Erst im November kommenden Jahres wird in den USA der neue Präsident gewählt; aber schon jetzt ist der Vorwahlkampf bei der GOP in seiner heißen Phase. Der Anlaß zur Eröffnung der neuen Serie ist die Debatte, an der in der Nacht zum Donnerstag die acht republikanischen Kandidaten teilnahmen, die gegenwärtig Erfolgsaussichten haben.
Auf Anhieb überzeugt hat mich keiner von ihnen. Der schärfste Intellekt schien mir eindeutig Newt Gingrich zu sein; aber er wirkte, als hätte er sich schon von der Idee verabschiedet, einmal Präsident zu werden. Die größte Enttäuschung für mich war Jon Huntsman, den Marc Hujer im "Spiegel" sehr gelobt hatte; ich fand ihn intellektuell nicht überzeugend und dazu noch von einer eitlen Theatralik, gegen die Barack Obama nachgerade bescheiden wirkt.
Zitat von ZettelIch habe niemanden gesehen, von dem ich auf Anhieb sagen würde: Das ist ein Kandidat, der von seiner Persönlichkeit und seinem Intellekt her, der aufgrund seiner politischen Positionen der Richtige ist, um Barack Obama zu schlagen.
Aber bis zum Nominierungsparteitag der GOP ist es ja fast noch ein Jahr. Er wird am 27. August 2012 in Tampa, Florida stattfinden. Bis dahin wird man die (jeweils verbleibenden) Kandidaten besser kennenlernen. Und wer weiß, vielleicht wirft ja noch jemand seinen Hut in den Ring; Sarah Palin zum Beispiel.
Ihre Wortwahl suggeriert (mir zumindest), dass sie Sarah Palin als jemanden sehen, "der von seiner Persönlichkeit und seinem Intellekt her, der aufgrund seiner politischen Positionen der Richtige ist, um Barack Obama zu schlagen"...
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von R.A.Von Ihrer Beschreibung her würde ich wohl am ehesten Romney wählen. Aber er ist wohl kein aussichtsreicher Kandidat.
Ich würde auch im Augenblick zu ihm tendieren, lieber R.A.
In den Umfragen steht er sogar am besten da. Hier sind die aktuellen Daten. In zwei Umfragen führt Obama, in zwei Romney, in zwei sind sie gleichauf. Die Abstände sind gering, und im Durchschnitt aller sechs Umfragen hat Romney einen hauchdünnen (natürlich statistisch nicht signifikanten) Vorsprung.
Als ich mir diese Umfragen vorgestern angesehen habe, war Romney noch der einzige, der so dicht bei Obama lag. Inzwischen hat Perry offenbar aufgeholt; vielleicht aufgrund der Debatte. Gegen alle anderen möglichen Gegenkandidaten liegt Obama mehr oder weniger deutlich vorn.
Aber der Kandidat muß ja auch das Vertrauen der Parteibasis haben, und er muß im Wahlkampf mobilisieren können. Da könnte Perry besser dastehen als Romney; und das könnte auch die Chance von Bachmann sein.
Und der Vorsprung von Obama hat wenig zu bedeuten, solange der eigentliche Wahlkampf noch in weiter Ferne liegt. Da gibt es immer zunächst den presidential bonus. Auch George H.W. Bush lag nach meiner Erinnerung lange vorn, bevor er von Clinton geschlagen wurde.
Zitat von ZettelIch habe niemanden gesehen, von dem ich auf Anhieb sagen würde: Das ist ein Kandidat, der von seiner Persönlichkeit und seinem Intellekt her, der aufgrund seiner politischen Positionen der Richtige ist, um Barack Obama zu schlagen.
Aber bis zum Nominierungsparteitag der GOP ist es ja fast noch ein Jahr. Er wird am 27. August 2012 in Tampa, Florida stattfinden. Bis dahin wird man die (jeweils verbleibenden) Kandidaten besser kennenlernen. Und wer weiß, vielleicht wirft ja noch jemand seinen Hut in den Ring; Sarah Palin zum Beispiel.
Ihre Wortwahl suggeriert (mir zumindest), dass sie Sarah Palin als jemanden sehen, "der von seiner Persönlichkeit und seinem Intellekt her, der aufgrund seiner politischen Positionen der Richtige ist, um Barack Obama zu schlagen"...
Eigentlich nicht, lieber Gorgasal. Ich sehe im Augenblick niemanden, von dem ich das sagen würde. Palin ganz gewiß nicht. Sie polarisiert derart, daß sie gegen Obama jedenfalls nach den gegenwärtigen Daten keine Chance hätte.
Ich habe gerade in meiner Antwort an R.A. die aktuellen Umfragedaten verlinkt. Palin liegt um 12 bis 14 Prozentpunkte hinter Obama.
