mal etwas außerhalb der gerade veröffentlichten Meinung: der absurde Altersvorsorge-Sparwahn: http://zettelsraum.blogspot.com/2011/07/...nd-sparwut.html die gesetzliche Rentenversicherung sollte den Einzelnen davon befreien und hat das Jahrzehnte lang gut hinbekommen. Lobbyisten der Finanzbranche haben es hinbekommen, daß sich jetzt wieder jeder selbst mit - teuren - Spar- und Versicherungsprodukten darum kümmern soll. Mit einer Begründung, die dem Hausverstand ins Gesicht schlägt.
einen Tagesbezug hat die Alterssparerei natürlich schon: wohin glaubt der Riesterer denn, wo sein Geld hingeht? Die deutschen Unternehmen fragen längst nicht so viel Geld nach wie es die 14+ Millionen Riesterverträge laufend abwerfen. Zusätzlich zur hohen Sparquote, die in Deutschland ohnehin herrscht. Das Geld ging die letzten ~10 Jahren natürlich nach Griechenland, Spanien, Portugal... und ebenso in die USA. Wovon es entweder gar nicht mehr zurückkommt oder nur dann, wenn Deutschland nochmal etwas nachschießt. Wer also die Amerikaner, Griechen und Portugiesen schilt, daß sie so viele Schulden machen, der muß auch sich selbst fragen, warum er denn so viel spart.
Der Knaller ist ja, daß im Kontoauszug "meiner" privaten Rentenversicherung eine Projektion über die in zig Jahren zu erwartende Rente enthalten ist, die mit einer Verzinsung von 5,5 - 6 - 6,5% rechnet. Genau mit diesen drei Beispielzinssätzen. Das in 2011, wo 10jährige US-Treasuries unter 3% zahlen, 10jährige Bundesanleihen 3% und halbwegs gut laufende Unternehmen wie Daimler, Fraport oder Münchner Rück 4% zahlen. Wenn man dann noch die Kosten dieser privaten Versicherungen abzieht, dann sind sie gut, wenn sie nur knapp unter der Inflationsrate wirtschaften. Richtig gelesen: *unter* der Inflationrate. Riester-Verträge garantieren noch dazu einen Kapitalerhalt und die dazu nötigen Absicherungsgeschäfte kosten nochmal. Von Österreich weiß ich, daß so ziemlich alle zwischen 2000 und 2009 abgeschlossenen Verträge unter Wasser sind, also vom Aktienmarkt komplett ausgestoppt und nur mehr auf Kapitalerhalt laufend, nominal, d.h. sich das Geld unter den Kopfpolster zu legen bringt am Ende den gleichen Ertrag. Nur das Diebstahlrisiko ist ausgelagert.
Während der grundsätzliche Gedanke sicher richtig ist (wenn kein einziger Neubürger mehr da ist, gehen die Lichter aus), so steckt doch eine gewichtige Fehlannahme in dem ganzen Gedanken: Das Wirtschaftsgüter in der Mehrheit kurzfristig verderben. Das ist nicht richtig, schon allein das größte wirtschaftliche Gut, dass die meisten Deutschen angeblich anstreben, ist normalerweise recht unverderblich: Nämlich das eigene Haus. Wir bauen Häuser, die hundert Jahre halten sollen, auch das ist eine Investition. Ebenso bauen wir Bürogebäuse und Fabrikhallen, auch Produktionsanlagen gehören nicht unbedingt zu den verderblichen Waren, Computer auch nicht und die flexibelste Produktionsmaschine, der Roboter, auch nicht. Freilich ist das alles kein Brot und freilich pflegt das einen auch alles noch nicht. Aber es erspart der zukünftigen Generation eine Menge Arbeit, weil diese Dinge eben nicht neu gebaut werden müssen.
