Lieber Gansguoter, schon mit Ihren ersten beiden Einträgen haben Sie mir Lust auf dieses Thema gemacht, und ich habe mal alles an Dokumenten, was bei meinen Eltern rumliegt, durchforstet. Und es ist rausgekommen, dass ich eine ziemlich durchgewürfelte Sippe habe. Vor allem kommen viele aus Gebieten, die häufig den Besitzer gewechselt haben, mein Großvater mütterlicherseits ist Elsässer, während meine väterliche Familie aus dem Hultschiner Ländchen stammt, das eine Grenzregion zwischen Böhmen und Schlesien darstellt. Die Familie eines Großvaters meiner Mutter lässt sich bis ins späte 18. Jahrhundert in Vorarlberg belegen, und die Familie meiner Urgroßmutter ist zum Glück als alteingesessene Bauern in der Nähe von Augsburg ansässig.
Nun meine Frage: Wie sind weitere Quellen zugänglich, wenn sie alle in unterschiedlichen Ländern liegen? Zum Beispiel gehört der Geburtsort meines Großvaters väterlicherseits jetzt zu Tschechien, der meiner Großmutter dagegen zu Polen. Auch die Elsässer werden wohl ihre Nationalität mehrmals gewechselt haben. Komme ich, wie von Ihnen beschrieben weiter? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass im Krieg Dokumente verlorengegangen sind? Da die Forschung in meinem Fall viel Reisetätigkeit erfordern würde, wäre ich um einen Rat sehr dankbar!
Zitat schon mit Ihren ersten beiden Einträgen haben Sie mir Lust auf dieses Thema gemacht
das freut mich!
Zitat Und es ist rausgekommen, dass ich eine ziemlich durchgewürfelte Sippe habe. Vor allem kommen viele aus Gebieten, die häufig den Besitzer gewechselt haben, mein Großvater mütterlicherseits ist Elsässer, während meine väterliche Familie aus dem Hultschiner Ländchen stammt, das eine Grenzregion zwischen Böhmen und Schlesien darstellt. Die Familie eines Großvaters meiner Mutter lässt sich bis ins späte 18. Jahrhundert in Vorarlberg belegen, und die Familie meiner Urgroßmutter ist zum Glück als alteingesessene Bauern in der Nähe von Augsburg ansässig.
Das klingt doch alles sehr spannend.
Zitat Da die Forschung in meinem Fall viel Reisetätigkeit erfordern würde, wäre ich um einen Rat sehr dankbar!
Nicht unbedingt; die Digitalisierung schreitet voran, und manche Archive scannen bevorzugt diese viel benutzten Archivalien und stellen sie ins Netz.
Zitat Nun meine Frage: Wie sind weitere Quellen zugänglich, wenn sie alle in unterschiedlichen Ländern liegen?
In der Regel befinden sich die Archivalien in den jeweils zuständigen Nachfolgestaaten. Abweichungen von der Regel gibt es z.B. im deutsch-belg. Grenzgebiet bei Aachen (Kirchenbücher aus heute belgischen Orten z.T. in deutschen Archiven) oder an der polnisch-tschechischen Grenze (Kirchenbücher zu heute polnischen Orten teilw. in tschechischen Archiven, weil die Gemeindegrenzen und heutigen Landesgrenzen nicht übereinstimmen).
Zitat Zum Beispiel gehört der Geburtsort meines Großvaters väterlicherseits jetzt zu Tschechien
Tschechien investiert viel in die Digitalisierung. Die böhmischen und mährischen Kirchenbücher liegen in den staatlichen Bezirksarchiven, die nach und nach alle Bücher digitalisieren und kostenlos im Internet zugänglich machen - ein großes Entgegenkommen, wenn man bedenkt, dass es sich um die Quellen handelt, mit denen bevorzugt die Nachkommen von vertriebenen Sudetendeutschen forschen. Eine Übersicht über die Bezirksarchive mit Links zu den Digitalisaten hier: http://familia-austria.net/forschung/ind...atriken_im_Netz
Kriegsverluste gibt es bei den tschechischen Kirchenbüchern meines Wissens nicht oder kaum; die Bücher sind nach meiner Erfahrung in aller Regel vollständig erhalten, meist vergleichsweise informationsreich und gehen i.d.R. bis ins 17. Jh. zurück. Die Sprache ist teils dt., teils lat., teils tschechisch.
