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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 3 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.06.2011 14:28
Das Wort zum Montag ... Antworten

... wurde am Sonntag bei Anne Will gesprochen.

Wie es im Motto des legendären WimS hieß: PRO BONO – CONTRA MALUM. Dazu schreibt die Wikipedia treffend:

Zitat
Der redaktionsintern gebrauchte Ausdruck „verWimSen“ bezeichnete die Umsetzung von realen Personen, Ereignissen, Meldungen und Meinungen auf die Ebene eines „höheren Blödsinns“, der wiederum den alltäglichen Wahnsinn offenbarte. Dabei setzten die Autoren bei ihren Lesern sowohl eine umfassende Allgemeinbildung als auch geistige Beweglichkeit und nicht zuletzt eine gewisse Toleranz gegenüber bisher in der deutschsprachigen Literatur seit Dichtern wie Morgenstern, Ringelnatz oder Eugen Roth nicht gewagten Kalauern voraus.

Arthur Offline



Beiträge: 26

20.06.2011 15:24
#2 RE: Das Wort zum Montag ... Antworten

Bei allem Moralisieren, wie es in Deutschland im Moment so modern ist, sollte man vielleicht mal echte Fachleute zu Rate ziehen : "Kurzum : man setze zum letzten Beweggrund einer Handlung, was man wolle; immer wird sich ergeben, daß auf irgendeinem Umwege zuletzt das eigene Wohl und Wehe des Handelnden die eigentliche Triebfeder,mithin die Handlung egoistisch, folglich ohne moralischen Wert ist. Nur einen einzigen Fall gibt es, in welchem dies nicht statthat : nämlich wenn der letzte Beweggrund zu einer Handlung oder Unterlassung gerade zu und ausschließlich im Wohl und Wehe irgendeines dabei passiv beteiligten andern liegt ...."
(Arthur Schopenhauer)
Laut Schopenhauer entscheidet die Fähigkeit eines Menschen, das Wohl und Wehe anderer zu seinen Handlungsmotiven zu machen über die moralische Wertigkeit eines Menschen. Hierbei gibt es unterschiedliche Ausprägungen : grausame, gute, gerechte, heilige Menschen. Man vergleiche das mit der unerträglichen Schwarzweißmalerei einer Frau Käßmann. (Professorin ?)
Das aus Schopenhauers Perspektive also fast alle Handlungen egoistisch sind, ist eine bemerkenswert pessimistische Einstellung, aber wessen Lebenserfahrung widerspricht diese Einstellung ?
Dieser Egoismus ist natürlich auch bei unseren Gutmenschen in der Politik zu beobachten, hier kommt er aber perverserweise als Altruismus, der nur das Wohl und Wehe anderer als Motiv hat daher.
Als besonders unverschämt empfinde ich es, dass unsere Gutmenschen ihre Wege zu einem Ziel als moralisch höherwertig empfinden. Dis ist schlicht und ergreifend arrogant.
Interessant ist auch noch, dass laut Schopenhauer Staatshandlungen und politische Handlungen sowieso keinen moralischen Wert haben. Der Staat ist nur dazu da, um die Menschen voreinander zu schützen. Also schon die Existenz von Staaten zeigt ihren Egoismus. Man muss nicht dieser Meinung sein, vielleicht verhilft aber die Rückbesinnung auf unsere wirklichen Denker zu einem realistischeren Politikverständnis, als es momentan zu beobachten ist.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

20.06.2011 17:22
#3 RE: Das Wort zum Montag ... Antworten

Die ganze Diskussion war ziemlich duffus. Nur Norbert Bolz schaffte es etwas Ordnung hereinzubringen.

1) Käßmann kann man vorwerfen, durch vereinfachende Botschaften die reale Politik zu deligitmieren indem sie die moralische Integrität von Politikern in Frage zu stellen. Der Punkt wurde von Bolz und Lindner angesprochen, hätte aber deutlicher gemacht werden können.

