Was tun, wenn der Staat Empfängern von Hartz-IV-Leistungen Bildungsmöglichkeiten anbietet, sie von diesen aber offenbar keinen Gebrauch machen wollen? Im Zitat des Tages steht, wie die Ministerin von der Leyen es sich vorstellt.
Leyen hat es wohl die ganzen Jahre nicht geschafft, von einer Mutti zur Ministerin zu werden. Und sie hat es mental wohl nicht geschafft, den erwachsenen Bürger von einem heranwachsenden eigenen Kind zu unterscheiden. Das, was sie anscheinend sozial qualifiziert (u.a. 'erfolgreich' viele Kinder großgezogen zu haben) ist ihr größter Hemmschuh in einem freiheitlichen demokratischen Land qualifizierte Ministerin zu sein.
Bei der inhaltlichen Beurteilung dieses vermurksten "Hilfspakets" sind wir uns wohl einig, lieber Zettel. Aber die Grundrichtung des Artikels stimmt m. E. nicht. Denn es geht ja in der regierungsamtlichen Weltsicht nicht darum, daß die Eltern sich "ihre" Hilfe nicht abholen. Sondern die Zielgruppe sind ja die Kinder und deren Bildungschancen. Und es ist nicht von vorneherein unlogisch, wenn man Sozialarbeiter schickt, wenn die Eltern ihre Kinder "vernachlässigen" und diesen sinnvolle Bildungschancen verschließen, nur weil sie zu faul sind einen Antrag auszufüllen.
Zitat [E]s ist nicht von vorneherein unlogisch, wenn man Sozialarbeiter schickt, wenn die Eltern ihre Kinder "vernachlässigen" und diesen sinnvolle Bildungschancen verschließen, nur weil sie zu faul sind einen Antrag auszufüllen.
Es ist ja schön und gut, dass der Staat so besorgt um seine Kinder ist, lieber R.A.. Aber wo ist denn da die Grenze? Sollte man Eltern aus schlechteren Verhältnissen künftig zwingen, ihre Kinder aufs Gymnasium zu schicken, um jegliche Benachteiligung aufgrund von Desinteresse zu beseitigen? Oder das Erlernen eines Instruments zur Pflicht machen?Ich sehe hierbei eher den Versuch, dass Erziehungsrecht der Eltern systematisch zu untergraben. Zumindest die Tendenz in Richtung Erziehungsdiktatur, in der der Staat über die optimale Ausbildung seiner Bürger bestimmt, schimmert da durch.
Zitat von Daniel I.Aber wo ist denn da die Grenze?
Völlig berechtigte Frage. Einerseits haben wir einen Sozialstaat der nicht duldet, daß Kinder keinerlei Bildung erhalten. Notfalls werden Kinder den Eltern ja sogar weggenommen, das wird auch von Liberalen nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Um umgekehrt sollte es keine beliebige Einmischung geben. Das ist eben eine beständige Abwägungsdiskussion.
Ich wollte nur auf den Logikfehler hinweisen: Die Sozialarbeiter sollen hier nicht losgeschickt werden, weil es um die Eltern geht und die vielleicht keine Hilfe wollen. Sondern die werden wegen der Kinder losgeschickt.
Zitat von R.A.[quote="Daniel I."]Ich wollte nur auf den Logikfehler hinweisen: Die Sozialarbeiter sollen hier nicht losgeschickt werden, weil es um die Eltern geht und die vielleicht keine Hilfe wollen. Sondern die werden wegen der Kinder losgeschickt.
Lieber R.A.,
eine solche Unlogik habe ich aus Zettels Beitrag nicht herausgelesen. Natürlich sind die Eltern im Spiel, weil sie die Anträge stellen, und nicht die Kinder. Und die eltern sind im Spiel, weil sie entscheiden, ob ihre Kinder das Talent zur Musik haben, und ob sie ihre Zeit mit Unterricht verplempern sollen satt vielleicht mit Hausaufgaben, und nicht die Sozialarbeiter.
Geehrter R.A. ich glaube nicht, daß es um das Wohl der Kinder geht. Selbst dann hätte ich gewaltige Bedenken wenn der Staat mehr und mehr Einfluß auf die Erziehung nehmen will. Ich denke das Bildungspaket muß ein Erfolg werden weil sonst ein Grundpfeiler der Bildungs wie auch der Integrations und Sozialpolitik wegfallen würde: Die Behauptung die Menschen seien ja alle an Bildung und sozialem Aufstieg interessiert und werden nur durch Umstände die sie selber nicht zu verantworten haben gehindert. Nur diese Grundannahme rechtfertigt immer mehr Geld an die Sozialindustrie zu überweisen. Würde man sich eingestehen, daß es Menschen gibt die zufrieden sind als Hartz IV Empfänger, Teilzeitarbeiter und was noch alles, oder, daß es unterschiedliche Begabungen gibt, dann müsste man die Schulpolitik ändern, dann müßte man fragen ob manche wirklich noch Hilfe brauchen, dann wären viele Arbeitsplätze in der Sozialindustrie in Gefahr und bräuchte, oh Graus, vielleicht sogar weniger Geld im Sozialhaushalt.