Der Gedanke, das die Lichter ausgehen, spielt sich nur im Extremwert ab, das ist aber ähnlich sinnvoll zu betrachten wie die beiden Extrema bei der Diskussion um die Laffer Kurve, entscheidend ist viel mehr, was sich zwischen den Extremen tut. Eine Gesellschaft, die massiv investiert, kann es sich leisten, dass nur noch ein Arbeiter auf einen Rentner kommt, weil der Arbeiter durch die vorher getätigten Investitionen sehr produktiv ist. Wenn eine Gesellschaft aber, so wie derzeit die Deutsche, die Gelder lieber an eine Generation verschenkt, dann darf sie sich nicht wundern, wenn das System dann zusammenkracht. Die Frage wird in Zukunft nicht sein, ob keine Menschen mehr geboren werden, sondern wie so wenig neue Menschen so viele Alte versorgen sollen. Wenn die Alten Produktionsanlagen besitzen, die sie vorher "gespart" haben, dann ist das ein Spiel auf gegenseitigen Gewinn, denn die Alten stellen die Fabriken zur Verfügung, die den Jungen dann die Möglichkeit gibt für alle genug zu produzieren. Eine Gesellschaft, die diese Fabriken nicht baut, wird irgendwann Probleme haben der Jugend zu erklären, warum diese sie ernähren soll. Die hat nämlich ausser einem als "Generationenvertrag" verklausulierten Betruges keinen Grund dafür.
Wenn man später was davon haben will muss man entweder in Kinder oder in Kapital investieren. Insofern bin ich schon der Meinung, dass eine Investition in Alterversorgung Sinn macht. Es sei denn wir haben alle Lust zu verhungern.
Und was wäre denn die vernünftige Alternative zur Kapitalvorsorge? Nichts sparen und sich bei Erreichen des Rentenalters diskret verabschieden? Die Hypothese, dass alle Arbeitnehmer quasi gleichzeitig aus dem Arbeitsprozess aussteigen, ist reichlich extrem. Und selbst wenn es so wäre, das Kapital wäre dann immer noch vorhanden, nur vermutlich in Investitionen gebunden oder sonstwie in den falschen Händen.
sind schon ein paar Jahre alt, die Zahlen, aber in Deutschland müsste die Investitionsquote mittlerweile unter 20% sein, in Japan als Beispiel für eine noch schneller alternde Volkswirtschaft unter 10%. Da wird auch Deutschland hinkommen. Gerade im Alter geht die Nachfrage großteils in taggleich produzierte Dienstleistung, unter anderem medizinische Versorgung und Pflege. Die große Zeit der Investition war nach dem 2. Weltkrieg: Straßen, Häuser, Fabriken. Ersatzinvestitionen sind schon wichtig, 10% des BSP oder so, aber eben längst nicht mehr so bestimmend wie in der Nachkriegszeit.
Zitat von LlarianDie Frage wird in Zukunft nicht sein, ob keine Menschen mehr geboren werden, sondern wie so wenig neue Menschen so viele Alte versorgen sollen. Wenn die Alten Produktionsanlagen besitzen, die sie vorher "gespart" haben, dann ist das ein Spiel auf gegenseitigen Gewinn, denn die Alten stellen die Fabriken zur Verfügung, die den Jungen dann die Möglichkeit gibt für alle genug zu produzieren. Eine Gesellschaft, die diese Fabriken nicht baut, wird irgendwann Probleme haben der Jugend zu erklären, warum diese sie ernähren soll.
nur gab es das alles auch schon vor 2000 oder wann auch immer zB diese "Riester Rente" eingeführt wurde, reichlich. Die Bundesrepublik war doch an Investitionsgütern nicht wirklich unterversorgt, auch ganz ohne private Vorsorge. Im Gegenteil war man schon damals Kapitalexporteur. Jetzt sattelte man auf die damals eh schon hohe Sparquote nochmal was drauf und das ist auf keine Nachfrage im Inland gestoßen. Wohin sollte man denn noch investieren? Wer baut denn im Inland noch Industrieproduktion? Es ging wenn überhaupt dann in Freizeitparks, Kino-Center und Shopping-Malls. Und eben in die USA und in die neuen Euro-Länder.
