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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 22 Antworten
und wurde 2.362 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

13.09.2011 20:49
Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Ich habe Stefanolix um diesen Gastbeitrag gebeten, als ich den Artikel in seinem Blog gelesen hatte.

Ich möchte den Blog von Stefanolix bei dieser Gelegenheit empfehlen; nicht nur wegen der Artikel, sondern auch wegen der sehr schönen Fotos.

Blub ( gelöscht )
Beiträge:

13.09.2011 20:55
#2 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Ein sehr interessanter Artikel, danke Stefanolix!

Als "Wessi" kenn ich das von der DDR ja nicht, aber seit ich denken kann, gibt es solche Umweltaktionen. Auch unabhängig von derartigem Aktivismus empfinde ich die Vielzahl an unsinnigen Statistiken (und Meldungen) immer sehr verstörend und es tut gut, auch andere darüber klagen zu hören, hier mal fundiert und direkt mit Hintergrundinformationen.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

13.09.2011 21:16
#3 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

(Fürs Protokoll: Es gab gerade beim Speichern einen kleinen Fehler, deshalb jetzt noch einmal):

Vielen Dank an unseren Gastgeber für die Empfehlung und für die zweite Aufnahme eines Artikels. Ich freue mich wieder auf die Diskussion. In meinem kleinen Blog reden wir aus Dresdner Sicht über das Thema, alles andere kann hier besprochen werden ;-)

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

13.09.2011 21:35
#4 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Zitat von Blub

Ein sehr interessanter Artikel, danke Stefanolix!

Als "Wessi" kenn ich das von der DDR ja nicht, aber seit ich denken kann, gibt es solche Umweltaktionen. Auch unabhängig von derartigem Aktivismus empfinde ich die Vielzahl an unsinnigen Statistiken (und Meldungen) immer sehr verstörend und es tut gut, auch andere darüber klagen zu hören, hier mal fundiert und direkt mit Hintergrundinformationen.



Es gibt sicher sinnvolle Umweltaktionen. Ich denke z.B. an das Bäumepflanzen in Israel oder an die harte Arbeit im Wattenmeer auf einer kleinen Nordsee-Insel. Man kann schon mit seinen eigenen Händen etwas für die Natur tun. In der Evangelischen Studentengemeinde Weimar, die im Artikel kurz erwähnt wurde, haben wir 1988/89 hinter der Herderkirche fünf Bäume gepflanzt. Das historische Pflaster und der Untergrund haben uns dort alles abverlangt. Die Bäume wurden in Löcher mit den Abmessungen 1x1x1 Meter gepflanzt, die dann natürlich mit Mutterboden gefüllt wurden. Herausgeholt haben wir dicht gepackte Lagen aus Steinen und Lehm.

Auf der anderen Seite gibt es viele sinnlose Umweltaktionen, wie diejenige, die ich im Artikel beschreibe.

Der entscheidende Unterschied besteht darin: Beim Pflanzen wird gearbeitet und man weiß am Ende, was man getan hat. Bei solchen Aktionen wird nur heiße Luft erzeugt. Ich habe mich immer von Einsätzen und Gruppen ferngehalten, wo ganz wenige gearbeitet und ganz viele geschwätzt haben.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

13.09.2011 23:05
#5 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Auch fürs Protokoll: Ich bin moderat indigniert, dass du schon wieder bei Zettel veröffentlichst statt auf deinem alten Blog.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Freyfrank Offline



Beiträge: 17

14.09.2011 01:22
#6 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Lieber Stefanolix,

Ich stimme Ihrer Beobachtung zu solchen Radelaktionen zu. "Mit dem Rad zur Arbeit" vom ADFC ist da wohl nicht anders zu bewerten.
Das ist Brauchtumspflege für Leute die schon radeln. Ich stimme Ihnen auch zu den CO2-Rechnungen zu.

