In dieser Analyse faßt Scott Stewart noch einmal Informationen zur Lage in Libyen zusammen, die teilweise schon in nur für Abonnenten zugänglichen Artikeln von Stratfor gestanden hatten und die ich bereits für meine eigenen Beiträge verwendet hatte.

Ich bringe Stewarts Artikel trotzdem, weil er das, was verstreut in ZR zu lesen war, konzis zusammenfaßt und um weitere Details ergänzt; vor allem zu Parallelen mit anderen Revolutionen. - In die deutsche Zusammenfassung habe ich stellenweise ergänzende Informationen eingefügt, die so nicht in Stewarts Artikel stehen.

Inzwischen habe ich einen Bericht von Stratfor erhalten, der die Rolle vor allem westlicher Spezialkräfte beim Sturm auf Tripolis analysiert.

Wie meist nennt Stratfor keine Quellen, aber die britische Presse ist voller Artikel über den Einsatz britischer Spezialkräfte (UKSF) in Libyen; eine aktuelle Zusammenstellung findet man hier. Auch Spezialkräfte aus Frankreich, Katar und sogar osteuropäischen Staaten operieren in Libyen, wie Quellen aus dem britischen Verteidigungsministerium dem Guardian bestätigten. Andere Berichte sprechen vom Einsatz von Spezialeinheiten aus Ägypten und Jordanien.

Stratfor beschreibt die Rolle dieser Spezialeinheiten so:

Luftschläge allein hätten den Rebellen, die überwiegend schlecht organisiert und noch immer schlecht ausgebildet sind, den (vorläufigen) Sieg nicht bringen können. Die ausländischen Spezialeinheiten lieferten ihnen zum einen Aufklärungsmaterial zur Lagebeurteilung (situational awareness), zum anderen stellen sie den Kontakt zwischen den einzelnen Rebellengruppen untereinander und mit Widerständlern in der Bevölkerung her. Sie übernehmen taktische Führungsaufgaben und führen in kritischen Phasen Kommandounternehmen aus. Sie spielen auch eine entscheidende Rolle bei der psychologischen Kriegsführung.

Das ist die eine Seite, die aus der Sicht der Analysten von Stratfor den schnellen Vormarsch auf Tripolis erklärt. Die andere ist, daß Spezialeinheiten aber ungeeignet sind, erreichte Geländegewinne zu sichern. Stratfor erwartet deshalb, daß Gaddafi noch keineswegs völlig besiegt ist und sich die jetzigen Erfolge zum Teil als ein Strohfeuer erweisen könnten.

Die Analyse von Scott Stewart befaßt sich nur mit der Lage innerhalb der Rebellengruppen. Daß auch noch Gaddafi-treue Truppen weiterhin über längere Zeit operieren könnten, erschwert die Situation zusätzlich.