1- Dass Sparen weltweit keinerlei Realrendite abwirft. hielte ich für eine sehr mutige These. 2. Wenn wir davon ausgehen, dass es auch in Zukunft noch ein BIP geben wird (was im gewählten Extrembeispiel unwahrscheinlich, ansonsten aber realitätsnah ist), dann ist es nicht unerheblich, wie die Ansprüche darauf begründet sind. Man kann die These wagen, dass man durch Anteile am Kapitalstock eine sicherere Grundlage haben wird als durch vage politische Versprechen. 3. Hinter der Argumentation einer "Sparwut" steckt die These, dass hierzulande mehr gespart als investiert wird, und dass das allein an der Menge der Ersparnisse liegen, die einfach "zu hoch" seien. Diese Sichtweise ist nicht zwingend. 4. Das Platzen der "fiat money"-Blase der Sparbereitschaft Deutscher zuzuschreiben, die für ihr Alter vorgesorgt haben, ist ein guter Witz. Ich habe sehr gelacht.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Es stimmt, dass in einer geschlossenen Volkswirtschaft Kapitaldeckung und Umlaufverfahren zu volkswirtschaftlich identischen Ergebnissen führen. Insbesondere ist auch richtig, dass Produktion und Konsum von Verbrauchsgütern i.d.R. sehr zeitnah erfolgt. Auch Kapitaldeckung kann daran nichts ändern - und auch nicht an der von Ihnen skizzierten Bedeutung der Demographie.
Einige Details übersehen Sie allerdings:
Erstens: Bei Kapitaldeckung kann man auch im Ausland investieren. Dass man dabei auch Pleiten erleben kann ist natürlich richtig. Aber im langfristigen Durchschnitt bringen Kapitalanlagen positive Erträge. Zumindest, so lange die Demographie passt und es Menschen gibt, die mit dem zur Verfügung gestellten Kapital arbeiten und dadurch Erträge erwirtschaften können. Und die Demographie passt eben fast überall auf der Welt besser als in Deutschland oder Österreich. Daher ist Kapitalbildung im Ausland für die Altersvorsorge sinnvoll. (Gerade vor diesem Hintergrund sollte man allerdings auch die Demographie der Zielländer betrachten. Die ist in Japan und in Osteuropa kaum besser als in Deutschland. In den USA, Brasilisen oder Indien aber schon).
Zweitens: Wenn eine Gesellschaft ein reines Umlageverfahren hat, fließen die Rentenbeiträge zu 100% an Rentner und von diesen werden zu praktisch 100% Konsumgüter gekauft. Bei einem Kapitaldeckungsverfahren fließen die Sparbeträge hingegen tendenziell eher in Investitionsgüter. Es werden also in der Volkswirtschaft z.B. mehr Maschinen angeschafft. Investitionsgüter haben den Vorteil, dass darin (zu einem gewissen Grad) zukünftige Produktion "gespeichert" werden kann. Wenn nun die Demographie immer mehr kippt und immer weniger Deutsche arbeiten, dann kann dem dadurch entstehenden Produktionsausfall durch einem höheren Maschineneinsatz gegengesteuert werden. In Deutschland muss irgendwann ein Arbeiter einen Rentner mit ernähren. Dass kann er ggf. erreichen, wenn ihm dazu tolle Maschinen unterstützen.
Drittens: Es ist ja natürlich nicht so, dass in Deutschland irgendwann ALLE Menschen Rentner sind. Wenn Sie und ich in Rente sind, wird es immer noch ein paar Leute geben, die arbeiten. Womöglich sind das dann zu wenige, um alle Rentner hochwertig zu versorgen. Aber wenn ich dann gut vorgesorgt habe und Sie nicht, dann kann ich Sie im Ernstfall einfach überbieten, wenn wir beide eine Haushaltshilfe suchen.... Mit anderen Worten: Die zukünftigen Kapitalerträge sind (real) womöglich aus demographischen Gründen viel weniger wert als uns heute z.T. suggeriert wird. Aber ganz wertlos werden sie nicht sein.