Zitat , der meiner Großmutter dagegen zu Polen.
Polen (Schlesien) ist schwieriger. Hier sind die Kriegsverluste relativ hoch. Die evgl. Kirchenbücher sind bei der Belagerung von Breslau vernichtet worden; die kath. Kirchenbücher sind, wenn sie noch nicht ans Bistumsarchiv Breslau abgegeben worden waren, 1945 oft zerstört worden (teils bei Kämpfen, teils von der Roten Armee als Heizmaterial genutzt worden, teils nach der Vertreibung der Deutschen bewusst vernichtet, um die dt. Geschichte auszulöschen). Manche Bücher sind in den letzten Jahren auch überraschend auf irgendwelchen Speichern wieder aufgetaucht, andere sind schon während des Krieges mikroverfilmt worden. - Digitalisierungen gibt es hier m.W. noch nicht, wohl auch, wohl die Bücher im besitz der Kirche sind, die weniger finanzielle Mittel hat. Hingegen sind die poln. Staatsarchive sehr weit mit einer umfassenden Datenbank zur Erschließung ihrer Bestände (mit einer tiefen Indexierung). Ich habe auf diese Weise die Testamente meiner Ururgroßeltern in Schlesien gefunden und dann auch in Kopie erhalten.
Zitat Auch die Elsässer werden wohl ihre Nationalität mehrmals gewechselt haben.
Die Nationalität gewechselt, ja, aber das ist kein Problem. Standesamtsregister sind vor Ort, die Zweitschriften und die Kirchenbücher in den jeweiligen Departementalarchiven. Auch hier laufen Digitalisierungsvorhaben, in Rhin-et-Moselle etwa. Auch hier: Reisen nicht unbedingt nötig.
Ansonsten empfehle ich die Mailinglisten auf http://list.genealogy.net/mm/listinfo/, über die man in der Regel mehrere hundert Forscher im jeweiligen Gebiet erreicht, die oft viel Detailkenntnis haben.
"pater semper incertus est," das wussten schon die alten Römer. Wie hoch sind die Chancen, dass der, der im Kirchenbuch steht, auch tatsächlich der leibliche Vater des Kindes ist? Über mehrere Generationen kommt da schon einiges an Unsicherheit zusammen, oder nicht?
Zitat von lukas"pater semper incertus est," das wussten schon die alten Römer. Wie hoch sind die Chancen, dass der, der im Kirchenbuch steht, auch tatsächlich der leibliche Vater des Kindes ist? Über mehrere Generationen kommt da schon einiges an Unsicherheit zusammen, oder nicht?
Aufgrund der viel strengeren Sozialkontrolle in früheren Zeit bin ich der Überzeugung, dass dieser Anteil in der Zeit vor 1800 geringer sein dürfte als heute. Natürlich gibt es da gewiss Unterschiede zwischen Stadt und Land. In einer ländlichen Gegend, wo die Menschen überwiegend in kleinen Weilern mit fünf bis zehn Häusern lebten, da kannte jeder jeden, und da dürften allein die Möglichkeiten, unbemerkt mit einem anderen als dem Ehepartner im Bett zu sein, nicht oft gewesen sein. In einer "Großstadt" wie Köln mit 30.000 Einwohnern sah das vielleicht anders aus.
Ansonsten sind uneheliche Kinder in den Kirchenbüchern als solche dokumentiert, teils mit Angaben zum Vater, teils mit Angaben zu Gerüchten / Vermutungen über die Väter. In der Habsburgermonarchie gab es im 18. Jh. genaue Vorgaben, Angaben zu einem unehelichen Vater nur aufzunehmen, wenn dieser sich zu seinem Kind bekannt hat, aber keine Vermutungen ohne Beleg.
Aber es stimmt natürlich: Eine Sicherheit hat man nicht bzw. kann man allenfalls heute mit Mitteln der Genetik bekommen. Verwandte der direkten männlichen Linie stimmen im Y-Chromosom überein; da kann man dann beispielhaft prüfen, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist, wenn man Männer aus verschiedenen männlichen Linien einer Familie vergleicht.
