Ja gewiß, es ist ein abgegriffenes Bild, aber manchmal drängt es sich mir doch auf: Das Bild von der Titanic, auf der alles sich sicher fühlt und fröhlich und guter Dinge ist.
Uns geht es gut in Deutschland; so gut, wie selten in unserer Geschichte, so gut, wie wenigen Ländern heute auf der Welt. Wir haben allen Grund, fröhlich und guter Dinge zu sein.
Aber nur, solange wir nicht in die Zukunft schauen. Tun wir das, dann sehen wir einen Eisberg nach dem anderen angeschwommen kommen: Die demographische Entwicklung, die Gefahr einer multikulturellen Gesellschaft, die mangels einer gemeinsamen Identität auseinanderbricht; und auch das, was ich in dieser Marginalie thematisiere: Den Rückgang des Interesses an Technik, Mathematik, Naturwissenschaften; also an dem, worauf unser Wohlstand beruht.
Pentas
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06.08.2011 08:15
#2 RE: Marginalie: MINT und gesellschaftliche Werte
Zitat Wir leben in einer Gesellschaft, deren Wertesystem sich von dem, was als "hart" gilt, zunehmend zu dem hin verschiebt, was als "sanft" gilt.
was als "sanft" gilt, ist üblicherweise auch billig zu haben. Wie beispielsweise akademische Titel in den Sozialwissenschaften. Jedoch war das bereits "zu meinen Zeiten" in den 60ern und 70ern der Fall, als bereits der Diplsoziologentitel, insbesondere mit Schwerpunkt Sozialpsychologie, von linken Profs mit der Gieskanne an Leute vergeben wurde, die nette Gedichte über Marx und Freud verfassen konnten und inspiriert durch Foucaults erregende Schilderungen lustvoller mittelalterlicher sado-masochistischer Praktiken, pardon Foltermethoden, später dann den Nachweis promoviert und habilitiert führten, dass die Humanisierung des Strafrechts böse ist.
In den 60ern und 70ern zählten allerdings noch "männliche" Werte, zu denen auch ein ideologiefreies Interesse am Verständnis von Naturzusammenhängen gehört und in den Schulen gaben die heute verhassten "Streber" und nicht die Sitzenbleiber den Klassentakt vor. Allerdings denunzierte der Diplsoziologe damals bereits das "harte" (sprich autoritäre) Wertesystem und wie man heute an den "Früchten" erkennen kann, nicht erfolglos, denn die Verquickung des autoritären Wertesystems mit dem "Faschismus" war damals wie heute eine Wunderwaffe und so gelang es, das Kind mit dem Bade auszuschütten.
Ferner erfolgte damals ebenso die erfolgreiche Ideologisierung, Moralisierung und Politisierung der Naturwissenschaften. In der BRD gelang sie durch die zeitgleich mit der Einführung der Bildungsreform "rein zufällig" einsetzende intensive Diskussion von Dürrenmatt's "Die Physiker im Deutschunterricht an den Schulen. Manche Schüler lernten damals, das ihre schlechte Physiknote sie eigentlich sozusagen "adelt", da sie entgegen dem Klassenprimus offensichtlich über eine überlegen-machende, kritisch-hinterfragende "Intelligenz" verfügen, zumal dem gerade frisch in den Schuldienst eingetretenen studentenbewegte Deutschlehrer der Unterschied zwischen Wert- und Sachurteilen selbst einfach nicht klar werden wollte und wie hätte er denn derart den Schülern lehren können, dass die moralische Empörung über die Atombombe mitnichten zur Lösung des Werturteilsstreits zugunsten moralisierender Politiker auf den Lehrstühlen Soziologie und Philosophie beitragen kann.
Flankierend zur Ideologisierung der Naturwissenschaften gelang auch die Ideologisierung der Ingenieurswissenschaften. Finde es schon drollig, dass die Informatik neuerdings schon nicht mehr als Ingenieurswissenschaft gehandelt wird. Sei's drum, auf jeden Fall bewerben sich bei uns völlig am Markt vorbei qualifizierte promovierte und habilitierte Informatiker mit besten Noten und umfassender sozial- und geisteswissenschaftlicher Bildung. Ist schon erbaulich mit einem promovierten Informatiker während des Vorstellungsgesprächs anregend über Habermas diskutieren zu können, doch leider trägt Habermas unter Anderem auch nichts zur Lösung der informationstechnologischen Herausforderungen der Gegenwart bei. Der polnische Bewerber verfügt dagegen schon über ein marktgerechtes Profil. Dreimal darf geraten werden, wem wir den Vorzug geben.
Zitat Wenn es nicht an den Studienmöglichkeiten liegt - woher kommen dann die zu geringen Studentenzahlen in den MINT-Fächern? Solche Fragen lassen sich meist auf verschiedenen Ebenen beantworten; und meist ist es schwierig oder unmöglich, empirisch zu prüfen, ob eine Antwort richtig ist.
Gerade die normative Erklärung, die Sie in Ihrem Artikel geben kann leider niemals empirisch widerlegt oder gar bestätigt werden. Wohl aber kann geprüft werden, wie die Lernbedingungen an Schulen und Universitäten aussehen; wie hoch der Kenntnisstand in den MINT-Fächern nach dem Abitur in den einzelnen Bundesländern ist; welche Gründe zum Abbruch eines Studiums, z.B. des Maschinenbaus, führen; Überhaupt die Zahl der Abbrecher in solchen Studiengängen; welches die Anreize für eine bestimmte Leistungskurswahl (z.B. Mathematik: verpflichtend als Leistungskurs, Grundkurs ausreichend um Abitur zu machen, seperate Prüfung im Abitur, etc.) sind; eine ganze Menge Indikatoren mit denen festgestellt werden kann warum die Studentenzahlen rückläufig sind.
Dass die Leistungen in Mathematik beispielsweise oftmals nicht ausreichend sind um entsprechende technische und naturwissenschaftliche Studiengänge zu absolvieren, merken viele Studenten eben erst, wenn sie ein Studium begonnen haben und brechen es dementsprechend häufiger ab, das ist zumindest meine Vermutung. Ob diese mangelden Leistungen nun von irgendeinem Wertesystem abhängen oder nicht, das ist doch zunächst völlig irrelevant, ich glaube zumindest nicht, dass sie irgendetwas mit Margot Käßmann zu tun haben - ganz abgesehen davon, dass es enorme Probleme geben könnte beim Versuch den Begriff Wertesystem zu operationalisieren um dessen Einfluss wirklich abschätzen zu können.
Nicht dass die Studien- und Berufswahl nicht von Werten abhängen würde, sicher tut sie das auf irgendeine Art und Weise. Aber mir scheint die Brücke doch zu weit geschlagen und einiges an möglichen Ursachen übergangen.
Zitat von herr celineNicht dass die Studien- und Berufswahl nicht von Werten abhängen würde, sicher tut sie das auf irgendeine Art und Weise. Aber mir scheint die Brücke doch zu weit geschlagen und einiges an möglichen Ursachen übergangen.
Ja, das liegt leider in der Natur der Sache. Ein Artikel in ZR ist nun einmal keine Habilitationsschrift.