Bei Währungszusammenbruch und ähnlich Krisen wären hingegen Umlageverfahren besser, da sie die Anlage nur dem Risiko aussetzen, dass arbeitende Menschen existieren. Ihr Argument der beliebigen unbegrenzten Vermehrung von Anlagen und Menschen außerhalb von Deutschland ist zwar populär, aber nicht richtig und v.a. nicht nachhaltig. Insbesodere gilt Rückblick nicht als Ausblick in die Zukunft, und dass der Aufbau der Industriegesellschaft in den letzten 100 Jahren stetes Wachstum ermöglicht hat, ist außer Frage, nur so langsam steht die Konvergenz an. Aber diese Ideologiediskussion verstellt eigentlich den wesentlichen Punkt, den der Artikel richtig trifft. Eine Gesellschaft muss wirtschaftlich stark sein und Fortschritt vorantreiben, braucht leistungsfähgige Menschen, dann hat sie die Mittel, verdiente Leute im Alter zu versorgen, sonst nicht. Dafür muss sie sorgen und nicht die üblichen Geldschiebereien zwischen verschiedenen Töpfen betreiben.
Sinngemäß hats schon jemand gesagt, aber: Der Vorteil der Kapitalgedeckten Altersvorsorge ist, dass die Mittel in den Wirtschaftskreislauf gehen, in Investitionen, und breit, auch international gestreut werden können. Der Nachteil des Umlageverfahrens ist, dass die Abgaben die Lohnkosten erheblich erhöhen und damit Arbeitslätze kosten. Richtig ist natürlich dass bei dauerhaftem demographischem Einbruch mann so oder so in Schwierigkeiten kommt, im Umlageverfahren sind diese Probleme m.E. aber schwerwiegender.
Der wichtigste Unterschied ist meines Erachtens, dass Kapitaldeckung die Menschen unabhängig macht, während ein Umlageverfahren die Abhängigkeit vom Staat ins Unermessliche steigert.
Punkt 2 ist der entscheidende. In Zukunft muss ein wesentlich größerer Teil des BIPs für die Rentnerversorgung aufgewandt werden. Der kann entweder aus Gewinnen (kapitalgedeckt) oder aus Löhnen (Umlageverfahren) kommen. Unterschied: Gewinne erwirtschaften die Unternehmen freiwillig, für das eine oder andere soll das ja sogar das wesentliche Geschäftsziel sein. Statt höhere Löhne zu zahlen werden sie sich aber doch eher mal umschauen, ob sie die Arbeit im Ausland nicht billiger bekommen.
Unabhängig davon ist es natürlich wahr, dass zukünftige Rentner einen deutlich niedrigeren Lebensstandard haben werden als sie sich selber versprochen haben.
Zitat von Johann Grabner Die Bundesrepublik war doch an Investitionsgütern nicht wirklich unterversorgt, auch ganz ohne private Vorsorge.
Das sagen Sie, aber ab welcher Größe entscheidet man denn was Unterversorgung ist ? Tatsache ist, dass in der Vergangenheit sehr viel in Kinder investiert wurde, da brauchte es nicht die selben Mengen an Kapital wie in Zukunft.
Zitat Jetzt sattelte man auf die damals eh schon hohe Sparquote nochmal was drauf und das ist auf keine Nachfrage im Inland gestoßen. Wohin sollte man denn noch investieren? Wer baut denn im Inland noch Industrieproduktion? Es ging wenn überhaupt dann in Freizeitparks, Kino-Center und Shopping-Malls. Und eben in die USA und in die neuen Euro-Länder.
Das hat aber nicht unbedingt etwas damit zu tun, ob diese Investition nötig wären oder nicht. Das im Inland nicht mehr investiert wird, hat vor allem mit der politischen Situation und der massiven Enteignung zu tun. Was die deutsche Politik vom Eigentumsrecht (was die Basis einer jeden Investition ist) hält, haben wir gerade bei den Energieversorgern erlebt und wir erleben es genauso in der Energiesparverordnung. Wer würde da noch viel investieren ? Was aber nicht heisst, dass diese Investitionen nicht dringend nötig wären. Das Deutschland sich von der wirtschaftlichen Realität verabschiedet, ist ja nun kein Geheimnis, aber das ändert ja nichts an der ökonomischen Situation, dass eine Altersvorsorge entweder Kapital oder Kinder benötigt.