Zitat
Wenn man sich in Dresden umschaut, stellt man sehr schnell fest: Die Bedingungen für den Radverkehr sind schlecht. Das hat viele Ursachen: 40 Jahre Mangelwirtschaft in der DDR, Desinteresse der meisten Politiker, schlechte Planungen der städtischen Behörden. Die Fahrradfahrer werden oft an den Rand gedrängt, viele Radwege sind in einem schlechten Zustand, und ausgerechnet die umweltbewussten Radfahrer aus dem alternativen Stadtviertel Dresden-Neustadt werden oft abkassiert, wenn sie auf den Rad- oder Fußwegen die falsche Richtung einschlagen.


Wenn die StVO durchgesetzt wird zählt das zu "schlechten Bedingungen" für den Radverkehr?
Meines Wissens ist die Geisterradelei die Ursache Nr.1 von Verkehrsunfällen mit Radlerbeteiligung (Alleinunfälle ausgeschlossen).
Da freut es mich zu hören wenn die Dresdener Polizei etwas in dieser Sache unternimmt.

Radwege halte ich für nur vermeintlich gut für den Radverkehr. Die Leute wollen sie, deshalb gibt es da eine positive Rückkkopplung. Sie sind aber gefährlicher als der normale Mischverkehr auf der Fahrbahn. Zumindest in der Stadt.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

14.09.2011 03:59
#7 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Zitat

Radwege halte ich für nur vermeintlich gut für den Radverkehr. Die Leute wollen sie, deshalb gibt es da eine positive Rückkkopplung. Sie sind aber gefährlicher als der normale Mischverkehr auf der Fahrbahn. Zumindest in der Stadt.



Wirklich? Wusste ich gar nicht. Beleg und Begründung? Erscheint mir nämlich unintuitiv.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

14.09.2011 08:03
#8 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Zitat von Freyfrank
Lieber Stefanolix,
Ich stimme Ihrer Beobachtung zu solchen Radelaktionen zu. "Mit dem Rad zur Arbeit" vom ADFC ist da wohl nicht anders zu bewerten.
Das ist Brauchtumspflege für Leute die schon radeln. Ich stimme Ihnen auch zu den CO2-Rechnungen zu.



Zum ADFC habe ich eine geteilte Meinung. Einerseits kommen von dort vernünftige Stellungnahmen und Vorschläge; die Interessen der Fahrradfahrer müssen auch vertreten werden. Andererseits werden Aktionen durchgeführt, die mich sehr an der Seriosität zweifeln lassen, wie z.B. eine Art Demonstration mit bewusst langsamem Radfahren in großen Gruppen. Man will damit die Autofahrer behindern.

https://stefanolix.wordpress.com/2011/05...uf-dem-fahrrad/
http://www.adfc-dresden.de/index.php?opt...d=480&Itemid=41

Zitat von Freyfrank

Zitat von stefanolix
Wenn man sich in Dresden umschaut, stellt man sehr schnell fest: Die Bedingungen für den Radverkehr sind schlecht. Das hat viele Ursachen: 40 Jahre Mangelwirtschaft in der DDR, Desinteresse der meisten Politiker, schlechte Planungen der städtischen Behörden. Die Fahrradfahrer werden oft an den Rand gedrängt, viele Radwege sind in einem schlechten Zustand, und ausgerechnet die umweltbewussten Radfahrer aus dem alternativen Stadtviertel Dresden-Neustadt werden oft abkassiert, wenn sie auf den Rad- oder Fußwegen die falsche Richtung einschlagen.



Wenn die StVO durchgesetzt wird zählt das zu "schlechten Bedingungen" für den Radverkehr?
Meines Wissens ist die Geisterradelei die Ursache Nr.1 von Verkehrsunfällen mit Radlerbeteiligung (Alleinunfälle ausgeschlossen).
Da freut es mich zu hören wenn die Dresdener Polizei etwas in dieser Sache unternimmt.

Radwege halte ich für nur vermeintlich gut für den Radverkehr. Die Leute wollen sie, deshalb gibt es da eine positive Rückkkopplung. Sie sind aber gefährlicher als der normale Mischverkehr auf der Fahrbahn. Zumindest in der Stadt.