2) Der aufgemachte Gegensatz "Pragmatiker vs Idealisten/Visionäre/Leuten mit Zielen" existiert in Wirklichkeit gar nciht. Das hätte man klären sollen. Jeder, auch der Pragmatiker, hat Ziele. Nur im Unterschied zu Frau Käßmann erkennt er Zielkonflikte an statt sie einfach wegzuzaubern ("beten"). Das ist doch genau der Vorwurf dem man Gutmenschen wie Frau Käßmann macht - nicht, dass sie "edle Ziele" haben.

3) Wenn Frau Käßmann sich dann noch stolz als Gutmensch_in bezeichnet ist das die Spitze dessen. Sie geht über die Kritik in gleicher Weise hinweg wie über die Zielkonflikte, durch Ignoranz. Deswegen provoziert die Aussage.

4) Im Grunde genommen ist die Käßmann Botschaft ja "Alles ist gut - auch in Afghanistan. Haltet Euch an den Händen und betet" in Ironie zum "nichts ist gut in Afghanistan"

5) Ich hätte es gerne gesehen, wenn Frau Käßmann nach ihrer Meinung zur Trennung von Kirche und Staat gefragt worden wäre (Stichwort einmischen) und was sie sagen würde, wenn die katholische Kirche Wahlkampf etwa gegen Abtreibung machen würde.

6) Sie kann als Bischöfin ja gerne Ziele formulieren. Wie die zu erreichen sind und wie gegensätzliche Ziele zu gewichten sind, sollte sie aber den Politikern und den Wählern überlassen. Eine Privatmeinung kann sie dazu haben, aber die moralisch nicht höherwertig als die anderer.

notquite Offline



Beiträge: 506

23.06.2011 13:21
#4 RE: Das Wort zum Montag ... Antworten

Zitat
"Nichts ist gut in Afghanistan!" - der Satz, mit dem die evangelische Ex-Bischöfin Margot Käßmann berühmt wurde, markiert diese Haltung idealtypisch. Einerseits übt man radikale Kritik an der bösen Wirklichkeit, andererseits zieht man sich selbst ins Reich der reinen Moral zurück, in dem allenfalls gemeinsame Gebete mit den Taliban erlaubt sind. Politik ist hier längst nur noch Ayurveda für die unschuldige Seele, die sich keinesfalls die Hände schmutzig machen will. "Ich finde Krieg schlicht und ergreifend grauenvoll", schreibt sie in ihrem jüngsten Bestseller "Sehnsucht nach Leben", "und alle Rechtfertigungsversuche für kriegerisches Handeln haben für mich einen schalen Beigeschmack".

Gerne glauben wir, dass Margot auch den Zweiten Weltkrieg schlicht und ergreifend grauenvoll fand, aber diese pseudonaive Kindersprache verrät mehr über sie selbst als über das Wesen des Krieges. Merkwürdig nur, dass sie bis heute nicht ein einziges Mal in Afghanistan war, um Gebetsvorbereitungen mit friedliebenden Taliban zu treffen. Aber darum geht es natürlich gar nicht. Denn: "Frieden fängt ja im eigenen Umfeld an", wie sie in ihrem neuesten Erbauungswerk für die kritische Seele dekretiert.

Hier betrachten wir den Margot-Käßmann-Komplex in seiner reinsten Form: Es geht um den Frieden in mir selbst. Die böse Welt da draußen hat nichts damit zu tun. Sie ist nur eine diffuse Erscheinung hinter den Glasbausteinen des eigenen Glaubens. Deshalb wird man den Satz "Nichts ist gut in Syrien" von der Heiligen Margot niemals hören. Dafür reicht ihre "Fantasie" einfach nicht aus, die nichts anderes ist als der bigotte Moralismus einer frömmelnden Selbstgerechtigkeit.




http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/p...lleton/1487910/

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