Meine persönlichen Erkenntnisse zum Thema Rentensystem: läuft es wirtschaftlich gut, ist die kapitalgedeckte Altersvorsorge deutlich besser als die Umlagefinanzierung. Die Umlagefinanzierung kann nur unter außergewöhnlichen Umständen (starkes Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, also keine "nachhaltigen" Umstände, wie das heute so schön heißt) mit der KAV mithalten.
Läuft es wirtschaftlich schlecht, ist die KAV der Umlagefinanzierung noch weiter überlegen. Treten Umstände ein, die einem "Reset" gleichkommen (Hyperinflation etc.), so sind zwar die Ersparnisse aus der Kapitaldeckung möglicherweise entwertet, aber man kann dann ja problemlos auf ein Umlageverfahren umstellen und ist dann nicht schlechter dran, als wenn man schon immer das Umlageverfahren gehabt hätte.
"Riester" ist nun kein besonders gutes Beispiel für eine kapitalgedeckte Altersvorsorge, denn sie geht mit immensen Gebühren und Verwaltungsaufwand einher, der staatlich induziert ist. Trotzdem gibt es durchaus Gründe, warum Rentenversicherungen oder Kapitallebensversicherungen auch heute noch Garantieverzinsungen deutlich oberhalb der Rendite deutscher Staatsanleihen anbieten, und die liegen nicht in Anlageformen in Griechenland oder Portugal.
Allerdings grundsätzlich: wenn man schon eine Basisabsicherung erzwingen will, kann man das steuerfinanziert tun - absolutes Existenzminimum für Rentner (also nicht etwa soziales Existenzminimum wie ALG2/SGB) steuerfinanziert (anderswo hieß das mal "Basisrente" oder "Grundrente"), der Rest ist eigenes Vergnügen.
Wenn dann noch die Inflationsrate automatisch von der Zinsabschlagssteuer (oder wie auch immer diese Kapitalertragssteuer gerade heißt) freigestellt werden würde, wäre endlich wieder Fairplay beim Sparen erreicht.
Zitat von MichelDer wichtigste Unterschied ist meines Erachtens, dass Kapitaldeckung die Menschen unabhängig macht, während ein Umlageverfahren die Abhängigkeit vom Staat ins Unermessliche steigert.
Eben. Wenn ich meine Kapitalgedeckte Altersvorsorge falsch anlegen betrifft das nur mich, ich bin verantwortlich und niemand sonst.
Wenn Politiker die umlagefinanzierte Altersvorsorge falsch anlegen - oder zum Stimmenkauf misbrauchen - dann betrifft mich das auch, aber ohne das ich dem Ausweichen kann.
Johann Grabner hat natürlich uneingeschränkt recht. Ich bin begeistert, daß mal jemand den simplen Zusammenhang aufzeigt. Jegliche kapitalgedeckte AV (KAV) kann doch wirklich nur funktionieren, wenn in Zukunft genügend Menschen mit ausreichend guter Ausbildung auch arbeiten - und zwar in unserem Staat.
Es mögen noch so viele Investitionen in Produktionsmittel möglich sein durch deutsche Sparwut: diese Produktionsmittel sind nicht produktiv ohne hoch- sowie geringqualifizierte Menschen, also einerseits Ingenieure, Betriebswirtschaftler und andererseits motivierte Arbeiter. Und es mache sich bitte jeder klar: die Ingenieure und Arbeiter sind die wichtigere Ressource.
Und diese Ressource büßen wir derzeit in Deutschland rapide ein - Kronzeuge Sarrazin hat es beschrieben. Weder gibt es den passenden Ingenieurnachwuchs, noch gibt es für die Handwerksbetriebe und die Industriebetriebe die sowohl intelligenten als auch motivierten Lehrlinge/Facharbeiter. Die händeringende Suche danach ist keine heiße Luft, ganz gewiß nicht. Der Mangel wird eben auch exponentiell wachsen.
Wir modernen Menschen sind daran selbst schuld. Unser Lebensstil und unsere Lebensplanung ist völlig einkommensorientiert. Berufliches und Karriere geht vor Familie/Nachwuchs. Dieser kann leicht beschränkt werden auf ein bis allenfalls zwei Kinder. Viele schaffen nicht mal das, bleiben kinder- und partnerlos. Sie mögen ein hohes Einkommen erzielen, mit dem sie wunderbar KAV betreiben können - aber das ist ein absolut ungedeckter Wechsel. Was zählt, sind genügend Kinder, und zwar welche mit traditionell deutscher Werte- und Kulturerziehung. Die kann von Zugewanderten kaum erbracht werden (mal mehr, oft weniger).