An den Punkten, die ich konkret im Auge habe, fuhren die Radfahrer fast im Schrittempo über eine Brücke (inzwischen ist dort eine Baustelle, deshalb kann man es nicht beobachten). Gestoppt werden dabei meist die wirklich friedlichen Leute, also Mütter mit Kind auf dem Kindersitz oder Kunststudenten auf dem Weg in den Malsaal (etwas überspitzt formuliert). Jedenfalls Radfahrer, die für niemanden eine Gefahr darstellen.




Natürlich darf man nach dem Buchstaben des Gesetzes nicht mit dem Fahrrad auf dem Fußweg fahren. Aber in der Praxis gibt es viele Leute, die einfach aus Unsicherheit ein Stück auf einem breiten Fußweg fahren, weil ihnen die Straße zu gefährlich ist. Solange der Fußweg breit genug ist, solange die Leute langsam fahren und solange es zu keinen Gefährdungen der Fußgänger kommt, finde ich, dass es Wichtigeres zu tun gibt, als solchen Leuten eine Strafe aufzubrummen. Überspitzt gesagt: wenn ich am Sonntagmorgen mit dem Rad zum Bäcker fahre, ist außer mir niemand auf der Straße. Dann ist es immer noch verboten, einen Fußweg zu benutzen. Aber es würde auch niemandem schaden.




Zu den Radwegen kann ich jetzt aus Zeitgründen wenig sagen. Generell muss das Ziel sein, dass man mit dem Rad zügig am Stadtverkehr teilnehmen kann. Wenn der Radverkehr auf den Fußweg verbannt wird, kann man eine zügige Fahrt durch die Stadt vergessen. Mit »zügig« meine ich natürlich nicht »rasant« oder »aggressiv«.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

14.09.2011 09:44
#9 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Zitat von Rayson
Auch fürs Protokoll: Ich bin moderat indigniert, dass du schon wieder bei Zettel veröffentlichst statt auf deinem alten Blog.


Das mag vielleicht damit zusammenhängen, daß Zettel aktiv wurde und um die Veröffentlichung dieses schon bei Stefanolix erschienenen Beitrags gebeten hat. Sag' doch einfach mal dem Betreiber des alten Blogs Bescheid, er könne das auch tun ;-)

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

14.09.2011 09:47
#10 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Zitat von Freyfrank
Radwege halte ich für nur vermeintlich gut für den Radverkehr. Die Leute wollen sie, deshalb gibt es da eine positive Rückkkopplung. Sie sind aber gefährlicher als der normale Mischverkehr auf der Fahrbahn. Zumindest in der Stadt.


Da bin ich doch sehr skeptisch. Ist es denn valide, die Unfallstatistiken so auszuwerten? Bei Vorhandensein eines Radwegs fahren doch im Zweifelsfall mehr Leute Rad, insbesondere auch solche, die sich den Überlebenskampf im Mischverkehr nicht zutrauen.

123 Offline



Beiträge: 287

14.09.2011 10:39
#11 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Ein sehr interessanter Beitrag. Denn er offenbart in etwas scheinbar profanem etwas grundsätzliches zum Verständnis des heutigen Deutschland.

Die Bürger der DDR waren sich bewusst, daß sie von der SED und deren Medien systematisch belogen wurden und manipuliert werden sollten.
Sie hatten zudem als Korrektiv die westlichen Medien zur Verfügung.

In der heutigen BRD wird die Propaganda der herrschenden politmedialen Klasse jedoch nicht mehr durchschaut, außer jemand nutzt intensiv und zeitaufwändig das Internet um sich über Rohdaten den Informationsstand zu beschaffen, mit welchem man die Propaganda des ökolinken Medienkaratells als solche erkennt.

Waren die DDR-Bürger noch skeptisch gegenüber ihren Herrschern, so sind es jene der heutigen BRD nur noch personenbezogen, nicht jedoch bezogen auf die heute dominante Ethik des ökosozialen Welterklarungs- und Handlungsmodells.

