Ich halte mich für einigermaßen humorvoll; naja, das meinen vielleicht viele ganz zu Unrecht von sich. Aber wie auch immer - jedenfalls interessiert mich der Humor und das Lachen. Ich habe deshalb immer einmal wieder darüber geschrieben.
Der jetzige Artikel ist durch einen Essay von Elke Schmitter ausgelöst worden, den ich gar nicht so lustig fand. Er liegt schon vier Wochen zurück; aber das Thema veraltet ja nicht so schnell. Solche Themen notiere ich mir, sammle Material, und irgendwann erscheinen sie dann vielleicht in ZR.
Zitat von ZettelIch halte mich für einigermaßen humorvoll; naja, das meinen vielleicht viele ganz zu Unrecht von sich.
Elke Schnitters Verhältnis zum Humor scheint dem zum Theater zu gleichen. Weder gibt es für sie einen Unterschied zwischen Witz und Humor noch gelingt es ihr offenbar seit der Studienzeit, sich mit einem Thema journalistisch auseinanderzusetzen, dass sie nicht anödet. Sehr aufschlussreich dagegen fand ich ihren Artikel, lieber Zettel. Als kleine Ergänzung zwei Zitate aus Sigmund Freuds "Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten" und "Der Humor":
Zitat Jeder Witz verlangt (so) sein eigenes Publikum, und über die gleichen Witze zu lachen ist ein Beweis weitgehender psychischer Übereinstimmung.
Und über den Humor schreibt er folgendes:
Zitat Mit seiner Abwehr der Leidensmöglichkeiten nimmt er einen Platz ein in der großen Reihe jener Methoden, die das menschliche Seelenleben ausgebildet hat, um sich dem Zwang des Leidens zu entziehen, einer Reihe, die mit der Neurose anhebt, im Wahnsinn gipfelt und in die der Rausch, die Selbstversenkung, die Ekstase einbezogen sind. Der Humor dankt diesem Zusammenhange eine Würde, die z.B. dem Witze völlig abgeht, denn dieser dient entweder nur dem Lustgewinn, oder er stellt den Lustgewinn in den Dienst der Aggression.
Allerdings wundere ich mich, dass der Name von Henri Bergson nicht auftaucht. *Der* Humortheoretiker schlechthin, der viele der empirischen Beobachtungen des Artikels bestätigt hätte (sie finden sich in ähnlicher Form in seiner schmalen Schrift "Das Lachen" (1900)). Bergson vertritt sehr stark die Theorie eines gesellschaftlich sanktionierenden Lachens.
Allerdings sind damit m. E. noch nicht alle Formen des Humors abgedeckt; eine interessante Erweiterung macht Michel Tournier in "Der Wind Paraklet", wo er zwischen rosa Humor, schwarzem Humor und weißem Humor unterscheidet. Ersterer ist gesellschaftlich, zweiterer rührt schon ein wenig am gesellschaftlichen Fundament und letzterer übersteigt den gesellschaftlichen Aspekt ins Metaphysische.
wenn es nicht gar zu eitel wirkt, darf ich auf eine kleine Publikation von mir verweisen, die dieses Schema in Beziehung zum so genannten "kranken" Humor setzt: “Der sick humor und die Farbenlehre des Humors – eine Begriffsbestimmung”, in: Christian Hoffstadt/Stefan Höltgen (Hrsg.): Sick Humor, Komik und Gewalt Bd. 1, Bochum: Projekt 2011, 41-50.
Zitat von ReaderDanke, lieber Zettel, für diesen Artikel! Herzlich, R.r
Danke zurück für den Dank, dear Reader.
Ich kann ihn gebrauchen, denn nach wie vor ist es leider so, daß diese Artikel zu nichtpolitischen Themen nicht nur hier im kleinen Zimmer auf geringes Interesse stoßen, sondern auch in ZR nur ungefähr halb so häufig gelesen werden wie die politischen.
Aber egal - ich habe über das Lachen mit Vergnügen geschrieben, und das ist ja auch was.
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