Das heißt also: wir können in Zukunft vielleicht tolle Produktionsanlagen haben, aber uns fehlen dann massiv die Konstrukteure, Bauleiter, Entwickler, aber auch die CNC-Bearbeiter, Programmierer, ja selbst die Handwerker, ja selbst die "primitiven" Staplerfahrer, LKW-Fahrer (derzeit schon echte Mangelware) und ähnliche Berufe. Ganz zu schweigen von Ärzten etc.
Ein weiteres Problem dieses gesellschaftlichen Fehlentwicklung ist, daß den älteren und alten Generationen wegen fehlender Kinder und Enkel auch massiv immaterielle Lebensqualität fehlt, nämlich die Freude an der Weitergabe des Erarbeiteten, die positiven Auswirkungen des Teilhabens an der Entwicklung kleiner und größerer (Enkel-)kinder usw. - alles Dinge, die Lebensmut und Energie schenken bzw. bei Mangel eben nicht schenken.
Eine Einschränkung möchte ich machen: sollte das derzeitige System, sowohl das politische wie auch das wirtschaftliche wie auch die Finanzmärkte, weitere 30-50 Jahre ähnlich wie heute bestehen, dann haben diejenigen mit seriöser KAV ganz sicher Vorteile. Doch wer kann glauben, daß es noch 30 oder auch nur 15 Jahre so weitergeht wie jetzt?
Lieber Johann Grabner! Abgesehen davon, dass ich es für geradezu spielsüchtig halte, zu meinen, man könne angenommene Erträge die sich in 15-20 Jahren ergeben könnten, zur Grundlage einer Lebensplanung für's Alter machen, habe ich ihren Beitrag verstanden als Aufforderung den Gang seines Lebens nicht zu beenden, bloß weil der Staat meint, man solle aufhören zu arbeiten. Grüße Erling Plaethe
Zitat Aber auch fast alle Dienstleistungen von Altenpflege bis Schneeräumung, von Arztbesuch bis Haarschnitt, sind Dinge, wo Leistungserbringung und -Bezahlung am gleichen Tag stattfinden.
Kleiner Irrtum! Beim Arztbesuch (außer Tierarzt) - zumindest in D - findet die Leistungserbringung und Bezahlung gerade NICHT am gleichen Tag statt! Weder bei Privatpatienten (die warten meistens [4-6 Wochen] bis ihre Versicherung gezahlt hat bevor sie die Rechnung begleichen, noch in der GKV! Gerade in Letzterer dauert die Bezahlung der erbrachten Leistung bis zu 6 Monaten (sofern denn nicht wegen Budgetüberschreitung garnicht, bzw. nur Anteile bezahlt werden).
Zitat Wenn ich meine Kapitalgedeckte Altersvorsorge falsch anlegen betrifft das nur mich, ich bin verantwortlich und niemand sonst.
Falsch. Wenn Sie am Ende Ihres Arbeitslebens ohne Rente dastehen bleiben ihnen zwei Möglichkeiten. Entweder Sie müssen weiterarbeiten, dann wäre das etwas, was nur Sie betrifft. Oder aber Sie können aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr oder nicht mehr ausreichend arbeiten um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Dann betrifft es die Gesellschaft.
Zitat Wenn Politiker die umlagefinanzierte Altersvorsorge falsch anlegen - oder zum Stimmenkauf misbrauchen - dann betrifft mich das auch, aber ohne das ich dem Ausweichen kann.
Das ist doch gerade der Witz an der Umlage. Es wird nichts angelegt, da bis auf eine relativ kleine Reserve alles gleich wieder ausgezahlt wird.
Nicht dass ich Politiker unbedingt mehr vertrauen würde, aber ist ernsthaft ein Investmentbanker die Alternative? Sie würden also lieber jemanden, den Sie nie kennenlernen werden und der für seine kurzfristige Leistung belohnt wird, das Ersparte aus und für Jahrzehnte anvertrauen??
