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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 45 Antworten
und wurde 6.502 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.07.2011 16:23
Marginalie: Mobbing in Kreuzberg Antworten

Was Thilo Sarrazin in Kreuzberg widerfuhr, leicht verfremdet.

Juno Offline



Beiträge: 332

17.07.2011 17:55
#2 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg Antworten

Passend dazu:
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/d...er_und_modelle/

Zitat
Als herrschende Vorstellung von der politischen Gliederung der Gesellschaft hat sich das Modell der parlamentarischen Sitzeverteilung und des zugehörigen Wahlvolkes durchgesetzt. Man geht davon aus, dass die Mitte der Gesellschaft so eben durchschnittlich ist und die einen eher links sind und die anderen eher na ja vielleicht nicht gleich rechts, aber etwas weiter dann halt doch.

So ist es seit hundert Jahren, das haben wir seitdem immer so gemacht, wobei wir als links verstehen, was die kleinen Leute vertritt und auf Fortschritt setzt, und rechts ist kaisertreu und hält am Veralteten fest und führt letztlich zu Krieg und Verderben.

Links ist also erst mal irgendwie netter. Stellt man sich eine kleine Linke vor, ist sie sympathischer als die ebenfalls imaginierte kleine Rechte.

Diesem Basisbild folgend sieht man weiter, dass es weiter hinten in beiden Richtungen Extreme gibt. Rechtsextreme sind dabei sehr mies, wobei Linksextreme beim Verfolgen der sympathischen Ziele zu weit gehen und wegen der Existenz der Rechtsextremen als Ausgleich wirken; wer sonst soll denen eins aufs Maul verpassen.

Dies ist das Gesellschaftsmodell, das wohl niemand anzweifelt.



Im zweiten Teil des Textes wird dann ein zweites Gesellschaftsmodell ausgeführt, Fazit:

Zitat

Die antidemokratischen Extremisten unterteilen sich, da es einiges zu holen gilt, in rivalisierende Banden, sogenannte linke, rechte und noch welche.
Dieses Modell ist nicht wahrer als das erstere, aber mindestens genauso tauglich zum Verständnis der Umstände, und das ist es, was ein Modell zu leisten hat.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

17.07.2011 18:50
#3 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg Antworten

Lieber Juno,
nur in Kreuzberg sind diejenigen welche Sarrazin gemobbt haben, vermutlich gar nicht so links, wenn überhaupt. Linke oder antinationalistische Positionen sind unter Kreuzbergern mit türkischem oder arabischen Hintergrund eher die Ausnahme. Und der spaziergehende Autor war vor noch nicht allzu langer Zeit Senator in einer sozialdemokratisch/kommunistischen Regierung.
Grüße Erling Plaethe

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.07.2011 22:01
#4 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg Antworten

Hier ergänzend der Bericht von Güner Balci, die Sarrazin auf seinem Gang durch Kreuzberg begleitete.

notquite Offline



Beiträge: 506

18.07.2011 10:19
#5 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg Antworten

So ist das halt, wenn man sich als Angehöriger einer Minderheit in einer "national befreiten Zone" bewegt ...

Eierkopp Offline



Beiträge: 221

18.07.2011 10:29
#6 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg Antworten

Zitat von notquite
...als Angehöriger einer Minderheit...


Kommt immer darauf an, was für einer Minderheit man angehört.

Zitat von Wowereit
Ich zeige dem Oberhaupt der katholischen Kirche gern eine offene und tolerante Weltstadt, in der jeder nach seiner Lebensauffassung glücklich sein kann.


klick

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

18.07.2011 12:16
#7 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg Antworten

Zitat von Zettel
Was Thilo Sarrazin in Kreuzberg widerfuhr, leicht verfremdet.

Am Ende des kleinen Artikels heißt es:

Zitat
Nehmen wir aber einmal an, es hätte sich so abgespielt, wie ich es verfremdet habe: Was wäre dann wohl morgen die Reaktion in der deutschen, vielleicht in der internationalen Presse? Und wie wird sie tatsächlich sein?