Im Gegensatz zur DDR ist es dem ökolinken Gesinnungskartell in der BRD gelungen ihre Welt- und Wertanschauung nahezu vollkommen in den Köpfen der Bevölkerung zu implantieren. Sie hat heute nahezu vollständig das Weltbild der ökolinken Medien verinnerlicht bis hin zut totalen Identifikation und nutzt es um das eigene Selbstwertgefühl zu erhöhen. Selbstdefinitionen wie, man sei tolerant, weltoffen, für Umwelt- und Klimaschutz, gegen gefährliche AKW´s, usw. sind heute bei nahezu jedem Bundesbürger ethischer Standard.

Dem dezentral organisierten, ökolinken Machtkartell, das vor allem die Medien annähernd vollkommen dominiert (und ebenso die wichtigsten Sozialisationssinstanzen wie Gymansien und Universitäten) ist gelungen wovon die SED immer nur geträumt hat.

Einen Menschen zu "erschaffen", der darauf begierig ist als selbstloser Systemträger zu funktionieren wie es der sozialistische Mensch sein sollte, der stolz darauf war seine Arbeitskraft dem angeblichen Allgemeinwohl zu opfern.

Der neudeutsche Öko- und Sozialmensch ist das Äquivalent hierzu.

-Brav und gedankenlos trennt er sinnlos den Müll, wie es von ihm verlangt wird, obwohl hinterher sowieso maschinell getrennt wird
-Toll findet er völlig ineffiziente und unsoziale (aufgrund der Umverteilung von arm nach reich dank EEG) Wind- und Solaranlagen
-Bereichernd ist für ihn jede Fremdkultur, auch wenn er verhindert daß seine Kinder in Schulen mit hohem Migrantenanteil kommen
-Schlimm sind für ihn KKW´s, und er ist für den Ausstieg, stört sich aber überhaupt nicht an Atomstrom aus dem Ausland
-wenn der Sozialstaat nicht mehr finanzierbar ist, liegt das natürlich nicht an zu hohen Ausgaben, sondern an den Machenschaften von Spekulanten und dem unsozialen System der Marktwirtschaft generell
- Steuern sind ihm nie zu hoch, aber Sozialleistungen stets zu niedrig.

Abweichende Meinungen von den Grundsatzansichten der Grünen finden sich in den Medien wenn überhaupt nur in Alibiform um den Anschein von Auswogenheit vorzutäuschen.

Was wirkt ist einzig die Anzahl von Aussagen in eine bestimmte Richtung, nicht ob es deren im Verhältnis von z.B. 100 zu 1 auch einmal eine Abweichung gibt. Letztlich wollen die allermeisten Menschen mit der Herde laufen, und nicht Fakten leiten sie, sondern das Gefühl des Wohlbefindens sich im Konsens mit der Umgebung zu befinden und positiv anerkannt zu werden.

Die Heilsversprechungen der ökolinken Ideologie sind ähnlich konträr im Ergebnis wie einst jene der SED. Sie schaffen Armut anstatt diese zu lindern, sie schüren Intoleranz und Frauenfeindlichkeit (indem man frauenfeindliche Ideologien fördert), zerstören massiv die Umwelt (z.B. Regenwaldvernichtung für E10, massenhafte Vogeltötungen durch Windräder)

Doch thematisiert wird das medial fast nie, und schon garnicht in den Leitmedien. Im Unterschied zur DDR gibt es für die heutigen BRD-Bürger kein bequem zu empfangendes Medium wie einst das Westfernsehen. Man muß sich schon die Mühe machen und selbst recherchieren.

Und auch anders als in der DDR gibt es heute keine direkte staatliche Verfolgung, sondern "nur" die mediale Rufmordung von Abweichlern zur Einschüchterung, was sich allerdings als äußest wirksam erweist.

