Höre ich das Gras wachsen? Nein; ich fürchte, jetzt ist die feministische Volkserzieherei auch schon in das Kreuzworträtsel der "Zeit" eingedrungen. Als nächstes erwarte ich, daß man einen Mann mit Schürze sieht, und der zu erratende Beruf ist HAUSMANN.
Man könnte ja lachen. Aber da ist eben diese Gramsci-Strategie am Werk, allmählich das allgemeine Bewußtsein, die Wertevorstellungen, die Sichtweisen zu verändern. Überall, wo man das kann. Und sei es in einem harmlosen Kreuzworträtsel.
Was übrigens dieses angeht: Mich würde interessieren, wer von den Zimmerleuten auch Spaß daran hat, das Kreuzworträtsel der "Zeit" zu lösen. Und ggf. auch schon einmal darüber diskutieren, wenn eine Lösung unklar ist. "Dies und Jenes" bietet ja Platz für mancherlei.
Zitat von Zettel Man könnte ja lachen. Aber da ist eben diese Gramsci-Strategie am Werk, allmählich das allgemeine Bewußtsein, die Wertevorstellungen, die Sichtweisen zu verändern. Überall, wo man das kann. Und sei es in einem harmlosen Kreuzworträtsel.
Dir wird das Lachen noch vergehen, alleine durch diese Vermutung hast Du Dich nicht nur des Rechtspopulismus schuldig, weitaus schlimmer, Du hast dich als Schreibtischtäter durch Beklagen der "linken Meinungshegomonie" verdächtig gemacht. Klarer Verstoß gegen Gensings Neusprechvorgabe:
Zitat von GensingVielleicht gibt das bürgerlichen Kreisen in Deutschland, die gerne mit vermeintlichen Tabubrüchen kokettieren, auch endlich zu denken.
Ach, lieber Zettel, warten Sie doch erst mal ab, wie das Rätsel weitergeht. Eine Frau, die Pilot ist, ist in der Tat eine Pilotin, so was gibt's nun mal, und so selten ist das ja auch nicht mehr. Und auch Agentinnen soll es geben ... Ich sehe das unaufgeregt.
BTW: Ich erinner mich noch, wie es früher noch in den Nachrichten hieß: "der britische Premierminister, Frau Thatcher ..." - Weiß nicht, ob das sein sollte: "Der deutsche Bundeskanzler, Frau Merkel" ...
Zitat von HerrBTW: Ich erinner mich noch, wie es früher noch in den Nachrichten hieß: "der britische Premierminister, Frau Thatcher ..." - Weiß nicht, ob das sein sollte: "Der deutsche Bundeskanzler, Frau Merkel" ...
Ich finde ja, lieber Herr.
Denn es gibt doch einen Unterschied zwischen natürlichem und grammatischem Geschlecht, zwischen markierter und unmarkierter Wortform.
Wenn jemand sagt: "Mir ist heute eine schwarze Katze über den Weg gelaufen", dann will er keineswegs ausschließen, daß es vielleicht auch ein Kater war. Wenn jemand Angst vor einer Maus oder einer Schlange hat, dann kann es sich um ein männliches oder weibliches Tier handeln.
Ebenso war es bis zur feministischen Linguistik mit den Bezeichnungen für Berufe. Wenn jemand Arzt ist, dann kann das ein Mann oder eine Frau sein; wenn er eine Kapazität oder eine Koryphäe ist, dann kann es sich trotzdem um einen Mann handeln.
Die markierte Wortform wird eingesetzt, um das Geschlecht zu betonen; geschlechtsneutral ist jeweils die unmarkierte. Und darum geht es den feministischen LinguistInnen: Wir sollen ständig mit der Nase darauf gestoßen werden, daß auch Frauen Ärzte und Professoren sein können, oder eben Piloten und Agenten.
Ich denke, der Hinweis auf Gramsci paßt schon. Man verändert eine Gesellschaft, indem man ihr Denken verändert. Und daß Sprache und Denken miteinander zusammenhängen, haben Whorf und Sapir dargelegt; auch wenn ihre Theorien einseitig waren.
Schon die Aussage: "Eine Frau, die Pilot ist, ist in der Tat eine Pilotin" zeigt, in welche sprachlogische Verwirrung sich diejenigen begeben, die den Sprach-Feminismus "unaufgeregt" sehen. Ein Pilot ist ein x, der ein Flugzeug steuern kann. Ob x jetzt ein Mann oder eine Frau ist, hat mit dem Wort Pilot nichts zu tun.