Bisher ist die Reaktion, soweit ich sehe, nahezu null. Nur Buschkowsky scheint sich bisher geäußert zu haben.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

18.07.2011 12:19
#8 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg Antworten

Zitat von Zettel
Bisher ist die Reaktion, soweit ich sehe, nahezu null. Nur Buschkowsky scheint sich bisher geäußert zu haben.



In der BILD ist das Thema auf Seite 1

Gruß, Martin

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

18.07.2011 12:38
#9 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg Antworten

Zitat von Martin

Zitat von Zettel
Bisher ist die Reaktion, soweit ich sehe, nahezu null. Nur Buschkowsky scheint sich bisher geäußert zu haben.

In der BILD ist das Thema auf Seite 1


Meinen Sie diesen Bericht? Auch da findet sich freilich keine Stellungnahme eines Politikers.

Hätte es sich es so herum zugetragen, wie ich es in dem Artikel verfremdet habe - deutschlandkritischer Autor wird von Rechtsextremen gemobbt und eines deuschen Lokals verwiesen -, dann wären heute die Zeitungen voll mit empörten Stellungnahmen.

Jetzt aber ist laut und vernehmlich das Schweigen im Walde zu hören.

Die Rechte Andersdenkender interessieren offenbar nur dann, wenn die Andersdenkenden denken wie man selbst.

Herzlich, Zettel

notquite Offline



Beiträge: 506

18.07.2011 13:38
#10 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg Antworten

Zitat von Zettel
Bisher ist die Reaktion, soweit ich sehe, nahezu null. Nur Buschkowsky scheint sich bisher geäußert zu haben.



Es gibt schon auch andere Reaktionen, die Sarrazin unterstützen:

Zitat
Dagegen unterstrich der Berliner CDU-Vorsitzende Frank Henkel, Beschimpfungen seien nicht hilfreich: „Sarrazin ist kein Rassist.“ Auch der FDP-Landeschef Christoph Meyer betonte, der Vorgang reihe sich in die hysterische Debatte um die Integrationspolitik ein.



Die Reaktionen der linken Berufsmigranten sind allerdings wie zu erwarten an Niederträchtigkeit nicht zu überbieten:

Zitat
„Wer austeilt wie Sarrazin, muß auch einstecken können. Die Leute mußten auch in vielen Diskussionen viel einstecken“, sagte der integrationspolitische Sprecher der SPD im Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, nach einem Bericht der Berliner Morgenpost.

Der Grünen Abgeordnete Özcan Mutlu zeigte sich erfreut „über die politische Sensibilität“ seiner „türkischen Mit-Kreuzberger“.



Speziell diese letzte Formulierung lässt an NEUSPRECH denken. Das setzt aber voraus, dass man Mutlu eine sehr gute Beherrschung der Landessprache unterstellt. Mit Blick auf seine diversen Auftritte in Talkshows ist das nicht zwingend.

http://www.jungefreiheit.de/Single-News-...b78f2c60.0.html

Martin Offline



Beiträge: 4.129

18.07.2011 14:39
#11 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg Antworten

Zitat von Zettel
Meinen Sie diesen Bericht? Auch da findet sich freilich keine Stellungnahme eines Politikers.



Lieber Zettel,

so genau kann ich das nicht sagen. Die BILD hing/lag heute morgen an der Tankstelle aus, mit Sarrazin auf der Titelseite. Ich hätte gar nicht sehr darauf geachtet, wenn ich nicht zuvor Ihren Beitrag gelesen hätte.

Der online-Beitrag sieht allerdings in der Aufmachung eher nach Schadenfreude auf Kosten Sarrazins aus, als nach Empörung über diese neue Art Apartheid, bleibt also die Publikumsreaktion außerhalb Kreuzbergs abzuwarten. Vielleicht gibt es mal eine Retourkutsche, und ein geeigneter Kandidat mit türkischen Wurzeln wird nächstens aus einem Lokal komplimentiert. Dann könnten wir ja die öffentlichen Reaktionen vergleichen.