Sie haben ja vollkommen Recht, und Sie rennen, lieber herr celine, bei mir da Türen ein, die sperrangelweit offenstehen: Auf der Ebene, auf der ich in dem Artikel argumentiere (und auf der Ebene darunter, auf der Gerd Held argumentiert), wird man so schwer zu falsifizierbaren Aussagen kommen wie, sagen wir, in der Geschichtswissenschaft. Deshalb habe ich ja geschrieben, daß man sich im Bereich von Vermutungen bewegt.
Das hat vor allem zwei Ursachen: Erstens handelt es sich, um die Unterscheidung Windelbands aufzugreifen, um eine idiographische und nicht um eine nomothetische Wissenschaft; also eine, die das einmalige Geschehen erforscht und nicht allgemeine Gesetzmäßigkeiten. Zweitens stellt sich bei den Geschichts- und Sozialwissenschaften das Problem der Analyseebenen (levels of analysis) auf eine besonders verzwickte Art.
Man kann jeden beliebigen Ausschnitt der Wirklichkeit auf unterschiedlichen Ebenen analysieren. Wenn man sich für das Wetter interessiert, dann wird man das beispielsweise auf der Ebene von Temperaturen, Drücken, Windgeschwindigkeiten und dergleichen tun, aber nicht auf der Ebene von subatomaren Vorgängen.
Aber es gibt in den Naturwissenschaften - jedenfalls grundsätzlich - Brückengesetze, die die eine Ebene der Analyse mit der anderen verbinden. Der Materialwissenschaftler interessiert sich zum Beispiel für die Härte von Substanzen und deren Messung. Physiker und Chemiker interessieren sich für die Anordnung von Molekülen und die kovalenten Bindungen zwischen ihnen. Je stärker diese Bindungen sind, umso härter ist das Material. Man kann die eine Ebene der Analyse mit der anderen verknüpfen.
In den Geschichts- und Sozialwissenschaften ist das schwer, meist unmöglich. Man kann den Wertewandel empirisch erfassen (vermutlich gibt es dazu in Deutschland Untersuchungen), und man kann das tun, was Sie ansprechen: Zahlen von Studienabbrechern erheben, die Ursachen für den Abbruch untersuchen. Aber wie die Brücke schlagen?
Kontroversen zwischen Historikern sind in der Regel von einer ganz anderen Art als Kontroversen zwischen Naturwissenschaftlern. Diese letzteren können sich im allgemeinen darauf verständigen, wie man empirisch prüft, welche Theorie zutrifft. Ob eine historische narrative sich durchsetzt, ist aber letztlich eine Frage ihrer Plausibilität und von deren subjektiver Beurteilung. Sie können beispielsweise einem Marxisten sein Geschichtsbild nicht widerlegen; Sie können nur zeigen, wie wenig plausibel es ist.
Zitat von danielphoffmann Ferner erfolgte damals ebenso die erfolgreiche Ideologisierung, Moralisierung und Politisierung der Naturwissenschaften. In der BRD gelang sie durch die zeitgleich mit der Einführung der Bildungsreform "rein zufällig" einsetzende intensive Diskussion von Dürrenmatt's "Die Physiker im Deutschunterricht an den Schulen. Manche Schüler lernten damals, das ihre schlechte Physiknote sie eigentlich sozusagen "adelt", da sie entgegen dem Klassenprimus offensichtlich über eine überlegen-machende, kritisch-hinterfragende "Intelligenz" verfügen, zumal dem gerade frisch in den Schuldienst eingetretenen studentenbewegte Deutschlehrer der Unterschied zwischen Wert- und Sachurteilen selbst einfach nicht klar werden wollte und wie hätte er denn derart den Schülern lehren können, dass die moralische Empörung über die Atombombe mitnichten zur Lösung des Werturteilsstreits zugunsten moralisierender Politiker auf den Lehrstühlen Soziologie und Philosophie beitragen kann.
Hmmm, dann oute ich mich mal und sage, dass die Physiker neben Faust vermutlich die beste Schullektüre war, die ich erleben durfte und mir sicher nie die Frage gestellt habe, ob es deswegen adelt in einer Naturwissenschaft schlecht oder gut zu sein. Die Physiker ist ein glänzender Zynismus, den jeder mal gelesen haben sollte, der sich ernsthaft mit der Frage beschäftigt ob ein Gedanke der gedacht werden kann, auch wirklich ein guter Gedanke ist. Naturwissenschaftliches Interesse bedeutet doch nicht sich keinen ethischen Fragestellungen auszusetzen oder philosophische Erkenntnisse zu negieren. Ich meine das die Physiker sich vor allem für Schüler eignet, die den naturwissenschaftlichen Weg einschlagen, für die "Gesellschaftswissenschaftlichen" ist die Fragestellung rein theoretischer Natur. Für jemanden, der sich konkret mit Naturwissenschaft beschäftigt, können die Themen durchaus von Relevanz werden.
Zitat Finde es schon drollig, dass die Informatik neuerdings schon nicht mehr als Ingenieurswissenschaft gehandelt wird.
Das ist nicht drollig, das ist erstmal richtig. An den Hochschulen, die die Möglichkeit bieten in Informatik zu promovieren, gehört die Informatik manchmal zur naturwissenschaftlichen Fakultät und manchmal zur ingenieurswissenschaftlichen. In der Regel sind die Hochschulen dann auch so ausgerichtet. Und wenn jemand über Algorithmen, Komplexitätstheorie oder meinetwegen Kryptographie promoviert, dann sind das ziemlich rein naturwissenschaftliche Fragestellungen. Wenn umgekehrt jemand über Prozessorarchitektur, eingebettete Systeme oder meinetwegen Signalverarbeitung promoviert, dann liegt der technische Titel näher. Aus der Entwicklung der Informatik heraus würde ich vermuten, dass derzeit in Deutschland die Mehrheit der verliehenen Titel der Dr. rer. nat. ist.
Zitat Sei's drum, auf jeden Fall bewerben sich bei uns völlig am Markt vorbei qualifizierte promovierte und habilitierte Informatiker mit besten Noten und umfassender sozial- und geisteswissenschaftlicher Bildung.
Das ist insofern faszinierend, dass man von allen promovierten Informatikern, die ich soweit kenne, um das zu beurteilen (diverse Dutzend), das gerade mal von zweien sagen kann. Beide sind übrigens exzellente Informatiker, beide deutlich über dem Durchschnitt (sowohl in meiner Beurteilung als auch in ihrer Stellung). Dennoch frage ich mich an der Stelle was das marktgerechte Profil eines Informatikers denn nun genau ist. Denn irgendwie bin ich sicher, ich würde voll durch ihr Raster fallen.
ich möchte da gerne eine kleine Geschichte einbringen: Als ich anfing Informatik zu studieren, bin ich, aufgrund des Aufbaus, davon ausgegangen, dass jeder Abiturient erfolgreich Informatik studieren kann. Es wird wenig vorrausgesetzt, zumindest nichts, was man nicht noch lernen könnte. Als ich das Haupstudium erreicht habe, war eins auffällig: Da bildeten die Nerds schon die deutliche Mehrheit. Und selbst bei denen, die keine Nerds im klassischen Sinne vorstellen, lag in aller Regel eine recht typische "Informatikerkarriere" vor, die nicht mit dem Abitur, sondern viel, viel früher begonnen hatte. Platt gesagt: Wer sich nicht mit 15 für Technik interessiert hat, der wird mit 18 nicht Informatik studieren, ganz egal wie gut er in Physik oder Chemie sein wird. Nach meinem Dafürhalten kann man die Schule dafür nicht komplett verantwortlich machen. Schule soll Wissen vermitteln. Aber Interesse, Interesse an Technik, an Wissenschaft, an der Natur, das müssen erst einmal die Eltern vermitteln.