"Pilot" ist ein logisches Prädikat, und das umfaßt alle diejenigen, die ein Flugzeug fliegen können. Ob das nun Transgender, Schwule, Frauen, Männer oder sonstige Wesen sind, tut nichts zur Sache.
Feministen dagegen sind der Auffassung, daß das sog. "generische maskulinum" (ein von ihnen eingeführter Begriff, der das maskuline Plural meint, aber ein bißchen wissenschaftlicher klingt) deswegen diskriminierend sei, weil es nur eine Teilmenge der Menge der Piloten bezeichne.
An solchem Unsinn erkennt man, daß sie mit ihrer eigenen Terminologie nicht zurecht kommen. Wäre "Pilot" der Bezeichner einer Teilmenge der Menge X derjenigen, die fliegen können, so wäre Pilot im Sinne der Feministen nicht diskriminierend, dagegen aber X diskriminierend. Das Diskriminierende würde also in der Nennung des Bezeichners einer Menge bestehen, mithin nicht zu vermeiden sein.
Die Sprachfeministen (und ihre "unaufgeregten" Fürsprecher in den Behörden) unterliegen aber noch einem weiteren Irrtum: sie verfolgen ganz eindeutig eine Sexualisierung der Sprache, einen linguistischen Sexismus. http://www.bruehlmeier.info/sprachfeminismus.htm hat das gut auf den Punkt gebracht:
Zitat Der Mensch, der Gast, der Flüchtling – die Person, die Persönlichkeit, die Waise – das Kind, das Individuum, das Geschwister – sie alle können männlich oder weiblich sein.
Die Sprachfeministen aber wollen durch die Doppelnennung die übergeschlechtliche Bedeutung des maskulinen Genus ausmerzen und damit gerade den Menschen an sich, unabhängig von seinem Geschlecht, aus der Sprache verbannen. Das ist der pure Sexismus. Es ist schade, daß sich unsere Sprache auf diese Weise in eine fast unaussprechbare und damit kaum mehr verständliche verwandelt.
Zitat Weibliche Studentinnen im letzten Studienabschnitt erhielten die Möglichkeit, befristet bei der MA 14 Dienst zu versehen.
Wer glaubt, die Verfasserinnen der Magistratsabteilung 57, die für solchen Unsinn zuständig ist, hätten hier das große "I" bei den Studentinnen vergessen, irrt. Nein, die Damen verhalten sich völlig korrekt nach dem, was sie selbst für den Schriftverkehr der Stadt Wien vorschreiben. Danach sollte man nämlich für eine geschlechtergerechte Sprache insgesamt 6 Möglichkeiten der Formulierung in Betracht ziehen, und in diesem Falle haben die Damen die 6. gewählt, die sog.
Zitat Feminisierung. Eine auf den ersten Blick radikale Form, Frauen sprachlich sichtbar zu machen
Herbert, die Hebamme, und Dieter, die Putzfrau, trafen sich mit Rudolf, der Stewardess, in ihrer Stammkneipe um die Bundesligakonferenz im Fernsehen zu sehen.
Ich habe in den 90ern im Zeit-Magazin insbesondere das Rätsel und Siebeck geschätzt.Da ich mich immer mehr von dieser Zeitung abwenden musste,fiel auch das Rätsel dem zum Opfer.Meinen Eltern schenkte ich jedoch die in Taschenbuchform erhältlichen Zusammenstellungen.Sie lösen die Rätsel bis heute mit Begeisterung. Gruß patzer
Zitat von C. Zitat von GensingVielleicht gibt das bürgerlichen Kreisen in Deutschland, die gerne mit vermeintlichen Tabubrüchen kokettieren, auch endlich zu denken.
Irgendetwas habe ich da noch nicht verstanden. Sämtliche Tabubrüche scheinen ja mittlerweile bloß "vermeintliche" zu sein - obgleich sie wie bei Westerwelles Hartz IV Kommentar oder Sarrazin einen Sturm der Entrüstung auslösen. Vielleicht passt das auch in den MINT Thread?!.
Zitat von patzerIch habe in den 90ern im Zeit-Magazin insbesondere das Rätsel und Siebeck geschätzt.Da ich mich immer mehr von dieser Zeitung abwenden musste,fiel auch das Rätsel dem zum Opfer.