Gruß, Martin

tekstballonnetje Offline



Beiträge: 235

18.07.2011 21:39
#12 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg; TBB Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Zettel
Was Thilo Sarrazin in Kreuzberg widerfuhr, leicht verfremdet.

Am Ende des kleinen Artikels heißt es:

Zitat
Nehmen wir aber einmal an, es hätte sich so abgespielt, wie ich es verfremdet habe: Was wäre dann wohl morgen die Reaktion in der deutschen, vielleicht in der internationalen Presse? Und wie wird sie tatsächlich sein?

Bisher ist die Reaktion, soweit ich sehe, nahezu null. Nur Buschkowsky scheint sich bisher geäußert zu haben.





Dafür meldet sich die Gegenseite:

Zitat

"Es ist wirklich mehr als peinlich, wenn "Aspekte", ein renommiertes Kulturmagazin, es offensichtlich nötig hat, einen solch vorhersehbaren Eklat zu inszenieren", erklärte dagegen der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, am Montag. "Wer Thilo Sarrazin unter sichtbarer filmischer Beobachtung durch Berlin-Kreuzberg und Neukölln schickt", der müsse mit "wütenden Reaktionen" rechnen, so Zimmermann.

Der Türkische Bund Berlin-Brandenburg (TBB) bezeichnete den Kreuzberg-Besuch Sarrazins als "Provokation". "Wenn so einer samt Fernsehteam jetzt plötzlich nach Kreuzberg kommt, um angeblich einen kulturellen Dialog zu führen, dann will er wahrscheinlich bald ein neues Buch veröffentlichen", erklärte TBB-Sprecher Hilmi Kaya Turan.



Quelle: Kritik an Provo-Tour mit Sarrazin




Im Mai veröffentlichte der TBB übrigens folgenden Text:

Zitat

Aufgemuntert von rassistischen Attacken der Rechtspopulisten Sarrazin und seiner Wegbereiter wollten die Neonazis unter dem Motto "Wahrheit macht frei“ in Kreuzberg marschieren. Mit migrantenfeindlichen Parolen gingen sie auf die Migrant/innen los. Nach Medienberichten sollen regelrechte Jagdszenen beobachtet worden seien.

Die geplante Demonstration in Berlin-Kreuzberg konnte durch das Einschreiten aufrechter Demokrat/innen nach kurzer Zeit beendet werden.

[...]

„Die Erfahrungen aus Solingen, Mölln, Hoyerswerda dürfen nicht vergessen werden. Es müssen endlich Gesetze her, die nicht nur die Vollstrecker, sondern auch die Anstifter wie Sarrazin zu Verantwortung ziehen und entsprechend bestrafen“, so Turan weiter.




Quelle: Die neonazistischen Übergriffe in Kreuzberg

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

18.07.2011 22:53
#13 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg; TBB Antworten

Zitat von tekstballonnetje

Zitat von TBB

Aufgemuntert von rassistischen Attacken der Rechtspopulisten Sarrazin und seiner Wegbereiter wollten die Neonazis unter dem Motto "Wahrheit macht frei“ in Kreuzberg marschieren. Mit migrantenfeindlichen Parolen gingen sie auf die Migrant/innen los. Nach Medienberichten sollen regelrechte Jagdszenen beobachtet worden seien.



Äh ... was? Neonazis machten in Kreuzberg Jagd auf Migrant_Innen??? In welchen Medienberichten war das denn zu lesen? Und vor allem ... wo sind seitdem die republikumspannenden Zivilcourage-Lichterketten? Verschweigen die doitschen rechtspopulistischen Medien und Politiker etwa dieses Barbarentum? Ist es schon wieder soweit?