Zuerst werfe ich mal ein Hallo in die Runde, da dies mein erster Beitrag im Forum ist.
Zu den Chancen auf die Kandidatur bei den Republikanern möchte ich auf Intrade hinweisen, ein virtueller Markt für allerlei intertessante Fragestellungen. Dort sieht es aus, als ob Perry und Romney es unter sich ausmachen.
Zitat von TehutZuerst werfe ich mal ein Hallo in die Runde, da dies mein erster Beitrag im Forum ist.
Zu den Chancen auf die Kandidatur bei den Republikanern möchte ich auf Intrade hinweisen, ein virtueller Markt für allerlei intertessante Fragestellungen. Dort sieht es aus, als ob Perry und Romney es unter sich ausmachen.
Vielen Dank für den Hinweis, und herzlich willkommen im kleinen Zimmer!
Zu Perry vs Romney ist der Verlauf interessant. Perry ist ja erst verspätet in das Rennen eingestiegen und hat seither stark steigende Werte. Romney ist ziemlich konstant.
Aber man darf ja nicht vergessen: Die ersten Vorwahlen finden überhaupt erst in rund vier Monaten statt; und bis zur National Convention ist es noch fast ein Jahr. Da kann noch viel Wasser den Potomac River herunterfließen. Im September 2007 war George McCain noch ein krasser Außenseiter.
Zitat von ZettelErst im November kommenden Jahres wird in den USA der neue Präsident gewählt;
Dazu zwei Fragen. Tritt Barack Obama überhaupt an? Und was macht Condoleezza Rice?
Ich müßte jetzt nachsehen, dear C., aber in Erinnerung habe ich nur einen einzigen Fall seit der Zeit Eisenhowers, in dem ein incumbent nicht für eine zweite Amtszeit angetreten ist; das war Lyndon Johnson, der allerdings schon 1 1/2 Amtszeiten hinter sich hatte, weil er ja zunächst Kennedy ersetzt hatte, bevor er selbst gewählt wurde. Das war zur Zeit des Vietnamkriegs, von dem Johnson wohl genug hatte. Er war ja eigentlich Innenpolitiker.
Nixon trat zurück, um einem indictment zuvorzukommen. Ford trat an, wurde aber von Carter geschlagen. Carter trat an, wurde aber von Reagan geschlagen. Bush sen. trat an, wurde aber von Clinton geschlagen. Clinton und Bush jun. gewannen eine zweite Amtszeit.
Es wäre also sehr ungewöhnlich, wenn Obama es nicht wieder versuchen würde. Andererseits zeigen die Beispiele Ford, Carter und Bush sen., daß ein incumbent sehr wohl geschlagen werden kann.
Was Condoleezza Rice angeht: Sie ist ja keine Politikerin und war nie eine. Sie ist Professorin, wurde als Kommunismus-Spezialistin Sicherheitsberaterin und dann Außenministerin. Aber in den USA sind die Minister ja sehr oft keine Politiker. Soviel ich weiß, hat sie nie ein elective office angestrebt. Und seit Eisenhower waren alle Präsidenten entweder Senator oder Gouverneur gewesen.
Da ich die Debatte selbst live verfolgt habe, kann ich Ihnen in weiten Teilen nur zustimmen. Was mir ein wenig gefehlt hat, war ein Verweis auf die außenpolitische Dimension. Hier hat mich lediglich der aussichtslose Rick Santorum überzeugt, der berechtigterweise auf eine neo-isolationisteischen Kurs bei den GOP Kandidaten hingewiesen hat. Sowohl Ron Paul auf der linken Seite wie Bachmann und Huntsman auf der rechten vertreten Positionen, die ich im Hinblick auf Amerikas Rolle in der Welt sehr bedenklich finde. Abzuwarten ist noch, wie sich Rick Perry hier endgültig positioniert, der sich ja zumindest Douglas J. Feith als außenpolitischen Berater geholt hat, was eine Anknüpfung an Bush zumindest erhoffen lässt. Nochmal danke für eine ausgewogene Darstellung. Gruß aus NY
Zitat von KevinWas mir ein wenig gefehlt hat, war ein Verweis auf die außenpolitische Dimension. Hier hat mich lediglich der aussichtslose Rick Santorum überzeugt, der berechtigterweise auf eine neo-isolationisteischen Kurs bei den GOP Kandidaten hingewiesen hat. Sowohl Ron Paul auf der linken Seite wie Bachmann und Huntsman auf der rechten vertreten Positionen, die ich im Hinblick auf Amerikas Rolle in der Welt sehr bedenklich finde. Abzuwarten ist noch, wie sich Rick Perry hier endgültig positioniert, der sich ja zumindest Douglas J. Feith als außenpolitischen Berater geholt hat, was eine Anknüpfung an Bush zumindest erhoffen lässt.