Das darf nicht passieren und deshalb wird das Bildungspaket ein Erfolg.
Zitat von R.A.Bei der inhaltlichen Beurteilung dieses vermurksten "Hilfspakets" sind wir uns wohl einig, lieber Zettel. Aber die Grundrichtung des Artikels stimmt m. E. nicht. Denn es geht ja in der regierungsamtlichen Weltsicht nicht darum, daß die Eltern sich "ihre" Hilfe nicht abholen. Sondern die Zielgruppe sind ja die Kinder und deren Bildungschancen.
Ja gewiß. Aber für die Bildungschancen ihrer Kinder sind in einer freien Gesellschaft ihre Eltern zuständig, oder? Noch ist ja nicht der Staat der Erziehungsberechtigte; obwohl ich den Eindruck habe, daß dies von der Leyen vorschwebt.
Zitat von R.A. Und es ist nicht von vorneherein unlogisch, wenn man Sozialarbeiter schickt, wenn die Eltern ihre Kinder "vernachlässigen" und diesen sinnvolle Bildungschancen verschließen, nur weil sie zu faul sind einen Antrag auszufüllen.
Unlogisch ist es nicht, nur sozialistisch.
Sofern der Staat für die Bildung der Kinder zuständig ist, ist er das im Rahmen der Schulpflicht. Die Ministerien, die sich um die Einhaltung der Schulpflicht zu kümmern haben, sitzen bekanntlich in den Bundesländern.
Frau von der Leyen ist Arbeits- und Sozialministerin. Bildung fällt überhaupt nicht in ihre Zuständigkeit. Sie hat für Arbeit zu sorgen und dafür, daß Arbeitslose anständig leben können. Punkt.
Das Urteil des BVerfG gibt es dem Gesetzgeber in keiner Weise auf, sich um die die Bildung der Kinder zu kümmern. Es soll lediglich bei der Berechnung des Bedarfs berücksichtigen, und zwar im Detail, daß den Eltern bestimmte Ausgaben für die Bildug ihrer Kinder entstehen.
Das heißt nicht, daß jedes Elternpaar diese Ausgaben hat oder haben will. So wenig, wie die Ausgaben für Kinobesuche in dem der Berechnung zugrundeliegenden Warenkorb einschließen, daß sie regelmäßig ins Kino gehen müssen.
Daß es kaum jemanden stört - nicht einmal Sie als Liberalen, lieber R.A. -, wenn der Staat sich in dieser Weise in die Belange der Eltern einschaltet, ist leider bezeichnend für den Zustand dieses Landes im Jahr 2011.
Zitat von R.A.Einerseits haben wir einen Sozialstaat der nicht duldet, daß Kinder keinerlei Bildung erhalten. Notfalls werden Kinder den Eltern ja sogar weggenommen, das wird auch von Liberalen nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Um umgekehrt sollte es keine beliebige Einmischung geben. Das ist eben eine beständige Abwägungsdiskussion.
Es ist eine Abgrenzungsentscheidung.
Den Staat geht zunächst einmal die Erziehung der Kinder außerhalb des schulischen Bereichs nichts an. Er kann Angebote bereitstellen; aber es ist die freie Entscheidung der Eltern, ob sie davon Gebrauch machen.
Wenn nun allerdings Eltern ihre Kinder offenkundig vernachlässigen, dann kann sich der Staat als ultima ratio einschalten; es ist im Grunde so etwas wie eine partielle Entmündigung der Eltern. Dann wird das Jugendamt tätig.
Ich habe in dem Artikel den Ausdruck "ordentliche Familien" verwendet. Damit meinte ich alle Familien, die kein Fall für das Jugendamt sind; die also ihre Kinder nicht offensichtlich vernachlässigen.
Was von der Leyen will, ist eine flächendeckende Zuständigkeit der Jugendämter. Jede Familie von Hartz-IV-Empfängern, die nicht hinreichend von dem "Bildungspaket" Gebrauch macht, soll ein Fall für das Jugendamt werden.