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Schwaeioufel Offline



Beiträge: 27

18.07.2011 23:02
#14 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg; TBB Antworten

Hier in bewegten Bildern:http://www.youtube.com/user/fluxus606#p/a/u/0/S86S5D9Ry10
Zum Niveau der Diskussion braucht man nichts mehr zu sagen. Wahrscheinlich hat nicht ein einziger sein Buch gelesen und sich dafür hinreichend falsch aus den Medien bedienen lassen.(Beachten Sie bitte die Sprachkenntisse)
Ich lebe jetzt 25 Jahre in Kreuzberg, ca. 1997 kam Schönbohm mit "Leitkultur" und "Parallelgesellschaft". Damals habe ich gedacht, der übertreibt, das alles wird sich auswachsen. Er hat leider recht behalten.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

18.07.2011 23:57
#15 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg; TBB Antworten

Zitat von Schwaeioufel
Hier in bewegten Bildern:http://www.youtube.com/user/fluxus606#p/a/u/0/S86S5D9Ry10


So stelle ich mir eine No-go-area vor (obwohl im Osten lebend, kenne ich die ja lediglich aus Politikermunde). Des nächtens und ohne Kamera hätte einer Knüppel- und Messer-"Rangelei", bzw einem "Streit aus nichtigem Grunde" wohl nichts mehr im Wege gestanden.

Zitat
"Du hast kein Recht hier zu sein! Ich habe Recht! Ich lebe hier, du nicht!"


Mahlzeit.

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

20.07.2011 00:31
#16 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg; TBB Antworten

Zitat von tekstballonnetje
Dafür meldet sich die Gegenseite:

Zitat

"Es ist wirklich mehr als peinlich, wenn "Aspekte", ein renommiertes Kulturmagazin, es offensichtlich nötig hat, einen solch vorhersehbaren Eklat zu inszenieren", erklärte dagegen der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, am Montag. "Wer Thilo Sarrazin unter sichtbarer filmischer Beobachtung durch Berlin-Kreuzberg und Neukölln schickt", der müsse mit "wütenden Reaktionen" rechnen, so Zimmermann.
(...)



Quelle: Kritik an Provo-Tour mit Sarrazin




Und dafür gibt es jetzt auch Watschen von der FAZ.

Zitat von FAZ
Dass er die Presse- und Meinungsfreiheit mit Füßen tritt, ficht den Eiferer Zimmermann nicht an. Was kommt als Nächstes – Schwarze Listen und Zensur?



P.S. Beim Politblog mit den zwei Buchstaben gibt es übrigens Bilder des "Aufeinandertreffens" mit der alewitischen Gemeinde. Anscheinend waren auch zwei stadtbekannte Linksaußen unter den empörten Gläubigen.

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.07.2011 09:14
#17 Zettels Meckerecke: Selbstdemontage des Deutschen Kulturrats Antworten

Nicht nur gab es so gut wie keine Verurteilung des Mobbing gegen Thilo Sarrazin; sondern inzwischen wird der Spieß umgedreht: Die Opfer des Pöbels - Sarrazin, aber auch die Autorin Güner Balci und das ZDF - werden beschuldigt. Und das nicht nur von Lokalpolitikern, die offenbar das Einmaleins der Demokratie noch nicht gelernt haben, sondern von keinem Geringeren als dem Chef einer der mächtigsten deutschen Kulturorganisationen.

Auf die Sendung am Freitag bin ich gespannt - auf ihren Inhalt; mehr noch darauf, ob "Aspekte" den Bericht überhaupt bringt.

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

20.07.2011 09:58
#18 RE: Zettels Meckerecke: Selbstdemontage des Deutschen Kulturrats Antworten

Wo ist dann noch der Unterschied zu "Deutsche wehrt Euch, kauft nicht bei Juden?" oder "Moslems wehrt Euch, kauft nicht bei Deutschen"....
Gibt es eigentlich noch einen Hauch von Verstand bei unseren Delebets? Oder ist es zwingend erforderlich den Gebrauch direkt nach der Wahl einzustellen.
Wiese darf eine SPD hetzen und warum war dann die "arme" SPD ein Opfer der Fachisten. Ich kann verdammt noch mal den Unterschied nicht mehr erkennen.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

20.07.2011 10:26
#19 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg Antworten

@Zettel

Das ist ja mittlerweile Usus. Den Rechten werden schon seit langem jegliche ihr in der Demokratie zustehenden Rechte verweigert. Und Gewalt gegen sie wird nicht nur stillschweigend sondern kaum noch heimlich begrüßt. Das stört einen relativ wenig, weil rechte nunn mal unsympathisch sind