Vielen Dank für den Beitrag! Bei mir ist es wohl so, das ich aufgrund meines halben Migrationshintergrunds schwerer haben dürfte, aber immerhin weiß ich schon ein bisschen über meine "deutsche Linie", die angeblich aus Lüneburg stammt und seine Reihe bis zum Jahr 1438 zurückverfolgen kann! Zu den Familientreffen bin ich aber bis jetzt noch nie erschienen. Meine andere "Linie" aus Südamerika ist sicherlich viel schwieriger nachzuforschen, vor allem wegen der Kolonialgeschichte. Da müsste ich nochmal dahin reisen und alles suchen. Hoffentlich bringe ich auch da irgendwann Licht ins Dunkel.
PS: Wissen sie, ob man genetisch feststellen kann, ob eine ethnische Gruppe wirklich existiert? In Lateinamerika sagen nämlich viele von sich, dass sie aufgrund von jahrhundertelanger Blutvermischung mittlerweile ein eigenes Volk darstellen würden, so z.B. die Garifuna in Mittelamerika. Ich bin da skeptischer.
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04.09.2011 22:56
#8 RE: Genealogie (3): Woher weiß man, wer seine Vorfahren sind?
Die Zahlen sind im freien Fall. Bis zum Beginn der staatlichen Kampagne gegen die Vaterschaftstests hatten alle Untersuchungen 10…20% zutage gebracht. Dass diese hohe Zahl durchaus realistisch ist, wurde auch mehrfach (beispielhaft hier im SPIEGEL) begründet.
Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung kam Zypries eine Studie zu Hilfe, die besagte, dass es nicht 10…20%, sondern nur 3,7% sind. Das wurde von ihr sofort als „Argument“ für das Testverbot verwendet, denn bei so wenig Fällen lohnt sich das ja gar nicht (so schnell konnte die gar nicht gucken, wie ihr der Unsinn mit Verweis auf die noch geringere Mordrate um die Ohren geknallt wurde).
Nun erfahren wir also 1%. Scheinbar nur eine Frage der Zeit, bis wir die politisch korrekten 0% kriegen.
Zitat Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung kam Zypries eine Studie zu Hilfe, die besagte, dass es nicht 10…20%, sondern nur 3,7% sind.
Das war ja offenabr eine Studie über Studien. Eine Untersuchung auf Grundlage der Genetik finde ich da schon sinnvoll, und das Ergebnis scheint mir erstmal prinzipiell valide. Der verlinkte Spiegel-Artikel nennt die 10 % eine "Schätzung" (auf welcher Basis?) und nennt Untersuchungen, dass "in der Schweiz nur jedes hundertste Kind außerhalb der Ehe gezeugt [sei], im Großraum London aber nahezu jedes dritte". "Außerhalb der Ehe" heißt für mich: unehelich, sagt also über Kuckuckskinder wenig aus. - Generell dürfte es "Kuckuckskinder" in der Stadt eher geben als auf dem Land; dazu passen die Zahlen aus der Schweiz und London, falls sie valide sind. Vormoderne Gesellschaften dürften eher der Schweiz vergleichbar sein als London.
Aber wie auch immer: Kirchenbücher sind bis heute als Urkunden mit Beweiskraft anerkannt. Wir haben keine andere Möglichkeit, als dem Wortlaut zu vertrauen, wenn es keinen Gegenbeweis gibt.
Zitat von lukas"pater semper incertus est," das wussten schon die alten Römer. Wie hoch sind die Chancen, dass der, der im Kirchenbuch steht, auch tatsächlich der leibliche Vater des Kindes ist? Über mehrere Generationen kommt da schon einiges an Unsicherheit zusammen, oder nicht?
Aufgrund der viel strengeren Sozialkontrolle in früheren Zeit bin ich der Überzeugung, dass dieser Anteil in der Zeit vor 1800 geringer sein dürfte als heute. Natürlich gibt es da gewiss Unterschiede zwischen Stadt und Land. In einer ländlichen Gegend, wo die Menschen überwiegend in kleinen Weilern mit fünf bis zehn Häusern lebten, da kannte jeder jeden, und da dürften allein die Möglichkeiten, unbemerkt mit einem anderen als dem Ehepartner im Bett zu sein, nicht oft gewesen sein. In einer "Großstadt" wie Köln mit 30.000 Einwohnern sah das vielleicht anders aus.
Ansonsten sind uneheliche Kinder in den Kirchenbüchern als solche dokumentiert, teils mit Angaben zum Vater, teils mit Angaben zu Gerüchten / Vermutungen über die Väter. In der Habsburgermonarchie gab es im 18. Jh. genaue Vorgaben, Angaben zu einem unehelichen Vater nur aufzunehmen, wenn dieser sich zu seinem Kind bekannt hat, aber keine Vermutungen ohne Beleg.
