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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 12 Antworten
und wurde 1.141 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

22.08.2011 02:31
Marginalie: Noch einmal Christian v. Boetticher Antworten

Zugegeben, diese Marginalie tendiert in Richtung Meckerecke.

Das liegt daran, daß in dieser Affäre, die keine ist, wieder einmal das zum Vorschein kommt, was ich an unserem deutschen Volkscharakter mit am Schlimmsten finde: Diese Harmoniesucht, diese Neigung, alles auszugrenzen, was anders ist. Und sei es nur ein 39jähriger, der sich in eine 16jährige verliebt, samt Gegenliebe.

Einer der größten kursierenden Irrtümer ist, daß Deutschland weniger spießig wurde, seit es mehrheitlich einer rotgrünen Ideologie anhängt.

Die alten Spießer sind geblieben; nur tragen sie jetzt andere Spieße.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

22.08.2011 07:52
#2 RE: Marginalie: Noch einmal Christian v. Boetticher Antworten

Aber im Zuge dieser Affäre, die eigentlich keine war, kam doch auch zweierlei zum Vorschein: eine ziemlich große Unzufriedenheit mit dem Spitzenkandidaten innerhalb der CDU und wachsende Zweifel an der persönlichen Eignung Christian v. Boettichers (völlig unabhängig von seinen persönlichen Beziehungen). Es wurde berichtet, dass er oft nur via Facebook erreichbar war und seine politischen Pflichten sehr locker gesehen haben soll. — Er hatte einfach nicht mehr die Rückendeckung, die ein Kandidat braucht. Das kann aber auch einem Kandidaten mit perfektem Familienleben passieren.

Ergänzung: Dass es auf der anderen Seite viele Grün/Öko/BIO-Spießer gibt, will ich gar nicht bestreiten. Aber an denen ist CvB nicht gescheitert.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

22.08.2011 10:24
#3 RE: Marginalie: Noch einmal Christian v. Boetticher Antworten

Ich verstehe die Aufregung über die Aufregung ehrlich gesagt nicht.
Politiker + 16-Jährige = ... Was wohl? Ein Skandal! Ein Politiker das das nicht einschätzen kann, hat kein Urteilsvermögen.

-----------------------------
http://xanopos.wordpress.com/

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

22.08.2011 10:36
#4 RE: Marginalie: Noch einmal Christian v. Boetticher Antworten

Zitat von xanopos
Ich verstehe die Aufregung über die Aufregung ehrlich gesagt nicht. Politiker + 16-Jährige = ... Was wohl? Ein Skandal!

Und warum ist das ein Skandal?

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

22.08.2011 10:43
#5 RE: Marginalie: Noch einmal Christian v. Boetticher Antworten

Weil das die Medien so sehen. Weil das seine Wähler so sehen dürften. Ein Politiker ist nun einmal der öffentlichen Meinung mehr ausgesetzt als ein kleiner Angestellter. Das gehört zum Berufsrisiko.

-----------------------------
http://xanopos.wordpress.com/

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

22.08.2011 10:51
#6 RE: Marginalie: Noch einmal Christian v. Boetticher Antworten

Zitat von xanopos
Weil das die Medien so sehen. Weil das seine Wähler so sehen dürften. Ein Politiker ist nun einmal der öffentlichen Meinung mehr ausgesetzt als ein kleiner Angestellter. Das gehört zum Berufsrisiko.

Ja schon. Aber warum ist die öffentliche Meinung in Deutschland so, daß sie einem Politiker sein - ja völlig legales - Sexualverhalten derartig ankreidet?

Das ist ja mein Punkt, lieber xanopos: Nulltoleranz in Deutschland, was abweichendes Verhalten angeht. Das ist unsere Tradition. Nur wechseln die Spieße, welche die Spießbürger schwingen.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

22.08.2011 10:58
#7 RE: Marginalie: Noch einmal Christian v. Boetticher Antworten

Nulltoleranz für Politiker! Das finde ich gut.

-----------------------------
http://xanopos.wordpress.com/

monty Offline



Beiträge: 75

22.08.2011 10:58
#8 RE: Marginalie: Noch einmal Christian v. Boetticher Antworten

Zitat von xanopos
Weil das die Medien so sehen. Weil das seine Wähler so sehen dürften.