Normalerweise finde ich den Satz "In der DDR war nicht alles schlecht" ziemlich übel. Aber mir scheint, in Sachen mathematisch-naturwissenschaftlicher Schulbildung trifft er zu.
Ich habe in diesem Bereich, wie ich finde, eine exzellente Grundbildung in der Schule erhalten. Dazu gehörte, dass Biologie von der 5., Physik von der 6., Chemie von der 7. Klasse an bis zum Abitur (oder zur mittleren Reife) als Pflichtfächer durchunterrichtet wurden. Mathematik sowieso von der 1. bis zur 12. Mathematik und wahlweise eines der naturwissenschaftlichen Hauptfächer waren schriftliche Prüfungsfächer im Abitur (neben Deutsch-Aufsatz und Russisch). Abwählen war nicht (das einzige Wahlpflichtfach war Musik vs. Kunst in der 11 und 12). Es bestand aber die Möglichkeit, Wissen und Fähigkeiten durch Arbeitsgemeinschaften oder Fakultativen Unterricht (in der Oberstufe) noch zu vertiefen. (Ich erinnere mich z.B. an ein zusätzliches Mathematik-Angebot über Komplexe Zahlen).
Und diese Fächer wurden im Prinzip ideologiefrei unterrichtet (mal abgesehen von einzelnen Anwendungsaufgaben).
Es standen nach meinem Eindruck auch ausreichend Geräte, Chemikalien usw. für naturwissenschaftliche Experimente zur Verfügung. Es wurde auf exakte Methodik Wert gelegt. In der Mathematik spielten Beweise eine große Rolle. Bei physikalischen Experimenten waren exakte Protokolle, einschließlich Fehlerdiskussion, anzufertigen.
Ich weiß nicht, wie das heute in den Schulen aussieht. Tatsache ist jedenfalls, dass man sich an einer soliden mathematisch-naturwissenschaftlichen Schulbildung vorbeimogeln kann und trotzdem Abi bekommt. – Ich habe als Religionslehrer immer wieder gestaunt, wie wenig mathematisch-naturwissenschaftliches Allgemeinwissen bei meinen Schülern abrufbar war ...
Für meine Physik-LK Abiturprüfung habe ich wochenlang alles gelernt und Altklausuren gerechnet, für meinen English-LK habe ich wenn man alles zusammen nimmt höchstens ne Woche nen paar Texte gelesen und Themen zusammen geschrieben. Die Note war in beiden Fächern gleich und ich habe keine besondere Sprachbegabung. Was ich damit sagen will ist einfach, Schüler sind nicht dumm, sie gehen den Weg des geringsten Widerstandes. Geisteswissenschaften schwer und anstrengend zu machen(so wie es ein guter Lehrer macht) ist extrem selten, weil es am politischen Willen zu dieser Härte und oft auch an der fachlichen Qualifikation der Lehrkräfte mangelt. MINT-Fächer kann man schwerer zu einem "Laberfach" verkommen lassen, egal ob das gewollt ist oder der Lehrer eine Niete, die diesen Fächern eigenen "Objektivität" verhindert hier viel Unheil. Damit konditionieren wir unsere Schüler auf:Mathe/Physik:Schwer,unangenehm; Deutsch/Englisch/Geschichte:Schön, angenehm.
Bei den Geisteswissenschaften anzusetzen und sie von ihrem "Labercharakter" zu befreien, wäre womöglich der bessere Ansatz als die Naturwissenschaften zu verwässern. Dazu bräuchte es, aus meiner Sicht, eine stärkere Selektion bei den Lehramtsstudenten(es kommen subjektiv betrachtet zuviele Nieten durchs Studium) und der klare politische Wille zu seriösem Unterricht statt pädagogischen Experimentieren(Gruppenarbeit und schlimmeres - bei den Schülern übrigens verhasst ob dem sinnlosen Gelaber was zumeist dabei herum kommt).
ps:Ich halte im übrigen große Stücke auf meine alte Schule, weil ich noch viele(oft alte) Lehrer hatte die sehr guten Unterricht gemacht haben und insbesondere einen sehr strengen Physikunterricht der mir sehr gut getan hat. Es ist also nicht alles schlecht, es läuft nur aus meiner Sicht(wenn ich mir die Ausbildung der jungen Lehrer und den politischen Willen ansehe) in die falsche Richtung.
"Bildung soll nicht wirtschaftlich verwertbar sein, und Bildung gibt es nur an der Uni" ist zugegeben recht provokant, beschreibt aber aus meiner Sicht das grundlegende Problem des Bildungssystems in Deutschland.
Generell dreht sich die Bildungsdebatte in Deutschland um das Studium und um den Zugang zum Studium. Andere Möglichkeiten zur Bildung werden kaum thematisiert, gleichzeitig wird auch ignoriert das einem Bildung auch dazu befähigen soll ein eigenständiges Leben zu ermöglichen. Dieses eigenständige Leben ist aber nur möglich wenn man in der Lage ist sich durch eigene Arbeit zu versorgen, und nicht von der Wohlfahrt anderer abhängig ist.
Die angestrebte Bildungskarriere in Deutschland folgt dem Muster: Grundschule -> Gymnasium -> Studium -> ???
Erstmal ist es wichtig in der Grundschule genügend Leistung zu bringen um den Sprung aufs Gymnasium zu machen, und dort muss man genügend Leistung bringen um das Abitur zu bestehen, und dann zieht man je nach Abiturleistung ein Studium in Betracht. Was fehlt ist die Antwort auf die wichtige Frage: Was will ich einmal machen, wenn ich Erwachsen bin ? Nicht für das Leben lernen wir, fürs Abi lernen wir.
Diese Bildungskarriere ist vor allem eins: Bequem. Man kann sich als Mitglied der Bildungselite betrachten, und gleichzeitig seine Kindheit damit verlängern das man sich vor der Fragen drücken kann wie man sich eigentlich später mal selbst versorgen kann. Der gelernte Stoff steht meist in keine Zusammenhang mit einer praktischen Notwendigkeit - besonders in Fächern wie Mathematik, Physik, Chemie ( was sich bei einem entsprechenden Studium oder Berufstätigkeit schnell ändert ).
Die unter jungen Menschen mit Abitur weit verbreitete Meinung "Bildung soll nicht wirtschaftlich verwertbar sein, und Bildung gibt es nur an der Uni" ist die logische Konsequenz dieser Bildungskarriere. Man betrachtet sich zwar als gebildet ( schließlich hat man Abi und darf Studieren ) ist aber weiterhin auf die Wohlfahrt Anderer angewiesen, egal ob es sich dabei um die eigenen Eltern und Großeltern oder um Vater Staat handelt. Man betrachtet diesen Zustand auch nicht unbedingt als unerwünscht, sondern wünscht sich das die weiterhin so bleibt.