Aber das Ganze macht eine weitere Wendung, in dem einfach jede nichtlinke Position als Rechts diffamiert wird - mit den entsprechenden Folgen. Wer skeptisch gegen die EU ist ist rechts, wer für einen säkulären Staat ist ist rechts, wer sich wegen gewisser Einwanderung sorgt ist selbstverständlich rechts. Im letzen Jahr wurde ja sogar versucht, der FDP den Stempel rechtspopulistisch aufzudrücken. Gabriel und Sommer haben sie in einem Atemzug mit der NPD genannt.

Mir macht es immer wieder deutlich, dass wir sehr aufpassen müssen. Es gibt die Neigung, zu vergessen, was Grundrechte und Formalia sind und wozu sie da sind. Stattdessen wird mit einem emotionalisiertem "gut-böse" Schema agiert.

Hias Offline



Beiträge: 138

20.07.2011 11:18
#20 RE: Zettels Meckerecke: Selbstdemontage des Deutschen Kulturrats Antworten

Hm, das erinnert mich an was. Nämlich an das:
http://www.oktoberfest-live.de/nachricht...ive-874839.html

Zunächst mal, ich finde es natürlich nicht in Ordnung, dass Sarrazin massiv angegangen wird. Das macht man nicht in einer Demokratie.
Aber, was mir auffällt:
Erstens: Ich hab bisher irgendwie nur massiv einseitige Berichte gelesen. Der Artikel in der Welt war von Thilo Sarrazin selber und der Artikel in der FAZ war ja wohl weit entfernt von jeder seriösen Berichterstattung. Nur mal als Beispiel aus dem Artikel: "dessen Pressemitteilungen Redaktionen jeden Tag nerven" "Er faselt" und "Eiferer Zimmermann". Wenn ich sowas lese, dann nehme ich die Bewertung des Vorgangs durch die Autor nicht mehr ernst, da sie doch wohl eindeutig voreingenommen ist.

Zweitens: Der Wirt will Geld verdienen und es ist sein gutes Recht, wenn er der Meinung ist, dass ein gast geschäftsschädigend ist, dass er ihn nicht bedient, oder nicht?

Drittens: Auch wenn die Reaktionen der Kreuzberger eindeutig so nicht in Ordnung sind, kann ich doch nachvollziehen, dass sie sauer sind. Sarrazin hat mehr als einmal (vom Buch rede ich nicht, da ich es nicht gelesen habe) deutlich gemacht, was er von den Türkischstämmigen Mitbürgern hält.

Viertens: Ich hab ein Riesenproblem, mit dem was die Medien da veranstalten. Jemand sagt irgendwas oder macht irgendwas. Das wird dann massiv aufgebauscht, teilweise verzerrt dargestellt. Dann schürrt man noch ein bisschen die Ressentiments (Rassistisch, Multi-Kulti-Kiez, etc) und zum krönenden Abschluss geht man mit dem Urheber dorthin, wo man fast sicher die Idioten der anderen Seite trifft, so dass es wunderbar zum Eklat kommt. Das gibt richtig tolle Bilder und man hat die nächste Story auf der man wieder wochenlang rumreiten kann.

Und dieses Spiel ist nicht neu, in Bayern hat man es ein paar Monate lang gespielt:
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inha...c2bffaa112.html
http://www.oktoberfest-live.de/nachricht...ive-874839.html

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

20.07.2011 12:20
#21 RE: Zettels Meckerecke: Selbstdemontage des Deutschen Kulturrats Antworten

Zitat von Hias
Ich hab bisher irgendwie nur massiv einseitige Berichte gelesen.



Das hoffe ich doch. Wie sollte man denn "neutral" über diese Sache berichten?

Aber es gibt nicht nur den Bericht in der "Welt", und auch nicht nur den Feuilleton-Beitrag (!=Berichterstattung, btw) der FAZ, sondern die Onlineplattformen der "Süddeutschen", des "Focus", des "Spiegel" oder der WAZ, um nur einige zu nennen, haben ebenfalls berichtet. Vielleicht gefallen die dir besser.