Folglich geht die CO2-Propaganda mit lächerlichen Maßnahmen wie in Dresden, wo man Radwege als Klimarettungsmaßnahme ausweist, die auch sohon vorher genutzt wurden, glatt durch. Was als gut gilt wird nicht hinterfragt.
Und Klimaschutz ist immer gut. Folglich kann man sich damit profilieren, obwohl es eigentlich verlogen und lächerlich ist allein schon von den hypothetischen Auswirkungen im globalen Maßstab. Es ist eine rein normative Gleichschaltungsmaßnahme die der Profilierung der Normvertreter dient. Sie funktioniert nur in einer gesinnungsethisch nahezu perfekt gleichgeschalteten Gesellschaft.

So offenbart sich im Kleinen die Struktur des Großen.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

14.09.2011 10:50
#12 Hinterfragen und Mathematik Antworten

Erstaunlich eigentlich: In der Schule, in Deutsch und anderen Fächern steht das "Hinterfragen" hoch im Kurs. Der kritische Geist des Mittelschichten-Spiessbürgers lebt vom Hinterfragen - nur wenn es um Zahlen, um Mathematik, Statistik, Chemie, Biologie geht, wird nicht mehr kritisch hinterfragt.

energist Offline




Beiträge: 322

14.09.2011 13:19
#13 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Zitat von Techniknörgler

Zitat

Radwege halte ich für nur vermeintlich gut für den Radverkehr. Die Leute wollen sie, deshalb gibt es da eine positive Rückkkopplung. Sie sind aber gefährlicher als der normale Mischverkehr auf der Fahrbahn. Zumindest in der Stadt.



Wirklich? Wusste ich gar nicht. Beleg und Begründung? Erscheint mir nämlich unintuitiv.




Problem hierbei ist die fehlende Wahrnehmung durch die Autofahrer. Bei baulich von der Fahrbahn getrennten Radwegen noch kein Problem, aber kritisch sind nur farblich (meist rot) und mit gestrichelter Linie abgetrennte Radschutzstreifen auf der Fahrbahn sowie Zu- und Abführungen an Kreuzungen, Einfahrten etc. Hier steigen Radfahrer für Autofahrer überraschend doch wieder in den „normalen“ Verkehr ein, so daß sie oft übersehen werden. Radfahrverbände empfehlen daher oft, Radschutzstreifen grundsätzlich zu meiden und auf der regulären Fahrbahn zu fahren.

Ich müßte jetzt in den Keller meines Vaters steigen, um die alten Ausgaben der „bike“ zu finden, in denen die Untersuchungen und Zahlen stehen. Aber auch meine eigenen Erfahrungen mit Radunfällen decken sich damit, obwohl ich viele Jahre mit dem Rad durch die Rush-Hour gefahren bin, gab es nie Probleme auf der regulären Straße, lediglich im Bereich von Radwegen.

energist Offline




Beiträge: 322

14.09.2011 13:22
#14 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Zitat von R.A.

Zitat von Freyfrank
Radwege halte ich für nur vermeintlich gut für den Radverkehr. Die Leute wollen sie, deshalb gibt es da eine positive Rückkkopplung. Sie sind aber gefährlicher als der normale Mischverkehr auf der Fahrbahn. Zumindest in der Stadt.


Da bin ich doch sehr skeptisch. Ist es denn valide, die Unfallstatistiken so auszuwerten? Bei Vorhandensein eines Radwegs fahren doch im Zweifelsfall mehr Leute Rad, insbesondere auch solche, die sich den Überlebenskampf im Mischverkehr nicht zutrauen.




Siehe hierzu meine Antwort auf die Frage von Techniknörgler. Auf Wikipedia findet sich, ohne jeden einzelnen geprüft zu haben, auch eine Reihe von Belegen.

Freyfrank Offline



Beiträge: 17

14.09.2011 16:28
#15 Gedanken eines Laien zur Sicherheit auf Radwegen Antworten

Zitat von Techniknörgler
Wirklich? Wusste ich gar nicht. Beleg und Begründung? Erscheint mir nämlich unintuitiv.