Ich meinte weniger die Kuckuckskinder (obwohl es die sicher auch gab) sondern eher die Männer, die dem Vorbild des hl. Josef folgten und ein "gefallenes Mädchen" heirateten, um Frau und Kind die Schande der unehelichen Geburt zu ersparen. In meiner eigenen Verwandtschaft aus einer erzkatholischen Gegend kenne ich zwei solche Fälle, die beide keine hundert Jahre her sind. Heute spricht man freier über so etwas, aber es war lange ein streng gehütetes Geheimnis.
Zitat Ich meinte weniger die Kuckuckskinder (obwohl es die sicher auch gab) sondern eher die Männer, die dem Vorbild des hl. Josef folgten und ein "gefallenes Mädchen" heirateten, um Frau und Kind die Schande der unehelichen Geburt zu ersparen. In meiner eigenen Verwandtschaft aus einer erzkatholischen Gegend kenne ich zwei solche Fälle, die beide keine hundert Jahre her sind. Heute spricht man freier über so etwas, aber es war lange ein streng gehütetes Geheimnis.
Oh, so etwas gab es tatsächlich? Ich habe mal einen Film spielend wohl um 1950 in Irland und handelnd von den "Marias" gesehen, dachte aber, daß dies wohl kaum realistisch sein könnte.
Zitat Aufgrund der viel strengeren Sozialkontrolle in früheren Zeit bin ich der Überzeugung, dass dieser Anteil in der Zeit vor 1800 geringer sein dürfte als heute. Natürlich gibt es da gewiss Unterschiede zwischen Stadt und Land. In einer ländlichen Gegend, wo die Menschen überwiegend in kleinen Weilern mit fünf bis zehn Häusern lebten, da kannte jeder jeden, und da dürften allein die Möglichkeiten, unbemerkt mit einem anderen als dem Ehepartner im Bett zu sein, nicht oft gewesen sein. In einer "Großstadt" wie Köln mit 30.000 Einwohnern sah das vielleicht anders aus.
Ich habe jetzt mal ein bißchen herumgegoogelt und unter Bäderkultur im Mittelalter doch etwas unter Weiblein Männlein Zusammensein in den Badehäusern der Städte gefunden. So wie ich das verstanden habe, sind das normale Ehefrauen gewesen, die dort zusammen mit ihren und anderen Männern gebadet haben.
Gut auf dem Lande so eher unwahrscheinlich und später dann sowieso nicht mehr, aber so allumfassend kann ich mir die Sozialkontrolle dann doch nicht vorstellen.
Zitat von SF-LeserSo wie ich das verstanden habe, sind das normale Ehefrauen gewesen, die dort zusammen mit ihren und anderen Männern gebadet haben.
Ich will ja keine Illusionen kaputt machen - aber vom gemeinsamen Badewasser wird keine schwanger
Daß in manchen Badehäusern auch mehr vorging als nur Baden steht auf einem anderen Blatt. Da jedenfalls werden die "normalen Ehefrauen" nicht beteiligt gewesen sein.
Zitat Ich meinte weniger die Kuckuckskinder (obwohl es die sicher auch gab) sondern eher die Männer, die dem Vorbild des hl. Josef folgten und ein "gefallenes Mädchen" heirateten, um Frau und Kind die Schande der unehelichen Geburt zu ersparen. In meiner eigenen Verwandtschaft aus einer erzkatholischen Gegend kenne ich zwei solche Fälle, die beide keine hundert Jahre her sind. Heute spricht man freier über so etwas, aber es war lange ein streng gehütetes Geheimnis.
Wenn ein Mann eine schwangere Frau heiratet, um ihr "die Schande der unehelichen Geburt" zu ersparen, dann doch wohl in der Regel, weil er für die Schwangerschaft verantwortlich ist. Solche Fälle gibt es natürlich zuhauf - der Familienforscher stellt dann fest, dass die erste Geburt bereits sechs oder sieben oder auch nur fünf Monate nach der Trauung stattfand. Insbesondere in evgl. Kirchenbüchern finden sich dann auch mehr oder weniger drastische Bemerkungen des Pfarrers über die Unsittlichkeit der jungen Leute, unverheiratet miteinander ... Teilweise waren dann auch Strafgelder fällig oder Kirchenbußen.