Zitat von Hias
Wenn ich sowas lese, dann nehme ich die Bewertung des Vorgangs durch die Autor nicht mehr ernst, da sie doch wohl eindeutig voreingenommen ist.



Du solltest ausnahmslos bei jedem Journalisten von einer Voreingenommenheit ausgehen. Alles andere wäre unrealistisch.

Zitat von Hias
Der Wirt will Geld verdienen und es ist sein gutes Recht, wenn er der Meinung ist, dass ein gast geschäftsschädigend ist, dass er ihn nicht bedient, oder nicht?



Dem Wirt wird ja auch nur selten ein Vorwurf gemacht. Der Punkt ist eher, wie denn das "geschäftsschädigend" zustande kommt, nämlich dadurch, dass vor der Gaststätte sich ein pöbelnder Mob eingefunden hatte und der Wirt aus Erfahrungen eines Beckstein-Besuches schon wusste, was da alles drohen könnte.

Zitat von Hias
Das wird dann massiv aufgebauscht, teilweise verzerrt dargestellt. Dann schürrt man noch ein bisschen die Ressentiments (Rassistisch, Multi-Kulti-Kiez, etc) und zum krönenden Abschluss geht man mit dem Urheber dorthin, wo man fast sicher die Idioten der anderen Seite trifft, so dass es wunderbar zum Eklat kommt. Das gibt richtig tolle Bilder und man hat die nächste Story auf der man wieder wochenlang rumreiten kann.



Ja, so funktioniert das bei den Medien. Hier ist aber ein anderer Punkt bemerkenswert, und es ist höchst bedauerlich, dass man erst eine Seite wie PI besuchen muss, um mehr darüber zu erfahren, was eine Regina Mönch in der FAZ nur angedeutet hat: Aller Wahrscheinlichkeit war der pöbelnde Mob orchestriert, und zwar nicht etwa von den angeblich so fürchterlich beleidigten Migranten (man lese mal das Interview, das der Wirt der "Süddeutschen" gegeben hat), sondern von einschlägig bekannten Linken, die auch auf den Bildern bzw. Videos des Tages zu erkennen sind, demonstrativ unbeteiligt, aber sehr aufmerksam unter den "empörten Mitbürgern".

Und noch ein letzter Punkt verdient unsere Aufmerksamkeit, und das sind die Reaktionen gewisser Damen und Herren aus Politik und Politikumfeld, die damit sehr deutlich gemacht haben, dass für sie Freiheit eine Sache der Gesinnung ist und Andersdenkende aus ihrer Sicht keinen Anspruch erheben können, Grundrechten wie Freizügigkeit oder Redefreiheit Gebrauch zu machen.

All das ist völlig unabhängig von allem, was Medien daraus machen können, eine sehr bedenklich Entwicklung.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Kallias Offline




Beiträge: 2.300

20.07.2011 12:24
#22 RE: Zettels Meckerecke: Selbstdemontage des Deutschen Kulturrats Antworten

Zitat von Hias
Zunächst mal, ich finde es natürlich nicht in Ordnung, dass Sarrazin massiv angegangen wird. Das macht man nicht in einer Demokratie.
(...)
Drittens: Auch wenn die Reaktionen der Kreuzberger eindeutig so nicht in Ordnung sind, kann ich doch nachvollziehen, dass sie sauer sind. Sarrazin hat mehr als einmal (vom Buch rede ich nicht, da ich es nicht gelesen habe) deutlich gemacht, was er von den Türkischstämmigen Mitbürgern hält.

Viertens: Ich hab ein Riesenproblem, mit dem was die Medien da veranstalten. (...) Das gibt richtig tolle Bilder und man hat die nächste Story auf der man wieder wochenlang rumreiten kann.

Ich glaube, ich sehe das gerade umgekehrt wie Sie, lieber Hias.