Beleg:

Ich habe mich nicht mit Studien zum Thema beschäftigt und kann zu meiner Schande nur auf Bernd Slukas Quellenliste verweisen, insbesondere Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) 1993. Jener Bernd Sluka hat sich aber, wie man an seiner Seite erkennen kann, schon sehr auf Radwege eingeschossen :/ Eine Vorauswahl ist deshalb nicht nur nicht auszuschließen, sondern wahrscheinlich.
Ja, das ist eher schwach. Aber die "BASt 1993" hat immerhin mit zur Aufhebung der allgemeinen Benutzungspflicht von Radwegen 1997 geführt, das spricht für eine gewisse Aussagekraft.

Begründung:
[Oder: Wie ich mit einer Mischung aus Common Sense und Hörensagen zu meiner Meinung komme]

Ja, "Radwege sind gefährlich" klingt wirklich erstmal kontraintuitiv. Auf der Fahrbahn sind ja schließlich die Autos und von denen geht ja die Gefahr aus, gell? ;) Diese erste Überlegung ist auch nicht falsch.
Aber man fährt ja nicht immer nur parallel oder antiparallel (Linearverkehr), sondern es gibt ja Kreuzungen und Einmündungen.
An denen rächt sich, dass Radwege die Leute zum Geisterradeln verleiten (eine Idee auf die auf unbemalter Fahrbahn fast niemand kommt).
Und dort verschlechtern Radwege die Sichtbeziehungen - vor allem wenn sie hinter Parkern geführt sind. Aber auch mit Radstreifen, die dieses Problem nicht haben, werden einfach mehr Gefahrenpunkte geschaffen weil sich die Bewegungspfade mehr überkreuzen. Ob der Streifen nun wie ein Hochbord-Radweg die geradeausfahrenden Radler rechts von den Rechtsabbiegern führt - man stelle sich das mal kurz mit den normalen pfeilmarkierten Spuren zum Einordnen vor - oder, schon besser, links davon; es entstehen Kreuzungspunkte die es nicht gibt wenn die verschiedenen Geradeausfahrer (motorisierte und unmotorisierte) einfach hintereinander bleiben.
Gut, auch bei unbemalter Fahrbahn hat der Radfahrer das Recht, *langsam, bremsbereit und aufmerksam* den *ruhenden* Verkehr rechts zu passieren. Aber das ist recht ungefährlich wenn man die Passagen in Sternchen ernst nimmt. Bei Radwegen/-Streifen zischen die Radler nur so rechts vorbei, rein in den selbstverständlich nicht blinkenden Rechtsabbieger.
Dieses Beispiel ist nicht willkürlich gewählt. Geradeausfahrender Radfahrer versus rechtsabbiegender Kraftfahrer ist der typische Radwegunfall, und zugleich einer der oft sehr schwer verläuft. Quelle: Hörensagen von kompetenter Seite.
Dann ist vielen gar nicht klar dass Radwege Teil der Straße sind und deshalb, wenn nicht anders ausgeschildert, dieselbe Vorfahrt gilt wie mit Verkehrsteilnehmern auf der Fahrbahn, die der Radweg begleitet. Dies ist kein den Radwegen inhärentes Problem, aber ein bestehendes.
Auf der Fahrbahn hat man auch schlicht und einfach einen Sicherheitsgewinn dadurch, dass man auf seinem Bewegungspfad einer von vielen ist. Wer rechnet im tiefsten Winter wirklich mit Verkehrsteilnehmern die auf dem Radweg herankommen? In derselben Situation ist aber auch das Sturzrisiko erhöht, deshalb ist das Beispiel zwiespältig. Für Eis gibt es ja Spikes, bei üblem Schneematsch (gegen den [strike]kein Kraut gewachsen[/strike] kein Reifen gebacken ist) kann dann schonmal der Rad/Fußweg sicherer sein.