Wußten Sie, lieber Patzer, daß man es auch online lösen kann? Hier.
Als ich das jetzt herausgesucht habe, habe ich auch noch in den Artikel einen Link zu dem Rätsel eingefügt, damit jeder sich ansehen kann, wie eine AGENTIN ausschaut.
Zitat Feminisierung. Eine auf den ersten Blick radikale Form, Frauen sprachlich sichtbar zu machen
Das ist der Knackpunkt. Man will durch Sprachregelung das Denken verändern.
Ich bin kein Gegner der Emanzipation von Frauen; eher im Gegenteil. Die klassischen Rollen von Mann und Frau stammen aus der traditionellen Gesellschaft; sie können in der modernen Gesellschaft als verbindliche Norm so wenig Bestand haben wie andere Merkmale traditioneller Gesellschaften - die für alle verbindliche Religion zum Beispiel, oder die zentrale Bedeutung des Begriffs der Ehre.
Aber der Versuch, neue Normen durch Sprachregelung durchzusetzen, hat eben auch nichts in einer modernen, also freien Gesellschaft zu suchen. Er zeugt von totalitärem Denken.
Zitat von ZettelIch denke, der Hinweis auf Gramsci paßt schon. Man verändert eine Gesellschaft, indem man ihr Denken verändert. Und daß Sprache und Denken miteinander zusammenhängen, haben Whorf und Sapir dargelegt; auch wenn ihre Theorien einseitig waren.
Wogegen aber nichts einzuweden ist, wenn hinter der Veränderung kein staatlicher Zwang steht. Zumal wenn sie der Prämisse zustimmen dernach die verwendete Sprache das Denken beeinflusst, dann können die Feministen oder Frauen im Allgemeinen ja durchaus berechtigte Interessen and Veränderungen haben.
Ich glaube nicht so sehr an die Theorie (gibt es empirische Untersuchungen dazu), dass die Worte das Denken beeinflussen. Irgendwo habe ich von dem Witz gelesen, demnach ein Schwein seinen Namen zurecht trage, weil es wirklich ein sehr dreckiges Tier sei. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Die Worte erlangen die Konnotationen und Assoziationen von dem was sie bezeichnen und nicht umgekehrt. Der Beruf hätte "Pilot" oder "Pilotin" heissen können, die Buchstabenkombination macht da keinen großen Unterschied.
Anders sehe ich das, wenn solche Begriffe umdefiniert werden, von denen man seit Kindheitstagen eigentlich eine ziemlich genaue Vorstellung hat, was sie bedeuten. "Gewalt", zum Beispiel, hat nichts mit "struktureller Gewalt" zu tun. Oder "Diskriminierung" mit "struktureller Diskriminierung". Hier (strukturelle Gewalt) geht es darum, Konnationen zu kidnappen oder Sachverhalten die Begrifflichkeit zu nehmen (Diskriminierung).
Das sehe ich bei der "Agent(_)In" nicht. Hier stört mich etwas anderes, und die Entwicklung finde ich tatsächlich bedenklich, die Tendenz, jeden Pups zu politisieren (Das Private ist das Politische) und so jedem bei jeder noch so kleinen Äusserung einen politischen Gesinnungscheck zu unterziehen.
Und ich, lieber Zettel, kam mir schon als Fossil vor, weil ich schon Schwierigkeiten bekomme, wenn die Lösung für 'uneben' drei statt vier Buchstaben haben soll.
Zitat von Thomas PauliUnd ich, lieber Zettel, kam mir schon als Fossil vor, weil ich schon Schwierigkeiten bekomme, wenn die Lösung für 'uneben' drei statt vier Buchstaben haben soll.
Tja, lieber Thomas, da hat der Johannes halt sprachbildend gewirkt.
'n Abend! Nach der klaglosen Weichspülung in der ...schreibreform läuft's doch prima. (Ist eigentlich außer dem Geßlerhut "daß" noch was davon übriggeblieben?) mfG PS Übrigens kennt das Strafgesetzbuch (§ 211) interessanterweise noch keine Mörderinnen!
Zitat Das ist der Knackpunkt. Man will durch Sprachregelung das Denken verändern.
In irgendeiner Illustrierten löste jemand aus der Familie gestern ein Kreuzworträtsel, wo tatsächlich "zwischen Mittelmeer und Jordan" als PALAESTINA gefragt wurde. Ohne Worte.