Achja, noch ein Nachtrag zum Thema Unabhängigkeit vom Staat.
Der Sinn und Zweck der KAV ist ja, dass das Geld in den boomenden Regionen der Welt angelegt wird um von der demographischen Entwicklung hierzulande relativ unabhängig zu sein. Damit mag man zwar relativ unabhängig sein vom deutschen Staat, aber dafür ist man abhängiger von der Politik in Ländern wie China, Indien, Russland, Brasilien, etc. Ich für meinen Teil finde das nicht gerade beruhigender.
Zitat von HiasNicht dass ich Politiker unbedingt mehr vertrauen würde, aber ist ernsthaft ein Investmentbanker die Alternative? Sie würden also lieber jemanden, den Sie nie kennenlernen werden und der für seine kurzfristige Leistung belohnt wird, das Ersparte aus und für Jahrzehnte anvertrauen??
Sicher nicht, da haben sie absolut Recht. Aber man kann nicht selbst seine Kapitalanlagen streuen? Wofür brauche ich denn da einen Investmentbanker? Wenn jeder ein Rentenkonto eröffnen würde, und dieses bis zum Renteneintritt nur füllen oder umschichten könnte (mit Devisen, Aktien, Anleihen, EM) ... das wäre doch okay, oder?
Beste Grüße, Calimero
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Exakt. Die beste Art der Altersvorsorge ist eine Mischung aus weltweiten Aktien-ETFs, Tagesgeld und wenn die Zeit gekommen ist, in der es wieder etwas bringt langfristige Anleihen. Sobald man die Grundlangen beherrscht sind die meisten typischen Bankprodukte unnötig. Zu teurer sind sie eh.
Zitat Sicher nicht, da haben sie absolut Recht. Aber man kann nicht selbst seine Kapitalanlagen streuen? Wofür brauche ich denn da einen Investmentbanker? Wenn jeder ein Rentenkonto eröffnen würde, und dieses bis zum Renteneintritt nur füllen oder umschichten könnte (mit Devisen, Aktien, Anleihen, EM) ... das wäre doch okay, oder?
Stimmt, das kann man natürlich auch machen und wäre wahrscheinlich auch sinnvoller. Kostet aber dann halt Zeit und damit auch Geld. Persönlich bin ich da eher der Meinung, dass eine Mischung aus umlagefinanzierter und kapitalgedeckter Altersvorsorge am Besten wäre. Ersteres um eine Grundrente abzusichern, die dann auch jedem zur Verfügung steht. Will er darüber hinaus noch Geld zur VErfügung haben, muss er dann halt zweiteres machen.
Als Empfänger einer umlagefinanzierten Rente konkurriert man heute mit Millionen von Menschen, die zwar nur wenige Jahre gezahlt haben, denen man aber überproportionale Ansprüche zugesteht. Langzeitarbeitslose. Spätaussiedler in den besten Jahren. DDR-Bürger, die nach der Wiedervereinigung nicht mehr viel arbeiten konnten. BeamtInnen, die sich mit 40 für arbeitsunfähig hielten. Das mag nicht alles aus der RV finanziert werden, viel Geld kostet es trotzdem. Mehr Kinder wären zwar gut, aber wenn sie aufgrund unserer Wirtschaftsverfassung oder ihrer Herkunft kein produktives Leben haben, oder wenn ihre Beiträge solidarisch verschenkt werden, nützt es dem einzelnen Rentner wenig. Wie soll man dem begegnen, wenn nicht durch Sparen? Natürlich kann man auch sparen, indem man das Geld in die Matratze stopft. Hauptsache, es wird nicht konfisziert.
Zitat von WFINatürlich kann man auch sparen, indem man das Geld in die Matratze stopft. Hauptsache, es wird nicht konfisziert.
Das mag theoretisch funktionieren, praktisch ist es ein Widerspruch. Das Geld in der Matraze wird konfisziert durch die perfideste Steuer von allen: Inflation
Gold können sie in die Matraze stecken, ihr Papiergeld sollten sie besser anderweitig investieren.
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