Sicher, man kann natürlich nciht ausschließen, dass ein Mann auch mal eine schwangere Frau geheiratet hat, die von einem anderen schwanger war. Nur: Warum sollte er das tun? Warum sollte ein Mann wissentlich (!) eine von einem anderen schwangere Frau heiraten und dann auch noch wegen vorehelichen Verkehrs dafür eine Strafe zahlen? Und warum sollte er - als Hofbesitzer oder Handwerker - dann auf diese Weise wissentlich (!) ein Kind zum Erben machen, dessen Vater er nicht ist? So etwas dürfte es v.a. dann gegeben haben, wenn es noch andere Argumente gab für den Mann, eine solche Frau zu heiraten - Fälle wie: Wohlhabender Mann schwängert Hausmädchen und besorgt dann zur Verschleierung der Schande einen Bräutigam, dem die Erleichterung zu dieser Heirat dann mit gewissen Zahlungen erleichtert wurde. Das dürfte meiner Vermutung nach aber eher für das 19. und frühe 20. Jh. gelten und weniger für die Zeit vor 1800.
Wie gesagt: Es gibt nichts, was es nicht gibt - aber die Regel dürfte es nicht gewesen sein, dass ein Mann wissentlich die von einem Dritten schwangere Frau heiratete unter Inkaufnahme aller Nachteile.
In der Frühen Neuzeit war "Badehaus" auch die Umschreibung für "Bordell", der Bader wenigstens regional und zeitweise ein sogenannter "Unehrlicher". Aber da reden wir wieder nicht über Kuckuckskinder, sondern davon, was im Kirchenbuch dann gerne ein "Hurenkind" genannt wird.
Zitat Sicher, man kann natürlich nciht ausschließen, dass ein Mann auch mal eine schwangere Frau geheiratet hat, die von einem anderen schwanger war. Nur: Warum sollte er das tun? Warum sollte ein Mann wissentlich (!) eine von einem anderen schwangere Frau heiraten und dann auch noch wegen vorehelichen Verkehrs dafür eine Strafe zahlen? Und warum sollte er - als Hofbesitzer oder Handwerker - dann auf diese Weise wissentlich (!) ein Kind zum Erben machen, dessen Vater er nicht ist?
Ein Erklärungsansatz, der mir gerade eingefallen ist: Das ist vielleicht eine clevere Lösung für homosexuelle Männer. Der heterosexuelle Anschein wird gewahrt. Und die dankbare Ehefrau wird wohl nicht allzu sehr auf der Erfüllung der ehelichen Pflichten bestehen. Und ein Erbe wird auch gleich mitgeliefert (der ja dann auch die Pflicht hat, den Vater im Alter zu versorgen).
(Ich weiß aber auch nicht, ob diese hl.Josef-Fälle häufig vorkamen. Ich lese auch gerade zum ersten Mal davon).
"Sinners" Directed by Aisling Walsh and produced by BBC Northern Ireland
Inwieweit die Geschichte um das Herausholen der jungen Frau durch Heiraten (hinzugefügt) aus dem Heim für Gefallene Mädchen nur rein fiktiv ist, weiß ich nicht.
Grüße
SF- Leser
Urlauber
(
gelöscht
)
Beiträge:
05.09.2011 22:33
#18 RE: Genealogie (3): Woher weiß man, wer seine Vorfahren sind?
Zitat Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung kam Zypries eine Studie zu Hilfe, die besagte, dass es nicht 10…20%, sondern nur 3,7% sind.
Das war ja offenabr eine Studie über Studien. Eine Untersuchung auf Grundlage der Genetik finde ich da schon sinnvoll, und das Ergebnis scheint mir erstmal prinzipiell valide. Der verlinkte Spiegel-Artikel nennt die 10 % eine "Schätzung" (auf welcher Basis?) und nennt Untersuchungen, dass "in der Schweiz nur jedes hundertste Kind außerhalb der Ehe gezeugt [sei], im Großraum London aber nahezu jedes dritte". "Außerhalb der Ehe" heißt für mich: unehelich, sagt also über Kuckuckskinder wenig aus. - Generell dürfte es "Kuckuckskinder" in der Stadt eher geben als auf dem Land; dazu passen die Zahlen aus der Schweiz und London, falls sie valide sind.