Meiner Meinung nach sollte die Bildungsdebatte schleunigst auf neuen Kurs gebracht werden. Weder geht es bei der Bildung darum den Kindern der scheinbaren Elite einen gratis-Selbsterfahrungstrip zu gewähren, noch geht es darum Fachkräfte für die Wirtschaft zu züchten.
Es geht darum junge Menschen fit für das leben als Erwachsener zu machen, und dazu zählt eine Berufsausbildung die ihn befähigt seinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Deswegen sollte meiner Meinung nach die Berufsausbildung im Mittelpunkt der Bildungsdebatte stehen, nicht Gymnasium, Abitur und Studium.
Wie diese Berufsausbildung nur erfolgt, ob als klassische Berufsausbildung im dualen System oder als klassisches Hochschulstudium ist dabei nebensächlich, auch wenn ich zu klassischen Berufsausbildung mit nachfolgenden Studium bei Interesse und Befähigung tendiere. Ein Mechatroniker oder Chemielaborant der in der Praxis erlebt hat wie er an die Grenzen seiner bisherigen Kenntnisse stößt bringt vermutlich viel mehr Interesse für MINT Fächer auf als ein Abiturient der noch nicht weis, womit er einmal seinen Lebensunterhalt verdienen will.
Wer nach der Berufsausbildung noch studieren will hat jedoch mit einigen Problemen zu kämpfen, die man als Student nicht hat. Die wenigsten Berufsschulen bieten den Schülern die Möglichkeit sich zusätzlich zu qualifizieren, so das man nach der Berufsausbildung noch die Fachhochschulreife nachholen muß (entweder in Vollzeit oder neben der Berufstätigkeit). Hier ist es dringend nötig die Qualität der beruflichen Bildung zu verbessern, etwa in Form von zusätzlichen Leistungskursen. Natürlich wird nicht jeder Azubi diese Möglichkeit nutzen, aber diejenigen welche sie nutzen sind es, auf die es ankommt.
Ich stimme ihrem Artikel vollkommen zu lieber Zettel, möchte aber auch noch einen Punkt ergänzen, der mir schon lange auf der Seele liegt: Lehrer. Meine eigene Schulzeit ist nicht lange her und ich war in vielerlei Hinsicht sehr involviert in die Schulpolitik; dazu kommt, dass meine Mutter Mathematik Lehrerin an einer Nachhilfeschule ist (und aus dem sowjetischen Bildungssystem kommt und dadurch einen durchaus nützlichen Vergleich hat). Aus diesen Erfahrungen kann ich konstatieren: Ein beängstigend großer Teil der Lehrer an deutschen Schulen, besonders die neuen Generationen, ist einfach nur katastrophal. Ein Lehramtsstudium wird heutzutage vor allem von den Unambitionierten aufgenommen und solchen, die eigentlich keine Ahnung haben, was sie denn so studieren sollten. Ich kenne Leute, die Sport und Physik auf Lehramt studieren und gerade mal so mit Biegen und Brechen durch das Abitur gekommen sind (mit unterdurchschnittlichen Noten sowohl in Mathematik als auch Physik). Als Lehrer verdient man nicht viel, hat keine besonders hohen Karriereperspektiven und ist jetzt auch nicht unbedingt die gesellschaftlich anerkannteste Person. Das Hauptargument für viele, die auf Lehramt studieren: Ferien. Dazu kommt der komplette Unfug, der diesen Lehramtsstudenten heute beigebracht wird. All die Referendare, die auf uns Schüler losgelassen wurden, waren vor allem gut darin, hippe Gruppenarbeiten, Powerpoint-Präsentationen und sonstige dynamisch-interaktive Elemente in den Unterricht einzubauen. Der Großteil davon war schlicht und ergreifend unsinnige Zeitverschwendung (off-topic: Es ist aber interessant, wie da Management und Business School Material auf der einen Seite mit der von ihnen kritisierten, leistungsfeindlichen Herangehensweise der 68er kombiniert wird. Intuitiv sollten sich diese zwei Pole ausschließen, in der Praxis passen sie jedoch besser zusammen, als man meinen würde...). Ich will jetzt aber auch nicht nur auf die jungen Lehrer eindreschen. Auch unter den alten hatten wir genug verkrustete, frustrierte, sturre und verbitterte Exemplare, die auf unterschiedliche Arten und Weisen ihre Probleme auf die Schüler losließen.
Jedes Mal wenn in der öffentlichen Debatte über das Schulsystem gestritten wird, sträuben sich mir die Haare. Das, was ich aus der Schule letztendlich mitgenommen habe, lernte ich vor allem von einigen wenigen, ausgezeichneten Lehrern. In neun Jahren Gymnasium, hatte ich vielleicht sieben oder acht Lehrer, quer über alle Fächer verteilt, die mich stark beeinflussten. Das waren vor allen Dingen auch Lehrer, die nicht nur mich was lehrten, sondern die durch Charisma und natürliche Authorität auch die "Problemschüler" erreichen konnten. Wenn diese Quote erhöht werden könnte, bräuchte man sich nicht unterhalten über Gesamtschule, Hauptschule oder Ganztagsschule. Wir können noch so sehr am Zentralabi und weiß der Himmel was rumschrauben, aber so lange die Aufmerksamkeit nicht auf diejenigen gerichtet wird, die tagtäglich vor der Klasse stehen und entscheidenden Einfluss auf Erfolg und Misserfolg der Schüler haben, wird sich nichts zum Guten wenden. Aber auch nur ein falsches Wort gegen Lehrer, und der Philologen Verband ist sofort zur Stelle. So lange jedoch der Beruf Lehrer nicht aufgewertet wird und anfängt, bessere Kandidaten und Interessenten anzuziehen, werden die Probleme bestehen bleiben. Inwiefern das im Rahmen von staatlichen Schulen möglich ist, bleibt jedoch eine andere Frage...
Ich kann dem Artikel voll zustimmen. Ich selbst habe Mathematik und Ökonomie studiert; Nun enstpricht es auch meinem Naturell Dinge nicht einfach so hinzunehmen sondern sie unbedingt verstehen zu wollen. Gelingt das ein paar mal, dann stellen Erfolgserlebnisse ein, die einem auch die nötige Freude bringen. Ein Schlüsselerlebnis in der Schule war eine Formel, die das Skalarprodukt zweier Vektoren über den Winkel zwischen ihnen ausdrückt und damit eine Beziehung zwischen einer algebraischen (Skalarprodukt) und einer geometrischen Größe also etwas, von dem man eine Anschaung hat. Das fand ich beeindruckend. Aber schwer und knobelig war es eigentlich selten und das auch nur im Studium. Schulmathematik fand ich leicht.
Vielen geht es aber nicht so. Wenn ich sage, dass ich Mathematiker bin, reagieren viele "oh Gott" oder - etwas charmanter "Du musst aber klug sein", weil sie Mathematik als extrem schwer empfanden. Und das wiederum verstand ich nicht. Denn Mathematik beruht ja auf wenigen, allgemeingültigen und von jedem akzeptierten Schlussregeln. Es ist die Aneinanderreihung dieser Basisregeln, die man in der Schule auf den Teller präsentiert bekommt - einfacher geht es eigentlich nicht.