Zitat von ZettelDenn es gibt doch einen Unterschied zwischen natürlichem und grammatischem Geschlecht, zwischen markierter und unmarkierter Wortform.
Wenn jemand sagt: "Mir ist heute eine schwarze Katze über den Weg gelaufen", dann will er keineswegs ausschließen, daß es vielleicht auch ein Kater war. Wenn jemand Angst vor einer Maus oder einer Schlange hat, dann kann es sich um ein männliches oder weibliches Tier handeln.
Liebe Zettel, lieber vonhaeften, das ist mir ja alles bekannt und sehe ich im Prinzip genau so. Mit dem einen Unterschied: Wo es um ein spezifisches einzelnes Exemplar geht, da verwende ich in der Regel schon das natürliche Geschlecht: "meine Lehrer", aber "meine Klassenlehrerin in der Grundschule"; "die Katzen in unserer Umgebung", aber "Nachbars Kater Moritz"; "die Regierungschefs", aber "die Bundeskanzlerin"; "die Ärzte, die mich behandelt haben", aber "meine Hausärztin" ..., aber auch: "die Stewardessen" und "der Flugbegleiter". Ich sehe darin keine besondere Sexualisierung, sondern die genauere Wahrnehmung und Bezeichnung des einzelnen. Das ist wohl auch ein Stück Sprachentwicklung, die für viele inzwischen auch zum Sprachgefühl gehört, ob nun ideologisch veranlasst oder nicht.
Schwierigkeiten macht mir, wo die Doppelform in öffentlicher Rede erwartet wird. Ich habe jetzt relativ häufig Rundfunkandachten zu halten, und beginne meistens mit "Liebe Hörerinnen und liebe Hörer", weil ich davon ausgehen muss, dass sich eine ganze Menge Leute auf den Fuß getreten fühlen, wenn ich nur "Liebe Hörer" sage, obwohl ich das lieber täte.
Das klassische "Liebe Brüder und Schwestern" (oder umgekehrt) im Gottesdienst finde ich dagegen heutigen Hörgewohnheiten angemessen; es ist im Deutschen nicht (mehr) ersichtlich, dass bei "Brüdern" die Schwestern mitgemeint sind.
Albern dagegen folgende Umdichtung im Evangelischen Gesangbuch:
EKG (1950): Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen: Wir sind, die wir von einem Brote essen, aus einem Kelche trinken, alle Brüder und Jesu Glieder.
Wenn wir wie Brüder beieinander wohnten, Gebeugte stärkten und der Schwachen schonten ...
EG (1993): Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen: wir sind, die wir von einem Brote essen, aus einem Kelche trinken, Jesu Glieder, Schwestern und Brüder.
Wenn wir in Frieden beieinander wohnten, Gebeugte stärkten und die Schwachen schonten ...
Zitat von ZettelDenn es gibt doch einen Unterschied zwischen natürlichem und grammatischem Geschlecht, zwischen markierter und unmarkierter Wortform.
Wenn jemand sagt: "Mir ist heute eine schwarze Katze über den Weg gelaufen", dann will er keineswegs ausschließen, daß es vielleicht auch ein Kater war. Wenn jemand Angst vor einer Maus oder einer Schlange hat, dann kann es sich um ein männliches oder weibliches Tier handeln.
Liebe Zettel, lieber vonhaeften, das ist mir ja alles bekannt und sehe ich im Prinzip genau so. Mit dem einen Unterschied: Wo es um ein spezifisches einzelnes Exemplar geht, da verwende ich in der Regel schon das natürliche Geschlecht: "meine Lehrer", aber "meine Klassenlehrerin in der Grundschule"; "die Katzen in unserer Umgebung", aber "Nachbars Kater Moritz"; "die Regierungschefs", aber "die Bundeskanzlerin"; "die Ärzte, die mich behandelt haben", aber "meine Hausärztin" ..., aber auch: "die Stewardessen" und "der Flugbegleiter". Ich sehe darin keine besondere Sexualisierung, sondern die genauere Wahrnehmung und Bezeichnung des einzelnen.
Vollkommen einverstanden. Es kommt auf die Sprechsituation an, auf das Sprachgefühl.
