem die derzeitige Religion der Naturbewahrung basiert. Und zwar das Prinzip Barmherzigkeit, bzw. der Schutz des Schwächeren. Die Natur wird heutzutage als dem Menschen unterlegen wahrgenommen - also ist es christlich geboten, sich auf ihre Seite zu stellen.
Interessante Theorie! Aber dazu gehört noch ein weiterer Schritt: Der Natur muss ja eine eigenständige moralische Dignität zugesprochen werden. Ich habe eine moralische Verpflichtung gegenüber meinem Mitmenschen, gegenüber mir selber, gegenüber Gott, vielleicht auch gegenüber dem einzelnen Mitgeschöpft (jedenfalls Tieren gegenüber), aber doch nicht gegenüber der Schöpfung an sich.
Zitat Interessante Theorie! Aber dazu gehört noch ein weiterer Schritt: Der Natur muss ja eine eigenständige moralische Dignität zugesprochen werden. Ich habe eine moralische Verpflichtung gegenüber meinem Mitmenschen, gegenüber mir selber, gegenüber Gott, vielleicht auch gegenüber dem einzelnen Mitgeschöpft (jedenfalls Tieren gegenüber), aber doch nicht gegenüber der Schöpfung an sich.
Nur zur Klarstellung: Es handelt sich hier natürlich NICHT um eine Ethik die ich persönlich propagiere.
Ich habe lediglich versucht, eine mögliche christlich-abendländische Wurzel für die derzeit modische Natur-Verherrlichung aufzuzeigen. Mir wäre auch nicht bekannt, dass diese Theorie irgendeine christliche Lehrmeinung wäre. (Was auch nicht so einfach wäre, denn dafür müsste in der Tat "Natur" irgendeine greifbare Einheit sein). Insofern wird diese Ethik auf keinen Fall logisch hergeleitet. Es kann nur ein "christliches Bauchgefühl" sein.
Wenn überhaupt. Vielleicht habe ich obenstehend mich auch nur in etwas verrannt.
Aber zumindest liefere ich mit dieser Theorie eine mögliche Erklärung für folgende Sachverhalte: (a) viele Christen scheinen diese Natur-Verherrlichung als etwas ganz selbstverständlich Christliches zu halten. (b) diese Einstellung gegenüber der Natur ist jedoch historisch kaum nachweisbar.
Wie ist das denn mit dem EHEC-Bakterium? Auch ein Teil der Schöpfung, welches bewahrt werden will oder darf man das nicht doch mit allen Mitteln der Zivilisation und der Technik (Hygiene, Antibiotika, Chemie, Pharmazie, Gentechnik) bekämpfen?
Nachtrag: Ist Kernenergie nicht Teil der Schöpfung?
Die Kernkraft scheint nicht Teil der Schöpfung zu sein.
Die Frankfurter Pfarrerin Ulrike Trautwein, die vor kurzem zur Berliner Superintendentin gewählt worden ist, sagte auf der Abschlußkundgebung vor 120.000 Gästen:
"Überall wo Menschen Irrwege nicht fortsetzen, wie zum Beispiel bei der Atomkraft, leuchtet etwas vom Reich Gottes auf"
Na, hoffentlich leuchtet dann auch etwas auf wenn es zu Stromausfällen kommt, um uns wenigstens heimzuleuchten.
Entnommen der gedruckten Stuttgarter Zeitung vom 06.06.11.
Und der Naturreaktor von (Okkla) - Es muss Oklo heissen. Sorry - ? Von dem Sonnenfeuer aus Kernfusion oder gar der Elementsynthese in Supernovaeexplosionen als kerntechnischer Geburtshelfer der schweren Elemente jenseits Helium? Keine Schöpfung? -
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