Es wurde zwar im letzten Thread zu diesem Thema schon darauf verwiesen, ich will es aber hier noch einmal tun. Auf Welt Online gibt es einen Artikel, der etwas die Hintergründe des Bekanntwerdens beleuchtet. Auch wenn dies sicherlich nicht in allen Details klar ist, es ist wohl ziemlich sicher, dass von Boetticher zuerst von der eigenen Partei abgeschossen wurde, bevor überhaupt nur die ersten Informationen in die Presse gedrungen sind. Sprich, den Skandal hat die CDU selbst prodzuiert, nicht die "spießige Gesellschaft".

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

22.08.2011 11:03
#9 RE: Marginalie: Noch einmal Christian v. Boetticher Antworten

Zitat von monty
Auch wenn dies sicherlich nicht in allen Details klar ist, es ist wohl ziemlich sicher, dass von Boetticher zuerst von der eigenen Partei abgeschossen wurde, bevor überhaupt nur die ersten Informationen in die Presse gedrungen sind. Sprich, den Skandal hat die CDU selbst prodzuiert, nicht die "spießige Gesellschaft".

Aber ohne diese spießige Gesellschaft hätte doch niemand in der CDU einen Skandal hinbekommen. Man hat darauf gesetzt, daß die Leut' sich schon aufregen würden. Und sie taten's.

notquite Offline



Beiträge: 506

22.08.2011 11:32
#10 RE: Marginalie: Noch einmal Christian v. Boetticher Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von xanopos
Weil das die Medien so sehen. Weil das seine Wähler so sehen dürften. Ein Politiker ist nun einmal der öffentlichen Meinung mehr ausgesetzt als ein kleiner Angestellter. Das gehört zum Berufsrisiko.

Ja schon. Aber warum ist die öffentliche Meinung in Deutschland so, daß sie einem Politiker sein - ja völlig legales - Sexualverhalten derartig ankreidet?

Das ist ja mein Punkt, lieber xanopos: Nulltoleranz in Deutschland, was abweichendes Verhalten angeht. Das ist unsere Tradition. Nur wechseln die Spieße, welche die Spießbürger schwingen.




Der Punkt relativiert sich doch deutlich, wenn man sich fragt, in welcher anderen westlichen Demokratie ein Politiker eine derartige Geschichte nach Veröffentlichung überlebt hätte. Italien vielleicht, aber sonst? Glauben Sie ernsthaft, dass ein britischer oder französischer Politiker nicht sofort seine Ämter zur Verfügung gestellt hätte?

Der entscheidende Punkt ist nicht das Verhalten an sich. Da haben sicher andere Politiker größere Leichen im Keller, wenn man mal davon ausgeht, dass sie sie gut und so schlecht wie andere Menschen auch sind. In dem Moment, wo dieses Verhalten aber Gegenstand öffentlicher Berichterstattung wird, ist man erledigt, end of story.

Wieso ist nun aber diese Geschichte veröffentlicht worden? Stefanolix deutet ja an, dass das primär politische Gründe hatte.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

22.08.2011 11:40
#11 RE: Marginalie: Noch einmal Christian v. Boetticher Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von notquite
Das ist ja mein Punkt, lieber xanopos: Nulltoleranz in Deutschland, was abweichendes Verhalten angeht. Das ist unsere Tradition. Nur wechseln die Spieße, welche die Spießbürger schwingen.



Der Punkt relativiert sich doch deutlich, wenn man sich fragt, in welcher anderen westlichen Demokratie ein Politiker eine derartige Geschichte nach Veröffentlichung überlebt hätte. Italien vielleicht, aber sonst? Glauben Sie ernsthaft, dass ein britischer oder französischer Politiker nicht sofort seine Ämter zur Verfügung gestellt hätte?


Die Verhältnisse in England kenne ich zu wenig. Einen Fall, daß ein französischer Politiker wegen seines Privatlebens Schwierigkeiten gehabt hätte, kenne ich nicht.

Mitterand hatte, wie Eingeweihte schon lange wußten und wie das dann auch publik wurde, eine uneheliche Tochter, Mazarine. Seinem Ansehen bei den Franzosen hat das nicht geschadet.

Herzlich, Zettel

monty Offline



Beiträge: 75

22.08.2011 11:51
#12 RE: Marginalie: Noch einmal Christian v. Boetticher Antworten

Ich möchte den zentralen Punkt des Artikels noch von einer anderen Seite betrachten. Zettel schreibt:

Zitat von Zettel

Es wird geschliffen, es wird abgeschliffen. Übrig bleiben die Angepaßten, die perfekt Funktionierenden, die grauen Apparatschiks. Diejenigen, die sich stets nach allen Seiten absichern. Diese Einheitsgestalten, die perfekt die Rolle des Politikers ausfüllen, weil außerhalb dieser Rolle bei ihnen das blanke Nichts ist. Diejenigen also, die diese harmoniesüchtige deutsche Volksgemeinschaft verdient hat.