Wie wir sprechen, hängt eben vom pragmatischen Kontext ab. Auch bei einem einzelnen Exemplar kann manchmal die unmarkierte Wortform die angemessene sein; etwa, wenn der Hundebesitzer bei der Hotelbuchung fragt: "Können wir unseren Hund mitbringen?" Auch wenn es eine Hündin ist. Wenn ich aber mit unserem Hund, einem Rüden, Gassi gehe, und es kommt uns ein anderer Hundebesitzer entgegen, dann frage ich unter Umständen: "Ist das ein Rüde oder eine Hündin?". Denn davon wird es abhängen, wie sich die Begegnung der beiden gestaltet.
Ebenso ist es bei Funktionsbezeichnungen. An der Uni wird man sagen: "Gestern habe ich mit der Dekanin geredet". Bis zur Zeit der feministischen Linguistik wäre aber niemand auf den Gedanken verfallen, den Briefbogen zu ändern, auf dem "Der Dekan der Fakultät für xyz" steht, wenn eine Frau das Amt innehat.
Und um auf den Fall des Kreuzworträtels zurückzukommen: Gefragt wird da ja nach Berufen, nicht nach Individuen. Und der Beruf ist nun einmal "Pilot" und nicht "Pilotin".
Wie ich bereits anderswo anmerkte, bin ich derzeit an der Fernuniversität in Hagen eingeschrieben. Einmal im Quartal wird den dort Studierenden das "SprachRohr", die vom AStA herausgegebene Zeitschrift, zugesandt. Dort fand sich heute ein bemerkenswerter Artikel, ich zitiere:
Zitat Das Studierendenparlament hat auf Antrag des Arbeitsausschusses in seiner letzten Sitzung am 14.05.2011 beschlossen, dass sämtliche Artikel im SprachRohr in geschlechtergerechter Sprache verfasst sein müssen.
Was die anwesenden Studentinnen und die meisten Studenten fassungslos gemacht hat, war, dass sich über die Erfordernis der Anwendung der geschlechtergerechten Sprache eine heftige Diskussion entspann, da insbesondere die studentische Vertreter der Liberalen Hochschulgruppe sich in ihrer Formulierungsfreiheit bedroht sahen.
Aha, "Fassunglosigkeit", wenn es Widerworte gibt.
Zu welchen absurden Ergebnissen die getroffene Regelung dann führt, kann man dann schon wenige Seiten weiter nachlesen, auf der die gleiche Autorin (1. stv. AStA-Vorsitzende und "Referentin für Hochschulpolitik und Gleichstellung") für folgende Artikelüberschrift verantwortlich zeichnet:
Zitat Workshop Hochschulpolitik für studentische Gremienmitglieder, sowie für NeueinsteigerInnen als auch für "alte Hasen und Häsinnen"
Moment mal, hätte das nicht eigentlich "Gremienmitglieder und Gremienmitgliederinnen" heißen müssen?
Zitat Moment mal, hätte das nicht eigentlich "Gremienmitglieder und Gremienmitgliederinnen" heißen müssen?
Eher nicht, weil das "Mitlied" grammatikalisch ein Neutrum ist. Hier empfehlen die Sprachfeministen die Doppelnennung, d.h. "weibliche und männliche Mitglieder". Etwas schwierig dürfte diese Strategie bei "das Geschwister" sein, aber so weit denken diese Leute ja nicht.
Übrigens gibt es auch auf der männlichen Seite - wenn auch nur sehr selten - das Bestreben, für "Geschlechter-Gerechtigkeit" in der Sprache zu plädieren: Burkard Freiherr von Müllenheim-Rechberg, Verfasser des Buches "Schlachtschiff Bismarck: Ein Überlebender in seiner Zeit", redet in diesem Werk konsequent von "Der Bismarck": der Bismarck beschoß Hood, der Bismarck hatte 4 große Geschütztürme usw. Den Sprachfeministen dürfte die Begründung gefallen: Schiffe haben in der Regel weibliches grammatikalisches Genus, Kriegsschiffe sollten nach Meinung des Freiherrn aber männliches haben. Da würden ihm ausnahmsweise die Genderfanatiker zustimmen.
Zitat von Zettel... Ebenso ist es bei Funktionsbezeichnungen. An der Uni wird man sagen: "Gestern habe ich mit der Dekanin geredet". Bis zur Zeit der feministischen Linguistik wäre aber niemand auf den Gedanken verfallen, den Briefbogen zu ändern, auf dem "Der Dekan der Fakultät für xyz" steht, wenn eine Frau das Amt innehat.