Realistisch erschienen mir die 10...20%. Die 3,7% kamen mir schon spanisch vor. Aber gut, jetzt haben wir eine Zahl, die man ohne "vermutlich" oder "wahrscheinlich" in die Diskussion tragen kann. Angesichts der staatlicherseits geförderten sittlichen und sexuellen Verwahrlosung scheinen mir die 1% absolut unglaubwürdig. Auf der ganzen Linie wird abgezockt, gelogen und betrogen. In 40% der Sorgerechtsprozesse wird die Missbrauchskarte ausgespielt. Aber beim Thema Kinderzeugung sind 99% die personifizierte Aufrichtigkeit? Hm. Aber das war nur ein Schlenker. Wir reden über Genealogie, über eine Zeit, als die Menschen von Genen noch nichts wussten. Da zählt die Aktenlage. Die Akten enthalten zwar nicht den genetischen Code, sind aber wertvolle Zeitzeugen. Außerordentlich bedauerlich, dass im so viele unwiederbringlich vernichtet wurden.
Zitat von GansguoterAber wie auch immer: Kirchenbücher sind bis heute als Urkunden mit Beweiskraft anerkannt. Wir haben keine andere Möglichkeit, als dem Wortlaut zu vertrauen, wenn es keinen Gegenbeweis gibt.
Definitiv
Und, fast hätte ich es vergessen, vielen Dank für Ihre Arbeit.
Zitat von UrlauberUnd, fast hätte ich es vergessen, vielen Dank für Ihre Arbeit.
Dem möchte ich mich anschließen. ZR soll aus meiner Sicht mehr sein als ein Blog zur politischen Tagesaktualität; so wichtig diese ist. Die Serie von Gansguoter ist ein Musterbeispiel dafür, wie man ein scheinbar abseits gelegenes Thema spannend und informativ darstellen kann.
habe nun gestern abend mal wieder den Karton, den mir mein Großvater mütterlicherseits hinterlassen hat, für so eine Stunde durchgesehen und dann den Karton wieder etwas entmutigt geschlossen.
Es handelt sich dabei um Auszüge von Kirchenbüchern, Geburts- und Hochzeitsurkunden im Zeitraum von so 1800 bis 1930. Daneben auch noch Schriftstücke in denen Daten von meinen Vorfahren im Zeitraum von 1680 bis 1799 aufgelistet sind. Darunter dann die Information, daß eine Familie Pauly aus Birkenfeld in Rheinland-Pfalz bis zum Jahr 1583 nachweisbar ist. Alles zusammen so um 150 Schriftstücke.
Nun weiß ich also, daß ich zumindest mütterlicherseits eine recht lange Vorfahrenslinie habe, aber wie die Linie nun genau ist, erschließt sich mir nicht. Ich habe schon mehrfach versucht, irgendwie eine Struktur hineinzubringen, habe dies dann aber immer wegen Erfolglosigkeit aufgegeben. Vor Jahren habe ich mir mal ein kleines Programm für die Ahnenauflistung gekauft. Leider hat sich dieses aber als unbrauchbar herausgestellt.
Nun habe ich also überlegt, zumindest die ganzen Unterlagen mal einzuscannen und dann die jeweiligen Scans in einer Baumstruktur abzulegen. Dann habe ich ja schon mal eine gewissen Systematik dabei.
Aber wenn ich das schon alles einscanne, wäre es dann nicht sinnvoll, diese Scans, also die Schriftstücke, die für andere vielleicht sehr interessant sind, irgendwie allgemein zur Verfügung zu stellen?? So etwas wie Wiki-Ahnen??
Ja und nun die Frage, ist das so sinnvoll oder gibt es bessere Möglichkeiten?
Da ich ja diesbezüglich selbst aktiv bin, möchte ich allen, die im Bereich Schlesien forschen, diese Seite ans Herz legen, da dort u.a. die heutigen Lagerorte der einzelnen Kirchenbücher vermerkt sind:
Desweiteren besteht die Möglichkeit über die "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" (besser bekannt als die Mormonen) an Informationen zu gelangen, da diese über die größte genealogische Datenbank der Welt verfügen. Grund hierfür ist dies:
Es können Mikrofilme der entsprechenden Kirchenbücher (sofern vorhanden) angefordert werden, die man dann in einer der regionalen Vertretungen der Glaubensgemeinschaft auch als Außenstehender studieren kann. Dies ist, soweit ich weiß, preislich sogar sehr günstig (meines Wissens nach etwa 8 Euro).
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