In der gestrigen Diskussion wurde bereits von irgendwem darauf hingewiesen, daß es gar nicht genug Sozialarbeiter gibt, um diese "Hausbsuche" bei Hunderttausenden durchzuführen. Nun, diese Stellen kann man schaffen. Es liegt in der Logik von der Leyens, das zu tun - zur Betreuung aller Bürger, die ihre Kinder nicht so erziehen, wie der Staat es will.
Zitat von R.A.Ich wollte nur auf den Logikfehler hinweisen: Die Sozialarbeiter sollen hier nicht losgeschickt werden, weil es um die Eltern geht und die vielleicht keine Hilfe wollen. Sondern die werden wegen der Kinder losgeschickt.
Ja eben. Was Sie Unlogik nennen, lieber R.A., nenne ich das Erziehungsrecht der Eltern.
Herzlich, Zettel
Friedrich
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29.06.2011 18:19
#10 RE: Zitat des Tages: Das nicht angenommene Bildungspaket
Zitat Zettel Daß es kaum jemanden stört - nicht einmal Sie als Liberalen, lieber R.A. -, wenn der Staat sich in dieser Weise in die Belange der Eltern einschaltet, ist leider bezeichnend für den Zustand dieses Landes im Jahr 2011.
Nun denn, es stört mich und zwar massiv. Nur gibt es etwas was mich weitaus mehr beschäftigt. Stellen Sie sich vor Sie wollen Bildung aber Ihr Geld ist nichts mehr wert. Sie sparten damit Ihre Kinder "versorgt" sind und die Mittel Ihre Kinder versorgen zu können werden Ihnen genommen.
Man beachte auch wer unsere Kinder "bilden" darf/soll. Wem da nicht das Grausen überkommt, ist schon recht gut konditioniert. Oder nicht?
Ironischerweise fällt Schule offensichtlich auch nicht unter Arbeit und daher kann es davon auch für unsere Kinder nicht genug geben. Und die Richtung geht zur Ganztagsschule. Das muß man sich mal vorstellen....
Und noch eine kleine Bitte: Wenn Sie etwas schreiben - zitieren Sie dann bitte, worauf und/oder auf wen Sie sich beziehen. Wie das geht, finden Sie hier beschrieben.
Wenn man sich die Beiträge im Flat-Modus ansieht (was praktisch ist, weil man nicht jeden Beiträg neu anzukliken braucht), dann findet man z.B. jetzt bei Ihnen nur ein "Danke!". Aber wem danken Sie?
Zitat von HaderthauerDie Teilhabepauschale muss ab sofort bar ausgezahlt werden
So einfach ist das. Warum bin ich nicht draufgekommen?
Welche Quote Frau Haderthauer anscheinend erfüllt möchte ich hier lieber nicht schreiben.
Wie wäre eine Kombi-Idee mit Sozialarbeitern, die in bedürftigen Familien Bargeld verteilen?
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Gürteltier
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29.06.2011 21:57
#15 RE: Zitat des Tages: Das nicht angenommene Bildungspaket
Zitat von R.A.Aber die Grundrichtung des Artikels stimmt m. E. nicht. Denn es geht ja in der regierungsamtlichen Weltsicht nicht darum, daß die Eltern sich "ihre" Hilfe nicht abholen. Sondern die Zielgruppe sind ja die Kinder und deren Bildungschancen.
Zitat von Volkmar WeissUm das Elend der verstädterten Massen zu lindern, erließ Bismarck die ersten Sozialgesetze, um den Forderungen der nach allgemeiner Gleichheit drängenden Sozialisten und Kommunisten die Spitze zu nehmen. Hatten die Leistungsschwachen Kinder, so forderten und erhielten sie für sie staatliche Unterstützung, je leistungsschwächer die Mutter war, desto mehr Unterstützung erhielt sie. Auf diese Weise begann die Züchtung der Dummheit. Seit etwa 1900 haben die Armen im Durchschnitt die meisten Kinder.
Zitat von Volkmar WeissDer Sozialstaat schafft einen Mechanismus, bei dem derjenige, der rechnen kann, kinderlos bleibt, und derjenige, der nicht rechnen kann, mit seiner Kinderschar munter die Springquellen der gesellschaftlichen Umverteilung anzapft. Auf diese Weise geht es mit dem geistigen Leistungsniveau des Landes unaufhaltsam bergab.
Zitat von Volkmar WeissDa es keine Dummen mehr gibt, sondern nur noch „Bildungsarme“, so wird heute jede Bildungs- und Sozialpolitik vorrangig alles daran setzen, durch zusätzliche Zuwendungen die vorhandenen Kinder aus Armut zu retten und die relativ zahlreichen Wählerstimmen ihrer Eltern zu gewinnen. Welcher anständige Mensch könnte etwas dagegen einwenden? Es ist der sichere Weg, um Dummheit geradezu zu züchten.
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