Und um auf den Fall des Kreuzworträtels zurückzukommen: Gefragt wird da ja nach Berufen, nicht nach Individuen. Und der Beruf ist nun einmal "Pilot" und nicht "Pilotin".
Mir ist völlig schleierhaft, wo hier ein Problem liegen soll oder Volkserziehung stattfinden könnte.
Wenn es darum geht, dass man weibliche Agenten nicht Agentin, sondern auch Agent nennen soll, weil es sprachlich verhunzt scheint, ist das ja das eine.
Der Artikel befasst sich aber nur so am Rande mit der Sprache, dass es mir so scheint, den Verfasser stört eher, dass nicht ein Mann, sondern eine Frau "den" Agenten - oder vielleicht "die" Agent? - darstellt. Wer sich zwangserzogen dadurch fühlt, dass Frauen in klassischen Männerberufen abgebildet werden für Rätsel und nicht nur als Krankenschwester etc., scheint etwas zu verwechseln. Es geht nicht um Erziehung von denen, die mit Agententätigkeit oder Pilotentätigkeit nur einen Mann verbinden, sondern schlicht um die Realität die Einzug gehalten und nicht aufzuhalten ist. Wie gut, dass die Zeit nicht auf dem Stand stehen geblieben ist, auf dem es den Begriff Hausmann noch nicht gab. Wieso eigentlich Hausmann, er macht doch das gleiche wie eine Hausfrau und könnte daher doch auch....Würde man es dabei belassen, Männer als Piloten darzustellen, wäre dann wieder alles in Ordnung?
Bin eh dieser Tage verwundert. Selbst aus liberalen Kreisen hört man, geht gar nicht was von Bötticher da machte, mit einer 16jähirgen - völlig unbeeindruckt davon, dass der Gesetzgeber keine Bedenken dabei hat. Ich habe das Gefühl, Finanzkrise etc. führt dazu, dass die Menschen sich wieder die Zeiten zurück wünschen, als alles noch so schön überschaubar war. Männer steuerten Flugzeuge und Sex außerhalb einer Ehe gabetnet. Die guten alten Zeiten eben :-(
....aber berufliche Frauenbenachteiligung gibt es ja in Deutschland nicht, wie ich in anderen Threads hier lesen durfte....sie sollen halt nur einfach nicht in der Zeit in typischen Männerberufen abgebildet werden, gell *
Edit: * weil durch die Begrifflichkeit das doch den Männern weiter vorbehalten werden soll, sonst wird es unübersichtlich und die schöne alte Ordnung ist gestört :-(
Grundsätzlich bin ich einer Meinung mit Ihnen, lieber Zettel.
Eine Frage sei mir erlaubt: In den 80er Jahren lief im deutschen Fernsehen die Serie "Agentin mit Herz" (http://de.wikipedia.org/wiki/Agentin_mit_Herz). Hat das damals auch schon ihr Missfallen erregt?
Mir ist die Problematik damals nicht bewusst gewesen, und ich habe mir nichts dabei gedacht. (Okay, ich war auch noch im Grundschulalter und hatte dafür kein Problembewusstsein.)
Zitat von StefanieDer Artikel befasst sich aber nur so am Rande mit der Sprache, dass es mir so scheint, den Verfasser stört eher, dass nicht ein Mann, sondern eine Frau "den" Agenten - oder vielleicht "die" Agent? - darstellt.
Dieses Sommerpreisrätsel läuft ja nur über wenige Wochen. Angesichts der vielen Berufe, die man hätte nehmen können, erschien es mir auffällig, daß zweimal kurz nacheinander Frauen in typischen Männerberufen dargestellt wurden und zu raten waren.
Die Rätselei, liebe Stefanie, soll aus meiner Sicht Spaß machen. Ich möchte nicht, daß auch dort die Volkserziehung Einzug hält.
Wäre es bei PILOTIN geblieben, dann hätte ich mich gewundert, aber nichts geschrieben. Der Beruf ist nun einmal "Pilot". Auch eine Pilotin übt den Piolotenberuf aus, und nicht den Pilotinnenberuf. Nun gut.
Als dann aber kurz danach die AGENTIN, komplett mit Knarre vor der Brust, auftachte, schien es mir eine kleine Meckerecke wert zu sein.
Die ja auch zu einer interessanten Diskussion geführt hat, auf dem typischen Niveau des kleinen Zimmers.
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