Sarrazin ist anscheinend, d.h. auch nach seinem eigenen Bericht und dem G. Balcis, weder tätlich angegriffen noch bedroht worden. Er wurde massiv beschimpft, und das gehört durchaus zu einer Demokratie. Wo kommen wir denn hin, wenn man unsere politischen Machthaber nicht mehr auf der Straße auspfeifen oder anbrüllen darf? Kultivierte Menschen tun sowas nicht, aber der Souverän besteht nunmal nicht nur aus solchen.

Ebenfalls völlig in Ordnung ist die Suche der Medien nach einer aufregenden Story, insbesondere bei einem Unterhaltungsmedium wie dem Fernsehen. Was sollen sie denn sonst tun?

Nicht in Ordnung finde ich dagegen den Inhalt der Vorwürfe gegen Sarrazin (er ist kein Rassist, er hat nicht behauptet, alle Türken würden von Hartz IV leben usw.). Und vor allem ist es nicht in Ordnung, einen Gesprächstermin zu vereinbaren und sobald der Gast erscheint, ihn hinauszuwerfen oder öffentlich zu erklären, man wolle mit so jemanden nicht reden. Das ist unverschämt und inakzeptabel.

Herzliche Grüße,
Kallias

Lalelu Offline



Beiträge: 141

20.07.2011 12:28
#23 RE: Zettels Meckerecke: Selbstdemontage des Deutschen Kulturrats Antworten

@Hias.

verstehe Ihre Kritik nicht wirklich. Sie können sich doch einfach die hier schon verlinkten Aufnahmen anschauen:

http://www.youtube.com/user/fluxus606#p/a/u/0/S86S5D9Ry10

oder den (auch hier verlinkten) Bericht beim Spiegel lesen

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaf...,775147,00.html

Wenn Ihnen auch das noch zu einseitig ist, können sie sich ganz einfach andere Artikel ergooglen... z.B.: "taz Sarrazin Kreuzberg" oder "sueddeutsche Sarrazin Kreuzberg"

Blub ( gelöscht )
Beiträge:

20.07.2011 13:35
#24 RE: Zettels Meckerecke: Selbstdemontage des Deutschen Kulturrats Antworten

Der Vergleich mit Frankenberger hinkt an vielen Stellen, ein Festzelt ist nicht so öffentlich mit der Existenz verknüpft wie Straße oder Gehweg. Die Bedrohungssituation ist eine andere und er hat in der Regel die Provokation gesucht und Stellen mit Hausverbot zu Publicity-Zwecken aufgesucht. Sarrazin war hier zum ausgleichenden Gespräch geladen. Wenn Sie sich Videos z.B. im Umfeld einer Sarrazin-Lesungen anschauen, dann erkennen Sie, dass hier offen gedroht und Gewalt sogar angewendet wird, nur von der Polizei im Zaum gehalten. So ähnlich war dies hier wohl auch, es war ja nicht nur der Besuch, sondern auch der öffentliche Raum, wo mit Psychoterror und zumindest Androhung Menschen verfolgt werden.

Der FAZ-Artikel ist aus dem Feuilleton und daher keine neutrale politische Nachrichtenmeldung (als ob die in D heute neutral formuliert wären...), sondern sowas wie ein Kommentar. Neutral betrachtet sind die gewählten Worte des Artikels vermutlich trotzdem richtig ;).

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

20.07.2011 13:50
#25 RE: Marginalie: Mobbing in Kreuzberg; TBB Antworten

Zitat von Hias
Hm, das erinnert mich an was. Nämlich an das:
http://www.oktoberfest-live.de/nachricht...ive-874839.html


Mich hat es an das erinnert:

Zitat von Jens Jessen (Journalist)-Wikipedia

In seinem Videoblog fragte Jessen vor dem Hintergrund des Gewaltverbrechens in der Münchener U-Bahn, „ob es nicht zu viele besserwisserische deutsche Rentner gibt, die den Ausländern hier das Leben zur Hölle machen“. Wenn solche „Spießer“ auftreten, entstehe eine „Atmosphäre der Intoleranz, vor deren Hintergrund man Gewalttaten spontaner Natur beachten muss.“ Kritiker warfen ihm vor, er schreibe damit dem Opfer des Gewaltverbrechens Schuld zu.

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