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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.07.2011 12:50
Marginalie: Attentat in Kandahar Antworten

Dieses Attentat war Stratfor eine Red Alert wert, deren Inhalt ich einfach einmal weitergebe.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

13.07.2011 05:15
#2 RE: Marginalie: Attentat in Kandahar Antworten

Zitat von Zettel
Dieses Attentat war Stratfor eine Red Alert wert, deren Inhalt ich einfach einmal weitergebe.

Dazu gibt es jetzt in der FAZ einen kenntnisreichen Artikel von Friederike Böge, die die erste Analyse von Stratfor bestätigt und ergänzt.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.07.2011 07:52
#3 Attentat in Kandahar: Etwas zum Hintergrund Antworten

Zitat von Zettel
Dieses Attentat war Stratfor eine Red Alert wert, deren Inhalt ich einfach einmal weitergebe.

Inzwischen gibt es eine detaillierte Analyse von Stratfor, die auch ein Licht auf die allgemeine Situation in Afghanistan wirft:

Wer hinter dem Anschlag auf Präsident Karzais Halbbruder Ahmed Wali Karzai steckt, ist derzeit ganz unklar. Der Attentäter, Sadar Mohammad, der bei der Tat selbst ums Leben kam, gehörte nicht nur wie Karzai dem Volk der Paschtunen an, sondern auch demselben Stamm, den Popolzai. Er war ein langjähriger Vertrauter der Familie Karzai und in deren Geschäfte verwickelt. Da könnten ebenso persönliche Rechnungen beglichen worden sein, wie daß ein politisches Motiv vorlag.

Ahmed Wali Karzai hatte in der Provinz Kandahar ein komplexes Netzwerk von Abhängigkeiten und Beziehungen aufgebaut, wie es für Afghanistan charakteristisch ist - Politik, Drogenhandel, Bankgeschäfte, Deals mit den Taliban. Ein Beispiel: Ahmed Wali Karzai hatte seine Finger in einer Kabuler Bank, die ihrerseits mit der ISAF zusammenarbeitete. Nach seinem Tod zogen afghanische Mitarbeiter der ISAF sofort ihr Geld von dieser Bank ab.

Aus der Sicht von Stratfor hat just diese Kungelei und Verflechtung zwischen Politik, Geschäft und Verbrechen, die in Afghanistan eine lange Tradition hat, zu einer gewissen Stabilität in Kandahar geführt. Diese Stabilität ist jetzt bedroht, wenn es nicht gelingt, dort einen Mann als Nachfolger zu finden, der ein vergleichbares Netzwerk aufbauen kann.



Wenn man so etwas liest, dann bekommt man einen Begriff davon, welche Eselei des Westens es gewesen war, den Präsidenten Karzai der "Korruption" zu bezichtigen und ihn international zu desavouieren. Damals begann der Niedergang seiner Macht, weil die Afghanen zu Recht den Eindruck hatten, daß der Westen ihn nicht mehr voll unterstützte. In Afghanistan orientiert man sich dorthin, wo die Macht ist und wo sie vor allem in Zukunft erwartet wird.

Ich erinnere mich an andere Berichte, wonach in Afghanistan hohe Posten so verkauft werden wie die Posten von Steuereintreibern im Alten Rom. Man muß den Posten für einen hohen Betrag kaufen und erwirbt damit das Recht, seinerseits für alles, was man in Ausübung der betreffenden Macht tut, Bakschisch zu kassieren. Vor allem kann der Inhaber eines hohen Amts, sagen wir ein Gouverneur, seinerseits von jedem, dem er ein Amt gibt, einen angemessenen Kaufpreis verlangen, den dieser sich natürlich mit Profit wieder in Ausübung dieses Amts zurückholt.

Das ist ein, wenn man so will, ehrliches System, das auf Treu und Glauben basiert. Hinzu kommen die Stammes-Loyalitäten und die Unentbehrlichkeit des Drogenanbaus und -Handels, der einen bescheidenen Wohlstand ins Land bringt. Hinzu kommt weiter, daß Konflikte traditionell, wenn es nicht anders geht, mit Waffengewalt ausgefochten werden. Jeder Mann, der etwas auf sich hält, trägt eine Waffe. Die Taliban sind Teil dieses Systems, in dem sie sich durch die Macht ihrer Waffen ihre Anteile sichern können.

In einer solchen Gesellschaft einen demokratischen Rechtsstaat nach westlichem Vorbild von außen her errichten zu wollen, war und ist ein Unding. Man hätte den Einfluß der Taliban nur brechen können, indem man die Afghanen davon überzeugt, daß Karzai sich langfristig auf die Militärmacht des Westens verlassen kann und es deshalb klug ist, sich ihm anzuschließen.

Das hat Bush versucht; Obama hat es nie versucht. Obamas "Surge", der mit der Ankündigung des eigenen Rückzugs nach einem festen Zeitplan verbunden war, war die nutzlose Verschwendung von Geld und das nutzlose Opfern von Menschen. Er war die Botschaft an die Afghanen: Orientiert euch hin zu denen, die bald die Stärkeren sein werden, sobald Obamas Truppen abziehen.

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