Ich stimme im Ergebnis zu, dass die Angepassten in unserem politischen System tonangebend sind, im Gegensatz zu Zettel würde ich diese Entwicklung allerdings nicht ausschließlich der Gesellschaft zuschreiben. Ich denke die Parteien haben daran ebenfalls einen erheblichen Anteil. Unser Wahlsystem verlangt es nun einmal, dass man, um politische Mitbestimmung in einem Parlament zu erreichen, von Parteien relativ weit oben auf Wahllisten gesetzt werden muss. Deshalb darf man es sich gerade zu Beginn seiner politischen Karriere nicht mit größeren Parteiteilen verscherzen. Also passt man sich an, stellt eigene Überzeugungen zurück, schwimmt mit dem Strom. Wer dies nicht tut und von der Parteilinie abweicht, fliegt das nächste mal raus. In der FDP ist dies ja gerade gut zu beobachten. Erst jemand wie Frank Schäffler, also jemand der es schon nach oben geschafft hat und dort gewissermaßen seinen Platz gesichert hat, kann es sich erlauben, offensiv eigene Positionen zu vertreten.

Bestimmte politische Ansichten sind in der heutigen Parteienlandschaft doch überhaupt nicht mehr vertreten, zum Beispiel was die Themen EU, Euro oder Einwanderung betrifft. Und ich behaupte mal, der Bevölkerungsanteil, der zu diesen Themen eine von den großen Parteien abweichende Meinung hat, ist ziemlich groß. Der Grund, warum dieser Teil in den Parteien nicht mehr repräsentiert ist, liegt eben nur zum Teil daran, dass die Parteien fürchten, es sich mit einem Teil der Wählerschaft zu verscherzen. Einen mindestens ebenso großen Anteil hat es, dass es viele Politiker scheuen, den innerparteilichen Konsens nicht zu verlassen, um sich selbst nicht ins Abseits zu stellen.

Das ist eben der Nachteil eines Systems, das zum großen Teil auf Berufspolitiker setzt, denen die politische Karriere wichtiger ist (sein muss, sie haben ja sonst nichts), als die konkreten Sachfragen. Ein finanziell unabhängiger Kandidat kann viel eher eigene Positionen vertreten, da er nicht auf seine politische Karriere angewiesen ist. In den USA ist dies ja gut zu beobachten.

Und somit lande ich beim gleichen Fazit: "Übrig bleiben die Angepaßten, die perfekt Funktionierenden, die grauen Apparatschiks. Diejenigen, die sich stets nach allen Seiten absichern. Diese Einheitsgestalten, die perfekt die Rolle des Politikers ausfüllen, weil außerhalb dieser Rolle bei ihnen das blanke Nichts ist."

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

22.08.2011 12:19
#13 RE: Marginalie: Noch einmal Christian v. Boetticher Antworten

Zitat von notquite
Der Punkt relativiert sich doch deutlich, wenn man sich fragt, in welcher anderen westlichen Demokratie ein Politiker eine derartige Geschichte nach Veröffentlichung überlebt hätte.


Eine "derartige" Geschichte hätte auch ein deutscher Politiker früher wahrscheinlich überlebt. Während umgekehrt heute, oder auch in anderen Ländern, Politiker sich andere Sachen leisten können, die früher nicht gingen.

Soll heißen: Meine Vermutung ist, daß sich nur die Tabu-Themen im Zeitlauf bzw. von Land zu Land ändern. Aber grundsätzlich war es wohl schon immer so, daß ein Politiker gewisse informelle Spielregeln beachten mußte. Und daß er am Anfang seiner Karriere am stärksten auf Anpassung achten mußte (maximal einige kleinere Grenzverletzungen, um sich bekannt zu machen) und etwas mehr Spielraum bekam, wenn er etabliert, mächtig und langjährig im Geschäft war.

Es gibt m. E. nur eine wesentliche Veränderung: Das Aufkommen der elektronischen Medien, inzwischen auch übers Internet (Youtube ...).
Seit die Gefahr besteht, daß eine Aussage aus dem Zusammenhang gerissen, aber im O-Ton veröffentlicht wird, müssen die Formulierungen noch abgeschliffener sein als früher.

Ansonsten aber halte ich es für eine mythische Verklärung des Typus "früher war alles besser" wenn man glaubt, daß die Politiker sich im Verhalten wesentlich geändert hätten.

 Sprung  



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