Überland findet vor allem Linearverkehr statt und es gewinnt der einfache Zusammenhang von oben an Bedeutung. Dort kann Separation (Radwege) die Sicherheit erhöhen, wenn sie an den Kreuzungen gut gemacht sind. Das Rechtsabbiegerproblem kann man dort entschärfen indem man den Radweg nach außen hin verschwenkt, so dass der Rechtsabbieger erst abbiegt und dann dem geradeausfahrenden Radler seine Vorfahrt gewährt (dabei muss er seinen Kopf auch nur so weit drehen dass das auch alte Fahrer hinbekommen). In der Stadt ist für diese Bauart im Allgemeinen kein Platz.
Aber vorsicht: das Wiedereinfädeln nach einem Stück Radweg schafft auch einen neuen Gefahrenpunkt. Für eine Verbindung zwischen zwei nahegelegenen Dörfern (deren Dorfstraßen zu eng sind für irgendwelche Radverkehrsanlagen) übersteigt dieser Schaden wahrscheinlich den Nutzen.

Freyfrank Offline



Beiträge: 17

14.09.2011 18:29
#16 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Zitat
Zum ADFC habe ich eine geteilte Meinung. Einerseits kommen von dort vernünftige Stellungnahmen und Vorschläge; die Interessen der Fahrradfahrer müssen auch vertreten werden. Andererseits werden Aktionen durchgeführt, die mich sehr an der Seriosität zweifeln lassen, wie z.B. eine Art Demonstration mit bewusst langsamem Radfahren in großen Gruppen. Man will damit die Autofahrer behindern.


Critical Mass? Ja, ganz großer Unfug. Scheint mir eine Form der Sippenstrafe.
"Weil es gewisse Autofahrer gibt die mich gefährden oder behindern, behindere ich irgendwelche anderen Autofahrer".
Und das wäre noch eine der besseren Begründungen.

Zitat
An den Punkten, die ich konkret im Auge habe, fuhren die Radfahrer fast im Schrittempo über eine Brücke (inzwischen ist dort eine Baustelle, deshalb kann man es nicht beobachten). Gestoppt werden dabei meist die wirklich friedlichen Leute, also Mütter mit Kind auf dem Kindersitz oder Kunststudenten auf dem Weg in den Malsaal (etwas überspitzt formuliert). Jedenfalls Radfahrer, die für niemanden eine Gefahr darstellen.


Wenn friedlich langsam und defensiv heißt, hilft das natürlich.
OK, jetzt kann ich das Wort "Abzocke" nachvollziehen, das mir aufgestoßen ist (klang wie der Autofahrer der über die Blitzer-Abzocke vor der Grundschule schimpft). So ähnlich verhält es sich in Nürnberg auf dem Hauptmarkt, einem Stückchen Fußgängerzone das mitten auf einer Rad-Verbindungsachse liegt und nur unter so einigen Höhenmetern mit Kopfsteinpflaster zu umfahren ist (so mach ich's, aber die Omas mit ihren zu lang übersetzten Dreigangrädern schaffen das ja gar nicht).

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

15.09.2011 11:05
#17 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Zitat von energist
Auf Wikipedia findet sich, ohne jeden einzelnen geprüft zu haben, auch eine Reihe von Belegen.


Sehr interessant, und auch gut nachvollziehbar. Die Hauptgefahren sind wohl eindeutig da zu verorten, wo ein Radweg schlecht gemacht ist.

Aber es heißt da ja auch:

Zitat
äußern sich die originären Untersuchungsberichte auch über mögliche Verzerrungen durch nicht untersuchte Einflüsse und sind äußerst vorsichtig hinsichtlich der Übertragbarkeit auf allgemeine Aussagen


Ich vermute, diese Übertragbarkeit bezieht sich u. a. auch auf die Frage, wer denn jeweils Rad fährt. Mit kleinen Kindern fährt man einfach nicht im normalen Straßenverkehr mit. Wo kein Radweg ist, fällt das Rad dann einfach als Verkehrsmittel weg. Und das gilt ähnlich für andere Radler, die sich den vollen Straßenverkehr nicht zutrauen bzw. keine Lust darauf haben.