Ich glaube das Problem ist ein anderes. Menschen verwenden Methoden, die sich als erfolgreich erwiesen haben. Und in vielen sozialwissenschaftlichen Fächern lernen die Schüler, dass sie gute Noten schreiben, wenn sie nachplappern, auswendig lernen und jeden Pups zum gesamtgesellschaftlichen Problem aufblasen. Nur in Mathematik und Physik funktioniert das nicht. Mit diesen Methoden beissen die Leute auf Granit. (Polemisch wollte ich gerade schreiben, dass eine e-Funktion nichts aber gar nichts mit der Nazizeit zu tun hat). Also was tun sie? Noch mehr auswendig lernen bis sie so mit Ach und Krach durchkommen. Nur wenigen gelingt es, die Methode zu wechseln. Vielleicht würde es einfach reichen, wenn man ein paar andere Fächer einfach ersatzlos abschafft
Zitat von HerrNormalerweise finde ich den Satz "In der DDR war nicht alles schlecht" ziemlich übel. Aber mir scheint, in Sachen mathematisch-naturwissenschaftlicher Schulbildung trifft er zu.
Wie ja auch für die UdSSR. "Kommunismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung".
Was mich bei der Bekanntschaft mit sowjetischen und DDR-Kollegen damals erstaunt hat, war der Umstand, daß sie alles andere als Ideologen waren - überwiegend neugierige, originelle, selbständig denkende Wissenschaftler.
Ich habe mir das damals damit erklärt, daß die Naturwissenschaften ein Refugium für kritische Köpfe waren.
Sie arbeiteten erstens auf Gebieten, auf denen der Kontakt mit Westkollegen für ihre Arbeit unerläßlich war, konnten also vergleichsweise frei lesen und reisen. (Mit "Reisedirektive", versteht sich; und unter Abführung aller ihrer Honorare aus Publikationen, Vorträgen usw. an die Arbeitermacht).
Zweitens brauchte man ihre Arbeit; sie konnten also eher etwas riskieren als andere. Es ist ja kein Zufall, daß Andrej Sacharow und Robert Havemann Physiker waren; wo findet man im Westen politisch engagierte Physiker?
Und drittens erzieht naturwissenschaftliches Denken zur Freiheit. Die naturwissenschaftliche Forschung basiert darauf, daß ständig alles in Frage gestellt wird; daß Kritik immer erwünscht ist, auch vom Kritisierten, der sich ja nur freuen kann, wenn dadurch seine Erkenntnisse wachsen. Naturwissenschaft und Ideologie sind wie Feuer und Wasser.
Ob, lieber Herr, deshalb in der DDR nicht vielleicht auch die Naturwissenschaften eine Zuflucht für selbständige Geister gewesen sind? Was sich dann auch in die Schulen hinein fortsetzte?
Zitat von ZettelOb, lieber Herr, deshalb in der DDR nicht vielleicht auch die Naturwissenschaften eine Zuflucht für selbständige Geister gewesen sind? Was sich dann auch in die Schulen hinein fortsetzte?
Zum Teil sicherlich. Daneben aber öfter nur willkommene Niesche, in der man sich mit politischen Bekenntnissen zurückhalten konnte. Und dann gab es trotzdem, wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere, auch unter den Naturwissenschaftlern üble Scharfmacher ...
Ich vermute, dass der in den Zahlen zu sehende relative Bedeutungsverlust der MINT-Fächer zumindest teilweise daraus resultiert, dass der Anteil der Frauen an den Hochschulabsolventen in den vergangenen 20 Jahren deutlich gestiegen ist.
Frauen neigen bekanntermaßen weniger zu den MINT-Fächern. In den 80er Jahren waren weniger als zehn Prozent der MINT-Studenten weiblich. Seither ist dieser Anteil zwar gestiegen, er liegt aber auch jetzt erst bei einem knappen Viertel.
Selbst bei unverändertem MINT-Interesse der Männer und - von niedrigem Niveau - steigendem MINT-Interesse der Frauen kann ein stark steigender Anteil weiblicher Studierender zu einem sinkenden MINT-Gesamtanteil führen. Platt gesagt: All die vielen neuen Philologinnen, Sozialwissenschaftlerinnern und Betriebswirtinnen drücken die MINT-Quote.
Unabhängig von den genauen Zahlen erscheint mir die Geschlechterfrage in diesem Zusammenhang ganz zentral.
- Einerseits spricht vieles dafür, dass die größten ungenutzten Potenziale für die MINT-Fächer beim weiblichen Nachwuchs liegen.
- Andererseits hat die beschriebene Verschiebung des gesellschaftlichen Klimas natürlich sehr viel damit zu tun, dass weibliche Werte, Schutz und Sicherheit, Einfühlungsvermögen, "soft skills", "emotionale Intelligenz" etc. heute einflussreicher sind denn je. In keiner anderen Wählergruppe sind die Grünen so stark wie bei den jungen Frauen.
Die Zukunft ist also weiblich.
Die Frage ist nur, ob sie den Spuren von Naturwissenschaftlerinnen wie Margaret Thatcher und Angela Merkel folgt, oder den Spuren von Claudia Roth und Margot Käßmann.
Zitat von HerrIn der Mathematik spielten Beweise eine große Rolle.
Verzeihen Sie bitte, aber mit Hinblick auf die damaligen hohen methodischen Ansprüche muß dem leider widersprochen werden. Die Vermittlung von, notwendig heuristisch arbeitenden, mathematischen Beweisfertigkeiten war insgesamt unbefriedigend. Ähnlich wie übrigens die Beherrschung der Elementargeometrie. Jeder Zeitzeuge wird heute die Augen zum Himmel heben angesichts dieser Kritik; und trotzdem: Ich halte Ihren Hinweis auf Beweise, für ein Verständnis der Notwendigkeit, Aussagen stringent zu begründen oder zu widerlegen, für zeitlos und eminent wichtig - über alle "Fächer" hinweg. mfG
Zitat von HerrIn der Mathematik spielten Beweise eine große Rolle.
Verzeihen Sie bitte, aber mit Hinblick auf die damaligen hohen methodischen Ansprüche muß dem leider widersprochen werden. Die Vermittlung von, notwendig heuristisch arbeitenden, mathematischen Beweisfertigkeiten war insgesamt unbefriedigend. Ähnlich wie übrigens die Beherrschung der Elementargeometrie. Jeder Zeitzeuge wird heute die Augen zum Himmel heben angesichts dieser Kritik; und trotzdem: Ich halte Ihren Hinweis auf Beweise, für ein Verständnis der Notwendigkeit, Aussagen stringent zu begründen oder zu widerlegen, für zeitlos und eminent wichtig - über alle "Fächer" hinweg. mfG
Kann sein, dass meine Erinnerung da etwas verschoben ist. Ich habe mich seinerzeit intensiv mit Mathematik beschäftigt (Alpha-Wettbewerb, wem das was sagt, Spezialistenförderung, Mathe-Olympiaden), und da waren Beweise immer wichtig. Ich meine, von den Aufgaben der Mathematik-Olympiade, war bei 4 Aufgaben immer eine Beweisaufgabe bei.