Sie haben Recht, ich bin auf die Außenpolitik nicht eingegangen; ja auch kaum auf innenpolitische Themen, bei denen sich die Kandidaten unterscheiden - etwa, was aus ObamaCare werden soll (darüber, daß es so nicht bleiben kann, sind sich alle einig) oder wie man am besten Jobs schafft.
Ich habe die Serie zu den Präsidentschaftswahlen diesmal schon sehr früh begonnen. Vor vier Jahren gab es zunächst nur einzelne Artikel; die Serie begann erst im Juni 2008. Es ist diesmal also viel Zeit, in späteren Folgen auf alle diese Themen einzugehen, auch die Außenpolitik.
Ich teile Ihre Beurteilung der Kandidaten, was die Außenpolitik angeht. Auch dort stehen die USA vor einer Richtungsentscheidung. Obama ist zwar kein Isolationist; aber ich habe den Eindruck, daß er die Auseinandersetzung mit China schon verloren gibt, bevor sie überhaupt begonnen hat. Auch hier gilt aus meiner Sicht: Schade, daß John McCain es nicht gegen Obama geschafft hat.
Ich habe mir während der Debatte gelegentlich vorgestellt, wie es wäre, wenn der eine oder andere der Kandidaten mit Putin oder der zu erwartenden neuen chinesischen Führung am Verhandlungstisch säße. Bei einigen ist mir da doch etwas mulmig geworden.
Zitat von ZettelAls nächstes werde ich ihn vermutlich Paul oder Ringo nennen.
Das, lieber Zettel, hätte wirklich etwas ... Aber ich tippe eigentlich auf eine Dauerverwechslung mit einem anderen ehemaligen Präsidentschaftskandidaten, allerdings vom ganz anderen Ende des politischen Spektrums, nämlich Mr McGovern. Der dürfte den meisten Zimmerleuten zwar nichts mehr sagen, dir aber noch um so geläufiger sein.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Er wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit antreten. Was aber durchaus offen ist und den Wahlausgang stark beeinflussen wird ist die Frage, ob er einen Herausforderer aus den eigenen Reihen bekommt. Ein solche parteiinterne Rebellion ist zwar sehr selten und mW in neuerer Zeit auch nie erfolgreich gewesen. Sie ist für den Amtsinhaber aber erfahrungsgemäß ein fatales Omen. Sie zeigt, dass die eigene Basis sehr unzufrieden ist, und sie zwingt den Präsidenten, frühzeitig im Wahlkampf von seinem quasi-monarchischen Thron herabzusteigen und sich in hässliches Getümmel zu werfen.
Der später abgewählte Gerald Ford wurde 1976 vom Parteifreund Ronald Reagan herausgefordert. Der später abgewählte Jimmy Carter wurde 1980 vom Parteifreund Ted Kennedy herausgefordert. Der später abgewählte George HW Bush wurde 1992 zunächst vom Parteifreund Pat Buchanan herausgefordert. Wahlentscheidend war dann, dass der eher konservativ ausgerichtete Ross Perot als unabhängiger Kandidat antrat.
Auf der amerikanischen Linken wird inzwischen mit der Idee gespielt, Obama durch interne Gegenkandidaten dazu zu zwingen, zu der "progressiven" Linie zurückzukehren, für die er früher einmal stand und die er nach Ansicht der Linken verraten hat (Guantanamo, Drohnenkriege, Umweltpolitik, Bankenregulierung, Steuerpolitik, Konjunkturprogramme...)
Eine spektakuläre Variante wäre es natürlich, wenn Hillary Clinton antreten würde, die ja schon vor einiger Zeit ihren Ausstieg als Außenministerin zum Ende der Wahlperiode angekündigt hat. Dafür gibt es keine Anzeichen, aber ein paar Trümpfe hätte sie schon.
Obamas Umfragewerte sind einfach mies, die Hoffnung auf den rettenden Konjunkturaufschwung, der noch vor der Wahl den Arbeitsmarkt erfasst, schwindet von Monat zu Monat. Es ist durchaus denkbar, dass die Sache für ihn irgendwann ziemlich aussichtslos wird und dass dann auch die Putschgelüste in der eigenen Partei wachsen.
Ein cleverer Kommentator hat Obama deshalb sogar schon augenzwinkernd nahegelegt, er solle doch einfach "krank" werden und dann - leider, leider, leider - abtreten. Er würde als historische Figur und "im Felde unbesiegt" in den Ruhestand treten, und könnte dann - nach einer "wundersamen Genesung" - in zwei, drei Jahren gefeierter Uno-Generalsekretär werden.
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