Wenn man dann nun statistisch eine Verkehrssituation untersucht, wo nur geübte Erwachsene auf normalen Straßen mit dem Rad unterwegs sind, verglichen mit Radwegen, wo die Masse der Kinder, Alten und Ungeübten fährt - dann ist die Unfallstatistik ziemlich verzerrt.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

15.09.2011 16:57
#18 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Zitat von R.A.
Sag' doch einfach mal dem Betreiber des alten Blogs Bescheid, er könne das auch tun ;-)



Wenn du mal einen ehemaligen Mitautor des alten Blogs fragst, wird er dir sicher bestätigen, dass es eine ständige Einladung dieser Art gibt

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

energist Offline




Beiträge: 322

15.09.2011 16:58
#19 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Zitat von R.A.
Wenn man dann nun statistisch eine Verkehrssituation untersucht, wo nur geübte Erwachsene auf normalen Straßen mit dem Rad unterwegs sind, verglichen mit Radwegen, wo die Masse der Kinder, Alten und Ungeübten fährt - dann ist die Unfallstatistik ziemlich verzerrt.



Dazu, werter R. A. kann ich nur wiederholen: die relative Gefährlichkeit bestimmter Fahrweisen, die dort in der Graphik „Relatives Unfallrisiko auf Radwegen an Kreuzungen“ angegeben ist, deckt sich absolut mit meinen Erfahrungen. Gerade wenn es in der Stadt eng und hektisch wird, übersiehen Autofahrer Radfahrer, die auch noch auf der gefühlt falschen Seite des Fahrzeuges sind, schnell. Ich bin in der Hinsicht ein gebranntes Kind – zweimal wurde ich von einem Rechtsabbieger ohne Chance auf Reaktion umgelegt, einmal lief es glimpflich ab, das andere Mal gerade noch haarschaf – , so daß ich inzwischen in der Stadt grundsätzlich auf der Straße fahre.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

15.09.2011 17:03
#20 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Zitat von energist
die relative Gefährlichkeit bestimmter Fahrweisen, die dort in der Graphik „Relatives Unfallrisiko auf Radwegen an Kreuzungen“ angegeben ist, deckt sich absolut mit meinen Erfahrungen.


Diesen Erfahrungen widerspreche ich ja überhaupt nicht - das habe ich doch selber schon erlebt.
Deswegen fahre ich an solchen Stellen auch völlig defensiv und verzichte gegenüber den Rechtsabbiegern eigentlich grundsätzlich auf mein Vorfahrtsrecht.

Der Punkt ist aber: Wenn man auf Radwege generell verzichtet, dann wird es den größten Teil des Radverkehrs schlicht nicht mehr geben. Natürlich gibt es dann auch weniger Unfälle - aber sinnvoll wäre das wohl nicht.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

15.09.2011 17:05
#21 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Zitat von Rayson
Wenn du mal einen ehemaligen Mitautor des alten Blogs fragst, ...


Angesichts unserer ständigen gegenseitigen Aufforderungen zu Selbstgesprächen frage ich mich, ob die parallel ("kranke Europäer") diskutierte These nicht doch stimmt und 40% der Bevölkerung in Behandlung müßten

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

16.09.2011 03:48
#22 RE: Gedanken eines Laien zur Sicherheit auf Radwegen Antworten

@ Freyfrank:

Vielen Dank für die informative Antwort. Darüber habe ich mir nämlich so noch keine Gedanken gemacht.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

17.09.2011 00:54
#23 RE: Gastbeitrag von Stefanolix: "Stadtradeln" und eine Erinnerung an die DDR Antworten

Es gibt neue Entwicklungen: Die größte Lokalzeitung springt auf den Zug auf und verkündet die CO2-Einsparungen als Tatsache. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen:
http://stefanolix.wordpress.com/2011/09/...sische-zeitung/

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