Zitat von herr celineNicht dass die Studien- und Berufswahl nicht von Werten abhängen würde, sicher tut sie das auf irgendeine Art und Weise. Aber mir scheint die Brücke doch zu weit geschlagen und einiges an möglichen Ursachen übergangen.
Ja, das liegt leider in der Natur der Sache. Ein Artikel in ZR ist nun einmal keine Habilitationsschrift.
Sie haben ja vollkommen Recht, und Sie rennen, lieber herr celine, bei mir da Türen ein, die sperrangelweit offenstehen: Auf der Ebene, auf der ich in dem Artikel argumentiere (und auf der Ebene darunter, auf der Gerd Held argumentiert), wird man so schwer zu falsifizierbaren Aussagen kommen wie, sagen wir, in der Geschichtswissenschaft. Deshalb habe ich ja geschrieben, daß man sich im Bereich von Vermutungen bewegt.
Ob es so schwer wäre aus den Vermutungen Helds Hypothesen abzuleiten, die man falsifizieren könnte kann ich nicht direkt sagen, ich kenne die theoretischen Überlegungen Helds noch nicht gut genug um das zu beurteilen - ein Problem könnte vielleicht sein, dass er im Normativen bleibt, das lässt sich zumindest aus den von Ihnen zitierten Passagen erahnen. Aber ich würde es zumindest nich für unmöglich halten.
Zitat von Zettel Das hat vor allem zwei Ursachen: Erstens handelt es sich, um die Unterscheidung Windelbands aufzugreifen, um eine idiographische und nicht um eine nomothetische Wissenschaft; also eine, die das einmalige Geschehen erforscht und nicht allgemeine Gesetzmäßigkeiten. Zweitens stellt sich bei den Geschichts- und Sozialwissenschaften das Problem der Analyseebenen (levels of analysis) auf eine besonders verzwickte Art.
In den Geschichts- und Sozialwissenschaften ist das schwer, meist unmöglich. Man kann den Wertewandel empirisch erfassen (vermutlich gibt es dazu in Deutschland Untersuchungen), und man kann das tun, was Sie ansprechen: Zahlen von Studienabbrechern erheben, die Ursachen für den Abbruch untersuchen. Aber wie die Brücke schlagen?
Die Geschichts- und die Sozialwissenschaften würde ich trennen (mit Sozialwissenschaften meine ich in erster Linie die Soziologie und die Politikwissenschaft in empirisch-analytischer Ausrichtung, nicht etwa die Erziehungswissenschaft oder die Ethnologie). Wir haben in den Sozialwissenschaften durchaus Konzepte mit denen wir die Aggregat- und die Individualebene seperat betrachten, aber ebenso durch Brückenannahmen verknüpfen können. Auch in der quantitativen Analyse haben wir Verfahren um Zusammenhänge zwischen den Ebenen, gegenseite Effekte etc. abzuschätzen.
Um das Beispiel vielleicht wieder aufzugreifen, ich hatte ja gesagt, dass der Wertewandel sicher einen Einfluss auf den Rückgang der Studierendenzahlen in den MINT-Fächern haben kann. Nur kann er als Makrophänomen nicht direkt auf die individuelle Entscheidung der Studienwahl wirken. Worauf ich hinaus wollte war nur anzumerken, dass wir Makrophänomene, die als aggregierte Individualhandlungen daher kommen, auch zunächst als solche betrachten müssen und auch zunächst auf der Individualebene nach Ursachen dafür suchen müssen, ein zweiter Schritt wäre dann für diese Ursachen wiederum Ursachen auf der Aggregatebene zu suchen - also im Sinne des methodologischen Individualismus. Wir könnten hier Zusatzannahmen treffen, von denen manche plausibel, manche weniger plausibel erscheinen mögen um diese Ebenen zu verknüpfen. Das ist je eines der Probleme, das wir immer in den Sozialwissenschaften haben, die lieben Annahmen. Es gibt ja genügend Witze, in denen Sozialwissenschaftler von Naturwissenschaftlern verspottet werden ;)
Zitat von Zettel Kontroversen zwischen Historikern sind in der Regel von einer ganz anderen Art als Kontroversen zwischen Naturwissenschaftlern. Diese letzteren können sich im allgemeinen darauf verständigen, wie man empirisch prüft, welche Theorie zutrifft. Ob eine historische narrative sich durchsetzt, ist aber letztlich eine Frage ihrer Plausibilität und von deren subjektiver Beurteilung. Sie können beispielsweise einem Marxisten sein Geschichtsbild nicht widerlegen; Sie können nur zeigen, wie wenig plausibel es ist.
Ich weiß nicht, wie genau das bei den Geschichtswissenschaftlern aussieht - ich nehme an, dass Sie damit Recht haben. In den Sozialwissenschaften jedoch ist es, denke ich, anders. Sicher haben wir oft das angesprochene Problem der Annahmen, die nur nach ihrer Plausibilität bewertet werden, dennoch ist davon nicht jede Theorie abhängig, diese werden daran bewertet ob sie sich vorläufig bewährt haben und noch viel mehr aber daran ob sie falsifiziert wurden. Jetzt könnte man sagen, das ist nichts anderes, als dass sie plausibel erscheinen, aber dann würde man wohl zumindest mit Popper in Streit geraten. Der Punkt ist, dass wir widerlegen können - sicher nicht das Geschichtsbild eines Marxisten, denn ist ja davon abhängig was der Marxist als Faktum ansieht und was nicht - aber alle Hypothesen die sich als falsch erweisen können.
Spontan war ich natürlich geneigt, dem Tenor der Diskussion hier zuzustimmen. Mehr Wertschätzung für MINT, weniger "Laberfächer", bessere Ausbildung mit höheren Anforderungen - alles zustimmungsfähig.
Aber nach zweitem Nachdenken möchte ich einmal den Advocatus diaboli spielen: Die MINT-Fächer werden ausreichend unterrichtet, wir haben auch im wesentlichen genügend Absolventen, das Angebot an MINT-Nachwuchs entspricht dem Bedarf.
Denn die Zahl der MINT-Studenten geht ja nicht absolut zurück. Es wird hier nur um den relativen Anteil an der steigenden Studentenzahl geredet. Mit anderen Worten: Die zusätzlichen Studenten (vor allem die Frauen) wählen mehrheitlich andere Studienfächer als vor 30 oder 60 Jahren üblich. Einen echten Rückgang gibt es nur bei der Kernforschung (das ist aber ein sehr spezielles deutsches Problem). In den übrigen Natur- und Ingenieurwissenschaften ist der Bedarf weiterhin da (aber nicht umbedingt wachsend), und entsprechend wird auch ausgebildet. Daneben werden aber jetzt andere Bereiche stärker nachgefragt, eben in den "weichen" Fächern - und deswegen finden wir dort auch das Wachstum.
Zum Nachrechnen: Im Welt-Artikel heißt es dramatisierend "Bei den Hochschulabsolventen ist der Anteil der Ingenieure im Zeitraum von 1992 bis 2008 von 22 auf 18 Prozent gesunken." 1992 gab es deutschlandweit etwa 1.750.000 Studenten, davon 22% sind 385.000 MINTler. 2008 waren es insgesamt 2.050.000 Studenten, davon 18% sind 369.000 MINTler - der Unterschied ist marginal und wird wahrscheinlich schon durch kürzere Studienzeiten überkompensiert.
Solche Änderungen sind völlig normal. In der Geschichte des Hochschulwesens waren ja anfangs die Theologen die Hauptzielgruppe. Daß deren Anteil inzwischen nur noch minimal ist, stört eigentlich niemanden - unsere Vorfahren hätte das entsetzt. Dann kamen die Juristen hinzu, bei denen hat sich wahrscheinlich über die Jahrhunderte noch am wenigsten geändert.
Den Beginn von "MINT" finden wir im 18. Jahrhundert bei den Bergakademien. Bergbau und Hüttenwesen waren die ersten Wachstumsbereiche der beginnenden Industrialisierung, erst einmal brauchte man die Rohstoffe als Basis für alles weitere. Erst Jahrzehnte später kamen dann die Ingenieurstudiengänge für Maschinenbau und Bauingenieurwesen. Die Studentenzahlen wuchsen an, diese neuen Studiengänge wurden zahlenmäßig viel größer als die alten an den Bergakademien. Aber natürlich gibt es Bergwerksingenieure bis heute. Ihre Zahl ist klein, aber ausreichend um die Rohstoffversorgung zu gewährleisten. Noch später (erst Ende des 19. Jahrhunderts) kamen dann Elektrotechnik und Chemie hinzu. Wiederum große Zuwächse - aber nicht auf Kosten der vorhandenen Ingenieurstudiengänge, sondern zusätzlich. In der relativen Betrachtung gab es natürlich weniger Maschinenbauer etc. - das wurde aber zu Recht nicht als Problem gesehen.
In unserer Zeit sehen wir nun, daß IT und Biologie die MINT-Zuwachsbereiche sind. Und zusätzlich eben diverse Studiengänge außerhalb von MINT. Die industrielle Basis wird weiterhin von den entsprechenden MINT-Fächern gesichert, aber es wird zunehmend wichtig, die Produktion flexibler zu organisieren (BWL, Logistik, Personalwesen) und die sich wandelnden Kundenbedürfnisse im Blick zu behalten (Vertrieb, Marketing, Service, Schulung). Und außerdem möchte eine reicher werdende Gesellschaft das Leben mehr genießen (Touristik, Kultur, Medien, Event-Management).
Es werden ja nicht mehr überflüssige Soziologen ausgebildet (die gab es schon in den 70er Jahren). Die neuen Studiengänge sind zwar nicht "MINT", aber doch auf produktive Tätigkeiten ausgerichtet. Und meist zwar nicht so formal streng wie ein Mathematik-Studium, aber auch nicht anspruchslos laberig. Was ein Medien-Designer, ein Facility-Manager, ein Logistiker lernen müssen ist durchaus handfest.
Der Knackpunkt ist: Die Studenten richten zu völlig zu Recht nicht nach irgendwelchen Feuilleton-Artikeln wie in der Welt, sondern nach den Arbeitsmarktchancen. Da zählt nicht, ob irgend jemand aus gesellschaftstheoretischen Gründen gerne mehr "MINT"-Absolventen sehen möchte. Sondern da ist relevant, ob die Firmen die dann auch einstellen.
Und es ist zwar richtig, daß je nach Branche und Zeitpunkt im Schweinezyklus gerne über "Fachkräftemangel" gejammert wird. Aber solange die Firmen für Ingenieure oder andere Fachkräfte nicht substantiell mehr Geld auf den Tisch legen, glaube ich diesen Jammereien wenig. Das Prinzip von Angebot und Nachfrage funktioniert nämlich auch auf dem Arbeitsmarkt bzw. den Ausbildungen davor. Man hat das recht gut gesehen, als es vor 20-30 Jahren wirklich Fachkräftemangel im neuen IT-Sektor gab - da wurden dann Spitzenlöhne bezahlt, und nach einiger Zeit war auch das Angebot ausreichend breit.
Zitat von R.A.Aber nach zweitem Nachdenken möchte ich einmal den Advocatus diaboli spielen: Die MINT-Fächer werden ausreichend unterrichtet, wir haben auch im wesentlichen genügend Absolventen, das Angebot an MINT-Nachwuchs entspricht dem Bedarf.
Zur Zeit ist das nicht der Fall, die Zahl der Absolventen genügt nicht einmal um die in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehenden Ingenieure zu ersetzen. Und aus meiner kleinen beruflichen Perspektive kann ich das nur voll bestätigen. Es fehlen Leute und zwar deutlich. Und das ist nur die Betrachtung der Stagnation. Eigentlich wissen wir ja, dass es mehr werden müssen. Durch die zunehmende Automation wurden bisher hauptsächlich unqualifizierter Arbeitsplätze abgebaut, mitlerweile sehen wir aber auch immer mehr durchschnittlich qualifizierte Arbeitsplätze davon bedroht. Das wird extremer werden. Ganz plakativ gesprochen: Wenn wir die Arbeit von 100 einfachen Arbeitsplätzen durch 50 Roboter ersetzen wollen, brauchen wir auch 2 Ingenieure, die die Roboter betreuen, warten und pflegen. Das heisst es muss eigentlich mehr werden. Deutlich mehr.
Zitat Was ein Medien-Designer, ein Facility-Manager, ein Logistiker lernen müssen ist durchaus handfest.
Ich weiss zwar nicht was ein Logistiker von der Ausbildung her ist, aber ich kenne einige Informatiker, die in dem Feld arbeiten. Designer kenne ich vor allem widerum aus dem Bereich der technischen Zeichner (nennt sich heute glaube ich Produkt-Designer), die hätte man auch früher dem MINT zugerechnet. Wer kommt denn nun dazu, der nicht vorher schon dabei war ? Welche konkrete Ausbildung, welches Studienfach ?
Zitat Der Knackpunkt ist: Die Studenten richten zu völlig zu Recht nicht nach irgendwelchen Feuilleton-Artikeln wie in der Welt, sondern nach den Arbeitsmarktchancen.
Genau das tun sie ja nicht und das ist das schlimme in Deutschland. Wir hätten nicht ein Heer von Germanisten und Soziologen wenn es so wäre. Die Leute studieren worauf sie Lust haben (naheliegend) und oftmals ohne besondere Rücksicht auf die Verwertbarkeit oder warum sollte jemand aus wirtschaftlichen Gründen vergleichende Religionswissenschaften oder Ethnologie studieren ? Das Problem ist, und das wurde ja in den Beiträgen hier stark thematisiert, wozu die Leute Lust haben, nämlich zu dem, was sie interessiert und als einfach emfinden. Betrachtet man das ganze marktwirschaftlich braucht man sich nur das amerikanische Universitätssystem anzusehen, da würden Orchideenfächer ziemlich untergehen.
Zitat Und es ist zwar richtig, daß je nach Branche und Zeitpunkt im Schweinezyklus gerne über "Fachkräftemangel" gejammert wird. Aber solange die Firmen für Ingenieure oder andere Fachkräfte nicht substantiell mehr Geld auf den Tisch legen, glaube ich diesen Jammereien wenig. Das Prinzip von Angebot und Nachfrage funktioniert nämlich auch auf dem Arbeitsmarkt bzw. den Ausbildungen davor. Man hat das recht gut gesehen, als es vor 20-30 Jahren wirklich Fachkräftemangel im neuen IT-Sektor gab - da wurden dann Spitzenlöhne bezahlt, und nach einiger Zeit war auch das Angebot ausreichend breit.
Das hat viele Gründe. Aber Nachfrage ist nur einer davon. Ich habe beispielsweise Informatik studiert, weil ich es KONNTE und weil ich mir durchaus vorstellen konnte, das mein Leben lang zu machen. Die beste Nachfrage hätte mir nichts genutzt, wenn ich es nicht gekonnt hätte. Es ist meines Erachtens nach eine ganz grosse Illusion zu glauben, man könnte mit genügend Nachfrage bei einem Abiturienten noch viel bewirken. Wer zu diesem Zeitpunkt den Zug zur Naturwissenschaft nicht bekommen hat, wird ihn in aller Regel nie bekommen. Und Wirtschaftsnachfrage funktioniert nicht bei 8-Klässlern.
Ich denke mal, die Antwort ist recht einfach: MINT ist schwer, MINT bedeutet Arbeit (relativ zu den meisten anderen Studienfächern). Und gleichzeitig werden die Absolventen (Ingenieure nenne ich sie jetzt einfach mal) nicht als Cool angesehen. In der Deutschen Geschichte wurde vor einem halben Jahrhundert ein Daimler, einen Diesel ganz anders gesehen als heute. Und genau das hat auch Tyler Cowen schon in "The Great Stagnation" auf den Punkt gebracht: MINT ist kein kulturelles Ideal. Politiker, Massemörder, "Stars" werden mehr verehrt und als Vorbild gesehen als ein Wissenschaftler oder gar ein Ingenieur. Es haftet ihm ein kulutrelles Stigma an.
Das alleine würde natürlich die wirklich Interessierten nicht abhalten. Doch das gezahlte Gehalt ist oft unverhältnismäßig zur ausgeübten Aufgabe. Wenn man sich anschaut was diverse Berufe an Entlohnung bekommen und was ein Ingenieur bekommt, dann kann man verstehen das dies nicht viele Menschen auf sich nehmen. Ja, man verdient nicht schlecht, aber warum sollte ich schwierige technisch-mathematische Probleme lösen, wenn ich mit ein bisschen Gelaber und einer hübschen Power Point Folie genauso viel Geld oder mehr verdienen kann. Und dann hat man auch kulturell noch oft einen besseren Stand.
Zitat Aber solange die Firmen für Ingenieure oder andere Fachkräfte nicht substantiell mehr Geld auf den Tisch legen, glaube ich diesen Jammereien wenig.
Stimme dem zu. Bei meinem eigenen Brötchengeber richtet sich das Einstiegsgehalt in der Regel streng nach formalem Bildungsabschluss. Diplomingenieure bekommen also das gleiche wie diplomierte Mediendesigner. Warum sollte sich also jemand das höhere Arbeitsleid eines MINT-Studiums antun, wenn es so gar nicht der eigenen Neigung entspricht und dieser Aufwand vom Arbeitsmarkt auch nur unzureichend entgolten wird? Einziger Vorteil der MINTler ist, dass man leichter den Einstieg schafft und sich seltener von Praktikum zu Praktikum hangeln muss. Aber dafür riskieren MINTler auch eher, im Studium zu scheitern und damit 1-2 Jahre ihres Lebens zu vergeuden, ohne ihre Erwerbschancen wirklich zu verbessern.
Zur gestiegenen Frauenquote mal ein paar Platte chauvinistische Unterstellungen aus dem Bauch heraus: Viele Studiengänge sind inzwischen Verwahranstalten für höhere Töchter, von denen erwartet wird, einen standesgemäßen Bildungsabschluss (also mindestens Bachelor) vorzulegen. Die tatsächlichen Erwerbschancen spielen dabei eine untergeordnete Rolle - im Gegensatz zu ihren männlichen Pendanten werden sie nie (auch nicht zeitweise) allein eine mehrköpfige Familie durchfüttern müssen, und das erwartet auch niemand von ihnen. Daher wählen sie gerne Karrieresackgassen wie die vielen Irgendwas-mit-Medien-Studiengänge, Sprachen oder - falls BWL - Personalwesen und Marketing. Da in unserem Kulturkreis Männer im Allgemeinen die älteren Partner in einer Beziehung sind, verfügen sie über einen gewissen Vorsprung, was das Einkommen gegenüber ihren Partnerinnen angeht. Nach dem ersten Kind ergibt sich daher fast von selbst die Arbeitsteilung "er Vollzeit, sie Teilzeit". E voilá, schon haben wir wieder eine "bestens ausgebildete" Akademikerin, die zuliebe ihrer Kinder zurücksteckt, weil Karriere und Familie in Deutschland so schlecht zu vereinbaren sind.
Ich hatte Gerd Helds Text in der Welt auch gelesen und befand ihn eines Blogartikels wert. Leider bin ich erst jetzt zum schreiben gekommen, und statt eines zu langen Kommentars in diesem Thread findet sich meine Meinung dazu nun in meiner Rumpelkammer.
Beste Grüße, Calimero
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat von CalimeroIch hatte Gerd Helds Text in der Welt auch gelesen und befand ihn eines Blogartikels wert. Leider bin ich erst jetzt zum schreiben gekommen, und statt eines zu langen Kommentars in diesem Thread findet sich meine Meinung dazu nun in meiner Rumpelkammer.
Lieber Calimero, Sie schreiben:
Zitat Mich würde mal interessieren wieviele Leser mit einem MINT-Abschluss, oder einem technischen Beruf sich auch an Vorbildern aus dem persönlichen Umfeld orientiert haben.
Zum persönlichen Umfeld kann ich nichts sagen, aber mir ist dazu etwas anderes eingefallen:
In meiner Jugend, und vielleicht noch mehr in der Jugend der beiden vorausgehenden Generationen, waren Ingenieure und Wissenschaftler literarische Vorbilder. Ich habe erst jährlich den "Guten Kameraden" geschenkt bekommen, dann das "Neue Universum"; Jahrbücher mit Artikeln zu verschiedenen Wissensgebieten, oft abenteuerlich-jugendgemäß gestaltet. Da spielte die Figur des unerschrockenen Forschers, des genialen Pioniers eine große Rolle. Dann auch in den Zukunftsromanen von Hans Dominik, die ich sehr geschätzt habe.
Technik und Naturwissenschaften waren etwas, das mit Wagemut, Zukunft, der Überwindung von Grenzen zu tun hatte. Und das spielte sicher bei vielen auch bei der Berufswahl eine Rolle.
Es gab daneben auch schon die Wissenschafts- und Technikfeindlichkeit; aber nur bei Minderheiten. Ich erinnere mich an einen Lehrer, der in kurzen Hosen herumlief, Vegetarier war und die Technik für des Teufels hielt. Er unterrichtete Sport und noch irgend etwas, und sein Spitzname war "Gesundheitsapostel".
Damals waren das schrullige Figuren. Heute ist es Mainstream.
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